1827 / 191 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 18 Aug 1827 18:00:01 GMT) scan diff

liche Weise die Beschluͤsse J. K. H. der Infantin zu

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11““ ““ doch sielen keine bedeutenden Unordnungen vor. Gegen Nachmittag sah man Haufen Menschen beisammen ste⸗ hen, die sich uͤber das unerwartete Ereigniß besprachen. Da rief ein aufruͤhrerischer Priester: „Das Geld der Apostolischen siegt der schaͤndliche Saldanha ist ge⸗ stuͤrzt.“ Die Volksmenge warf sich uͤber ihn her, und ergriff ihn unter dem Ausruf: „Lang lebe der Koͤnig, die Charte und General Saldanha!“ So zog sie bis 1 ½ Uhr des Morgens in den Straßen herum, worauf sie sich zerstreute. Am 25. Nachmittags, als der See⸗ minister aus dem Ministerio kam, umgab ihn ein Haufe von mehr als 6000 Menschen; sie äͤußerten, das Volk muͤsse sich seines Petitionsrechts bedienen, die Infantin sei hintergangen worden. Der Minister versprach, sich bei der Infantin zu verwenden. Das Volk hielt vor mehrern Haͤusern still und sang patriotische Lieder; doch fand sonst kein Unfug statt. Aehnliche Scenen fielen im Theater S. Carlos vor, die constituttonelle Hymne wurde gespielt, und „der Koͤnig, die Charte und Gene⸗ ral Saldanha!“ rief man von allen Seiten.

Am 26. blieb Alles ruhig. Abends um 10 Uhr be⸗ gab sich eine große Menschenmenge nach dem Terreio do Poco, um zu erfahren, ob J. K. H. die oͤffentliche Stimme auf irgend eine Weise beruͤcksichtigt haͤtte? Man draͤngte sich vor dem Hause des Juiz do povo (Volksrichter) zusammen und bat ihn um seine Ver⸗ wendung bei der Regentin. Er erklaͤrte sich bereitwil⸗ lig und verlangte nur einen Trupp Cavallerie zu seiner Begleitung. Ein Cabinetsrath wurde gehalten, wobei Graf Sampaio zugegen war; man sandte mehrere Cou, riere mit wichtigen Depeschen an die Regentin ab. Die Besatzung war unter den Waffen; eine starke Abthei⸗ lung stand vor dem Hause des Polizei⸗Intendanten, Nach 10 Uhr versammelte sich ein Haufe Menschen vor

dem Hause des Finanzministers und rief bestaͤndig Viva!

Auf die Frage, was sie wuͤnschten, ließen sie dem Mi⸗ nister durch eine Deputation von fuͤnf Personen ant⸗ worten: Se. Exc. moͤchten erklaͤren, ob J. K. H. von der Unzufriedenheit des Vae. s Nachricht erhalten? Der

Minister antwortete: die egentin muͤsse es in diesem Aupenblicke erfahren haben, und ermahnte zur Ruhe

und Oronung.

Gegen die Fenster des Kanzlers Mat⸗ tos flogen einige Steine, weil ein Bedienter desselden dem Volke zugerufen hatte: „Fort mit euch, ihr betrun⸗ kenen Schlingel!“ Doch stellten die Patrouillen die

Gestern Abend fand abermals ein Auflauf statt, der

mit Muͤhe durch die Reuterei zerstreut wurde, die hie

und da Gewalt brauchen mußte. Hr. Candido José Pavier lehnte die ihm angetra⸗

gene Stelle eines Kriegsministers ab, die indessen der

nannt.

Graf da Ponte annahm. Graf Villa Flor ist zum Be⸗ fehlshaber der bewaffneten Macht in der Hauptstadt er—

Die Truppen haben an dem allgemeinen Enthusitas⸗ mus fuͤr General Saldanha Theil genommen. Gestern erschien daher ein Decret, unterzeichnet vom Grafen da Ponte, worin es hieß: Da mehrere Osfiziere sich un⸗ ter den Haufen sehen lassen, welche die Hauptstadt in Unruhe versetzt, und auf eine fuͤr die Nation schimpf⸗

mißbilligen sich unterfangen, wodurch sie die Autoritaäͤt

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J. K. H. und die constitutionnelle Charte, Art. 74, Ab⸗ schnitt 5, angegriffen; so befiehlt J. K. H. im Namen

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des Koͤnigs, doß saͤmmtliche Militairbehs ter ihrer Gerichtsbarkeit stehenden Personen anan sollen, J K. H. werde jeden Armee Officier, 8 erste Militaͤrpflicht, naͤmlich die Sudordination ve exemplarisch bestrafen lassen.

General Saldanha ist zu Cintra eingetroffen, mit großem Jubel aufgenommen worden. Auch Oporto ist er aͤußerst beliebt.

Amerika. Der Londoner Courier vom 7. Anp theilt drei Actenstuͤcke mit, die in Bezug auf die häͤltnisse Columbiens von besonderem Interesse naͤmlich: 1) ein amtliches Schreiben des Vice, . denten Santander aus Bogota vom 30. April an Praͤsidenten Bolivar, worin er ihn, hauptsaͤchlicg Unordnungen und Stoͤrungen der gesetzlichen Othn vorstellend, welche die dritte Columbische Huͤlfs Die fuͤr Peru unter Gen. Bustamente in den suͤdlichen vartementen erregt, und welche zur Zerstuͤckelung Republik fuͤhren koͤnnten, auf das dringendste auf wie er wiederholt seit dem Novbr. v. J. gethen, kommen und die Zuͤgel der Regierung als Pris⸗ aus seinen Haͤnden zu nehmen. 2) Die von B

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9 Berlin, Sonnabend, den 18ten August 1827. .“

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durch den Minister Revenga aus Caracas vom 10)

darauf ertheilte gewaͤhrende Antwort, worin T zugleich anzeigt, daß er gegen den Verraͤther aust und zu diesem Zwecke sofort nach der Hauptstadt hen wolle, indem er nicht glauben koͤnne, eher Pflicht als Krieger fuͤr sein Vaterland erfuͤllt zu als bis dieses in jeder Hinsicht zur Ruhe gebrag'n im Stande sein werde, frei seine Geschicke zu Win men; 3) eine, in diesem Sinne abgefaßte Proclamai des Libertadors an die Columbier, aus dem Haupm tier Caracas vom 19. Juni.

Noch unterm 28. Mai hatte Bolivar die Einladung des Vice⸗Praͤsidenten abgelehnt, in d sten Erwartung, daß die Columbischen Veteranen sich so vergangen, den Abgrund, den sie vor ihren ßen geoͤffnet, bereits wuͤrden wahrgenommen haben, davon zuruͤckgetreten sein, weshalb er von seinem schluß, das Praͤsidenten⸗Amt niederzulegen, nicht gle abgehen zu duͤrfen.

Koͤnigliche Schauspiele

Freitag, 17. August. Im Opernhause: „Iph in Tauris,“ Oper in 4 Abtheil., mit Tanz. von Gluck. (Mlle. Schechner, Koͤnigl. Baierisch saͤngerin: Iphigenia, als Gastrolle. Hr. Blume:

Sonnabend, 18. August. Im Schauspit „Der Wollmarkt,“ Lustspiel in 4 Abtheilunge H. Clauren. (Hr. Meck: den Amtsrath.) H. „Die Benefiz⸗Vorstellung,“ Posse in 1 Aufzug, 5 Abtheilungen. (Hr. Meck: Lord Pudding.)

Sonntag, 19. August. Im Schauspielhause: Taschenbuch,“ Drama in 3 Abtheil,, von Kr Hierauf. „Das letzte Mittel,“ Lustspiel in 4 P von Frau von Weissenthurn.

In Charlottenburg; „Pachter Feldkuͤmmel vum pelskirchen,“ Posse in 5 Abtheilungen, von Kohzt

Die Billets zu dieser Vorstellung sind im 2 Verkaufs⸗Buͤreau, im Schauspielhause, und Abeu Charlottenburg an der Kasse zu haben. 1.“

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Pesuche.

id Toͤplitz hier angekommen. 111“ 111¹“ LE11“

Im Bezirk der Koͤnigl. Regieru Gumbinnen ist dem Pfarrer Ostermeyer zu ilge die Pfarrstelle zu Bilderweitschen verliehen; zu Merseburg ist der Candidat des Predigtamts ind Conrektor zu Erfurt, Heinrich Eduard Bruͤhl, s Pfarrsubstitut zu Pratau, Ephorie Wittenberg; der Candidat des Predigtamts, Herrmann Christian Fulda, [s Pfarrer zu Dammendorf, erste Ephorie Halle, und ber Candidat des Predigtamts, Albert George Hart⸗ Rann Lindner, als Pfarrxrer zu Memleben, Ephorie Eckartsberga, angestellt; der Oberpfarrer zu Prettin, 3. Johann Friedrich Regel, ist als Oberpfarrer nach Duͤben, Ephorie Eilenburg, versetzt worden.

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Angekommen.

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Der General⸗Major und Kom⸗

audeur der ersten Garde⸗Division, von Alvensle⸗

en, von Carlsbad. 1 Der Kaiserlich Russische Legations⸗Sekretair von

ywtzow, als Kourier von St. Petersburg. 8

Zeitungs⸗Nachr

8 Ausland. Paris, 11. August. Gestern Vormittag traf der

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en.

8 oͤnig von St. Cloud hier ein und beehrte die Aus

geuung der franzoͤsischen Industrie⸗Erzeugnisse mit einem Se. Maj. betrachtete alles mit der groͤßten ufmerksamkeit und veranlaßte hin und wieder die an⸗ besenden Eigenthuͤmer der ausgestellten Gegenstände auf sas huldreichste zu naͤherer Auskunft uͤber dieselben. Vorgestern hatte der Fuͤrst v. Talleyrand und dem,⸗ pächst der Koͤnigliche Gesandte am englischen Hofe, Fuͤrst von Polignaec, bei Sr. Majestaͤt in St. Cloud Privat⸗ udienz. 1 Vom Lager von St. Qmer wird der Koͤnig sich ach den noͤrdlichen Festungen begeben. Fuͤnfprocentige Rente 103 Fr. 70—80 C. Drei⸗ Lon don, 11. August. Der Lord⸗Kanzler wurde gestern zu Sr. Maj. nach Windsor berufen; nach seiner

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Ruͤckkehr wohnt Kabinete Rathe bei. Am 3. und auch am 7. d. hatte der oͤsterreichische Gesandte Geschaͤfte mit Viscount Dudley im auswaͤr⸗ tigen Amte; gestern hatte der portugiesische Gesandte, Marquis v. Palmella, daselbst Geschaͤfte. 8 Der Courier giebt folgenden Abriß der Lebensge⸗ schichte des verewigten Premier Ministers. Hrn. Can-

wo noch jetzt ein Zweig derselben ansaͤssig ist. Die Koͤ⸗ nigin Elisabeth verlieh das Gut Garvagh in der Graf⸗ schaft Londonderry in Irland an Seorge Canning, ei⸗ nen juͤngern Sohn der Warwickscherischen Familie, der sich darauf nach Irland begab; und von ihm stammte der Minister ab. 8 thung mit einer schoͤnen aber unvermoͤgenden Person die Unzufriedenheit seiner Aeltern auf sich gezogen hatte, sah sich genoͤthigt, sein Gluͤck anderwaͤrts zu suchen, in⸗ dem ihm von Hause nur eine kleine Summe fuͤr seinen Unterhalt ausgesetzt, dos Erbgut aber auf seinen juͤngern Bruder uͤbertragen wu. So kam Hrn. Cannings Vater nach London, um ich daselbst dem Rechtsfache 8 zu widmen; er scheint jedoch darin keine großen Fort⸗ schritte gemacht zu haben und mehr den Musen als den Rechten zugethan gewesen zu sein. Er starb in Ar⸗ muth im April 1771, wenige Tage nach der Geburt 8 seines Sohnes Georg, dessen sich alsbald ein Oheim von muͤtterlicher Seite, ein angesehener Weinhaͤndler, annahm, der fruͤhzeitig, da er die deutlichen Beweise des Genie's an ihm gewahrte, den Knaben nach der Schule von Eton schickte, wo dann derselbe sich rasch auszeichnete, und bereits im 16ten Lebensjahre einer der obern Schuͤler wurde. Schon damals lieferte er auch einige treffliche poetische Probestuͤcke, worunter nament⸗ lich das Gedicht: Ueber Griechenlands Knechtschaft, be⸗ ruͤhmt geworden ist. Im Jahre 1788 kam er von Eton nach Oxford, wo er nach den erforderlichen weitern Studien die Wuͤrde eines Baccalaureus erlangte. We⸗ gen seiner eleganten Latinität und ausgezeichnet schoöͤ⸗ nen Deklamation erlangte er schon damals bedeutenden Ruf und die bereits zu Eton geschlossene innige Freund⸗ h schaft mit dem jungen Jenkinson, nachmals Lord Liver⸗ pool, setzte er in Oxford lebhaft fort. Hierauf ging er nach London, um sich in Middle Temple speciell den Rechtsstudien zu widmen; zugleich ward er Mitglied einer Gesellschaft, deren Zweck es war, Rechtsgegen⸗

staͤnde zu verhandeln, wodurch er denn eine Leichtigkeit 8 im oͤffentlichen Reden erlangte, die spaͤterhin viel zu sei⸗

nen Erfolgen beigetragen hat. In jener Zeit machte er 8 auch mit Sheridane und Fox Bekanntschaft. Wichtiger

und entscheidender fuͤr den weitern Gang seines Lebens seinen Freund Jenkinson erlangte

wurde jedoch die durch Bekanntschaft von Pitt,

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der von den ausgezeichneten

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nings Familie stammte aus Foxeote in Warwickshire,

Sein Vater, der durch die Verheira-