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meister Marschall Marquis von Lauriston, dem ersten Haus Hofmeister, Grafen v. Cossé, und dem ersten Jaͤ⸗ germeister, Grafen von Girardin, unterstuͤtzt.
Nach der Messe praͤsidirten Sr. Maj. im Mini⸗
sterrathe, der bis dreiviertel auf 4 Uhr dauerte.
Die koͤnigl. Fregatte Cydèle, welche Tunis am 15. Maͤrz verlassen, ist am 28. in Marseille eingelau⸗ fen. Am Bord derselben befand sich der außerordent⸗ liche Gesandte Sidy Mahmouth nebst seinem Secretair Raphael Gaeta und acht anderen zur Gesandtschaft ge⸗
hoͤrigen Personen. — Folgendes sind die Geschenke, welche der Dey von Tunis Sr. Maj. dem Koͤnige sen⸗ det: 6 große Hengste, 2 Stuten von numidischer Race, ein Loͤwen⸗Paar, der maännliche Loͤwe ist das schöͤnste Thier der Art, was im Lande zu finden gewesen, 4 schwarze Strauße, 4 Gazellen, 2 guineaische Hammel, 6 junge Kameele von vorzuͤglich schoͤner Race und zwar zwei schwarze, zwei weiße und zwei rothe; 24 feine wollene Decken, ferner Tuͤcher, Schleier und Guͤrtel; einen kostbaren tuͤrkischen Sattel; 4 Loͤwen⸗ und 2 Ti⸗ gerfelle; eine Kiste voll Flaͤschchen mit Rosenöl, Jas⸗ minöl ꝛc. gefuͤllt. Buͤchsen mit Wohlgeruͤchen, ein voll⸗ staͤndiger sehr reicher Auzug à la moresque fuͤr J. Koͤnigl. Hoh. die Dauphine.
Hr. Ouvrard ist vorgestern aus St. Pelagie nach der Conciergerie gebracht worden, wo sich auch Herr Sicard befindet.
1 Nach Briefen aus Cadix ist Hr. Cancelada, Her ausgeber der Handels⸗Zeitung von Cadix, daselbst, in Folge von Befehlen aus Madrid, verhaftet und in en⸗ ges Gewahrsam gebracht worden. Kan schreibt dies
Verfahren einem in jenes Blatt aufgenommenen Artikel Cadix wegen ihres Be⸗ März 1820 sehr be⸗
zu, worin die Einwohner von nehmens an dem ungluͤcklichen 10. lobt worden. Rente 102. 50. 102. 30. London, 30. Maͤrz.
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Der wichtigste Gegenstand der gestrigen Verhandlungen im Unterhause war der Antrag des Hrn. Huskisson: daß ein besonderer Aus⸗ schuß bestimmt werden solle, um naͤher zu untersuchen, welche Wirkungen die Bestimmungen des ö59sten Kapi⸗ tels der Akte aus dem 5ten Regierungsjahre S. Maj. Georgs IV. (wodurch die Gesetze gegen geheime Ge⸗ werbs⸗Verbindungen ausgehoben worden) in Bezug auf das Benehmen der Handwerksleute und Handarbeiter in den verschiedenen Theilen der vereinigten Koͤnigreiche gehabt habe. Im Eingange seiner ausfuͤhrlichen Rede setzte Hr. Huskisson kuͤrzlich auseinander, welchen Gang diese Angelegenheit in der vorjaͤhrigen Parlaments⸗ Sitzung genommen, wie er selbst mit dem (von Hru. Hume gemachten) Antrage auf Ernennung eines Aus⸗ schusses zur Untersuchung der fraglichen Verbindungen und der desfallsigen Gesetze einverstanden gewesen, weil letztere ihm verwickelt und unter sich im Widerspruche stehend geschienen, weil ferner dieselben in ihrer practi⸗ schen Anwendung nicht die Handwerks⸗ und Arbeits⸗ leute nebst deren Brotherrn gleichmaͤßig betroffen und weil, seiner Erfahrung zufolge, dieselben die Folge ge⸗ habt, zwischen den Arbeitsleuten und den Brotherrn ei⸗ nen Geist des Mißtrauens und des Widerstrebens zu erhalten. Er beruͤhrte ferner, wie der damals ernannte Ausschuß, an dessen Arbeiten er, obwohl ein Mitglied desselben, wegen anderer gehaͤufter Beschaͤftigungen, nicht den gehoͤrigen Antheil habe nehmen koͤnnen, einen nicht ganz geeigneten Weg eingeschlagen und statt dem Hause einen vollstaͤndigen Bericht zu erstatten, gleich mehrere Beschluͤsse gefaßt habe, in deren Folge dann die Bill wegen Aufhebung der in fraglicher Hinsicht bestehenden Gesetze eingebracht worden, und bei der da⸗ mals bevorstehenden Schließung der Sitzung rasch durch⸗ gegangen sei. Hiernaͤchst setzte Hr. Huskrsson aus ein⸗ ander, welche rasche Fortschritte das Uebel der fragli⸗
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chen Verbindungen bis jetzt bereits gemacht und wie, zu einer so verderblichen Groͤße gelangt sei, daß wa ihm nicht schnell und nachdruͤcklich Einhalt geschehe, bald dahin kommen werde, nicht sowohl seine (Hrn. Hu kissons) Aufmerksamkeit zu fordern, als vielmehr e seines hochgeehrten Freundes (des Ministers des Innen dem die Civil⸗Autoritäͤten zu Gebote staͤnden und noͤthigenfalls auch die bewaffnete Macht zur Unterdruͤckn von Verbindungen in Anspruch nehmen koͤnne, welche dah gediehen, daß man sie mit keinem anderen Namen dem einer furchtdaren Verschwoͤrung bezeichnen koͤnne. Ich darf, fuhr Hr. Huskisson fort, mit Zuversicht y aussetzen, daß Niemand im Hause ist, der mir sein selige Gesinnungen gegen das Prinzip des freien W. kehrs und gegen Jedermanns Recht, uͤber seine Arzt und Geschicklichkeit zu seinem besten Vortheil zu sche ten und dafuͤr den hoͤchstmoͤglichen Lohn zu erlanga zutraut, ich muß jedoch auch behaupten, daß diejenign welche dem Arbeiter Beschaͤftigung gewaͤhren, ebenji des Schutzes beduͤrfen; denn ihr Kapital und ihre d schinen sind es, die seine Kraft in Thaͤtigkeit setzen ü sie sind daher eben so unverletzlich zu halten als die sie sind es zum eignen Interesse des Arbeiters, außerdem keine Beschaͤftigung finden wuͤrde. Ich maͤ das Haus nicht mit ausfuͤhrlichem Detail aufhal der Gegenstand ist jedoch von der Art, daß man ui leicht daruͤber hinweg gehen darf. Bei den Vorfaͤll die ich hier im Auge habe, ist selbst mehr als ein M. schenleben verloren worden und zwar unter Umstaͤnde welche die Entdeckung des Thaͤters verhinderten 1 ihn der verdienten Strafe entzogen. Ohne indeß das Einzelne der begangenen Gewaltthaͤtigkeiten eim gehen, wird es genuͤgen, die Absichten und Grundse der in den fraglichen Verbindungen begriffenen Inl viduen darzulegen und zu zeigen, welche Art von Rß sie gegen ihre Brotherren und deren Eigenthum Anspruch nehmen.
Man kann solche aus den Artikeln der Reglemen abnehmen, welche jene Verbindungen sich gemacht habet Die Kohlenarbeiter von Lamark, Dunbarton und Aht hire haben Reglements von nicht weuiger als zwisch zwanzig und dreißig Artikeln; sie sind eben so gut! ganisirt als manche der neuen Regierungen, die in pe schiedenen Welttheilen entstanden sind; sie haben i Deputirten, ihre Waͤhler, ihren Präsidenten, Sekreut und Comitees. Von Seiten der Ayreshire⸗Verbinde wurden Einleitungen zu einer Generalversammlung Abgeordneten getroffen, und zwar sellten nicht nur geordnete aus einem und demselben sondern von w schiedenen Gewerbszweigen zusammen kommen; je Abgeordnete sollte von den Arbeitern seines Gewel dezahlt werden, der Praͤsident, der Sekretair und! Schatzmeister dagegen sollten ihre Zahlung aus dem gemeinen Fonds erhalten, zu dessen Constituirung! General Comité eine Abgabe von den Mitgliedern Verbindung zu erheben befugt sein sollte. Die Al ordneten sollen auf 6 Monate lang gewählt werde Nach dem 11ten Artikel gehoͤrt es zu den Obliegend ten des General⸗Comité, die Arbeitsherren zu verm nen, und ihnen anzudeuten, in welcher Gefahr sie sich faͤnden, und wenn diese Warnung nicht fruchte, dasselbe alle von der Klugheit eingegebenen Mittel †½ wenden, um die Arbeitsherren außer Geschaͤft zu b gen. Alle, bei einer Abgeordneten⸗Zusammenkunft duß gehenden Gesetze sollen fuͤr alle Mitglieder bindend st u. s. w. — Welche Wirkungen koͤnnen nun aber we fuhr Hr. Huskissou weiter fort, solche Titel wie die eines“ sidenten, Sekretairs, Schatzmeisters und Abgeordneten jenen Leuten haben, als eine alberne Sucht nach Anseh und Macht und bei denen, welche in jeuen Posten heu eine Neigung zur Ausuͤbung einer Controlle zu
wecken. Waͤre es nicht auch hoͤchst wahrscheinlich,
je heftiger ein Individuum sich zeigte, es um so eher
u jenen Posten erwaͤhlt werden wuͤrde! Nach dem 2sten Artikel soll kein Arbeiter sich auf eine bestimmte eit oder gegen bestimmten Lohn verdingen, ohne Er⸗ sanbniß des Comité. Wenn man dergleichen Dingen nachsehen wollte, so waͤre der große Nachtheil der even⸗ nell in mehreren der wichtigsten Geschaͤftskreise zu er⸗ warten staͤnde, leicht zu berechnen; wie gefaͤhrlich wuͤrde B. das Resultat in Bezug auf Schiffbau, Bergwe⸗ en und Schifffahrt sein.
Es besteht bereits ein sogenannter Matrosen⸗Ver⸗ n, der ein aͤhnliches Reglement hat. Eine der Präaͤ⸗ tensionen dieses Vereins geht dahin, ihre Arbeits⸗Auf⸗ cher selbst zu waͤhlen und anzusetzen. Die Matrosen manchen Seeplaͤtzen wollen dermalen nicht in See gehen, wenn irgend ein nicht zum Verein gehoͤriger unter der Mannschaft befindlich ist, auch haben sie sich Vorschriften gemacht und dahin vereint, gewisse Dinge als nicht eigentlich zu ihren Obliegenheiten gehoͤrig zu betrachten. Folgender merkwuͤrdiger Fall ist als Folge soscher Vorschriften bekannt: Ein Schiff war auf eine Gandbank gerathen und es erschien daher als nothwen⸗ dig, den Balla st auszuwerfen. Nach ihren sich gemach⸗ en Vorschriften gehoͤrte jedoch das Auswerfen von Ballast nicht zu den eigentlichen Matrosengeschaͤften und die Mannschaft verweigerte daher solches und das Schiff wuͤrde daher vielleicht zu Grunde gegangen sein, venn es nicht mit Huͤlfe eines zufaͤllig herbeigekomme⸗ en anderen Schiffs wieder flott gemacht worden waͤre. Das Haus mag wohl bedenken, ob wenn Seeleute mit rgend einem Verein in eine Verbindung treten, wodurch her Schiffs⸗Capitain in eine solche,Lage gebracht wird, bdie es ihm unmoöoͤglich macht, das ihm anvertraute But zu wahren, und ihm kaum erlaubt, sein Leben zu atten, dies nicht ein wuͤrdiger Gegenstand unserer Auf⸗ nerksamkeit ist. — Am Schlusse der Rede bemerkte hr. Huskisson noch, er habe gehofft, daß die gesunde Pernunft und das eigne wohlverstandene Interesse der Arbeitsleute ꝛc. dieselben veranlassen werde, in Ueber⸗ instimmung mit ihren Arbeitsherren zu handeln, diese Hoffnnng sei aber mit jedem Tag geschwunden und er etze daher jetzt lediglich seine Hoffnung auf die Ein⸗ birkung des Hauses, in welcher Hinsicht er den Ein⸗ angs erwaͤhnten Antrag gemacht habe. Dieser, von ehreren Mitaliedern, namentlich auch vom Minister es Innern lebhaft unterstuͤtzte Antrag ging denn auch urch und die Committé wurde bestimmt.
Der Minister Canning, der jedoch noch immer nicht anz hergestellt ist, kam vorgestern von Glocester lodge ach der Stadt und arbeitete im auswaͤrtigen Amte.
Die Universitaͤt Cambridge zaͤhlt jetzt 4700 Stu⸗ Inten und Oxford deren 4660.
Ein französischer Kutter ist von der engl. Brigg: prinz⸗Regent, aufgebracht worden; er hatte 132 Scla⸗ en am Bord, die sich empoͤrt und 8 Personen von der Nannschaft des Schiffs ermordet hatten.
Stockholm, 29. Mäarz. Außer dem Handelstrac⸗ at mit der Koͤnigl. Niederl. Regierung in Hinsicht f Reciprocität in Handels, und Schifffahrts, Abga⸗ en, sollen auch Unterhandlungen mit der Großbritan⸗ ischen im Werke sein, die in Beziehung auf Engl. Paeren und Colontal⸗Producte zu einigen weiteren godificationen unsrer Prohibitiv⸗Gesetze, außer denen, durch die letzte Zolltaxe erfolgt sind, fuͤhren urften.
St. Petersburg, 29. März. Der Kommandeur r 27(sen Divesion, Geuerallieutenant Bulatow ist zum efeblshaber der Provinz Omsk ernaunnt worden.
Zum Rath und Abtheilungs⸗Chef bei der Ge⸗ ral⸗Direktion des westlichen Sibiriens ist der gegen ärtig diesen Posten versehende Kollegienrath Schulgin nannt.
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Der Oberdoktor und Inspektor des Golizynschen oͤffentlichen Krankenhauses in Moskau, Etatsrath Albini ist, auf seine Bittschrift, des Dienstes entlassen und, in Erwaͤgung seiner dreißigjaͤhrigen angestrengten Dienst⸗ leistung, zum wirklichen Etatsrath befoͤrdert. 151 † — Ne kEr 0 s 5*b Jah , .EHe Jacob Aders, geboren in Elberfeld am 20. Juli 8 1768, erhielt seine Schulbildung auf dem Gymnasium daselbst, erlernte die Handlung in Bremen, arbeitete darauf in seinem vaͤterlichen Hause und trat im Jahr 1793 in das Geschaͤft des Kaufmanns Johann Heinrich Brink, mit dessen aͤltester Tochter er sich verheirathete.
Im Jahr 1798 ward er von seinen Mitbuͤrgern, der damaligen Verfassung gemaͤß, zum Buͤrgermeister gewaͤhlt, in dem darauf folgenden bekleidete er die Rich⸗ terstelle, und ward spaͤter Beisitzer oder Schoͤppe des Gerichts, welche Stelle er auch bis zum Wechsel der Regierung oder vielmehr bis zur neuen Organisation der Gerichte unter der Franzoͤsischen Herrschaft behielt.
Uunter den Arbeiten, die er in diesen verschiedenen Aemtern fuͤr das Wohl seiner Mitbuͤrger unternommen, war die Stiftung der Allgemeinen Armen⸗Anstalt, ein Werk, das seinem Kopfe wie seinem Herzen gleich viel Ehre macht, und wobei er eben so viel Klugheit und Menschenkenntniß in der Entwerfung des Plans, als Festigkeit und Beharrlichkeit in der Ausfuͤhrung dessel⸗ ben bewiesen hat. Auch gelang ihm dies Werk so gut, daß die Elberfelder Allgemeine Armen⸗Anstalt eine Zeit⸗ lang zu den besten in Deutschland gehoͤrte und der Hamburger Anstalt an die Seite gestellt werden kounte.
Im Jahr 1814 zum Stadtrath ernannt, hat er auch in dieser Eigenschaft, wo er konnte, fuͤrs allge⸗ meine Beste mitgewirkt. In vollem Glanze zeigte sich aber dieses sein Wirken im Mangeljahr 1816, welches, wenn es auch nicht ganz ohne nachtheilige Folgen fuͤr uns geblieben, doch weit gelinder an uns als an irgend einem Theile von Deutschland voruͤbergegangen ist.
Fruͤhe ahnete er die herannahende Noth, und saun auf Mittel, sie abzuwenden, der Himmel ließ ihn diese, 8 und bei seinen Mitbuͤrgern Vertrauen und Unterstützung finden, um den von ihm entworfenen Plan ausfuͤhren zu koͤnnen, ein Geschaͤft, dem er sich von nun an mit unermuͤdlichem Fleiße und mit einem Eefer und einer Vorliebe widmete, die sich durch nichts stoͤren ließen.
So gelang es dem Korn,⸗Verein, nicht blos Elber⸗ feld's Buͤrger waͤhrend jener harten Zeit mit gesundem nahrhaftem Brode zu versorgen, was an manchen Or⸗ ten fuͤr schweres Geld nicht zu haben war, sondern auch denselben darauf ein Ersparniß von 50,000 Thlr. — gegen die Duͤsseldorfer Brod⸗Preise gerechnet, — zu verschaffen, und endlich einen Ueberschuß von ungefaͤhr 10,000 Thlr. zu behalten, der zum Bau des schon in gedeihlichen Wirken stehenden Krankenhauses ver⸗ wandt worden ist.
Die Bedraäͤngnisse der Deutschen Fabriken und bie Noth der Arbeiter waren schon lange ein Gegenstand seiner besondern Aufmerksamkeit, und die Auffin dung von Auswegen, um jener Noth abzuhelfen, seine ange⸗ legentlichste Sorge gewesen.
Ein Schriftwechsel, der sich im Jahr 1820 zwischen Hrn. Becher, jetzt Sub⸗Director der Rheiuisch⸗West⸗ indischen Compagnie, und Hrn. Holzschuher, erstem
aupt⸗Agenten derselben in Port⸗au⸗Prince, uͤber die Errichtung einer Deutschen Fabrikat⸗Ausfuhr⸗Gesell⸗ schaft uach Westindien entspaun, gab dem Verstorbenen Aulaß, den Plan fuͤr ein solches Institut auszuarbeiten 8 und damit oͤffentlich aufzutreten. Die Idee fand Beifall, und der Plan, dem die frühern Leistungen des Verfas⸗ sers die beste Empfehlung waren, eine so gute Aufuahme
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