1825 / 38 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 15 Feb 1825 18:00:01 GMT) scan diff

Macht gerechte Gruͤnde zum Kriege gegen uns zu geben Weit entfernt unsere Anerkennung zu verkaufen, verlan— gen wir fuͤr uns keinen Vorzug und ein Jeder, der es will, wird sich auf denselben Fuß setzen koͤnnen wie wir. Es ist nichts Geheimes in unserem Verfahren, denn meine Bureau's enthalten auch nicht ein einziges Akten⸗ stuͤck, was nicht an Spanien oder dessen Alliirte mit— getheilt worden waͤre.“ Man schreibt aus Paris vom Sonnabend: „Der Spanische Geschäͤftstraͤger geht auf erhaltnen Expressen aus Madrid nach London ab! worauf man viel Ge⸗ wicht legt.“ Der K. Spanische Botschafter ist Dien— stag Abend in Dover und vorgestern hier angekommen. Aus Riode⸗Janeiro schreibt man unterm 21. No vember: Die Eresgnisse in Bahia vom 25. und 28. Ok⸗ tober haben in Rio de-Janeiro vieles Aufsehen gemacht und die Besorgnisse vermehrt, daß die demokraͤtischen Grundsaͤtze im Norden Brastliens uͤberwiegen moͤchten. Der Regent besucht die Schiffbau-Arsenaͤle taͤglich, und obgleich seit dem Betragen des Lord Cochrane zu Fer⸗ nambuko, dessen Huͤlfsquellen in der Marine sehr ver— mindert sind, so macht derselbe doch neue Anstrengun—- gen, um hinreichende Streitkraͤfte zur Aufrechthaltung des Ansehens des Regeuten hinzusenden. Man glaubt, daß wenn sich der Letztere in den noͤrdlichen Provinzen zeigte, seine Gegenwart mehr Einfluß haben wuͤrde, als das Absenden von Truppen. Ein Beispiel davon haben wir in den Provinzen von St. Paul und von Minas gesehen, die sich getreu erhalten haben, seitdem der Regent sie besuchte; nicht verlassen. Wie die Philadelphia Gazetta vom 2. Ja nuar meldet, enthaͤlt „die Zeitung Colombiano vom 8. December folgendes: Ein Schreiben aus Bagota bestaͤtigt, de in der 81ten Nummer unseres Blattes gegebene Nach icht, daß das Chilesische Geschwader das Span sche L ni nschiff Asia und eine Kriegsbrig erobert hat. Hierauf ist unser Geschwader in Callao (zwei Stunden suͤdwaͤrts von Lima) eingelaufen, und hat daselbst die Fregatte Ceres verbrannt und einige andere Fahrzeuge ecrobert.“ Der New York⸗American berich— tet ferner, daß der Colombiano vom 15. December die Nachricht der Vernichtung obgenannter Schiffe bestaͤtigt. Eine Zeitung von Boston enthaͤlt folgenden Auszug eines Privarbriefs aus Callao vom 15. Juni: Gestern hat der General Rodie 35 Gemeine, 2 Lieutenants und 1 Unteroffizier, wegen angeschuldigten Versuchs einer Empoͤrung, erschießen lassen. Wie es heißt sind noch hundert andere Individuen in die Sache verwickelt. Das Seltsame von der Sache ist, daß diese Indivi— duen demselben Regiment angehoͤren, welches vor etli—⸗ chen Monaten das Fort den Royalisten uͤberlieferte. Die Details dieser Hinrichtung sind schrecklich. Die Lage des Landes, fuͤgt der Briefsteller hinzu, ist jetzt so, daß es schwer haͤlt, sich eine Vorstellung davon zu machen, wie das alles wohl enden möge. Die Patrio— ten, etwa 3000 Mann stark, unter dem Befehle des Generals Miller, werden taͤglich erwartet. Ueber die Bewegungen Bolivars und Canteracs weiß man gar nichts Gewisses. In Lima stehen nur einige 100 Mann E Milizen. Die Einwohner schicken ihre Habe nach allao.

Bruͤssel, 8. Februar. Alles schelnt anzukuͤnden, daß die jetzige Sitzung der Generalstaaten gegen das Ende die es Monats geschlossen werde, die erste Kam⸗ mer ist auf den 17. zusammenberufen.

Den 21. Jan. ist in der Gießerei des H. Cockeril zu Seraing, bei Luͤttich, der Kopf des kolossale! Loͤwen, der auf dem Schlachtfelde von Waterloo aufgest st wer; den soll, gegossen worden. Der Kopf wieagt 5000 Pf., der ganze Loͤwe wird mehr als 60,000 Pfund schwer

aber er kann jetzt Rio-de-Janeiro

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Der Arbeiter, welcher die Formen angefertigt ug die 7 Stuͤcke dieses Monuments gießen wird, heif Johann Dengis; er hat sich ohne Anleitung gebilden und giebt bereits den besten Kuͤnstlern von England un Frankreich nichts nach. Auch aus Harlem und Termonde sind Nachrichte uͤber hohe Fluthen und Deichbeschaͤdigungen eingegange Amsterdam, 8. Februar. Am 4. d. M. stieg 8. einem starken Nord-West-Sturm die Fluth vor diese Stadt zu einer so entsetzlichen Hoͤhe, daß nur wenj zum Ueberlaufen der Deiche fehlte, wodurch diese Stah und Gegend einer furchtbaren Ueberschwemmung blif stand; die Theile der Stadt, welche außerhalb der Deict liegen, haben und 2 Fuß unter Wasser gestanda und dadurch ist alles Getreide und andere Waarm welche daselbst in niedrigen Speichern lagen, verdorha und beschaͤdigt. Der Verlust ist in diesem Augenbltt noch nicht zu bestlmmen, ist aber auf jeden Fall wy Bedeutung. An jener Seite des Y's, im sogenannta Nord⸗Holland, ist ein Deich der Gewalt der Flutha in einer Laͤnge von 20 Ruthen gewichen, wodurch ein Menge Staͤdte und Doͤrfer uͤberschwemmt sind, uf weinige Tausend Morgen Landes in offenbare See va aͤuderten. Von allen Seiten werden Ungluͤckliche, üͤ Alles verloren, hiehergebracht, und die Nachrichten uͤbg den Zustand der noch Zuruͤckgebliebenen lauten se traurig, weshalb man die Besonderheiten mit Sorg entgegensieht. Menschen scheinen indeß nur wenig umgekommen zu sein: der Verlust an Vieh, welchg fast der einzige Reichthum jener Gegend ist, soll sehr ansehnlich sein. Bei Nachlassung und veraͤnderter Rig— tung des Windes sind wir nun wieder von Gefeyr befreit.

Hannover, 11. Februar. Wiewohl es, der N. tur der Sache nach, an vollstaͤndigen Nachrichten uͤg die Groͤße desjenigen namenlosen Elends noch fehl welches fuͤr viele Tausende unserer Mitbruͤder herbe gefuͤhrt ist: so liefern doch die einstweilen eingegangem Berichte und Briefe die tief betruͤbende Gewizßheit, da sehr Viele, bei der Schnelle und Heftigkeit, mit welche die Fluͤsse und das Meer angedrungen sind, und iie keinen Schutz mehr gewaͤhrenden Deiche zerstoͤrt haben ein Raub der Wellen geworden; daß an mehrern 9⸗ ten Manche, welche retten wollten, ein Opfer ihre menschenfreundlichen Anstrengungen wurden; daß Tauw— sende in der schreckenvollsten Angst gelebt haben, und noch jetzt in der Ungewißheit sind, ob es auch den —— rigen moͤglich geworden, sich zu retten; daß eine unch—' lige Menge ihres ganzen Eigenthums beraubt ist, umd dieser nur mit der hoͤchsten Anstrengung die erfeordeel— chen ersten Nahrungsmittel verschafft werden koͤnnen Und waͤhrend die Gegenwart und der Augenblick scha die erschuͤtterndsten Scenen darbietet, draͤngt sich de quaͤlende Gedanke auf, daß die naͤchste Fluth, da t durch keine Daͤmme mehr abgewehrt wird, auch diejeml— gen Haͤuser umstuͤrzen werde, auf deren Boͤden ein große Menge von Familien jetzt sich gefluͤchtet hat, we der untere Theil der Gebaͤude nicht bewohnbar 9 blieben.

man meldet aus Stotel 4. Febr. Nach meh taͤgigen heftigen Suͤdwest-Stuͤrmen, welche in der R. gel das Wasser in der See vor dem Ausflusse der Ir ser haͤufen, drehte sich gestern der Wind nach Non West und trieb nun in der verflossenen Nacht, bei ei nem starken Gewitter, die wegen des Mondwechstz oynehin eintretende Springfluth, die Weser hinauf, mit einer so furchtbaren Gewalt gegen die das hiesige Am und das benachbarte Herzoglich-Oldenburgsche Ame Landwuͤhrden schuͤtzenden Weserdeiche, daß die ganz Deichstrecke von dem Oldenburgschen Dorfe Overwalt bis nach dem hiesigen Amtsdorfe Wulsdorf, eine Enne fernung von 12 Stunden, wenigstens 20 Kappstuͤrze und

ein.

gehrere Grundbruͤche erlitt. Das Wasser drang mit iner unbeschreiblichen Gewalt in das Binnenland, und n wenigen Stunden war die ganze umliegende Marsch egend, von den Marschdoͤrfern des Amts Hagen und 7s Oldenburgschen Amts Landwuͤhrden bis nach Wuls— vorf unter Wasser gesetzt.

Da wegen des bis diesen Mittag fortdauernden geftigen Nordwest⸗Sturmes alle Kommunikation mit en uͤberschwemmten Oertern unmoͤglich war, so sind eljetzt nur noch wenig naͤhere Umstaͤnde von dem Un— uͤcke bekannt geworden. Ein so eben von dem Olden⸗ urgschen Dorfe Unterlande hier eintreffendes Boot gringt indeß schon die traurige Nachricht, daß allein in diesem Dorfe 9 Menschen und eine betraͤchtliche An⸗ ahl Vieh den Tod in den Fluthen gefunden haben, und ur mit Schandern koͤnnen wir den weiteren traurigen Pachrichten aus den uͤbrigen ungluͤcklicheu Ortschaften utgegensehen. In diesem Augenblicke herrscht Wind⸗ file; moͤchte solche doch anhalten, damit durch die in her naͤchsten Nacht einfallende Nach⸗Springfluth, die setzt fast ohne alle Hemmung in das Binnenland ein tingen kann, der Schaden nicht noch vergroͤßert werde. die zwischen hier und Wulsdorf mit großem Kostenauf— pande angelegte neue Chaussee ist auf ihrer Oberflaͤche und an den Dossirungen voͤllig zuinirt. Der Scha. hen, den diese Ueberschwemmung anrichtet, ist nicht zu erechnen.

Muͤnchen, 5. Febr. Nach einer in dem gestrigen gegierungs⸗ und Intelligenz⸗Blatt enthaltenen Aller— ochsten Bekanntmachung haben Se. Maj. die Einbe⸗ kufung der Staͤnde des Koͤnigreichs auf den 19. d. M.

beschließen geruht. Tag der Eroͤffnung der ditzung wird durch besondere Entschließung bekannt gemacht werden.

Wien, /7. Febr. Der oͤsterreichische Beobacht. giebt fol⸗ zende Nachrichten aus Griechenland bis zum J. December. Die Zeitung von Hydra v. 28. No

vember (10. December) 1

meldet, daß gleich nach Erschei gung des von Goura, Karatasso u. s. w. commandir⸗ ien Corps,

die Aufruͤhrer die Belagerung von Korinth ufhoben, und daß der

Der

Director Coletti durch ein Se atus⸗Consult zum Anfuͤhrer der dortigen Truppen er zannt worden, von dessen Klugheit und Beredsamkeit an sich die besten Wirkungen versprach; daß ferner hie Generaͤle Hatzichristos und Vassos den Befehl er alten hatten, gegen Tripolizza zu marschiren, um die Kebellen, die diese Stadt blockirten, zu zerstreuen. Sie hersichert zugleich, die Partei der Directoren sei bei weitem die staͤrkste, und die von dem Praͤsidenten Con— griotti seit seiner Ruͤckkehr nach Napoli erlassene Pro— lamation habe vollends alle Gemaͤther fuͤr sie ge— onnen.

Dieselbe Zeitung berichtet in einem Artikel aus Napoli di Romanta vom 12. December (n. St.), daß uim 11. bei Vryssaki (Bruͤnnlein, in der Naͤhe von Argos) ein Treffen Statt gehabt habe, worin die Em⸗ poͤrer total geschlagen wurden. Sie zogen sich nach hem Berge Parthenion zuruͤck, dessen Päaͤsse sie zu be⸗ hanpten gedachten. Nicolaus Delijanni wurde verwun⸗ jet, und verlor sein Gepaͤck und seine Pferde. Man ng einen Menschen auf, der, nach seinem eignen Ge— fändniß, von Colocotroni abgesendet war, um die Ge⸗ neräͤle Hatzichristos und Vassos mit Gift aus dem Wege

raͤumen.

In einem spaͤtern Artikel aus Napoli vom 15. De imber (Cin der Zeitung vom 17. n. St.) wird gemel⸗ et: „Die Regierung habe erkannt, daß sie mit Maaß⸗ geln der Guͤte und Ueberredung nicht mehr zum Ziel Alangen koͤnne; und daß, nachdem das Oehl umsonst ersucht worden, man nun zum scharfen Essig schreiten huͤsse; es sei daher den Generaͤlen Goura und Kara— asso der Befehl ertheilt worden, die bei Agios Geor—

gios*), unter Notarapoulo und Nikita Stamatelopoulo, üungefaͤhr 800 Mann stark versammelten Rebellen anzu⸗ greifen. Dieser Befehl wurde am 12. vollzogen, und am 14. begab sich ein Treffen, welches vom Morgen bis Abend dauerte, ohne ein entscheidendes Resultat herbei⸗ zufuͤhren. Die Rebellen hatten sich in die verschanzten Thuͤrme von Agios Georgios eingeschlossen; und es wurden 3 Stuͤck Kanonen von Napoli abgeschickt, um diese Thuͤrme zu zerstoͤren.

Unterdessen hatte Hatzichristos bereits die Paͤsse des Parthenion erreicht, und es ließ sich daher hoffen, daß die Blockade von Tripolizza aufgehoben sein wuͤrde.

Der bekannte Varvacki, der in einem hohen Alter die Reise von Taganrock am Asofschen Meere, zu Lande durch einen großen Theil von Europa nach Griechenland unternommen hatte, in der Absicht sein sehr betraͤchtli— ches Vermoͤgen zum Vortheil seiner Landsleute zu ver⸗ wenden, hat in kurzer Zeit einen sonderbaren Wechsel des Schicksals erlebt. Als er sich im Monat October nach Morea begab, ward er von allen Seiten als der erste Wohlthaͤter des Vaterlandes gepriesen. Vier Mochen nachher bezeichneten ihn die griechischen Journale (na⸗ mentlich die hellenische Chronik) bereits als einen Ver⸗ daͤchtigen und am 10. December sagt die Zeitung von Hydra ganz trocken: „Der Ritter J. Varvacki ist nach einem zweimonatlichen Aufenthalt allhier, vorgestern nach Syra gereist, von wo er sich nach Zante, oder ir— gend einen andern Ort in Europa begeben wird.“

In einem uns mitgetheilten Bericht uͤber den Stand der Dinge in Livadien findet sich folgende Stelle uͤber den in der Insurrection so beruͤhmt geworden Odysseus:

„Man erschoͤpft sich in Vermuthungen uͤber das raͤthselhafte Benehmen, und die eigentlichen Absichten dieses Feloherrn. Er lebt jetzt wieder, von allen seinen Waffengefaͤhrten verlassen, in einer Hoͤhle auf dem oͤst⸗ lichen Abhange des Pa— rhrafsus. Wer Oet eit fuͤr ei— nen Feind durchaus unzugaͤnglich; man kann ihn nur auf sechs langen Bergstiegen, wovon sich eine uͤber die andere fast senkrecht erhebt, erreichen. Die Hoͤhle serbst ist von sehr großem Umfange, so doß sie allenfalls ei⸗ nige tausend Menschen fassen koͤnnte. Sie hat vortress— liches Wasser, welches in Cisternen aufbewahrt wird, die der neue Einsiedler bereits im Jahre 1823 anordnete. Er hat auch ein Haus, das von den Waͤnden der Hoͤhle abgesondert steht, vorschiedene Magazine, die Lebensmit— tel und Kriegsmunitionen enthalten, und seldst einen Kiosk auffuͤhren lassen, und besitzzt zwei gute Feldkano⸗ nen. Seit dem Sommer 1824 hat er seine Frau, seine Mutter, und der letztern Kinder aus einer zweiten Ehe bei sich einquartirt; eins dieser Kinder hatte das Un⸗ gluͤck, beim Spielen auf einer Terrasse in den Abgrund zu stuͤrzen und zerschmeitert zu werden. Sonst hat er keinen Gesellschafter als den bekannten Englaͤnder (Ir⸗ laͤnder) Trewlany, einen der vertrautesten Freunde des verstorbenen Lord Byron, der waͤhrend einiger Mona— te in Griechenland sehr thaͤtig war, dann sich mit Mau— rocordato und andern Chefs entzweite, und nun einen muͤßigen und mißzvergnuͤgten Zuschauer abgiebt.

St. Petersburg, 29. Januar. Se. Maj. der Kalser haben dem General-Kriegs⸗Gouverneur von Moscau, Fuͤrsten Dmitty Golyzin, unterm 30. v. M. ihr Allerhoͤchstes Wohlwollen und ihren Dank fuͤr die Mildthaͤtigkeit zu erkennen gegeben, welche die Bewoh

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*) St. George auf dem halben Wege von Argos nach Ko⸗ rinth, eine Stunde links von der Straße. Dies kann also nicht fuͤglich dasselbe Corps gewesen seyn, welches sich am I1., in Folge einer Niederlage nach dem Parthe⸗ nion zuruͤckgez ogen hatte. Nikita Stamatelopoulo war sonst unter dem Namen des Tuͤrkenfressers bekannt, und hatte den Ruf des tugendhaftesten Patrioten in Griechen⸗

land. (Note des oͤsterr. Beob.)