1827 / 8 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

1 5 88 „8 8 1

im Stadtkreise Trier und im Kreise Saarlouis, allent⸗ healben aber nur bei, wenigen, besonders äͤltern nicht ge⸗ iim, ten Individuen, vor. Die segensreiche Kraft der Sc⸗utzpocken hat sich in dieser Pocken⸗Epidemie auf das luaaugenscheinlichste bewaͤhrt und steht uͤber allen Zweifel ecerbhoben da. Selbst die Stimme des Volks hat fuͤr sie entschieden. Es wurden mehr Kinder geimpit, als in irgend einem der fruüͤhern Jahre, weil das Publikum sich überzeugt hat, daß die aͤchte Impfung jedenfalls vor der verhrerenden, tödlichen, und beim güͤnstigen Aus⸗ pahge entstellenden Seuche schuͤtzt. Nur gegen Einzelne, die aus Vorurtheil, oder unedlen Nebenruͤcksichten sich ggegen die Schutzpocken⸗Impfung auflehnen, werden stren⸗ gerre gesetzliche Maßregeln nothwendig.

W 8s 1

.““ b 16 1 111“ Vermischte Nachrichten.

1 Ueber die neue franzoͤsische Malerschule spricht ein Franzose selbst folgenden Urtheil aus: Seit unsre polt⸗ Aischen Haͤndel uns David raubten, hat sich die franzoͤ⸗ sische Schule auf eine Bahn verirrt, von der sie schwer wieder dbzubringen sein wird. Den Dapid'’s, Gerard’s, Girobet'’s, die uns die Thaten griechischer Und roͤmischer Heroen und die nicht minder staunenswerthen der Hel⸗ deu unsrer Zeit schilserten, ist eine Schule gefolgt, die wir ohne Anstand jenen der Bouchers und Vanloo’'s unterorduen. Bet jenen ist wenigstens das Bestreben ichtbar, ihren Gemaͤätben Anmuth einzuhauchen, wenn

ind Schaͤfetinnen haben trotz der Reifroͤcke, mehr Werth, als baͤrtige, bis auf die Zehen bewaffnete Ritter, und

jen Vater in Todesnoͤthen, der seiner trauernden Fa⸗— milie als letzte Fettung das Spital zeigt, bald wieoer eilten unbarmherzigen Hauewirth, der einen armen

em Hause stoßt. Nicht viel mehr ergoͤtzen die Arbei⸗ en der Pariser Schule das Auge. Da stoͤßt ein Rauf⸗ old im Zweikemnpf einen Juͤngling nieder, er verhaucht en keßzten Seufzer und seine Todesblasse verursacht ei ner Frau, Zeuge des traurigen Schauspieles, eine Ohn⸗ macht. Hier sieht man Leute, die fuͤsillirt werden, zer⸗ lumpte Betterkender, Hunde, die mitleidiger sind, als die Menschen; gothische Burgen, Buschklepper und Straßenraͤuber, Kirchhoͤfe mit Leichenzuͤgen, und ihre traurigen Arerdenzien. Solche Monstruositäten bringt bdie heutige franzoͤsische Schule der Genremalerei hervor. Ein Gang auf den Kirchhof des Pere la Chaise erwecket. weit minder duͤstre Ideen, als ein Besuch in der Ge⸗ maͤldeausstellung! 8 Das hoͤchste woͤchentliche Gehalt eines Schauspielers war zu Garricks Zeit zwoͤlf Pfund die Summe, die der unnachohmliche Garrick selbst aus der Kasse bezog. Schauspieler und Saͤänger mußten damals, statt in ihren eigenen Cqutpagen zu fahren, zu Fuß gehen und viele von ihnen irteben nebenbet andere Gewerbe und Hand⸗ werke. Packer war ein Sattler in Vigolane, bei Bour⸗

““ öö

lingtongarten, Parsons! und [Burton Landschaftmalg Aicken hielt einen Strumpfwirkerladen in Yorksty Coventgarden, Davis eine Buchtendlung in Great Ra selsttnet, Bransbey einen Huthandel in Shire⸗sane Mrs. Pritchard, die Siddons ihrer Zeir, ein Maskerg dewaarenlager; John und Robert Palmer gingen deß Morgens wenigstens in der fruͤhern Zeit ihres 1. bens in der Stadt umher, um die Theaterzettel ag zukleben und der erstere war des Abends ein Liedtinge acteur in so vielen Rollen, daß man sagte, er heß mehr Manuscripte studirt, als ein Wagen mit zwei Pfer den ziehen koͤnnte; Dibben war einer der Zimmerleuke des Hauses; und der Komiker Tom Weston war Brt tenwender in der Koͤniglichen Kuͤche zu St. Jamg Die Kosten, die ein Acteur bei einer Benesizvorstellune hatte, waren zu Garricks Zeit 60 Pf.; jetzt belaufen se dieselben in beiden Wintertheatern auf mehr als 200 Pf. Deß Theater waren damals von so geringem Umfang, daß jedag Zuhoͤrer alles deutlich hoͤren und sehen konnte. Mr. Gan rick fragte haͤufig seinen Kassirer Johnson, ob die Einnahme des Hauses sich auf „drei Figuren“ belaufe, indem 100 Pf. meinte; und doch bluͤhte bei so maͤßigen Ein⸗ nahmen das Theater, und die Eigenthuͤmer erwarben sich bedeutende Reichthuͤmer. Ehe Gakrrick sein Haug auf der Adelphiterrasse kaufte, wohnte er in Southamg tonstreet, Coventgarden, und ging auf seinem Wig⸗ zum Drurylanetheater jeden Morgen durch Tavistoch street, in einen Mantel gehuͤllt und, wie es schien, Ma⸗ mand und Nichts wahrnehmend, was um ihn wan Tavistockstreet war damals die Rue Vivienne von Lon don, das Modenmagazin der Lady's aus dem Westente der Stadt. Es war damals Sitte, daß die Kleiden macher und Putzhaͤndlerinnen ihre Maͤdchen in den be den den Augen des Publikums ausstellten. Diese liezen den „brittischen Roscius“ nie unbeachtet bei ihnen voruͤben gehen und warteten gespannt auf seine Zuruͤckkunft; denn wenn es wahrscheinlich war, daß die untern Logen des Then ters nicht besonders besetzt sein wuͤrden, so hatte er die Gea wohnheit, auf seinem Ruͤckwege nach Hause den Labyt

links und rechts Kußhaͤndchen zuzuwerfen, was daß wohlbekannte Signal war, daß sie nach Southamptom street schicken koͤnnten nach Ordrts; und so erschienen die Logen oft auf das eleganteste gefuͤllt, indem de Schoͤnen die Kleider trugen, welche Lady’'s von Rang bei ihnen bestellt ha die noch nicht abgesande worden waren.

Dienstag, 9. Jan. Im Schauspielhause: „Kleim Rothkaͤppchen,“ Feen Oper in 3 Abtheil., mit Tanzz nach dem Franz. des Théaulon, von der Koͤnigl. Schaw⸗ spielerin F. Krickeberg. Musik von Boyeldieu. (Mad⸗ Seidler: Rosliebe. Hr. Stuͤmer: Graf Hugo. Hg. Wauern den Gchalmeistar).

Kittwoch 10. Januar. Im Schauspielhause „Die Schule der Alten,“ Lustspiel in 5 Abtheilungen, nach dem Franzoͤsischen von J. F. v. Mosel. Hierauft „Der Luͤgner und sein Sohn,“ Lustspiel in 1 Aufzug,

8 4 6 6

8— 1

1“

1

8 2

d. & 11.“

* 8 11“

82 82 8 8 *

Kronik des Tages.

Zwanzigster

. Bericht. . Seine Majestaͤt haben die verwichene Nacht puhig

geschlafen und befinden sich ohne alle Beschwerden.

Die Heilung des Bruchs schreitet auf die erwuͤnsch

teste Weise vor. b Berlin, den 9. Januar 1827. Abends 7 Uhr. Buͤttner. v. Graefe.

Hufeland. Wiebel. -0. ,

*

Abg erei st. Der Koͤnigl. Großbritt. Kabinets⸗ Kourier Kraus, nach Wien⸗

Durchgereist. Der Kaiserl. Russische Feldjaͤger Schmidt, als Kourier von Paris nach rg.

: . . L-s 1.“. e 931 8 8

die Mitglieder des Staatsraths, den Magistrat vder Stadt Paris, viele Marschaͤlle, Ge⸗ nirale, Pairs, Deputirten und Abends uͤber zwei hun⸗ dert Damen empfangen.

Die Etoile meldet folgendes aus Madrid vom 256. Dechr.: „Die spaͤnische Regierung hat die Absendung eines Truppencorps nach Estramadura und Alt⸗Castilien verfuͤgt; es soll aus sieben Regimentern Provinzial⸗Mi⸗ ligen, einem Garde⸗Regiment und einem Jaͤger⸗Regi⸗ ment zu Pferde, im Ganzen aus sieben bis achttausend Mann bestehn; der General Rodil wird es befehligen, und sein Commando ist von den General⸗Capitainen der Provinzen unabhaͤngig.“

Das naͤmliche Blatt enthaͤlt nachstehende Nachrich⸗ ten aus Lissabonn vom 20. Dec.: „Die Studenten der Universität Coimbra haben einen Aufstand beabsichtigt, bei der ersten Demonstration der Garnison ist aber die Ordnung sofort wieder hergestellt worden. Die Aufruͤh⸗ rer haben den Gouverneur von Almeida aufgefordert, die Festung zu uͤbergeben; die Garnison hat aber einen Ausfall gethan, und die Angreifenden in die Flucht ge⸗ schlagen. Sie sind auch bei Amarante zuruͤckgeschlagen worden; und haben mehrere vergebliche Versuche zum Uebergang uͤber den Tamego gemacht, wodei sie sich

stets mit Verlust haben zuruͤckziehn muͤssen. Der Mar⸗

Berlin, Mittwoch, den 10 ten Januar 1827. 8

5 ½Q 2

688

*

A das Corps

quis von Chaves ist noch immer in Chaves; des Vicomte Montalegro zu Villa⸗Real, und Sirzeira in der Gegend von Braganza.“

Der Vicomte d'Arlincourt, Verfasser mohrerer be⸗ kannter Romane ist zum Ehren⸗Kammerjunkeer Sr. M⸗ ernannt worden. 1 Der Courier frangais meldet, daß der Kardinal⸗ Erzbischof von Rouen den Geistlichen seiner Dioͤcese den Puder untersagt hat.

In Abbeville hat ein Beispiel seltner Frechheit eines Verbrechers stattgefunden. Als er naͤmlich vor einigen Wochen verhaftet und in Ketten geschlossen wurde, sagte er dem Schließer: „Macht es nur recht fest; je fester Ihr schließt, um so leichter wird es mir werden, Alles wieder los zu machen, und seid uͤberzeugt, daß ich zu Weihnachten nicht mehr hier sein werde.“ Er hat Wort gehalten; ist entsprungen, und hat am Tage sei⸗ ner Eatweichung in einem benachbarten Dorfe gleich wieder einen Diebstahl begangen. Hierauf ging er in ein Haus; verlangte ein Fruͤhstuͤck und versprach es zu bezahlen, wie auch eine Mahlzeit, die er drei Monat vorher dort erhalten habe. Auf Befragen, wer er sei, erwiederte er: „Ich bin ein Dieb, das ist mein Hand⸗ werk.“ Er fruͤhstuͤckte, bezahlte und ging weg. Waͤh⸗ rend seiner Gefangenschaft sagte er einmal: „Die Ga⸗ leeren sind nur ein Spaß; man braucht nur vierzehn Tage, um zu entspringen, und wenn ich auch meine Zeit dort abdienen sollte, so schadet es nichts; man sichert sich dadurch eine Versorgung von 5 Fr. taͤglich bei der pariser Polizei; ich werde gewiß einmal so enden.“

Der Courier frangais hatte in der ersten Hitze sei⸗ nes Zorns uͤber das neue Preßgesetz erklaͤrt, die Eigen⸗ thuͤmer der unabhaͤngigen Zeitungen wuͤrden gewiß vor⸗ ziehn, ihrem Unternehmen zu entsagen, ehe sie sich un- ter das Joch einer solchen Gesetzgebung beugen wuͤr⸗ den. Diese uͤbereilte Aeußerung gereut ihm wahrschein⸗ lich jetzt; denn er laͤßt sich durch einen angeblichen. Abonnenten, Herrn A. J., an seine Pflicht ermahnen, bestaäͤndig zu sein, und selost dann dem Kampfe nicht zu entsagen, wenn auch keine Hoffnung des Gelingens vor⸗ handen sei. Gedachtes Blatt, erwiedert auch sogleich dem Herrn A. J.: es hege die Hoffnung, daß die Kammer das Gesetz des Ministers nicht unveraͤndert annehmen werde; jedenfalls aber habe es seine Beharr⸗ lichkeit bereits gezeigt, und sei trotz aller Verfolgungen und Prozessen setner Ansicht treu geblieben; es werde also, was auch geschehn moͤge, der Letzte sein, der den Kamfplatz verlassen wuͤrde.

Fuͤnfprocentige Rente 98 Fr. 80 C. 99 Fr. Dreiprocent. 67 Fr. 50 C.

London, 30. Dez. Nach einer am 7. Dez. dem Parlament auf Erfordern vorgelegten Uebersicht, war die Zahl der Banquerouten⸗Ertlaͤrungen in England,