1823 / 11 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 25 Jan 1823 18:00:01 GMT) scan diff

ser von Brasilien hat, dortigen Nachrichten vom 16. Okt. ge⸗

maͤß, die Belagerungs⸗Armee verstaͤrken lassen. Der Platz ist 2 enge eingeschlossen, daß die Kaufleute, aus Furcht vor Sturm und Pluͤnderung, ihre Waaren auf die im Hafen be⸗

nndlichen .

Nach den Brasilischen Blaͤttern vom 27. Okt. zeigt der

8 Herausgeber des Correiro do Rio de Janeiro seinen Lesern

an, daß er Befehl erhalten habe, sein Blatt einzustellen und Brasilien, das er 23 Jahre bewohne, zu verlassen. 1

Man will das Sinken der Spanischen Fonds weniger kriegerischen Geruͤchten als vielmehr besonderen Ursachen zu⸗ schreiben. Die Spanische Regierung hatte Wechsel zu einem betraͤchtlichen Belauf auf einen Banquier in Paris gezogen, die aber, weil die öe Kommuntikation oder sonst etwas die Fonds verzoͤgert hatte, protestirt wurden; so ist we⸗ nigstens das Geruͤcht an der Boͤrse, indessen besserten sich heute diese Fonds ein wenig.

se Faehe aus Merxiko erzaͤhlen folgenden Vorfall: Der Ge⸗ neral Lang, ein entschiedener Gegner der neuen Kaiserlichen Regierung, hatte, nachdem Iturbide den Thron bestiegen, mit mehreren anderen Officieren um den Abschied gebeten, und ihn, sammt der Erlaubniß nach Europa zu segeln, erhalten. Es handelte sich indessen noch um den ruͤckstaͤndigen Sold fuͤr mehrere Monate; der General mußte deshalb sich hieher verfuͤgen, und hatte dieserhalb mit dem Obersten O Reilly mehrere Konferenzen. Endlich war die Sache so weit gedie⸗ hen, daß der General seine und der uͤbrigen Officiere Gelder in Empfang nehmen sollte, und er ward zu diesem Behuf zum Obersten beschieden, der im Inquisitions⸗Gebaͤude wohnt; als er in das finstere Thor des ehedem furchtbaren Gebaͤudes trat, schoß ihn ein Kaiserl. Kadet, der hier Wache stand, in die Lunge, so daß er augenblicklich todt zur Erde sank.

Zu Halifax (im Nordamerikanischen Freistaate Nord⸗ Karolina) ließ der reiche Pflanzer Pope, einer seiner Neger⸗ Sklavinnen, wegen bemerkten Mangels an gehoͤrigem Fleiße, 3Zo0o Peitschen⸗Hiebe geben, woran die Ungluͤckliche nach zwei Tagen starb. Der Gerichtshof versammelte sich sofort wegen die⸗ ser groͤblichen Mißhandlung, und der reiche Pflanzer mußte die Summe von 3o0 Pfd. Sterl. als Strafe erlegen. So viel ist ein Menschenleben in einem Freistaate werth.

Darmstadt, 186. Jan. Im J. 1823 sind zur Komple⸗ tirung der Feldtruppen 1342 Rekruten erfoderlich, welche, nach Abzug der eingetretenen Freiwilligen, aus den Aufrufsfaͤhigen des Jahres 1822 ausgehoben werden sollen.

Frankfurt, 18. Jan. Der Kaiserlich Oesterreichische en Fer ee vn. Graf v. ist von Wien

nicht wieder hier eingetroffen. b noc gc Sache 8. Griechen findet im suͤdlichen Deutschland und in der Schweiz fortwaͤhrend die groͤßte Theilnahme. Die Zahl der Huͤlfs⸗Vereine fuͤr dieselben belaͤuft sich gegenwaͤrtig auf 22, von denen die zu Stuttgart und Basel als praͤsidi⸗ rende anzusehen sind, denn beide haben unter sich die Ue⸗ bereinkunft getroffen, daß, wenn es um die Entscheidung durch Stimmen⸗Mehrheit uͤber irgend einen Vorschlag, der von ei⸗ nem jener 20 Vereine ausgehen duͤrfte, sich handle, Stutt⸗ gart fuͤr den 1sten, Basel aber fuͤr den 2ten den Ausschlag zu geben habe. Da die Franzoͤsische Regierung nunmehr die

aͤfen des Reichs, fuͤr die nach Griechenland abgehenden Phil⸗ v.58 verschlossen hat, und nach dem Abgange der letzten Expedition, die sich Anfangs dieses Monats zu Marseille ein— schiffen sollte, und die aus ungefaͤhr 100 Mann Artillerie mit den erfoderlichen Geschuͤtzstuͤcken bestand, nicht mehr verstattete, so ist bereits die Einleitung getroffen, solche in Zukunft uͤber Antwerpen abzusenden, wo man sich in dieser Absicht mit ei⸗ nem angesehenen Handelshause bereits in Verbindung gesetzt at. Vor einigen Tagen sind nun auch von dem Kommer⸗ ien⸗Rath Hoffmann zu Darmstadt, an 50 der angesehensten beesgen Handels⸗Haͤuser, Obligationen von der Griechischen nleihe gesandt worden. Dieselben sind in Griechischer und Deutscher Sprache ausgestellt, von den 7 Mitgliedern des Areopag unterzeichnet, und lauten, eine jede auf 200 Gulden Augsburger Kour., die 6 pCt. Zinsen tragen, welche gedachter Kommerzien⸗Rath, sobald sie eingehen, den Inhabern der Schuld⸗Verschreibungen, portofrei zuzustellen verspricht. Die ganze beabsichtigte Anleihe belaͤuft sich auf 130,000 Fl. A. K., zu deren Sicherheit der Areopag die Staats⸗Guͤter der 9 Pro⸗ vinzen, die unter seiner Regierung stehen, als Unterpfand ein⸗ setzt. In den Schuld⸗Verschreibungen ist das Versprechen ent⸗ halten, daß ihre Einloͤsung nach Abfluß von 5 Jahren, von dem Tage ihrer Ausstellung (21. September 1821) an, ihren Anfang nehmen solle. Man hat bis jetzt noch nicht in Erfah⸗ rung gebracht, in wiefern dieses Geschaͤft auf hiesigem Platze Fortgang gewinnen moͤchte; die Aeußerungen indessen, die man daruͤber vernimmt, duͤrften es fast bezweifeln lassen. Denn obwohl sich auch hier die oͤffentliche Meinung zum Vortheil der Griechischen 846 ausspricht, so hegen dennoch viele Per⸗ sonen kein sonderliches Vertrauen zu ihrem Gelingen auf dem bis jetzt betretenen Wege, und da erscheint denn eine Auf⸗ opferung von 240 Fl. R. W. den meisten Griechen⸗Freunden zu groß, wenn schon sie geneigt sind, kleinere Summen zur Unterstuͤtzung ihrer bedraͤngten Mitchristen hinzugeben.

Nach dem Eintreffen eines Handels⸗Kouriers von Paris, der die Franzoͤsische Rente etwas besser brachte (sie war um 75 Cent. gestiegen), sind auch hier die Kourse in die Hoͤhe ge⸗ 8 gangen. Die HOesterreichischen Metalliques waren um ;, die Spanischen Obligationen aber um mehr als 1 pCt. gestiegen.

Nicht ein, wie gestern gemeldet ward, sondern mehrere dolizei⸗Officlanten sind vor einigen Tagen hier verhaftet wor⸗

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den. Dieselben hatten in der benachbarten Residenzstadt; burg, unbefugter Weise, einen Polizei⸗Stempel bestellt, wes man ihnen die Absicht imputirte, sich desselben zur Aus gung von Paͤssen und Aufenthalts⸗Karten, deren Vag gebung und Verrechnung ihnen uͤberwiesen war, beh zu wollen. Allein noch ehe die ungesetzliche Handlung ve gen war, wurde die muthmaßliche Absicht entdeckt, und Beamte sind deshalb zur Verantwortung gezogen worden

Man ist hier und in der Umgegend nicht ohne Besong daß auch im laufenden Jahre, falls nicht bald Naͤsse ei ten sollte, die Plage der Feldmaͤuse sich wieder einst moͤchte. Kurz vor eingetretenem Froste wurden in Felde von etwa 700 Quadrat⸗Morgen in der Naͤhe un Stadt, 46,000 Stuͤck dieser ungebetenen Gaͤste, innerhag Tagen, gefangen und getoͤdtet.

Das Großherzogl. Haus in Darmstadt, so wie saͤmm Unterthanen mußten kuͤrzlich befuͤrchten, in die tiefste T versetzt zu werden. Se. K. Hoh. der Erb⸗Großherzog war einer Lungen⸗Entzuͤndung befallen worden. Schon meh hatte die Krankheit eine solche Hoͤhe erreicht, daß mal dem Aufkommen des Hohen Patienten verzweifelte; 5] laͤsse wurden innerhalb weniger Stunden von den A verordnet. Inzwischen sind Se. K. Hoh. jetzt wieder a Gefahr.

nover, 16. Jan. Heute Mittag sahen wir eine große und sehr brillante Schlittenfahrt, woran J. 8 die Prinzessin Auguste und J. J. K. K. H. H. der Herzog die Herzogin von Cambridge und J. D. die Prinzessin!? von Hessen, nebst einem großen Theile des dazu eingelad, Adels und des Officier⸗Korps der Garnison, Theil me

J. K. H. die Prinzessin Auguste wurde von dem Ober⸗Spor Meister, Grafen von Kielmannsegge, und die Prinzpt

Louise von Hessen Durchl., von Sr. K. H. dem Herzog Cambridge gefahren. Heute Abend ist die ganze Gesells zum Ball bei J. K. H. der Frau Herzogin von Camb eingeladen.

In den Herzogthuͤmern Bremen und Verden ist es! Obrigkeiten streng untersagt, herumziehende Schauspieler sellschaften, ohne hoͤhere Genehmigung, bei sich aufzuneh und ihnen Erlaubniß zu Vorstellungen zu ertheilen.

Da im Fuͤrstenthum Ost-Friesland, der wiederholt kannt gemachten Verordnungen ungeachtet, noch immer Anzahl von erwachsenen Nicht⸗Konfirmirten vorhanden so sollen nunmehr, nach hoͤherer Bestimmung, von O d. J. an, keine Dispensationen in Kopulations Faͤllen bei Mangel des Konfirmations⸗Akts mehr statt finden.

sollen Nicht⸗Konfirmirte so wenig bei Prediger⸗Wahlen

Stimmrecht haben, als ein oͤffentliches Amt uͤberneh oder in die Buͤrgerschaft, Zuͤnfte oder Gilden mit aufger men werden koͤnnen.

Kassel. Das Kloster der Urselinerinnen zu Fre macht in oͤffentlichen Blaͤttern bekannt, daß es Toͤchter der evangelischen Konfession, zum Unterricht aufnehme, bietet Jungfrauen von roͤmisch⸗katholischer Religion, die Ehelosigkeit auf eine, der Gottheit gefaͤllige und die Me heit ehrende, nuͤtzliche Art ihr Leben zu beschließen sich g gen finden, ihre Mauern als passenden Zufluchtsort an.

Muͤnchen, 16. Jan. Unser neues Koͤn. Hof⸗ und M. nal⸗Theater ist ein Raub der Flammen geworden. Das 7 brach vorgestern nach 7 ½ Uhr Abends, waͤhrend der Oy. Vorstellung: „die beiden Fuͤchse“ aus. Man bemerkte in Scene, wo Rittmeister Kleefeld als Bayard angezogen n einige Unruhe hinter der Buͤhne und sah kurz darauf, d die Hinterwand der Zimmer⸗Dekoration, das Leuchten ger Flammen. Dem Vermuthen nach war ein Gaze⸗Vorz an eine Lichtflamme gerathen, wodurch der Brand sein e Entstehen erhielt.

Das Feuer nahm so schnell uͤberhand, daß die Zusch 1b

welche in zahlreicher Menge das Schauspielhaus fuͤllten, Heraustreten ins Freie schon den ganzen Mayxplatz taghel leuchtet, und die Flammen neben pechschwarzen Rauchmwe aus dem hintern Theile des Gebaͤudes herausschlagen sahen. Gefahr ward noch durch den Umstand gesteigert, daß d Schauspielhaus unmittelbar mit dem Theater an der Rest zusammenhaͤngt. Vom Hofe befand sich nur des Prif Karl K. H. im Theater; Er war ein Muster ruhiger sung fuͤr Alle. An Rettung dieses so reich und schoͤn au statteten Bau-Monuments war nicht mehr zu denken, un bedurfte aller Vorsicht und Thaͤtigkeit, um zu verhindern, ein aus den entzuͤndlichsten Materialien so reich unterh'⸗ nes Feuer nicht auf das Theater an der Residenz, und vog auf das Koͤnigl. Schloß⸗Gebaͤude selbst uͤbergehe. Das schlagen der Glocken und das Wirbeln der Laͤrm-Trom hoͤrte die ganze Nacht hindurch keinen Augenblick auf, um alg fortdauernde, ja in spaͤten Stunden der Nacht oft we frisch zunehmende Gefahr zu erinnern. Es wurde und wo beim Untergehen der Sonne noch eins der sc sten Gebaͤude der Stadt gestanden, zeigten bei dem e Strahle des wiederkehrenden Morgens nur veroͤdete Ma voll rauchender Asche. Leider hat, von den Effekten des ters nur weniges gerettet werden koͤnnen. Der Gesam Schaden mag auf wenigstens Mill. angeschlagen werd

Die Allerhoͤchste Koͤnigl. Familie hatte die ganze N hindurch die Residenz nicht verlassen.

Zufaͤllig standen diesesmal die Dult-⸗Staͤnde nicht

auf dem Vorplatze des Theaters, wie es in fruͤhern M 8 eine Landung zu versuchen bestimmt waͤre. dies

der Fall war. Unstreitig wuͤrden die hoͤlzer in dieser Nacht

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Zeiten Buden

eben so viel Schaden gelitt

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yer Huͤlfe große Hindernisse in den Weg gelegt ha⸗ 9* 2 Niemand bei dieser furchtbaren Feuers⸗ ünst das Leben verloren; beschaͤdigt aber sind viele Perso⸗ Ruͤhmlich ist der Eifer, den namentlich die hiesigen udirenden bei dieser Gelegenheit an den Tag gelegt haben. bwohl waͤhrend der Hauptgefahr, als auch noch gestern und te sah man mehrere Hunderte derselben, und unter ihnen t die Koͤnigl. Pagen und Soͤhne der vornehmsten Eltern, Herbeischaffung des Wassers an den Orten, wo noch der und fortglimmte, beschaͤftigt. Neben den Soldaten der hie⸗ n Besatzung legten nicht minder die Offieiere selbst eifrige nd an, um die Flammen gaͤnzlich ersticken zu helfen. Der Koͤnigl. General⸗Major von Malllot ist zum klichen Staats⸗Minister der Armee ernannt worden. Sachsen⸗Hildburghausen. Der am 28. Nov. v. eroͤffnete Landtag im AEen Hildburghausen ist am Dec. auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Der von der gierung vorgelegte Gesetz⸗Entwurf uͤber die Aufhebung Hilfs⸗Gelder (eine Art Strafgelder, die von bemittelten buldnern zu erlegen sind, welche es bis zur Auspfaͤndung men lassen), wurde einstimmig angenommen. Der Antrag des Erbland⸗Postmeisters Fuͤrsten von Thurn und ris entworfenen Post⸗Ordnung wurde, mit einigen Abaͤn⸗ ungen, die gesetzliche Zustimmung ertheilt. Die Stände stellten hei den lobenswerthen Grundsatz auf: bei dergleichen Anstalten sse die Erleichterung des Verkehrs die Hauptsache, finan⸗ ler Gewinn aber nur Nebensache seyn. Unbedingte Zu⸗ mung erhielt ein, gleichfalls auf staͤndisches Ansuchen, h der Regierung bearbeitetes Edikt, die Abstellung des aus⸗ rtigen Lotto⸗Unfugs betreffend (im Lande besteht kein *). Das Wichtigste war die Herstellung des Finanz⸗ ats. Der vorgelegte Entwurf enthielt einen Ausfall von 100 Gulden, groͤßtentheils durch die bundesmaͤßige Erhoͤ⸗ g der Milttair⸗Haltung, durch Steuer⸗ und Pacht⸗Ausfaͤlle dgl. herbeigefuͤhrt. Die von den Staͤnden vorlaͤufig vor⸗ chlagene Einkommens⸗Erhoͤhung und Ausgabe⸗Verringe⸗ g vermindert diesen Ausfall um fast 13,000 Gulden. Ei⸗ Nerfreulichen Beweis des Rechtssinnes dieser nur aus lichen und 2 buͤrgerlichen Guts⸗Besitzern, einem Geistli— einem Gelehrten, 4 gewerbtreibenden Buͤrgern und 6 znern zusammengesetzten Versammlung, gab die Erschei⸗ hg, daß der Antrag, den zeitherigen Beitrag der Ritter⸗ ter um die Haͤlfte zu erhoͤhen, einstimmig verworfen rde. Ein Bauern⸗Abgeordneter meinte: so geradehin e Nachweis des Unverhaͤltnisses des zeitherigen Beitra⸗ koͤnne man die Ritterguts⸗Besitzer zur Erhoͤhung ihrer herigen Abgaben nicht noͤthigen. 1 Stuttgart, 18. Jan. Hoͤchstem Befehle vom 1o0ten M. gemaͤß, sollen, zur Ergaͤnzung des Heeres, aus der hl der im Jahre 1802 gebornen Juͤnglinge, Vier Tausend

ann ausgehoben werden.

Wiesloch (Baden). Der unsinnigen Gewohnheit, das e Jahr, von Personen, die mit Feuergewehr nicht umzu⸗ en wissen, durch Flinten- und Pistolen⸗Schuͤsse begruͤßen lassen, mußte diesmal eine Buͤrger⸗Tochter zu Baierthal, Leben zum Opfer bringen; ein Papier⸗Pfropfen traf ihr dem h aus der Kirche, wo sie zu Gott um ein hliches Neujahr gebetet hatte, in die Schlaͤfe, und nach quaalvollen Stunden sie ihren Geist aufgab.

Wien, 18. Jan. Der Oesterr. Beobachter theilt folgende richten aus Konstantinopel vom 24. Dec. mit: „Die Besorg⸗ daß die Janitscharen den Sturz eines maͤchtigen Guͤnstlings ihr ausschließendes Werk betrachten, und darauf die Hoffnung guͤberwiegenden Einflusses in die Regierungs⸗Geschaͤfte bauen sten, ist gaͤnzlich verschwunden. Der Sultan hat seine Ueber⸗ ung von der Strafbarkeit des Halet Efendi mit so viel Offen⸗ zugleich aber mit so viel Energie ausgesprochen, daß sein An⸗ n nichts bei dieser Maßregel verloren, waͤhrend daß seine Po⸗ hritaͤt dadurch bedeutend gewonnen hat. Die Janitscharen haben kei⸗ Versuch gemacht, ihm Gesetze vorzuschreiben oder Beguͤnstigungen dringen. Sie verhalten sich ruhiger als je; u., da sie den neuen Groß⸗ ir alsihren Freund betrachten, so haben sie auch keinen Grund zum vergnuͤgen. Die Ordnung wird unter ihnen aufs strengste gehand⸗ und, da ein betraͤchtlicher Theil des Korps in Kurzem, theils „Griechenland, theils nach der Persischen Graͤnze soll,

kein Grund zu vermuthen, daß der jetzige Stand der Dinge

fortdauern sollte. Der neue Kapudan⸗Pascha nimmt sich es Amtes mit großem Eifer an. Er reformirt das gesammte ine⸗Departement, und ist mit Herbeischaffung von Schiffs⸗Ma⸗ illen und Ausruͤstung neuer Kriegs⸗Fahrzeuge unablaͤssig be⸗ tiget. Die Tuͤrken sind, fuͤr ihren Vortheil zu spaͤt, inne ge⸗ den, daß sie von ihren großen Kriegsschiffen gegen die Insur⸗ en gar keinen Gebrauch machen koͤnnen. Denn diese waren genug, sich nie mit ihnen zu messen; und Jeder, dem die re Geschichte dieses Krieges bekannt ist, weiß, daß im ganzen e desselben kein einziges wirkliches Seetreffen statt gefunden Der Schade, den die Insurgenten der Tuͤrkischen Flotte zu⸗ gt haben, und der Schrecken, der sich besonders seit der letzten sstrophe bei Tenedos unter den Tuͤrkischen Seeleuten verbrei⸗ hat, ist allein das Werk des Griechischen Brander gewesen. Kapudan⸗Pascha soll daher entschlossen seyn, kuͤnftig bloß mit Fetten, Briggs und andern Fahrzeugen von kleinerem Umfang groͤßerer Beweglichkeit, unter der Fuͤhrung ausgesuchter See⸗

mner operiren zu lassen.

Unterdessen legen die Insurgenten auf die Dienste, welche ihre dsch iffe ihnen neuerlich geleistet haben, und welche sie ferner⸗ von ihnen erwarten, so großen Werth, daß sie die Anzahl der⸗ i fortwaͤhrend vermehren. Sie sollen sogar zu Psara an ei⸗ roßen Expedition arbeiten, die auf einer der Inseln des Ar⸗ Man fuͤrchtet, Schicksal die Insel Scio, die nun eben aus ihren Truͤm⸗ wieder emporsteigt, treffen moͤchte; und diese Vermuthung

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8% wird durch das wahrscheinlich fabelhafte Geruͤcht, der Senat von Hydra habe diese Insel den Psarioten durch ein Dekret zum Ge⸗ schenk gemacht, unterhalten. Andere glaubden, ihre Absicht sey, Metellin, Tino, oder was, wenn die Sache uͤberhaupt Grund hat, das Wahrscheinlichste waͤre, Tenedos anzugreifen. Seit einiger Zeit liegen sic auch mit einer betraͤchtlichen Anzahl kleiner Schisse im Meerbusen von Smyrna, und bedrohen diese wichtige Stadt mit einem Besuch, an dessen Folgen man ohne Entsetzen nicht denken kann. Merkwuͤrdig ist, das jetzt im ganzen Archipelagus die Masse der Griechen weit mehr als die Tuͤrken selbst, die Unternehmungen der Insurgenten verwuͤnscht, und daß sie sich ungleich weniger vor ihren alten Herrn, als vor ihren sogenannten Befreiern fuͤrchten.

Obwohl die Pforte uͤber alle ihre Krieges⸗Plane das tiefste Stillschweigen beobachtet, so beweisen doch alle hier getroffene An⸗ stalten, daß gegen Morea ein Winter⸗Feldzug beschlossen ist. Man kennt schon die Namen der Janitscharen⸗ Regimenter, die dabei verwendet werden sollen. Der neue Seraskier Dschelal⸗Pascha ist bereits vor 14 Tagen durch Seres pafsirt, und befindet sich gegen⸗ waͤrtig bei der Armee. Daß noch vor seiner Ankunft die Insur⸗ genten unter Odysseus eine Niederlage erlitten haben, wird von allen Seiten bestaͤtigt. Auch gegen die Persische Graͤnze sind Janitscharen⸗Regimenter zu marschiren bestimmt. Auf diesem Krie⸗ ges⸗Schauplatz aber wuͤthet seit einiger Zeit eine weit aͤrgere Gei⸗ ßel als das Schwert. Die unter dem Namen cholera morbus be⸗ kannte epidemische Ruhr, deren Verheerungen eben so schrecklich sind als die der Pest, hat einen großen Theil von Asien durchzo⸗ gen, und ist bis nach Syrien vorgedrungen, so daß die Bewohner der Ruinen von Aleppo nun auch ihren letzten Zufluchts⸗Ort ver⸗ lassen muͤssen. Der Armenische Patriarch ist, auf dringendes Ge⸗ such seiner eigenen Gemeinde, v worden. Die in der Haupt⸗ stadt befindlichen Christen aller Konfessionen werden gegenwaͤrtig mit außerordentlicher Milde behandelt. Das naͤmliche System wird, so weit nur unsere Nachrichten reichen, in allen Provinzen befolgt. Seltsam ist dgbei, daß der Stolz der Tuͤrkischen Regierung ihr nicht gestattet, sich dieser Maßregeln gegen die Fremden zu ruͤhmen; und es kostet den auswaͤrtigen Gesandtschaften nicht ge⸗ ringe Muͤhe, sich nur unter der Hand Kenntniß von den zahlrei⸗ chen großherrlichen Befehlen zu verschaffen, wodurch allen Klassen der Muselmaͤnner, besonders aber dem Militair, die sor faͤltigste Schonung der Raajas, auf das Nachdruͤcklichste eingeschaͤrft wird.“

Der landesbefugte Seiden⸗Fabrikant Hornbostel zu Gumpern⸗ dorf (bei Wien) hat auf die „Erfindung eines Seidenstoffes, Crèpe a la chinoise genannt, welcher neu und von allen bisher hier er⸗ zeugten Seiden⸗Stoffen ganz verschieden ist, und sich sowohl glatt als gemustert zu Damenkleidern und Tuͤchern jeder Groͤße eignet’“ ein fuͤnfjaͤhriges Privilegium erhalten.

Rom, 30. Dec. Der Graf Demidow hat vorgestern sein Schauspiel, wozu er die Franzoͤsischen Akteurs verschrieben, eroͤff⸗ nen lassen. Alles, was Rom an vornehmen In⸗ und Auslaͤndern besitzt, war da, auch mehrere Praͤlaten.

Dorpat, 8. Jan. Der Civil⸗Ober⸗Befehlshaber der Russisch⸗ Deutschen Provinzen, Marquis Paulucci, hat am 7. Dec. v. J. folgenden Regierungs⸗Befehl erlassen: „Alle in Privathaͤusern vön fremden, nicht zu den Familien⸗Gliedern gehoͤrigen Personen ver⸗ anstaltete Zusammenkuͤnfte zum Beten und Lesen der Bibel, sind, da sie vom Gottesdienste in den Kirchen abhalten, verboten. Keine Misstons⸗Gesellschaften duͤrfen gebildet werden, weil sie, von Pri⸗ vat⸗Personen betrieben, zu bedenklichen Korrespondenzen und Aus⸗ kundschaften Anlaß geben. Die von den Herrnhutern Uwxuxgen naͤchtlichen Zusammenkuͤnfte werden, als bedenklich, verd chtig und nachtheilig, schon wegen des hindernden Einflusses auf die Auf⸗ merksamkeit bei dem oͤffentlichen Gottesdienste, untersagt. Dienst⸗ Boten in den Staͤdten duͤrfen die Bethaͤuser nicht zu allen Tages⸗ Zeiten und auf mehrere Stunden besuchen, sondern nur Sonntags und an einem Wochentage zur bestimmten Stunde. Die Kanzel⸗ Redner der Bruͤder⸗Gemeinden sollen nicht von einer Gemeinde zur andern herumreisen, um sich hoͤren zu lassen und die Glieder fremder Gemeinden nach sich zu ziehen. Die Stadt⸗ und Land⸗Po⸗ Eb der b,„. , ruͤcksichtlich der

ruüͤder⸗Gemeinden, eine gemeinschaftliche und gegensecitig sich un⸗ terstuͤtzende Aufsicht fuͤhren.“ sch 1 . gegensettig sich

St. Petersburg, 8. Jan. Die in Moskau wegen Zoll⸗De⸗ fraudationen eroͤffneten Untersuchungen werden mit Strenge fort⸗ gefuͤhrt. In diesen Tagen wird der Inspektor des hiesigen Zoll⸗ Bezirks, Staatsrath Wuͤrst, mit besondern Auftraͤgen des Handels⸗ Ministeriums, dorthin abgehen, um die eingeleiteten Untersuchun⸗ gen zu beschleunigen.

Die Intendantur der zweiten Armee hat Lieferanten aufgefo⸗ dert, fuͤr ihre in die Gouvernements Kiew, Cherson und in Bessa⸗ rabien errichteten Magazine in den ersten Tagen des Februars 368/000 Tschetwert trockener Huͤlsenfruͤchte zu liefern.

Kischenew, 14. Dec. Ein in Jasst angekommener Pirman verordnet starke Vieh⸗, Gersten⸗ und Weitzen⸗Lieferungen an die Dongu⸗Festungen, wo Ibrail mit nen angekommenen Truppen verstaͤrkt werden soll. G

Madrid, 7. Jan. Die Bittschrift mehrerer Kaufleute von Sevilla und Kadix, worin sie um unverzuͤgliche Aufhebung des Gesetzes, das die Einfuhr gewisser Woll⸗ und Seide⸗Stickereien 8 bietet, anhalten, und eine zweite des Handelshauses Valdcorriez aus Bordeaur, welches 4 Mill. Realen fuͤr Schiffe verlangt, wel⸗ che die Spanische Regierung, zu der Expedition nach Kolumbien 1 gemiethet hat, wurden in der Sitzung am 5ten auf die Tafel gelegt.

In der pomphaften Antwort des Stadtraths an den Praͤsidenten der Kortes auf die Dankrede wegen des 7. Jul., heißt es unter anderen 1 „Das Volk und der Stadtrath von Madrid sind noch heute, was sie im November 1820, im Februar 1821, im Jul. 1322 waren. Damals schworen sie auf die Verfassung von 1812 u. auf nichts mehr und nichts weniger, und heute: daß sie im Kampfe umkommen, und ihr Leben theuer verkaufen oder die Verfassung von 1812, und nichts mehr und nichts weniger behaupten wollen.

Bekanntlich hat der Span. General Morales mehrere Kaper⸗ Briefe in den Westindischen Gewaͤssern ausgetheilt, wodurch Eng⸗ lischen Kaufleuten sehr bedeutende Ladungen als Prisen weggenom⸗ men worden sind; der Engl. Gesandte hatte 3 Mill. Pfd. Sterl. zur Entschaͤdigung seiner Landsleute gefodert, von Hrn. S. Miguel aver auf seine Note eine sehr bittere Antwort erhalten. Hierauf ver⸗ langte Sir Wm. A’Court eine Konferenz, worin er jenem die Ge⸗

fahr seines Benehmens vorstellte. Die Regierung brachte die Sache den Kortes vor, und diese haben in einer geheimen Sitzung, die Anerkennung der Brittischen Foderung, wie solche durch vereinigte 1“ W“ 8 1A6“ W 2 W Ar I

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