1828 / 315 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 22 Nov 1828 18:00:01 GMT) scan diff

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t. Sein Reichthum schreibt sich vorzuglich von der . Schnupf⸗Tabacks⸗Monopol her, in dessen Besitz er sich befindet. Die Consumtion in beiden Artikeln ist ganz außerordentlich, da fast Jedermann raucht und schnupft. Als der Franzoͤsische Marschall, Junot, Lissabon besetzt hatte, wohnte er bei dem Baron, im taͤ angewiesen 6— den Mittagstisch fuͤr folge damit zu bestreiten. 1 168 g;. Die Brighton⸗Gazette will wissen, daß das Reichssiegel weder dem Lord Camden, noch dem Lord Verulam zu Theil werden duͤrfte. 1 3 Lord Errol, Lord Miltown, Herr Leeson und mehrere Andere, haben ihre Namen aus den Buͤchern des, unter dem Namen Kildare⸗Street⸗Club in Dublin bekannten Orange⸗ Clubs, ausstreichen lassen. 3 d Die der Mexikanischen Bergwerks⸗Gesell⸗ schaft versammelten sich vor einigen Tagen und beschlossen, daß ein abermaliger Zuschuß von 100,000 Pfd. im Laufe von 12 Monaten gemacht werden solle. Die Zahlungen ge⸗ schehen in 5 Terminen. Wer 25 Pfd. giebt, erhaͤlt eine neue Actie mit allen den Vortheilen, die mit den alten ver⸗ bunden sind. Es werden 4000 neue Actien ausgegeben wer⸗ den, an welche die fruͤheren Theilnehmer das nachste Recht haben. Die allgemeine Meinung in der Versammlung war, daß diese Gesellschaft, so wie manche andere, ihre Geschaͤfte gleich zu Anfange nach einem zu großen Maaßstabe gefuͤhrt und folglich zu viel Geld ausgegeben, daß aber zugleich die Direction, besonders in der letzten Zeit, mit vielem Eifer fuͤr das Interesse des Ganzen gesorgt habe.

Die zeitherigen Berichte uͤber den Zustand unserer Fa⸗ briken waren oft sehr guͤnstig, oft aber auch sehr niederschlagend. Die Wahrheit liegt auch hier, wie gewoͤhnlich, in der Mitte. In den Baumwollen⸗Manufacturen herrscht im Allgemeinen

diel Thaͤtigkeit, mit Ausnahme einiger Zweige derselben. We⸗ niger ist dieses der Fall mit den Wollen⸗Manufacturen, woran hauptsaͤchlich die Ungewißheit Schuld ist, in der man wegen eines neuen Gesetzes, in Betreff der Einfuhr fremder Wolle, schwebt. Auffallend ist es demnach, daß die Frage nach In⸗ digo und Farbehoͤlzer fortwaͤhrend so bedeutend ist, besonders nach ersterem Artikel. Die Seiden⸗Fabriken moͤgen an manchen DOrten wenig beschaͤftigt seyn; allgemein kann man es aber nicht sagen. . Die Times enthaͤlt ein, an den Herzog von Wellington als ersten Lord der Schatzkammer gerichtetes Schreiben, in Betreff eines, in der naͤchsten Parlaments⸗Sitzung in Vor⸗ schlag zu bringenden Gesetzes, wonach den Britischen Destil⸗ lateurs erlaubt seyn soll, Branntwein fuͤr die Ausfuhr zu fabriziren, der vom Zoll befreit waͤre, in sofern die Materia⸗ lien dazu aus Syrup oder fremdem Getreide bestaͤnden. Als Alternative wird in dem Schreiben auch vorgeschlagen, bei der Ausfuhr des in Rede stehenden Branntweins einen Ruͤck⸗ zoll zu gewaͤhren, der dem Einfuhr-Zoll des fraglichen Sy— rups oder Korns gleich oder doch ziemlich nahe kaͤme. „Es scheint,“ sagt jenes Blatt, „daß trotz der ungehenern Menge

geistiger Getraͤnke, welche in den vereinigten Koͤnigreichen bereitet werden, doch wenig oder nichts davon ausgefuͤhrt wird. Die Hollaͤnder dagegen genießen seit langer Zeit des ausgebreitetsten Handels mit Branntwein, dessen Bestand⸗ theile alle aus fremden Laͤndern entnommen sind, waͤh⸗ rend England, welches das dazu Noöoͤthige in reichli—⸗ chem Maaße selbst hervorbringt, mit einer Feuerung, die bei Weitem wohlfeiler ist als in Holland, mit einem viel vollkommeneren Apparate fuͤr die Bereitung, von den Branntweins⸗Maͤrkten durch seine Hollaͤndischen Nachbarn verdraͤngt wird, wie es vor Zeiten mit anderen eintraͤglichen und unschaͤtzbaren Ausfuhr⸗Artikeln der Fall war, naͤmlich mit dem Ertrage der Herings⸗Fischerei, welche fruͤher an seiner eigenen Kuͤste betrieben wurde. Dies kann nur aus einer mangelhaften Politik entstehen. Es ist, aus politischem Gesichtspunkte betrachtet, eben nicht mehr Grund vorhanden, die Ausfuhr der Hollaͤndischen Branntweine auf Kosten der Englischen zu unterstuͤtzen, als man sich in mo⸗ ralischer oder medizinischer Hinsicht veranlaßt finden koͤnnte, den einheimischen Verbrauch hitziger Getraͤnke, welcher Art

sie auch seyn moͤgen, zu befoͤrdern, und somit das, in jeder Hinsicht weit zutraͤglichere Getraͤnk: des Biers, abzuschaffen oder verhaͤltnißmaͤßiger außer Gebrauch zu bringen.“ Schließlich spricht die Times das Vertrauen aus, daß der fragliche Vorschlag, welcher von einem sehr einsichtigen Manne her⸗ ruͤhre, von dem edlen Herzoge als ein wichtiger Schritt zur

Errichtung eines vortheilhaften Handels⸗Verkehrs werde an⸗ gesehen werden. 1 Man sagt, daß in Birmingham zwei neue Banken er⸗

richtet werden sollen.

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schfaͤnger aus Dundee haben in diesem? einen sehr ergiebigen Fang gehabt. Die Ladungen der Schiffe belausen sich zusammen auf 1800 Tonnen, deren P mit dem Fischbein zu 60 bis 70,000 Pfd. Sterl. geschaͤtt

Der Graf von Cardigan theilt jedem Armen in Kirchspiele Deen⸗Thorpe einen halben Acre Land zu bauung zu.

Die neuesten hier eingegangenen Zeitungen aus enthalten keine erheblichen Nachrichten. Sie sind an Theils mit Lobes⸗Erhebungen des fruͤheren Gouverneutkz Canada, Lord Dalhousie, angefuͤllt.

Die Colonie Cape Coast Castle, wird jetzt durt nen Ausschuß von drei Kaufleuten regiert. Unter der! sicht der Regierung betrugen die Ausgaben daselbst Ze Pfd. unter der jetzigen Direktion nur 4000 Pfd.

Es sind Zeitungen aus Mirimichi bis zum 24. 8 eingelaufen, denen zufolge der Gouverneur nicht, wie ts her seine Absicht war, nach England reisen wird, wen nicht entgegengesetzte Befehle erhalten sollte. Man erm in Mirimichi die baldige Erscheinung einer neuen Zeitse unter dem Titel: „Neues Braunschweigisches! gioͤses und literarisches Journal“. Aus Freden schreibt man, daß dort viele Krankheiten, besonders Kindern, herrschen, von denen bereits viele gestorben n

Herr Owen, bekannt wegen seines Planes, eine Ch in Mexiko zu etabliren, hat sich selbst dahin auf den! gemacht. Er will sich mit der dortigen Regierung üͤbge nen Plan verstaͤndigen, dann, wie es heißt, nach Ma leans gehen, den Missisippi hinauffahren, New⸗Harmon suchen, und im naͤchsten April in der Provinz Ohio der besprochenen Versammlung beiwohnen, wo uͤber eine von im vergangenen Fruͤhjahre aufgegebene Frage, uͤber die P heiten und die Irrthuͤmer in der christlichen Religion,! tirt werden soll. Wenn er mit der Merxikanischen Regi etwas Bestimmtes abmacht, so sagt man, werde er im! sten Juni wieder zuruͤckkommen, um Anstalten zu h sich ganz in Amerika niederzulassen.

Vor einigen Tagen war des Morgens ein so dicke bel gefallen, daß man sich genoͤthigt sah, alles Aus⸗ Einladen der Schiffe auf der Themse fuͤr einige Zeit stellen. Diese starken Nebel, die immer mit ÜUngluͤchh begleitet sind, finden besonders haͤufig in Dublin stnt, sich in dieser Hinsicht die Jahre 1798 und 1813 gap h ders auszeichneten. 9 Niederlande.

Bruͤssel, 15. Nov. Se. Maj. der Koͤnig a General⸗Major van den Bosch zum General⸗Lieutenmt! General⸗Gouverneur der Niederlaͤndischen Indien ernum

Es ist 163 Offizieren, Unteroffizieren und Soldetmn Erlaubniß ertheilt worden, die vom Kaiser Nicolaus tete Medaille zu tragen, welche auf seinen Befehl alen litairs verliehen worden ist, welche in den Feldzuͤgen 1812, 1813 und 1814 im Russischen Kriegsdienste stante

Unter die Militair⸗Sanitaͤts⸗Beamten, welche it der 1826 und 1827 in mehreren Provinzen herrschende demischen Krankheit, durch ihren Diensteifer ausgezii haben, sind zwoͤlf goldene Medaillen, jede zu 25 Dl Werth, und achtzehn silberne, jede zu 10 Ducaten werth vertheilt worden. Die Medaillen haben auf der Rit folgende Inschrift: 1826 (Name der Person) (Chir. Epidemico morbo saevissimo decumbentibus strenmet currenti Guilelmus I. Belg. Rex. 1827.

In den beiden Flandern schreitet die Bildung dere munal⸗Garden schnell vorwaͤrts.

Das Journal, der Courrier des Pays⸗Bas, wegen eines Artikels „uͤber den Jesuitismus und Mit rialismus,“ und eines andern, „uͤber die Preßfreiheit,“ dem Koͤnigl. Procurator vor den Gerichten verfolgt. zur Redaction dieses Blattes gehoͤrige Personen, von! der Richter verlangte, die Verfasser jener Artikel anzugt haben dies verweigert. 9

Deutisschland.

Karlsruhe, 16. Nov. Mit Hinsicht auf die am d. M. bevorstehende (bereits mehrerwaͤhnte) Saͤcularfeic eine „Getreue Nachbildung der urschriftlichen Antwont verewigten Großherzogs Karl Friedrich von Baden Kd. Hoheit auf die Danksagungen seines Landes nach Aufhch der Leibeigenschaft und einiger Abgaben, im Jahre 1 (vom 19. Sept. gedachten Jahres datirt) in Steindrut schienen. „Daß“ (heißt es im Eingange dieser, die edle sinnung des Verewigten auf das Deutlichste bekundenden wort) „das Wohl des Regenten mit dem Wohle des lu innig vereinigt seye, so daß beider Wohl⸗ oder Uebelstan Eines zusammenfließen, ist bei mir, seitdem ich meinen

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mung nachzudenken gewohnt bin, ein fester Satz gewe⸗ Ich kann also, wann ich etwas zu dem Besten des des thun kann, dafuͤr keinen Dank erwarten noch anneh⸗ Was mich selbst vergnuͤgt, mir Beruhigung giebt, (der Erfuͤllung meiner Wuͤnsche, ein freies, opulentes, tetes und christliches Volk zu regieren, naͤhert, dafuͤr kann mir nicht danken. Ich aber habe dem Hoͤchsten zu en, der mich die Erfuͤllung meiner Wuͤnsche hoffen laͤßt.“ zugleich ist nun auch die (fruͤher angekuͤndigte) Schrift des klichen Geheimen Rath, Ober⸗Hofrichter, Freiherr von is, unter dem Titel: „Gemälde uͤber Karl Friedrich den rkgrafen, Churfuͤrsten und Großherzog von Baden, ein rag zur Saͤcular⸗Feier des unvergeßlichen Fuͤrsten. 1stes w.“ erschienen. Sie enthaͤlt ein treues Bild des Le⸗ des Großherzogs, und seiner großen Verdienst um das

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Der Courrier français schreibt aus Gibraltar 27. Oct.: Der hiesige Gesundheitsstand hat sich seit ei⸗ n Tagen betraͤchtlich verbessert. Die Zahl der Kranken, eam 22. noch 1554 betrug, ist gestern auf 1130 gesun⸗ und es starben in den letzten Tagen nur 87. Die Fran⸗ he Fregatte „Aurora“ von 60 Kanonen ist vor 3 Ta⸗ aus Cadix angekommen. Die Spanische Fregatte Casil⸗ vird den 1. Nov. mit einem starken Convoi von Cadix Havana unter Segel gehen.

[Dasselbe Blatt meldet aus Valencia vom 31.

Die Verhaftungen wegen einer hier entdeckten Ver— oͤrung dauern fort. Die oͤffentliche Ruhe ist, nicht ge⸗

Zahlreiche Banden ziehen in der Provinz umher. Bande des Chefs Marzal hatte neulich bei dem Flusse ar ein Gefecht mit einer Abtheilung Linientruppen, wel⸗ zu ihrer Verfolgung ausgeschickt waren, und mehrere e und Verwundete verloren.

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Potsdam. Der Major Graf von Schwerin auf fshagen im Prenzlowschen Kreise hegte schon laͤngst die cht, den in den Befreiungs⸗Kriegen von 18 ½ ½ gefallenen lands⸗Vertheidigern bei genanntem Gute ein dauerndes kmal zu errichten. Dieses Vorhaben wurde in diesem re zur Ausfuͤhrung gebracht, und die Einweihung des jmals am 19ten v. M. vollzogen.

Breslau, 15. November. In der Nacht vom 9. zum brach gegen 3 Uhr in dem, auf der Erdzunge an der g⸗Bastion gelegenen Hause, in welchem sich ehedem die onsche Bade⸗Anstalt befand, und welches gegenwaͤrtig zu Wasch⸗Anstalt eingerichtet war, Feuer aus. Da das e Gebaͤude nur aus Fachwerk bestand, und uͤberdies in selben viel Holz⸗Utensilien, ingleichen Hafer und Stroh ewahrt war, so verbreitete sich die Flamme, ehe Huͤlfe eikommen konnte, uͤber den groͤßten Theil des Hauses, so sseine gänzliche Niederreißung nothwendig wurde. Alle kaäͤnde sprachen fuͤr die Vermuthung einer absichtlichen ⸗Anlegung. Um diesem wahrscheinlichen Verbrechen naͤ⸗ auf die Spur zu kommen, wurden noch waͤhrend dem ungsgeschaͤft Notizen gesammelt, welche saͤmmtlich den dacht gegen die jetzigen Besitzer leiteten. Sie hatten das verfallene Haus fuͤr die Summe von 3,344 Rthlr. er⸗ t, waͤhrend dasselbe in der hiesigen Feuer⸗Societaͤt noch 8,330 Rthlr. versichert steht, und hatten einige Utensilien hasselbe angeschafft, welche sie bei der Achner Brand⸗So⸗ t mit 3,330 Rthlr. versichert hatten. Waͤhrend man sie en naͤchsten 4. Tagen ungestoͤrt ihre Entschaͤdigungs⸗Ein⸗ ng betreiben ließ, wurden unablaͤssig durch Zeugen⸗Ab⸗ ungen und Erkundigungen die noͤthigen Mittel zur Wi— egung alles desjenigen gesammelt, womit die Eigenthuͤmer Verdacht der Feuer⸗Anlegung von sich ab und auf An⸗ zu waͤlzen bemuͤht gewesen waren. Insbesondere wurde hhandschriftliche Vergleichungen die genaueste Ueberein⸗ mung der Handschrift des Besitzers mit einem in der he jenes Hauses vor mehreren Wochen gefundenen Brand⸗ e, so wie in einem benachbarten Kaufladen Papier er⸗ elt, welches mit demselben Wasserzeichen wie das des ndbriefs versehen war. Mit diesen Mitteln versehen den die gedachten Besitzer vernommen und heute zu dem aͤndniß gebracht, das Feuer aus Speculation auf die 5 umme selbst angelegt zu haben. Beide sind

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Vermischte Nachrichten.

Vorlesungen uͤber die neuere Geschichte, gehalten zu Paris im Smme: 18286 von Guizot. 1—Ie e. 1228 2s z.. 11uou“*

welche, wenn auch der Geschichte an⸗ rend, doch mehr das Individuelle des Menschen, als dessen Leben im Volksgeiste beruͤhren, dabei aber mannigfach interessiren. Dahin gehoͤren die religioͤsen Glaubensbekennt⸗ nisse, philosophische Ideen, Wissenschaften und Kuͤnste: Al⸗ les dieses scheint sich mehr auf den Menschen zu beziehen, sey es, um ihn zu vervollkommnen, sey es, um ihm Vergnuͤgen zu gewaͤhren, oder den Zustand seines Innern zu verbessern, als daß es ihn in Bezug auf seine Stellung zur Gesellschaft anginge. Aber vom Standpunkt der wahren Civilisation aus verschwindet diese Ansicht, welche die hoͤchsten Interessen der Menschheit nur in einem subjektiven Lichte erscheinen laͤßt, da wird es offenbar, daß es immer die Religion war, welche die Voͤlker gebildet hat; die Wissenschaften, die Kuͤnste, alle moralischen und intellektuellen Beschaͤftigungen des Geistes erlangen und erhalten denjenigen Antheil an diesem groͤßten Werke, welchen sie verdienen. So ist es allein die Civilisa⸗ tion, welche die wichtigsten und erhabensten Thaten und Re⸗ sultate des Geistes, die am meisten von aller Aeußerlichkeit des Erfolgs unabhaͤngig sind, in ihrer wahren Bedeutung, in ihrem Zusammenhange mit dem Geiste des Menschen dar⸗ stellt, indem nur die Wichtigkeit und der Einfluß, welchen Religion und Kunst, Philosophie und Wissenschaft auf die Civilisation ausgeuͤbt haben, den Maaßstab an die Hand giebt, nach welchem sie selbst alle zu beurtheilen und zu wuͤr⸗ digen sind.

Wenn in diesem Allen auch schon die Bedeutung der Civilisation bezeichnet worden ist, so bleibt doch jetzt noch uͤbrig, eine genauere Auseinandersetzung des Begriffs derselben zu geben. Lange schon bedient man sich des Wortes Civili⸗ sation; man verbindet damit mehr oder weniger deutliche Begriffe, und dehnt diese bald weiter aus, bald beschraͤnkt man sie auf engere Graͤnzen. Man koͤnnte nun leicht ver⸗ suchen, von irgend einem philosophischen Standpunkt aus dem Worte selbst eine Bedeutung, oder wenn man lieber will, einen Begriff unterzulegen, aber eine Gefahr waͤre dabei nicht eben so leicht zu vermeiden, die naͤmlich, dem Worte einen nur abstrakten Begriff zu geben, der nur in dem Geiste dessen, welcher ihn sich bildet, bestaͤtigt wird und Guͤltigkeit empfaͤngt, nicht aber in dem, worin Alles, was der Geist erzeugt, sich bewaͤhren muß, in der Ge⸗ schichte naͤmlich. Und so muß es denn die Geschichte der Civilisation selbst seyn, welche uns den Begriff derselben an die Hand geben muß. Untersuchen wir aber diese in Be⸗ zug hierauf, so ergiebt sich sogleich das Resultat, daß mit der Civilisation immer ein Fortschritt, eine Entwickelung nach einem hoͤheren Ziele hingegeben ist. Die Etymologie des Wortes selbst deutet darauf hin, es bezeichnet die Vervoll⸗ kommnung des buͤrgerlichen Lebens, die Entwickelung mensch⸗ licher Verhaͤltnisse in der Gesellschaft. Die weitere Ausbrei⸗ tung, die groͤßere Thaͤtigkeit, die bessere Organisation aller

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Es giebt Thaten,

dieser so mannigfachen und in sich so reichen Verhaͤltnisse

tritt sogleich vor unser Bewußtseyn, sobald das Wort aus⸗ gesprochen wird. Zugleich verbindet sich damit auch die Vor⸗ stellung von einem Wachsthum in der Hervorbringung der Mittel, welche die Macht und das Wohlseyn und dabei auch eine gleiche Vertheilung dessen unter die Individuen der Gesell⸗ schaft hervorbringen. Aber es fragt sich nun, ob dieses denn schon Alles ist, was die natuͤrliche und gebraͤuchliche Bedeu⸗ tung des Wortes Civilisation in sich schließe? Es ist dies eben so, als wenn man fragte: ob das menschliche Geschlecht denn im Grunde eigentlich nichts als ein Ameisen⸗Haufen waͤre, eine Gesellschaft, wo es sich nur um Ordnung und Wohlseyn handelte, und wo, je groͤßer die Arbeit ist, und je gleich⸗ maͤßiger die Vertheilung der Fruͤchte derselben waͤre, man sich nur desto mehr dem Ziele naͤherte? Bei der Beantwortung dieser Frage moͤchte man sagen, daß schon der Instinkt des Menschen einer so engherzigen Auffassung und Ansicht von der Bestimmung des Menschen⸗Geschlechts sich entgegensetzte, und etwa so liegt es in einem fast unbewußten Gefuͤhle, daß der Begriff der Civilisation mehr in sich enthalte, eine weitere und tiefere Bedeutung habe, als das oben Bezeichnete ihm giebt. Die Geschichte bestaͤtigt dies, und ein Beispiel aus ihr wird dies deutlicher machen. Nehmen wir Rom in der bluͤhendsten Zeit seiner Republik, nach dem zweiten Puni⸗ schen Kriege, als seine Tugenden am groͤßten waren und es der Welt-Herrschaft entgegen ging, und wo sein Zustand im Fortschreiten war, vergleicht man dies Rom