1828 / 338 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 15 Dec 1828 18:00:01 GMT) scan diff

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111u14161“*“; Stawropol, 11. Nov. Gestern ist der General von der Cavallerie, Emanuel, der die Truppen an der Kaukast⸗ schen Linie commandirt, nach gluͤcklicher Beendigung seiner Expedition gegen die Karatschajewer, ein Gebirgsvolk, das uns abgeneigt war, nach Stawropol zuruͤckgekehrt. Am Fuße des Elborus in unzugaͤnglichen Schlupfwinkeln sich aufhal⸗ tend, wo sie keine Zuͤchtigung besorgten, machten die Karat⸗ schajewer nicht nur selbst oͤftere Einfaͤlle in unsere Grenzen, sondern ihr Gebiet, unsern Beobachtungen entzogen, diente nebst den angrenzenden Bergen und Schluchten auch stets als ein Sammelplatz fuͤr alle gegen Rußland feindlich ge⸗ finnte Bergvoͤlker jener Gegend, wenn sie sich zusammenrotteten, uum gemeinschaftlich Invasionen zu machen, welches zusehends seit der Zeit zunahm, wo der Tuͤrk. Regierung der Krieg erklaͤrt wurde. Am 1. Nov. naͤherten sich unsere Truppen, von dem General Emanuel in Person angefuͤhrt, der Felsenkluft von Karat⸗ schajew und begannen um sieben Uhr Morgens den Kampf mit den Bergbewohnern, die mit verzweifelnder Vertheidi⸗ gung dieser Schutzwehr ihres ungestraften Raͤuberhandwerks, das Gefecht bis sieben Uhr Abends fortsetzten, endlich aber gezwungen waren, den Kraftanstrengungen unseres tapfern Kriegsvolkes zu weichen, dessen unerschrockener Muth auch bei dieser Gelegenheit mit dem vollkommensten Erfolge ge⸗ kroͤnt wurde. Der Feind, auf's Haupt geschlagen und des besten Theiles seines Heeres verlustig, wurde aus der Kluft verdraͤngt und zerstreut, worauf unser Detaschement dieselbe

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besetzte und am folgenden Tage, ohne auf Widerstand zu sto⸗

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ßen, Kart⸗Jurta, den Haupt⸗Anl der Karatschajen, erreichte. Erschreckt, schickten die Einwohner ihre Aeltesten entgegen und flehten um Schonung, die ihnen auch gewaͤhrt wurde. Am 3. Nov. leisteten der Beherrscher der Karatschajen, Vali Isslam Krim Schawkalow, die Aeltesten und das ganze Volk, Sr. Majestaͤt dem Kaiser den Unterthanen⸗Eid, stellten, als Unterpfaͤnder ihrer Treue, Geißeln aus der Familie des Beherrschers Schawkalow sowohl als auch aus den drei an⸗ dern angesehensten Aeltesten⸗Familien, und verpflichteten sich, nicht nur fernerhin keine Zusammenrottung der Bergvoͤlker in ihrem Gebiete zu dulden, sondern auch aus eigenen Kraͤf⸗ ten deren Eindrange in unsere Grenzen zu steuern, und von eder feindseligen Absicht derselben die benachbarte Russische Obrigkeit in Kenntniß zu setzen.

Die Baͤndigung der Karatschajen ist von großer Wich⸗ tigkeit fuͤr die Ruhe und Sicherheit des Kaukasischen Ge⸗ bietes. Sie wird aber um so willkommener, da sie durch die entschlossenen und weisen Maaßnahmen des Generals Ema⸗ nuel, in der allerkuͤrzesten Zeit und ohne betraͤchtlichen Ver⸗ lust der dabei angewandten Truppen, vor sich gegangen ist. Ueberdies noch gewinnt jene Gegend des Kaukasus, durch die, zur Befoͤrderung des Handels mit diesen neuen Unter⸗ thanen Rußlands getroffene Einrichtnng eines Tauschhofes am Flusse Kuma, der Festung Chadanduchow gegenuͤber, neue

eittel zum Umsatze ihrer Erzeugnisse. 1

Tiflis, 11. Nov. Vorgestern ruͤckte das Grusinische Grenadier⸗Regiment in Tiflis ein, und feierte zugleich den Jahrestag der Allerhoͤchsten Ernennung des jungen Groß⸗ fuͤrsten Konstantin Nikolajewitsch zum Chef desselben. Am Morgen empfing der Graf Paskewitsch das Regiment auf dem Exivaner Platze, und dankte mit herzgewinnenden Wor⸗ ten den tapfern Grenadieren fuͤr die Dienste, die sie unter seiner Anfuͤhrung in dem letzten Feldzuge gegen die Tuͤrken leisteten. Abends war ein Ball, an dem, außer den Einwohnern der Stadt, auch die Perser aus den neu eroberten 6 vinzen, die gefangenen Tuͤrken: die Pascha's von Kars und Bajazed und die hier anwesenden Auslaͤnder: Eng⸗ laͤnder, Franzosen u. s. w. Theil nahmen. Die Ballzimmer waren mit Kriegs⸗Attributen geschmackvoll ausgeschmuͤckt. In dem großen Saale fielen die Blicke gleich beim Eintritte auf das Bildniß des geliebten Monarchen, von einer gewaͤhl⸗ ten Armatur eingefaßt. Die Belohnungen, deren das Gru⸗ sinische Grenadier⸗Regiment gewuͤrdigt worden ist, machten die Mitte der zweiten Armatur aus, die die Wand zur Rech⸗ ten des Bildnisses Sr. Maj. bedeckte. Die theuerste dieser Belohnungen bezeichnete der Namenszug Sr. Kaiserl. Hoh. des Großfuͤrsten Konstantin Nikolajewitsch, zusammengesetzt aus den Ehrenzeichen und Medaillen der Grenadiere. Von oben beschatteten diese Chiffre die Georgien⸗Fahnen des Re⸗ giments. Die gegenuͤber sichtbaren Namen der Schlachten, in denen dasselbe sich ausgezeichnet hat, erinnerten an dessen Waffenruhm und unwillkuͤhrlich zugleich an den seines ehe⸗ maligen Chefs, des Generals Kotljaͤrewski. Die Thaten der Befehlshaber, an die das Vertrauen und die Ergebenheit des Untergebenen sich knuͤpft, schlagen besonders im Herzen des Soldaten tiefe Wurzeln, und von Lippe zu Lippe, von

Paris, 8. Dec.

Geschlecht auf Geschlecht erbt die Erzaͤhlung von den bestan⸗ 1164““ öh“ 1“ 1“

denen Muͤhen und erfochtenen Siegen sich fort. Das G sinische Regiment segnet bis auf diesen Augenblick dasz denken Kotljaͤrewski’'s. Doch welcher Vaterlandssohn the dieses Gefuͤhl nicht? Gegenwaͤrtig commandirt das giment der Oberst Graf Simonitsch. Er ist von Geburt, Slavone, von Herzen Russe, im Kriegsgeschaͤft ein tuͤchti Officier. Bei Elisabethpol schwer verwundet, fuͤhrt er nn jetzt, auf die Kruͤcke gestuͤtzt, feine Grenadiere vorwan Tapferkeit ist ihm angeboren, Krieg sein Element, Erget heit fuͤr unsern Kaiser und Liebe fuͤr Rußland, (nunme sein Vaterland), die lebhafteste Empfindung, die ihm Dankbarkeit in's Herz gepraͤgt hat.

8 Frankreich.

Vorgestern bewilligte der Koͤnig General-Lieutenant, Vicomte Donnadieu, Befehlshaber vierten Militair⸗Division, eine Privat⸗Audienz. An dem ben Tage nahmen Se. Maj. das letzte Gemaͤlde des Hal Horaz Vernet, die Schlacht bei Fontenoy vorstellend, welt die Decke des Saales neben der Schloß⸗Kapelle ziert, Augenschein und geruheten, dem Kuͤnstler Ihren lebhaften Beifall sowohl uͤber die Composition als uͤber die Ausse rung dieses neuen Kunst⸗Produktes zu erkennen zu geben,

Der See⸗Minister macht bekannt, daß der Koͤnig, seinen Antrag, mittelst Verordnung vom 3. d. M., den dem Jahre 1791 bestehenden Marine⸗Unterstuͤtzungs⸗Fond vom 1. Januar k. J. an um 60,000 Fr. erhoͤht hat, well Summe ausschließlich auf solche unbemittelte Schiffs⸗Attt rie⸗Officiere außer Dienst verwendet werden soll, die, da noch nicht die erforderliche Zeit gedient, nur Pensionen; halten haben, welche noch nicht das Minimum des Reso Gehaltes ihres resp. Grades erreichen.

Der Messager des Chambres bemerkt uͤber neuesten Ereignisse in Bogota: „Tausend verschiedene sachen scheinen sich zu vereinigen, um alle jene neuen Et ten des suͤdlichen Amerika's an der Annahme eines weß und gemaͤßigten Regierungs⸗Systems zu verhindern. Es l in der republikanischen Form etwas Energisches und Leit⸗ schaftliches, welches jene Ruhe und Reife des Geistes, Liebe zur Arbeit und hohe Rechtlichkeit erheischt, wovon! Pflanzer und die handeltreibende Klasse in den Vereinig Staaten von Nord⸗Amerika uns das vollkommenste Bild fern. Wer hingegen auf dem Continente Suͤd⸗Amerl gelebt hat, weiß am besten, daß die Verschiedenheit Kasten, daß politische Leidenschaften, Erinnerungen aw⸗ Mutterland, eine den Colonisten eigenthuͤmliche Abneizmn vor der Arbeit, Haß und Vorurtheile, daß sich mit eina Worte dort Alles der Befestigung der Unabhaͤngigkeit neuen Republiken entgegenstellt. Die Versammlung des (u gresses, die Berathungen desselben, die Wahl der hoͤhern d amten, alle diese ernsten und unumgaͤnglich noͤthigen Geg staͤnde der republikanischen Regierung sind freilich in keing Freistaate noch ohne Volksbewegungen abgelaufen; e muͤssen aber nicht in Anarchie ausarten, wenn anders ni der ganze Staat zu Grunde gehen soll. Wir wuͤnschen al richtig, sowohl in dem Interesse des allgemeinen Friedemn als in dem des Handels und Verkehrs, daß endlich eine we nuͤnftige Regierung in jenen bewegten Laͤndern zu Stan komme, damit Amerika dem alten Europa nicht ferner ie Schauspiel buͤrgerlicher Zwietracht darbiete.“

Die geographische Gesellschaft hielt vorgestern ihre zwet diesjaͤhrige General⸗Versammlung unter dem Vorsitze de Barons Cuvier. In einer trefflichen Rede hob dieser die große Vortheile heraus, die den Wissenschaften im Allgemeina vorzuͤglich aber der Geographie aus den Reisen zu Wast und zu Lande erwachsen. ie Minister der Marine u des Innern, Herren Hyde de Neuville und von Martigna wurden demnaͤchst, auf den Vorschlag des Herrn Cuvig als Mitglieder der Gesellschaft aufgenommen. Diese hatl im Jahre 1825 einen Preis fuͤr denjenigen Reisenden ausgeset! der, vom Senegal aus, in das Innere von Afrika bis nach Ton buktu vordringen wuͤrde. Dieser Preis ist nunmehr den Hrn. August Caillé, der bekanntlich unlaͤngst von dieser 9.⸗ fahrvollen Reise gluͤcklich zuruͤckgekehrt ist, zuerkannt worde Die Reise des Hrn. Caillé, woruͤber Herr Fomard einen aut fuͤhrlichen Bericht abstattete, wird im Druck erscheinen. Am Schlusse der Sitzung wurde zur Wahl eines neuen Mit⸗ gliedes der Gesellschaft an die Stelle des verstorbenen Gms⸗ fen Andréossy geschritten; dieselbe fiel auf Hrn. Royer, ehe

maligen Verwalter der Franzoͤsischen Niederlassungen in Se⸗

negambien.

Der Messager des Chambres theilt folgende fi tistische Notiz uͤber den Handel von Marseille mit: Des Hafen⸗Zoll von Marseille traͤgt dem Schatze mehr ein alt Die jaͤhrlich

der irgend einer andern Seestadt Frankreichs. 1ö“ v 11u“ 1 8 1““

zfuhr betraͤgt an 80 Millionen Franken. Die von den gefuͤhrten Gegenstaͤnden erhobenen Abgaben beliefen sich Jahre 1827 auf mehr als 20 Millionen Fr., die der aus⸗

Uohrten Artikel auf etwa 180,000 Fr. Im laufenden Jahre

ugen die erstern fuͤr den Zeitraum vom 1. Januar bis September 18 Millionen Fr.; die letztern 120,000 Fr. Die hiesigen Buchhaͤndler haben vor einigen Tagen einen 21 Mitgliedern bestehenden Ausschuß ernannt, welcher Interesse bei der Handels⸗Untersuchungs⸗Commission rnehmen soll. In Duͤnkirchen werden naͤchstens unter dem Titel des I. 8 Eer1„7tf 185 S5. &△p Se⸗, „; rillon de Duͤnkerque“ und des „Jean⸗Bart“ zwei neue kitutionnelle Zeitungen erscheinen. Das Departement Nordens hat alsdann 14 politische Blaͤtter, wovon 9 con⸗ tionnell, 3 absolutistisch und 2 ministeriell. Auch in louse erscheint seit dem 1sten d. M. ein neues constitu⸗ nelles Blatt: „das mittaͤgliche Frankreich.“ Aus Toulon meldet man unterm 1sten d. M.: „Gestern hie Gabarre „Finisterre“ aus Navarin mit Devpeschen angekommen, die man fuͤr sehr wichtig haͤlt; mit ihr ich sind auch drei Transportschiffe eingelaufen. Unge⸗ t des Geruͤchtes der bevorstehenden Ruͤckkehr der Expe⸗ ons⸗Armee aus Morea, wird mit der Einschiffung von tern und Balken fortgefahren, die indessen wohl fuͤr die chen bestimmt seyn moͤgen. Der Oberst Fabvier ist seinem treuen Gefaͤhrten, Hrn. Molidère, und noch einem in Philhellenen, Hrn. Desmaisons, gestern hier einge⸗ n. Abends wohnte er im Theater einer Vorstellung des gerspiels Leonidas bei, und wurde hier, sobald man ihn nte, mit einem lauten Lebehoch begruͤßt. Es heißt, er e sich nach Morea, um daselbst ein Corps von 15,000 hen zu organisiren; mit der ersten guͤnstigen Gelegen⸗ wird er dorthin abreisen. Hr. von Sérisi, Ingenieur Marine im hiesigen Hafen, welcher den Bau der kuͤrzlich karseille vom Stapel gelassenen Aegyptischen Fregatten et hat, wird sich naͤchstens mit seiner ganzen Familie Alexandrien einschiffen, wo er von dem Pascha von pten auf fuͤnf Jahre als Ober⸗Ingenieur fuͤr die Schiffs⸗ n mit einem jaͤhrlichen Gehalte von 60,000 Fr. ange⸗ worden ist. Ibrahim Pascha hat sich uͤbrigens, wie wir von Alexandrien nach Kairo begeben, wohin sein ihm binnen Kurzem folgen wollte. Seine Truppen in ein Lager in der Naͤhe dieser Stadt beziehen. Das nigen Tagen aus Mahon hier eingelaufene Schiff „la oie“ soll die unwahrscheinliche Nachricht uͤberbracht daß der Dey von Algier von einem Vergleiche mit reich durchaus nichts hoͤren wolle.“ * 116“ Großbritanien und Irland. ondon, 5. Dec. Es ist kein Zweifel (sagt die Mor⸗ Chronicle), daß die Unterhandluͤngen mit Herrn sson und seinen Freunden, auf welche wir am Dien⸗ anspielten, zu Stande kommen werden. Herrn Grant's se war festgesetzt gewesen, und er hat sie aufgeschoben. hat man von dem neulichen Besuch des Herzogs von igton bei dem Lord Aberdeen Folgerungen gezogen. üom Morning⸗Journal liest man: „Es kann kei⸗ zweifel unterliegen, daß es dem Herzog von Welling⸗ sßerordentlich darum zu thun seyn muß, seinen Einfluß nterhause zur bevorstehenden Parlaments⸗Sitzung zu rken. Diese allgemein vorherrschende Meinung veran⸗ die verschiedenartigen Geruͤchte von „Verbesserungen Veraͤnderungen“ im Cabinet. Da Hr. Peel zu ver⸗ gegeben hatte, daß er nicht laͤnger im Stande sey, die g des Unterhauses zu uͤbernehmen, wenn die katholische egenheit nicht auf eine oder die andere Weise beseitigt „so wurde dadurch nur die Unruhe und Verlegenheit derzogs vermehrt. Sir G. Murray, obgleich ein sehr Hbarer Officier und ein sehr rechtlicher Mann, ist kein r; und was ihm besonders zum Nachtheil gereicht, ist uf einer gewissen Unbestaͤndigkeit, der durch eine seiner Adressen an das Haus veranlaßt ward. Das Bestre⸗ geheimnißvoll zu erscheinen, und beiden Theilen zu ge⸗ Lindem er V Sir G. Murray nicht gutgethan. Der arme Hr. G. on ist gegenwaͤrtig gleichfalls von keinem Gewicht den thaͤtigen Personen in der Verwaltung. Seine hn im Parlament ist beendet, und er kann keiner Par dehr von Nutzen seyn, aus dem sehr einfachen Grunde lihm Niemand mehr trauen will. Selbst Hr. Peel te vor einiger Zeit die hoͤchste Stufe der Leiter seines zes; er kann fortan nur hinabsteigen. Das Zutrauen aͤltesten und besten Freunde ist erschuͤttert worden, und auben, er habe seine eigenen Verdienste ganz richtig et, wenn er zugiebt, daß er dem Hause der Gemeinen

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sich weder an einen noch den andern schloß,

nicht mehr vorstehen koͤnne. Was Herrn Goulbourn betrifft, 9

so haben wir nur zu bemerken, daß er weder ein Pitt noch

ein Necker ist. Er ist ganz unpassend fuͤr sein Amt, und vorzuͤglich in einer Periode, wo die Finanzen des Landes in großer Unordnung sind. Wir wollen damit nicht sagen, daß Herr Goulburn nicht ein thatiger und brauchbarer Minister sey. Er wuͤrde ein guter Vorsteher der Muͤnze seyn ein ganz ausgezeichneter Prasident des Handels⸗Tribunals ein guter Lord der Aomiralitat doch zum Finanz⸗Minister ist er nicht geeignet. Nach unserer Meinung muͤßten er und Herr Herries die Plaͤtze wechseln. 3 „Wir haben immer behauptet,“ sagt die Times, I11“ die, von den Englischen Anti⸗Katholtten der Irlaͤndischen Geistlichkeit zugeschriebenen Gewalt uͤber die katholischen Laien, niemals wieklich existirt habe. Ihr Einfluß auf zeit⸗ liche Gegenstaͤnde ist von der Menge nie als Einfluß von geistlichen Personen gefuͤhlt worden; wohl aber wirkten diese als Buͤrger desselben Landes, die sich in Verhaͤltnissen befanden, welche sie zu zweckmaßigen Verbindungs⸗Mitteln zwischen der thatigen aristocratischen Parthei und dem Volke geeignet machten. Die anti katholischen Englander glauben, und die Irlandischen Orangisten behaupten, daß die Geist⸗ lichkeit mit dem Volke machen koͤnne, was sie wolle; daß sie im Stande sey, es zur Annahme oder zur Ablehnung jeder politischen Maaßregel, die ihr am vortheilhaftesten sey, 1mnm]] zwingen, und ihre geistliche Autoritaͤt mit unwiderstehlichem Erfolg fuͤr die schlechtesten oder thoͤrigsten weltlichen Zwecke in Anwendung zu bringen. Diese Beschuldigung ist hoͤchst ungegruͤndet. Wir stehen nicht an, zu behaupten, daß wenn die Masse der Irlaͤnder von der Geistlichkeit aufgeregt wer⸗ den soll, es vor allen Dingen noͤthig ist, daß der in Rede stehende Gegenstand mit irgend einem wichtigen und all⸗ gemeinem Interesse der Laien in Verbindung stehen muß. Bloß solche Gegenstaͤnde durchzusetzen, die der Geistlichkeit zum Vortheil gereichen, und die Taschen und Vorrechte der Laien beein⸗ traͤchtigen, wuͤrde, in dem gegenwaͤrtigen Zustande von Irland, durch die Macht der Hierarchie allein, eben

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o unmoͤglich seyn, als daß die 1500 oder 2000 Irlandischen Geistlichen mit Ge⸗ wehren auf den Schultern das Land uͤberziehen und es vi et armis erobern sollten. Wir haben waͤhrend der letzten 200 Jahre, und vielleicht koͤnnten wir die doppelte Periode annehmen, von keinem Beispiel gehoͤrt, daß die katholischen Laien in Irland durch irgend einen neuen Eingriff in ihre Rechte von Seiten der Geistlichkeit gelitten haͤtten. Solche Eingriffe sind unmoͤglich, und nicht nur in Irland, sondern in jedem andern Lande, wo die Geistlichkeit sich nicht auf die Regierung stuͤtzen kann. Aus den letzten Berichten von Dublin kann man sehen, daß die dortige Association, anstart dem Einfluß der Geistlichkeit zu unterliegen, nicht fruͤher Bischoͤfe und Prediger sich ihr anschließen sah, als bis Mifsionaire oder Emissaire der zweiten Reformation durch ganz Irland gegen die katholische Religion peeetz. b dann erst suchten sie Schutz unter den Fluͤgeln der Associa- tion. Wir wiederholen es noch einmal: Versoͤhnet die Laien, welche die einzige wahrhafte Macht besitzen; seyd ge⸗ recht gegen den wohlhabenden, aufgeklaͤrten und angesehenen 8 Theil der Katholiken; und der schwachen Kirche, die jetzt unter ihrem Einfluß steht, wird nichts anders uͤbrig bleiben, als sich dem Eurigen zu unterwerfen.“

Außer der vor einigen Tagen erwaͤhnten religioͤsen Trac⸗ taten-Gesellschaft in Westminster, hatte sich vor Kur⸗ zem noch eine andere dergleichen Gesellschaft in einer Ka⸗ pelle in Leicester⸗Square versammelt. Auch diese war mit ihrer Kasse schlecht bestellt und hatte eine Schuld von 18 Shilling und 6 Pence. Die ganze Verhandlung be-⸗; weist, daß sie eben so wenig Theilnahme in London er⸗ regt, als jene Gesellschaft von Westminster. Sehr zahl⸗ reich und von den angesehensten Personen besucht war dagegen die vor einigen Tagen gehaltene Jahres⸗Versamm-⸗ lung der Londoner Gesellschaft zur Verbreitung des Christen thums unter den Juden, die vorigjaͤhrige Einnahme derselben bestand aus ohngefaͤhr 220 Pfd. an verschiedenen kleinen 8 8* Beitraͤgen; im Ganzen aber waren nahe an 13,000 Pfd. 8 beigesteuert worden. Die Wirksamkeit der Gesellschaft hatte 8 sich hauptsaͤchlich in Polen ausgebreitet; sie beschaͤftigte 36 Missionaire, von denen 13 bekehrte Juden waren. In dem Seminarium der Gesellschaft bereiteten sich mehrere zu neuen Missionen vor, und mehrere neue Candidaten hatten sich ge⸗ meldet, worunter ein graduirter von der Universitaͤt Cam⸗ bridge. In den Schulen der Gesellschaft befanden sich zwie schen 5 und 600 Judenkinder. S

Ein Englisches Morgenblatt hat umstaͤndliche Nachrich⸗ ten aus Porto uͤher die Behandlung des Herrn Nodble un. erhalten, die als hoͤchst empoͤrend geschildert wird. Hr. Noble,