1824 / 190 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 14 Aug 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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Dekret vom 28. Februar 1810 nicht aufgehoben worden ist; daß uͤberdies dieses Dekret das Edikt vom 23. März 1682 fuͤr ein allgemeines Staatsgesetz erklaͤrt; daß end⸗ lich, wenn gleich die Charte alle Gottesdienste schuͤtzt, sie doch die roͤmisch⸗katholische apostolische Religion fuͤr die Religion des Staats erklaͤrt, wodurch indeß keines⸗ weges die Freiheiten der gallikanischen Kirche aufgeho⸗ ben werden; daß mithin das Edikt vom J. 1682 nicht aufgehoͤrt hat Gesetzeskraft zu uͤhrung kommen muß;“ „In Betracht daß das Journal die „Quotidienne“ vom/8. Jul. d. J. einen Artikel mit der Ueberschrift: „Abschrift eines Briefes des Erzbischofs an einen sei⸗ ner Kollegen“ enthaͤlt worin der Verfasser sagt, daß er auf das wiederholte Verlangen des Ministers des Innern um Einsendung der gedachten Beitritts⸗Erklaͤrung nicht geant⸗ wortet habe, und sich dabei unter andern Bewegsgruͤnden darauf beruft, daß die Civilbehoͤrde kein Recht habe den Bischoͤfen vorzuschreiben was sie in Betreff des Unterrichts in ihren Seminarien zu bestimmen haben, und daß die Beitritts⸗Formel un—⸗ zulaͤssig sey; in Betracht, daß diese Grundsaͤtze mit der Erklaͤrung vom J. 1682 und allen Gesetzen, die de⸗ ren Vollziehung angeordnet haben, im Widerspruche ste⸗ hen; daß das gedachte Schreiben daher zum Ungehorsam gegen die Gesetze auffordert;“

„In Erwaͤgung daß, wenn es wahr ist, daß der Staubd und die Würde des Verfassers dieses Schreibens den Herrn Michaud glauben machen konnten, daß das⸗ selbe nichts tadelhaftes enthalte, und ihn mithin zu des⸗ sen Aufnahme in sein Journal bestimmen konnten, diese Betrachtung doch nur auf die Bestimmung der Hoͤhe der uͤber ihn zu verhaͤngenden Strafe einwirken, aber nicht das, aus der Bekanntmachung eines zum Unge⸗ horsam gegen die Gesetze antreibenden Schreibens ent⸗ springende Vergehen ganz auszuloͤschen vermag;

„Verurthellt das Tribunal den Michaud zu einer Geldstrafe von 30 Fr. und den Prozeßkosten, und ver⸗ ordnet daß die vorstehenden Bewegsgruͤnde des Urtheils nebst dem Urtheile selbst binnen Monatsfrist in die Ouotidienne eingeruͤckt werden..) i98 Das Journal des Débats ist mit den Veraͤnderun⸗ gen im Ministerium keinesweges zufrieden. Auch in dem Interesse des Grafen von Villeéle glaubt dasselbe, daß die Art, wie das Ministerium ergaͤnzt worden, ein großer Feh⸗ ler sey, da der Praͤsident des Minister⸗Rathes sich dadurch weder mit der oͤffentlichen Meinung noch mit den Kam⸗ mern ausgesoͤhnt habe. Was die anderen Neben⸗Ernen⸗ nungen betrifft, so haͤlt das Journal des Débats es nicht einmal der Muͤhe werth, davon zu sprechen; es sey billig, meint dasselbe, daß Jeder den Lohn fuͤr seine Folg⸗ samkeit erhalte; einen einzigen Beamten jedoch, den ta⸗ lentvollen Herrn von Martignac, nimmt das gedachte Blatt von dieser allgemeinen Regel aus, giebt ihm in⸗ zwischen nebenbei den guten Rath, daß wenn er sich guf seinen neuen Posten erhalten walle, er sich nicht allzu⸗ sehr auf der Redner⸗Buͤhne auszeichnen solle. Der Cour⸗- rier frangais glaubt dagegen, daß die gegenwäͤrtige Stel⸗ lung des Hrn. von Martignac nur von kurzer Dauer seyn

haben und daher in Aus⸗

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5 derselbe demnaͤchst ins Ministerium eintreten werde. Das vorgestrige Stuͤck des Courrier français ist we gen eines von dem englischen Courier mitgetheilten an⸗ geblichen Testamentes Buonapartes, als beleidigend si⸗ die öffentliche Sittlichkeit, von der Polizei in Beschlag genommen worden. Der Courrier français beruft sic inzwischen darauf, daß das gedachte Aktenstuͤck schon in verschiedenen in Paris erschienenen Schriften enthalten sey, und daß auch die Etoile dasselbe aufgenommen habe ohne daß die betreffende Nummer dieses halb konsiscirt worden sey; es scheine, als ob fuͤr den Courrier frangais besondere Ausnahmen obwalteten. Das Ministerium des Innern macht den franziß schen Handelsstand auf eine unterm 8ten v. M. in M drid publieirte Koͤnigl. Verordnung vom 28. Jun. he sonders aufmerksam, wonach 1) von diesem Tage an bl zum näͤchst Mehl, Säͤmereien und Huͤlsen⸗Fruͤchte in allen Hase der Kuͤste von Galicien, Asturien, Santander und Cmm tabrien laden duͤrfen, um sie nach den Haͤfen der suͤgh⸗ chen Kuͤste, von San Lucar de Barrameda bis Cat zu verfuͤhren; 2) die verfuͤhrten Getreide, Mehl, Saͤm reien und Huͤlsen⸗Fruͤchte nicht mehr als 2 pCt. Werthes Abgabe bezahlen sollen; 3) alle fremde Fa zeuge, die jene Gegenstaͤnde uͤberfuͤhren, nur den naͤm chen Foͤrmlichkeiten, wie die einheimischen, unterworfe seyn sollen, und 4) Personen, welche fuͤr ihre Rechnm Getreide ꝛc. Fracht Fruͤchte und Landes⸗Erzeugnisse nehmen koͤnne indem sie 4 pCt. mehr als die Abgaben bezahlen, well Schiffe unter spanischer Flagge in den Haͤfen zu entrit ten haͤtten, wo sie ihre Ladung genommen haben. (I uͤbrigen Artikel der Verordnung enthalten verschieden Vorschriften fuͤr die fremden Schiffe, welche diesen Han del zwischen Spaniens Provinzen treiben wollen.) Wie das Journal des Débats behauptet, waͤren die am 25sten v. M. in Madrid zwischen franzoͤsischen umg spanischen Soldaten statt gefundenen Raufereien (dern wir bereits im 187sten St. der St. Z., Art. Madri erwaͤhnt haben) weit ernsthafterer Natur gewesen, % die Etoile solches Anfangs versicherte. So wie jen Blatt den Hergang der Sache erzaͤhlt, waͤre der Gen ral⸗-Marsch geschlagen worden und die ganze Garnsse von Madrid unter den Waffen gewesen, und es waͤr von Seiten der Spanier uͤber 300 Flinten⸗Schuͤsse fallen, wogegen die Franzosen sich nur mit ihren E. beln vertheidigt haͤtten. Auch das Volk soll, mit Sta nen und Knüuͤppeln bewaffnet und unter dem Ruf „Tod den Franzosen!“ sich in den Streit gemischt haben der erst zu Ende gegangen waͤre, als die Generale 9 donneau und Quesada auf dem Kampfplatze erschienen Die Franzosen haben, wie das Journal des Débats vo- sichert, bei diesem Gefechte, das um 5 Uhr Abends be gonnen, 5 bis 6 Todte und doppelt so viel Verwundal gehabt; der Verlust von Seiten der Spanier soll inde noch staͤrker gewesen seyn. Die Quotidienne erzaͤhlt de Sache in denselben Worten, wie das Journal des Dê- bats; beide haben aber ihren Bericht aus einer sehr un) lauteren Auelle, naͤmlich dem Indicateur de Bordeam

Journals des

en 1. Okt., alle fremde Fahrzeuge Getreie

unter fremder Flagge verfuͤhren, als Rubl

Dissidenten dieser

geschoͤpft, weshalb man demselben nicht unbedingt Glau⸗ ben schenken darf. Am folgenden Tage fertigte der Ge⸗ veral Dijeon einen seiner Adjutanten, unter Begleitung von acht Jaͤgern, zum Koͤnige nach Sacedon ab, wahr⸗ scheinlich um Sr Maj. uͤber den ganzen Hergang der Sache Bericht abzustatten. E““

Kours der Rente vom 6. Aug.: 100 404.ͤ

London, 6. Aug. Wie man vernimmt, wird der bisherige K. Gesandte beim hohen deutschen Bunde, Hr. Lamb, Herrn Wm. A' Court am Madrider Hofe ersetzen.

Am 27sten v. M. wurde von der K. S Pem⸗ broke das neue Kriegsschiff Vengeance von 84 Kanonen ins Wasser gelassen; es soll das schoͤnste von der ganzen Flotte seyn. 2 Lord Beresford ist nebst seinem Gefolge und naͤhe⸗ ten portugiesischen Freunden, mit dem Lissabonner Pa⸗ ketboot nach England zuruͤckgekommen. Man darf nicht übersehen, daß er in keiner diplomatischen oder auch nur amtlichen Eigenschaft in Lissabonn gewesen, sondern, wie bei seiner Abreise auch gemeldet wurde, bloß in Privat⸗ Geschaͤften, welche die Abmachung von Forderungen, die er und andere englische Offiziere an die Regierung ge⸗ habt, daselbst betroffen gewesen ist. 1

Das Schiff Adonis ist mit wichtigen Depeschen aus Cape Coast in den Duͤnen angekommen; von dem eigent⸗ lichen Inhalt hat aber noch nichts verlautet und die Privatbriefe, denen man aͤngstlich entgegen sieht, koͤn⸗ nen erst morgen fruͤh hier seyn.

Briefen aus Port⸗au⸗prince vom 22. Jun. zufolge war man dort in der gespanntesten Erwartung der Nach⸗ richt von der Anerkennung Haitis durch Frankreich und der Ankunft eines franz. Consuls. Consols 92 ½. 14“

Muͤnchen, 6. Aug. Waͤhrend der kurzen Anwe⸗ senheit Ihrer Majestaͤten hoͤchstdieselben unter andern auch die literarische Werk⸗ stätte des Freiherrn Cotta von Cottendorf, wo in Ihrer Gegenwart, mit einer neuen Schnellpresse, ein Lobgedicht auf den unsterblichen Erfinder der Buchdruckerkunst, ver⸗ bunden mit Worten der Verehrung fuͤr den erhabenen Monarchen, gedruckt wurde.

Auf dem Wuͤrzburger Leistenberge ist am 3ten d. M. das uͤbliche Zeichen der ersten weichen Weintrauben auf⸗ gesteckt worden. 1“ Madrid, 29. Jul. sigen Diario vom

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23ͤsten d. M. liest man den nachstehenden Artikel: „Nach⸗

dem der Koͤnig, unser Herr, von den Unterhandlungen in Kenntniß gesetzt worden ist, welche auf verschiedenen Punkten Seiner suͤdamerikanischen Besitzungen von In⸗ dividuen angeknuͤpft worden sind, die sich von der kon⸗ stitutionellen Regierung fuͤr beauftragt ausgeben, mit Provinzen Behufs einer Friedensstif⸗ tung unter ihnen zu unterhandeln; und da Se. Maj. uͤberdies in Erfahrung gebracht haben, daß man in die⸗ seh Unterhandlungen als Haupt⸗Grundlage anzunehmen bemuͤht ist, daß die spanische Regierung geneigt sey, die Un⸗ abhaͤngigkeit jener Laͤnder anzuerkennen; so erklaͤrt ein juͤngst erschienenes Koͤnigl. Dekret die Vollmachten jener augeblichen Unterhaͤndler in Amerika, gleich wie alle, kraft derselben, von ihnen abgeschlossene oder noch abzu⸗ 1111111A“₰“

kular in Betreff nen, worin unter andern folgende Besiimmungen ent⸗ halten sind: die Adlichen, welche das Loos zum Kriegs⸗

in Augsburg besuchten Aller⸗

Koblenz,

schließende Verhandlungen, in so weit dieselben den legi⸗ timen Rechten der Spanischen Krone und der gluͤcklich wiederhergestellten Souverainitaͤt des Koͤnigs zuwider⸗ laufen, fuͤr null und nichtig. Se. Maj. befehlän uͤber⸗ dies den obigen Geschäftstraͤgern, ungesaͤumt ihre Funk⸗ tionen einzustellen und nach Spanien zuruͤckzukehren.“ Der bisherige Kaiserl. Russische Geschaͤftstraͤger am hiesigen Hofe, Graf von Bulgari, ist vor einigen Tagen von hier abgereist.

Von dem obersten Kriegs⸗Rathe ist so eben ein Cir⸗ der neuen Truppen⸗Aushebung erschie⸗

Dienste bestimmt, und die sich bisher durch Erlegung ei⸗

ner Summe von 20,000 Realen von demselben befreien

konnten, sollen auch ferner dieser Verguͤnstigung genie⸗ ßen und zwar mittelst Entrichtung einer Summe von nur 15,000 Realen; die Offiziere von der royalistischen Armee sollen an der Loosung Theil nehmen, und wenn das Loos sie trifft, so soll diejenige Nummer, die auf die ihrige folgt, ihre Stelle vertreten. Alle diejenigen Individuen, die in diesem Augenblicke in den Royalisten⸗Korps dienen, oder solche, die zwar spaͤter zur Aufrechthaltung des Thrones zu den Waffen gegriffen haben, deren Ernennung aber erst nach dem 7. März 1820 erfolgt ist, sollen verabschiedet werden; sollte jedoch in der Folge das Loos auf sie fallen, oder sollten sie freiwillige Dienste in der Koͤnigl. Armee nehmen wollen, so soll ihre fruͤhere Dienstzeit ihnen mit in Anrechnung gebracht werden; alle Sergeanten, Korporaͤle und Ge⸗ meinen, die, bei welcher Gelegenheit es auch immer ge⸗ wesen seyn mag, den royalistischen Truppen oder der Huͤlfs⸗Armee Widerstand geleistet haben, sollen nach wie vor an ihrem Wohnorte unter polizeilicher Aufsicht ste⸗ hen; die verabschiedeten oder pensionirten Militairs aber, die zu der freiwilligen Orts⸗ oder sogenannten Natio⸗ vrg gehoͤrt haben, sollen ihren Sold und alle Pri⸗

Aa 31. Jul. Am 8ten vor. M. wurde die Steinkohlen⸗Grube Abgunst und Käͤmpchen, in der Ge⸗ meinde Kohlscheid, Landkrelses Aachen, durch den uner⸗ warteten Durchbruch eingespannter Seiten⸗Wasser, ploͤtz⸗ lich uͤberschwemmt, wobei 11 Berg⸗Arbeiter ihren Tod fanden, und mehrere Andere zum Theil bedeutende Ver⸗ letzungen davon trugen. b Von einem Ungenannten ist der katholischen Pfarr⸗ Kirche in Juͤlich eine Schenkung im Betrage von 692 Rthlrn. 9 Sgr. 3 Pf., so wie den katholischen Armen zu Eupen, von dem Gutsbesitzer George Veequeray da⸗ selbst, eine Schenkung von 100 Rthlrn. pr. Kour. ge⸗ macht worden. 9 11“*“

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1 1b BZEbb1ö1ööö—.“] 8 6. Aug. Aus Ahrweiler schreibt man unterm 1. d. M.: „Die Witterung wirkt durch den steten Wechsek von Hitze und Gewitterregen starktreibend auf die Planzen⸗ welt. Fast alles Getreide hat sich gelagert und die Un⸗ kraͤuter nehmen haͤufig uͤberhand. Die Heuerndte ist groͤßtentheils beendigt und im Ganzen sehr gut ausge⸗ fallen. Die Erndte an Kohlsaat (Raps) hat einen so 1 8 1“ 1u“ 8 8

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