1825 / 306 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 31 Dec 1825 18:00:01 GMT) scan diff

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Ankunft

gen werden, es zuruͤckzubezahlen. Reich zu werden, ist natuͤrlich der Wunsch eines jeden Menschen; aber es ist sehr ungluͤcklich fuͤr ein Land, wenn dieser Wunsch so unlenksam wird, daß er den Einzelnen nicht erlaubt, auf dem Pfade der Ehre und Tugend zu bleiben. Der Mann, in dem einmal der Wunsch, gluͤckliche Coups zu machen, Wurzel gefaßt hat, kann nicht laͤnger an dem ruhigen ununterhrochenen Gang irgend eines Geschaͤfts Vergnuͤgen sinden, eben so wenig wie der Champagner. Trinker Vergnuͤgen daran findet, Hald Bier zu ver⸗ schlucken, oder der Straßenraͤuber als Handlanger, mit dem frohen Gemuͤthe und der Zufriedenheit eines Irlaͤn⸗ ders, Mauersteine und Kalk zu tragen vermag. Aber der beschriebene Zustand der Dinge kann natuͤrlich nicht permanent sein. Die menschliche Gesellschaft kann sich nicht immer in einem Paroxismus befinden, und schon jetzt sehen wir, daß der Periode der unnatuͤrlichen An⸗ reizung die Periode der großen Niederdruͤckung gefolgt ist.“ Der Verfasser sucht den Grund des Uebels in der Ueberschaͤtzung des Reichthums bei der Nation, die daͤhin fuͤhre, daß man bei dem Besitz desselben nicht weiter darnach frage, auf welche Weise er zusammen⸗ gerafft sei. „Der Wirth eines Bordels, faͤhrt er fort, der im Grunde vielleicht ein nicht so unrechtlicher Mann als der Kaufmann ist, weicher, um Andere zu betruͤgen, einen falschen Prospektus ausgiebt, wird, selbst wenn er viele Tausende besitzt, von Jedermann gemieden, und dieser Umstand beweist die Macht der Meinung. Aber warum ist die Meinung unwirksam gegen Kniffe und Betrug? Weil wir ein unmoralisches Volk ohne Grund⸗ satze sind. Die moralische Erziehung der Kinder in den Schulen wird ganz vernachlaͤssigt. Reichthum ist das ein⸗ zige Ding, von dem man in unsern oͤffentlichen Schulen spricht. Die Quantitaͤt des Taschengeldes ist die große Quelle der Distinktion, und das Vermoͤgen, der Sinn⸗ lichkeit froͤhnen zu koͤnnen, wird dem Schulknaben als⸗ das summum bonum vorgehalten. Diese früͤhe De⸗ moralisation, diese fruͤhe Reichthums⸗Huldigung, dieses

Vernachlaͤssigen der moraleschen Kultur ist in keinem

Lande in dem Grade zu finden, wie bei uns. So wie der Knabe auferzogen wird, so ist er auch als Mann. Der Schall, der stets sein Ohr trifft, ist: „What is that man worth?“ (Wie reich ist der Mann?) Dies ist eine nur allein den Englaͤndern eigene Redensart, und uͤber nichts wundert sich ein Ausländer, der unser Land be⸗ sucht, mehr, als uͤber die haͤufige Wiederholung dersel ben. Sie deutet die hoͤchste Wichtigkeit an, welche man dem Reichthume beilegt, und den juͤdischen Probierstein der Tugend, den wir besitzen. Da also Reichthum in den Auzen von Englaͤndern von weit groͤtzerer Wichtig, keit als Tugend oder Talent ist, so duͤrfen wir uns nicht wundern, daß in den meisten Faͤllen die öoͤffentliche Mei⸗ nung so unwirksam ist, daß sie Leute, die durch Betrug reich geworden sind, nicht zuruͤckꝛchreckt.“

St. Petersburg, 5. Dec. (Aus der Peters⸗ burger Zeitung.) Ibre Majestaͤt die Frau und Kaise⸗ rin Marta Feodorowna haben, um Se. Majestaͤt den

8 88 Kaiser ruͤcksichtlich Ihrer Gesundheit zu beruhigen, Sich

entschlossen, Se. Hoheit Michall Pawlowitsch mit der

Nachricht daruͤber an Se. Majestaͤt den Kaiser zu senden. 8 Ihre Majestät die Frau und Kaiserin Maria Feo⸗

dorowga haben gestern Abend Nachrichten erhalten, welche von dem erwuͤnschtem Wohlsein Sr. Majestaͤt des Kaisers die Versicherung ceben und die baldige Sp. Majestaͤt in die Residenz hoffen lassen.

Vom 8. Dec. An der Sitzung der Minister⸗ Kdomität am verwichenen 28. Nov. hat der Dirigtrende des Ministeriums der auswaͤrtigen Angelegenheiten an

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die Komitaͤt folgende Vorstellung eingereicht: Auf Ver⸗ anlassung des Todes unsers geliebtesten Monarchen des

8 Kaisers Alexander Pawlowitsch

8

zum

nigst zu berichten.

*

Wolkonskji dem Hofmarschall Naryschkin eine Mite lung wegen verschiedener zu treffenden noͤthigen Va gungen gemacht In Folge dessen hat sich der marschall daruͤber an den Dirigirenden des Ministern der auswärtigen Angelegenheiten, da diese Gegenstz das Ceremonial⸗Departement, und nicht das Host toir angehen, gewandt. Der Dirigirende des Min riums der auswaͤrtigen Augelegenheiten, welcher fiͤt thig sindet, auf diese Veraulassung eine Trauer’, 9. mission zu errichten, hat dazu die Entscheidung Minister⸗Komitaͤt erbeten. Nach fruͤhern Beisp wurden solche Kommissionen gebildet aus einem oheg Marschall vom Range eines wirklichen Geheimen aus einem obersten Ceremonienmeister vom Range Geheimeraths, und aus zwei Mitgliedern vom N. eines Geheimeraths oder wirklicher Etatsräaͤthe. 8. diesen kam auch gewoͤhnlich, nach seiner Obliegen das Ceremonial⸗Departement zur Trauer⸗Komm Die Komitaͤt hat, nach Vernebmung dieser Vorstele und da sie es unumgaͤnglich noͤthig sindet, ohne P. zu den Vorbereitungen zu schreiten, die fuͤr die P gungen zur Beereigung der Leiche Sr. Majescit Kaisers Alexander Pawlowitsch Glorreichen Andeak erforderlich sinr, in Anleitung der Allerhoͤchsten Ui daß sie in Faͤllen, die keinen Aufschub leiden, ihre fuͤgungeu in Ausfuͤhrung bringen soll, beschhh 1) Hierzu nach den fruͤheren Beispielen eine T. Kommisston zu errichten und fuͤr dieselbe zu ernen obersten Marschall den wirklichen Geeheims Fuͤrsten Kurakin, zum stellvertretenden odersten Cam nienmeister, wegen Abwesenheit des Ober⸗Cereman meisters, den Stallmeister, Seuaror Waßiltschikon, Mitgliedern, den Cexemonienmeister G afen⸗ Selg und die wirklichen Etaͤtsraäͤthe Komarow und Ochleant 2) Alle fuͤr diese Kommisston noͤthige verschiedemt umten und Bedienten von den Brhoͤrden auf de quisition dieser Kommisston abzulassen, deren Stth dann sein wird, die ganze Ceremonie mit der, i serlichen Person gebuͤhrenden Achtung anzuordnen, gemaͤt die einzelnen Tyeile dersetden zu bestimmen sie zur Allerhoͤchsten Bestaͤtigung einzureichen. Ausgaben der Kommission fuͤrs erste funfzig tan Rubel aus der Reichs⸗Schatzkammer zu verabfol 6) Da aus der Zuschrift des Generaladjutanten, Fuͤt Wolkonskji, erhellt, daß einige Sachen, als: der Kah liche Sarg, die Todtendecke, der Purpurmantil, Krone und das uͤbrige in der hiesigen Residenz zu⸗ fertigen noͤthig sind, so wird es der Kom mission 1” lassen, unverzuͤglich alle diese Sachen und das uͤde das noͤthig sein koͤnnte, anzufertigen und mit Cyym abzusenden. 4) Diesen Beschluß jetzt gleich allen! nistern zur Vollziehung mitzutheiten, und eine Ke. dHavon dem Dirigirenden der Hof⸗Angelgeaheiten, M. lichen Geh imerath Fuͤrsten Golizyn und dem Genm adjutanten Fuͤrsten Wolkonskji zur Nachricht zu S machen. 5) Ueber alle die e von der Komitaͤt geich nen Verfuͤgungen Sr. Kaiserl. Majestäͤt allerunleig

Libau, 19. Nov. Am 16. dieses, Nachmin um 4 Uyr, strandete gegen uͤber dem Gute Oebakehk Schwedische zweimastige Schiff Zephyr, von Evel 19

bestand. Der Schiffer dieses Schiffes, Samuel N. mann stieg in das zur Rettung der Leuze an gekomme Boot mit einem Matrosen und zwei Bauern; sest cen der Kuͤste zu, wurden aber, ehe sie selbige erreicht von einer Welle herausgeworfen und ertranken alle M nebst den von ihnen mitgenommenen Dokumenten.

uͤbrigen Matrosen sind gerettet, hat noch nichts geborgen werden koͤnnen, weil das .

69 Faden von der Kuͤste entfernt ist. g. Denselben Tag strandete gegen uͤber dem Gutt

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ksuchte Elida einzunehmen,

. 1 18 Hhh Livorno bestimmt, dessen Ladung aus Planken unda

aber von der Ladih⸗

alen das Preußische zweimastige Schiff die Hoffnung, v

füͤhrt vom Schiffer Johann Gottiieb Lange, und be⸗ umt von Peruau nach Stettin mit Leinsamen. Lchiffer und die auf dem Schiffe sich befundenen Ma⸗ osen sind gerettet, das Schiff aber ist gaͤnzlich ge⸗ heitert. Schlweizerische Eidgenossenschaft. Der oße Rath des Kantons Basel hat in seiner juͤngsten itzung am 5., 6. und 7. Dezember, den umstaͤndlichen hericht uͤber die Tagsatzungsverhandlungen angehoͤrt, n Handelsvertrag mit Wuͤrtemberg ratificirt, die ortdauer aller bestehenden Abgaben unveraͤndert fuͤr ns Jahr 1826 gutgeheißen und bestäaͤtigt, auch die echnung der Landarmenkammer fuͤr 1824 genehmigt. eiterhin hat derselbe die ihm angetragene Organisa⸗ on des Statthalter⸗Verhoͤramts, welches die minderen olizeivergehen befaßt, wieder an den kleinen Rath r eine sorgfaͤltigere Berathung zuruͤckgewiesen. Zu rweiterung und Verbesserung der Einfahrt am unte⸗

Thor zu Liestal wurde ein eingereichter Plan gut⸗ heißen, und dazu die Summe von 15,600 Fr. augewie⸗ n. Endlich kam der schon im Fruͤhjahr gemachte und r Regierung uͤberwiesene Antrag, fuͤr Aufstellung gesetz⸗ hher Bestimmungen wegen Auslieferung, Einyeimtscher nd Angehoͤriger, an fremde Maͤchte zur Behand⸗ ng. Der Antrag hatte beim kleinen Rath keine guͤn⸗ ge Aufnahme erhalten und das Befinden desselben ig dahin: „zman moͤchte die Sache auf sich beruhen

en, da maucherlei Schwierigkeiten in der Eroͤrte⸗ ng zum Vorschein kommen wuͤrden, auch writer nun ine Veranlassung mehr zu einer besonderen gesetzli⸗ en Verfügung vorhanden sei. Allein in freimuͤthigen orrraͤgen mehrerer Glieder des großen Rarthes ward rauf dargethan, daß allerdings sattsame Veranlas⸗ ug vorhanden sei, welche gesetzliche Bestimmungen

r den fraglichen Gegenstand wuͤnschbar machen aßt und der kleine Rath eingeladen, gesetzliche Be⸗

mungen uͤber das mehrgedachte Verhaͤltniß vo lagen.

Napoli de Romani, 3. Nov. Ibrahim Pascha suchte wurde aber mit Verlust tückgeschlagen, und zog sich, nachdem er gleichen Wi⸗ stand bei Celvena und Zeurta gefunden, nach den stungen von Messenien zuruͤck.

Port au Prince (Haiti), 7. Nov. Gestern ist Fregatte, Antigone, angekommen, die den franzoͤst . Set, Hru. Maller und zwei andere ndelsschiffe. 1“X“

Frankfurt a. M. Unterm 12. Dec. wurde den den verboten, ohne obrigkeitliche Erlaubniß ihre Namen enmaͤchtig zu veraͤndern, oder den in den Geburts⸗ bistern enthaltenen einen andern beizufuͤgen.

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8 Tzal⸗

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Ver Verlin, den 31sten December 1825.

Bezug auf den, von der Berliner V 1— g auf Bossischen skung im gestrigen 305. Stuͤck aufgenommenen Arti⸗

Mit

7. vlgemrinen Zeitung, uͤber die angeblich statt Ve. verrung der Russischen Grenze fuͤr Reisende Hecefe, in Föolge der Nachricht von dem Ableben e,”05 gen Kaisers Alexander Majestät wird be⸗ 1.-9 hier von einer solchen Sperrung nichts be⸗

Der

Somit ward dann auch ein Rathschluß hiefuͤr⸗

Gegen den Preußischen Staat hat solche keinen Augenblick, weder an der Kalserlich⸗Russischen, noch an der Koͤniglich⸗ Polnischen Grenze, staͤtt gefunden. .

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9 Zöö“

Ein Aufsatz in der Zeitschrift Columbus enthält nachstehende Notizen uͤber die ersten Regierungs⸗ beamten im Aufange des Jahrs 1826 in den verei⸗ nigten Staaten, in Haiti und Brasilien.

. 1) Vereinigte Staaten (25 an der Zahl und 5 Gebiete, 174,300 geogr. QM., 1824: 9,654,415 Einw.) Hauptort der Unton, Washington, in dem fuͤr sich be. stehenden Distrikte Columbia, Sitz des Congresses, Prasident: John Auinch Adams, geboren zu Brain⸗ tree, im Staate Mess⸗chuseits, den 11. July 1767: in⸗ stallirt den 4. Maͤrz 1825 fuͤr die Jahre 1825 1828. Jäaͤhrliches Gehatt 25,000 Dollars. Vicepräͤsident: Calhoun. Gehalt 5000 Dollars; Clay, Staatssecretair der auswaͤrtigen Angelegenheiten; Rush, Staatssecre⸗ 8 Segben; Staats secretair des Kriegs⸗ epartements, Minister des jede 6000 Dollars Gehalt.) 16* 2) Haiti, (Insel in Westindien: sonst Hispaniola oder St. Domingo genannt, 1385 Q M. 1824: 935,335 Eeunwohner), Hauptort: Port au Prince, Sitz des Pra⸗ sidenten und der Regierungsbehoͤrden. Praͤsident auf Lebenszeit: Jean Pierre Boyer, seit 1818, ein Mu⸗ latte, geboren zu Port au Prince; seit Christoph's Tode, im Oetober 1820, constitutioneller Gebieter uͤber die ganze Nepublik, welcher 1821 auch der vormals Spanische Antheil hinzugefügt ward. Gehalt 50,000 Doll. Die Constitution vom 2. Juni 1816 ist fortwäh⸗ rend in Kraft.

3) Brasilten, 1824: 126,931 QM., 4,877,892 Ein⸗ wohner. Rio de Janetro, Residenz des Kaisers und Sitz der Regierung; constitutioneller Kaiser: Don Pe⸗ dro I., geboren den 12. Oct. 1798, vermaͤhlt mit Leo⸗ polgine, Erzherzogin von Oestreich, Tochter des Kaisers Franz I. von Oestreich, geberen den 22. Jauuar 1797 (vier Toͤchter). Luis Jose Carvalho e Melho. Minister⸗ Staatgiekretair der auswaͤrtigen Angelegenheiten; Fran⸗ cisco Villetta Barboza, Minister⸗Sraatssekretair der Marine; Clemente Ferreira Franca, Minister der Justiz; J. S Maciel da Costa, Minister des Innern; M. J. Pereira de Fonceca, Minister der Finanzen; J. G. da Silveira Menbonza, Minister des Kriegsdepartements.

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Die Zeitschrift Britannia enthält nachstehen

Aufsatz: Das lebende Skeletrtr.

In London ist, in Pall⸗Mall, ein fürchterliches Geripp, unter dem Namen des lebenden Skeletts öͤffent⸗ lich zu sehen, uͤber welches uns aus der Feder eines Arztes folgender Bericht zugekommen ist. 1 „Der Name dieses außerordentlichen Wesens ist Claude Ambroise Seurat, geboren den 10. April 1797 zu Troyes in der Champagne. Seine Matter, ein Weib von guter Gesundheit, hatte weder einen Schreck, noch irgend einen Unfall zur Zeit der Geburt; so daß seine Mißgestaltung in dieser Hinsicht durchaus nicht aus aͤußern Ursachen erklaͤrt werden kann. Nach der Aussage seines Vaters die Mutter ist todt zeigte er nichts Autergewoͤhnliches in seiner Gestalt, als er zur Welt kam; aber nach mernem eigenen Urtheil kann ich nicht zweifeln, daß er schon damals eben so außer⸗

ordentlich mißgeschaffen war, als jetzt. Er wuchs regel⸗ maͤßig fort bis zu dem gewöhnlichen Endpunkt des Wachs⸗ thums; aber zugleich nahm auch seine Auszehrung und der Verlust aller Muskelkraft bei ihm verhaltnißmäßig

worin er

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Bei dem Eintritt in das Gemach,

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