1827 / 63 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 15 Mar 1827 18:00:01 GMT) scan diff

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Vom Main, 9. Maͤrz. Se. Maj. der Koͤnig von Baiern haben die erledigte Stelle eines ersten Curators der Universitaͤt Wuͤrzburg dem General⸗Commissair und MPraͤsidenten der Regterung des Umter⸗Mainkreises, Frei⸗ herrn v. Zurhein uͤbertragen.

Am 6. d. ist zu Muͤnchen die beruͤhmte Koͤnigliche Kapell⸗ und Hoftheater⸗Saͤngerin, Frau Clara Vesper⸗ mann, geborne Metzger, nach einer Entzuͤndungskrank⸗ heit von 4 Wochen, an Kraͤmpfen, in einem Alter von nicht vollen 28 Jahren verschteden. Ihr Tod ist fuͤr die Kunst ein schwer zu ersetzender Verlust.

Tuͤrkei. Ein Schreiben aus Odessa vom 17. Febr. (in der Allgemeinen Zeitung) meldet:

„Wir haben interessante Nachrichten aus Constzn⸗ tinopel bis zum 9. d. Nachdem alle konfidentiellen Schritte des brittischen Botschafters, Hrn. Stratford Canning, in Betreff der Pacifikation Griechenlands beim Reis Effendi zu keinem erwuͤnschten Resultat gefuͤhrt

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khatten, uͤbergab derselbe endlich eine offizielle Note, und

schlug darin eine Einstellung der Feindseligkeiten vor, um wäͤhrend derselben an einer Ausgleichung zu arbei⸗ ten. Der russische Geschaͤftstraͤger, Hr. v. Mineiaky, machte zwar keinen gemeinschaftlichen Schritt mit Hrn. Stratfort Canning, uͤberreichte aber ebenfalls eine Note, gestuͤtzt auf das St. Petersburger Konferenz⸗Protokoll vom 4. April 1826, und forderte darin die Pforte auf, eine Ausgleichung mit den Griechen, welche sich durch ihren Widerstand bereits in eine Lage versetzt haͤtten, die ihre weitere Emanzipation herbeifuͤhren koͤnnte, und deren Untergang, im Falle sie bei ihrer Insurrektion unterlgen, Rußland nicht mit gleichguͤltigem Auge an⸗ sehen koͤnnte, auf irgend eine Weise einzuleiten. Aus Griechenland lauten die Nachrichten selbst wieder un⸗ guͤnstig fuͤr die Pforte. Lord Cochrane wird im Laufe des Maͤrz erwartet, er duͤrfte auch in Bezug auf obige Unterhandlungen sehr zur gelegenen Zeit eintreffen.“

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Thorn, Die diesjaͤhrige ziemlich starke Eisdecke des Weichsel Stroms hat den 2. d. M. ange⸗ fangen, sich bei Cracau in Bewegung zu setzen. Den 7. brach sie bei Warschau los, und riß einen Theil der Bruͤcke weg, und den 8. des Abends fing sie an, hier bei Thorn in Gang zu kommen, die Balken und der Belag der hiesigen Pfahlbruͤcke, wurden auf die einge⸗ gangenen Nachrichten von den- ungeheuren Schnee⸗Mas⸗ sen in den Gebirgen den 7. und 8. abgenommen. Der Eisgang dauert heute fort, und der Wasserstand nimmt schnell zu, und ist in diesem Augenblick 16 Fuß hoch.

Die Weichsel, Daͤmme in dieser Gegend koͤnnen einem Wasserstande von 21 Fuß widerstehen, und es ist daher hier schon große Gefahr zu fuͤrchten. In den untern Strom⸗Gegenden wird die Sache noch bedenk⸗ licher sein, und es kommt darauf an, ob und wann der Ausfluß in die Ostsee und das frische Haf offen wer⸗ den wird. Das Pfahlwerk der hiesigen Bruͤcke hat be⸗ traͤchtlichen Schaden erlitten, indessen ist man schon eif⸗ rigst mit dem Anstellen beschaͤftigt, die Passage uͤber die Bruͤcke, sobald nur der Strom nicht weiter zunimmt, wieder in spaͤtestens 3 Wochen herzustellen. Es kommen viele zertruͤmmerte Schiffsgefaͤße, und Theile von Woh⸗ nungen, Holz⸗Reihen und dergleichen angeschwommen, und die Fluth ist heftig. Es waͤre nur zu wuͤnschen, daß die lchoͤnen Gegenden am untern Strome gerettet wuͤrden, von wo nach der Theilweise auf der Hoͤhe ge wesenen Miß⸗Erndte abgeholfen werden koͤnnte.

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Vermischte Nachrichten.

88 Die Werschauer Zeitungen enthalten eine Beka machung der Heneral Direktion fuͤr den landschaftlne Creditverein vom 13. Febr. c., wonach in Gemaͤß des Artikels 134. des Reichstagsgesetzes wegen Einf rung dieses Vereins die bis zum 20. Januar d. nicht gehodenen fuͤr das abgelaufene Halbjahr zah gewordenen Kapital Summen und Ziasen von verle ten Pfandbriefen und Coupons ad depositum gen men worden sind, und nunmehr diejenigen Persog welche die Hebung der ihnen zustehenden Betraͤge absaͤumt haben, gehalten sind, sich deshalb schrij mit Angabe der Nummern der Pfandbriefe und pons an die Kasse der General⸗Direktion zu wende

Aus dem Schreiben eines Deutschen en die Elberfelder Zeitung folgendes aus Mexico von November:

„Ich muß gestehen, daß ich diese vielgept Stadt unter meiner Erwartung gefunden habe. ist zwar in ihrer Grundlage regelmaͤßig, mit l und breiten Straßen und in Quadraten angelegt, ein Europaͤer wird sie doch nicht schoͤn, noch we reinlich finden. Zu den sehenswuͤrdigen Gebaͤuden hört die Domkirche, an deren einen Seite ein sehr ßer Stein steht, in Zirkelrundung mit Blumen 2 hauen, welcher in Montezuma's Zeiten, vor der E

rung durch die Spanier, als Goͤtzenbild verehrt we

ist. Die Kirchen und Kloͤster, alle sehr reich und . nehmen gewiß den sechsten Theil der großen Stadt Am 16. September, einige Tage nach meiner Ank wurde das Fest der Unabhaͤngigkeit und der Beftn

von spanischer Herrschaft mit allgemeinem Jubel gef

wobei Beleuchtung, Stiergefechte und sehr schoͤne werke Statt fanden. Kirchenfeste giebt es hier fast lich, da der Kirchen und Kloͤster so viele sind, zu Bereicherung Alles eingerichtet ist. Die wenigsten schen hier koͤnnen lesen und schreiben, indem fruͤhe ter spanischer Herrschaft dieser Unterricht verboten jetzt ist er zwar erlaubt, und Schulen bestehen; da der Unterricht der Willkuͤhr der Eltern uͤberlassen so werden sie noch sehr nachlaͤßig benutzt. Das 6 gelium wird das ganze Jahr in den Kirchen nich gelesen, und gepredigt wird nur in der Fastenzeit. Die Moͤnche, besonders die Kapuziner, durch, die Straßen mit Heiligendildern und dem Opfen in den Haͤnden, um Gabden zu sammeln. Ude. wimmelt hier Alles von Dieben; wer sein Eigenl bewahren will, muß sich fast entschließen darauf zu und zu schlafen. Es ist wahrhaft traurig, daß int so fruchtbaren Lande, und in der Umgegend Stadt, worin Alles so leicht zu Gelde zu mache die Landleute doch bettelarm sind, deren man . hunderte, ja tausende, halb nackt und nur mit es alten Lumpen ihre Bloͤße bedeckend, mit Gemuͤsf Fruͤchten in die Stadt kommen sieht, in welchen Menge Muͤßiggaͤnger leben, welche kein eigenes 9 haben, sondern auf den Straßen schlafen, und sit

1 Diebereien ernaͤhren. Die Ursache liegt nur zu de

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Koͤnigliche Schauspiele.

Mittwoch, 14. Maͤrz. Im Schauspielhause renrettung,“ Schauspiel in 2 Abtheilungen. zum Erstenmale: „Postwagenabentheuer,“ Poss Abtheilungen, nach Picard's: le collateral, ou: ligence de Joigny, bearbeitet von C. Lebruͤn. 111“

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Berlin, Donnerstag,

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che Nachrichten. Kronik des Tages.

Der bisherige Privat⸗Docent bei der hiesigen Uni⸗ taͤt, Dr. Frankenheim, ist zum außerordentlichen essor in der philosophischen Fakultaͤt der Universitaͤt reslau ernannt worden. r ““

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g, von Dresden. Abgereist: Der General⸗Major und Kommandeur Vten Landwehr⸗Brigade, von Pfuel, nach Mag,

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ungs⸗ Nachrichten.

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II11 Paris, 8. Mäͤrz. Die vorgestrige Berathung der utirten⸗Kammer betraf den 2ten Titel des Pre;ge⸗ , welcher von den Geldstrafen handelt. Bekannt⸗ sollen die Geldbußen durch das neue Gesetz bedeu⸗ erhoͤht werden. Das Minimum der Strafe (we⸗ Schmaͤhung einer Privatperson) ist 500 Fr., das rimum 30,000 Fr. Auf die Beleidigung der Per⸗ des Koͤnigs steht naͤmlich eine Geldstrafe von we⸗ ens 5000 Fr. und von hoͤchstens 30,000 Fr.; diese afe steht auch auf Schmaͤhung der Koͤniglichen Wuͤrde, Thronfolgeordnung, der Religion des Staats, der ister bei Gelegenheit ihrer Amtsverrichtungen, und

gesetzlich anerkannten Religion und ihrer Priester Gelegenheit ihrer Amtsverrichtungen u. s. w. Hr. pont (de l'Eure) sagte, diese Verfuͤgung scheine dazu bestimmt, empoͤrte Sklaven zu zuͤchtigen, als e Maͤnner zu regieren; sie sei eine offenbare Anklage eres Zeitalters und ein Angriff gegen die ganze fran⸗ che Magistratur. Verlangen, fuhr der Redner fort,

NKinister nicht in der That, daß man oͤffentlich aus⸗

che, es sei eine unbezwingbare Tendenz vorhanden,

der groͤbsten Preßvergehn schuldig zu machen, und ei nothwendig und dringend, die Hand der Justiz

einer so schweren Waffe zu versehn, daß es den chtern nur moͤglich sei, fuͤrchterliche Strafen zu ver⸗ gen? Ist dies nicht die gehaͤssigste und unverdien⸗ e Verlaͤumdung? Und ist es nicht eine recht eigent⸗ h gegen die Justiz gerichtete Verlaͤumdung, da es be⸗

den 15ten Maͤrz 1827.

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Biographieen, niemals das hoͤchste Strafmaaß ausge⸗ sprochen haben, welches sie bei den bisherigen Gesetzen haͤtten verhaͤngen koͤnnen? Nie werde ich einer solchen Verfuͤgung meine Zustimmung geben, und am allerwe⸗ nigsten unter einem Ministerio, welches in einem so großen Maaße, wie es das gegenwaͤrtige gethan hat, die oͤffentliche Gunst zu verscherzen gewußt hat. Hr. Bourdeau sprach in derselben Art. Wenn ich, sagte er, ein Freund des Preßunfuges waͤre, so wuͤrde ich die fragliche Bestimmung unterstuͤtzen. Sie verfuͤgt Stra⸗ fen, die das Zehnfache derjenigen sind, welche das Gesetz vom J. 1817 festsetzte; und doch ist offenbar kein Grund zu einer solchen Erhoͤhuug vorhanden, denn es ist bis jetzt fuͤr kein Preßvergehn das Maximum der darauf stehenden Strafen ausgesprochen worden. Das Gesetz ist also strenger geblieben, als die Urtheile der Gerichts⸗ hoͤfe und es ist dieses der buͤndigste Beweis, daß das Gesetz keiner Verschaͤrfung bedurfte. Will man uͤbrigens eine vollstaͤndige Bestrafung eines Vergehens der er⸗ waͤhnten Gattung haben, so giebt es kein anderes Mit⸗ tel, als der Beurtheilung und der Befugniß des Rich⸗ ters ein weites Feld zu lassen. Setzt man aber ein uͤbertrieben strenges Minimum fest, so werden nur selten Verurtheilungen statt finden; und man wird weiter nichts erreichen, als die Straflosigkeit. Hr. Duhamel vertheidigte den Artikel. Ein jeder, sagte er, ist mit den Ministern und uns Allen darin einverstanden, daß es einen Punkt giebt, welcher das Verderben des geselli⸗ gen Vereins herbeizufuͤhren droht. Ich meine diese Ver⸗ laͤumdungen, welche in der letzten Zeit nur zu haͤufig geworden sind. Wir haben mit der repraͤsentativen Re⸗ gierung alle ihre Folgen angenommen, und wir muͤssen die theure Freiheit der Presse bewahren, denn durch sie allein kann jede Klage bis zum Throne gelangen; diese Freiheit begreift aber das unbeschraͤnkte Recht nicht, das Heiligste und Wuͤrdigste stets anzugreifen und herunter⸗ zusetzen. Ich halte die vorgeschlagenen Geldstrafen kei⸗ nesweges fuͤr zu hart; und da man sich stets auf ein benachbartes Land als Muster fuͤr uns beruft, so erin⸗ nere ich daran, daß nirgends die Preßvergehn strenger bestraft werden, und das Privatleben vor solchen An⸗ griffen sicherer gestellt ist; da sogar die Unverletzbarkeit der Mirglieder beider Kammern in solchen Faͤllen ver— schwindet, und die Strafe auch diese Personen, wenn sie eines solchen Vergehens schuldig sind, erreicht. Es ist meine Ueberzeugung, daß wir nur in den Prinzipien des uns vorliegenden Gesetzes eine Gewaͤhrleistung fuͤr die Sicherheit der Ehre der Privatpersonen, fuͤr die Le— gitimitaͤt und die Freiheit finden koͤnnen. Nach eini⸗ gen Zwischenreden wurde der fragliche Artikel der Com⸗ mission zuruͤckgeschickt, um daruͤber neuerdings zu berich— ten, weil die Minister den Amendements derselben ihre

unt ist, daß die Richter, selbst gegen die verrufenen

Zustimmung nicht gaben. Hierauf kam der schon fruͤ—

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