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Schulmaͤnnern, in allen Aufsichts⸗Bezirken, planmaͤßig tete Fortbildungs⸗Anstalten fuͤr die schon angestellten Elementar⸗ Schul⸗Lehrer, theils als Nachhilfe⸗Schulen, zur Ausfuͤllung der Lucken in den Kenntnissen der weniger vorbereiteten Lehrer, theils
als Lehrkurse, in denen die methodische Behandlung der einzelnen
uüunnterricht⸗Faͤcher gezeigt wird, theils als Konferenzen zur Befoͤr⸗ derung des eigenen Urtheiles und wechselseitiger Mittheilung der Lehrer uͤber Gegenstaͤnde des Unterrichtes; faß uͤberall sind damit
Sese⸗Gesellschaften verbunden, zu deren Unterstuͤtzung eine kleine
GSunmme im Provinzial⸗Schulfond eeesesen; ist. Im allgemeinen ha⸗ ben diese Veranstaltungen sehr erfreuliche Wirkungen fuͤr die Ver⸗
besserung des Elementar⸗Unterrichtes gehabt. Es giebt wenige
Schulen, in die nicht mehr oder weniger von dem besseren Geiste,
deer in den Lehrern angeregt worden, uͤbergegangen waͤre. — Schrei⸗
bben und Rechnen, was sonst auf dem Lande fehlte, oder nur mit woenigen Kindern getrieben wurde, ist allgemeiner Unterrichts⸗Ge⸗ gensgand geworden. In den besseren Schulen auch auf dem Lande ehlt der Unterricht in der Sprache, in den sogenannten gemein⸗ uͤtzigen Kenntnissen und in den Elementen des Zeichnens und der vormenlehre nicht mehr; in dem groͤßten Theile der Schulen wird die Gesang⸗Bildung methodisch betrieben, und an vielen Orten er⸗ hoͤhen schon Saͤngerchoͤre von Schuͤlern oder Erwachsenen, die ihre
1 erlangt haben, die Feier kirchlicher
Feste durch Auffuͤhrnngen von Gesaͤngen in der Kirche. Der Re⸗
ligionsUnterricht ist biolischer geworden, und die ganze Behand⸗
lung des Unterrichtes und der Disposition uͤberhaupt faͤngt an, ei⸗ nen immer mehr veredelten, auf harmonische Bildung der intel⸗ lektuellen und moralischen Kraͤfte der Jugend abzweckenden Karak⸗ ter zu gewinnen. In dem Maße, als die Bildung der Schul⸗Leh⸗ rer mittels der dazu getroffenen Veranstaltungen zuntmmt, schrei⸗ ten auch diese Verbesserungen des Unterrichtes fort. In den Staͤd⸗ ten mußte außerdem auch dahin gewirkt werden, das Schulwesen derselben moͤglichst, als ein geordnetes Ganzes zu gestalten, und den aallgemeinen und hoͤheren Stadtschulen eine zeitgemaͤßere Einrich⸗ tung zu geben. In so verschiedenem Maße dies auch gelungen ist, so ist dennoch keine Stadt im hiesigen Verwaltungs⸗Bezirke, deren Schulwesen nicht auf eine, dem Ortbeduͤrfnisse und mei⸗ stentheils schwer zu erlangenden Mitteln angemessene Weise ge⸗
ordnet, oder bei s
Gesangbildung in der Schule
der nicht die Einleitung dazu geschehen waͤre. Um diese Verbesserungen des Unterrichtes zu verwirklichen, bedurfte es der Beschafung und Vermehrung vieler außeren Erfodernisse. Auch die Bemuͤhungen fuͤr diesen Zwech sind nicht ohne Erfolg geblieben. Schulhaͤuser sind an vielen Orten, wo es an solchen fehlte, erbaut, an anderen neue Lehrer⸗Stellen errichtet, und meh⸗ rere Schulen mit benachbarten Schulen vereiniget worden. Un⸗ ter den 300 Land⸗Schulen in den ehemals Saͤchsischen Kreisen, be⸗ fanden sich im Jahre 1817 = 100, die ohne Schulhaͤuser waren, u. wo der Lehrer woͤchentlich mit den Schuͤlern von Haus zu Haus wanderte. Diese Schulen sind theils mit anderen kombinirt, theils mit Schulhaͤusern oder doch einstweiligen Unterrichts⸗Lokalen ver⸗ sehen worden. Wo guter Wille sich zeigte, oder die Gesetze ander⸗ weitige Maßregeln rechtfertigten, ist die aͤußere Lage der Schul⸗Leh⸗ rer, theils durch Regulirung der Schulgeld Erhebung, theils durch Trennung der Filial⸗Kuͤstereien von den Kuͤstereien der Mutter⸗ Kirchen, theils durch Zulegung von Laͤndereien, theils durch Zu⸗ schuͤsse von den Seee und Gemeinden und aus oͤffentlichen Fonds moͤglichst verbessert, und das Einkommen mancher Schul⸗Stellen auf das Doppelte ihres bisherigen Ertrages erhoͤhet worden.
Am wohlthaͤtigsten hat in dieser Hinsicht die Provinzial⸗Schul⸗ Kasse und die huldreiche Ueberweisung der Haͤlfte saͤmmtlicher Einkuͤnfte des aufgehobenen Stiftes Neuzelle sich erwiesen. Außer den hoͤchst wohlthaͤtigen Verwendungen, die aus diesem Fond fuͤr allgemeine Zwecke des Unterrichts⸗ Wesens zur Ertheilung von Gratistkationen an Schul⸗Inspektoren, Prediger und Schul⸗Leh⸗ rer, zur Verbreitung besserer Lehrmittel, Unterstuͤtzung der Schul⸗ Lehrer⸗Fortbildungs⸗Anstalten ꝛc. gemacht worden, hat er auch die Mittel gegeben, die Besoldungen mehrerer Stadt⸗- und Landschul⸗ v letzterer jedoch nur auf Koͤnigl. Patronats⸗Stellen, zu ver⸗
essern.
Im Januar 1822 galt nach Berl. Maß und Geld:
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zWaitzen. Roggen.] Gerste.½ Hafer. Der Scheffe 1na. Gr Pf Rt. Gr. Pf. Rt. Gr. Pf. Rü. Gr. Pf. 6 1⸗ [28 15 20 10 24 11 2
2 13 16
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In Amsterdam 10 Aurich 17 Bremen. “ 29 Constanz.... 3 2 Emden . Freiburg
Hamburg Hannover
Holland 11X1XA““”“ Muͤnchen .. 2¹1 Nuͤrnberg 1184. 2]¹1 1 Paris 8 8 811 1“ Vergleichung.
MNiiedrigster Stand. Waitzen 1 Rthl. 9 Gr. 2 Pf., Roggen 29 Gr. ²2 Pf., Gerste 18 Gr., Hafer 11 Gr. 2 Pf.
(Emden). Hoͤchster Stand. Waitzen 3 Rthl. 2 Gr., Roggen 1 Gr., Hafer 1 Rthl.
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† 19 28 19 15 17 15 14 8
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5 Rthl. 20 Gr. 2 Pf., Gerste 3 Rt 135 Gr. 4 Pf. (Eenaneh. —
Wechsel⸗ und Geld
Hamburg, 5. Febr. Amsterdam k. S. 106 ½ pCt. 2 Mon. 106 ⁄¾ pCt., Briefe und Geld. — London k. S. 37 8 Schill., 2 Mon. 36 Schill. 9 Den., koursmaͤßig begehrt. —
à 116 ⅔ gemacht.
Paris 2 Mon. 26. Schill. mit 2s besser zu lassen., deaux 2 Mon. 26 ½2 Schill. — Kopenhagen k. S. 2 — Breslau 6 Wochen 40 ½⸗½ Schill. 2 Mon. zum noẽ zu lassen. — Wien in effectiv 6 Wochen 146 ¾ pCt., zum not. Kours zu haben. — Prag in effectiv a 147½⅞ pCt., 2 Mon. zum not. Kours begehrt. — An Wochen 147 ½ pCt., 2 Mon. zum not. Kours Bh Franksurt 6 Wochen 147 ⅞ pCt., 2 Mon. zum not. Kan — St. Petersburg 2 Mon. 871 Schill. Geld um
Louisd'or 11 Mrk. 2⅞ Schill. zu haben und zu Holl. Dukaten, neue fehlen. — Gold al marco 10 zu haben und zu lassen. — Daͤn. Grob Kour. 125. Hamb. Grob Kour. 123 ¾ pCt. — Fein Silber 27 Schill., zu haben. — Silber in Sort. 13 L. 5 G 9 G. 27 Mrk. 10 Schill., — Preuß. Muͤnze 2 Schill. zu lassen.
Preuß. Praͤmien⸗Scheine 187 189 Mrk. Bi Mrk. ist etwas anzubringen.
Norwegische Anleihe à 5 pCt., à 82 ½ pCt. B pCt. Geld.
Daͤnische Anleihe, erste Abth. à 6 pCt. Zinsen pCt. desgl. 5 pCtg. von 3000 Mrk. 81¾ 682 pCt. desgl. 80¾. 84 ½ e. nominel.
Oestr. Anleihe das Loos von 100 Fl. auf lange gen 110 ¾ 111 Fl. Geld und Briefe.
Berlin, 3. Febrw. London 3 Mon. à 7 Rthl. zu haben, à 7 Rthlr. 2 ½ Gr. zu lassen. — Hambung à 154 ⅞ Trassanten; 153⁄ à 154 gemacht, kurz à 15 — Amsterdam 2 Mon. à 1451, — Paris 2 M. à 84 burg 2 Mon. à 105 ½ Verkaͤufer. — Frankfurt a. Alr à 1042½ Geber, à 1044 Nehmer. — Wien in 20 Pr.] 105 gefragt und ohne Briefe. — St. Petersburg ⸗ dato à 27 ½ Briefe, 22 bezahlt; auf 6 Mon. Zeit 278 ½ Geld. — Diskonto 3 Briefe, 34 Geld. — Staats⸗ Scheine à 70 ½ zu haben, 70¼ zu lassen. — Preuß. Scheine à 97 Briefe, 97¾ Geld. — Engl. Anl. à ber, 91 Nehmer, auf Zeit fix 91 ⅞ Briefe. — Norwegis der Hamb. Avista⸗Kours 150, 84 bis 84 zu mach Oestr. 5 pCtg. Obligationen pr. Kassa 79 ¾ Briefe, auf Zeit 1 Mon. fix 1 Mon. taͤglich à 79½ zu haben. Anleihe in Loosen à 100 Fl. pr. Kassa à 119 pr. ul
Koͤnigliche Schauspiele.
Sonnab. 9. Febr. Im Schauspiel⸗Hau se: Quint sis, Schausp. in 2 Abtheilungen, von .W Staberle's Reise⸗Abentheuer, Posse iu 2 Abtheilungen. Walter, vom Großherzogl. Hoftheater zu Karlsruhe: Se Der Anfang dieser Vorstellung ist um halb
(Im Saale des Koͤnigl. Schauspiel⸗Hauses: tions⸗Ball.) 1
Sonnt. 10. Febr. Im Opern⸗Hause: Preciosa, mit Gesang und Tanz, in 4 Abtheilungen, vom Koͤnigl. spieler P. A. Wolff. Musik von K. M. von Weber.
Im Schauspiel⸗Hause: Der gerade Weg ist d Lustsp. in 1 Aufzuge, von Kotzebue. ierauf: Die tigen, oder, keiner hat Recht, Lustspiel in 3 Abth nach dem Englischen.
Mont. 11. Febr. Im Opern⸗Hause: Iphigenia lyrische Tragoͤdie in 3 Abtheilungen, nach dem Franz von J. D. Sander. Musik von Gluck. Ballets Hierauf ein Divertissement, fuͤr das hiesige Koͤnigl. 6 eingerichtet von Hrn. Anatole.
Dienst. 12. Febr. Im Schauspiel⸗Hause: Das Geheimniß, Lustsp. in 3 Abtheilungen, nach Cald Gozzi, von Lembert. Der Anfang dieser Vor ist um halb 6 Uhr.
Redoute im Koͤnigl. Opern⸗Hause. Einlaß⸗Bit Rthlu. fuͤr die Person, sind bis Dienstag nachmittag bei dem Kastellan Hrn. Sattler im Opern⸗Hause, Kastellan Hrn. Adler im Schauspiel⸗Hause, und abe Eroͤffnung des Hauses an den beiden Kassen zu ha sinden zu dieser Redoute die bei den taͤglichen Schauf stellungen gewoͤhnlichen zwei Eingaͤnge statt; der Universitaͤts⸗Gebaͤude, und der andere dem Bibliothek gegenuͤber. Fuͤr diese Redoute sollen auch Zuschaust zu den Logen des dritten Nanges verkauft werden, daher diese Billets gegen Bezahlung von ³ Rthly Stuͤck, von morgens 9 Uhr, bis nachmittags 5 U beiden genannten Kastellanen zu haben. Die Kasse 9 Uhr geoͤffnet. Ende der Redoute um 5 Uhr.
eteorologische Beobachtung
Barometer Therm./ Hygr.) Wind. Witter! A. 28° 47 2 † 600 [W. soeiter Himmel. F. 280 5 ½ 50— hell, Wolken, Reif M. 28° 67 45 +† hell, wen. Wolken A. 29* 57 12+† trüb, windig.
F. 29° 44 ˙*† hell, Streifwolke 8 M. 28° 42054.† Sonne, Wolken,
689 .W. 50⁰0 O. 56° S. O. 63⁰° .
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er zu Ldvenich,
lletztere Anordnung war die Komm. N n dahin abzuaͤndern, daß dieselbe sich nur auf eine be⸗
chwierigkeiten
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mntliche Nachrichte n. 3
Kronik des Tages. 8
Koͤniges Majestaͤt haben dem Regierungs⸗ Sekretair zu Aachen, das Praͤdikat als Hofrath beizulegen, und llsige Patent Allerhoͤchstselbst zu⸗ vollziehen geruhet. bisherige Justiz⸗Kommissarius Adolph Berkemey er burg, ist zugleich zum Notarius publicus im Depar⸗ es Ober⸗Landes⸗Gerichts zu Muͤnster bestellt worden. Im Koͤnigsberger Reg. Bez. 1 hirurgus Reinhard als Raths⸗Chirurgus Ke t 8 8 dat der Mathematik, Seiffert, zum Regierungs⸗ ngs-Kondukteur, und der Breslauer Ober⸗Landes⸗Ge⸗ eferendarius Krummer, zum Rathsherrn und Syndikus erg befoͤrdert; Im Magdeburger Reg. Bez. tenant Schulz, zum Registrator bei der Koͤnigl. Re⸗
zu Koͤnigs⸗
der Wundarzt Lucaͤ zum Kreischirurgus fuͤr den Stadt⸗
agdeburg, der Wundarzt Ewe zum Kreischirurgus im zanzleben, und der Rektor Vollhering zu Halberstadt, grer in Aspenstedt ernannt;
Im Reg. Bez. Marienwerder
ische Pfarrstelle zu Jelenz dem Kommendar Im Reg. Bez. Oppeln 5 r - Administrator Hofmann in Hermsdorf, zum P Im Reg. Bez. Stralsund “ Vermesser Quistorp in Greifswald, der Karakter mmisstons⸗Ratbes beigelegt; 1 Im Reg. Bez. Trier Bau⸗Inspektor Lauterborn, definitiv zum Bau⸗Kreises ernannt, der Bau⸗Inspektor zten Bau Kreis versetzt; der Pfarrer in gleicher Eigenschaft nach Bardenberg und der Geistliche Vikarius Morschel aus Gemuͤnd, spfarrer zu Eicherscheid ernannt worden. 1“ Im Bez. des K. Kammergerichts Auskulkatoren Grashoff und Nietner zu Referendarien befoͤrdert worden. Im Bez. des K. O. Ldger. zu Marienwerder . L. Ger. Referendarius Pottien zum Assessor bei dem d Stadtgerichte zu Thorn ernannt;
Im Bez. des Koͤnigl. Ldger. zu Trier n⸗Vollzieher Rischard seines Amtes entsetzt worden. gekmmen: Se. Durchlaucht der General⸗ Lieutenant verneur von Luxemburg, Prinz von H essen⸗Homburg. vereist: Se. Excellenz der Staats⸗Minister Freiberr
Uldt, nach Schlesien.
isorische pektor des Aten dagegen in den
Kammer⸗
eitung s⸗N a 1 be“
ris, 2. Febr. In der 30. v. M., wurden die
Sitzung der De . Artikel 7. und 8. des Gesetz⸗ fes wegen der Preß⸗Vergehen und deren Bestrafung wund nach vielen Debatten angenommen. Der erstere von den, den Journalen und periodischen Schriften genden Strafen bei untreuer Bericht⸗Erstattung und ab⸗ er Entstellung der Verhandlungen der beiden Kammern *Gerichts⸗Hoͤfe. Er setzt diese Strafen auf 1000 bis eanken, und nach Umstaͤnden auf Monat bis 3 Jahre tung fest. Zugleich bestimmt derselbe, daß im Falle der polung dem Herausgeber die kuͤnftige Aufnahme jener Ver⸗ gen in sein Blatt gänzlich untersagt werden koͤnne. Kommission der Meinung
te Zeit erstrecken solle. Der Finanz⸗Minister meinte, ser Artikel, obgleich derselbe in seiner Anwendung man⸗ unterworfen seyn köoͤnne, dennoch unum⸗ da der Fall so haͤufig eintrete, daß die Ver⸗ verstuͤmmelt wuͤrden, da manche “ 1
noͤthig sey, gen der ammern
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nungen geaͤndert habe, zu reinigen;
putirten⸗Kam⸗
dingung der Ruͤckkehr
sey.
Berlin, Dienstag den 12ten Februar 1822.
diejenigen Reden zu ent⸗ stellen, welche ihrer politischen Meinung nicht entspraͤchen, und dagegen nur solcher Drnge erwaͤhnten, welche der Diskussion ganz fremd seyen und auf die Kammer nlcht die mindeste Wirkung hervorgebracht haͤtten. Hr. Benjamin Con⸗ stant behauptete dagegen, daß der erwaͤhnte Artikel die Zeitungs⸗ Schreiber in große Verlegenheiten versetzen wuͤrde; daß es haͤusig dem der Kammer schuldigen Respekte zuwider sey, von dem, was sich in ihren Sitzungen zutrage, von Tumult und Unordnung ꝛc; einen treuen Bericht abzustatten; bei den Tri⸗ bunalen sey das derselbe Fall; wenn der Praͤsident eines Ge⸗ richtes sich einfallen laße, in seinen Befugnissen parteyisch zu verfahren, die Zeugen in ihren Aussagen zu unterbrechen und al⸗ les, was zu Gunsten des Verklagten angefuͤhrt werden koͤnne, zu vermeiden: so wuͤrden diejenigen Zeitungs⸗Schreiber, welche das treue Bild eines solchen Verfahrens zur Kenntniß des Pu⸗ blikums braͤchten, obgleich sie nur reine Thatsachen berichtet haͤtten, sich doch der Verleumdung gegen den Praͤsidenten schul⸗ dig gemacht haben. Der Marquis Girardin meinte, daß das ganze Gesetz, die Censur,
IJournale sich absichtlich bemuͤhten,
welche man aufzuheben willens sey, in ih⸗ rer ganzen Strenge in sich fasse; das vorige Ministerium sey in dieser Beziehung offener zu Werke gegangen, als das ge⸗ genwaͤrtige; jenes habe geradesweges die Censur verlangt, wo⸗ gegen das letztere dieselbe auf indirektem Wege zu erlangen suche, welches dem jetzigen Ministerium leider nur in leicht werde, da diejenigen Redner, welche im vorigen Jahre gegen das Gesetz gesprochen haͤrten, hente die Partei der Verthei⸗ diger der Volks⸗Freiheit verließen und sich unter das Panier
Freiheit unterdruͤcken wollten; (Hr. de Villéèle) den Verkauf der
Derjenigen reihren, welche diese selbst unter den Ministern befaͤnde sich einer welcher fruͤher gegen die Charte und gegen National⸗Guͤter protestirt habe; und unter solchen Umstaͤnden sey es daher wahrscheinlich, daß man nur deshalb der Presse schwere Fesseln anlege, um zu verhuͤten, daß dem Publikum nicht uͤber das Vertrauen die Augen geoͤffnet wuͤrden, welches ein solches Ministerium verdiene. — Hr. von Villéle ergriff nach 8
r. von Girardin das Wort, um sich von der ihm gemachten
Beschuldigung zu reinigen; die Protestation, von welcher Hr. de Girardin spreche, sey von ihm zu einer Zeit eingereicht wor⸗
den, wo nicht von einer Regiecungs⸗Veraͤnderung, sondern von der Regierungs⸗Form, welche der Koͤnig annehmen wolle, die
Rede gewesen; sie sey mithin der Charte vorausgegangen; seit Einfuͤhrung dieser letzteren, und seitdem die Feinde derselben sich entlarvt haͤtten, habe er fest an der Charte gehal⸗ ten, und seinen Eid niemals gebrochen. — Auch de la Bourdonnaye trat auf, um sich und seine Partei von dem ihr diese Partei denke noch eben so wie im vorigen Jahre; sie verlange Preßfreiheit und aus diesem Grunde vertheidige sie ein Gesetz, welches blos dazu dienen solle, den Mißbrauch, welcher von jener? reiheit gemacht werden koͤnne, zu unterdruͤcken und durch welches das Mini⸗ sterium unstreitig Kraft genug erlangen werde, um der Zuͤgell losigkeit einen Zaum anzulegen. — Nach ihm ergriff Hr. Manuel das Wort, blos um, wie er sagte, zu verhuͤten, daß unter dem Vorwande, den Mißbraͤuchen, welche aus der Preßfreiheit ent⸗ stehen koͤnnten, zuvorzukommen, das Volk dieser Freiheit nicht ganz beraubt werde. Er behauptete unter andern, daß von mehreren Städten, selbst Protestationen gegen die Bestimmun⸗ gen der Charte cirkulirt haͤtten, und daß, wenn diese Protesta⸗ tionen auch der Publicirung der Charte selbst vorangegangen waͤren, sie doch nach der Deklaration von Saint⸗Ouen statt⸗ gefunden haͤtten, und daß diese letztere Deklaration die Be⸗ des Koͤniges in seine Staaten gewesen Ein unbeschreiblicher Tumult entstand bei diesen Worten. Frankreichs Koͤnig ist Koͤnig ohne ir⸗ gend eine Bedingung. Der Redner fuhr nach wiederhergestell⸗ ter Ruhe fort und meinte: Alle Welt wisse, daß, als jene Deklaration unterzeichnet ward, 200,000 fremde Truppen sich im Lande befunden, und daß Frankreich sich damals noch nicht an den Gedanken habe gewoͤhnen koͤnnen, sich dem Scepter der Bounrbons zu unterwerfen; er wolle der Koͤnigl. Familte ihre Rechte keinesweges streitig machen, welche sich aus einem mehr oder weniger entfernten Zeitpunkte herschrieben: so viel sey in⸗ dessen gewiß, daß die Bourbons in Frankreich unbekannt ge⸗ wesen waͤren; es sey sogar notorisch, daß damals ein Wider⸗
Hr. de Marcellus rief:
gemachten Vorwurfe, daß sie ihre politischen Mei⸗