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Der Theil unserer Zeitungen, in welchem uͤber die bei den Gerichten, vorgekommenen bemerkenswerthen Rechtsfaͤlle Bericht erstattet wird, ist nicht selten der interessanteste des Blattes. Der Englaͤnder lernt, wenn er das Lesen dieser Artikel nicht vernachlaͤßigt, wenig⸗ stens theilweise allmaͤhlich die Gesetze seines Landes ken⸗ nen, denen es mitunter an Sonderbarkeit nicht fehlt. So erfuhren wir kuͤrzlich aus dem Processe der Erben eines gewissen Romano, daß die Krone sich das nach⸗ gelassene Grundeigenthum eines nicht naturalisirten Fremden zueignet. In einem andern Falle machte die Krone Anspruch auf den Nachlaß eines unehelichen Kindes, das, ehe es sechs Wochen alt geworden ist, ge⸗ storben war. — In England bleibt jedes alte Gesetz guͤltig, wenn es nicht aufgerufen ist, und daruͤber kom⸗ men manche veraltete Gesetze wieder zum Vorschein, die kein Mensch mehr kennt und oft sonderbar genug sind. Als solche wurden kuͤrzlich folgende aufgefuͤhrt, die, aus dem Statutenbuch Elisabeths, es Zeit sei zu tilgen. Nach einer unter der Regierung der Koͤnigin erlassenen Parlamentsarte, ist jedermann, der waͤhrend eines Mo— nats dem Gottesdienste in der Kirche beizuwohnen un⸗ terlassen hat, verpflichtet, eine Geldstrafe von 20 Pf. St. zu zahlen und zwei Buͤrgschaften, jede von 100 Pf. St. zu stellen, daß er dem Gottesdienste hinfuͤhro bei⸗ wohnen werde. Nach einer unter der Regierung Ja⸗ mes I. erlassenen Parlamentsacte wird dem Koͤnig die Macht gegeben, die Annahme der 20 Pf. St. Geld⸗ strafe zu verweigern und sich dagegen im Besitz von 8. Theile des Grundeigenthums des Gesetzuͤbertreters zu setzen. msin. Fia. IIE—215* ö
Consols 90 8.. 1
S e Setockholm, 5. August. Se. Maj. haben die Errich⸗ tung eines technologischen (Unterrichts⸗) Instituts in hie⸗ siger Hauptstadt unter dem Ober⸗Director Schwartz anbe⸗ fohlen und einstweilen 2000. Thlr. zum Ankauf von Buͤ— chern, Modellen u. s. w. angewiesen. Die Sache macht unsre Zuͤnfte um die Erhaltung ihrer Monopolien, welche schon laͤngst in Schrift und Rede so lebhaft angefochten worden, nicht ohne Ursache besorgt vor der gruͤndlichen Einfuͤhrung eines liberaleren Systems. Se. Maj. haben auf eingereichtes Gesuch des Hrn. Karl Kuab, aus Sachsen einer Gesellschaft, wozu einer der ersten Geognosten Deutschlands gehoͤren soll, ein 60jaähriges Privilegium, in Folge von Einverstaͤndnissen mit den Eigenthuͤmern des Bodens, die Salzsteinbruͤche und Salzquellen Schwedens auszubeuten, verliehen. Am. 2ten d. M. sind leider! die Gripsholmschen Fabriken, an der Zahl fuͤuf oder sechs (von Seife, Vi— triol, Weinessig, Farben u. s- w.) um das Schloß Gripsholm belegen, nebst einer Koͤniglichen, mit Heu gefuͤllten Scheune, in Flammen aufgegangen. Der Ver⸗ lust wird auf einige 100,000 Thlr. geschaͤtzt. Diese Werke gehoͤrten einer Gesellschaft, wozu unser beruͤhmte Prof. Berzelius gehoͤrt, der, wie man versichert, fast sein ganzes Vermoͤgen hineingesteckt hat. Das Werk des Grafen Ségur uͤber Napoleon und die große Armee ist in einer Uebersetzung mit Anmer⸗ kungen und Widerlegungen in Beziehung auf die Po⸗ litik und die Verhaͤltnisse Sr. Maj. als damaligen Kronprinzen mit Frankreich und den verbuͤndeten Maͤch⸗ ten, auch mit vielen amtlichen und anderen Belegen, hier erschienen; was gewiß das groͤßte Interesse allge— mein erregen muß. . 1 Dusrch die Nachlaͤssigkeit von Arbeitern ist in zwei Waͤldern von Norwegen ein heftiges Feuer ausgebrochen, wovon eins schon seit 18 Tagen brennt. Man kann sich kaum eine Vorstellung von dem furchtbaren An⸗ blick mehrerer waldbewachsener ganz im Feuer stehender
Berge machen. - Kopenhagen, 8. August. Gestern Nachmittag
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B . hielten Se. Maj. der Buͤrger⸗Infanterie.
Se. Maj. der Koͤnig haben mehrern Deichbeamt, den Dannebrog⸗HOrden verliehen.
Am 12ten werden Se. H. der Prinz Christ⸗ Friedrich von Daͤnemark und Gemahlin sich auf ein Tage nach dem Schlosse Friedensburg begeben.
Hannover, 10. August. Man hofft, im sLau dieses Monats S. K. H. den Herzog von Cambrix mit Hoͤchstseiner Familie aus England wieder hier di treffen zu sehen.
Bis zum letzten Viertel des vorigen Monats n ren im Bade zu Rehburg 628 und bis zum 26sten M. zu Norderney 272 Personen eingetroffen.
Bei der anhaltend trockenen Witterung dieses Su mers haben die Deich⸗Arbeiten in Ostfriesland eim sehr guten Fortgang gehabt.
Wien, 10. August. Nachrichten aus Venedig Folge, besuchten Se. Maj. der Kaiser am 2. Augp Morgens um 7 Uhr das Marine⸗Arsenal, an dese Haupteingange ein Detaschement von jedem Marim Corps, die Zoͤglinge des Marine⸗Collegiums nebst ihe Lehrern, und die Alumner aus dem Erziehungshan der Marine⸗Soldaten aufgestellt waren, und nahm die verschiedenen Details dieser wichtigen und weitt sigen Anstalten aufs sorgfaͤltigste in Augenschein. †½ gleich Allerhoͤchstdieselben uͤber drei Stunden daselbste weilten, so war diese Zeit doch nicht hinreichend, Gegenstaͤnde und Zweige genau zu untersuchen, und lerhoͤchstdieselben behielten Sich die Besichtigung der? staͤtten und Magazine der Marine⸗Artillerie auf e. andern Tag vor. Von hier begaben Sich Se. Mist an Bord der erst kuͤrzlich wieder ausgeruͤsteten Brigh
König Revue uͤber die hies⸗
Veneto, und geruhten dem Ober⸗Commandanten
Marine zu wiederholten Malen Ihre Allerhoͤchste Zu denheit zu bezeigen. Um 6 Uhr Abends ertheilten? Maj. einer Deputation des Triester Handels ⸗Gremin an deren Spitze sich der Graf von Porcia, Gouvern von Triest, befand, einer Deputation der Stadt Rogg mehreren anderen Deputationen und Privat⸗Perseh Audienz. — Ihre Maj. die Kaiserin beehrten am 1. 4¼. gust das Salestanerinnen⸗Kloster mit einem zweitag— suche, und nahmen am folgenden Tage, den 2. . M den ehemaligen Dogen⸗Pallast und die S. Marcubs bliothek in Augenschein. IJ. KK. HH. der Erzha Franz Carl nebst Hoͤchstdessen durchlauchtigster Gem besuchten am letztgedachten Tage die Kirchen di S. 3 caria und di S. Salvatore, hierauf den Pallast C mania die S. Maria Formosa, worin unter ande wichtigen Werken der alten und neuern Kunst, die † mals im Pantheon befindliche Griechische kolossale 0% tue der Agrippa aufbewahrt wird, und uahmen hien die in Besitz der Herren Heinzelmann befindliche af Hebe von Canova in Augenschein. — Die hoͤcft Herrschaften besahen noch mehrere andere Kirchen oͤffentliche Anstalten, namentlich die Pfarrkirche zus Stefano, wo Hoͤchstdieselben dem Grabmahle des! ruͤhmten Doge Morosini,
welcher den Beinamen! Peloponnesischen erhalten hatte, Ihre Aufmerksam widmeten. —
Ihre Maj. die Frau Herzogin von Pag⸗ beehrten am 1. August das Theater di S. Benede mit Ihrer Gegenwart, und besuchten am folgenden D das Marine⸗Arsenal, wo Hoͤchstdieselben uͤber drei Su den zu verweilen geruhten.
Fuͤnfprocentige Staatsschuldverschreibungen in C. Bank⸗Aktien 1191. Gibraltar, 22. Juli. Die Corsaren fahren fort, alle spanischen Schiffe, deren habhaft werden koͤnnen, weg zu nehmen; da sie i Priesen nicht hieher bringen duͤrfen, kennt man Zahl derselben nicht. Man hat aber Ursach zu vetm
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suͤdamerikanisch
then, daß sie bedeutend ist. Nur die Fischer laͤßt mn
Auch versehen sie die colum⸗
gei ein⸗ und auslaufen. die ihnen sehr re⸗
scen Schiffe taͤglich mit Fischen, lmaͤßig bezahlt werden.
Rom, 30. Juli. Am 27. d. besuchte der heilige gater unvermuthet das Spital S. Gallicano, wo eben u Nacht gegessen wurde, theilte selbst den Kranken die Huppe aus, gab ihnen Almosen, besah hierauf das anze Spital, und begab sich nach anderthalbstuͤndigem herweilen in den Vatikanpallast zuruͤck. — Gestern ka— in aus Neapel hier zwei Eskadronen von Frimont husaren an, gewannen den Jubilaͤums⸗Ablaß, und er⸗ jelten die paͤbstliche Benediktion. .
NPeapel, 22. Juli. Ihre K. Majestaͤten empfin⸗
in heute den K. K. außerordentlichen Gesandten Gra⸗ n von Fiquelmont und den Feldmarschall⸗Lieutenant haron Lederer, Oberbefehlshaber der oͤsterreichischen imee in Neapel, nebst den uͤbrigen oͤsterreichischen Ge⸗ ralen, welche dem Koͤnige zu seiner Ruͤckkehr Gluͤck inschten, und sich, da die Zeit ihrer Abreise nahe ist, en Ihm beurlauben.
Tuͤrkei. Briefe aus Triest vom 29. Juli enthal⸗ nFolgendes: Den neuesten Berichten aus den Ge⸗ ssern von Messolonghi zufolge, war der Kapudan sascha am 7. Juli vor diesem Platze erschienen. Der eraskier Reschid Pascha, der fuͤr seine Person in kachori stand, soll hierauf wieder dicht unter die Mau⸗ n gedachter Festung vorgeruͤckt sein. Griechische Be⸗ chte schildern sein Heer als sehr geschwaͤcht, und aͤu⸗ in, trotz der Ankunft des Kapudan Pascha, keine Be— rguisse fuͤr diesen wichtigen Platz. — Mit dem aus orfü gekommenen Schiffe vom 18. Juli meldeten an⸗ te Briefe blos den Ruͤckzug des Ibrahim Pascha aus r Gegend von Napoli di Romania nach Tripolitza. ehrere Versuche, bei den Muͤhlen in der Naͤhe von apoli vorzudringen, waren fruchtlos geblieben, worauf
z sich vergeblich uͤber Argos, welches er in Brand
ckte, zuruͤckgezogen haben soll. Seitdem landete Hus⸗ in Bey bei Navarino mit drei bis viertausend Mann, e sogleich nach Tripolitza vorruͤckten.
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1 Frankfurt a. d. O.,
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10. August. Der Gesang⸗
aer bei der Universitaͤt und ordentliche Lehrer bei dem
Imnasium zu Greifswald, Hr. Dr. Schmidt, hat ein Ustrument erfunden, welches von ihm, Hierochord nannt, und also beschrieben wird: Das Hierochord ein Monochord mit Tasten, dessen Saite durch Um⸗ chung einer Kurbel in Schwingung gesetzt wird. Durch se Einrichtung wird die vollkommene Reinheit und nverstimmbarkeit der Intervalle erlangt. Der Ton ist irk und durchdringend, wie es die Leitung des Choral⸗ sanges in Schulen und Landkirchen erfordert. Ueber Tasten sind Buchstaben angebracht, nach welchem der die Toͤne leicht angeben kann, auch wenn er mit n Notenzeichen nicht bekannt ist. Das Instrument 27 Zoll lang, 8 ½ Zoll breit und 8 Zoll hoch. — Von inselben faͤllt der Hr. Professor Zelter folgendes Ur⸗ il: Der Ton des Hierochord ist gleich dem Tone ei— rRohrpfeife in einer Orgel, metallartig, rein, schoͤn d durchdringend. Wegen seiner Unverstimmbarkeit, chter Ansprache und Compendioͤsitaͤt der Form wird mit Behutsamkeit angewendet, beim Gesange in chulen und Kirchen, bei dem Unterrichte in der Inter⸗ lenlehre, auch wohl bei Einstimmung eines Orgel⸗ rks zu gebrauchen sein. — Der Herr Musikdirektor chneider urtheilt daruͤber: Das Hierochord kann sehr eckmaͤßig in Kirchen, wo keine Orgel und in Schulen keine Positiv vorhanden ist, gebraucht werden. Der n ist kraͤftig und durchdringend. — Der Erfinder ist eigt, wenn uͤberhaupt Eintausend Exemplare dieses strumentes bestellt werden sollten, das Stuͤck fuͤr 18
Thlr., den Subscribenten und Sammlern auf 15 Be⸗ stellungen das 16te frei verabsolgen zu lassen. Die Ad⸗ ministratoren der Kirchenaäͤrarien und der zu Elementar⸗ schulen bestimmten Fonds sind auf dieses nuͤtzliche In⸗ strument aufmerksam gemacht, und von der Koͤnigl. Re⸗ gierung autoristrt worden, dasselbe unter der Bedin⸗ gung anzuschaffen, daß es von dem Erfinder selbst ge⸗ liefert werde. Halberstadt, 8. August. Der Geburtstag unsers geliebten Koͤnigs wurde am 3. August auch in der hie⸗ sigen hoͤhern Buͤrgerschule auf eine wuͤrdige Weise lge⸗ feiert. Man hatte insbesondere beabsichtigt, an diesem Tage denen noch lebenden Invaliden, welche im sieben⸗ jährigen Kriege mit gesochten haben, eine Ehre zu er⸗ weisen; es wurden daher diese einige Tage zuvor einge⸗ laden; und da es einem unter ihnen an anstaͤndiger Klei⸗ dung fehlte, so wurde ihm solche noch durch eine Col⸗ lecte, welche die Schuͤler unter sich veranstalteten, an⸗ geschafft. V Als sich gegen 11 Uhr eine zahlreiche Versammlung in dem bekraͤnzten, und mit den Buͤsten Ihrer Majestaͤten Friedrich des Großen und Friedrich Wilhelm des III. geschmuͤckten Saale des Schulhauses eingefunden hatte, worunter sich sechs von jenen Greisen, welche besonders eingeholt waren, befanden, (der siebente konnte Krank⸗ heitshalber nicht Theil nehmen) wurde mit dem vierstim⸗ mig gesungenen Chorale: Gott Deiner Staͤrke freuen sich der Koͤnig u. s. w., die Feier eroͤffnet. Hierauf setzte der Rector der Anstalt, Dr. Siederer, der Ver⸗ sammlung die Wichtigkeit des heutigen Tages ausein⸗ ander, und hob besonders den Umstand hervor, welchen die vaterlandische Geschichte als Thatsache bestaͤtigt, daß sich die Vorsehung von jeher dadurch besonders gnaͤdig gegen die Unterthanen unsers Regentenhauses bewiesen, daß viele Fuͤrsten desselben, lange Zeit hindurch den Thron ihrer Vaͤter geziert haben, und daß wir darin eine Gewaͤhrlei⸗ stung fuͤr unsere Hoffnungen faͤnden, unser innigst ver⸗ ehrter Koͤnig werde noch viele Jahre zum Heile seiner Voͤlker den Thron besitzen. In der weiteren Ausfuͤh⸗ rung wurden noch die Hauptbegebenheiten des sieben⸗ jaͤhrigen Krieges durchgegangen, und insbesondere der Schlachten gedacht, welchen die gegenwaͤrtigen greisen Krieger mit beigewohnt haͤtten. Sobald von dem Ree⸗ tor die Hauptmomente einer jeden Schlacht dargestellt waren, trug jedesmal einer von den Schuͤlern das auf diese Schlacht gedichtete Kriegslied von Gleim vor. Zum Schlusse wurden mehrere auf diesen Tag eingeuͤbte Fest⸗ lieder von den Schuͤlern vierstimmig gesungen.
Nach Beendigung dieser Feier erwartete den Invali⸗ den ein froͤhliches Mahl, welches ihnen im Schulhause bereitet war, und an welchem außer saͤmmtlichen Lehrern und einigen Schuͤlern, auch eine Deputation des Ma⸗ gistrats Theil nahm. *
Waͤhrend des Mahls wurden mehrere passende To⸗ ast's von den Schuͤlern, Lehrern und von den Deputir⸗ ten des Magistraäͤts insbesondere auf das Wohl unsers geliebten Koͤnigs ausgebracht, welche letztere saͤmmt⸗ liche Anwesende mit der herzlichsten Ruͤhrung wiederhol⸗ ten. Die Feierlichkeit wurde hierauf damit geschlossen, daß jeder Invalide ein Geschenk am Gelde erhielt.
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1111“ 6 8 8 88 uns 3 Handel auf Messen in Deutschland. b
(sFportsetzung des gestern abgebrochenen Artikels.)
Wir sehen daher, daß ein großer Theil der Ge⸗ schaͤfte, welcher fruͤherhin auf den Messen gemacht wur⸗ de, gegenwaͤrtig auf denselben nicht mehr vollfuͤhrt, vielmehr direkte aus den Magazinen und Niederlagen der Großhaͤndler und Fabrikanten, zwischen diesen und den Kleinhändlern und Abnehmern, betrieben wird
Ueber den
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