1826 / 19 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

mit Beschlag belegt hat, daß sie Abbildungen von Bo⸗ naparte seien, und die oͤffentliche Ruhe stoͤren koͤnnten. Der Conditor meint, daß, da es erlaubt sei, Kupfer⸗ stiche und Lithographien des Ex⸗Kaisers öͤffentlich zu P uhu, man den Verkauf seiner Abbildung in Zuk⸗ ker nicht wohl verbieten köoͤnne. 1 Fuͤnfprocentige Rente 98 Fr. 25 C. Dreiproc. 67 Fr. 20 C. 1 P. London, 10. Jan. Se. Koͤnigl. Hoheit der Her⸗ zog von York kam vorgestern Abend von dem Landsitze des Herzogs von Rutland, Belvoir⸗Castle, nach London zuruͤck. 8 Der Gichtanfall, an welchem der Lordkanzler jetzt danieder liegt, ist der heftigste, den er seit acht Jahren zu erleiden gehabr. 8 Briefe aus Gibraltar vom 19. Dechr. melden, daß in Folge der von den spävischen Autoritaͤten geschehegen Verweigerung, den schiffbruͤchigen Seeleuten Huͤlfe zu teisten, der Befehlshaber des Koͤnigl. Schiffs Thetis, Sir John Phillimore seiner Mannschaft Befehl ertheilt hbhabe, zur Rettung der Verungluͤckten und ihrer Habe zu schreiten und daß der Commandaut der Garnison, General Don, ebenfalls einige Mannschaft zu Lande ab⸗ geschickt habe, um die Schiffsmannschaft in ihren ver. 1 dienstlichen Bemuͤhungen, wo noͤchig, zu unterstuͤtzen. Durch diese Schritte scheinen die spanischen Behoͤrden 8 sich sehr beleidigt zu finden, und wie es hieß, hatte man das Benehmen der Englaͤnder in einem durch Expressen an den spanischen. Hof abgesandten Berichte sehr geta⸗

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Am 9ten vorigen Monats kam

einer Heimreise von der africanischen Kuͤste, zu St. Ives (Korngzallis) an. Der Befehlshaber des engli⸗ sschen Kuͤsten⸗Wachtschiffes begab sich an Bord des ge⸗ nannten franzoͤsischen Schiffes und sand, daß es fuͤr dden Sklavenhandel ausgeruͤstet sei, in Folge Lessen es mmit Beschlag beleget wurde. Zu den vorgefundenen Utenstlien gehoͤrten natuͤrlich eine große Anzahl Hand⸗ 8 schellen und eiserne Fesseln, wie auch lange und starke Keiten, um die ungluͤcklichen Sclaven rottenweise zu befestigece Unter andern Sachen fand man auch 2

Fass Phlmen Oeb momit die Haut der Neger einge⸗

rieben whird, um ihr einen künstlichen Glanz zu geben, der, wenn er natuͤrlich, e Zeichen von Gelundheit ist. Der Capitain, der Sep rgo und acht Mann waren auf der Fahrt gestorben, und, wie es scheint auch ein

greßer Theil der Ladung, deun es fanden sich nur 5 Neger am Bord, die in einem hoͤchst elenden Zustande auf ei⸗ nigen Segeln lagen und nur mit wenigen Stuͤcken zer⸗ lumpten Segeltuchs ihre Bloͤße besecken konnten. Verge⸗ bens gah der Fuͤhrer des Schiffs vor, daß sie zur Mann⸗ schaft desselben gehoͤrten; ihre Unkenntmniß, jeder euro⸗ paͤischen Sprache und des Schiffergewerbes, zu welchem sie, gehoͤren sollten, verrieth hinlanglich, daß sie nur bis Ueberreste der Ladung des Schiffes seyen. Uebrigens wurden sofort von den Ortsbehoͤrden die noͤthigen Maaß⸗ regeln getroffen, um den Ungluͤcklichen Selaven die⸗ Wohlthat der Habeas⸗Corpus⸗Akte nicht laͤnger zu ent

ziehen, und sie send an das Land und in Freiheit gesetzt.

worden. Wohlchaͤrige Menschen haben sich ihrer ange⸗ nommen und sie mit Nahrung und Kleidhng versehen.

Ein hiesiges Blatt aiebt aus der Glasgow Chroniecle eine Uebersicht der vom 24. Nov. bis 22 Decbr. v. J. dert vorgekommenen Poltzei⸗Contradentionen und ver⸗ gleicht solche mit der, aus dem Moniteur entlehnten Uebersicht der im Diecember zu Paris vorgekommenen Polizei⸗Contraventionen. Der Vergleich fällt sehr zum Nachtheil von Glasgow aus; denn sbwohl unter den Coutravenrionen in Paris nicht weniger als 300 Fälle. begriffen sind, die das verbotwidrige Umherlaufenlassen von Hunden betreffen, ferner 100 wegen Versperrkung

1 das, franzoͤsische⸗ Rhedern in St. Malo gehoͤrende Schiff, die Perl, auf

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assage in den Straßen und andere von ähnlicher geringfuͤgiger und auf die Sittlichkeit der Einwohner keinen direkten Bezug habender Art, so betragen doch sämmtliche Faͤlle uͤberhaupt der Zahl nach nur 46 mehe als in der angegebenen Zeit in Glasgow; naͤmlich 1271 in Paris und 1225 an jenem Orte, waͤhrend Paris uͤber 900,000 Einwohner zaͤhlt und Glasgow deren nuz 130,000, mithin nur 1 Sechetheil der Bevoͤlkerung jener Stadt. In dem Glasgower Verzeichnisse finden sich nicht weniger als 680 Faͤlle der Trunkenheit und ord⸗ nungswidrigen Benehmens, und 58 von veruͤbten Thäͤt⸗ lichkeiten. Das Eingangs gedachte Blatt aͤußert üͤbrigens dabei die Meinung, daß der Vergleich der Pariser Uebersicht mit einer aͤhnkichen—Uebersicht von einer englischen Stadt nicht so unguͤnstig ausfallen werde, indem die niederen Klassen der Staͤdtebewohner in England ordnungsmaͤßiger und nicht so roh seien, als die in den großen schottischen Staäͤdten. Am Schlusse des Artikels wird bemerkt: die auffallendste Erscheinung fuͤr Englaͤnder in Frankreich ist, Froͤhlichkeit zu sehen, ohne die Neigung, Anderen laͤstig und beschwerlich zu werden. 1

Ueber die Zivilisation von Otaheiti berichten zwei englische Missionatien Folgendes: Wir erhalten unaufhoͤr⸗ lich Besuche der Eingebornen, die wir erwiedern. Sie sind bemüht, den Gaͤsten Erfrischungen aller Art anzubieten; wir haben oft mit ihnen gespeist: die Tische waren aut servirt, und wir saßen auf Sophas die den englischen gleich kamen; Tische, Stuͤhle und Sophas waren im Lande ver⸗ fertigt. Viele Einwohner kleiden sich des Sonntags in feine englische Wolle, und ein Irnder sucht dem Anbern hierin zu uͤbertreffen. Auch haben wir einem oͤffentlichen Feste beigewohnt, das uns zu Ehren veranstaltet wer⸗ den war, und wo wir mit Erstaunen die Ordnung und Regelmaßigkeit der zivilisirtesten Natlonen bemerkten. Das Fleisch war auf englische Weise bereitet, die Tische waren mit weißem Geschirre besetzt, und ein groß⸗ Zelt schuͤtzte uns vor der Sonnenhitze. Wir gingen von einem Tische zum andern, und konnten die Wohl habenheit und viele andere Merkmale eines wabhrhasften Gluͤckes nicht geuug bewundern. Mehrere der Vor⸗ nehmern richteten Anreden an uns, worin sich ihre Dankbarkeit fuͤr die Eucopaͤer aussprach, die sie aus Barbarei und Elend gezogen hatten.⸗

Vom Mayn, 16. Jan Der Uebergang uͤber daes Eis des Rheines bei Mannheim war, Nachrichten vom 13. zufolge, noch immer gefaͤhrlich und deshalb unter⸗ agt. Bemerkenswerth ist es, daß das Anschwellen des Wassers noch immer anhielt und am 13. eine Hoͤhe von 1 Schuh 4 Zoll uͤber dem Mittelwasser erreicht hatte.

Am 9. d. ist der Schiffer Abraham Wolff der jün⸗ gere aus Neufreystaäͤdt (Großherzogt. Baden) als er mit ziner zu Maynz uͤbernommenen Ladung rheinaufwoͤrts füͤhr, mit Leib und Gut verungluͤckt; das Schiff stieß auf einen Stamm, der dasselbe leck machte. Die uüͤbrige Mannschaft wurde gerettet.

Spanien. Mehrere pariser Blaͤtter enthalten

„Briefe aus Madrid vom 2. Jauuar, in welchen die

verschiedensten Aeußerungen uͤber den neuerrichteren Staatsrath zu lesen sind. Der Correspondent des Ari⸗ starque sagt, daß die getroffene Wahl allgemeinen Bei⸗ fall finde, und daß man sich nur wundere Herrn Calo⸗ marde nicht unter den Staatsraͤthen genannt zu sehen, so daß er nur als Justizminister bei den Sitzungen zu⸗ gegen sein werde. Uebrigens sey dieser Minister in der Gnade des Koͤnigs sehe gesunken und man glaube, er werde seine Stelle verlieren und sogar nach Rom ge⸗ schickt werden. Das Journol des Dedats enchölt dagegen ein Schreiben, in welchem es heißt: der neue Staatsrath genügt keiner Parthei, die Einen findes, daß er zu viel, die Andern, daß er zu wenig ist. Er

ist ganz die Schoͤpfung des Herzogs von Infantado,

dessen Pl nindessen mehrere wesentliche Aenderungen erlitten haben soll; namentlich hatte, sagt man, der Herzog vorgeschlagen, daß der Koͤnig unbediugt alles genchmigen sollte, was ihm der Staatsrath dreimal hin⸗ ter einander vorschlagen wuͤrde; der Koͤnig hat sich aber auf eine solche Weise nicht binden wollen. In einem vom Jonrnal de Paris mitgetheilten Schreiben wird die veue Mgaßregel sehr gelobt, und angefuͤhrt, daß sie den Beifall aller Partheien habe, wert man darin den Beweis sehe, daß der Koͤnig den Wunsch hege, sich die Ansichten und den Rath von ausgezeichneten und kennt⸗ nißreichen Maͤnnern zu verschaffen, welche durch ihre Stelung in den Stand gesetzt wuͤrden, sich ohn Fürcht aussorechen zu koͤnnen. Das erste Geschäft des Staats⸗ raths soll seyn die Justizpflege zu ordnen und den Rich⸗ tern dessere Gehalte anzuweisen, um die Bestechungen Man spricht viel von einer Veraͤnderung des Mi⸗ nisteriums. Herr Erro soll, wie es heißt, an die Stelle des Herrn Ballesteros Finanzminister werden, und Don Garcia de la Tova anstatt des Herrn von Colomarde das Ministerium der Gnaden und der Justiz erhalten; inzwischen ist es wenigstens bas zehntemal, wo man mit Bestimmtheit von der Absetzung des noch immer fest⸗ stehenden Herrn von Colomarde spricht. Es bestaͤtigt sich, daß der vormalige Minister Zea⸗Bermadez an die Stelle von Den Paez de la Cadena zum Gesandten in St. Petersburg bestimmt ist. 4 In Oviedo sollen Unruhen ausgebrochen sein und in dereu Folge mehrere Ungluͤcksfaäͤlle statt gefunden haben. Briese aus Cadix meolden, daß der Handelsstand eine Adresse an den Koͤumg gerichtet hat, um zu bitten, daß diese Sradt zum Freihafen erklaͤrt werde. Vor tinigen Tagen scheiterte ein amerikanisches Schiff nahe bei dem Trocadero und es hatte allein den Bemuͤhungen des die franzoͤsische Station befehligenden Officiers zu verbvanken, daß es nicht gepluͤndert wurde, da die Be⸗

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manxaung von bewaffneten Raͤubern heftig angegriffen

erde..

Geriechenland.

Herr Lytton Bulwar, den die Contrahenten der

griechirchen Anleihe beauftragt hatten, den Zustand der griechischen Angelegenheiten persoͤnlich zu untersuchen, macht folgende Beschreibung von der Stadt Napoli und der ihm daselbst wiedersahrnen Aufnahme: Sobald als die Thyore geöffnet waren, statteten wir dem griechischen Finanzminister unsern Besuch ab. Wir fanden ihn zwei Treppen hoch in einer kleinen Stube. Wie groß auch der Reichthum der Republik sein mag, in dem Zimmer seines Waͤchters war davon nichts zu sehen. Wir ließen uns mit kreuzweise uͤber einander geleaten Beinen auf Kissen nieder, und nach einigen Entschuldigungen des Ministers uͤber die spar⸗ tanische Ausmeudlirung seines Zimmers, siel die Unter⸗ redung auf die allgemeinen Angelegenheiten und insbe⸗ sondere auf die unweise Proclamation *) die eben zu⸗ wuͤcke emnommen war, so wie auf die innerlichen Uneinig⸗ keiten, die noch immer existiren. roclamation

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*) Es ist hierunter die vor etwa 18 Monaten (8. Jun. 1824) erlassene Proclamation verstanden, nach welcher alle eutralen Schiffe verbrannt oder versenkt werden sollten, die den Tuͤrken Krtiegsbeduͤrfnisse zufuͤhren wuͤrden. Sie wurde bekanntlich auf Verlangen des englischen General⸗ commissairs der jonischen Inseln bald nach ihrer Erschei⸗

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nung zurüͤckgerufen. 8

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wurde von dem Staatsmanne auf eine erthe digt, welche eine Idee von dem Stande der Politik in diesem Lande geben kann. Die Proclamation, sagte er, wuͤrde ein Waastuͤck und eine Narrheit gewesen sein, wenn wir did Absicht gehabt haͤtten, ihr gemaͤß zu ver fahren. Aber unser Zweck war, lediglich die Voͤlker in Furcht zu setzen. Wir nahmen sier sogleich zuruͤck, nach⸗ dem wir von England ernstlich bedreht wurden. Er konnte es nicht recht begreifen, wie nachtheilig es sei, heute etwas zu bejaͤhen und morgen wieder zu vernei⸗

(nen. Die Leute hier haben keine „Plicke im Großen, keine Begriffe vom grade ausgehenden und festen Beneh⸗ men.

Alles soll durch List und Kunstgriffe zu Stande gebracht werden. Sie sind wirklich das Gegentheil von den alten Roͤmern.

Wir verließen das Haus des Ministers, um uns nach dem Logis zu begeben, das von der Regierung fuͤr uns zubereitet war. Es war ein leeres Zimmtr,

ohne Stuhl, Tisch und Fußdecke. Die Fenster waren zerbrochen und die Thuͤr aus den Haspen. Es sollte fuͤr Browne, mich und unsere beiden Bedienten dienen. Ein Haufen, Soldaten bewohnte das anstoßende Zimmer. Auf der Treppe sahen wir einen Klumpen von Maͤnnern, Weibern und Kindern, die an einem epidemischen Fieder krank, erbaͤrmlich daher lagen. Die im hoͤchsten Grade schmotzige Straße vor uns hauchte Ansteckang und Tod aus. Die Luft war von verpesteten Geruchen so iufi⸗ cirt, und der Anblick des von Hunger und Krankheit erzeugten Elendes so abscheulich, daß wir soalesch die Koͤpfe zuruͤckzogen, wenn es uns einfiel aus dein Fen⸗ ster zu sehen. Wir mußten indessen, aus Mangel azm besserem Unterkommen bleiben wo wir waren.

Wir koͤnnen von unserer Wohnung den Platz uͤber⸗ sehen, wo die Truppen taͤglich exercirt werden. Die ganze Garhison besteht aus 300 Mann. Von diesen moͤgen ungefaͤhr 80, die gelund und lung sind, auf die Parade zichen. Ihre Montirung ist, in griec ischem Schunilt, blau und weiß, und ihre Waffe ist eine Mus kere mit Baͤyonnet. Da sie die Garde der Reierung bilden, so sollte man erwarten, daß sie wenigstens rein⸗ lich gekleidet waͤren. Aber das ist nicht der Fall. Hatte die Regierung gewollt, so waͤre es ihr ein Laͤchtes ge, wesen, aus der Meuge von Europzͤern, die 8, + und ihre Dienste anboten, vereine mit⸗ vesec gen Sol⸗ aaten, ein Corys von 4 900 Mannu fast oͤhne Geld aufzurichten. Aber die Europaͤer gehen bettelnd im Lande umher, und die wenigen Griechen, welche als Soldaten dienen, haben mit großen Kosten erkauft werden müssen.

Es ist viel fuͤr und gegen dies Volk gesagt worden.

Die Nachrichten scheinen mir von beiden Seiten uͤber⸗ crieben zu sein. Diejenigen, welche auf die classisches Tage Griechenlands zuruͤck blicken, muͤssen uͤber den ge⸗ genwaͤrtigen Zustand erschrocken sein. Doch werden sie noch einige Aehnlichkeit zwischen den Griechen, die bei Marathon fochten und der jetzigen Generation finden und jenen allgemeinen Zustand durch den Despotienus erklären, dem die Nation unterworfen gewesen ist, und durch die betruͤgerischen Handelskniffe, zu denen sie 8s⸗ wungen wurde. Kreine Meinung ist hier richtiger an ihren Platz als die von Burke: Die Meinunz von Andern wird durch diejenkgen geleitet, die wir von uns seldst haden, diejenigen Griechen, die mit ihren Herrn im Verkehr standen, und sich selbst verachtet sahen, mußten gerade so veraͤchtlich werden, als sie angesehen wurden.

Die moreotischen Baueru kommen mir eben so vor als die Bauern von andern bergigten Gegenden; stark, rechtlich und unsbhaͤngig: der beste Beweis fuͤr ihre Rechtlichkeit ist die Sicherheit, mit der wir allenthalben durch die von ihnen bewohnten Gegenden gereist sind. Sie sind von Natur thaͤtig und sehr passend fuͤr den

Guerillaskrieg.

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