1825 / 118 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 25 May 1825 18:00:01 GMT) scan diff

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diese Verminderung, was die Wahl der Personen be⸗ trifft, willkuͤhrlich vornehmen koͤnnen; der Koͤnig hat aber vorgezogen, ohne Ruͤcksicht auf Personen, nach allgemeinen Regeln zu verfahren. So ist gehandelt worden, und die von dieser Maaßregel getroffenen. Generaͤle koͤnnen nicht anders, als den Geist anerken⸗ nen, in welchem der Koͤnig seine Ordonnanz erlassen hat. (Grote Unterbrechung und Murren zur Lin⸗ ken.) Herr von Girardin. Sie reden immer vom Koͤnige; hier ist von den Verhandlungen der Minister die Rede. Hr. Constant. Der Koͤnig thut mir Gutes; die Minister allein das Uebel. Hr. C. Pe⸗ rier. Die Minister duͤrfen sich niche hinter den Koͤnig stecken. Hr. Constant. Dies ist inconstitionnell. (Mehrere Mitglieder zur Rechten: Ruhe, still doch.) Der Minister. Ich weiß es, meine Herren, daß der Koͤnig nur Gutes thut, und ich uͤbernehms auch gern die Verantwortlichkeit fuͤr die von mir contrasignirte Or— donnanz. Ich glaube sie aber hinlaͤnglich durch das Gesagte gerechtfertigt und auch den Vorwurf entkraͤftet zu haben, als sei hierbei der Grundsatz verletzt worden, daß Alles fruͤhere (vor der- Restauration) vergessen wer den und nur Einigkeit herrschen solle. Das Buͤdget des Kriegsministeriums wurde angenommen und auch die Ausgaben fuͤr das Marine⸗Departement, wiewohl die Administration des Letztern von Hr. Labbey von Pompieres sehr getadelt wurden. Dieser Deputirte aͤußerte unter andern, er koͤnne sich nicht genug daruͤber wundern, daß immer das naͤmliche System in dem Ma— rine⸗Departement befolgt werde, nach dem es vor Kur⸗ zem aus den Haͤnden eines Cavallerie ⸗Generals in die Haͤnde eines Domainen⸗Direktors gekommen sei. Aus Konstantinopel ist dieser Tage ein außer ordentlicher Courier mit Depeschen hier eingetroffen. Die von einem unserer Blaͤtter verbreitete Nachricht, daß unmittelbar nachher ein außerordentlicher Kabinets⸗ Rath gehalten worden sei, wird von der Etoile wider sprochen. Dasselbe Blatt erklaͤrt auch die von dem Counrier frangais mitgetheilte Nachricht von der Errich⸗ tung eines Prevotal⸗Gerichts auf Martinique, welches

die Angeschuldigten in geheimer Sitzung verurtheile, fuͤr

ein Maͤhrchen. .

Man hoͤrt seit einiger Zeit sehr viel von hier vor⸗ fallenden Diebstaͤhlen. In verwichener Woche hatte ein Dutzend Spitzbuben in der Mitternachtsstunde in der Straße Grenéta Posto gefaßt, packten die Voruͤberge⸗ henden an und beraubten sie. Ein in dem Aten Stock eines der dortigen Haͤuser wohnender Kaufmann machte diesem Unwesen dadurch ein Ende, mentopf auf die Spitzbuben hinabwarf, derselben verwundet wurde; sie entfernten sich darauf, den Verwundeten mit forttragend.

90 C.

London, 12. Mai.

genommene Bill zu Gunsten der Katholiken vorgelegt;

sie erhielt demnaͤchst auf den Antrag des Grafsen von Sie wird nach dem

Donoughmore die erste Lesung. Beschluß des Hauses gedruckt werden und die zweite Lesung ist auf naͤchsten Dienstag anberaumt.

Die Sitzung des Unterhauses war nur von kurzer Dauer und von keinem erheblichen Int resse.

Am vorigen Sonnabend haben Sr. K. H. der Her⸗ zog von Susser feierlich den Grundstein zu der neuen;

Haͤngebruͤcke uͤber die Themse, zwischen Hammersmith und Barnes, gelegt.

Aus Brasilien sind Zeitungen bis zum 5. April angekommen. Es befindet sich darin ein Schreiben des Gouverneurs von Pernambuco, mittels dessen derselbe dem Praͤsidenten von Bahia angezeigt hat, daß Groß⸗ ritannien die Unabhaͤngigkeit von Brasilien anerkannt

1 .—

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daß er einen Blu⸗ wodurch einer

Fuͤnfproc. Rente 101 Fr. 50. C. Dreiproc. 74 Fr.

8 1 11“ und Sir Charles Stuart nach Lissabon abgesandt habe um dem Koͤnige von Portugall zu empfehlen, gega eine von Brasilien zu leistende Entschaͤdigung von! Millionen Pf. Sterl. ein Gleiches zu thuen.

Vom 13ten. Am Dienstag erhielten Se. Ma den Besuch des Herzogs v. York und vorgestern erthe ten Sie dem Herzoge v. Wellington Audienz. Mit wochs arbeitete der Herzog v. York in Militair⸗Ge schaäften mit Sr. Maj.

Fuͤrst Esterhazi gab am Dienstag in Chandos- hong ein uͤberaus prachtvolles Mahl fuͤr 800 Personen um fuhr vorgestern nach Combewood zu Hru. Canning, un vor seiner Abreise nach dem festen Lande Abschied z. nehmen. In Oxford⸗Straße wurde sein Fuhrwe durch einen schweren Wagen umgefahren. Der Fün verletzte das Gesicht und erhielt Contusionen am Leite so daß er nach Chandos⸗house zuruͤckgebracht werda mußte, hat jedoch gestern Morgen abreisen koͤnnen.

Der zum Gesandten am Madrider Hofe ernanm

wird taͤglich auf Urlaub aus Gibraltar hier erwartet.

Gestern wurde im Unterhause die zweite Lesung e— Littleton'schen Bill bis zum 27sten d. M ausgesetzt. Im Ausschuß schlug Hr. Wallace zwei Resolutionen al Gleichsetzung der coursirenden Muͤnze in Irland um der in Großbritannien an, welche ohne Stimmenthae lung genehmigt wurden; so wie auch ein Theil der, d. Provinzial⸗Banken in Irland betreffenden Bill dure den Ausschuß ging, der bis 1 Uhr Nachts saß.

Die Majoritaͤt zu Gunsten der dritten Lesung da Bill uͤber die Emancipation der Katholiken betrug nur 21 (248 Stimmen gegen 227), alko sece weniger, als sich fuͤr die zweite Lesung erklaͤrt hatten. Die Hauptgegner derselben waren Hr. Inglis, der So⸗ lieitor-General und Hr. Staats Secretair Peel; die Vertheidiger, die HH. Curwen, C. Grant, Husnso und Brougham. Die Gruͤnde, die von beiden Seiten aufgestellt wurden, waren dieselben, die schon mehrmal laut geworden sind. Den meisten Eindruck auf de Haus machten die Reden der HH. C. Grant, Hut kisson und Peel. Letzterer aͤußerte: seine fruͤhern Gruͤnlk gegen die Emancipation der Katholiken waͤren durn die Maaßregeln, die damit verbunden, besonders Dotation der Irlaͤndischen Geistlichkeit, nur noch ve staͤrkt worden.

In Dublin wird jetzt im Schauspielhause jede Abend waͤhrend des Spiels mehreremale eifrig gefordert und wenn das Orchester es endlich spielt, aufs feurigste beklatscht.

Nach Zeitungen aus Calcutta bis zum 4. Janum die gestern angekommen sind, scheinen sich die fruͤhere Aussichten zu einem baldigen Frieden mit den Birm nen zu bestaͤtigen. Nach Aussage der Gefangenen ug Deserteurs soll naͤmlich im December der General um

6 Dem Oberhanse [wurde gestern von Seiten des Unterhaufes die in letzterem an⸗

ausgebrochenen Aufstande ist aber ungegruͤndet. scheinlich hat der Umstand Veranlassung dazu gegeben

Minister Mounshooeza bei der Birmanischen Armee a gekommen seyn, mit dem Auftrage, am dritten de folgenden Monats Friedens⸗Unterhandlungen anzukunh fen, wenn sich bis dahin das Glaͤck nicht auf Seitz der Birmanen gewandt haben sollte. Der General⸗Ges verneur hat eine General⸗Ordre in Betreff des Sie bei Rangoon erlassen, worin besonders die Seapeh sehr belobt werden. Die Birmanische Armee bestamn vor dem Treffen aus 50,000 Mann, davon wurden 500 getoͤdtet und verwundet; auch fielen den Englaͤnde 250 Kanonen und der groͤßte Theil der Kriegsbeduͤt nisse in die Haͤnde. Das Geruͤcht von einem in 88 Wahle

daß der Koͤnig, aus Mißtrauen zu seinem guten Ge stirn, einstweilen die Regierung an seinen Sohn abge treten hat.

Der Cazike von Poyais (der beruͤchtigte Macgte

Hr. Lamb ist uͤber Dover abgereiset. Graf Chatham.

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das Godusave the Kingg⸗

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8 1.“ öAA1A“ Iu gor) regiert, wie es scheint, obwohl er keinen Fußbreit Landes irgendwo noch besitzt, von Paris aus, wo er sich jetzt aufhaͤlt, noch immer seine ehemaligen Gebiete auf der Mosquitos⸗ Kuͤste, aus welchen der dortige Köoͤ nig ihn verjagt hat. Einer seiner Unterthanen, d. h. der Abentheurer einer, die vorhatten, sich unter ihm niederzulassen, wandte sich juͤngst an ihn um Schaden ersatz und erhielt die Antwort: „Die Regierung Sr. Hoheit werde das Gesuch in Erwaͤgung ziehen, wenn ihr die erforderlichen Docunzente, um die Richtigkeit desselben untersuchen zu koͤnnen, vorgelegt fein wuͤrden.““ Diese Staatsschrift, d. d. Paris den 20. April 1825, war unterzeichnet: „Auf Befehl Sr. Hoheit, Graf Brachmann, General⸗Director des Departements des Innern.“

Von dem Proedros Konturiotis ist aus Morea eine amtliche Depesche eingegangen, welche die am 27. Maͤrz n. St. erfolgte voͤllige Niederlage der Aegypti⸗ schen Truppen meldet. 1u“ Vom 14ten. Gestern Abend ist die Bill wegen zulassung des Korns unter Schloß im Unterhause passirt. 8 große Anzahl ansehnlicher Kaufleute gab gestern dem Herzoge v. Wellington ein großes Mahl und ver⸗ ehrte ihm ein kostbares Gefaͤß zur Erinnerung an den großen Sieg von Waterloo. 1

Cons. 91 ½. 1898

Amsterdam, 14. Mai. Am 5. d. ist die Koͤnigl Fregatte Amstel mit Gen. Lieut. Krayenhof und den ihn begleitenden Genie⸗Offizieren von Helvoet nach Cura⸗ ao unter Segel gegangen. Im Assisengericht zu Luͤttich hat sich kuͤrzlich das Auffallende ereignet, daß ein Vater und Sohn, die wegen Brandstiftung angeklagt waren, voͤllig freige sprochen wurden, nachdem sie vorher vom Assisengerichte u Maͤstricht zum Tode verurtheilt waren, dessen Spruch hlos wegen einiger Maͤngel in der Form umgestoßen worden war.

Stockholm, 10. Mai. Der Wachtmeister beim Schuldgefaͤngnisse hieselbst ist schriftlich bei der Behoͤrde it Bericht uͤber dessen jetzigen Zustand eingekommen, da das Gefaͤngniß so angefuͤllt sei, daß ohne die aller⸗ groͤßte Ungelegenheit nicht mehr Schuldner aufgenom en werden koͤnnten. Unseren Gesetzen nach unterwer⸗ fen sich Boniscedenten dieser zeitweiligen Haft frei— willig.

Linem amtlichen Verzeichniß zufolge sind im vori⸗ gen Jahre in dem entlegenen Wermlands⸗Lehn 5936 Kinder geboren, wovon 455 uneheliche; gestorben 3021 Personen, worunter sieben Selbstmoöͤrder. Getraut wur— den 1459 Paare, allein man traut seinen Augen kaum, wenn man lieset, daß dagegen auch 890 Ehescheidungen vorgefallen und die Stadt Christinehamn unter anderen doppelt soviel Scheidungen als Trauungen sahe! Es setzt dieses doch wahrlich das Eintreten eines chemischen Processes in unserer allgemeinen Sittlichkeit voraus, der, im gradesten Widerspruch mit der Jahrhunderte lang so belobten Einfalt und Unschuld unsres Provin⸗ zialvolks, fuͤr alle individuellen und Staats⸗ und Na⸗ tionalverhaͤltnisse, die in den Augen denkender und empfindender Menschen nur einigen Werth haben koͤn⸗ nen, mit Schauder erregenden Folgen droht.

Vom Main, 20. Mai. In der 18. oͤffentlichen

Sitzung der Kammer der baierischen Abgeordneten wur⸗

den die (letzthin erwaͤhnten) Gesetzentwuͤrfe: wegen Ab⸗ kuͤrzung der Nothfrist in Wechselsachen zu Augsburg und wegen Aufhebung des in einigen Theilen des Koͤ⸗ nigreichs den Juden gestatteten hoͤheren Zinsfusses un veraͤndert angenommen; auch der Antrag des Abgeord⸗ neten v. Reindl, die Aufhebung der Acten⸗Inrolutation betreffend, ward, jedoch mit einem, der besonderen

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Vom 6. Mai.

Meynung des Ausschuß⸗Referenten entsprechenden und

durch Stimmenmehrheit beschlossenen Zusatz angenom⸗ men. Hiernaͤchst erstattete der erste Ausschuß⸗Vertrag uͤber den Gesetzentwurf auf Verlaͤngerung des Termins zur Einfuͤhrung des Hypothekengesetzes, dessen unbe⸗ dingte Annayhme die Kammer der Reichsraͤthe beschlos⸗ sen hatte; das Gutachten des Ausschusses ging auf Annahme mit der Modification, daß die verlaͤngerte Frist bis auf den letzten December d. J. beschraͤnkt wer⸗ den solle.

Der Kaiserl. Russische Ober⸗General Graf Lange⸗ ron ist mit seiner Gemahlin von Odessa gekommen, und auf der Reise nach Frankreich begriffen, am 17. d. in Frankfurt a. M. eingetroffen.

Nachdem man sich bereits des schoͤnsten Fruͤhlings⸗ wetters erfreut hatte, ist, wie aus Wuͤrzburg gemeldet wird, in der Nacht vom 12. auf den 13. Mai ein so heftiger Frost eingetreten, daß fast in allen Weinbergen des Unter⸗Main⸗Kreises der Wein erfroren ist.

Mailand, 4. Mai. Hier sind bereits angekom⸗ men: Der k. franzoͤsische Botschafter, Marquis v. Ca⸗ raman; der Fuͤrst Ruffo, neapolitanischer Gesandter; der paͤbstliche Nuntius und Geschaͤftstraͤger; der Baron Gremp v. Freudenstein, wuͤrtembergischer Gesandter, saͤmmitlich beim k. oͤsterreichischen Hofe; der Graf Bru⸗ netti, k. oͤsterreichischer Gesandter am spanischen Hofe. Ihre k. k. Maj staͤten, unsere Soun⸗ veraine, blieben heute und gestern in Cremona. Morgen kommen sie in Lodi, und am 8. in Monza an. Am 10. halten sie ihren Einzug in Matland. Dieser Tage ka⸗ men folgende Gesandte beim Wiener Hofe an: Sir Wellesley fuͤr Großbritannien; der Fuͤrst Hatzfeld fuͤr Preußen; der Graf Schulenburg⸗Klosterrode fuͤr Sach⸗ sen, und der Graf v. Bernstorf fuͤr Daͤnemark. Auch die k. k. Herren Hofraͤthe v. Gentz, v. Jung ꝛc. sind haer eingetroffen.

Vom 11. Mai. Gestern nach 5 Uhr Abends hielten Ihre k. k. Majestaͤten unter dem Jubelrufe der zahlreichen Volksmenge, die sich von allen Seiten her⸗ bei drangte, den innigst geliebten Monarchen nach zehn Jahren, an der Seite Sr. erhabenen Gemahlin, wieder zu sehen, hier Jyren Einzug. Ihre k. k. Hoheiten, der Erzherzog Franz Karl und die Erzherzogin Sophie waren in Gesellschaft der geliebtesten Souveraͤne. Abends war die ganze Stadt herrlich beleuchtet. Ihre Maje⸗ staͤten fuhren mit dem Erzherzog Franz Karl und der Erzherzogin Sophie in einem offenen Wagen durch die vornehmsten Straßen der Stadt.

Vom 12. Mai. Die allerhoͤchsten Herrschaf⸗ ten erschienen gestern unter dem oft wiederholten enthu⸗ siastischen Jubel der Zuschauer im praͤchtig beleuchteten Theater, wo sich auch die Erzherzoge mit ihren Gemah⸗ linnen und der Fuͤrst und die Fuͤrstin von Salerno ein⸗ fanden. Der Fuͤrst Metternich war am 7. Mai in Mailand eingetroffen.

Venedig, 10. Mai. Heute bald nach 7 Uhr fruͤh starb nach einer langen und schmerzhaften Krankheit Se. Excellenz, der Hr. Johann Gabriel Marquis von Chasteler, k. k. Kaͤmmerer, wirklicher geheimer Rath, General der Artillerie, Kommandant der Stadt und Festung Venedig, Kommandeur des militaͤrischen Ma⸗ rien-Theresien⸗- und des kaiserl. oͤsterreichischen Leopold⸗

ordens, Großkreuz ꝛc. 8 Rom, 7. Mai. Am verflossenen Donnerstag reiste Baroui Ancajani nach Paris

Monsiguor Lodovico de b ab, um dem Erzbischofe von Rouen, Prinzen von Croy, und bei dieser

das Kardinals⸗Varet zu uͤberbringen,

Gelegenheit dem Dauphin von Frankreich den vom h.

Vater geweihten Degen und Hut zu uͤberreichen. Neapel, 25. April. Ein k. Dekret vom 22. d.

begnadigt alle Theilnehmer der zu Caltanisetta im Au⸗

gust 1820 bei Gelegenheit der gleichzeitigen politischen

Ereignisse veruͤbten Frevel mit einigen Ausnahmen,⸗ z.

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