1825 / 276 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 25 Nov 1825 18:00:01 GMT) scan diff

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Tonnen Waaren zu gebrauchen, so wird doch die schlechte, Einrichtung unserer Douaunen die Einfuhr einer dop⸗ pelten Masse jener Waaren erleichtern.

London, 15. November. Sonnabend arbeitete Graf Liewen lange Zeit im auswaͤrtigen Amte mit Hru. Canning, der gestern mit seiner Familie aufs Land ging.

Auf der Insel Man sind die Landarbeiter in voller Empoͤrung wider die Rechtsbehoͤrden wegen deren Ein⸗ treibung der Zehnten und Gefaͤlle begriffen, sie haben Gebaͤude niedergerissen, Unterbeamte mit Sensenhieben verletzt, dem Bischofe seine Korngarben verbrannt, daß dieser seiner persoͤnlichen Sicherheit wegen fuͤr gut fand, aus seinem Pallast nach Douglas zu fluͤchten u. dgl. m.

Auf eine Nachricht in oͤffentlichen Blaͤttern, daß das Ober⸗Admiralitaͤts-Gericht sich am 11ten d. ver⸗ sammelt habe, aber, weil es keine Geschaͤfte vorliegend gefunden, sogleich wieder auseinander gegangen sei, er⸗

innert ein Seemann in den Times, daß doch eine end⸗ liche Entscheidung uͤber Vertheilung der Beute von der Eroberung der Colonien Demerary und Berbice schon seit 1797 erwartet werde. Lloyds-Liste meldet uns leider! daß die auf der Zuhausefahrt begriffene Griechische Kriegsbrigg Kimon, Miaulis, von 11 Kanonen und 55 Mann Besatzung, auf der Insel Alderney (Aurigny) gescheitert ist. Außer der gesammten Mannschaft war auch ein großer Theil der Ladung gerettet worden.

Der Marquis von Hastings ist aus Paris wieder hier eingetroffen und wird sich in der kuͤnftigen Woche mit seiner Familie nach Malta einschiffen. Seine Sendung nach der Franzoͤsischen Hauptstadt soll sehr

wichtig gewesen sein.

Die Lords des Schatzes haben das Gesuch der Sei⸗ dden, Fabrikanten von Macclesfield, die Zeit der freien

Einfuhr der fremden Seidenwaaren gegen den Zoll von 30 pCt. noch aufzuschieben, abgeschlagen.

Die Nachricht von dem Weichen der Renten in Paris hat hier auf die Consols und die uͤbrigen Staats⸗ papiere eine nachtheilige Wirkung hervorgebracht. Con⸗

sbols fielen gestern auf 85 und haben sich heute noch

nicht erholt. Columbische Staatspapiere sind von 70

auf 66 gewichen. Auch alle Europaͤischen Anleihen sind

mehr oder minder gefallen. Disconto 5 und 4 pCt. Es fehlen keine Posten.

Portsmouth, 12. November. Wie wir verneh⸗

men, hat Lord Cochrane, alias Marquez v. Maranhao,

ein Schreiben an den beglaubigten Agenten der Brasi—

llischen Regierung in England, Hrn. Gameiro Paic⸗z,

ergehen lassen, des Inhalts: „Da der Friede zwischen

ddeer Brasilischen und der Portugiesischen Nation gluͤck⸗ liich zu Stande gebracht worden, was das Ziel Sr. Heerrl. gewesen, als er den Befehl der Brasil. See⸗

macht uͤbernommen, so sei er Willens, vom 10ten d. M. an, den activen Befehl des Geschwaders Sr. Bra⸗ sil. Maj. aufzugeben und es werde deshalb die, zu Spithead liegende Fregatte Peranga, von da ab die ihr von dem besagten beglaubigten Agenten zu gebenden Vorschriften befolgen.“ Diese Anzeige hat, wie wir ebenfalls vernehmen, einen Befehl des Agenten zuwege⸗ gebracht, daß Capt. Shepherd mit der Peranga am 20sten d. nach Rio Janeiro absegeln solle. Es ist kein Zweifel, daß Lord C. mit diesem Schiffe ohne Befehl oder Erlaubniß der Brasil. Regierung nach England gekommen. Er war von Rio mit Befehlen abgesegelt, den Krieg wider die Portugiesen mit allen Mitteln, die er sich verschaffen koͤnnen, zu verfolgen, und, daß er dieses mit Erfolg ausgerichtet, beweisen die zahlrei⸗ chen Schiffe, die er genommen. Ein einziges der seini⸗ gen nahm 90 Kauffahrteischiffe, drei K⸗iegsschiffe und brachte zwei Plaͤtze zur Unterwerfung; allein nicht eine der vielen Prisen ist je verkauft, noch der Erloͤs

äe“—“ erwartet worden, unter die Captoren als Priseng vertheilt worden. Gedraͤngt deshalb, decretirte der d gent die Austheilung einiger unbedeutenden Summen

„Belohnung“ fuͤr die eifrigen Dienste seines Geschn ders, konnte aber nie vermocht werden, mehr zu th Die besagten Schiffe und Ladungen sind diese Jahre her unter Siegel geblieben, ohne Zweifel in wartung eben des Ereignisses, welches Lord Cochra seiner Verbindlichkeiten gegen die Brastlische Regiern enthoben hat und dessen baldigen Eintritt Se. Herrlit keit, als Sie von Maranhaͤo absegelten, voraussahe Wir wiederholen, daß kein Wort Wahres darau ist,

der Regent sein Mißfallen uͤber den Marquez v. P ranhao durch Ausstreichung seines Namens aus Verzeichniß der, in seinem Dienst stehenden, Officiere den Tag gelegt habe.

Die Peranga wird zum 2osten segelfertig sein. 6 hat jetzt nur circa 150 Mann am Bord (wovon Portugiesen), allein eine hinlaͤngliche Zahl ist, wie! hoͤren, gehaͤuert worden, die Besatzung vollzaͤhlig machen und wird in einigen Tagen ankommen. Die Hu der Brasitl. Seeleute ist 50 S. bis 5 Pfd. St. im nat, mit einem Monat Verguͤtung nach Ablauf je zwoͤlf Monate.

Wie wir vernehmen, ist die Fortsetzung der Beß bungen zur Entdeckung einer NW. Passage aufzugg beschlossen worden.

Stockholm, 11. November. Naͤchstens sol iin neue Paßverordnung erscheinen.

In der Gegend von Helsingborg ist ein Alligu erlegt worden.

Cours auf Hamburg 123 Schill.

St. Petersburg, 9. November. Mit dem sten Januar naͤchsten Jahres wird uͤberall das Stempelpapier eingefuͤhrt.

Die noch vor wenigen Iahren ganz wuͤsten G den an der Suͤdkuͤste der Krimm werden jetzt im mehr und mehr angebaut, und es haben viele au zeichnete Personen Laͤndereien dort angekauft. Frankfurt a. M., 14. Nov. Die sehr bedeut den Schwankungen, welche kuͤrzlich an der Pan Boͤrse statt gefunden, haben auch auf unserm Pl. Schrecken erregt. Kouriere uͤberbrachten die erste N richt am Freitags Abend, also 36 Stunden fruͤher, die Posten, die erst in der Nacht vom Sonnabend den Sonntag ankamen. Um die Ursache dieses rase Weichens zu erklaͤren, das bei den Zprozentigen Rem nahe an 2 ½ Prozent innerhalb zwei Stunden betm ward in den kurzen, die Boͤrfenkurse begleitenden, richten, auf die haytische Anleihe Bezug genomme doch ohne naͤher zu entwickeln, inwiefern eine so klei Summe auf die Milliarden der franzoͤsischen Stach schuld einzuwirken vermocht haͤtte. Die Herbeischafft der Einzahlungsmittel fuͤr jene Anleihe konnte es! moͤglich sein, da die großen Haͤuser, welche dieselbe uͤl

Nothwendigkeit zu entheben scheinen, sich durch Vert von Renten fuͤrzusehen, besonders da die Einzahlun in monatlichen Raten geleistet werden. Und inwitse der niedrige Preis, um den die hayptische Anleihe standen wurde, und wonach dieselbe einen Zinsertz von 7 ½ Prozent gewaͤhrt, etwa die Meinung hervorrit es sei uͤberhaupt der Zinsfuß, zu 4 oder vom Hundae keineswegs der natuͤrliche oder landesuͤbliche in Frankreit und Kapitalien muͤßten doch wohl besser anzulegen sein, ¹ in einem Staatsfond, der nur so viel abwirft, le sich ebenfalls nicht wohl einsehen, denn in Englan stehen ja die amerikanischen Anleihen, welche den ni lichen Zins, wie die Haytische tragen, in einem un unguͤnstigern Verhaͤltnisse zu den einheimischen 3 Sg Da nun so die Pariser Berichte keinen Anhaltput

geben, an den sich die Schluͤsse von der Wirkung 4

nahmen, uͤber Fonds zu disponiren haben, die sie sch

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Ursache knuͤpfen ließen, auch die Betrachtungen, elche die Etoile und das Journal du Commerce nach⸗ rein uͤbereinstimmendem Sinne daruͤber lieferten, die kenigsten uͤberzeugt haben, so uͤberlaͤßt man sich allerlei uthmaßungen, wovon manchezwar gewagt erscheinen, die

zaeisten aber doch darauf hinausgehen, daß die Beweg⸗

sache jenes Sinkens keine allgemeine politische sei, ndern in den besondern Verhaͤltnissen Frankreichs, z. in der Besorgniß eines bevorstehenden Ministerwech⸗ z, gesucht werden muͤsse. Aus diesen Ruͤcksichten er⸗ lten sich dann auch unsere Boͤrsenmaͤnner bald wieder nihrem ersten Schrecken. Die oͤstreichischen Metal⸗

gues, welche auf die erste Nachricht bis 92 ¼¾ herunter⸗

gangen waren, hoben sich gestern Abend wieder auf x, die Wiener Bankaktien, die auf 1411 gewichen, igen bis 1419. Die Partiale haben am staͤrksten den gtoß empfunden, denn sie wichen um beinahe 3 pCt., nd sind noch jetzt zu 126 zu haben.

Biel (Schweitz), 8. November. Gestern (Mon Nachmittags den 7ten dies) ging bei schrecklich haltendem Sturm ein mit Wein beladenes Schiff der Gegend von Lattrigen, in unserm Bielersee ter. Das erste Ungluͤck dieser Art seit Menschen— denken auf unserm sonst immer gefahrlosen See. je im Schiffe befindlichen Personen wurden durch ei— nedeln Menschenfreund aus Aarberg, der, die eigene hensgefahr vergessend, seine Schiffleute zwang, dem ntergehenden Schiffe zu Huͤlfe zu eilen, sammt und nders gerettet, so daß kein Menschenleben verloren ng; selbst die Weinfaͤsser, welche die Wellen in den hiff gegen Nidau trieben, wurden unversehrt erhal⸗

und an das Land gebracht. Umringt von den chheicken des Todes, hatte ein Mann im Schiffe noch viel Gegenwart des Geistes, die Sponten fest in die seer des neuen Weins einzuschlagen: „damit, wie er gte, wenn wir umkommen, der Eigenthuͤmer doch den in erhalten werde.“ 1

In Zuͤrich sind am 12. November die seit Anfang Monats bsinahe täglich gepflogenen Konfetenzen der ggenoͤssischen Kommissarien fuͤr die Verhandlungen igen der Handelsverhaͤltnisse zum Großherzogthum aden mit den Abgeordneten der Staͤnde Luzern, Zuͤ— h, Basel, Schaffhausen, St. Gallen und Aargau be⸗ digt worden. Diese letzteren Gesandten sind nach ause gereist uud die Kommissarien werden nunmehr

Verhandlungen mit dem großherzogl. Herrn Abge⸗ dneten wieder aufnehmen.

Italien. Eine Bekanntmachung des paͤbstlichen eleqaten aus Frosinone kuͤndigt an, daß sich nun auch eletzte, an den Graͤnzen des dortigen Gebiets befind” he, aus 5 Mann bestehende Raͤuberbande zu Itri der apolitanischen Regierung auf Diskretion ergeben habe.

Der Koͤnig beider Sizilien besuchte am 20. Okt. Gesellschaft der Koͤnigin und der Prinzessin Christine rkkulanum und Pompeji, ließ sich uͤber die Nachgra⸗ ugen genauen Bericht erstatten, und befahl dieselben tverstaͤrkten Kraͤften fortzusetzen.

Triest, 9. Nov. Wir haben Nachrichten aus Corfu zum 31. Okt. Damals war die aus Alexandria er⸗ artete ottomannisch aͤgyptische Flotte noch nicht in den ewassern von Morea erschienen. Bei Missolunghi tte sich der Seraskier Reschid Pascha fuͤr seine Per—

zwar drei Stunden von der Festung zuruͤckgezogen; ein die Belagerung war nicht aufgehoben. Bei einem ulichen Ausfall sollen die Griechen betraͤchtliche Ein⸗ he erlitten, und den piemontesischen Officier Costo loren haben. Ibrahim Pascha durchzieht Morea noch imer, er war zuletzt bis gegen Corinth vorgedrungen. uch einem dort vorgefallenen Gefecht nahm er seine schtung gegen Argos.

Buenos⸗Ayres, 10. October. Die Deputirten Banda⸗oriental zum Congresse werden hier jeden Tag

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.“ erwartet. Man hofft, daß die Vermittelung des Sir

Charles Stuart dem Kriege zuvorkommen wird, der

zwischen unserer Republik und dem Brasilianischen Reich

ausbrechen wollte. Unsere Regierung sucht noch stets

bei Francia, Dictator von Paraguay, einigen Einfluß zu erhalten, und ihn zu vermoͤgen, eine representative Verfassung seinem Staate zu geben; er verweigert aber jede freie Mittheilung und verbirgt seine ferneren Absichten, jedoch soll er einen Agenten an Bolivar gesandt haben. Wir sind beschaͤftigt, die ungeheuern Landstriche,

welche sich im Suͤden unserer Republik bis an das Capw Horn erstrecken, und die man Patagonien nennt, zu colonisiren. Das Land ist viel sanfter und der Boden weit fruchtbarer, als man gewoͤhnlich glaubt. Unsere Regierung hat schon einigemal Versuche gemacht, den Patagoniern das Land abzukaufen, die Verhandlungen haben jedoch keinen Erfolg gehabt, weil die Oberhäupter

jener Einwohner zu viel gefordert haben. Es scheint, als wenn die Regierung der vereinigten Pyovinzen des

[La Platastromes nicht abgeneigt ist, dieses Land mit

den Waffen zu nehmen, und es ist keinem Zweifel un- terworfen, daß ihr dies gluͤcken wuͤrde, da jene wilden Voͤlker nur mit Schleudern und Spießen beweoffnet,

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Frankfurt a. d. O. Diejuͤngst beendigte Frankfurter Martini⸗Messe zeichnete sich vor allen fruͤhern Messen durch einen sehr starken Waaren⸗Eingang aus. Der außerordentlich guͤnstige Ausfall der vergangenen Mar⸗ garethen-Messe, und der nicht ganz gute Erfolg der letzten Leipziger Michaelis-Messe hat wahrscheinlich bei vielen Verkaͤusern die Hoffnung einer starken Martini⸗ Messe zu Frankfurt erweckt und sie veranlaßt, mehr Waaren, wie sonst, hierher zu fuͤhren. Diese Erwartun⸗ gen sind nicht befriedigend in Erfuͤllung gegangen. Zwar war das an dem Meßhandel Theil nehmende Publikum zahlreich, selbst betraͤchtlich zahlreicher, wie in der vor⸗ jaͤhrigen, gut ausgefallenen Martini⸗Messe, doch fand kein so lebendiger Absatz im Allgemeinen Statt, wie es seit mehreren Messen nach einander der Fall gewesen war, und diese Erfahrung, verbunden mit der sichtbaren Ueberfuͤllung des Marktes, erzeugte vielfach Klagen un⸗ ter den Verkaͤufern.

Mit inlaͤndischen Tuͤchern ist der Absatz diesmal nur in den Mittelsorten gut ausgefallen und weit ver⸗ breitet gewesen, die ordinairen Tuͤcher haben weniger Nachfrage gefunden, und blieben die Preise derselben gedruͤckt. Wollenzeugwaaren befanden sich in großen Quantitaͤten auf dem Platze und es ist darin viel, wenn gleich ebenfalls zu geringeren Preisen, wie in der letzten Messe, verkauft worden. 8

Von Baumwollnen Waaren hatte man besonders große Quantitaͤten hierher disponirt, wovon insonder⸗ heit viel Englische ganz unberuͤhrt geblieben sind. Mit Berliner und Breslauer Druckwaaren sind noch ziem⸗ lich gute Geschaͤfte gemacht worden.

Seidene und halbseidene Waaren haben verhaͤltnißmaͤßig guten Absatz gefunden; die schwarzen Berliner Seiden⸗ zeuge wurden besonders gesucht, auch die Elberfelder Waaren haben einen ziemlich guten Absatz gefunden.

Koͤln, 16. Nov. Die hiesige koͤnigl. Regierung hat dem Ackerer, Joh. Bendermacher zu Bleßem, der am 15. Juli d. Jahres ein Ajaͤhriges, deim Spielen in den Erftfluß gefallenes, Kind mit eigener Lebensgefahr ret⸗ tete, und den Tagloͤhnern Werner Sinzig und Martin Hamacher zu Lechenich, die am 28. desselben Monats eine daͤselbst in den Erftfluß gefallene Frau der augen⸗

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