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sich beftadet, macht eine zusammengekruͤmmt sitzende Ge⸗ stalt, duͤnne, ausgemagerte Haͤnde, eingesunkene Augen und ein fleischloses Gesicht auf den Eintretenden den Eindruck eines eben erst von einem langwierigen Kran⸗ kenlager Erstandenen. Die Gesichtszuͤge sind vollkom⸗ men ausgebildet und so, daß sie im Zustand der Ge⸗ sundheit vielleicht selbst anziehend zu nennen waͤren; sein Auge ist dunkel und ohne⸗Fehler, die tunica con- junctiva von einer schoͤnen Weise; aber die Wirkung desselben auf den Beobachter ist peinlich, durch jenen Ausdruck von Aengstlichkeit und Glasernheit (glaciness), den man so allgzgmein bei Personen, welche an der Phthisis en, wahrnimmt. Seine Zaͤhne sind gut und seine Faͤhigkeit zu kauen entspricht seinem Beduͤrf⸗ niß; doch wird er bald dadurch ermuͤdet, eben so wie durch jede andere Muskel⸗Aunstrengung, weshalb er, um seine Mahlzeit zu halten, die letzte Kraft seiner Kau⸗Muskeln anwenden muß.
Vergangenen Sonntag war ich bei ihm zur Zeit des Mittagessens. Er nahm Suppe zu sich — Nudeln, wie ich glaube — ungefaͤhr vier Ehloͤffel voll, und aß dazu den achten Theil eines Pfenning⸗Franzbrodes. Dieß und ein halbes Glaͤschen Cider machte seine ganze Mahlzeit aus. Vor dem Essen schien er aͤngstlich; als er die Haͤlfte der angegebenen Quantitaͤt verzehrt hatte, nahm sein Appetit merklich ab. Er ist im Stande, selbst seine Speise zu sich zu nehmen, wenn er sein Haupt halbwegs auf den Tisch herabbeugt, wo der Vorderarm ruht; aber wenn er trinken will, so muß seine Schwiegermuͤtter (die ihn mit großer Sorgfalt pflegt) ihm helfen, weil er das Glas nicht bis zum Munde erheben kann. Sein Schlaf ist gesund und gut; blos zuweilen durch Alpdruͤcken gestoͤrt. Seine Verdauungskraft scheint hinreichend fuͤr das, was das Gefuͤhl ihm anweist, und seine uͤbrige Leidesbeschaffen⸗ heit ist regelmaͤßig. Der Puls war, als ich ihn unter⸗ suchte, voll, sanft und natuͤrlich beschleunigt; nach der Mahlzeit hatte er etwas zugenommen. Seurat sprach gut franzoͤsisch, und mit vieler Lebhaftigkeit; doch war er nach einigen Minuten sichtlich erschoͤpft. Er hatte, wie er selbst erzaͤhlte, bei der Ueberfahrt nicht den ge⸗ ringsten Anfall von Seekrankheit gehabt; auch muß ich in der That bezweifeln, daß seine Muskelschwaͤche die⸗ selbe ausgehalten haͤtte. Seine Gesundheit war im All⸗ zemeinen immer in gutem Zustand gewesen; vor fuͤnf Jahren hatte er indeß eine Leberverhaͤrtung und außer⸗ dem einen Anfall von Pleuritis gehabtr
Dieß ist im Allgemeinen die Beschaffenheit des Un⸗ gluͤcklichen. Schrecklich ist sein Aublick, wenn er sich ntbloͤßt hat. Die Groͤße Seurats ist 5 Fuß 7 Zoll 5 Linien; und seine Gliedmaßen sind, was die Laͤnge betrifft, in gutem Verhaͤltniß. Nur, wenn er in as Gemach eintritt, bemerkt man die Anstreugung, die es ihn kostet, zu gehen, und dier sich am besten mit der eines kleinen Kindes, das zu gehen ver⸗ sucht, vergleichen laͤßt. Wenn er aufrecht da steht, so föllt das Auge auf die ausgezeichnete Vertisfung des sternum (Brustbeins), und die sonderbare Biegung ven den vorragsgden Rippen zu den untern ebstae hin. Diese Plattheit des Brustbeins erklaͤrt die quffallende Erscheinung, daß bei jedem Athemzuge zugleich die Ab⸗ dominal⸗Muskeln sichtlich auf⸗ und abwaͤrts hewegt wer⸗ den und gleichsam mit zu athmen scheinen. Daß der Schlag des Herzens deutlich zu sehen sein muß, versteht sich von selbst. Auch die Leber, in ihrer Lage Unter den Rippen, ist deutlich zu erkennen; sie ist gr. und ver⸗ härtet, wahrscheinlich durch eine fruͤhere En ündungs⸗ krankheit. Der Bauch ist zusammengezogen and ganz wunden; was bei solcher Diaͤt wohl „ zu ver⸗
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wundern ist. Die Haut, die ihn bedeckt, schein - einen groͤßern Umfang bestimmt zu sein; die einge bene Spitze des femur (Dickbeins) ist voͤllig sichth so auch die obere spina des ilium und die Gestalt ischium (Huͤftbeins), nur eben das etwas mit H'- bedeckt ist; die glutei musculi sind bis auf nichts’h nahe geschwunden; und das os coocyx kann w dem Auge bdis zu seinem äͤußersten Endpunkt verst werden. Aber bei aller dieser Vernichtung der Mus materie finden wir die Sexualorgane in vollkomme Ausbildung und Kraft.
Wenn er sich umwendet, so zieht die scapula sere Aufmerksamkeit auf sich, die von ihrer natuͤrlich Lage abweicht, indem sie auf dem Trapezius,Man bedeutend erhoͤht ist, der durch den bestaͤndigen brauch etwas gestaͤrkt und daher schaͤrfer bezeichnet als die andern Muskeln; die kleinsten Theile der g pulae (Schulterblattbeine) sind wohl zu unterscheilte Wenn sie aneinander gebracht werden, so kann! die Finger zwischen die hintere Ecke derselben und Ruͤcken hinein legen; dort ist im Ruͤckgrat eine bah tende, Seitenbiegung und ein Auswuchs an einer Cervical-vertebrac. Auf den Schenkeln ist kaum Spur von Muskeln erhalten; das Knieband ist unn mein groß, weil alle Muskeln, welche die cylindriste Knochen verhuͤllen sollen, eingeschrumpft sind. ¾ Hinter⸗Schenkel sind in weniger erbaͤrmlichem Zusta als die vordern, doch auch aͤußerst abgemagert. „ Haut uͤber dem Knieband ist roth; die Fuͤe zeichee sich nur durch auffallende Breite aus.
Der humerus (Schulterbein) hat, wo er am ü sten ist, nicht uͤber 4 Zoll an Umfang, indem die M keln hier noch viel mehr geschwunden sind, als umte femur. Kaum ist noch eine Spur von dem Den und dem biceps flexor cubiti. Der Vorderarm zm wo er am dicksten ist, 5 v½ Zoll; die Handmuskeln h ihres haͤufigen Gebrauchs wegen, nicht ganz ihrer diß beraubt. Die Hand ist duͤrr, doch sonst nicht h nur sind die Finger aufwaͤrts gekruͤmmt.
Die Ursache dieses elenden Zustandes des Unght lichen scheint in der allgemeinen Mißbildnng des thm zu liegen; fuͤr eine weitere Ausfuͤhrung dieser I. ist indessen der Raum dieser Blaͤtter zu beschraͤnkt, wir verweisen unsere Leser desfalls an ihre medicinise
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Koͤnigliche Schausptele
Sonnabend, 31. Dec. Im Schauspielhause: 9l genstreiche,“ Posse in 5 Abtheil., von Kotzebue.
Sonntag, 1. Januar. Im Opernhause: Jungfrau von Orleans,“ romant. Tragoͤdie in 529 theilungen, von Schiller. 2
Im Schauspielhause: „‚Das peue Sonntagskm kom. Singspiel in 2 ⸗Abtheild b
In Potsdam. Zum Erstenmale: „Die Bash⸗ ten, Lustspiel in 5 Abtheilungen, von E. rumm Hierauf: „Atexis und Susetta,“ oder: „Die iue sche Weinlese bei Mont'olivetto,“ kom. Ballet ⸗ Abtheilungen, vom Koͤntgl. Balletmeister Hrn. Das Musik von Umlauf.
Montag, 2. Januar. Im Opernhause: „2 Juan,“ Oper in 2 Abtheilungen, mit Tanz. ö
von Mozart. 8 * „1 In Potsdam: „Pagenstreiche,“ Posse in 2 thellungen, von Kotzebue. Hierauf: „Alexis unl 8
setta,“ kom. Ballet in 2 Abtheilungenn..
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Gedruckt bei Feister und Eisersdors.
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