1825 / 151 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 02 Jul 1825 18:00:01 GMT) scan diff

wieder noch Sitte, die Ochsen, ehe man sie schlachtet, mit Hunden durch die Gassen zu hetzen, wobei nicht selten Leute beschaͤdigt werden. Die Kolonie von RNaͤuber⸗Familien, aus den Provinzen Campagna und Maritrima, ist an den Ufern des Po und Alla Mesola angekommen. Sie wurden unter Begleitung von zwei ZJZesuiten und einem Chirurgus zu Terracina eingeschifft, uund fuhren durch den Pharus von Messina zu ihrer Bestimmung nach dem adriatischen Meere ab. Die Zahl der Maͤnner betrug 24; die der Weiber und Kinder überstieg sie bei weitem. Bei der Ankunft wurden ih⸗ nen Wohnungen und Felder eingeraͤumt, von deren Er⸗ rtrage sie kuͤnftig leben sollen; doch werden sie das erste Jahr hindurch auf Kosten Sr. Heiligkeit ernaäͤhrt. Die Jesuiten und der Chirurgus kehrten, nachdem sie sie dem Pfarrer von Mesola empfohlen hatten, nach Rom zuruͤck. Man muß hierbei bemerken, daß Raͤuber selten gefaͤhr⸗ lich sind, sobald sie ihr heimisches, ihnen bekanntes Ter⸗ rain verlassen, und von ihren Helfershelfern entfernt sind. Bloß einzelne sind zu fuͤrchten, die sich davon machen, um in die vaͤterlichen Gegenden zuruͤckzukehren. Die Banden haben sich von neuem zwischen Ceprano und Frosinone gezeigt; der Papst scheut keine Ausgaben und Anstrengungen, um sie auszurotten. Dasselbe Blatt meldet aus Neapel v. 9. Juni: Unser Geschwader, ein Linienschiff, vier Fregatten und mehrere Briggs stark, ist nach Genua und Livorno, un⸗ ter Kommando des Contre⸗Admirals v. Pretville, abge⸗ segelt. Da die Ausruͤstung und Equipirung dieser Flotte mmehrere Hunderttausend Ducati in diesem Momente des Geldmangels gekostet, und die Zahl der bewaffneten

Schiffe zu groß ist, um zu denken, daß ihre Bestimmung

bloß diejenige sein duͤrfte, den Koͤnig in unsre Mitte zluruͤckzufuͤhren, so schließt man auf eine Expedition ge⸗ gengdie Kuͤsten der Barbarei, um der Regentschaft Ehr furcht vor unserer Flagge einzufloͤßen, und vielleicht eine baldige Befreiung von dem Tribute zu bewirken, den wir ihnen unter einem oder dem andern Namen ent⸗ richten. Die Summe, die wir an Algier allein dezah⸗ len, betraͤgt jaͤhrlich 33,000 Piaster. (Ein Jahr nemlich werden alternirend 44,000 Piaster, und im naͤchsten 22,000 Piaster hingesendet.) So oft Neapel einen neuen Konsul nach Algier schickt, muß es außerdem noch dem Dey 25,000 Piaster fuͤr die Erlaubniß dazu schicken.

Wesentliche Verbesserung der Tuchwalkerei.

Kein Gewerbzweig hat in der neueren Zeit so we⸗ sentliche Verbesserungen erfahren, als die Tuchmanu⸗ faktur. Vergleicht man die gegenwaͤrtig fast uͤberall angenommene Betriebsweise dieser Fabrikation mit der⸗ jenigen, welche vor 20 bis 30 Jahren uͤblich war, so findet man einen Unterschied, der so groß und so um feassend ist, daß man die Arbeiten beinahe gar nicht wie⸗ der erkennt, und eine ganz neue Manufaktur zu sehen glaubt. So wie die Behandlung und Verarbeitung des edlen, kostbaren Materials, der Wolle, fast gaͤnzlich umgestaltet worden, so werden auch jetzt ganz andere Wirkungen hervorgebracht; und es ist eine Benutzung des Urstoffs erzielt, von der man fruͤher keine Vorstel⸗ lung hatte. Die Ergebnisse des verbesserten Verfahreus sind, wie uͤberall, wo ein solches eintritt, so auch hier, Feine groͤßere Brauchbarkeit und Schoͤnheit des Fabri⸗ kats, verbunden mit einer verhaͤltnißmaͤßig weit hoͤheren Wohlfeilheit und Preiswuͤrdigkeit. Ja, diese Ergeb⸗ nisse gehen noch viel weiter; durch die in Anwendung gesetzten neuen Huͤlfsmittel der Fabrikation und die zweckmaͤßigere Ausfuͤhrung der Arbeiten, ist man uͤber⸗ heaupt erst in den Stand gekommen, den Tuͤchern die⸗ jenige vollkommenere Beschaffenheit zu geben, durch welche sie sich vor den aͤlteren Fabrikaten auszeichnen.

Man ahnete vormals die Moͤglichkeit gar nicht, diesen Fabrikaten den Grad von Vollendung mitzutheilen, denn sie jetzt, in jeder Abstufung der Qualitaͤt, von dern groͤbsten bis zur feinsten Sorte, an sich tragen. Unz waͤre es auch moͤglich gewesen, dieselben, durch die be⸗ schwerliche und kostdare Handarbeit, in eben der Vor⸗ zuͤglichkeit und Schoͤnheit darzustellen und zu bereiten, wie kostbar waͤren sie nicht geworden? Nie haͤtten di schoͤneren Fabrikate ein Gegenstand des allgemeinen Ge⸗ brauchs werden koͤnnen, wie sie es jetzt sind. Und seb gereicht jederzeit die Verbesserung des Betrieds eines Gewerbes zum Vortheil und Nutzen aller Consuinenten!

Nur eine Arbeit, unter den verschiedenen Opera tionen, welche die Tuchfabrikation in sich schließt, waß visher gegen die uͤbrigen zuruͤckgeblieben. Dies ist die Walkeret, uͤber deren Mangelhaftigkeit, besonders von den Tuchfabrikanten und Haͤndlern im oͤstlichen Thei der Monarchie, haͤufige Klagen gefuͤhrt werden. Die Ursach davon liegt darin: einmal, daß die bis jetzt vog handenen mechanischen Vorrichtungen zur Ausfuͤhrumg dieser Arbeit keine zweckmaͤßige Beschaffenheit hatten und dann, daß diese Arbeit, mit den unvollkommenen Walkapparaten, uͤberdies auf eine der Absicht wenig am gemessene Art, von groͤßtentheils ungebildeten, kenn nißlosen Arbeitern verrichtet wurden, die dabei, na der einmal angenommenen, uͤblichen, veralteten Method verfuhren, ohne daran zu denken, daß sie veraͤndert un verbessert werden koͤnnte. Da das Walken aber ein der Hauptoperationen der Tuchmacherei ist, und de Guͤte des Fabrikats sehr davon abhaͤngt, ob solche ge hoͤrig ausgefuͤhrt wird; so hatte die Fehlerhaftigke und Nachlaͤssigkeit, womit sie ausgefuͤhrt wurde, se nachtheilige Folgen fuͤr die Fabrikation.

Es war daher sehr wuͤnschenswerth, daß diese Uebelstand beseitigt wuͤrde. Man war, sowohl in Em land, als in Fraukreich, laͤngst eifrig bemuͤht, dies; bewirken, und versuchte die Darstellung verschiedene Walkapparate von einer einfacheren Construktion, die besser gehandhabt werden koͤnnten, und mehr leist sollten, als die alten Walkmuͤhlen. Diese sind, in do That, hoͤchst unfoͤrmige, schwerfaͤllige Werke, deren B

trieb eine gewaltige Kraft erfordert, und von welchen.

bei der heftigen ungeregelten Einwirkung der arbeiten den Theile, nie ein gesicherter Erfolg anzugeben wal dieser blieb vielmehr immer dem Zufall uͤberlassen Selten gelang es daher bis jetzt, selhst dem geschicktest und aufmerksamsten Walker, ein Stuͤck Tuch ganz ohne Walt fehler und Beschaͤdigungen aus dem Walkstocke zu li fern. Alle bisherigen Vorschlaͤge zur Darstellun besserer Walkmuͤhlen haben aber bis jetzt nicht vollkom men der Absicht und der Erwartung entsprochen.

Gegenwaͤrtig scheint jedoch ein Schritt gemach worden zu sein, wodurch die Sache auf einen ander Fuß zu stehen kommen wird. Der Fabrik⸗Inhabe William Cockerill hat naͤmlich ein Pakeut entnommen (wovon sich die Anzeige in den amtlichen Nachrichten der Nr. 141. dieser Zeitung findet) auf eine, von de Mechanikus Pierre Chardron zu Luͤttich gemachte, ihrn mitgetheilte Erfindurg einer neuen Walkeinrichtung welche von dem, was vorhanden, und bis dahin vog geschlagen ist, wesentlich abweicht, und sich als beso ders vorzuͤglich und wirksam ankuͤndigt.

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Frreitag, 1. Juli. Im S hauspielhause: „D Ahnenstolz in der Kuͤche,“ Lun piel in 1 Aufzug, nas dem Franzoͤsis., bearbeitet von Lembert. Hierauf: „De Baͤr und der Bassa,“ Vaudeville⸗Burleske in 1 Aufz von C. Blum. Und: „Die Hottentottin,“ Vaudevil

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Gedruckt bei Feister und Eisersdorff. ““ u Redacteur Joht

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I. Amtliche Nachrichten.

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ag es. Ihre Koͤnigl. Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Mecklenburg⸗Schwerin, sind

nach Ludwigslust abgereist. L an se gbgeeis b1116“

8 Der bisherige Ober⸗Landesgerichts⸗Assessor Zim⸗ mermann ist zum Justiz Kommissarius bei dem Landge⸗ richte zu Erfurt bestellt worden.

Der bisherige Ober, Landesgerichts⸗ Referendarius Raphael Wunsch ist zum Justiz⸗Kommissarius bei dem Oberlandesgerichte zu Glogau bestellt worden. 1111A16“ ““ s A1XI“ 888

Morgen den 3ten Juli, Nachmittags um 4 Uhr, bird die Koͤnigliche Akademie der Wissenschaften zur

eier des Leibnitzischen Jahrestages eine oͤffentliche Siz⸗ zung halten. 8

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Abgereist. Se. Excellenz der General⸗Lieutenant und kommandirende General des 1sten Armee⸗Korps, Hherr von Krafft ¹ nach Freienwalde.

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Paris, 25. Juni. Noch immer theilen unsere Zeitungen Nachrichten uͤber die in den verschiedenen Staͤdten Frankreichs bei Gelegenheit der Kroͤnung statt gehabten Feierlichkeiten mit. Die Stadt Lille hat sich hierbei besonders ausgezeichnet. Die Feste haben da⸗ selbst 4 Tage gedauert und eine sehr große Anzahl von dremden waren hinzugestroͤmt. Ein feterlicher Zug be⸗ wegte sich am zweiten Tage durch die Hauptstraßen der Stadt. Alle geschichtlichen Erinnerungen, alle fuͤr die inwehner von Lille interessanten Traditionen waren Rerbei benutzt worden, und Bilder, Symbole, In⸗ schriften Nachbildungen riefen sie in das Gedaͤcht⸗ n zurüͤck. Neben der von Nationalgard isten getrage⸗ nen Buͤste Ludwigs XIV., der Lille mit Frankreich ver⸗ einigte, erblickte man die Bilder Vauban's, der die Festungewerke der Stadt baute und des alls v.

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Boufflers, der sie vertheidigte. Eine Statuͤe der Jo⸗ hanne Maillotte, die an der Spitze einer Compagnie Bogenschuͤtzen im J. 1582 einen Angreff gegen die Stadt zuruͤckschlug, wurde von der seitdem noch be⸗ stehenden Bogenschuͤtzen Gesellschaft herumgetragen. Am anmuthigsten war aber folgende von einem Buchdrucker und einem Buchhaͤndler au gefuͤhrte Idee. Auf einem sehr geschmackvoll geschmuͤckten Geruͤste, welches von vielen mit Tuntken und Baretts bekleideten Drucker⸗ gesellen bewacht wurde, waren mehrere Kender beschaͤf⸗ tigt mit einer Handdruckerei Abzuͤge von Gelegenheits⸗ Gedichten und Liedern zu verfertigen, die von andern Miniatur, Buchbindergesellen beschnitten und sodann un⸗ ter die vorbeiziehenden Menschen vertheilt wurden. Das ganze Fest war froͤolich und durch kein Ungluͤck gestoͤrt Das Zuchtpolizeigericht hat nunmehr sein Urtheil in der Sache des Buchhaͤndlers Barba, wegen Wieder⸗ aberucks des Romans l'Enfant duͤ Carnaval (s. St Zeit. . 27. Junt) gefaͤllt. Das Gericht hat erkannt, daß der Buchyaͤndler sich durch diese Publication aller⸗ dings einer Beleidigung der oͤffentlichen und religioͤsen Moral schuldig gemacht habe; es hat ihn aber, wegen der die Schuld vermindernden Umstaͤnde (daß das Buch schon seit 30 J. gedruckt und 15mal aufaelegt worden ist), n 186, Gefaͤngniz und 16 Fr. Strafe erurthei nd di . e Vernichtung der neuen Auflage Aus Aix (in der Provence) wird unte gemeldet, daß der Geö 11X“” ist, weil der Regen den Blaͤttern des Maulbeerbaums eini⸗ gen Schaden zugefuͤgt hatte. Hierdurch wurden die Specu⸗ lanten eine Zeit lang veranlaßt, die Preise der Cocons hoch zu halten, und es wurde dennoch ziemlich viel gekauft Infolge der aus Italien erhaltenen Nachrichten bat in⸗ dessen die Kauflust etwas abgenommen, da im Piemont die Erndte, ungeachtet der vielen unguͤnstigen Zufaͤllen, denen der Seidenbau dies Jahr unterworfen gewesen ist, bes⸗ ser ausfallen zu sollen scheint, als man es anfaͤnglich glaubte. Die Cocons, fuͤr die schon nahe an 2 Fr. ge⸗ fordert worden war, sind hierauf im Preise gewichen und gelten 1 Fr. 50 bis 60 C. per Pfund Tafelgewicht (ungefaͤhr ein achtel leichter wie das Berl. Pfd.).

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1 Folg⸗ der Verfuͤgungen, Wolle mit einem erhoͤhten Einfuhrszoll belegt word Fan 6 der 8g gegen E““ voe⸗ gestiegen; fuͤr gewoͤhnliche Wolle sind 80 bis 1

fuͤr 100 Pfd. bezahlt worden. 8 Ig 8 1.. Rente 102 Fr. 85. C. Dreiproec. 8 Fr. 1t London, 21. Juni. Hr. Huskisson hatte bekann⸗ lich den Zoll von fremden Linnen anfangs (von 100 Ct.) auf 25 pCt. herabsetzen wollen. Sein letzter (am 17. d.) im Unterhause gemachter Vorschlag war aber daß die

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