lung des Kapitals verlangte, und fuhr hierauf sort: „Der einzige unbestrittene Vortheil, den die beabsichtigte Operation hat, ist, daß der Staat dabei jaͤhrlich 28 Millionen spart; allein ich weiß ein anderes Mittel,
wodurch man diese Summe ebenfalls ersparen kann, ohne das Vermoͤgen der Renten⸗
die Staatsschuld zu erhoͤhen, 1 . Inhaber zu schmaͤlern und allgemeine Unzufriedenheit zu erregen, und ich bin daher keineswegs der Meinung des Finanz⸗Ministers, daß es unmoͤglich sey, einen an⸗ deren Weg als den seinigen einzuschlagen. Die Tilgungs⸗ Kasse befindet sich im Besitze von etwa 33 Millionen Renten, die durchaus disponible sind. Das Finanz⸗Ge⸗ setz vom Jahre 1816 sagt: „Die von dieser Kasse auf⸗ gekauften Renten sollen, wenn sie die durch ein Gesetz zu bestimmende Hoͤhe erreicht haben, annullirt werden.” Ich mache daher den Vorschlag: 1) die Tilgungs⸗Kasse anzuweisen, daß sie hinfuͤhro keine Renten uͤber den Pari-Kours an sich kaufe; 2) die von ihr be⸗ reits aufgekauften Renten ganz oder theilweise zu ver⸗ nichten.“ Nachdem der Redner die Vortheile, die, sei⸗ ner Meinung nach, aus einer solchen Maßregel ent⸗ springen wuͤrden, entwickelt hatte, schlug derselbe, fuͤr den Fall, daß dieselbe gleichwol nicht genehmigt, der vor⸗ liegende Gesetz⸗Entwurf dagegen angenommen werden sollte, verschiedene Aenderungen in der Redaktion dieses letzteren vor. — Nach ihm sprach Herr Pavy zu Gun⸗ sten des Gesetzes und behauptete, den Ansichten des Hrn. Sanlot⸗Baguenault zuwider, daß es gerade keinen guͤnstige⸗ ren Augenblick fuͤr die Ausfuͤhrung des beabsichtigten Planes geben koͤnne, als den, wo durch den gluͤcklichen Erfolg sowohl des Krieges in Spanien als der letzteren Wahlen, die Revolutionen besiegt, die Opposition erdruͤckt und die Festigkeit des Thrones fuͤr immer gesichert worden sey. Der Graf v. Thiard trat im Allgemeinen den Ansichten des Grafen v. la Bourdonnaye bei und ver⸗ warf den Gesetz⸗Entwurf, weil er ihn 1) ungerecht fand, indem er den Renten⸗Inhabern eine Bedingung auflege, die sie niemals voraussehen konnten; 2) unmo⸗ ralisch, weil er hauptsaͤchlich die unbemittelten Glaͤubiger treffe, die ihre geringen Kapitalien in keiner anderen Art unterzubringen Gelegenheit haͤtten; 3) unpolitisch, weil er eine ganze Klasse von Franzosen, die sich, mit vollem Vertrauen auf die Loyalitaͤt der Regierung ver⸗ lassen haͤtten, mißvergnuͤgt mache. „Nicht dadurch,“ schloß der Redner „daß man die Renten⸗Inhaber be⸗ raubt, heilt man die letzten Wunden der Revo⸗ lution; ist dies Ihr aufrichtiger Wille, so sagen Sie Sich von einem betruͤglichen Verwaltungs⸗ und politi⸗ schen Systeme los. „Die Gesellschaft lebt von Beispielen““ sagte fruͤher einmal einer unserer Kolle⸗ gen (Hr. Delalot), der, wie so viele andere, durch die Kunstgriffe der Minister von dieser Tribune verbannt worden ist. Man gebe ihr denn ein Beispiel der Ach⸗ tung fuͤr unsere Gesetze, fuͤr die von dem Staate mit uns eingegangenen Verbindlichkeiten und fuͤr unser Grund⸗ Gesetz; man sey endlich wieder gerecht und aufrichtig gegen uns; — nur so koͤnnen die Wunden der Revolu⸗ tion geheilt werden. — Herr Syrieys de Magyrin⸗ hac bee, v. veeF g Ag sich der vorgeschlagenen Verminderung des Tilgungs⸗Fonds. B
8 Herr Leclerc de
. . Beaulieu dagegen fand, daß dieses letztere Mittel das geeignetste sey, um das fernere Steigen der Renten zu hindern: England hat sich dessel,⸗
ben schon oͤfters bedient und scheine damit umzugehen,
es naͤchstens wieder anzuwenden; wenigstens habe gan kuͤrzlich ein englisches Blatt geaͤußert, daß wenn die zprocentigen Papiere den Pari⸗Kours uͤbersteigen, der Schatz schwerlich ermaͤchtiget werden wuͤrde, sie um die⸗ sen Preis aufzukaufen. „Geht der Entwurf durch,“ schloß der Redner, „so ist er einzig in den Finanz⸗Anna⸗ len aller Nationen. England hat den Zinsfuß seinen Schuld ebenfalls um ½ pCt. herabgesetzt, sich aber wohl gehuͤtet, das Kapital derselben zu erhoͤhen, und wenn solches auch fruͤher einmal geschehen ist, so wird dieser Fall schwerlich jemals wieder eintreten, so wie ich denn uͤberhaupt der Meinung bin, daß in England der Kanz⸗ ler der Schatzkammer dem Unterhause gewiß niemals einen Gesetz⸗Entwurf vorlegen wird, der demjenigen, womit wir uns gegenwaͤrtig beschaͤftigen, gleich sieht. Ich stimme gegen denselben, und behalte mir vor, dagegen, bei der Diskussion uͤber das Budget, eine Reduktion des Til⸗ gungs⸗Fonds um 30 Millionen in Vorschlag zu bringen.“ — Den Beschluß der Sitzung machte Hr. Ricard vonm Depart. der oberen Garonne mit einer Rede zu Gun⸗ sten des Entwurfes, worin er die Vortheile, die, seiner Meinung nach, daraus fuͤr die Provinzen und die Steuer⸗ pflichtigen entspringen, in einem ganz neuen Lichte dar⸗ stellte. — Die Diskussion duͤrfte leicht noch drei Siz⸗ zungen ausfuͤllen. 8 G Die 57 Millionen Renten, die von der mehrerwaͤhr⸗ ten Finanz⸗Operation vorlaͤufig ausgeschlossen bleiben sollen, gehoͤren, nach Ausweis einer, auf Befehl des Finanz⸗Mini⸗ sters angefertigten und in der Sitzung vom 26sten unten die Deputirten vertheilten Uebersicht, groͤßtentheils der Tilgungs⸗Kasse, dem Institute der Ehren⸗Legion, oͤffent lichen und geistlichen Anstalten, den Invaliden der Ma rine, der Pairskammer, verschiedenen Gemeinden u. w. In dem Tilgungs⸗Fonds befinden sich 32 ⅞ Million Aus derselben Uebersicht geht hervor, daß diejenige 140 Millionen, auf weiche die Reduktion des Zinsfußen angewendet werden soll, etwa aus 200,000 Inskriptionen bestehen, die sich in den Haͤnden von hoͤchstens 145,009 Personen befinden, naͤmlich: Inskriptionen von 10 b 50 Fr. in den Haͤnden von etwa 10,000 Personen; J. skriptionen von 50 bis 99 Fr. in den Haͤnden von etn 36,300 Pers.; Inskriptionen von 100 bis 999 Fr. in de Haͤnden von etwa 76,000 Pers.; Inskriptionen von 1100 9 4999 Fr. in den Haͤnden von etwa 15,500 Pers.; J. skriptionen von 5000 bis 9999 Fr. in den Haͤnden bu etwa 5000 Pers.; Inskriptionen von 10,000 Fr. ꝛc.
den Haͤnden von etwa 1600 Personen.
Der Kriegsminister laͤßt jetzt zu Toulouse, Metz un Straßburg vergleichende Versuche zwischen dem englischen franzoͤsischen und modificirt⸗englischen Artillerie⸗Systch anstellen, um demnaͤchst das am zweckmäͤßigsten befun dene anzunehmen. — Der Municipal⸗Rath Len To louse hat eine Summe von 400,000 Fr., als die von de Stadt beizutragende Haͤlfte der Kosten fuͤr die Erri⸗
ng einer Kunst⸗ und Handwerks⸗Schule daselbst bewilli
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seiner Genossen in die
vondon, 24. April. Man haͤlt zwar allgemein hier die Unabhaͤngigkeit Columbiens fuͤr gesichert; indessen ist es doch bemerkenswerth, daß einer der bedeutendsten hie⸗ sigen Spekulanten, der in der Regel mit guten Nachrich⸗
ten versehen ist, seit kurzem bedeutende Summen co⸗
lumbischer Effekten veraͤußert hat.
Es sind schon wieder zwei neue Anleihen an der Boͤrse, die eine fuͤr die ostindischen Inseln, dem Ver⸗ nehmen nach von 5 Millionen Pfd. Sterl., und die an⸗ 111ö11614“*“
Wir haben, sagt das Journal the new times, im⸗
mer die Gesinnungen getheilt, welche die Unterwuͤrfig⸗ keit der Griechen, unter die barbarische Herrschaft der Tuͤrken in allen edlen Gemuͤthern zu erregen geeignet ist; wir gestehen jedoch, daß wir keinen großen Erfolg von den Bestrebungen der Haͤuptlinge erwarten, die jetzt fuͤr die Sache der Unabhaͤngigkeit Griechenlands kaͤmpfen, und die Einmischung des Lord Byron duͤnkt uns sehr wenig verstaͤndig. Hr. Canning hat bemerklich gemacht,
daß die denkwuͤrdigen Thaten Sir Robert Wilsons zu
Corunna, zu weiter nichts gedient haben, als unsere Un⸗ serhandlungen zu hemmen, und unseren Einfluß zu schwaͤ⸗ chen; aber mit solchen Diplomatikern wie die Tuͤrken, st die Sache unendlich schlimmer. Es wuͤrde uns nicht im mindesten in Erstaunen setzen, zu vernehmen, daß sie Se. Herrlichkeit gespießt haͤtten. Ja, wenn sie ihn nicht fangen sollten, moͤchten sie nur allzuleicht an allen Eng⸗ laͤndern, die ihnen in die Haͤnde fallen, Rache nehmen. Diese Betrachtungen sind sehr unerfreulich, aber sie die⸗ nen dazu, das Angemessene der voͤlkerrechtlichen Vor⸗ schriften, wonach Unterthanen an die Handlungen ihrer Fegierung gebunden sind, in ein klares Licht zu stel⸗ jen. Lord Byron handelt in offener und kecker Verhoͤh⸗ nung der Gesetze seines Vaterlands, und was ist die Folge davon? — Daß England Gefahr laͤuft, in einen Krieg gezogen zu werden, um der Beleidungen willen, zu denen er die wilden Tuͤrken herausfordert. Der Cou- rier sagt in diesem Bezuge: Wir stimmen zwar mit der hier ausgesprochenen Ansicht von dem Benehmen des Lord Byron im Allgemeinen ganz uͤberein, doch nicht in den von ihm, hier aufgestellten Besorgnissen. Wir zweifeln nicht daran, daß Lord Strangford im Stande seyn werde, der ottomanischen Regierung darzuthun, daß die Hand⸗ lungen Einzelner nicht als Handlungen des Landes, wel⸗ chem er angehoͤrt, angesehen werden duͤrfen, und daß demnach die Wiedervergeltung nicht uͤber die Angreifen⸗ den hinausgehen darf. Sollte Lord Byron oder einer Haͤnde der Tuͤrken fallen, so wuͤrde ihr Loos, wohl allerdings außer Zweifel seyn.
Beaiern. Die Karlsruher Zeitung meldet aus Pri⸗ vat⸗Briefen von der baierschen Graͤnze, vom 20. April: „Noch sind die Untersuchungen gegen die fast in allen Theilen der baierschen Monarchie eingezogenen und in die Verbrechen und verbrecherischen Plaͤne der meisten⸗ theils entdeckten ungeheuren Diebes⸗ und Raͤuberbande
verwickelten Individuen im vollen und raschen Gange,
allein die große Anzahl der Mitschuldigen und das tau⸗ sendfache Ineinandergreifen der entferntesten Glieder die⸗
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Hamburg 7.
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ser furchtbaren Kette, erschweren die einzelnen zu dem ganzen Prozesse erforderlichen Instruktionen auf eine zwar begreifliche, aber darum nicht minder außerordent⸗ liche Weise. — So viel bis jetzt aus den zum Theil schon sehr klaren Eroͤrterungen hervorgeht, so sind zwar, wie man gleich anfangs zu bemerken Gelegenheit hatte, auch junge Leute aus den gebildeten Staͤnden zur Theil⸗ nahme verfuͤhrt, und von den magischen Fäden dieses großentheils unsichtbaren Netzes umsponnen worden; allein der Kern des Ganzen besteht aus in ihrer Art sehr gediegenen Subjekten, deren nicht wenige bedeutende Ta⸗ lente mit einer unermeßlichen Verworfenheit vereinigen. — Auch taͤuscht man sich, wenn man der anfaͤnglichen Behauptung Glauben beimißt, die Sache sey nur aller⸗ erst im Entstehen gewesen. — Denn es ergiebt sich, daß eine Menge von Verbrechen und eine ganze Reihe von scheinbar ganz zufaͤlligen ungluͤcklichen Ereignissen eine zusammenhaͤngende Reihe von Thaͤtigkeits⸗Aeußerungen dieses sauberen Staates im Staate bilden. — Hoöͤchst betruͤbend ist uͤbrigens die schreckliche Gewißheit, daß Menschen in dieses teuflische Komplot verflochten sind, deren scheinbarer Karakter, deren buͤrgerliche Lage und deren hoher Grad von Bildung anfangs sogar jeden Verdacht fuͤr abgeschmackt und verleumderisch ansehen Eöö
Vom Main, 29. Aprll. Den neuesten Nachrich⸗ ten aus Leipzig zufolge sind daselbst noch wenig Meß⸗ Fremde angekommen, aber die Menge der eintreffenden Waaren ist sehr groß. — Der Absatz im Buchhandel soll im vergangenen Jahre sehr gering gewesen seyn; man klagt uͤber die Menge der zuruͤckkehrenden Buͤcher, indem selbst viele von denen zuruͤckkommen, welche man nicht Bedingungsweise verlangt hatte. Leipzig hat jetzt die meisten Buchhandlungen (67), Berlin 52, Wien 33, Frankfurt a. M. 20, Nuͤrnberg 20, Prag 11, Halle 12, Breslau 10, Muͤnchen 7, Stuttgart 7, Karlsruhe 5, Dresden 6, Gotha 10, Darmstadt 3, Kassel 4 und
Wien, 28. April. Bei der K. K. Armee habe bedeutende Avancements statt gefunden; unter anderen wurden befoͤrdert: Zum Feldmarschal⸗Lieutenaut, der General⸗Major Franz Mumd von Muͤhlheim. Zu Ge⸗ neral⸗Majoren, die Obersten: Johann Trautmann, von Lusignan Infanterie⸗-Regiment Nr. 16, und Stephan
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von Ertmann, von Deutschmeister Infanterie⸗Regiment
Nr. 4. Zum Obersten, der Oberst⸗Lieutenant: Peter Fronquen de Bouquet, von L'Espine Infanterie⸗Regi⸗
ment Nr. 58, Grenadier⸗Bataillons⸗Kommandant.
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Rieeikevig (auf Island), 4. Marz. Zwar haben die Vulkane Koͤtlugjan und Oefields Joͤkelen aufgehoͤrt, zu brennen; allein vor geraumer Zeit hat jener noch heftige Wasser⸗Stroͤme ausgeworfen, die durch ihre Ueber⸗ schwemmungen bedeutenden Schaden und wo⸗ bei drei Menschen ihr Leben eingebuͤßt haben.
St. Petersburg, 23. April. Am gruͤnen Don⸗ nerstag empfingen Ihre Kaiserl. Hoheiten der Großfuͤrst Nikolai Pawlowitsch und dessen Gemahlin, die Groß⸗ fuͤrstin Alexandra Feodorowna, und der Großfuͤrst Mi⸗