bis auf die nothwendigsten entlaßen wurde. Heute haben Se. K. H. und Eminenz die Aufwartung des diplo⸗ matischen Korps, der Landstaͤnde, des K. K. Kreis⸗ Amtes, und der uͤbrigen Civil⸗Autoritäaͤten angenommen, statteten darauf Sr. Maj. dem Kaiser von Rußland, und Sr. Maj. dem Koͤnige von Preußen Ihren Be⸗ such ab, und erhielten diesen von beiden M. M. er⸗ widert. — Mittags traf der Feldmarschal Heinrich Graf Bellegarde ein. — Der Landesgouverneur von Maͤhren und Schlesien, Friedrich Graf Mitrowsky wird in einigen Tagen hier erwartet.
Neapel v. 1. Nov. Auf unserer Rhede liegt fortwaͤhrend die Englische Eskadre, und ist durch das von Lißabon kommende Linienschiff Vengeur (auf welchem Marschal Beresford seine Ueberfahrt aus Brasilien machte) verstaͤrkt worden. Sie erwartete noch die Fregatte Glasgow von Gibraltar. Eine Eng⸗ lische Fregatte und eine Korvette lagen bei Bajaͤ vor Anker. — Die Nachrichten aus Sizilien lauten guͤn⸗ stig; das Volk von Palermo schien alle Gedanken au Unabhaͤngigkeit aufgegeben zu haben; Girgenti und Trapani hatten sich unterworfen, und beschaͤftigten sich, Deputirte zum Neapolitanischen Parlamente zu waͤhlen. Der Fuͤrst S. Cataldo soll sich, von den
Seinigen verlaßen, nach Malta gefluͤchtet haben. Gen. Florestan Pepe hatte unterm 21. Okt. einen ausfuͤhrlichen Bericht uͤber die letzten Militairopera⸗ tionen, und ein Verzeichnis Derjenigen, welche sich dabei besonders hervorgethan, eingesandt. —
Der See⸗Minister de Thomasis sagte unter an⸗ dern in seinem Berichte uͤber die Marine. Gegen⸗ waͤrtig besitzen wir disseit des Faro 3127 Kauffahr⸗ tei⸗Schiffe und 1047 Fischer⸗Barken; jenseit des Faro 438 Fischer⸗Barken und 1432 “ Dis ist der gegenwärtige Stand unsrer Handels⸗Marine. Allein das heutige Europa ist nicht mehr das was es vor 30 Jahren war. Die Ausbreitung des Acker⸗Baues im Norden Europa's und in Nordamerika, der nie⸗ dere Preis der Grundstuͤcke und ihres Pachtes in je⸗ nen Gegenden, die freie Ausfuhr ihrer Erzeugniße, die allgemein verbreiteten Oliven⸗Pflanzungen, die sonst fuͤr das ausschließliche Erzeugnis Italiens oder Griechenlands galten; die an die Stelle unserer So⸗ den gesetzten fremdartigen Bereitungen, die Verall⸗ gemeinerung der Gewinnung des Meersalzes ꝛc. be⸗ wirkten, daß diese Produkte, wie das Getralde, eins unsrer Haut⸗Erzeugniße, nur eine geringe Anzahl von Kaͤufern, hingegen viele Nebenbuhler sinden. Fuͤr das Oel ist eine Verringerung des Preises zu fuͤrch⸗ ten. Die Soden haben beinahe keinen Werth mehr, und unsre Wolle wird bereits um ein Drittheil wohl⸗4 feiler als die Spanische, Franzoͤsische, Englische und Ober⸗Italienische verkauft. Diese neue Ordnung der Dinge wuͤrde nur die Preise in Anspruch nehmen, und kein wirkliches Uebel erzeugen, wenn wir ohne auslaͤndische Produkte seyn, und augenblicklich unsre Kontributionen, unsern Militair⸗Etat, und vor allen die Privat⸗Ausgaben vermindern koͤnnten; allein ein allgemeiner Ersparungs⸗Geist ist mehr das Ergebnis der Zeit und der Sitten als das der Gesetze. Es wird daher erste Nothwendigkeit, zu einem Auswege
u schreiten, wenn wir Beduͤrfnis und Mittel ins Bleichgewicht setzen wollen; der einzige Ausweg aber besteht im Uebertritte zu andern Quellen des Reich⸗ thumes, naͤmlich zu Manufakturen und zur Schiffahrt. Unleugbar ist es, daß diese Zweige menschlicher Indu⸗ strie die sie pflegenden Nationen heben und bereichern, und die andern, die es unterlaßen, jenen zinsbar ma⸗ chen, wie es mit uns der Fall ist. Sohin fragt es sich nicht mehr, ob wir eine Kriegs⸗Marine aufstellen ollen, sondern wie sie beschaffen, wie stark, und wie
e verkoͤstigt und verwaltet werden solle. Hieranf
ging er zur Kriegs⸗Marine uͤber, und fuͤhrte an, daß
im Bezirke von Neapel sich 246 Marine⸗Fahrzeuge ngtetz76 Nh. dn 511 * 1“X“
befaͤnden; diese Anzahl ist aber nur scheinbar, und muß zur Verhinderung aller Taͤuschung in drei Klaßen gethelꝛlt werden; in die dienstbrauchbaren, in die re⸗ paraturfaͤhigen, in die voͤllig unbrauchbaren. Zur ersten Klaße gehoͤren: 1 Linien⸗Schiff, 2 1 Korvette und 60 groͤßere und kleinere Zur zweiten Klaße: 1 nicht ausgebautes Linien⸗Schlff, 2 Fregatten und 49 groͤßere und kleinere Schiffe. Zur dritten Klaße: 1 Linien⸗Schiff, 1 Fregatte, 3 Kor⸗ vetten und 25 groͤßere und kleinere Fahrzeuge⸗ Au⸗ ßerdem sind in den Bezirken von Palermo und Meßina, und in andern Stationen Siziliens einige 90 Fahr⸗ Zeuge; das Geruͤcht aber giebt den groͤßten Theil derselben als schadhaft an. Auf den fruͤheren Vor⸗ wurf, den die Deputirten dem Ministerium uͤber deßen Saumseligkeit machten, entgegnete der Prasident des Parlamentes, daß es, zur Erhaltung des Friedens, blos nothwendig sey, die Graͤnzen zu decken, und daß damit die Regierung unablaͤßig beschaͤftigt sey; man solle sich weder von uͤbertriebenem Enthusiasmus, noch von zu großer Furcht hinreißen laßen; der eine wie der andre schade der Sache der Freiheit. Mut und Festigkeit seyen die besten Vertheidigungs⸗Mittel. Nan verlaße sich auf das Heer, das imponirend ge⸗ nug sey. Uebrigens muͤße man streng auf der De⸗ fensive halten, und nicht zur Offensive greifen; das sey das einzige Mittel, die Unabhaͤngigkeit zu behaup⸗ ten. Ueber den Antrag des Kriegs⸗Ministers, die Einberufung der Verabschiedeten einzustellen, da das Heer vollzaͤhlig sey, ward entgegnet, man solle damit fortfahren, und nach einer konstitutionellen Norm Die⸗
jenigen zuruͤcksenden, die zu Hause unentbehrlich waͤren.
Der Deputirte Dragonetti fand sich ver⸗ anlaßt, das Parlament in einer heftigen Rede hart zu tadeln. Es ist, sagte er, jetzt nicht der Augenblick zu untersuchen ob dreißig oder vierzig Gefangene in Freiheit zu setzen sind oder nicht, in einem Augenblicke, wo bei einem fortgesetzten aͤhnli⸗ chen Benehmen des Parlamentes, es sehr problema⸗ tisch bleibt, ob sieben Millionen Neapolitaner die kaum erworbene Freiheit sich erhalten, oder eigentlich ob sie anfangen werden wirklich frei zu seyn. Die Kortes Spaniens, sind am zwanzigsten Tage ihrer Vereini⸗ guüͤng schon im Besitze von mehr als acht hundert Gluͤckwunsch⸗Addreßen gewesen, unser Parlament leidet zur Zeit noch gaͤnzlichen Mangel daran. Ohne eine zweimonatliche Vorausbezahlung der Grundsteuer 8 wir niche 55
Die Fuͤrsten Torello und Strongoli so wi Marchese Turris haben der EE— sion, die ihnen abgefoderten Pferde uͤberlaßen, ohne den gesetzmaͤßig bestimmten Preis zu nehmen. Auf Befehl S. K. H. des General⸗Vikars wurde am 29. Okt. auf dem Marsfelde, uͤber achtzehn tausend Mann Truppen verschiedener Waffengattungen, uͤber die marsch⸗ fertige Kavalerie, über drei Batterien Linien⸗ und eine Batterie leichter Artillerie Heerschau⸗ gehalten. — Um Dra⸗ Fäöstt s erwaͤhnten Klagen abzuhelfen, sind auch zwei [ddreßen an Se. Maj., und an das Parlament einge⸗ laufen. Die erste spricht den waͤrmsten Dank fuͤr die vaͤterlichen Gesinnungen Sr. Maj. aus, und schildert die gluͤckliche Lage des Reiches, und die zunehmende Moralitaͤt des Volkes, seit Einfuͤhrung der Konstitu⸗ tion, indem sich die Zahl der Straßenräͤuber, und an⸗ derer Verbrecher, um zwei Drittheile vermindert ha⸗ be, und die Konskribirten, welche sonst in Ketten zu ihren Regimentern geschleppt worden waͤren, nun mit Jubel zu ihren Fahnen eilten. Diese Wunder, schließt die Addreße, habe ein Monat hervorgedracht. — Wer den letzten Neapolitanischen Krieg im Andenken in Se bö8 Reisenden durch die Laͤnder Nea⸗ pels gelesen hat, finder sich hier allerdings berechti⸗ get an Wunder zu glauben. al mnaenge
½ 4 u8 sumsEzmedane dng zaebe Iüunosr se ia; — drdagbün 1568. 184 Fre .5 ht G , 526, u Atr S
ahrzeuge.
1,922,451 Rub. die Ausfuhr dahin aber, 1,032,648
zum 102ten Stuͤcke der Allgemeinen Preußischen Staats⸗Zeitung,
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Krakau. Am 16. Okt. wurde hier auf dem Berge Branislaw, Thaddaͤus Kosziuszko's Grabhuͤgel errichtet. Nach Abhaltung eines Hochamtes unter freiem Himmel, und nach einer Rede des Gen. Paszkowski, verschloß der Praͤsident des Senates, Stanislaus Wodzicki, eine aufgenommene Urkunde in die Hoͤlung der Grundlage, und schuͤttete dann die erste Erde auf. Im naͤchsten Augenblicke loͤste sich der weite Kreis der Zuschauer, und Jeder und Jede ohne Unterschied des Geschlechtes oder Stan⸗ des beeiferte sich, Handwagen mit Erde herbeizuziehn und das Huͤnen⸗Denkmal zu thuͤrmen. — Die Ein— nahme des letzten Koncerts, das Mad. Catalaui hier gab, bestimmte sie halb zu Kosziusko's Denkmal, halb zum Besten der Armen. t. Petersburg v. 19. Okt. Am Abend des 17. d. M. haben im 2. Garde Regimente, genannt v. Semenowsky, einige Unordnungen stattgefun⸗ den. Es scheint daß das Betragen des Oberst⸗ Kommandanten sie gewißermaßen veranlaßt hatte. Nisbraͤuche der Gewalt, und eine Strenge am un⸗ rechten Orte, welche dieser Offizier sich zu Schulden kommen ließ, hatten das Misvergnuͤgen der Solda⸗ ten erregt. Die Soldaten einer Kompagnie verei⸗ nigten 2 des abends zu einer ungehoͤrigen Stunde, um auf ungesetzlichem Wege ihre Klagen anzubrin⸗ gen; und da sie sich weigerten ihren Chefs, die sie zur Ordnung zuruͤckriefen, zu gehorchen, so wurden sie zur Festung abgefuͤhrt. Hierauf rotteten sich mehre Haufen in den andern Bataillons desselben Regimentes zusammen, und die militatrischen Gewal⸗ ten sahen sich endlich genoͤthigt dieselbe Strenge gegen sie anzuwenden. Sie that volle Wirkung. Die Schul⸗ digen begaben sich ohne den mindesten Widerstand zur gefaͤnglichen Haft. Am folgenden Tage wurde das ganze Regiment aus St. Petersburg entfernt. Die Aufruͤhrer werden vor ein Kriegsgericht gestellt. Das Betragen des Obersten soll einer strengen Un⸗ tersuchung unterworfen werden. Alle H fiziere haben in ihren Bemuͤhungen gewetteifert um mehr ver⸗ irrte als strafbare Gemuͤther zur Pflicht zuruͤckzufuͤh⸗ ren, und in keinem anderen Regimente der Petersbur⸗ ger Garnison hat sich irgend eine Anzeige von Mit⸗ schuld ergeben. Uebrigens hat das v. Semenowsky⸗ sche Regiment, als es den Befehl zum Marsche er⸗ hielt, die groͤßte Unterwuͤrfigkeit bezeigt. Seine In⸗ subordiuation ist mit keiner gewaltthaͤtigen Handlung begleitet gewesen. Waͤhrend der ganzen Dauer des Auftrittes, haben die Soldaten nicht einmal die Waf⸗ fen ergriffen, obgleich sie nichts daran verhindert haͤtte. Indeßen sind unsre Gesetze in dieser Bezie⸗ hung unerbittlich, und setzen gegen jedes Verbrechen dieser Art die schaͤrfsten Strafen fest. Die oͤffentliche Ruhe ist nicht einen Augenblick in der Hauptstadt gestört worden. — Die Kaiserin Maria Feodorowna Maj. hat ein Exemplar der ihr, auf ihrer Reise durch Boͤhmen uͤberreichten, in teutscher Sprache abgefaß⸗ ten rußischen Grammatik des Priesters Puchmaier zu Radniza, der Akademie zugestellt. — Zu Tobolsk
hatte man am 18. Sept. ein sehr heftiges Donner⸗
Wetter. Zu Taganrog betrug im Aug; die Einfuhr Waaren aus Feodosia, Konstantinopel ꝛc.
Neuwied v. 30. Okt. Heute starb der um die
vaterlaͤndische Alterthumskunde hochverdienke Haupt⸗ mann Hoffmann nach langem Leiden an der Lungen⸗ Sucht. Ein geborner Braunschweiger, kam er vor ei⸗
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nigen 30 Jahren als Lehrer der Mathematik fuͤr die Prinzen des fuͤrstlichen Hauses hieher, und hat als solcher nicht nur, sondern auch in den spaͤterhin ihm uͤbertragenen Geschaͤften, bei seiner vielseitigen wahr⸗ haft gelehrten Bildung ein dankbares Lob hinterlaßen. Durch seine Untersuchungen und Ausgrabungen der Roͤmischen Alterthuͤmer der hiesigen Gegend, so wie durch die aͤußerst gefaͤllige Mittheilung und Erklaͤrung derselben, selbst als diese bei seinem 2 heftigen Brust⸗ Leiden ihm sehr beschwerlich sielen, ist er Jedem be⸗ kannt, welcher mit Sinn fuͤr diese Sache zu ihm
kam, und er vergaß dann sich, und seine schwache
Brust; zu verargen war es wol schwerlich wenn er bei fluͤchtig reisenden Neugierigen, die kein wahres Intereße blicken ließen, kurz abbrach, und dann oͤfters fuͤr ungefaͤllig gehalten wurde. Wenn auch seint langwierige Krankheit wol die hauptsaͤchliche Ursache war, daß er uͤber die gemachten alterthuͤmlichen Nach⸗ forschungen kein vollstaͤndiges Werk ausarbeitete und nur Bruchstuͤcke hinterließ: so hat er sich doch nichts desto weniger ein bleibendes Verdienst durch die Her⸗ ausgabe der Briefe unseres herrlichen zu fruͤh ver⸗ blichenen Prinzen Victor erworben, so wie durch die Uebersetzung „des Krieges in Indien“ unsres Thorn. In seinen letzten Stunden verweilte 1 mit Dankbarkeit bei der eeeeegg Theilnahme (seine eigenen Worte), welche ihm von seinem Fuͤrsten und deßen Familie, so wie von seinen Freunden zu Theil wurde; vermißen werden ihn Alle noch lauge. ergen v. 13. Nov. „ auf dem 11. d. M. sank bei einem fuͤrchterlichen Sturme, ein Schwedisches Fahrzeug, von Stockholm nach Helsingborg bestimmt, und mit Eisen beladen, ohngef. 4 Meilen von den Kuͤsten Jasmunds auf Ruͤ⸗ gen, so ploͤtzlich, daß die am Bord bebrehefc ..“ Mann, kaum Zeit hatten sich in die kleine Jolle zu wersen, und kaum daß dies geschehen, war von dem Schiffe nichts mehr zu sehen; in bestaͤndiger Gefahr, von den ungeheueren Wellen verschlungen zu werden, kamen die Geretteten durchnaͤßt und ebae. an das Land, wo sie von den Bewohnern Hilfe und Pflege erhielten.
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Berlin. Der Handel mit Talg hat in diesem Jahre eine ganz fremdartige Richtung genommen. Statt daß dieser Artikel sonst aus Rußland uͤber Stettin einging und nach Schlesien verfuͤhrt wurde, auch die hiesigen Kaufleute ihren Bedarf uͤber jene Stadt bezogen, kommt derselbe jetzt von Schlesten hier im freien Verkehr an, wohin er aus Polen, Gal⸗ lizien und Ungern zur Achse eingefuͤhrt wird.
Seit Kurzem sind drei Steindruckereien hier zum Privatgebrauche errichtet worden.
Der hiesigen Nikolaikirche sind von dem Kauf⸗ mann Beerwald zwei große weiß metallene und stark versilberte Altar⸗Leuchter als Geschenk dargebracht worden.
Bei der bekannten am 12. Sept. d. J. statt ge⸗ habten Feuersbrunst in der Stadt Kyritz sind 62 Feu⸗ erstellen mit Hintergebaͤuden und Scheunen — das Obdach von 90 Familien — in Asche verwandelt wor⸗ den. Mehr oder weniger fanden sich die Abgebrann⸗ ten dem Elende preisgegeben, und die Noth war um so dringender als der Wiuter herannahte. Hilflei⸗ stung aus besonders dafuͤr ausgesetzten Staatsfonds
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In der Nacht vom 1o0.