1825 / 211 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 01 Sep 1825 18:00:01 GMT) scan diff

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* s. w.“ Bei dem Akt der Einregistrirnng erhob sich von allen Seiten der Ruf: es lebe der Koͤnig, der Dau⸗ pbin, Haypti, Frankreich, die Unabhaͤngigkeit! Der Zug degab sich hierauf nach der Kirche, wo ein Te Deum gesungen wurde. Abends fand ein großes Diner statt, worauf ein Ball folgte, der bis in die spaͤte Nacht dauerte. Die ganze Stadt war illuminirt.

Der Baron von Mackau ist zum Contre⸗Admiral

ernannt worden. Eine Koͤnigl. Ordonnanz ernennt eine aus mehreren Pairs, Deputirten und Mitgliedern der hoͤchsten Ge⸗ richtshoͤfe bestehende Commission, zur Untersuchung der Anspruͤche auf Entschaäͤdigung wegen Verlust von Guͤtern in St. Domingo. 8 Der Dauphin und die Dauphine, haben die Koͤ, nigliche Militair⸗Schule zu St. Cyr mit einem Besuche

beehrt. Das Bataillon der Eleven manoͤvrirte vortreff⸗ lich, sowohl mit dem Gewehr, als spaͤter auf dem Po⸗

b lygon mit den Geschuͤtzen. Die hohen Herrschaften be—

suchten hierauf das Lazareth der Anstalt, und verweil⸗

ten lange am Bette eines Eleven, der durch einen Schuß am Finger so stark verwundet worden war, daß das verletzte Glied abgenommen werden mußte. Der junge Mann aͤußerte seine Dankbarkeit gegen IJ. KK. HH. und seine Freunde, daß diese Verletzung ihn nicht aus⸗ ser Stand gesetzt habe, Sr. Maj. weiter zu dienen.. Es ist vor Kurzem im Gebiete der Litteratur eine wichtige Entdeckung gemacht worden; ein Herr Grassi hat naͤmlich beim Durchstoͤbern einer sehr alten Biblio⸗ thek ein Gedicht aufgefunden, dessen Titel eben so wenig wie der Name seines Verfassers, eines gewissen Cam⸗ panelli, bekannt war, und welches, obgleich gedruckt, dech nur zu sehr wenig Exemplare abgezogen worden sein muß, da es so lange verborgen bleiben konnte. Wenn es fuͤr einen Bibliomanen schon ein sehr merk— wuͤrdiges Ereigniß war, ein noch unbekanntes Werk aus Licht zu foͤrdern, so stelle man sich das Gefuͤhl des Hrn. Grassi vor, als er bei Durchlesung einiger Oktaven die⸗ ses Gedichts, welches paradiso perduto, betitelt ist, die Ueberzeugung gewann, daß zwischen diesem und Miltons paradise lost eine beinahe woͤrtliche Ueberein⸗ stimmung vorhanden sei. Da aber Letzteres erst im Jahr 1667 erschienen ist, das italienische Gedicht aber die Jahrszahl 1580 traͤgt, so hat nicht der Italiener, sondern Milton, diese Identitaͤt zu verantworten, und diesem bleiben, als volles Eigenthum, nur die beiden letzten Gesaͤnge des verlornen Paradieses, welche rein episodischen Inhalts, und bekanntlich die am wenigsten guten des ganzen Gedichts sind. Bemerkenswerth ist, daß Miltons Commentatoren ihm oft vorgeworfen ha⸗ ben, daß er mit den Spaͤßen und Wortspielen, welche in Italien concetti heißen, Mißbrauch getrieben. Dies erklaͤrt sich jetzt sehr wohl, wenn, wie man versichert, sich diese Spaͤße beinahe Wort fuͤr Wort im italieni⸗ schen Gedichte vorfinden, wie folgendes Beispiel beweist: Im öten Gesange pfluͤckt Eva Fruͤchte und preßt den Saft der Trauben aus, um den Erzengel Raphael ein Mahl zu bereiten; ehe sie sich zum Essen setzen, be⸗ ginnen Adam und Raphael ein langes Gespraͤch, „aber,“ sagt Milton, „es war nicht zu besorgen, das Diner moͤchte kalt werden,“ (no fear lest dinner coο²), wel⸗ ches eine woͤrtliche Uebersetzung des italienischen Textes ist: no paura che’ si raffredi il pranzo. Milton ist schon oft des Plagiats beschuldigt worden, aber nie lief sein Ruhm groͤßere Gefahr wie jetzt; seine Freunde und Verehrer werden aber wohl abwarten, um ihn zu ver⸗ urtheilen, bis daß Camponelli's Gedicht bekannt gemacht, und dessen Authenticitaͤt und besonders sein Alter ge⸗ hbörig festgestellt und bewiesen sei. Man erwartet den Kriegs⸗Minister am 14. in Per⸗ pignan, in der Naͤhe welcher Stadt bekanntlich ein

Ort am 16ten verlassen, um sich nach Toulouse begeben. . Fuͤnsprocentige Rente 102 Fr. 20 C. Dreipr 71 Fr. bis 71 Fr. 40 C.

London, 30. August. Der Fall der Effecten zie die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Boͤrse, und den Koͤpfen mancher Personen entstehen Besorgnis Ein Fall der englischen Staatspapjere, von beina 10 pCt., mitten im Frieden und zu einer Zeit, nicht einmal ein Schatten von Furcht vorhanden daß diese Ruhe gestoͤrt werden koͤnnte, ist eine hoͤ merkwuͤrdige Erscheinung. Kommt diese Veraͤndern von dem System der Zahlungen in Papier? Sind dessen nothwendige Folgen, oder ruͤhren sie nur y den Irrthuͤmern her, welche bei der Administration d Bank begangen werden? Dies sind, heißt es im Gleh and Traveller, die Fragen, welche die Regierung sor faͤltig pruͤfen muß, damit das Publicum erfahre, die Ursache dieser Uebel, welche sie immer sei, von andern Seite solche Vortheile darbiete, daß letztere Nachtheile aufwiegen. Gesetzt einmal, wir befaͤnd uns im Fall, einen Krieg fuͤhren zu muͤssen, oder bedrohte uns eine schlechte Erndte: in welche L. wuͤrde sich der Credit des Landes durch die Veraͤn rung in den Papierzahlungen versetzt finden!

Man hatte gehofft, die Sunderlander Matros wuͤrden nach den vor Kurzem vorgefallenen blutig Auftritten sich ruhig verhalten. Sie haben aber ei neuen Exceß begangen, indem sie von dem Schiffe He mony, welches eben abseegeln wollte, alle Mattose unter dem falschen Vorwande, daß es freinde seit entfuͤhrt, und den Mate gemißhandelt haben. Behoͤrde ließ sofort eine Abtheilung Infanterie Kavallerie heranruͤcken und die Matrosen der Harm am Bord begleiten, worauf das Schiff absegelte, geachtet die Sunderlander Matrosen in großen Hau zusammen gerottet am Ufer standen, indem sie es d nicht wagten, irgend etwas zu unternehmen.

Das Beduͤrfniß, eine Wohnung und einen Laden haben, fuͤhrt fuͤr die Gewerbtreibenden hier ma mal wunderbare Nachbarschaften herbei, so findet auf Camberwollroad, im naͤmlichen Hause auf der ein

der Laden eines Begraͤbnißunternehmers. Der letzt hatte neulich als Eigenthuͤmer des Hauses an der ßern Seite desselben folgende Ankuͤndigung anschlag lassen: „hier ist eine Wohnung zu vermiethen;“ w. ist an sich nicht sehr merkwuͤrdig; auffallender war aber, daß er sie gerade an einem vor dem Fenster nes Ladens stehenden Sarg anheftete.

Weimar, 4. September. Eine Reihe der e lichsten Tage hat mit dem gestrigen fuͤr uns begonne an diesem Tage trat unser Großherzog vor funf Jahren die Regierung an. Die so schoͤne als seltt Feier des Regierungs Jubilaͤums des geliebten und ehrten Fuͤrsten wuͤrdig zu begehen, war der Wun von welchem ein jeder Bewohner hiesiger Stadt, sot des ganzen Landes sich durchdrungen fuͤhlte und den jeder, der Arme wie der Reiche, nach Kraͤften zu erfil freudig bestrebt war. Schon am 2. d., als am Vorabe des schoͤnen Festes, wurden alle Haͤuüser hieselbst außen mit Laub- und Blumengewinden und Krin⸗ geschmuͤckt und die Fenster durch Blumenstoͤcke 1 Buͤsten verziert, Namenszuͤge und Inschriften verse den sich damit auch Teppiche und andere Drapfleh alles zu einem erfreulichen Ganzen sich vereinend. Na den, durch sinnvolle Ausschmuͤckung ausgezeichneh Gebaͤuden, verdienen vorlallen vier einer beson deren waͤhnung, das Haus des Staatsministers von Ge das Wielandsche (jetzt einem Sohne des Verewig gehoͤrige) und Schillersche Haus (itzt dessen Erbe!

Uebungelager errichtet ist; Se. Excellenz wird diesen

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hoͤrig) und das noch nicht ganz voll endete Haus

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Seite der Thuͤr eine Apotheke und auf der ande

Vorstehers der Gesellschaft der Freunde in der Noth.] von denen bis späͤt Abends, vnd auch heute nach der

Das erstgedachte Haus war außer dem Schmuck von Laub⸗- und Blumengewinden noch durch Sinnbilder der Kuͤnste und Wissenschaften geziert, unter denen mit goldenen Buchstaben die Worte standen: Haec otia ecit. An dem Hanse, das ehedem Wieland bewohnte, (der als Hofmeister des damals unmuͤndigen Großher⸗ zogs von dessen Mutter und Vormuͤnderin, der ver⸗ wigten Herzogin Amalia, nach Weimar berufen ward) var im Mittelfenster des ersten Stocks die Buͤste des e zu sehen und darunter eine Tafel mit der Inschrift:

Der Du fruͤhe schon das Große wolltest,

Wie ich Dich so jung und kuͤhn gesehn, Hast es nun gethan, so wie Du solltest Und fuͤr Uns fuͤr Alle ist's geschehn.

Gestern fruͤh um 5 Uhr verkuͤndeten 101 Kanonen⸗ chuͤsse den Anbruch des festlichen Tages, das schoͤne Glockengelaͤute ertoͤnte und von allen Thuͤrmen der Stadt peheten Fahnen, die saͤchsischen Hausfarben zeigend. m halb 6 Uhr, der Geburtsstunde des Großherzogs egann die Morgenandacht auf dem durch aufgeschlagene Geruͤste dazu eingerichteten Markte. Von Blase⸗In⸗ trumenten begleitet wurden die sechs ersten Verse des iedes: „Sei Lob und Ehr dem hoͤchsten Gut“ gesun⸗ en, worauf der Geueral⸗Superintendent Dr. Roͤhr, ie Alle beseelenden Gefuͤhle der Freude und des Dan⸗ es gegen Gott in einer kurzen Rede aussprach. Die rei letzten Verse des obigen Liedes machten den Be⸗ chluß. Hierauf erhob sich eine Deputation der Buͤr⸗ erschaft, um dem erlauchten Jubelfuͤrsten deren Gluͤck⸗ buͤnsche darzubringen. Die Deputation bestand aus em Buͤrgermeister, den beiden Stadtaͤltesten, einigen Nitgliedern des Stadtraths, mehreren Bezirksvorstehern, bei der aͤltesten Buͤrger, zwei von mittlerem Alter und bei Knaben, gleichsam die Vergangenheit, Gegenwart d Zukunft darstellend, wie solches auch in dem Fest⸗ dicht vom Professor Riemer angedeutet ist. Dieses bedicht nebst einer vom Ober⸗Bau⸗Director Condroy fertigten Zeichnung, auf der, in einem tempelartigen hebaͤude, allegorische Beziehungen auf den Jubelfuͤrsten findlich sind, ward von dem Buͤrgermeister uͤberreicht ad fast gleichzeitig ertoͤnte vor dem roͤmischen Hause n Park (dem Sommer⸗Aufenthalte des Großherzogs) ne vom Prof. Riemer gedichtete und vom Kapell⸗ geister Hummel (der auch die Ausfuͤhrung leitete) com⸗ onirte Cantate mit Solostimmen und Chor und voll⸗ aͤndiger Instrumentalbegleitung.

Von allen Staͤdten und Aemtern des Landes, von len Korporationen waren Deputirte gesendet, um dem übelfuͤrsten die ehrerbietigen Gluͤckwuͤnsche darzulegen. n der Spitze des gluͤckwuͤnschenden Soldatenstandes fand sich ein 87jaͤhriger Grenadier, der vor 68 Jah— n den neugeborenen Fuͤrsten bewacht hatte, indem er 2* in des Großherzogs Geburtsstunde Schildwacht

ben.

Auch das Ausland bezeigte seine Theilnahme an m Feste; nicht nur waren von nah und fern Fremde rbeigestroͤmt, unter denen auch Personen hoͤchsten anges, als der Landgraf Christian von HessenDarm⸗ dt, der Herzog von Meiningen, der Fuͤrst von Ru⸗ lstadt, ber Erbprinz von Sondershausen, der Prinz nst von Barchfeld sich befanden, sondern es hatten ch die Kaiser von Oestreich und von Rußland, die Pönige von Preußen, Frankreich, der Niederlande, achsen, Baiern und Wuͤrtemberg, die Großherzoͤge

Baden, Darmstadt und Mecklenburg, der Kurfuͤrst

Hessen, der Herzog von Nassau, von Koburg, der ist von Sondershausen u. a. m. Gesandte, Gluͤck zu nschen, gesendet.

Auf sechs Plätzen der Stadt waren Geruͤste er⸗

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Kirche lustig aufgespielt wurde. Die fuͤrstliche Tafel Fnb- gegen dreihundert Gedecke, die Gesundheit des Großherzogs wurde unter Kanonendonner ausgebracht, und uͤberall an oͤffentlichen Orten und in Privathaͤusern thaten sich frohe Gesellschaften zusammen, um mit Freunden und Verwandten sich des Tags zu freuen. Ein Jeder sollte sich vergnuͤgen, so hatte man 500 Arme gespeist, aber um sie nicht zum demuͤthigenden Schauspiel aufzustellen, sie Speise und Trank und ei⸗ niges Geld abholen lassen, oder in die Behausung ge⸗ schickt. Auch die Gefangenen erhielten bessere Kost und einige ihre Freiheit wieder.

Auch die Eroͤffnung des neuen Theaters, das auf der naͤmlichen Stelle, wo das im Maͤrz abgebrannte stand, nach dem Plane und unter Leitung des Bauraths Stei⸗ ner erbaut worden, erfolgte an diesem Tage durch die Auffuͤhrung der Oper „Semiramis,“ der ein, vom Professor Riemer gedichteter und von Madam Jage— mann als Muse gesprochener Prolog voraus ging. Nach geendigtem Theater eroͤffnete Goͤthe sein Haus und erleuchteten Garten Bekannten und Unbekannten; es faͤnden sich nach und nach einige hundert Gaͤste ein, die alle an kleinen Tischen bewirthet wurden, und denen der ersehnte Genuß ward, den edlen Geber selbst zu se— hen und zu sprechen.

Die Stadt blieb unerleuchtet, weil der Jubelfuͤrst sich dieses, so wie manche andere kostspielige oder den Theilnehmern unbequeme Ehrenbezeigung verbeten hatte; z. B. eine Nachtmusik von den Studenten in Jena. Die zu jenen Absichten bestimmten Summen wurden iese. zu gemeinnuͤtzigen Zwecken angewendet; z. B. zur Crrichtung einer Sonntagsschule fuͤr Handwerker, zu Praͤmien fuͤr die geschicktesten, fleißigsten und sittlichsten Handwerksbursche aus hiesigen Landen, welche Praͤmien bereits in diesem Jahre vertheilt werden. Mannigfache Einrichtungen gemeinnuͤtziger Art hat außer der Resi⸗ denz auch jede Stadt, Flecken und Dorf im Lande ge⸗ troffen, Einrichtungen,

werden. mit Laub- und Blumengewinden

reitet. Rath und die Vertreter der Buͤrgerschaft zogen paarweise in die Kirche, deren Hauptlied ging eine feierliche Kirchenmusik voran; nach der Preoigt wurde P'e deum laudamus, von 68 Kanonenschuͤssen begleitet, gesungen.

Am Abend war theatralische Vorstellung, Freiball an dem Stadt- und Schießhause, wozu 1500 Billets ausgegeben waren. Auch hier erklangen Festgesaͤnge wie gestern bei den Mittagstafeln ebendaselbst, wo auch Toaste gebracht wurden und die Versammlung sehr zahlreich war.

Um 8 Uhr brachte die Buͤrgerschaft eine Abend⸗ musik mit Fackeln dem Jubelfuͤrsten, wobei einige Volks⸗ lieder gesungen wurden.

Buͤrgerschule. Freien unfern Ergoͤtzlichkeit.

Nachmittag erhalten die Kinder im des Schießhauses eine Collation und

ihrem Garten (den ehemals Musaͤus, der Dichter der Volkmaͤhrchen, besaß), und dem damit verbundenen Waͤldchen ein laͤndliches Fest, mit sehr glaͤnzender Er⸗ leuchtung geben. Tempel und ballsaalartige Gebaͤude sind errichtet, zur Ehre und zur Freude, es fehlt nicht an

Inschriften, noch Festgesaͤngen.

Net, bei einigen auch Einrichtungen fuͤr den Tanz,

Im Laufe der Woche denkt die Loge eine Versamm⸗ P 8— 8

Morgen fruͤh geschieht die Einweihung der neueu

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tro die noch auf das Wohl des spaͤten Enkels, anf seine Freude, einflußreich wirken

.Am 4. begannen die Feierlichkeiten mit dem sonn⸗ taͤglichen Gottesdienst. Die Kirchen waren von innen

. geschmuͤckt, die In-— nungsfahnen im Chor der Stadtkirche malerisch grnp⸗. pirt, am Altar fuͤr die fremden Gesandten Plaͤtze be-⸗

Dienstag wird die Gesellschaft der Erholung in 8