1826 / 237 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 10 Oct 1826 18:00:01 GMT) scan diff

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Köschk (Ufer⸗Lusthaus) bis zum Sarbhana. Die Thore des Serails, bloß mit verstaͤrkten Wachen besetzt, blieben offen, um den Ungluͤcklichen im innern Hofraume eine⸗ Zufluchtestaͤtte zu gewaͤhren. Von allen Seiten schleppte man gerettete Habseligkeiten herbei; auch das neu herge⸗ stellte Pforten Gebaͤude (der Pallast des Groß wesirs) wurde, wegen der Naͤhe der Gefahr, geraͤumt; das Feuer sprang auch wirklich von der Ecke der Serail⸗ Mauer beim Alai⸗Koͤschk auf dieses gerade gegenuͤber liegende Gebaͤude und legte es in Asche. Von da wuͤ thete der Brand durch die Diwans⸗Straße fort bis zu den Moscheen Sultan Osman's, welche stark beschaͤdigt wurde, und Mohammed Paschas; ergriff den Besestan (den gedeckten großen Markt) den es groͤßten Theils verzehrte, und beruͤhrte den Hofraum der Moschee Sul⸗ tan Bajasid's. Auf diesem Zuge des Feuers wurden die Pallaͤste Redschib Effendi’'s, Agenten des Pascha von Atsypten, des Kiaja Beg (Ministers des Innern) und des Hußni Bei; dann die zwei großen Waaren Nieder lagen, Wesir⸗Chan und Eltschi Chan, nebst mehreren an⸗ dern ansehnlichen Gebaͤuden, ein Raub der Flaemmen.“

„Ein anderer Arm des Feuers erstreckte sich am zweiten Tage vom Alai⸗Koͤschk in suͤdlicher Richtung bis in die Naͤhe des Kadriga⸗Limani (Galeeren⸗Hafens) beruͤhrte die Moschee Snltan Ahmed's, bedrohte das Gebaͤnde des Finanzministeriums, das jedoch verschont blieb, wendete sich nach dem Quartier Condoscale, und weiter nach dem armenischen Viertel, verwuͤstete die dortige Wohnung des armenischen Patriarchen, und en dete in der Naͤhe des Jeni⸗Kanu, am Meere von Ma⸗ rucarg.“

„Der durch diese schreckliche Feuersbrunst angerich⸗ tete Schaden ist sehr betraͤchtlich, da der Brand gerade den reichsten Theil der Stadt, wo die offenen und ge⸗ deckten Maͤrkte CTscharschü und Besestan) die bedeu tendsten Wacten⸗Niederkagen (Chane) und die groͤßten Pallaͤste gelegen sind, betroffen hat. Das re ulaire Mi⸗ litair war die ganze Zeit hindurch unter Waffen, und der Seraskier, Hussein⸗Pascha, so wie der Großwesier, durchstreiften, uur von wenigen Bewaffneten begleitet, waͤhrend des Brandes die Stadt. Dieser Umstand, so wie das Oeffnen der Thore des Serails beweisen das große Vertrauen der Regierung zu dem Geiste und der Stimmung des Volkes, bei welchem man bei diesem An⸗ laß keine Spur von Meuterei bemerkte, wodurch also jeder Verdacht, daß das Feuer absichtlich gelegt, oder verbreitet worden sey, verschwindet. Der Großherr laͤßt seit jenen Ungluͤcketagen, unger der Aufsicht des Woi⸗ woden von Galata, taͤglich Lebensmittel an die armen Abgebrannten vertheilen.“

„Der Sultan beschaͤftigt sich unablaͤssig mit der neuen Organisation des Militairs; 20,000 Mann sind bereits in der Hauptstabt zu dens chon bestehenden zwoͤlf Linien Regimentern geworben, und groͤßteutheils auch schon uniformirt; sie werden fortwaͤhrend exerzirt, und Sultan Mahmaud wohnt noch immer sehr haeͤufig den Waffenuͤbungen bei. Der Bau der Kasernen in Seu tari, Daud, und Ramis⸗Pascha wird nicht, wie es gleich nach dem Brande geheißen hatte, ausgesetzt, son⸗ dern vielmehr auf thaͤtigste betrieben.“

1 „Die Pforte hat durch mehrere von Reschid Meh⸗ med Pascha aus dem Lager vor Athen abgefertigte Ta⸗ tern die Nachricht von dem von diesem Seraskier gegen die zum Entsatz der Akropolis bei Lessina, unter Fabvier Karaiskaki ꝛc., gelandeten Griechen erfochtenen Siege erhalten. Der Verlust der Letztern wird in den Berich⸗ ten des Seraskiers auf 1500 Mann an Todten und Verwundeten, 7 erbeuteten Kanonen, Fahnen u. s. w. angegeben. ““

Algierische gewesen sein koͤnnte) gesehn.

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„Die Rathsversammlungen, welche gleich nach den Eintreffen der letzien Kuriere aus Ackerman begonnen hatten, werden seitdem taͤglich fortgesetzt.“

„Das Pestuͤdel scheint in den letztverflossenen Tagen an Intensitaͤt verloren zu haben, raffte jedoc noch immer, besonders unter den Armeniern und Juden viele Opfer dahin.“ . .

Aus Smyrna wird vom 2. Septbr. gemeldet „Der Kapudan Pascha hat am 28. August die Rhed von Mitylene verlassen, und bei Seio Anker geworfen wo er sich bis zum 25. aufhielt. Da an diesem Tag ein frischer Nordwind sich erhob, ging er in der Rich tung von Samos unter Segel, waͤhrend er seine leich ten Schiffe nach Sajadschick sandte, um Truppen ein zunehmen. Das gesammte Geschwader Sachturi's la im Hafen von Vathi an der Nordkuͤste der Insel, un konnte nur mit groͤßter Gefahr und Muͤhe wegen de Windes die See gewinnen. Der Kapudan Pascha zo hieraus nicht den geringsten Vortheil. Auch die Ein schiffung der Truppen unterblieb. Das Geruͤcht verkuͤn digt, ein Windstoß habe die tuͤrkische Flotte bis Budru (Halikarnaß) geworfen; ein anderes sagre, sie sei wie der bei Seio.“

„Briefe aus Alexandria vom 12. August melben daß die dortige Expedition noch nicht segelfertig sey doch haben einige Kriegsschiffe einzeln die Fahrt na⸗ Morea (oder nach Candia) unternommen.“

„Am 24. August erschien der Admiral Neale, a0 Bord des Linienschiffes Revenge, von der Fregatte S ringpatam, und einem Kutter begleitet, auf der hiesizen Rhede. Am 29. fruͤh gingen die Fregatten Cambriam und Seringpatam, dann die Korvette Rose, nachder sie eine Verstaͤrkung von Seesoldaten von Bord de Revenge an sich gezogen hatten, man sagt, mit Auften gen gegen die Seeraͤuber, unter Segel. Am 31. ersche nen, als Abloͤsung oder Verstaͤrkung, zwei noch nicht Smyrna gewesene englische Kriegsschiffe, die Fregat Glasgow und die Beigg Chanticleer, auf der hiesige

Rheoe.“

„Der Oberbefehlshaber der K. K. Seemacht i Archipelagus, General Marquis Paulucci, befand si am 22. August auf dem Ruͤckwege von Nauplia i den Gewaͤssern zwischen Tino und Syra.“““

Ein Privatschreiben aus Triest vom 23. Sey (in der Allgemeinen Zeituͤng) meldet: „Man will nn abermals versichern, daß Lord Cochrane im Archipel ei geroffen sey: ein Schiffer hat ein dahin segelndes G schwader von eilf Schäffen, (welches doch vielleicht de Man fuͤ hinzu, er habe bereits das Oberkommando uͤber 10 griechische Schiffe angetreten. Als Cochrane am 29. Aug. in Cagliari am Bord einer Fregatte einlief, wa de er dort feierlich begruͤßt, setzte abernach einem Auf enthalte von wenigen Stunden seine Fahrt nach N polt di Romania fort, nachdem er erfaͤhren, daß se Dampfschaff zwei Tage vorher die neh nliche⸗ Richtun genommen harte. Nach B iefen aus Lorfu von 13. Seprt., soll Athen am 24. Aug. nach einem harn näͤckigen Gefechte durch Karatskakt und Fabvier entset worden sein.“

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Koͤnigl.iiche Schauspiele. Montag, den 9. Oct. Im Opernhause: „Hume⸗ sche Studien,“ Lustspiel in 2 Abtheilungen; aus dem Franz. von Lebruͤn. Hierauf zum Erstenmale wieder⸗ holt: „Der goldene Schluͤssel,“ große komische Zaubet Pantomime mit Tanz, in 2 Abtheilungen, miit Me. schinerieen und Verwandlungen, von Lewin.

Eisersdorff. 6 . .

Redacteur John.

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Amtliche Nachrichten.

12. Im Bezirk der Koͤnigl. Regierung

zu Gumbinnen ist der bisherige Predigtamts⸗Candida⸗ Adam Immanuel Sadowski zu Koͤnigsberg zum zwei⸗ un Prediger an der Kirche zu Sensburg, und der bis⸗ herige Rector Gregorovius zu Eckersberg zum Pfar ter an der Kirche zu Groß⸗ Stüͤrlack berufen;

zu Koͤln ist der bisherige Pfarrer zu Gey, im Re gierungsbezirk Aachen, Joh. Lambert Brewer, in die Stelle des verstorbenen Pfarrers Rhedecker als Huͤlfs⸗ pfarrer zu Gleuel im Landkreise Koͤln, und

der bisherige Pfarrer zu Seelscheidt, Matthias Burggraf, zur Pfarrstelle Koͤnigl. Patronats zu Hen— nef im Sieykreise, welche durch die freiwillige Resigna⸗ tion des bisherigen Pfarrers Schmitz erledigt gewesen, ernannt, und

die Ernennung des Weltpriesters, Hubert Kirsch als es zu Cuͤrten im Kreise Wipperfuͤrth bestaͤtigt worden.

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Angekommen. Der diesseitige außerordentliche Ge⸗ sandte und bevollmaͤchtigte Minister am Kaiserl. Oester— reichischen Hofe, Fuͤrst v. Hatz feldt, von Luͤben. Der Kaiserl. Russische Feldjaͤger Alexejew, als Kourier von Warschau.

Durchgereist. Der Kaiserl. Russische Feldjaͤger Welsch, als Kourier von Moskau uͤber Bruͤssel nach

eitungs⸗Nachrichte

Paris, 3. Oktober. Gestern hat der Herzog von Doudeauville, Minister des Koͤnigl. n. Diner gegeben, welchem die Minister und das diploma⸗ tische Corvs beiwohnten. Morgen wird der Kaiserl. Hesterreichische Botschafter, Graf Appony, zur Feier eeeese⸗ seines Souverains, ein großes Diner

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Aus Havre schreibt man Folgendes: Wir haben durch außerordentliche Gelegenheit die bestimmte Nach— richt erhalten, daß Hr. Buchet v. Martigny als ober— ster Agent fuͤr den Franzoͤsischen Handel bei der Repu— blik Columbien in Bogota installirt worden ist. Man erwartet ehestens den Befehl der Regterung, daß die

Berlin, Dienstag, den 10ten October 1825.

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Columbische Flagge in die Franzoͤsischen Haͤfen zugelas⸗

sen werden solle. Dies Ereigniß wird besonders fuͤr Havre von Wichtigkeit sein, denn in diesem Hafen ist das erste Columbische Schiff, Ayacucho, eingelaufen, und von dessen Masten wird zuerst die Columbische Flagge wehn.

Aus der vom Moniteur mitgetheilten Uebersicht von den Arbeiten der Commission fuͤr die Entschaͤdi⸗ gung der Emigrirten ergiebt sich, daß ein Drittheil der Enschaͤdigungs⸗Rrmten bereits auf die Namen der berechtigten Personen eingetragen worden sind.

In Boulogne hat sich eine wohlthaͤtige Gesellschaft unter dem Namen Société humaine gebildet, welche unter Andern stets einige Schwimmer unterhaͤlt, die zur Rettung von ertrinkenden Personen aͤngestellt sind. Es verdanken bereits sechs Menschen ihr Leben den Schwimmern dieser Gesellschaft.

Das Assisengericht wird sich in einigen Tagen mit den Verhandlungen des Prozesses eines Falschmuͤnzers beschaͤftigen, der beinahe weiter nichts anfertigte als Sechsliardsstuͤcke *). Bei seiner Verhaftung zeigte er den groͤßten Gleichmuth; gestand sogleich sein Ver— brechen und setzte sich unter den Augen des Polizeicom⸗ missarius, der ihn verhaften sollte, sfogleich zur Arbeit, um ein solches Stuͤck zu machen. Dieser Mann, Na⸗ mens Franz Tenance, genannt Ohne⸗Nase, war ab⸗ wechselnd Uhrmacher, Spiegelpolirer, Soldat und Me⸗ chanikus; und hat bei jeder dieser Beschaͤftigungen im⸗ mer die groͤßte Geschicklichkeit bewiesen. Er ist 64 Jahr alt, und verdankt den Beinamen Ohne⸗Nase einem in Oesterreich erhaltenen Saͤbelhiebe.

Die Etoile erzaͤhlt folgende allerdings etwas un⸗ wahrscheinliche Geschichte von einem andern merkwuͤrdi⸗ gen Kuͤnstler. Ein Perruͤckenmacher in Philadelphia, welcher bis zum 62ͤsten Jahre nur seinem Handwerke gelebt hatte, erfand vor einiger Zeit eine Seeuhr, welche fuͤr Kriegsflotten bestimmt ist. Sie hat die Gestalt ei⸗ nes hohen Thurmes, und zeigt die Stunden durch Ka— nonenschuͤsse an, welche die Kraft eines Achtundvierzig⸗ pfuͤnders haben. Der Dampf ist die bewegende Kraft dieser Uhr. Bei einem vor einiger Zeit damit in der Stabt angestellten Versuche lernte aber der Kuͤnstler eine boͤse Seite seiner Erfindung kennen; beim zwoͤlften Schlage der Mittagsstunde war naͤmlich im ganzen Stadtviertel keine Fensterscheibe mehr ganz. Der Erfinder wurde zum Schadenersatz verurtheilt, und mußte, weil er nicht bezahlen konnte, ins Gefaͤnaniß wandern.

Fuͤnfprocentige Rente 97 Fr. 80 C. Dreiprocent.

*) Eine kleine kupferne Muͤnze, welche sich noch von der Zeit —vor der Revolution herschreibt und 7 ½ Cent. werth ist.