1820 / 103 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 25 Nov 1820 18:00:01 GMT) scan diff

liegt in unserer Verfaßung, aber die nothwendige Ord⸗ nung, der Gang der Untersuchung durch die Behoͤr⸗ den, die Pruͤfung und Feststellung der Retablißements⸗ Plaͤne erfodert Zeit. war augenblickliche Hilfe noͤthig. Se. Maj. haben daher, in Erwaͤgung, daß mit einer Durchschnittsumme von 50 Rthln. auf die Familie gerechnet, bei einer verstaͤndigen Eintheilung durch den Magistrat, der ersten und dringendsten Noth gesteuert werden koͤnne, mittelst Kab. Ordre v. 3. d. K der Stadt Kyritz vorerst eine Unterstuͤtzung von 5000 Rthln. bewilligt, welche auch sogleich zur Disposition gestellt worden. Das weitere Retabliße⸗ 28 „Verfahren kann nun seinen ruhigen Gang gehen. Koblenz. 15. Nov. In der Abendzeitung von No. 218 bis 222 finden sich unter der Rubrik „Nie⸗ der⸗Rhein“ verschiedene Nachrichten uͤber Aachen, Köln, Bonn und Koblenz, die mehr oder minder einer Berichtigung beduͤrfen; wir wollen uns jedoch auf folgende beschraͤnken. Es wird naͤmlich von der Einrichtung der hiesigen St. Florins⸗Kirche zum Ge⸗ brauche der evangelischen Civil⸗ und Garnison⸗Ge⸗ meinde gesprochen, und dabei einer Begebenheit aus dem Monate Julius erwaͤhnt, die am 3. Aug., als am Geburts⸗Tage des Koͤniges zum Ausbruche gekom⸗ men und kein geringer Beitrag*) zur heterogenen Stimmung des Zeitgeistes sey. Es soll bei der ver⸗ einigten evangelischen Civil⸗Gemeinde uͤber die Ver⸗ zierung der Kirche durch Malerei und Schnitzwerk Streit entstanden seyn; die Reformirten haͤtten die Malerei wol dulden wollen, nicht aber die geschnitzten Engel (sie sind von Thon gebrannt) welche als Karyatiden die Lichter auf dem Altare tragen, nicht die geschnitz⸗ ten Apostel am Altare (sie sind auf Gold⸗Grund ge⸗ malt) und die Engelskoͤpfe. Darauf sey ein Bilder⸗ sturm des neunzehnten Jahrhunderts entstanden, in⸗ dem Feeb die Protestanten (hierunter meint der Versaßer die Lutheraner) die Bilder in Schutz ge⸗ nommen; die Kirche habe, ohngeachtet des Befehles Sr. Majestaͤt am 3. August nicht eingeweiht werden koöͤnnen u. s. w. Diese Begebenheit aber hat sich gar nicht begeben. Erst jetzt hat man auf genaue Nach⸗ forschung erfahren, daß Einige geaͤußert haͤtten, es waͤre vielleicht schoͤner, wenn statt des Krucifixes ein einfaches Kreutz auf dem Altare staͤnde. Es ist aber nie ein Streit oder irgend eine Diskußion daruͤber gewe⸗ sen, noch weniger die Einweihung der Kirche deshalb verschoben worden, so wie es falsch ist, daß S. M. der Koͤnig diese auf den 3. August festgesetzt haͤtten. Es hat nmie Lutheraner und Reolmlrre hier gegeben, sondern sie waren immer zu einer kleinen Gemeinde vereinigt, welche jetzt durch die Garnison⸗Gemeinde vergroͤßert ist. Die Idee, die Kirche am Geburts⸗ Tage des Koͤnigs, als Stifters derselben, einzuwei⸗ hen, kam von der Regierung in Koblenz her; die inweihung aber unterblieb, nicht wegen einer ertraͤum⸗ ten Bilderstuͤrmerei, sondern weil die Civil⸗ und Mi⸗ litair⸗Geistlichkeit zuvor eine gemeinschaftliche Kirchen⸗ Ordnung, Liturgie ꝛc. verabreden mußten. Sie fand auch bald darauf statt und zwar in groͤßter Eintracht und auf eine feierlich andäͤchtige Weise, ohne daß die zum Schnitzwerk avancirten gemalten Apostel irgend Jemand ein Aergernis gegeben haͤtten, so wie denn auch die vergoldeten Engel ihre Lichter in Frieden forttra⸗ gen, ohne daß sie Jemand unfreundlich darum ansaͤhe, oder sie selbst Zemanden aus der Gemeinde. Et voila comme on écrit l'histoire! Das Resultat der diesjaͤhrigen Ernte im gen Regierungs⸗Bezirke ist folgendes:

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) Der Verfaßer will vielleicht sagen: „Beitrag zur Geschichte des ꝛc.“ denn sonst hat die Stelle keinen Sinn, welches Schicksal jedoch mehre Stellen des Berichts

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Waizen Spelz Roggen 6628 Gerste 1960

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9 6627 8 616 artoffeln - 115854 1 Der hoͤchste Koͤrner⸗Ertrag war beim Waizen der Einsaat im Kreise Linz; vom Spelz 8 * im Kreise Mayen; vom Roͤggen 6 im Kreise Kochem; von der Gerste, gt im Kr. Kochem; vom Hafer 10 ¾ im Kr. Linz. Der Durchschnitt⸗Ertrag aller Kreise ist: Waizen Spelz 6 ⅞, Roggen 41, Gerste 75⅛, Hafer 73½. . Promberg⸗ Mit wahrhaft freudiger Theil⸗ nahme seiner Parochie, und der umliegenden Gegend feierte der Kanonikus und Propst Blumenhoff zu Slesin am 15. v. M. das Jubelfest seines Priester⸗ Standes mit der Heiterkeit und Lebens⸗Kraft eines Juͤnglings. Zehn Geistliche warteten dem ehrwuͤrdi⸗ gen Greise bei Verrichtung der zweiten Primitien auf. Nach dieser Ceremonie traten zwei Ehepaare die zwar in Armut, jedoch in Eintracht und Got⸗ tesfurcht bereits 5o Jahre zusammen gelebt hatten, vor den Altar, und der Jubel⸗Greis verrichtete selbst die Jubel⸗Weihe mit solcher Wuͤrde, daß die versam⸗ melte Gemeinde auf das tiefste geruͤhrt ward. Be⸗ merkenswerth ist dabei, daß diese zwei Jubel⸗Ehe⸗ eS2 ebenfalls aus dem naͤmlichen Dorfe Slesin ge⸗ oren sind, auch stets daselbst gelebt haben. Am 24. v.⸗ M. gerieth die Frau des Buͤrgers und Toͤpfermeisters Kowalski zu Schneitz, in heftigen Streit mit ihrem Manne; derselbe ging endlich in Thaͤtlichkeiten uͤber, und in der ungezähmten Wuth warf die Frau ein Kohlmeßer, womit sie eben beim Kohl⸗Einlegen beschaͤftigt war, in die Brust ihres Mannes traf deßen Herz, und in einer Stunde ath⸗ mete er das Leben aus. Drei Kinder verloren in diesem Augenblick ihren Versorger; die Thaͤterin ist ge⸗ faͤnglich eingezogen und der Kriminal⸗Untersuchung uͤbergeben worden. 1 Paderborn. Den 11. Nov. brannten im Dorfe Hverhagen, ¾ Stunden von hier, zwei Haͤuser ab, wo⸗ bei leider ein dreijaͤhriges Kind in den Flammen hat umkommen muͤßen. 1 1 Kropstaͤdt. Am 29. Maͤrz d. J. uͤberschlug auf der Elbe vhnweit Klein⸗Wittenberg ein Kahn mit 13. Frauens⸗Personen, meistens aus den naͤchsten Anhalt⸗ Deßauischen Ortschaften, die vom Wittenberger Wo⸗ chenmarkte zuruͤckkehrten, und bei ausgetretenem Elb⸗ Strome den gewoͤhnlichen Weg zu Lande nicht verfol⸗ gen konnten. Eilf davon nebst dem Kahnfuͤhrer wur⸗ den gerettet, und deshalb von des Koͤniges Maj. dem Fischermeister Gottlob Jaͤhnicke, 1““ 1 Traugott Mucke, und dem Gottlieb Jaͤckel, allerseits zu Klein⸗Wittenberg, welche sich bei diesem Ereigniße besonders thaͤtig bewiesen und die Rettung jener 11 Personen vollendet hatten, edem eine Praͤmie von 10 Rthlrn. bewilliget, welche ihnen in die⸗ sen Tagen ausgezahlt werden wirdrd.

Wechsel⸗ und Geld⸗Kourse. St. Petersburg, v. 22. Okt. Auf London 10 Pence. Auf Amsterdam z018, auf 3 Mon. 10¾ Stuͤber. Auf Hamburg 9 , *v, auf 3 Mon. 91 Schill. Bko. Auf Paris 106 ¾ auf 3 Mon. Centim. Hoollaͤndische Dukaten 21 Rub. 85 Kop. neue. Agio auf Gold 2 Rub. 72 Kop. Agio auf Silber 2 Rub. 72 Kop.

6 pC. Assignationen à 100 pC. 6 pC. metall. à 87 pC. 5 pC. dito Baring u. Hope’'s Anleihe bei Stieglitz u. Komp. à 73 ½ pC. oder Kop. Assign. pr.

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8 Kronik des Tages. Der Dr. Schwabe*) in London, Prediger bei

der protestantischen Kirche in Moorfields, ist zum

Prediger bei der dortigen Koͤnigl. Preuß. Gesand⸗

schaft ernannt worden. Frankfurter Regierungs⸗Bezirk. Der durch den Tod des Landjaͤgers Stein erledigte Oberforsterdienst zu Braschen, Forst⸗Inspektion Kroßen⸗ ist dem darauf beanwartschafteten reitenden Feldjaͤger Kreth mit dem Praͤdikate als Oberfoͤrster verliehen worden. Bekanntmachung. Seine Koͤnigl. Maj. von Preußen haben durch die Verordnung, wegen Ein⸗ richtung des Hypothekenwesens in dem mit den Preu⸗ ßischen Staaten vereinigten Herzogthume Sachsen vom 16. Juni 1820 der Allgemeinen Hypothekenord⸗ nung vom 20. Dezember 1783., nebst den spaͤteren Gesetzen, wodurch dieselbe erlaͤutert oder abgeaͤndert ist, in den erwaͤhnten Landestheilen Gesetzkraft er⸗ theilt. Nach dieser Verordnung muͤßen alle Hypo⸗ thekenrechte bis zum 1. Januar 1822 bei den kompe⸗ tenten Hypotheken⸗Behoͤrden angemeldet werden, und

Dieser Herr Prediger Schwabe hat sich als Mit⸗ lied des Londoner Hilfvereins fuͤr Teutschland, durch wohlthaͤtige Beruͤcksichtigung Preußischer, durch den Krieg verarmter Unterthanen, um einen großen Theil unserer Hilfbeduͤrftigen, auf eine ausgezeichnete We gemacht. 27 ““

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Stuͤck. Berlin, Sonnabend den 25sten November 1820.

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es sind hierunter auch diejenigen begriffen, welche durch Giltigkeit ihrer Bestellung nach Saͤchsischen Gesetzen zur Eintragung geeignet sind. Diejenigen, welche sich nicht melden, behalten zwar ihre Rechte gegen die Person ihres Schuldners, und koͤnnen sich auch an das ihnen verhaftete Grundstuͤck, in soöfern solches noch in den Haͤnden des gegenwaͤrtigen Besitzers be⸗ findlich ist, halten: gegen einen Dritten aber und zu deßen Nachtheil, soll ein solcher Glaͤubiger kein Real⸗ Recht an dem Grundstuͤcke auszuuͤben im Stande seyn.

Die Hypothekenbehoͤrden verfertigen nach dem 1. Januar 1822. Tabellen aller aͤlteren Hypotheken, und es steht allen Intereßenten frei, vom 1. Jul. bis zum 31. August 1822 diese Tabellen einzusehen und ihre Erinnerungen dagegen der Hypothekenbe⸗ hoͤrde anzuzeigen. Nach Ablauf dieser Zeit koͤnnen keine Erinnerungen mehr vorgebracht werden.

Dies wird fuͤr Jeden, der bei dieser Einrichtung eine Intereße hat, besonders sfaͤmmtlichen Ober⸗ und Untergerichten, wegen der in ihrem Verwahrsam sey⸗ enden Dokumente, zur allgemeinen Kenntnis gebracht, und dabei auf den vollstaͤndigen Inhalt der Verord⸗ nung selbst verwiesen, welche durch das 10. Stuͤck der Gesetzsammlung dieses Jahres bekannt gemacht worden ist.

Berlin den 12. August 1 KNlircheisen. 6O—11164“” .“

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Lißabon. Die Junta hat (nach dem Oesterr. Beobachter) bei ihren Unterhandlungen mit dem Marschall Beresford, Gelegenheit gehabt zu bemer⸗ ken, wie getheilt die Meinungen seyen, und welchen großen Anhang Lord Beresford noch behalten habe.

Madrid v. 7. Nov. Die neusten Sitzungen der Kortes handelten von der Etablirung mehrer Niederlagen in den Spanischen und Amerikanischen Hafen, und von Abhilfe des Kontrebandirens. Die Fersammlung naht ihrem Ende. Der Koͤnig, der sich noch immer im Eskurial befindet, wird belm Schluße der Sitzung wahrscheinlich noch nicht zuruͤck seyn. Die Funktionen der permanenten Kommißion der Kortes beginnen mit dem Schluße der jetzigen Sitzung und enden am 1. Maͤrz, als dem Tage der Wiedereroͤffnung der Sitzung fuͤr das naͤchste Jahr. Die Kortes haben dem Koͤnige die Liste von 42 Kan⸗ didaten zu den zu besetzenden 10 Staats⸗ Rath⸗ Stellen vorgelegt, doch haben Sr. Mazj, ihre Wahl noch nicht zu erkennen zu geben geruht. Einer davon soll aus dem geistlichen Stande, 3 aus den Großen des Reiches, und die 6 Anderen aus der Klaße der

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Privatpersonen genommen wer den. J. Maj. die junge Koͤnigin soll sich im Eskurial um so mehr ge⸗ fallen, als sie die Einsamkeit und Zuruͤckgezogenheit liebt, und sich dort ungestoͤrt ihren Andacht⸗Uebun⸗ gen uͤberlaßen kann.

„Paris17. Nov. S. Majv hoͤrten heute zum Gedaͤcht⸗ niße J. hochsel. Gemahlin, eine Todtenmeße. Bei der heutigen Aufwartung der fremden Gesandten, ver⸗ mißte man den Neapolitanischen. Der außerordent⸗ liche Gesandte des Koͤniges von Neapel am Spani⸗ schen Hofe, Herzog de Cansano ist aus Perpignan, durch Katalonien zu seiner Bestimmung abgegangen. Unter den Kourieren, die jetzt taͤglich durch Ca⸗ lais kommen, bemerkte man kuͤrzlich zwei, die von der Koͤnigin von England nach Malland gesandt waren. Das bisherige Hôtel de Wagram dient jetzt dem Ministerium der Auswaͤrtigen Ange egenheiten zum Geschaͤft⸗Lokal und ist bereits von dem Minister bezogen worden. Die Herzogin von Berry be⸗ suchte das Ho el-Dieu, nahm mit der groͤßten Leut⸗ seligkeit alle Details dieser schaͤtzbaren Anstalt in Au⸗ henschein, und gab uͤberall uͤber die herrschende Rein⸗ ichkeit und Ordnung ihre Zufriedenheit zu erkennen. Der ist nach London

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Englische Minister Canning