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vn v11““ . ,— 8 Mauern des Schlosses. Auf dieser Stelle hatten die E“ der Militair⸗Schule, am Tage vor ihrem Aufbruche⸗
zus jener Gegend, ein recht artiges Fest veranstaltet. Um 11 Uhr Abends wurden große Feuer angezuͤndet; einer der Cadetten las eine von ihm selbst verfertigte Rede ab, wor⸗ auf ein Gesang folgte, zu dem ein anderer der jungen Leute den Text geliefert hatte, und an welchen sich ein einstimmi⸗ ges Lebehoch auf das Wohl des Koͤnigs und des Kronprin⸗ zen anschloß. Eine große Zahl von Landleuten aus der gan⸗ zen Umgegend hatte sich zu dem Feste eingefunden und nahm an der froͤhlichen Stimmung der Gemuͤther Theil. Deutschland. 8 Wuͤrzburg,
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11. Decbr. Die Koͤnigl. Kreisregierung hieselbst hat in dem vorgestrigen Intelligenzblatte in Absicht auf den Religionsunterricht der Israeliten eine, auf den Grund einer Ministerial⸗Entschließung gebaute, Verfuͤgung erlassen, in welcher folgende Hauptpunkte bemerkt werden: Der Religionsunterricht, welchen alle juͤdischen Knaben und MeaFdchen ohne Ausnahme zu besuchen haben, hat mit dem zluruͤckgelegten sechsten Lebensjahre zu beginnen und bis zum zuruͤckgelegten zwoͤlften zu dauern, sofern nicht ein Zuruͤck— bleiben in den Kenntnissen die laͤngere Fortdauer des Unter⸗ richts bei Einzelnen erheischt. Vom dreizehnten bis zum achtzehnten Lebensjahre hat die juͤdische Jugend, maͤnnlichen und weiblichen Geschlechts, am Sabbath und an Feiertagen Religionsunterricht in der Synagoge zu erhalten. Aller Re⸗ ligionsunterricht darf kuͤnftig in der Regel nur in oͤffentli⸗ chen Religionsschulen und nur von gepruͤften und bestaͤtigten Lehrern ertheilt werden. Der Privat⸗Religionsunterricht im Hause wird von der K. Regierung nur ausnahmsweise auf besonderes Nachsuchen und nicht ohne dringende Veranlassung gestattet werden. Denselben duͤrfen jedenfalls nur angestellte, oͤffentliche oder solche Lehrer ertheilen, welche gepruͤft und be⸗ staͤtigt worden sind. Diesen Privat⸗Religionslehrern ist der Privatunterricht nur im strengen Sinne gestattet, daher nicht erlaubt, die Kinder mehrerer Familien zu vereinigen und denselben gemeinschaftlich Unterricht zu ertheilen. Alle juͤdischen Religionslehrer muͤssen Inlaͤnder seyn, einen guten Ruf nachweisen koͤnnen, ihre Befaͤhigung bei einer Pruͤfung erprobt und die Bestaͤtigung der Kreisregierung erhaltern
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Lissabon, 30. Nov. Die uͤber das Vorhandenseyn theil⸗ weiser Aufstaͤnde und Errichtung von Guerilla's in verschie⸗ denen Provinzen Portugals verbreiteten Geruͤchte sind durch⸗ aus grundlos; dagegen lassen sich die bedeutenden Auswan⸗ derungen nach dem Auslande und besonders nach England, so 88 die Abnahme der Staats⸗Einkuͤnfte, nicht in Abrede stellen. 1
Dom Miguel schreitet schnell in der Besserung fort; die verwittwete Koͤnigin hat sich (wie letzthin bereits gemeldet worden) zu ihm, in den nicht weit von der Haupstadt ent⸗
fernten Pallast Queluz begeben, und will vorlaͤufig daselbst
bleiben.
Fe⸗ Spanien.
Madrid, 1. Dec. Die Madrider Zeitung ent⸗ haͤlt eine, dem Hohen Rathe von Castilien mitgetheilte Koͤ⸗ nigl. Verordnung vom 19. October, hinsichtlich der Spani⸗ schen Fluͤchtlinge in Portugal, wonach nur Diejenigen, welche, bei ihrem Eintritt auf Spanisches Gebiet, mit einem Paß des Koͤnigl. Spanischen General⸗Consuls in Lissabon versehen sind, die Erlaubniß erhalten, sich in das Innere des Landes begeben zu duͤrfen, alle Uebrigen jedoch zuruͤckgewiesen werden sollen.
Im hiesigen Diario wird eine ergiebige, unweit von hier belegene Blei⸗ und Silber⸗Mine, oͤffentlich zum Verkauf ausgeboten.
In den 4 Monaten Mai, Juni, Juli und August sind
Kberhaupt 359 Schiffe in der Havana angekommen, und
405 von da abgegangen; unter den angekommenen waren
262 fremde und unter den abgegangenen 296.
— Das Journal du Commerce schreibt aus Barce⸗ lona, vom 1. Dec.: „Wir beginnen etwas tiefer in die be⸗
8 klagenswerthe Angelegenheit der 13 Constitutionnellen zu
licken, welche neulich hier hingerichtet wurden. In allen
Gesellschaften der Stadt erzaͤhlt man sich, daß der Auditeur
das Todes⸗Urtheil nicht unterzeichnen wollte, welches ein will⸗
kuͤhrlich zusammengesetztes Kriegs⸗Gericht gefaͤllt hatte, und daß er gegen das ganze Verfahren protestirt habe. Gleich⸗ wohl ist er ein guter Royalist, der 1823 nach Frankreich fluͤchtete; aber er ist rechtlich und kennt die Machinationen einer Secte, die sich unter dem Gewande des Royalismus und der Religion verbirgt. Die Ereignisse und Verhaftun⸗ gen in Perpig an drohten, ihre Intriguen zu enthuͤllen, als
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von Tarragona und aus fruͤherer Zeit den Tod
sie beim Grafen Espana auf die Hinrichtung jener ungli lichen Constitutionnellen drangen. Unter dieser Bedingu hat diese Secte unserem General⸗Capitain die Hinrichtun vergeben. Ein Fremder von Range hat sich die 8 ühe⸗ gungen einiger von jenen Unglücklichen und einen Aug aus ihrer Untersuchung verschafft; er soll beabsichtigen, Ganze in London oder Paris drucken zu lassen.“ Schweiz.
Zuͤrch, 10. Dec. Der große Rath des Kantons Z4 ist zu Eroͤffnung seiner ordentlichen Winter⸗Sitzung dum Beschluß des kleinen Raths vom 6. Dec. auf den Iat einberufen. Auch der große Rath des Kantons Aargau ui am 15. Dec. seine ordentliche Winter⸗Sitzung eroͤffnen.
In Zuͤrch ist seit voriger Woche der Neapolitanis Minister, Herzog von Calvello, mit dem Abgeordneten n Graubuͤnden, dem Herrn Land⸗Ammann Sprecher von negg, fuͤr Militair⸗Capitulations⸗Unterhandlungen, zusamme getreten.
Der große Rath des Kantons Tessin, seit dem 17. M. versammelt, schreitet nur langsam in seinen Geschaͤften ze waͤrts. Er hat den wirklichen Tarif der Zoͤlle bestaͤtigt, nun neuerdings auf drei Jahre verpachtet werden solg und sehr umstaͤndlich eroͤrterte er alsdann einen weitlaͤnftan Gesetz⸗Vorschlag uͤber die Verwaltung der Gemeinde Giie der vermuthlich am Ende doch verworfen werden duͤrfte
Blicke auf den Archipel und die Inseln des 1 Weißen Meeres. Beara, Paros; westlich von Naxos, weltberuͤhmt ihren trefflichen Marmor, der von den Alten als der fuür die Bildhauerei gepriesen wurde. Sie war lange die maͤchtigste der Cycladen; ihr Handel, ihr Reichthum ihr Kunstfleiß bluͤheten unter der Griechischen, der Persse und Roͤmischen Herrschaft, und sanken erst unter den 0 chischen Kaisern. Anfangs des dreizehnten Jahrhunn ward sie mit dem Herzogthume Naxos vereinigt; von sem getrennt, und eine kurze Zeit durch die Get von Sommariva deherrscht, siel sie durch Heirath Franz von Venier, aus einem erlauchten Venetianis Geschlechte. Der letzte Besitzer von Paros aus die Hause vertheidigte sich auf's Chrenvollste im Castell von Antonio gegen die weit uͤberlegene Macht des surchtba Barbarossa, dem er die Insel erst dann uͤberließ, als gaͤnzliche Mangel an Wasser jeden laͤngeren Widerstand! moͤglich machte. Venier entkam gluͤcklich nach Venedig. An der Stelle des prachtvollen alten Paros steht h. der armselige, kleine Flecken Parichia; zuͤr Erbauung Mauern des Schlosses, zu den Haͤusern, zu den Staͤllen Feldmarken sind hier die schoͤnsten und kostharsten Suu⸗ und Piedestale, Architraven und Frisen auf die widersina und schonungsloseste Weise zerstuͤckelt und zertruͤmmert den. Noch findet man in dem Gemaäͤuer viele Denka mit Inschriften, die merkwuͤrdigsten jedoch sind bereits Barbarei der Insulaner durch die Franzosen, Venetit und Englaͤnder entrissen worden. 8 Hier ward auch die beruͤhmte Marmor⸗Tafel, das und umfassendste chronologische Monument, welches wit dem Alterthume besitzen, gesfunden. Thomas, Graf Arundel (nach dem diese Tafel auch Arundelischer Mau genannt wird) erkaufte sie 1627, und sein Enkel, Heut Howard, schenkte sie 1667 der Universitaͤt Oxford, wo sich seitdem befindet. Die Marmor⸗Bruͤche liegen heute unbenutzt; in 0 derselben bemerkt man noch antike Basrelief's, die aber beschaͤdigt sind. . Der fruchtbare und sorgfaͤltig angebaute Boden . Wein, Getreide, Baumwolle, Sesam und treffliche Fr Ehe die Venetianer waͤhrend des letzten Kandischen Klif alle Oelbaͤume auf Paros verbrannten, ward hier viel gewonnen. Die Schaafzucht ist bedeutend, die jungen h mel werden hier mit Brod und Fruͤchten gefuͤttert, wodl das Fleisch eine besondere Schmackhaftigkeit erhaͤlt. An — huͤhnern und wilden Tauben ist Ueberfluß. 5 Die Insel zaͤhlt nahe an sieben tausend Einwahh fuͤnf Doͤrfer, sechszehn Moͤnchs⸗Kloͤster und eine große Ma Kapellen. Der Griechische Ritus ist der allein herrsche seitdem die wenigen Lateinischen Familien, welche fruͤher ansaͤssig waren, nach anderen Inseln gezogen sind. Jaͤhrlich werden zwei Primaten gewaͤhlt. Das eines Kadi, welches gesetzlich nur durch Muselmaͤnner waltet werden sollte, wurde hier und oͤfters auch auf ande Inseln, durch Gri
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chen versehen, welche solches von
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v. 9 Justiz noch weit haͤrter und willkuͤhrlicher als
te Committenten. Ueberdies war Paros wegen der Vor⸗ efflichkeit seiner H 1 Ma g und Drio) bei den jedesmaligen Besuchen des Groß⸗ dmirals im Archipel der Sammelplatz der Tuͤrkischen Flot⸗ i, und deshalb mehr als alle uͤbrigen Inseln den Erpressun⸗ n. Bedruͤckungen und Avanien jeder Art ausgesetzt, welche 5der Kapudan⸗Pascha, und weit mehr noch als er selbst⸗ rihn begleitende Griechische Dolmetscher und die Officiere ines Gefolges, erlaubten. Im letzten Peloponnesischen Kriege hatten die Russen Wichtigkeit des Besitzes dieser Insel erkannt und solche aher zum Mittelpunkt ihrer Operationen erwaͤhlt. Paros hat den thaͤtigsten Antheil an der Insurrection nommen, und seit 182t war der Hafen von Nausa, oder geusa, eines der beruͤchtigsten Naubnester geworden, von aus die Piraten bis vor kurzer Zeit noch den Archipel unruhigten. 8 Antibara, Antiparos, von der vorigen nur durch einen malen Canal getrennt. Dieses kleine Eiland, das kaum o Einwohner zaͤhlt und nur etwas Wein und Baumwolle zeugt, hat durch die darauf befindliche, hoͤchst merkwuͤrdige, udert und funfzig Klafter tief unter der Erde gelegene darmorhoͤhle, eine große Beruͤhmheit erlangt. Diese Hoͤhle, eiche Tournefort und Sonnini mit besonderer Ausfuͤhrlich⸗ it beschrieben haben, ist 80 Fuß hoch, 300 Fuß lang und
90 Fuß breit. - b Nakscha, Naxi, Naxos; in den aͤltesten Zeiten bald liegt oͤstlich von Paros, von
dia, bald Strongyle genannt, liegt 1b lcher sie durch einen kaum drei Stunden breiten Kanal ge⸗
nnt ist. Ihrer Groͤße, und noch mehr ihrer außerordent⸗ chen Fruchtbarkeit wegen, ward sie von den Alten die Koͤni⸗ n der Cykladen, oder auch Klein⸗Sicilien genannt. Den sder Mythologie des Bachus so beruͤhmten Namen Naxos, n sie heute traͤgt, soll sie von Naxios oder Naxos, dem nfuͤhrer der Karier, welche sich nach dem Trojanischen iriege daselbst niederließen, erhalten haben. Durch Pi⸗ sratus den Atheniensern unterworfen, erlangte die Insel st nach dessen Tode ihre Unabhaͤngigkeit wieder; bald bil⸗ ate sie eine bluͤhende und mäͤchtige Republik, deren Seemacht n Archipel beherrschte, vermochte aber doch nicht, den Per⸗ in zu widerstehen, und blieb unter dem Asiatischen Joche, bis ieses durch die denkwuͤrdigen Schlachten bei Salamis und Pla⸗ a, an welchen die Naxioten thaͤtigen An theil nahmen, gebrochen purde. Im Verlaufe des Mithridatischen Krieges gerieth axos unter die Herrschaft der Roͤmer, und folgte, bald gehr bald minder abhaͤngig, den Schicksalen des Ost⸗Roͤmi⸗ hen Reichs, bis Heinrich, Balduin's Nachfolger, auf dem byzantinischen Throne, 1207, drei Jahre nach der Erxoberung on Konstantinopel durch die Lateiner, die Insel zu einem Herzogthume erhob, und solches dem Venetianer Markus Hanudo verlieh. Dieser hatte sich mit Bewilligung der Re⸗ üblik, und in Folge der zwischen den Franzosen und Vene⸗ janern stattgefundenen Theilung der eroberten Provinzen, er Inseln Naxos, Paros, Antiparos, Zhanto, Thermia, Polikandro, Nanfio, A . ino und Santorin bemaͤchtigt. Sanudo erhielt zugleich den ditel eines Reichs⸗Fuͤrsten und Herzogs des Archipels. Naxos vard die Hauptstadt des neuen Herzogthumes, welches uͤber breihundert Jahre in der Gewalt dieser Lateinischen Fuͤrsten herblieb, bis Jakob Crispo, der 21ste und letzte Herzog, kurz uch dem Regierungs⸗Antritte Selim II., daraus vertrieben vurde, und sein kummervolles Leben elend in Venedig beschloß. Schon sein Vater Johann Crispo hatte sich, nachdem Barbarossa nuf Naxos gelandet war und die Insel verheert hatte, zu einem ührlichen Tribut von 6000 Goldstuͤcken gegen Selim's Vor⸗ haͤnger, Suleyman II., verstehen muͤssen. Die außerordentliche Fruchtbarkeit dieser Insel hat bei en Alten die Fabel veranlaßt, daß hier der herrlichste Wein aus nie versiegenden Quellen hervorstroͤme und die Schwan⸗ gerschaft der Frauen nur acht Monate dauere. Wegen der renge und Vortrefflichkeit des dem Bachus geweiheten Wei⸗ nes, der mit dem Nektar der Goͤtter verglichen ward, und Tage unter der Benennung Bachus⸗Wein als einer der vorzuͤglichsten des Archipels geschaͤtzt wird, ist hr der Name Dionysias beigelegt worden.
Nio, Amorgos, Si⸗
Das reinste Quell⸗Wasser durchstroͤmt die Insel nach
allen Richtungen. Orangen⸗, Limonien⸗, Bisam⸗Citronen⸗, feigen⸗, Granat⸗, Oel⸗ und Maulbeerbaͤume liefern die koͤst⸗ licssten Fruͤchte. Der uͤppige Boden gewaͤhrt reiche Erndten an Baumwolle, Flachs und Getreide; man gewinnt schoͤne Seide, vortreffliches Oel und Seesalz in großer Menge. Fi⸗ cherei und Viehzucht gehoͤren zu den bedeutendsten Erwerbs⸗
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hatten. In der Regel verfuhren diese
Haͤfen (die vorzuͤglichsten sind Santa Ma⸗
Milo, Argentiere, Sy⸗
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Zweigen der arbeitsamen Naxier. Der große Vorrath an—
schoͤnem Marmor, der fruͤher unter dem Namen Ophaltes
sehr geschaͤtzt und haͤufig verarbeitet wurde, bleibt dermalen
unbenutzt, dagegen wird viel Smirgel ausgegraben und nach
dem Auslande verladen. An Brennholz, welches fast auf aarlkl
len Inseln des Archipels mangelt, 18 hier Ueberfluß. Aus
den Beeren der Mastix⸗Staude wird ein Oel gepreßt, welalal
ches man vorzugsweise vor dem Baumoͤle zur Beleuchtug
gebraucht; dasselbe wird auch als Heilmittel gegen Beschwere,
den des Unterleibs angewendet. Das bekannte Laudanumm
(Ladangummi), welches die auf Naros in großer Menge
wuchernde Cistrose liefert, ist von weit geringerer Guͤte als
jenes, welches auf Kandia gewonnen wird, da sich die Na-⸗
xioten darauf beschraͤnken, solches aus den Haaren der Zie⸗
gen, die sich an dieser Staude reiben, herauszuklauben, ohne 1
es zu saͤubern. — Hasen und Rebhuͤhner vermehren sich iau
unendlicher Menge. - Die Zahl der Einwohner belaͤuft sich auf dreizehntaua-x.
send, wovon zwoͤlftausend dem Griechischen und eintausend
dem Lateinischen Ritus zugethan sind. Der unversoͤhnliche
Haß zwischen beiden Confessionen, der unter den Levantischen
Voͤlkern uͤberall glimmt, wo Roͤmische Unduldsamkeit und
Orientalischer Fanatismus in Beruͤhrung treten, lodert hier
sehr haͤufig in helle Flammen auf, und wird noch uͤberdies
durch den abgeschmacktesten Adelstolz angefacht. Die Latei⸗
ner naͤmlich bruͤsten sich mit ihrer Abstammung in gerader
Linie von den Dogen⸗Familien zu Venedig, und die Griechen
behaupten alle, in ununterbrochener Reihe aus den erlauchten
Geschlechtern der Palaͤologen und Comnenen entsprungen
zu seyn. Bemerkenswerth ist, daß der Paͤpstliche Stuhl, um
den Lateinischen Adel von Griechischen Mißheirathen rein zu
erhalten, demselben ein fuͤr allemal das Privilegium der Ehen
unter Geschwister⸗Kindern, selbst im ersten Grade, ertheitltlt
hat. Dogmatische und genealogische Controversen sind üͤbri⸗- 8
gens nicht die einzigen Streitfragen, welche die Zwietracht
zwischen Griechen und Katholiken naͤhren; beide Theile sind
von einer wuͤthenden Prozeßsucht besessen, und es giebt viel.
leicht auf der ganzen Insel kein einziges Grundstuͤck, dessen
Besitz nicht auf den einen oder den anderen Rechtsgrund
angefochten wuͤrde. Viele dieser gehaͤssigen Prozesse, gegen 8
welche selbst die heiligsten Familiendande keinen Schutz ge,
waͤhren, dauern bereits seit mehreren hundert Jahren. Der
Kadi und der Voiwode (Polizei⸗Richter), welche beide Par⸗
theien durch wechselseitige Angebereien und Bestechungen suͤr
sich zu gewinnen suchten, spielten hier eine bedeutende Rolle’,
und bei den haͤufigen Besuchen, welche die Tuͤrkischen Groß⸗
Admirale fruͤher auf Naxos machten, waren die jaͤhrlich eer nannten sechs Administratoren oder Primaten, wovon einer aus der Lateinischen Gemeinde gewaͤhlt wurde, stets einer weit strengern Aufsicht und einer groͤßern Zahl willkuͤhrlicher
Verfuͤgungen, als auf den uͤbrigen Inseln unterworfen. Auch bedurfte es nur der Erscheinung eines schwachen Tuͤrkischen
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Fahrzeuges, um den Hochmuth der Lateiner und der Griechen
zu demuͤthigen; die einen und die andern vertauschten schnell das stotze Sammt⸗Baret mit der bescheidenen rothen Tuch. Muͤtze, welche die gewoͤhnliche Kopf⸗Bedeckung der Insula⸗
ner ist, und kruͤmmten sich im Staube vor dem gefuͤrchteten Musel⸗ manne, der beide mit gleicher Verachtung behandelte. An der Spitze
der sehr ansehnlichen Griechischen Clerisey steht ein Erzbischof,
der zu den reichsten des Archipels gehoͤrt, und dessen Spren-⸗ gel sich auch uͤber Paros erstreckt; ihm sind einige zwanzig Kirchen und sieben Kloͤster untergeordnet. Die Lateiner ha- ben ebenfalls einen Erzbischof, dessen Einkuͤnfte aber so e. 1
ring sind, daß er ohne die großmuͤthige Unterstuͤtzung, welce ihm jaͤhrlich vom Paͤpstlichen Stuhle und der Franzoͤsischen Regierung verabfolgt wird, seinen Sitz schon laͤngst haͤtte verlassen muͤssen. Mit der Erzbischoͤflichen oder Metropoli- tan⸗Kirche ist ein Dom⸗Kapitel verbunden, welches aus einem Dechant, mehreren Dignitarien und zehn bis zwoͤlf Dom⸗ herren besteht, die aber alle im Zustande der klaͤglichsten Ar⸗ muth leben. Aus dem hier befindlichen Jesuiter⸗Collegium, welches fruͤher die Bildungs⸗Schule der Missionaire fuͤr die Levante war, sind mehrere wuͤrdige und gelehrte Maͤnner hervorgegangen, die sich hauptsaͤchlich dem Volks⸗Unterrichte widmeten; heut zu Tage ist es aber gaͤnzlich in Verfall ge⸗ raͤthen. Auch die Kapuziner⸗ und Franziskaner⸗Kloͤster, wel⸗ che ehemals auf Naxos bestanden, sind eingegangen, nur das, der heiligen Klara geweihete Nonnen⸗Kloster hat sich erhalten. Die Insel zaͤhlt vierzig Doͤrfer, die alle mit herrlichen Gaͤrten umgeben sind. Die elend gebaute Hauptstadt Naxos ist der Sitz der Primaten, der Clerisey und des sogenannten hohen Adels; die stolzen Abkoͤmmlinge der Venetianischen Familien, welche sich unter den Herzogen hier niederließen, bewohnen heute noch den hoͤchsten Theil der Stadt, wo das
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