1824 / 208 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 04 Sep 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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Ordonnanz wird der Kardinal von Frankreich, Erzbischof von Sens und von Auxerre, erster Almosenier von Madame, Herzogin von Angou⸗ leme, zum Staatsminister und Mitglied des Geheimen Raths ernannt. Funf andere Ordonnanzen haben die Organisation des Staats⸗Raths, die Ernennung der Mittalieder desselben fuͤr den ordentlichen und außeror⸗ dentlichen Dienst, so wie der Re ueten⸗Meister und Au⸗ ditoren, und die Vertheilung hersliben zu den verschie⸗ denen Comité's zum Gegenstand. Wir theilen daruͤber noch folgendes mit: Der Staatsrath besteht aus den Koͤnigl. Prinzen, wenn Se. Maj. fuͤr gut befinden, Allerhöchstselbst darin den Vorsitz zu fuͤhren, und die Prinzen dazu berufen haben; ferner aus den Ministern Staats⸗Sekretairen, aus den Staats⸗ Ministern, wenn sie von Sr. Maj. dazu berufen worden; aus Staats⸗ Raͤthen, Requetenmeistern und Auditoren. Der Dienst des Staatsraths zerfaͤllt in ordentlichen und außeror⸗ ordentlichen, uͤberdem wird es auch Ehrenmitglieder des⸗ selben geben. Im ordentlichen Dienst sind diejenigen Staatsraͤthe, Requetenmeister und Auditoren, die mit den innern und gewoͤhnlichen Arbeiten des Staats⸗Ra⸗ thes boschaͤftigt sind; im außerordentlichen dagegen sind diejenigen Staats⸗Raͤthe und Requetenmeister die außer demselben öͤffentliche Aemter bekleiden. Im ordentlichen Dienst sind 30 Staats⸗Raͤthe, 40 Requetenmeister und 30 Auditoren. Der außerordentliche Dienst des Staats⸗Ra⸗ ches zerfaäͤllt wiederum in 2 Klassen; in die erste gehoͤ⸗ ren diejenigen im ordentlichen Dienst befindlichen Staats⸗ Raͤthe und Requetenmeister, welchen Se. Maj. ein öͤffentliches Amt außer dem Staats⸗Rathe zu uͤbertra⸗ gen geruhen. Die zweite begreift diejenigen, nach den desfallsigen Bestimmungen zum Eintritt in den Staats⸗ Rath faͤhigen hohen Staatsbeamten außer dem Staats⸗ Rathe, welchen Se. Maj. zur Belohnung ihrer guten

erzog von Lafare, Pair

Dienste, den Titel: Staats⸗Rath oder Requeten⸗Meister zu

eruhen. Sie behalten jedoch diesen Titel nur so

8 Amt bekleiden. Die im ordentlichen Dienst befindlichen Staats⸗Raͤthe, Requeten⸗Meister und Auditoren, theilen sich in naͤm treitsachen, 2) fuͤr den Krieg, 3) fuͤr die Marine,

) fuͤr das Innere und 5) fuͤr die Finanzen. In Ab⸗ wesenheit Sr. Maj. hat einer der Minister⸗Staats⸗Se⸗ kretairs den Vorsitz im Staats⸗Rathe und zwar zunaͤchst er Praͤsident des Minister⸗Raths und in dessen Abwe⸗ enheit der Großstegelbewahrer, sodann die uͤbrigen Mi⸗ nister⸗Staats⸗Sekretaire nach Ordnung der Departements. Die Mitglieder des Staats⸗Raths haben folgenden Eid u leisten: Ich schwoͤre vor Gott, gut und treu zu die⸗ zien dem König in meinem Stand und Amt als Staats⸗ Rath, (Requeten⸗Meister oder Auditeur) zu gehorchen der konstitutionellen Charte, welche Se. Maj. Ihren Voͤlkern ertheilt haben; (octroyée) zu halten und beob⸗ achten die Gesetze, Ordonnanzen und Vorschriften; ge⸗ heim zu halten, die Verhandlungen des Staats⸗ Raths und die mir mitgetheilten Angelegenheiten des Koͤnigl. Dienstes; Se. Maj. von Allem in Kenntniß zu setzen, was ich fuͤr Allerhoͤch deroselben Ehre, Person und Dienst wichtig halte und alles dasjemige zu thun, was ein recht⸗

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ron Cuvier uͤbertragen. Durch die vierte

fuͤnf Comité's, naͤmlich: 1) füͤr

schaffener, nach seinem Gewissen und zum Wohl des Dienstes Sr. Maj. thun muß.“ Dieser Eid wird in der General⸗ Versammlung des Staats⸗Raths geleistet.

Durch telegraphische Depeschen ist vorgestern uͤber

Bayonne aus Madrid vom 23sten die Nachricht hier eingegangen, daß Tarifa am 19ten d. Abends um 5 Uhr von den franzoͤsischen und spanischen Truppen mit Sturm genommen worden ist. Die Rebellen, welche sich auf die Insel zuruͤckgezogen hatten, wurden am Anbruch des folgenden Tages von einer ausgeschifften Abtheilung des Z4sten franzoͤsischen Linien⸗Regiments angegriffen; nu. ein Anfuͤhrer entrann, die Uebrigen wurden theils ge⸗ toͤdtet, theils zu Gefangenen gemacht und letztere an die Spanier ausgeliefert um nach den Gesetzen gerich⸗ tet zu werden.

Privat⸗Nachrichten aus Madrid vom 16ten zufolge, welche der Courrier français mittheilt, war daselbst noch immer davon die Rede, daß der Kriegsminister S. Cruf sich zuruͤckziehen werde und vor der Hand das Porte feuille nur um deshalb beibehalte, weil der an seine Stelle ernannte General Carvajal, aus Ruͤcksichten auff seinen Gesundheits⸗Zustand, dessen Annahme verweigen habe. Ferner wird in jenem Schreiben gemeldet, daß am 15ten Abends zwei Personen auf einem der oͤffent⸗ lichen Plaͤtze von Madrid ermordet worden und daß die Kirche San⸗Ginez nebst mehreren benachbarten Haͤu⸗ sern in Flammen

Rente 100 90. ö1AXX“

Spanisches Amerika. (Schluß des im vorletz ten Blatte abgebrochenen Artikels aus dem oͤsterreicht schen Beobachter.)

„In der Zwischenzeit, senheit, waren jedoch bedeutende

die Zuͤgel der Regierung ergriffen, und man muß der⸗ selben die Gerechtigkeit wiederfahren lassen, daß ihre Haͤupter (mit wenigen Ausnahmen) zu den aufgekläͤr testen, tuͤchtigsten und liberalsten Maͤnnern, welche daß mexikanische Reich besitzt, gehoͤren. Das Repraͤsentative und Foͤderal⸗System wurde proklamirt und in Kraft ges setzt; als es aber in so weit von einander entlegenen Provinzen, voll von Vorurtheilen, Kolonial⸗Erziehung und Gewohnheit entsprangen, ein⸗ gefuͤhrt werden sollte, stellten sich große Hindernisse in den Weg. Der Arm der Gewalt wurde zu schwach be funden, alle die weitlaͤuftigen Provinzen, die sich von der Erdenge von Panama bis Florida erstrecken, in ei nem festen Bund zusammenzuhalten. Die gegen di eupetae obwaltende Eifersucht, und die zahlreiche

andidaten zur Macht in jeder Provinz, bewirkten, das die Trennung bald allgemeiner wurde. Die Provinzen von Guatimala, Queseltenango, Nicaragua, Honduras St. Salvador und Costa⸗Rica, traten in einen Bunzg⸗ den sie die vereinigten Staaten von Mittel⸗Amerit nannten, zusammen, und sagten sich von aller Ge meinschaft mit der in der Hauptstadt von Neu⸗Spanien (Mexiko) bestehenden Central⸗Regierung los. Chiape folgte zunaͤchst diesem Beispiel und verband sich ml

seinen Koͤnig und sein Land liebender Mann,

fel hoͤchst

waͤhrend Iturbide's Abw Veraͤnderungen in deß öffentlichen Meinung eingetreten. Die Foͤderal⸗ oder re⸗ publikanische Partei hatte, nach dem Sturz Iturbides,

hat, ihre

dies ist durch den Beitritt aller unruhigen, unzufriedenen, in

die aus ihrer altens

an der Zahl,

gen in den Provinzen hat nichts verlautet,

Guatimala, und unter den Deliberationen im ss vom Monat Mai, sind wir auf Diskussionen gestoßen, welche die Mittel, wodurch diese kostbare Provinz wieder zur Theilnahme an dem mexikanischen Staatenbunde ver⸗ mocht werden koͤnne, zum Gegenstande haben. Guada⸗ laxara und Zacatecas zeigten sich eben so rebellisch oder vielmehr abgeneigt, sich der Kontrolle der Haupt⸗ stadt zu unterwerfen. Die unermeßliche Entfernung von Cohahuila und Texas, macht es sehr schwer, ein festes Band zwischen selben und der Hauptstadt zu knuͤpfen, so daß die Foͤderal⸗Partei, welche an der Spitze der Re⸗ gierung stand, mit den groͤßten Hindernissen zu kaͤmpfen hatte, die Maßregeln, die sie zur Wohlfahrt aller Pro⸗

vinzen fuͤr dienlich erachtete, in Ausfuͤhrung zu bringen.”

„Durch diese Schwierigkeiten erhielten die Hoffnun⸗ gen derjenigen neue Nahrung, welche stets der Mei⸗ nung gewesen waren, daß das mexicanische Reich nicht zu der republikanischen Regierungs⸗Form geeignet sey: und diese Partei ist es, welche nun in allen Provinzen thaͤtig ist, obschon sie uͤber die Kandidaten zur Krone keinesweges einerlei Meinung hegt. Verschiedene Maͤn⸗ ner vom Adel⸗ und dem Gelehrten⸗Stande sind, in Verbindung mit mehreren gewesenen mexikanischen De⸗ putirten bel den spanischen Ex⸗Kortes, der Wahl eines Bourbonischen Prinzen geneigt, und Unterhandlungen, welche dieserhalb vor laͤngerer Zeit im Gange waren, suchten ein Interesse zu Gunsten des Prinzen von Lucca zu erregen, welches seit der Ruͤckkehr der Unterhaͤndler nach Mexiko an Staͤrke gewonnen hat. Die ohne Zwei⸗ interessanten Details dieser Verhandlungen werden wohl dereinst ans Licht kommen; vor der Hand genuͤgt es, zu sagen, daß diese Partei es nie gewagt Absicht oͤffentlich zu verlautbaren, obschon sie im Stillen emsig wirkte, und viel Terrain gewonnen hatte. Die andere Unter⸗Abtheilung der Royalilsten⸗Par⸗ tei, welche entweder die Ansicht hegt, daß dieser Vor⸗ zug zu Gunsten des Prinzen von Lucca keineswegs die Billigung der europaͤischen Maͤchte erhalten duͤrfte, oder einen Iniaͤnder einem Auslaͤnder vorzieht, trifft nun Vorbereitungen zur Ruͤckkehr Iturbides, und die Partei, welche, aller Wahrscheinlichkeit nach,

ihren Erwartungen getaͤuschten Leute, wovon Mexiko wimmelt, verstaͤrkt werden wird. In diesem Interesse wurde die geheime Versammlung am 13. Mai d. J. in der Hauptstadt gehalten, welche, wie man sich erin⸗ nern wird, von der Regierung in der Straße Celaja entdeckt wurde, die sich aller anwesenden Mitglieder, 22 meistens Offieieren, sammt ihren Papieren bemaäͤchtigte. Unter denselben befand sich ein Divisions⸗ General und der die Verschwornen keineswegs zur gemeinen Klasse gehoͤ⸗ ren. Ihre Proklamation fuͤhrte den Wahlspruch:

„Gott- Unabhaͤngigkeit, der Held von Iguala!

(Yturbide). Ueber die Beschaffenheit ihrer dr-g2 o viel ist aber bekannt worden, daß sie in einem ausgebreiteten Briefwechsel standen.“

„Aus allem, was wir uͤber diesen Gegenstand gesam⸗

melt haben, erhellt demnach so viel, daß Iturbide eine

Graf del Valle, woraus erhellt, daß

werde.

ansehnliche Partei in den mexicanischen Provinzen, und

selbst in der Hauptstadt hat, weßhalb man vermuthen darf, daß, wenn er eine Landung unternehmen und sich einige Zekt halten sollte, die aͤußerste Verwirrung in dem ganzen Lande entstehen muß. Daß er von seiner Par⸗ tei seit geraumer Zeit erwartet wird, ist unbestreitbar; dieß erhellt auch aus dem Schreiben, das er kuͤrzlich an den Kongreß erlassen hat, worin er aͤußert: „daß seine Liebe zu seinem Vaterlande gleich inbruͤnstig sey; daß er die Ausdruͤcke mehrerer Behoͤrden gegen seine Person be⸗ daure, daß er der mexicanischen Nation dankbar ergeben sey, und daß, wenn solche seine Dienste als Soldat an⸗ nehmen wolle, er Waffen, Kriegsbeduͤrfnisse, Monturen und Geld mitbringen werde.“ Seit der, vielleicht unklu⸗ er⸗ Bekanntmachung dieses Schreibens hat sich eine groͤ⸗ ere Gaͤhrung in der oͤffentlichen Meinung gezeigt, und alle, welche an das gegenwaͤrtige System nicht unmittel⸗ bar gebunden sind, wurden aufgeregt, und viele derselben, obschon weder Iturbide’'s Karakter, nach seinen Absichten zugethan, wollen doch dabei im Truͤben fischen.“

„Der, Punkt, den sich der mexicanische Abenteurer zu seiner Landung erwaͤhlen duͤrfte, wird in Betreff des Erfolgs von wesentlicher Bedeutung seyn. Wenn er durch das stille Meer gegangen und in der Gegend von Gua⸗ dalaxara gelandet ist, so duͤrfte er sicherlich eine gute Auf⸗ nahme gefunden haben, weil daselbst alles gegen die Re⸗ gierung zu Mexico gestimmt ist, wie aus nachstehendem Auszug aus einem Blatte der Hauptstadt (Mexico) vom 12. Mai hervorgeht: .

Guadalaxara, 3. Mai. „Die Dinge sind hier aufs Aeußerste gekommen. Gestern versammelte sich der Provinzial⸗Kongreß in Folge einer Einladung des Gou⸗ verneurs Quintanar, um zu entscheiden, ob Guadalaxara von Mex’co abhaͤngig seyn solle oder nicht. Die Sitzung dauerte bis 9 Uhr Abends, wo die Frage von allen Stim⸗ men, mit Ausnahme dreier verneint wurde. General Bustamente wurde in die Versammlung gerufen, wo er sich aber auf eine so zweideutige Weise benahm, daß man seine eigentliche Denkungsart nicht erfuhr. In der Nacht kam er mit den Obersten.... in die Kaserne, und befahl, daß das Arsenal geoͤffnet, und zur Vertheilung der Waffen geschritten werden solle. Einer der Haupt⸗ leute haranguirte die Truppen, und setzte ihnen ausein⸗ ander, daß ein Plan zum Wohl der Provinz vorbereitet Andererseits dauern die geheimen Zusammen⸗ kuͤnfte fort, und die absolute Unabhaͤngigkeit von der Haup estadt, und die Proklamirung Iturbide's sind der Gegenstand der Verhandlungen in denselben.“

„In Guanajuato sind (denselben Blaͤttern zufolge) am 7. Mai Unruhen gewesen, und „in Zacatecas, Du⸗ rango, und wahrscheinlich andern benachbarten Staaten (heißt es in mehr erwaͤhnten Blaͤttern) haben die Re⸗ bellen von Guadalaxara eine Proklamation an die Trup⸗ gen in Umlauf gesetzt, worin sie dieselben auffordern, sich fuͤr Iturbide zu erklaͤren.“ Vicente Gomez, der Anfuͤh⸗ rer der Raͤuberbande, welche die Straße von Mexico nach Vera⸗Cruz unsicher macht, wegen der fruͤher von ihm als Chef der revolutionairen Partei begangenen Grausamkei⸗ ten bekannt, hat sich ebenfalls fuͤr Iturbide erklaͤrt, und soll sich zu la Puebla aufgestellt haben.“ 8