1826 / 305 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 29 Dec 1826 18:00:01 GMT) scan diff

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mit Buenos⸗Ayres, und beweist, daß keine eigentli che Abnahme in den Geschaͤften der Compagnie statt gefun⸗ den hat. Der gesammte Betrag der Ausfuhr der impognie, seit ihrer Entstehung im Jahr 1321, summirt uf 5,378,700 Thlr. Preuß. Cour., wozu alle Theile tschlands, so wie die Schweiz und die Niederlande respeetiven Quoten beigetragen haben. Dem Vortrage ist eine dreifache tabellarische Ueber⸗

sicht angehaͤngt: 1) der durch die Compagnie (seit 1821) bis zum Schluß der Schiffahrt des Jahres 1826 sers⸗, waͤrts ausgefuͤhrten Waaren: Hierzu hat Preußen bei getragen, aus den Preuß. Rhein⸗Provinzen, der Graf⸗ schaft Mark und Westphalen fuͤr 1,417,754 Thlr. aus Ostpreußen, Schlesien und Preußisch⸗Sachsen 1,845320 Thlr. das Koͤnigreich und die Herzogthuͤ⸗ mer Sachsen 981 650 Thlr. Hannsver uno die We⸗ Wuͤrtemderg 29,650, Kur⸗Hessen 64,030, Rhein⸗ Hessen 33 1a0. Baden 20,250. Braunschweig 2100, Daͤnnemark und Holstein 30,460, die freien Staͤdte Deutschlands 64,969, die Schweiz 109, 160, die Niederlande 338,977. 2) Ausfuhr

der verschiedenen Jahre; 3) Ausfuhr der Compagnie b (in der allg. Tabelle mit einbegriffen). im Jahre 1826 ist in ganzen Ladun— gen auf 7 Schiffen, und auf mehreren andern in Bei⸗ ladungen veranstaltet worden.

8 Koͤnigsberg, 21. Dec. Die hiesige Zeitung ent⸗ haͤlt im beutigen Blatte folgende Mittheilung des Koͤ⸗ niglichen Polizei⸗Praͤsidenten hieselbst:

8 In der Geschichte Napoleons und der großen Ar⸗ mee im Jahre 1812 von dem General Grafen von Se⸗ gur, werden Thatsachen angefuͤhrt, welche, wenn sie gleich von allen Unterrichteten als voͤllig unwahr und grundlos anerkannt werden, doch auf den Charakter des Preußischen Volks und besonders der Einwohner Koͤ nigsbergs, das gehaͤssigste Licht werfen sollen, und daher einer oͤffentlichen Widerlegung beduͤrfen. Im zwoͤlften Buche zehuten Kapitels Seite 465 der Franzoͤsischen Urschrift heißt es näaͤmlich: „Man wußte am 1. Januar 1813 in Koͤnigsberg, dem damaligen Hauptquartiere Murats, noch nicht das Mindeste von dem Uebergange der Preußen, und von dem, was bei den Oestreichern vorging, als ploͤtzlich die

Meldung Macdonalds, und der Aufstand der Koͤnigs⸗

berger den Anfang eines Abfalls verkuͤndeten, dessen Fol⸗ gen sich nicht voraussehen ließen⸗ Die Bestuͤrzung war groß, erst that man dem Aufruhr nur durch Vor⸗ stellungen Einhalt, denen aber Ney bald Drohungen folgen ließ. Murat sputete sich nach Elbing zu kommen.“

„Zehntausend Kranke und Verwundete fuͤllten Koͤ⸗ nigsberg an; die meisten derselben waren der Großmuth ihrer Feinde hingegeben, und einige unter ihnen hatten sich daruͤber auch wirklich nicht zu beklagen, aber Ge⸗ fangene, welche entwichen waren, versicherten, daß viele hihrer Unglücksgefährten ermordet, und aus den Fenstern aauf die Straße geworfen wurden, ja daß man sogar ein Lazareth, welches mehrere Hunderte von Kranken in sich faßte, anzuͤndete. Die Einwohner sind es, denen sie diese Greuel zur Last legen.“

Es ist allgemein bekannt, mit welchen Aufopferun gen die Provinz Ostpreußen, und vorzuüglich die Stadt Koͤnigsberg, f bis 10,000 Mann Franzosen angezogen wurde. Bei Er⸗ schoͤpfung der Koͤnigl. Kassen, durch die Anstrengung zur Erfuͤllung der grausamen Konvention vom 24. Fe⸗ bruar 1812, durch die erpreßten ungeheuren Lieferungen an die sich wie in Feindesland betragenden, durch die Provinz gezogenen fuͤnf großen Franzoͤsischen Armeskorps,

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hier zur Errichtung der Lazarethe auf 8.—

voͤllig zu Grunde gerichtet, mußten die Bewohner eie letzten unentbehrlichsten Vorraͤthe ihrer Familien zu den mannigfaltigsten Beduͤrfnissen, welche solche Kran⸗ ken⸗Verpflegungs⸗Anstalten erfordern, hergeben. Es ge⸗ lang dennoch eine vollstaͤndige und bequeme Einrichtung derselben, und wenn die Verpflegung, selbst von Franze⸗ sischen Beamten, auch mangelhaft geleitet wurde, so war die Behandlung der Kranken groͤßtentheils durch Preußische Aerzte und Chirurgen, nach dem Verlangen der Franzoͤsischen Behoͤrden, besorgt, doch tadellos ge⸗ fuͤhrt, und von letztern selbst belobt.

Als die Russischen Truppen sich Koͤnigsberg naͤher⸗ ten, war vorauszusehen, daß 9 bis 10,000 Kranke in den Lazarethen und Buͤrgerhaͤusern zuruͤckbleiben wuͤr⸗ den, da die Franzoͤsischen Behoͤrden bei ihren Ruͤcktrans⸗ porten mehr auf Rettung der Armatur, Bekleidungs⸗ und Munitionsbeduͤrfnisse, als auf Rettung der trans⸗ portablen Kranken sahen, und das Land durch die raͤu— derische Wegnahme des Angespanns durch befreundete Truppen, von Transportmitteln entbloͤßt war. Wo sollten nun Geld und Mittel zu fernerer Unterhaltung der Lazarethe herkommen? b

In dieser Noth wandte sich das hiesige Provinzial⸗ Commissariat, zur Verpflegung der Franzoͤsischen Trup⸗ pen, an die bekannten menschlichen Gesinnungen des Marschals Macdonald, der damals auf dem Ruͤckzuge in Koͤnigsberg anwesend war, bat ihn, auf das Elend seiner Landsleute und der Provinz Ruͤcksicht zu nehmen, und wenigstens eine Summe von 150,000 Franken zu Verpflegung der Franzoͤsischen Kranken, bleiben mußten, anzuweisen. Er antwortete woͤrtlich:

„Es laͤge in der Unmoͤglichkeit, hierin etwas zu leisten, die Franzoͤsischen Kassen waͤren voͤllig erschoͤpft, die Truppen haͤtten seit fuͤnf Monaten keinen Sold er, halten, uͤnd waͤren ohne Bekleidung. Er verließe sich auf die Menschlichkeit der Preußischen Behoͤrden.“

Und er hat sich nicht darin getaͤuscht! Die zu ruͤckgebliebenen Franzoͤsischen Kranken wurden in eg Lazarethen, ganz wie bisher, so wie die Russischen um Preußischen Kranken behandelt, und Alles aufgeboten, die Kosten durch Verwendung der zuruͤckgebliebenen Franzoͤsischen Magazinvorraͤthe, welche die Meu schct keit der Russischen Kaiserlichen Behoͤrden eben desweszeng nicht in Anspruch nahm, zu decken. Die Buͤrger, wellce Kranke in ihren Wohnungen hatten, behaneelten se uͤberall aus Mitleiden mit der groͤßten Sorgfalt, his Raum in den Lazarethen wurde, und aus letztern wut den sie erst bei voͤlliger Genesung entlassen. Wer hat hier von einer menscheufeindlichen Behandlung, vom Herabwerfen der Kranken aus den Feustern etwas 9e. hoͤrt? wer gesehen, daß ein Lazareth mit Hun derten von Kranken in den Flammen aufgegangen? Wer füble es nicht, daß die Einwohner Koͤnigsbergs, welche, ume geachtet der erltttenen Bedruͤckungen, gegen die leiden⸗ den Kranken und Verwundeten, sie mochten Freundm oder Feinden angehoͤren, nie andere Gesinnungen die der thaͤtigsten Menschenliebe geuͤbt haben, solche! Gewaltthaten gar nicht einmal faͤhig sind, und mwec muß nicht den bittersten Unmuth uͤber solche erbaͤrmlche Erfindungen aͤußern. E11

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Koͤnigliche Sbsanspieile

Donnerstag 28. Dezember. Im Schauspielhaust: „Don Carlos,“ Trauerspiel in 5 Abtheil., von Schillꝛrn (Hr. Rott, Regisseur des K. K. privilegirten Theatert an der Wien: Koͤnig Philipp, als Gastrollr.)

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Gedruckt bei Feister

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welche zuruͤckt

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Berlin, Freitag, den 29sten December 1826060.

Amtliche Rachrichten.

Kronik des Tages.

Bierzehnter Bericht. 8

Seine Majestaͤt haben die Nacht abwechselnd g Den Tag uͤber ist das Befinden gut gewesen. 5 Berlin, 28. Dezember 1826, Abends 7 Uhr. 8 Hufeland. Wiebel. Buͤttner. v. Graefe.

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Des Koͤnigs Majestaͤt haben dem bei der Regierung zu Gumbinnen fungirenden Regierungs Rath Hamil⸗ ton den Charakter als Geheimer Regierungs Rath zu ertheilen und das desfallsige Patent Allerhoͤchst Selbst zu vollziehen geruhet.

Des Königs Majestaͤt haben den bisherigen Steuer⸗ Rath von Brandt, zum Regierungs⸗Rath bei der Previnzial Steuer Verwaltung zu Koͤnigsberg in Preu⸗

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Angekommen. Der Regierungs⸗Vice Praͤsident von Bonin, von Stettin.

Durchgereist. Der Koͤnigl. Franzoͤsische Kabi⸗ nets⸗ Kourier St. Romain, als Kourier von Paris nach St. Petersburg.

Paris, 22. Dezbr. Folgendes ist der Text der (bereits erwaͤhuten) Rede, welche der Minister der aus⸗ waͤrtigen Angelegenheiten am 19. in der Pairskammer gehalten hat: „Edle Pairs! die Debatte, welche heute vor Ihnen eroͤffnet werden soll, legt uns die Verpflich⸗ tung auf, sie mit der jetzigen Lage unserer Verhaͤltnisse mit den Staaten, deren Interesse mit den Ereignissen der letzten Zeit am engsten verbunden ist, bekannt zu machen. Diese Pflicht will ich gegenwaͤrtig erfuͤllen. Beim Einmarsch des franzoͤsischen Heeres in Spanien im J. 1823 verlangte die englische Regierung und er⸗ hielt von Frankreich das Versprechen, daß keine Feind⸗ seligkeit gegen Portugal statt finden wuͤrde, und erklaͤrte, daß es sich durch seine alten Vertraͤge fuͤr verpflichtet halten wuͤrde, diesem Lande zu Huͤlfe zu eilen, wenn es angegriffen wuͤrde. Zur Zeit der letzten Unruhen, die in Portugal ausgebrochen sind, erfolgte von Sei⸗

ten Englands eine aͤhnliche

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2. 8 B116 11 e Erkläͤrung gegen Spanien * 1 sie wurde Frankreich und allen großen Maͤchten des Festlandes mitgethee⸗lt, und man kam uͤberein, daß Spa- nien gegen Portugal nichts unternehmen, und daß Eng⸗ 1 land seinerseits darauf sehen wuͤrde, daß Portugal keine Feindseltgkeit gegen Spanien ausuͤbe. Wahrheit gemaͤß, anerkennen, daß England dieser Ver,.,6— pflichtung vollständig nachgekommen ist; und daß ihrer, seits alle Maͤchte nie aufgehoͤrt haben, gemeinschaftlich bei dem spanischen Hofe dahin zu wirken, daß er Por, tugal keinen Grund zur Klage gebe. Allein im Augen⸗ blick, wo dieses Cabinet versicherte, die den Ausreißern abgenommenen Waffen sollten den portugiesischen Be⸗ hoͤrden ausgeliefert werden; im Augenblick, wo Befehle ertheilt wurden, die Ausreißer selbst von den Grenzen zu entfernen, sind diese mit den Waffen in der Hand in Portugal eingedrungen, und dieser ploͤtzliche Angriff war von Umstaͤnden begleitet, welche uͤber die Mitwir⸗ kung einiger mit der Entwaffnung und Verweisung der Ausreißer nach dem Innern beauftragten Behoͤrden kei⸗ nen Zweifel uͤbrig lassen. Frankreich, welches am ange, legentlichsten auf die Vorbeugung aller Feindseligkeiten von Seiten Spaniens⸗gedrungen hatte, Frankreich, wel⸗ ches mit dem groͤßten Recht verlangen konnte, angehort zu werden; Frankreich, dessen Einschreitung den Hoͤfen von England und Frankreich die vollstaͤndigste Unbesorgtheit ruͤcksichtlich der Erfuͤllung der vom spanischen Cabinet eingegangenen Verpflichtungen, hatte einfloͤßen muͤssen; Franzreich konnte bei Ereignissen nicht gleichguͤltig blei-

ben, aus den die offenbare Verachtung seiner Rathschlaͤge

oder die Ohnmacht, ihnen nachzukommen, so deutlich hervorgeht; und die Regierung des Koͤnigs hat sofort. seine Mißbilligung durch Zuruͤckberufung seines Bot⸗ schafters in Madrid zu erkennen geben muͤssen. Frank. reich kann England das Recht, oder sogar die Verpflich tung nicht bestreiten, welches aus einer langen Reihe von Vertraͤgen hervorgehe, Portugal zu Huͤlfe zu eilen; es wird seine Bemuͤhungen fortsetzen, um die Erneue⸗ rung solcher Handlungen zu verhuͤten, welche die vom englischen Cabinet angeordneten Maaßregeln veranlaßt haben; es hat bereits, in Gemeinschaft mit seinen Verbuͤndeten, bei dem Madrider Hofe die Schritte gethan, welche zur Erreichung dieses Zweckes am geeignetsten sind; und es erhaͤlt fortwaährend vom großbrittanischen Cabinet die bestimmtesten Versiche⸗ rungen seines vollständigen Einverstaͤndnisses. Nichts von dem, was in der letzten Zeit startgefunden hat, kann der koͤniglichen Regierung uͤber die Aufrich— tigkeit dieser Zusicherungen Zweifel einfloͤßen, auch sind die Minister des Koͤnigs entschlossen Sr. Majestaͤt den Rath zu geben, der spanischen Regierung Ihre Unter⸗ stuͤtzung zu verweigern, wenn sie, durch ihre Schuld, Por⸗ tugal in die Nothwendigkeit versetzte eine feindliche Stellung