1821 / 134 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 08 Nov 1821 18:00:01 GMT) scan diff

kes seiuer dankbaren Voͤlker, ertoͤnte ein lautes „Lebehoch!“ Die Musik siel ein in das Volkzlted: „Heil dir im Sieger⸗Kranz! ꝛc.“ Ein abermaliges „Lebehoch!“ galt dem Andenken des unsterblichen Helden Bluͤcher. Allen tapferen Streitern des Tages, die auf Leipzigs Gefilde schlummern, oder, noch lebend, mit hochherzigem Sinne, sich ihrer Helden⸗Thaten freuen, galt der dritte Ehren⸗Ruf.

Auf der Ruͤckkehr naͤherte sich der Zug dem Garten der An⸗ stalt, wo von der Jugend selbst ein bedeutender Huͤgel geschuͤttet worden, von dem ein hohes Kreuz, mit der Gedaͤchtnis⸗Tafel auf ihren, im heiligen Famff⸗ gebliebenen Bruder Grastatis, herab winkt. Mehre Fackeln eilten die 20 Stufen des Huͤgels hinan und beleuchteten das Kreuz mit dem einfachen Denkmale. Bewegt sang der Chor: „Wie sie so sanft ruhn ꝛc.“ Auch seinem Anden. ken rief die Jugend ein herzliches Lebehoch! und gedachte seiner mit unverkennbar geruͤhrter Stimmung. Der Spaͤt⸗Abend ver⸗ einte das ganze Hauswesen im großen Saale des Erziehung⸗Hau⸗ ses, wo allen ehreuden Gaͤsten, die aus den benachbarten Staͤdten Insterburg, Gumbinnen u. aus der Umgegend sich eingefunden, ein un⸗ erwartetes und uͤberraschendes Schaͤuspiel sich darbot. Sechszehn Fuͤnglinge, in alter Ritter⸗Tracht mit Helm, Schild und Spieß, traten im feierlichen Marsche, unter rauschender Musik auf, und bildeten abwechselnde anmuthige Gruppen. Ebenso viel Knaden mischten sich, als Genien gekleidet, unter die Schaar der Ritter, und es begann eine sehr unterhaltende, den Zuschauer ergoͤtzende, Darstellung von lieblichen Bildern.

In aͤhnlicher Weise werden die Festtage des Hauses alle ge⸗ feiert. Diese sind der Geburts⸗Tag Sr. Majestaͤt des Koͤniges, der Stiftungs Tag, das Ernte Fest, der 8te Oktober und Pesta⸗ lozzi's Geburts Tag; schoͤne Lichtpunkte im Leben dieser Jugend⸗ Welt, die durch die Gnabe des Koͤniges hier unterhalten, und bei Faͤhigkeiten und vehnhg zum Schullehrer Berufe gebildet werden.

Koblenz, 1. Nov. Am 29. v. M. passirte Lord Stan⸗ hope auf seiner Reise nach Bruͤssel hier durch; gestern Sir Ralph Wodford, General Sir Revrion und Major Crawford.

Morgen erwarten wir den Koͤnig von England zu Ehren⸗ breitstein. Heute sollte Se. Maj. in Wetzlar ankommen und uͤbernachten, es sey denn, daß Sie das, von dem Herrn Her⸗ zoge von Nassau zu Weilburg angebotene Absteige⸗Quartier angenommen haͤtten. Diesen Morgen sind Ihre Exellenzen die Hrn. Gen. Lieut. von Thielemann und Minister von In⸗ gersleben abgereist, um dem Koͤnige entgegen zu eilen und Se. Maj. zu begleiten.

Eine Weinlese ist dieses Jahr nicht, die wenigen rothen

Trauben (die weißen werden nicht reif,, werden vom Stocke gespeist. Nur an einigen Orten hat man der Ordnung wegen die Lese angesagt.

Die 6 und resp. 8 Gr. werden nicht, wie es in Nr. 121 d. Z., unter dem Artikel Koblenz heißt, nach Maßgabe des gewaͤhlten Platzes entrichtet, denn es giebt unter den Plaͤtzen keine Verschiedenheit, sondern je nachdem man von hier nach Koͤln und zuruͤck am Rheine hinunter oder hinauf faͤhrt. Hin⸗ unter nach Koͤln zahlt man 6 Gr. pro Meile, um mit der Wasser⸗Post Kours zu halten; und von Koͤln nach Koblenz, da den Strom hinauf Personen nicht im Schiffe fahren, so wie auf allen anderen Stationen, 8 Gr. pro Meile.

Die Resultate der Ernte von 1821 im hiesigen Regie⸗ rungs⸗Bezirke sind folgende: Waitzen 4572 Wispel, Spelz 8653 W., Roggen 37,420 W., Gerste 14,514 W., Hafer 42,201 W., Kartoffeln 126,067 W. Das quantitative Verhaͤltnis der Ernte zur Aussaat war im Durchschnitte folgendes: der Waiz⸗ zen trug das Saatkorn 6 ¾ mal, der Spelz 6 ½ m., der Rog; gen 5 ⅛½ m., die Gerste 7 ½⅞ m., der Hafer 6 ¾ m. Die vorste⸗ henden fuͤnf Getraide-Arten ertrugen zusammen: im Jahre 1819 = 103,073 Scheffel, i. J. 1820 = 102,715 Scheffel i. J. 1921 = 107,362 Scheffel. des Verkehrs mit Wolle, waͤhrend des, vom 22. bis mit 27.

Okt. zu Landsberg a. d. W. abgehaltenen Wollmarktes. 11114A“*“ 8 Wol l⸗ extral .„ feine feine

Arten . Suma mittel geringe

NvneyaesnxassaeAveHasIxʒsatsSs weseBss Merbasxas Seoeneegreszvearuene Nach dem am 7. Jul. d. J. abgehaltenen Woll⸗ Markte blieben lagern (der Stein à 22 Pf.) Vom 22. bis mit 27.

DOekt. d. J. sind hinzu⸗

1113 3204

185 2310 4732

gekommen , μ⁸⁷α—έμ‿ροέιασρ³αρσm ννeee ü,r’n Anm PEöu1öö..“ 1 2914 3423 1 7936 Davon sind verkauft u. weiter gegangen. 5622

Die reise waren folgende: der Stein extra feine 22 Rthl.; feine 1 Rthl.; mittle 8 Rthl. 12 Gr.; geringe 5 Rthl. 11 even 5. November. Gestern war der segen⸗ reiche ag, an welchem der hiesige Koͤnigl. Superintendent und Ober⸗Pfarrer, Herr Karl Friedrich Reichhelm, 50 Jahre seiner Gemeinde, der Kirche uͤberhaupt und dem Vaterlande mit seet Einsicht und Treue gedient hatte. Die staͤd⸗ tischen Behoͤrden, die ihm mit ungetheilter Zuneigung ergeben ind; die Synode, der er Vorgesetzter nicht nur, sondern auch

NRuster und Vorbild ist; das Gymnasium, dem er fruͤher als Lehrer der Jugend seine nuͤtzliche und gesegnete Thaͤtigkeit ge⸗ widmet, und die Gemeinde, die er auf den Weg des Lebens, den er selbst ging, gefuͤhrt hat: Alle hatten einmuͤthig be⸗ schlossen, seins Amts⸗Jubilaͤum auf eine angemessene Wel

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feierlich zu begehen. Allein leider! vereitelte eine dem In Greis zustoßende Kraͤnklichkeit diesen Wunsch seiner zahlren Verehrer und Freunde. Sie mußten die bereits eingeleite kirchlichen Feierlichkeiten vor der Hand aufgeben, und, de ohne die persoͤnliche Theilnahme des verehrten Jubilars de ein festliches Mal, Musik und Gesang den seltenen Tag u sich nicht begehen wollten, sich darauf beschraͤnken, durch ei Deputirte den Herrn Stadt⸗Dirigenten und Hrn. Supe tendent⸗Assistenten, ihre theilnehmenden Gluͤckwuͤnsche in der Pfarr⸗Wohnung abstatten zu lassen; wobei ein n loͤblicher Magistrat eine mit den Namen saͤmmtlicher Mit der bezeichnete, sehr geschmackvoll gearbeitete und mit sinn Emblemen gezierte vergoldete Schale uͤberreichen ließ.

In gnaäͤdiger Anerkennung des von dem Jubel⸗G waͤhrend seiner Amtfuͤhrung stets bewiesenen musterhas Pflicht⸗Eifers, hatten des Koͤniges Majestaͤt ihm den Ne⸗ Adler⸗Orden dritter Klasse zu verleihen und die Insignien selben mittels eines Allerhoͤchsten huldreichen Handschre⸗ zu uͤbersenden geruhet. Ingleichen hatten Sr. Excellen Herr Staats Minister, Freiherr von Altenstein, namen, Mitglieder des hohen Ministerium, so wie das Koͤnigl’ the wuͤrdige Konsistorium, die Treue, mit welcher er fruͤhe Schulamt, und nun schon seit einer langen Reihe von! ren seine geistlichen Aemter verwaltet; den Fleiß, welche selbst in seinem hoͤheren Alter den Wissenschaften gewid die Sorgfalt, welche er jederzeit auf seine oͤffentlichen traͤge gewendet, so wie den untadelichen, christlichen L Wandel, welchen er unter mancherlei harten Pruͤfungen al musterhaftes Vorbild seiner Gemeinde gefuͤhrt hat, ane nend, in schmeichelhaften Gluͤckwunsch⸗Schreiben aufrichtigen Autheil an der Freude, welche die Feier eim seltenen Festes gewaͤhrt, zu erkennen gegeben. Auch der schof der evangelischen Kirche in den Koͤnigl. Preußischen e ten, Herr Hofprediger und Ritter Dr. Eylert, und der Ki— Ober⸗Konsistorial⸗Rath und Ritter, Herr Nolte, so wie! auswaͤrtige Goͤnner und Freunde des Gefeierten, hatten schriftlich die Gesinnungen der aufrichtigsten Theilnahme gedruͤckt. Noch lange moͤge die Borsehung das theure e des wuͤrdigen Lehrers in seiner bisherigen treuen und seg reichen Wirksamkeit, zum Heil der Kirche Jesu Chris; ¹ Nutzen des Staates, zum Segen seiner Gemeinde und den Abend

Beispiel fuͤr seine Amtsbruͤder erhalten, Lebens mit heiterer Ruhe begluͤcken.

Jetztbluͤhende seltene und schoͤne Gewaͤchse im nigl. Botanischen Garten bei Berlin. Den 7.1

Abrides odoratum, aus China. Aloe vulgaris,

Amaryllis humilis, eben daher. Ceropegia aphy den Kanarischen Inseln. Crassula corymbulosa, aus Neuholland. Epidendron turnam, aus Jamaika. Eupatorium macrophyllum, Jamaika. Haemanthus pubescens, vom Kap. Ixora ine nata, aus Ost⸗Indien. f2.se zns. phoenicea, von den gn rischen Inseln. Liparia villosa, vom Kap. Melastonse vigatum, aus Sud⸗Amerika. Podaliria myrtillifolia, vonze bolygala tenuifolia, eben daher. Plectranthus scutella- des, aus Ost⸗Indien. P. furcatus, aus Nepaul unbeschrieben. R. nia sessilillora, vom Kap. Rhexia laxiflora, aus Suͤd⸗Ame Suellia macrophylla, aus Suͤd⸗Amerika. Zamyda ro- aus West⸗Indien. Stenochilus glaber, aus Neuholland.

Kap. von Kap. Banksia ericifolia,

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Berlin, 6. Nov. Landfrachtsaͤtze in Pr. Kour., zu chen, nach Angabe der Schaffner, verladeu worden. Der ner nach Breslau 1 ½¼ bis Rthl.; Konitz 5 Rthl.; Da 5 Rthl.; Elbing 6 Rthl.; Frankfurt a. d. O. 2 Rthl., Ha burg (in Golde) 2 Rthl.; Koͤnigsberg 7 Rthl.; Leiyßs Rthl.; Luͤbeck (in Golde) 28 Rthl.; Magdeburg 12 bi Rthl.; Marienburg 6 Rthl.; Marienwerder 6 Rthl.; 2 Rthl.; Stettin 1 ¾ bis Rthl.; Warschau 6 Rthl.

v V sstliche Ganfpiele. Donnerst. 3. Nov. Im Schauspiel⸗ Hause: Die! suͤchtige Frau, Lustsp. in 2 Abtheil., von Kotzebue. H Aschenbroͤdel, oder das Zauber⸗Kaͤtzchen, pantom. Bale 2 Abtheil.; S Koͤnigl Musik⸗Direktor G. A. Eh Freit. 9. Nov. Im Opern⸗Hause: Lodoiska, hen Oper in 3 Abtheil.; Musik von Cherubini. 1 Sonnab. 10. Nov. In Potsdam: Die Schachma Lustsp. in 4 Abtheil., von Beck. Hierauf das D iro ment: Die vier Freier.

Meteorologische Beobachtungen. Barometer. Therm. Wind. Witterung. A. 27591171077,3 ⅜½ W. swolkigt, Mondblicke. F. 28° 3“ 444 2* W. hell, wolkigt. M. 26° 3/ 97 ,62† W. Sonnensch. wolkigt, Winh A. 23° 4“ 9“ ,324 N.W. Mondschein, kalt. F. 262 5/0227 32+† N. W. Nebel⸗ trüb, kalter Wim M. 23° 6/ 201 +† Sonnenblicke, trüb.

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Gedruckt bei Hayn.

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