1824 / 300 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 21 Dec 1824 18:00:01 GMT) scan diff

Dienstag, Mittwoch und Donnerstag dieser Woche haben Kabinets⸗Versammlungen statt gefunden. Vorgestern Abend haben, nach jaͤhrlichem Gebrauche, die Schuͤler de Westminster⸗Collegiums vor einer zahlrei⸗ chen Gesellschaft ein lateintsches Schauspiel (Phormio von

Terenz) aufgefuͤhrt und sich dieser Uebung zur allgemeinen

Der Befehlshaber der Kriegs⸗Macht in Westindien und Gouverneur von Barbadoes, General⸗Lieutenant Sir H. Warde, hat Urlaub zu einer Reise nach England erhalten und wird unverzuͤglich hier erwartet. BI

In der Gegend von Windsor standen am 7. d. M. mehrere Doͤrfer so tief unter Wasser, daß die Einwohner in die hoͤchsten Stockwerke sich hatten fuͤchten muͤssen. Glei⸗ ches Ungluͤck hat die Stadt Eton, wo die beruͤhmte Schule sich befindet, betroffen.

Das große Staatsbett im Mansion House, wel⸗ ches fuͤr die Lord⸗Mayore bestemmt ist und der Stadt die ungeheure Summe von 3000 Pf. St. gekostet hat, wird, da es seit lauger Zeit nur dem Ungeziefer zum Wohnort diente, niedergerissen, und ein neues, das in⸗ dessen nicht mehr als 500 Pf. St. kostet, an seiner Stelle aufgestellt werden. Die Dirsccussion hieruͤber im Stadtrathe war hoͤchst belustigend, indem sich (sagen hiesige Blaͤtter) einige alte Peruͤcken gegen das Anta⸗ sten des Heiligthums wuͤthend auflehnten. Niach der Aussage eines am 7ten Sept. von Truyxillo abgegangenen, zu Boston angekommenen Reisenden, bestaͤti⸗ get es sich, daß in Guatimala der Buͤrgerkrieg wuͤthet. Zu Leon sind alle Weiße, 110 an der Zahl, ermordet worden, und zwischen diesem Orte und Truxillo war alle Commu⸗ nication unterbrochen. Man glaubre, daß diese beklagens⸗ werthen Unruhen durch ehrsuͤchtige Creolen angestiftet waren, welche nach dem Umsturze der Regierung und gleicher Ver⸗ theilung des Eigenthums streben⸗ Alle Weiße, ohne Unter⸗ schied, waren voͤllig ausgepluͤndert worden.

Die British⸗Press enthaͤlt folgenden Privatbrief, jedoch ohne Angabe des Orts und des Datums: „Die Kroͤnung des jungen Koͤnigs von Tahiti, Pomare III., fand im Monat April statt, und gab zu feierlichen und religioͤsen Festen Veranlassung. Der Koͤnig ist nur vier Jahr alt. Seine Tante steht waͤhrend seiner Minder⸗ jährigkeit an der Spitze der Regierung ein sonder⸗ barer Umstand, indem die Mutter des jungen Koͤnigs noch am Leben ist, ihre Schwester aber, dem bestehen⸗ den Gebrauche der Insel gemaͤß, zur Koͤnigin oder viel⸗ mehr zur Regentin erhoben wird. Die Gesetze der In⸗ sel wurden vor vier Jahren, als die Bewohner zur christlichen Religion uͤbergiengen, entworfen und bekannt gemacht; da sich indessen in der Zwischenzeit manches ereignete, das, wie die Erfahrung lehrte, der Verbesse⸗ rung bedurfte, so wurde ein Parlament die erste in der Suͤdsee gehaltene repräsentative Versammlung zusammenberufen. Dies geschah im Monat Februar. Selbige bestand aus Koͤnigen von Tahiti und Eimeo verwandt sind, aus den Gduverneurs der Distrikte und Provinzen, und aus 2 Personen, weiche das Volk eines jeden Distrikts zu sei⸗ nen Repraͤsentanten gewaͤhlt hatte. Dieses Parlament vereinigt in einem Koͤrper

Der General⸗Gouverneur von

allen Familien, welche mit den

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des Adels und der Gemeinen, und seine Verhandlug gen waren hoͤchst musterhaft. Die Session dauerte Tage. Ueber jeden, der Betrachtung des Parlamem vorgelegten Gegenstand wurde lange discutirt und d Beschluß dann einstimmig genehmigt. Unser Fremn sagt: „Ich wuͤnschte, Sie haͤtten den Ernst, die Ru und das gute Betragen, welches in dieser Versamn lung obwaltete, sehen koͤnnen. Zwar wichen einige von den Meinungen der andern ab, und druͤckten in Ueberzeugungen ohne Hehl aus, aber keiner unterbre den andern, und wenn die anders Denkenden sahe daß die allgemeine Stimmung gegen ihre Meinung wu sn gaben sie der Mehrheit nach. Nie husteten sie sichtlich, oder gaͤhnten, oder machten Laͤrm mit ihn Stoͤcken, oder fluͤsterten sich einander etwas ziemlich la in die Ohren, oder laͤchelten hoͤhnisch, oder schrien m Leibeskraͤften aus: Hoͤrt, hoͤrt! oder machten sonst e Geraͤusch, das entweder Vergnuͤgen oder Mißvergnügg haͤtte andeuten koͤnnen sie betrugen sich ruhig u still wie gesittete Menschen.“

Vom 11. Gestern war abermals von 2 bis 5 ein halb Uhr Kabinetsrath im auswaͤrtigen Amte.

Der Courier hat folgenden Privatbrief aus Paris wh Sten d. M. „Ich vernehme aus guter Quelle, daß es nd die Absicht der Minister ist, eine Rentenherabsetzung dieser Session vorzuschlagen. Die Entschaͤdigung der G granten wird durch eine zu erhebende, in fuͤnf Jahren ri zahlbare Anleihe geschehen.“

Man hat auch jetzt wie fruͤher bei schweren Stuͤrnüthen ganz uͤberschwemmt haben, und den Verlust

bemerkt, daß die Aale in inlaͤndischen Gewaͤssern sehr u hig geworden und sich schaarenweise in die Aalwehren stuͤrzt haben.

In Folge des gefallnen Schnees war in Edinburg ste ker Frost, der noch Montag zu 26 Grad Fahrenh. anhie In Liverpool trat am selbigen Tage Vormittags ploͤtzlic Thauwetter mit schwerem Platzregen ein.

Consols 95 ½,. z.

Hannover, 14. Dec. Se. Koͤnigl. Hoheit, w

Herzog von Cumberland, sind gestern Nachmittag w Berlin hieselbst eingetroffen.

St. Petersburg, 7. Dec. Der Oberbefehlshah der gesammten Garde⸗Corps, Uwarow, ist am 2. d. mit Tode abgegangen. Archangel und N. logda, General⸗Major Minitski, hat das Großkre des Wladimir Ordens 2ter Klasse, und die Civil⸗Ge verneurs von Astrakan und Kursk, Staatsraͤthe Popn und Koschuhow, erhalten. 1

Der Conservateur impartial enthaͤlt Folgende „Das Finanz⸗Ministerium macht es sich zur Pflic das Publikum wegen der Verluste, welche der Reich schatz und der Handel in Folge der Ueberschwemmul am 19ten d. erlitten, zu beruhigen. Der Verlust 1 vernichteten und beschaͤbigten Waaren, sowohl in d Boͤrse als beren Umgegend, als auch in Peivat⸗Mag zinen und Niederlagen, ist gewiß bedeutend; nichts de weniger ist daß es unsrer Handelswohlfahrt einen so nachtheilig

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die drei Staäͤnde, des Kusrigs,

Stoß versetzt haben sollte, als man natuͤrlich anfaͤngli

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General der Kavallen

den St. Annen⸗Orden erster Klast

der Gesammtschade bei weitem nicht so groh

muthete. Die vorzuͤglichsten Verluste treffen Zucker, alz, Hanf und Pottasche; doch laͤßt sich der Gesammt⸗ rag noch nicht genau schaͤtzzen. Was den Zucker an⸗ ggt, so kann man den Verlust nach einem ungefaͤhren llich glaubwuͤrdigen Anschlage auf 300000 Pud rech⸗ a; allein auch hier ist hinzuzufuͤgen, daß die noch vor⸗ ndenen Niederlagen von Zuckern, so wie die Solidi— der Handelshaͤuser, welche Schaden gelitten, weder

ürchten lassen, daß die Konsumenten Mangel an die⸗

Waare haben, noch daß andere ernsthafte Unannehm⸗ keiten daraus entstehen werden. Die Quantitaͤt des loren gegangnen Salzes ist ungefaͤhr dieselbe. Auch deswillen braucht man nicht besorgt zu seyn, da der eis dieser Waare sehr mittelmaͤßig ist, wenn man die gangsgebuͤhren abzieht, und die allgemeine Konsum⸗ durch die Reserve⸗Magazine der Krone vollkom⸗ gesichert ist. Von 600000 Pud Hanf in den Ma⸗ inen ist ein großer Theil beschaͤdigt; doch werden die luste der Eigenthuͤmer durch die bereits getroffenen ßregeln bedeutend vermindert werden. Die Quanti⸗ der beschaͤdigten Pottasche ist bei weitem nicht so eutend. Zu Kronstadt hat die Ueherschwemmung den uffahrteischiffrn nur wenig Schaden gethau; einige en Schiffbruch, andre Havarie auf offener Ses er⸗ n; es fehlen aber noch bestimmtere Angaben in die⸗ Hinsicht. Die an den Gebaͤuden der Hauptstadt rsachten Beschädigungen beschraͤnken sich, (wenn man Anzahl kleiner hoͤlzerner Wohnhaͤuser, welche die an ubeln und Lebensmitteln ausnimmt), auf die Zerstoͤ⸗ g fast aller Oefen in den untern Etagen und Kellern. bohl mit diesen Beschaͤdigungen mehrere Unannehm⸗ keiten, zumal in der gegenwaͤrtigen Jahreszsit, ver⸗ den sind, so duͤrften sie auf keinen Fall sehr beunru⸗ ende Folgen haben. An den Kay's, Kanaͤlen und oͤf⸗ lichen Straßen ist nur wenig verdorben; mit meh⸗ en hoͤlzernen Bruͤcken ist dies jedoch anders. Unge⸗ et der Beschaͤdigungen, welche einige Fabriken, Braue⸗ n und Zucker⸗Raffinerien erlitten, haben dieselben its wieder ihre gewoͤhnliche Arbeit begonnen. Dies eine kurze Darstellung der individuellen Verluste. des Reichsschatzes sind noch unerheblicher. Den sten Verlust hat derselbe an Brantewein erlitten, den auf eine halbe Million schaͤtzt (dies ist jedoch un⸗ utend im Vergleich mit der Quantitaͤt, welche noch den Magazinen der Krone liegt, und fuͤr die Kon⸗ tion mehr als hinreichend ist), an Brennholz, das Theil durch das Wasser zerstreut worden ist, und andern Artikeln von geringerer Wichtigkeit, ohne Beschädigungen an öoͤffentlichen Gebaͤuden zu geden⸗ Ueberdies wird der Verlust bei dem hiesigen Zolle hrere Millionen betragen, da die Abgabe von großen ktien Zuckern und Salz noch nicht erlegt waren. Es arf keiner Erwaͤhnung, daß die Regierung nicht ver⸗ en wird, (was den Zoll anlangt,) dem erstuͤzung zu Theil werden zu lassen, welche die Bil⸗ üit zu dessen Gunsten in Anspruch nehmen kann. S dieser Darstellung wird sich ergeben, daß die Ueber⸗

emmung vom 19ten Nov., obwohl sie sehr bekla⸗

werth ist, da ungefaͤhr 500 Menschen dabei umge⸗

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Handel alle

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kommen sind, auf keinen Fall einen sehr schaͤdlichen

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Einfluß auf den Gang unsers Handels, noch auf die 8

allgemeine Wohlfahrt der hiesigen Einwohner wird. noch, daß die Regierung die duͤrftigen Volksklassen, die besonders ein Opfer dieses Ereignisses geworden sind, eben so thaͤtig als freigebig unterstuͤtzt.“ 8 2 9R.

In der Nacht vom z3osten November auf

wurden die Einwohner der Hauptstadt abermals von

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get. die Newa uͤber eine Arschiene.

haben Zur vollkommnen Beruhigung erwaͤhnen wir hier

der Furcht einer abermaligen Ueberschwemmung geaͤnsti⸗ In Folge eines heftigen Suͤdwest⸗Windes stieg Gluͤcklicher Weise legte

sich aber der Wind und das Wasser fiel wieder auf sei- .

nen gewoͤhnlichen Stand. Stockholm, 7. Dec. Wie es heißt, wird die

Jahres zusammentreten.

In den um Oerebro belegenen durch den letzten Orkan ungrfaͤhr 40000 B Wurzel ausgerissen worden. ö“ L11I11311A“ ““ 8 EI11“ 8 1““ Duͤ sseldorf, 13. Dec. Das Wasser sen Morgen 16 Fuß 1 Zoll, alst 1 Zoll niedriger als gestern fruͤh. (Schluß des in der Nr. 298 der St kels uͤber die Ueberschwemmung des Die Koͤnigliche Regierung zu Duͤsseldorf, ehrend diese aus eigener freier Bewegung hervorgegangene und folglich um o schaͤtzbarere Huͤlfsleistung, wie nicht min⸗ der wuͤrdigend die verdienstliche Wirksamkeit der gleich

Z. abgebr. Arti⸗ Regierungs⸗Be⸗

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stand die-

große, unter dem Praͤsidio S. K. H. des Kronprinzen stehende Commité zur Revision der gesammten Erzie.— hungs⸗Anstalten des Reiches mit Aufang kommenden

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o doch wieder 1 Fuß

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schnell als die Noth selbst entstandenen einzelnen Vereine,

erachtete es nothwendig und zweckmaͤßig,

die vielfaͤltigen, stets sich verbreitenden Sammlungen und deren I1“

theilung unter die Beduͤrftigen, durch eine Centralbe⸗

hoͤrde zu leiten. In dieser Absicht ward von der Regie⸗ „Central⸗Huͤlfs⸗Ver⸗:

ein fuͤr den Regierungs⸗Bezirk Duͤsseldorf”“ gebildet,

rung unterm 20. November ein

von welchem bereits am 24. naͤmlichen Monats eine an

wohlthaͤtiggesinnte Menschen in der Naͤhe und in der

Ferne gerichtete Einladung zur Unterstuͤtzung ausging.

1) Die Aufnahme sämmtlicher Wasserschaͤden an Gebaͤnden ꝛc. verordnet

den Wintervorraͤthen, Feldern, und die Leitung der in dieser Bezrehung erforderlichen An⸗

ordnungen den landraͤthlichen Behoͤrden uͤbertragen. Erst wird sich der des Schadens vollstaͤn⸗ auch nur oberflaͤchliche Angabe in Zahlen man gegenwaͤrtig einen Maßstab noch

nachdem diese Nachweisungen vorliegen, Umfang und die Bedeutenheit dig beurtheilen lassen, fuͤr dessen,

nicht haben kann. 22) Sind von Seiten der kehrungen getroffen, gefundenen Notharbeiten an den Bann⸗ und Binnendei⸗ chen dauerhafter zu machen, so wie um die Oeffnungen in den Daͤmmen, gleich bei sehnlichst erwuͤnschtem schick⸗

lichen Wasserstande, zu schließen; Faschinen, Rohr, Erde

Koͤnigl. Reaierung Vor⸗ 3 um die waͤhrend der Fluthen statt⸗