1823 / 131 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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beider Dynastien. Die Mitte der Bruͤcke bezeichneten sechs

dergleichen antike Lanzen mit großen Fahnen, welche rechts

mit dem Koͤnigl. Wappen Wuͤrtembergs, und gegenuͤber links, mit dem Kaiserl. Wappen Rußlands in Heraldischen Farben, den Namenszug J. K. H. Charzotte, von Rosen und Myrthen, und den Sr. K. H. des Großfuͤrsten Michail Paw⸗ lowitsch von vermischten schoͤnfarbigen bedeutungsvollen Blu⸗ men deckten und umwogten. Von allen um die Schiffbruͤcke in symmetrischer Ordnung vor Anker gelegten Prahmen und Schaluppen, so wie vom hoͤchsten Gipfel des steilen Uferber⸗ ges begruͤßten J. J. K. K. H. H. die Russisch⸗Kaiserliche und die National⸗Flaggen. Auf der Station Kaskowa stiegen J. K. H. aus dem Wagen, um in den Armen Ihrer Majestaͤt der Frau und Kaiserin Maria Feodorowna die ruͤhrendsten Alugenblicke dieses uͤberraschenden Gluͤckes zu feiern. Nach aufgehobener Mittagstafel geruheten J. M. die Kaiserin Sich mit Ihrem Gefolge gegen Abend wieder nach Gattschina zu begeben, und Se. K. H. der Großfuͤrst nach Kipeen. J. K. H. aber verweilten die Nacht in Kaskowa, trafen heut in Kipeen mit Ihrem Gefolge ein, geruheten von den dortigen Wuͤrtembergschen Kolonisten Brot und Salz anzunehmen, setz⸗ en, nachdem Se. K. H. in Gegenwart der Durchl. Prinzes⸗ sin einige Evolutionen mit einer Abtheilung des Grenadier⸗ Regiments Kaiser von Oesterreich ausfuͤhrten, gemeinschaftlich die Reise nach Gattschina fort, und betraten kurz vor 1 Uhr das Palais J. M. der Kaiserin. Die ganze Reise stoͤrte auch nicht Ein unangenehmer Vorfall; uͤberall erleichterte und beschleunigte sie die groͤßte Ordnung. Fret. 6 Okt. Am 26. v. M. traf Se. K. H. der Großfuͤrst Nikolai Pawlowitsch, am 27sten der Prinz Wil⸗ helm von Preußen K. H., und am 28sten Se. Maj. hier ein. Am 2asten wohnten Hoͤchstdieselben mit den Großfuͤrsten Konstantin und Michail Pawlowitsch K. K. H. H., und dem Statthalter von Posen, Fuͤrsten Radziwit!, dem Ceremonial⸗ Marsch der Truppen des abgesonderten Litthauischen Korps

und der Polnischen Armee, den zosten den Schwimm⸗Uebun⸗

gen der Oesterreichischen und Russischen Jaͤger auf dem Bug, und den 1. d. M. den Manoeuvres bei, welche in den Um⸗ gegenden von Brest, von 3 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends dauerten. Den 2. Okt. reisten Se. Kaiserl. Maj. nach Ko⸗ wel ab. Se. K. H. der Großfuͤrst Michail Pawlowitsch wa⸗ ren bereits am 30. Sept. nach Polangen abgereist.

Se. K. H. der Großfuͤrst Nikolai Pawlowitsch reisten am d. M. nach Duͤnaburg, und Se. K. H. der Prinz Wilhelm von Preußen am 5ten nach St. Petersburg ab.

St. Petersburg. Am 9. Okt. traf der Prinz Wilhelm von Preußen K. H. hier ein. Der feierliche Einzug der Prinzessin von Wuͤrtemberg K. H. in die Residenz, wird erst nach Sr. Majestaͤt Ruͤckkunft stattsinden. Die Truppen, welche am 16ten und 17ten bei Orell manoeuvrirten, betru⸗ gen 45,000 Mann. Graf Rostopschin, ehemaliger Mili⸗ tair⸗Gouverneur von Moskau, ist aus dem Auslande zuruͤck⸗

gekehrt und hat seinen vorlaͤufigen Wohnsitz wieder in jener

Hauptstadt genommen. Madrid, 14. Okt. (Auszug eines Privat⸗Schreibens.) Die⸗ jenigen Personen, die in diesem Augenblicke bei dem Koͤnige

vorzuͤglich in Ansehn stehen, sind, außer dem Beichtvater Don

Viktor Saez, der Herzog von Infantado und ein gewisser Cordova, Officier in den Spanischen Garden, der bei dem Aufstande am 7ten Julius in Madrid vielen Muth bewiesen, sich nach diesem Tage nach Paris gefluͤchtet, und daselbst einige Monate lang zugebracht hatte. Bis die Organisation der Span. Garden vollendet seyn wird, versieht die Franz. Schweizer⸗Garde den Dienst bei Sr. Katholischen Majestaͤt. Das Koͤnigl. Dekret, wonach alle diejenigen entfernt werden sollen, die sich als Officiere bei der Madrider freiwilligen Miliz hatten anwerben lassen, hat schon mehrere bedeutende Maͤnner, sowohl vom Adel uls aus der Klasse der Kaufleute getroffen. Mehrere haben bereits die Haupt⸗ stadt verlassen, Andere schicken sich dazu an. Die Graͤfin von Be⸗ navente ist zwar nicht verbannt worden, sie wird sich aber von Madrid entfernen, um in fremden Landen Linderung fuͤr den Kummer zu suchen, den sie daruͤber empfinden muß, daß ihre Soͤhne und Schwieger⸗Soͤhne, der Fuͤrst von Anglonag, der Her⸗ zog von Abrantes, der Marquis von Santa⸗Cruz, von Alcanices und von Villafranca, in dem Koͤnigl. Verbannungs⸗Dekret mit be⸗ griffen sind. Der Herzog von San⸗Fernando hat, in dem Au⸗ genblicke, wo er sich anschickte, den Koͤnig in Sevilla zu kompli⸗ mentiren, den Befehl erhalten, sich nach Murcia zu verfuͤgen. Die Schwaͤche und das Temporisations⸗System dieses Mannes, der im J. 1820 Mitglied des Minister⸗Rathes war, haben zu dem damaligen Gelingen des Unternehmens der Rebellen auf der In⸗ sel Leon viel beigetragen. Gestern sind die, von den Franzosen bei der Erstuͤrmung des Trokadero gefangen genommenen Milizen hier eingetroffen. Das Volk zeigte bei ihrem Anblicke anfangs einige Erbitterung, erlaubte sich jedoch keine weitere Ausschwei⸗ fung gegen sie. Der Oberst Amor, der sich mit 400 Reitern, den Franzosen ergeben hat, wird nach Frankreich abgefuͤhrt werden. Auf seine Rechnung kommt ein guter Theil des am 20. Mai d. J. unter den Inwohnern Madrids angerichteten Blutbades; er konnte daher nicht ohne Gefahr in Spanien leben. Durch seine freiwillige Verbannung entgeht er der gerechten Strafe. Riego ist aus dem adlichen Seminarium nach einem andern Gefaͤngnisse transportirt worden. Man versichert, daß mehrere An⸗ haͤnger der Kortes in Kadirx uͤber die letztern Ereignisse den Ver⸗ stand verloren, und daß einige von ihnen sich den Tod gegeben ha⸗ ben; die Haͤupter selbst haben es dagegen vorgezogen, sich nach Gibraltar zu fluͤchten. In San Sebastian hat man eine Loge der Communeros entdeckt, und mehrere wichtige Papiere vorgefun⸗ den. In der Mitte des Saales hing ein entbloͤßter Saͤbel, wobei

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man die Worte las „Beharrlichkeit und Muth!“ Die Arm⸗g ter und Kerzen waren von rother Farbe, und das ganze Ammen ment war mit passenden Sinnbildern geziert. Die Loge ist laͤufig geschlossen worden. Man erwartet hier von einem

thagena und Alikante. In den beiden letzten Plaͤtzen giel noch verschiedene Ultra⸗Liberale, die sich werden entfernen m.

Der bekannte Officier Mon, der am 7. Jul. die Svanis Garden anfuͤhrte, wird, heißt es, zu einem wichtigen Posten foͤrdert werden. Einige Militairs, die zu dem Riegoschen 6 gehoͤrt haben, sind zu Quesada in der Provinz Jaen ergriffen den. Wie man vernimmt, hat der General Balanzat, den Korps unter Ballasteros befehligt, es zur offenen Empdͤrung; men lassen, und sogar den verwegenen Entschluß gefaßt, auf dova zu marschiren. Die uͤbrigen Truppen dieser Division e eine Bewegung auf Granada gemacht, um ihren Fuͤhrer Pul⸗ ros, von dem sie der Meinung sind, daß man ihn in den Gis nissen der ehemaligen Inquisition dieser Stadt festhalte, ü freien. Die Division des General Latour⸗Foissac ist deshalz

zwei Kavalerie⸗ und zwei Infanterie⸗Regimenter verstaͤrkt we

Sevilla, 11. Okt. Hier ist folgendes, an den ster-Staats-Sekretair, Don Viktor Saez erlassene, K. Dekret erschienen: „Eins der groͤßten, von der Revyl erzeugten Uebel, ist die schlechte Richtung, die man der gend dadurch gegeben hat, daß man sie verderbliche mu kuͤnstlich abgefaßte Buͤcher hat lesen und studiren lassen, diejenigen, denen in ihrer Kindheit noch ein Gefuͤhl fi ligion und Ehre beiwohnte, dieses im reiferen Alter verze und Mitgehuͤlfen der Revolution werden, die heutiges das menschliche Geschlecht heimsucht. Um den Fortscht eines so verbrecherischen Planes, der mit Recht Meine Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, noch zeitig genm Ziel zu setzen, habe Ich beschlossen, eine Junta nieden zen, deren Mitglieder Ich unter Maͤnnern waͤhlen werze sich einer verschiedenen Laufbahn und verschiedenen Stu gewidmet haben, deren Grundsaͤtze aber christlich und mo chisch sind, die durch ihre Kenntnisse, ihre Erfahrenhett, ihre fuͤr Meine Person bewiesene Treue und Anhaͤnglich hinlaͤnglich bekannt sind, und die, unter Eurem Vor sitze, von heut an, sich der Pruͤfung aller ins Publikum gebrat Buͤcher unterziehen, und diejenigen bezeichnen sollen, fuͤr geeignet halten, danach Maͤnner zu bilden, welche dige Stuͤtzen des Altars, des Thrones und des Vaterleae abgeben. Ihr habt es vernommen, und werdet zur Vi hung dieses Dekrets das Erfoderliche veranstalten. Von! ner Koͤnigl. Hand besiegelt.“

Ein zweites Dekret, das Se. Maj. unterm 9ten d. durch den Dechanten an den Kirchen⸗Rath haben en! lassen, lautet wie folgt: „Die Beweise der Liebe und Ang lichkeit, die Ich taͤglich von Meinen Voͤlkern erhalte, und Gegenwart mehrerer Meiner getreuen Unterthanen, A die Vorsehung durch erstaunenswuͤrdige Wunder dem! entrissen hat, dem sie mit Ergebung in den goͤttlichen als die einzige Belohnung fuͤr die Treue, mit der sie! liebten und Mir dienten, entgegen sahen, rufen Mit vielen Opfer der Revolutions⸗Wuth ins Gedeaͤchtniß zu und obgleich Wir hoffen duͤrfen, daß die Barmherzigkeit! tes denjenigen gnaͤdig vergeben habe wird, die in der Vm digung der Religion und ihres Koͤniges gefallen sind: si bietet Uns doch die christliche Liebe und Unsere Erkenntllt gegen jene Maͤrtyrer der heiligsten Grundsaͤtze (da te nen Sterblichen giebt, der sich mit voͤlliger Gewissensfte vor das strenge Tribunal des goͤttlichen Richters, dem N. verborgen bleibt, stellen kann), den Allmaͤchtigen inbrit anzuflehen, daß Er ihnen die Schuld, welche menschlicht brechlichkeit sie etwa hat begehen lassen, und die sie nohh abgebuͤßt haben moͤchten, vergebe. Zu diesem Ende Wir beschlossen, daß in allen Kirchen der Monarcht Seelen⸗Amt fuͤr diejenigen gehalten werde, die seit denn Maͤrz 1820, in Vertheidigung Gottes und Meiner 7 gefallen sind. Der Rath hat es vernommen, und wid noͤthigen Vorkehrungen zur Vollziehung dieses Dekrets fen. Von Meiner Koͤnigl. Hand besiegelt.“ Der General-Lieutenant, Marquls von Camposagtt interimistischer General⸗Kapitain von Neu⸗Kastilien, ist Praͤsidenten des Kriegs⸗Rathes; der Gen. Lieut. Don . Maria Carvajal, interim. General⸗Kapitain von Andall zum Gen. Kapitain von Neu⸗Kastilien; der Gen. Lieut. Juan Caro, interim. Gen. Kapitain von Granada, zum! Kapitain von Andalusien, der Maréchal de canp, Don seph Ignaz Alvarez Campana, zum Gen. Kapitain von! nada; Don Leo de la Camara Cano, zum Korregidot Madrid (wobei er seine Stelle als Mitglied des obersten nanz⸗Rathes beibehaͤlt), endlich Don Joaquin Lorenzo M bisheriger Korregidor von Madrid, zum Mitgliede des! sten Kriegs⸗Rathes bestellt worden. Die Division des Generals Bouͤrcke ist auf dem J sche von Santi⸗Spirito uͤber Salamanka nach Segovig griffen.

Aus Kadix meldet man unterm 7ten d. M., daß Val Alava, Latre, alle Mitglieder des letzten Ministeriums, die vornehmsten Deputirten, unter ihnen Isturitz, Gallt Garcia, Herreros, Arguelles u. s. w., nach Gibraltar à gangen sind.

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zum anderen die Nachricht von der Uebergabe von Badajoz, 9

beiwohnten, beschlossen die Feierlichkeiten.

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Ciudad⸗Rodrigo, 11. Okt. Heut Mittag hat der General Don Carlos O'Donnel hier seinen Einzug gehalten. Ale National⸗Milizen sind entwaffnet worden, und haben hre Pferde abgeben muͤssen. Sie sowohl, als eine große Unzahl von Beamten, deren konstitutionelle Gesinnungen hin⸗ aͤnglich bekannt sind, haben Paͤsse erhalten, um sich nach ih— er Heimath zuruͤckzubegeben. Der General Ponas und der hemalige Politische Chef von Valladolid, Buch, sind von hier n groͤßter Eile abgereist.

Lissabon, 5. Okt. Als am 28sten, nach der feierli⸗ hen Bekleidung Sr. Maj. mit dem Hosenbande, großes Di⸗ er im Palast war und des Koͤniges Gesundheit ausgebracht vurde, waren, wie mit einem Zauberschlage, die Brittischen Kriegsschiffe von oben bis unten illuminirt, und spruͤhten eine sahllose Masse Raketen und Schwaͤrmer in das daͤmmernde Abend⸗Dunkel hinaus. Die Forts feuerten eine ganze Stunde. Großer Ball und Souper, und am folgenden Abende eine große Oper, welcher Se. Maj. und die ganze K. Familie Am 1sten d. M. ab Sir Edw. Thornton und Sir G. Nayler, an Bord des Hussar, Diner und Ball fuͤr 100 Personen. Am eten segelte die Fregatte Hussar unerwartet mit Depeschen von Sir Ed⸗ ward nach England ab.

Die Hofzeitung enthaͤlt folgenden Artikel: „Die In⸗ olenz der Schlechtdenkenden hat endlich den hoͤchsten Grad rreicht. Sie sprechen mit einer unerhoͤrten Frechheit, und er⸗ inden Maͤhrchen, die sie unter den Leichtgläubigen ausstreuen. Diese Boͤswilligen haben die Vermessenheit so weit getrieben, nit ihren Erdichtungen die Treue des achtzehnten Regimen⸗ es verdaͤchtigen zu wollen, das der Sache des Koͤnigthumes o fest anhangt, und durch sein regelmaͤßiges Verhalten, sich das Lob des Infanten Don Miguel in einem eigenen Tag⸗ Gefehle erworben hat. Wir hoffen, die Behoͤrden werden die Urheber und Verbreiter dieser Geruͤchte, welche die Ruhe, deren wir so gluͤcklich genießen, in jeder Hinsicht gefaͤhrden, zu entdecken wissen.“

Se. Maj. haben den Obersten von Varnhagen, fuͤr die Verdienste, welche er sich bei Gelegenheit der Restauration erworben, zum Kommandeur des Christ⸗Ordens ernannt, eine Auszeichnung, die sonst nur denen zu Theil werden kann, die ationalisirt sind, was bei Herrn von Varnhagen nicht der

Fall ist.

Aagchen. Im Kr. Eupen sind diejenigen Fabriken, welche sich mit Verfertigung leichter Tuͤcher beschaͤftigen, ununterbrochen in großer Thaͤtigkeit, und erfreuen sich fortdauernd eines starken bsatzes. Besonders gewinnt die Fabrikation einer Gattung die⸗ r Waaren, Cirkasstenne genannt, bei ihrer Wohlfeilheit und dem

hermehrten Verbrauche derselben, taͤglich an Ausdehnung. Im Kr. Montjoie verfertigt man seit Kurzem, eine neue Gattung von Kasimiren (gestreift), welche haͤufigen Absatz findet, und deren Fa⸗ brikation eine große Zahl von Webstuͤhlen in Thaͤtigkeit setzt. Die etzte Braunschweiger Messe hat fuͤr die hiesigen Tuch⸗Fabrikanten icht unerfreuliche Resultate geliefert. In Schleiden bluͤhet die Decken⸗Fabrik des Jos. Begasse immer mehr auf; taͤglich werden n derselben 60 Stuͤck verfertigt. Der Begasse macht in die⸗ em Monate durch die Rheinisch⸗Westindische Kompagnie die ste Sendung von Decken nach Verakrux, woher er sich Muster von Decken, wie sie dort gebraucht werden, hat kommen lassen.

Breslau, 27. Okt. Die dreihundertjaͤhrige Jubelfeier der hiesigen Haupt⸗Pfarrkirche St. Maria Magdalena ward gestern und vorgestern, unter andern auch durch die Aufstellung der Standbil⸗ der der zwoͤlf Apostel, gefeiert. Die Originale befinden sich in der St.

ebaldus⸗Kirche in Nuͤrnberg, am Grabe des heiligen Sebaldus / Metall-Abguͤssen. Sie sind uͤbergroß und in Nischen aufge⸗ ellt; der Ruͤcken dieser Figuren ist flach. Diese bewunderten Kunst⸗ verke sind aus der Hand des beruͤhmten Bildhauers Peter Fi⸗ scher hervorgegangen. Nuͤrnberg war Fischers Vaterstadt. Er ebte zur Zeit der hoͤchsten Kunstbluͤte Italiens, wo er sich bildete und sehr lange sich aufhielt. Daher ruͤhrt auch die große Aehnlichkeit der Bildwerke am Sebald⸗Grabe mit den Wer⸗ ken des Lorenzo Ghiberti zu Florenz. Das Sebaldus⸗Grab wurde 1519 vollendet, und soll, unter Beihuͤlfe seiner 4Soͤhne, die Arbeit von 24 Jahren gewesen seyn. Nicht in den Gewaͤndern, auch nicht in den Haͤnden und Fuͤßen, gaͤnzlich aber in den Koͤpfen erreichte Fi⸗ scher sein großes Vorbild, den Ghiberti. Die Koͤpfe sind den Wer⸗ ken des Alterthumes gleich, und so vorzuͤglich, daß Se se den schoͤn⸗ en Kunstwerken gerechnet werden koͤnnen. Die Linien der Ge⸗

bänder und deren Styl sind in den Originalen nur im Ein⸗ zelnen schoͤn, indem das lange Unterkleid in runden und muschel⸗

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foͤrmigen Linien die Fuͤße deckt. Wenn man jedoch andere Ar⸗

beiten P. Fischers mit diesen Standbildern vergleicht: so sind wahr⸗

scheinlich derjenige, welcher diese Apostel⸗Figuren modellirt, und

derjenige, welcher den Metallguß uͤberarbeitet (ciselirt) hat, ganz

verschiedene Personen gewesen. Wie es nun auch sey! die in den

Originalen sehr schoͤnen Koͤpfe der Apostel und die trefflich gear⸗

beiteten Haͤnde, gehoͤren zu Fischers Meisterwerken. Gyps⸗Ab⸗

guͤsse dieser Kunstwerke wurden in Berlin vorgefunden. Se. Maj.

der Koͤnig fand an denselben ein besonderes Wohlgefallen, und be⸗

fahl, Metall⸗Abguͤsse zu machen, um sie in der Domkirche aufstel⸗

len zu lassen. Aus mehreren Ruͤcksichten konnten aber diese Stand⸗

Bilder, den Originalen im Allem aͤhnlich, dem Gusse nicht uͤber⸗

lassen werden. Man suchte alles an den Originalen Vorzuͤgliche

zu erhalten, insbesondere die ausgezeichnet schoͤnen Koͤpfe, welche

nach einem Typus von alten Kuͤnstlern erfunden worden, der jetzt

sehr vernachlaͤßigt wird, und sogar in Italien beinahe verloren ge⸗

gangen ist. Die Koͤpfe, die jedem Standbilde beigegebenen Attri⸗

bute und die Stellungen wurden unveraͤndert beibehalten. Die

Professoren Rauch und Tiek in Berlin, und der Hof⸗Bildhauer

Kaufmann in Weimar, erhielten den Auftrag, sie unter ihrer Auf⸗

sicht aufs neue modelliren zu lassen. Die beruͤhmte Bronze⸗Fabrik Werner und Neffe in Berlin, verfertigte den Metall⸗Guß, unter

Aufsicht und nach den Zeichnungen des Geh. Ob. Bauraths Schin⸗

kel und der genannten drei beruͤhmten Kuͤnstler, zur Aufstellung

in der Domkirche, welche im Januar des vor. Jahres erfolgte.

Die Standbilder selbst namentlich sind: Johannes, Petrus, An⸗ dreas, Philippus, Simon von Kanna, Matthaͤus, Matthias, Bar⸗ tholomaͤus, Judas Thaddaͤus oder Lebbaͤus, beide Jakobus und Thomas. Die Saͤkular⸗Feier der Magdalenen⸗Kirche veranlaßte den Konftstorial⸗Rath und Superintendenten Fischer, Pastor dieser Kirche, zu der Bitte an die Wernersche Fabrik, diese Standbilder im ver⸗

juͤngten Maßstabe nachzubilden, um sie der Magdalenen⸗Kirche fuͤr diese Feier, als Geschenk zu verehren. Dies erfolgte mit großer Bereitwilligkeit. Sie trafen im Monat Junius aus Berlin hier ein. Da sie in Gyps gegossen sind, so bedurften sie, damit nicht der Staub ihnen nachtheilig werde, und die blendende Weiße nicht eine falsche Lichtgebung und einen dem Auge anstoͤßigen Abstich veranlasse, eines besondern Farben⸗Tones, naͤmlich eines elfenbein⸗ aͤhnlichen, mit mattem Glanz oder Schimmer, der an das Alterthuͤmliche erinnert. Der Dekorateur Pohlmann gab ihnen dies gefaͤllige Aeußere, und der Koͤnigl. Baurath Schultz unterzog sich aus besonderer Gewogenheit und mit großer Liebe fuͤr die gute Sache, der Aufsicht und Leitung alles dessen, was zur Aufstellung er⸗ foderlich war. Diese konnte nur am Altare selbst geschehen, und

war theils wegen der Figuren, denen nur die Hoͤhe von drittehalb

Fuß gegeben worden, theils wegen der Oertlichkeit und der Be⸗ schraͤnkheit des Raumes, mit manchen Schwierigkeiten verbunden, die aben unter der Leitung des Baurathes Schultz gluͤcklich besiegt wurden.

„So erfreut sich denn die Magdalenen⸗Kirche durch die sehr thaͤtige Mitwirkung ihres Pfarrers, dem auch die große trefflich Orgel ihre gaͤnzliche Wiederstellung und voͤllige Erneuerung im Inneren verdankt, dieser herrlichen Kunstwerke. Es verbinde sich immer mehr das Schoͤne mit dem Guten!

Zum Besten kleiner Schaͤferei⸗Besitzer, hat der landwirth schaftliche Verein von Ober⸗Schlesien, so eben eine „Anleitung zu einem zweckmaͤßigen Verhalten der Schaafheerden“ herausgegeben, und den Preis derselben, um sie in die Haͤnde des Unbemittelten zu bringen, auf 2 ½ Sgr. festgesetzt. 8

Koͤln. Im v. J. wurden im hiesigen Regierungs⸗Bezirke in die Impf⸗Liste aufgenommen, und zwar a) aus der Liste des Jahres 1822 übergetragen 2842 Impflinge b) Hnengacc 13,915

c) nen au . 238 82

1 Zusammen 26,995 Impflinge. Davon sind in Abzug zu bringen 995 Impfling a) die todtgebornen mit .399. b) die vor Ende des J. verstorbenen 2143. 8 c) die aus d. Reg. Bez. weggezogenen 394.

blieben zu impfen 14,129 Impflinge.

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Geimpft worden sind a) mit gewuͤnschtem Erfolg .. 12,704. b) zum drittenmal ohne Erfolg .. ““ In die Impf⸗Liste fuͤr das Jahr 1823 sind uͤbertragen worde a) ohne, oder mit unsicherem Erfolg. 3386.

b) aus besondern Ursachen ungeimpft geblieben 861.

Zusammen 1247. Die K. Regierung hat sich diesen, auf das Leben, die Gesund⸗ heit und das Aeußere der Menschen, so einflußreichen Zweig der Sanitaͤts⸗Polizei, welchem, zum Theil, unter den fruͤheren Regie⸗

rungen, die noͤthige Aufmerksamkeit nicht geschenkt worden ist, gleich

anfaͤnglich bei der Uebernahme der Verwaltung dieser Provinz im Jahre 1816, vorzuͤglich angelegen seyn lassen. Durch die Einfuͤbruna