1828 / 344 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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öbraltar ist im Abnehmen.

den Herren Warin und von Stassart; Ersterer glaubte näaͤmlich in Abwesenheit des Deputirten dieser Provinz, des

Grafen van Heyden, das Interesse derselben vertreten zu muͤssen und bekaͤmpfte in dieser Absicht das Gesetz. Da er

Hollaͤndisch sprach, so erbat sich Herr von Stassart, der

icht Alles verstanden hatte, eine naͤhere Erklaͤrung uͤber

mehrere Punkte aus, die ihm denn auch von Herrn Muele⸗ naere im Namen des Herrn Warin gegeben wurde; das Gesetz ward mit 79 gegen 11 Stimmen angenommen. Das Gesetz fuͤr Luxemburg pruͤfte der Deputirte Maréchal in einem ausfuͤhrlichen Vortrage und suchte allerhand Maͤngel an demselben aufzuzeigen; er hatte eine Karte vor sich liegen und lud seine Collegen ein, sich mittelst derselben von der Richtigkeit seiner Einwendungen zu uͤberzeugen. Die HH. von Prez d'Aye, Pescatore und Geelhard sprachen zu Gunsten des Gesetzentwurfes, und eben sollte zur Abstimmung geschritten und die Discussion uͤber die Gesetze geschlossen werden, als Herr Le Hon auftrat und, nachdem er dem Gesetze seine Zustimmung gegeben, in Gegenwart des Justiz⸗Ministers den Wunsch aussprach, die Regierung moͤchte die drei von der Kammer verworfenen Gesetzentwuͤrfe fuͤr die Provinzen Luͤttich, Westflandern und Hennegau, noch im Laufe dieser Session, mit den noͤthigen Veraͤnderungen der Kammer wieder vorlegen. Das Gesetz fuͤr Luxemburg wurde darauf mit einer Majoritaͤt von 42 Stimmen gegen 14 an⸗ genommen und die Sitzung nach einem Berichte der Cen⸗ tral⸗Section uͤber das Budget fuͤr 1829 geschlossen. Das Budget selbst soll am naͤchsten Donnerstag den 18. Decbr. zur Discussion kommen. v

Bruͤssel, 14. Decbr. Gestern hat der Assisenhof von Suͤd⸗Brabant sein Urtheil in der Sache von Ducpétiauy und Coché⸗Mommens gefaͤllt; Letzterer ist freigesprochen, Ducpétiaux dagegen zu einem Jahr Gefaͤngniß, 500 Fl. Geldstrafe und in die Kosten verurtheilt worden.

Es sind Nachrichten aus Batavia bis zum 18. August angelangt, welche in Bezug auf den Aufstand der Eingebore⸗ nen sehr guͤnstig lauten; sie follen des Krieges muͤde und zum Frieden geneigt sein. Kaffee ist wegen des niedrigen Preises wenig gebaut worden, und die Erndte daher sehr ge⸗

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ring ausgefallen. Preßburg, 4. Dec. Da sich in dem Koͤnigreiche Un⸗ garn noch bisher keine oͤffentliche Anstalt befindet, in welcher Geisteskranke aufgenommen und durch zweckmaͤßige Behand⸗ lung geheilt werden koͤnnten, so soll die zu Pesth versammelte Reichs⸗Deputation sich zu diesem Zweck einen Plan haben vorlegen lassen, um in einer gesunden und in allen uͤbrigen Ruͤcksichten angemessenen Gegend des Landes ein Institut fuͤr die Aufnahme und Heilung dieser Art Kranken zu gruͤn⸗ den. Man glaubt, daß die Localitaͤt in dem großen und volkreichen Marktflecken Ketskemét ausersehen werden wird. Der bei der letzten Landtags⸗Versammlung ausgesprochene Wunsch der Staͤnde, die Ungarische Sprache in den oͤffent⸗ lichen Unterrichts⸗Anstalten mehr angewendet zu sehen, wird in mehreren schon in Erfuͤllung gebracht. In den hiesigen Nonnen⸗Kloͤstern, der Congregation, de Notre Dame, und der Ursulinerinnen, erhalten die jungen Zoͤglinge gruͤndlichen Unterricht in der Ungarischen Sprache, welche auch zu Pesth und Oedenburg in oͤffentlichen Anstalten gelehrt wird. Spanien.

Madrid, 4. Dec. Der Zustand der Krankheit in Gi⸗ Am 24. November waren schwer krank 125, leicht krank 48, und in der. Genesung begriffen 240. Im Ganzen 413 Individuen. Am 21sten und 22sten waren 18 und am 23sten und 24sten nur 16 Englische Officiere von der Garnison mit dem Fieber behaftet.

Nachrichten aus Cadix versichern, daß man dem Ende jenes Uebels nun bald mit Gewißheit entgegensehen duͤrfe.

In Gibraltar ist die Blokade von Tanger oͤffentlich be⸗ kannt gemacht worden.

An den Küuͤsten des Koͤnigreichs Valencia ist die Thun⸗ Fischerei noch fortwaͤhrend untersagt, weil man befuͤrchtet, daß die Fischer⸗Boͤte auf der See mit irgend einem, mit der Epidemie behafteten Fahrzeug in Beruͤhrung kommen koͤnnten.

Portugal.

Ein Schreiben aus Madeira vom 21. Nov. (in Lon⸗ doner Blaͤttern) meldet Folgendes: „Die hier befindlichen Kriegsschiffe sind in so schlechtem Zustande, daß sie, bei der ohnehin sehr unguͤnstigen Witterung, waͤhrend des Winters die Gewaͤsser der westlichen Inseln nicht werden beschiffen koͤn⸗ nen. Die Truppen sind unzufrieden. Sie werden nicht be⸗ soldet. Sogar den Baͤckern, welche das Brodt fuͤr die Gar⸗ nison liefern, ist man 2000 Pfd. schuldig. Sie sagten dem Gouverneur, er solle sie bezahlen, oder sie koͤnnten kein

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Grundes confiscirt worden.

mehr liefern; er erwiederte jedoch, sie muͤßten zwischen ferneren Lieferung des Brodtes oder der Einkerkerung un Confiscation ihres Vermoͤgens waͤhlen. Ich selbst (fü der Briefsteller fort) bin eins der vielen Opfer geworden welche eine exaltirte und gesetzwidrige Parthei mit Elen uͤberschuͤttet hat. Mein Vermoͤgen ist ohne Angabe eine Keine Worte sind faͤhig, 6 Ungerechtigkeit und Barbarei der nach dieser Insel von 8 jetzigen Lissaboner Regierung geschickten Beamten zu beschte⸗ ben. An der Spitze Derer, welche sich durch Unwissenhen und Haͤrte auszeichnen, steht der Gouverneur, Jose Mari Monteiro. Beide Partheien hassen hier die Britische N. gierung. Wir fuͤrchten, daß dasselbe in Lissabon der 9

Ein Schreiben aus Brody vom 22. Nov. (in te Allgemeinen Zeitung) enthalt Folgendes: „Zu za Corps des Generals Geismar sind bei Krajowa 4000 Mam. frischer Truppen gestoßen. Es scheint uͤberhaupt, daß wa groͤßte Theil der bei dem Belagerungs⸗Corps vor Silistt gestandenen Truppen in den Fuͤrstenthuͤmern uͤberwinte wird, und daß man jetzt ernstlich daran denkt, diese Proria⸗ zen zu organisiren; ein Entschluß, der fuͤr die Einwohm und vorzuͤglich fuͤr die Bojaren, nur erfreulich seyn kam da sie schon beim Einmarsche der Russischen Truppen nictg sehnlicher zu wuͤnschen schienen, und sich sogar anheisc machen wollten, eine Anleihe in der Fremde zu unterhanden Mehrere Handelshaͤuser in den Nachbar⸗Staaten hatten iu einigen Wochen Reisende nach Jassy geschickt, um die F. duͤrfnisse der Russischen Armee genau kennen zu lernen; w erfahren nunmehr, daß diese Haͤuser Lieferungen von leichte Tuͤchern und Lederzeug fuͤr Rechnung der Russischen Arng Verwaltung zu uͤbernehmen gedenken, woraus auch fuͤr unsm Platz guͤnstige Resultate zu erwarten sind. Uebrigens sind ahgh auch im Innern von Rußland große Contrakte mit Priya Personen zur Verpflegung der Russischen Armee im naͤchst Jahre geschlossen worden. Aus Jassy wird geschrieben, dah da die stuͤrmische Jahreszeit die Fahrt auf dem Schwarzen Ma sehr erschwert, man zu Odessa darauf bedacht fey, mitt kleiner Fahrzeuge, welche laͤngs der Kuͤste hinsteuern koͤnme die von Russischen Truppen besetzten Tuͤrkischen Plaͤtze a Schwarzen Meere zu verproviantiren. Auch soll sich jetzt! Rußland eine Gesellschaft zur Einfuͤhrung mehrerer Dam schiffe auf diesem Meere bilden, eine Einrichtung, welche jeder Beziehung sehr vortheilhaft seyn muͤßte.“

Columbien.

Columbische Blaͤtter bis zum 20. Oct. sind groͤßtn theils mit Gluͤckwuͤnschungs-⸗Schreiben an Bolivar, wege seiner Rettung bei der letzten Empoͤrung, angefuͤllt. Lul Nachrichten aus Bogota vom 6. Oct. sind Oberst Guer und General Padilla erschossen und nachher an den Galhe gehaͤngt worden. Santander war noch nicht vor Gericht geste worden. V

Die letzten Nachrichten aus Bogota widersprechen ern lich dem Geruͤcht, als ob die letzthin statt gefundene W. schwoͤrung in Folge ehrgeiziger Plaͤne Bolivar's veranli worden waͤre. Der wahre Zustand der Sachen soll folge der seyn: Bolivar hielt sich lange in Peru auf, um die tige Spanische Macht zu unterdruͤcken. Es gelang ihm all Bei seiner Ruͤckkehr nach Columbien, wo waͤhrend seiner) wesenheit Santander, als Vice⸗Praͤsident, die Annehmlichte ten seiner Stellung kennen gelernt hatte, fand er Vill an der zeitherigen Verwaltung auszusetzen; von allen Seit gelangten Klagen zu seinen Ohren; mit einem Wort, Zustand des Landes hatte sich in manchen wichtigen Puf ten verschlimmert. Bolivar sprach seine Meinung frei ile das aus, was er sah und hoͤrte, und schritt sogleich zu de noͤthigen Veraͤnderungen. Von diesem Augenblick an wut Santander sein bitterer, wenn auch geheimer Feind, U that unter der Hand alles Moͤgliche gegen die Maaßregal die von Bolivar genommen wurden. Bolivar's Verwaltun ist jederzeit redlich gewesen. Alle wohlunterrichteten Engle der in Columbien schreiben, daß die letzte Maaßregel, dile welche ihm die hoͤchste Gewalt uͤbertragen ward, das einzl Mittel war, um wieder Ordnung im Lande herzustellen. 1- Caracas sind Nachrichten bis zum 27. Oct. und aus La Guahn bis zum 28sten eingelaufen. Der verwegene Angriff auf Bolivag Leben war an beiden Orten gerade bekannt geworden, . hatte dort, wie natuͤrlich, den groͤßten Eindruck gemach In der ganzen Republik scheint die Meinung vorherrschen zu seyn, daß die Energie, mit der Bolivar dazu schritt,“

Mißbraͤuche aus dem Wege zu raͤumen, die sich waͤhren E11uX“

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er Abwesenheit in Peru, unter Santander's Verwaltung, den Angelegenheiten des egder ein chliche hatten, die fahr veranlaßt habe, in der sein Leben schwebte. Die emuß sich Bolivar oft machen: ob es, wenn gleich einen Zweck erreichte, die Spanier aus Peru zu treiben, nicht dennoch besser fuͤr das Interesse seines eigenen Va⸗ andes gewesen seyn wuͤrde, wenn er dageblieben waͤre, die von ihm gebildete Verwaltung zu befestigen, und da⸗ den Charakter aller Suͤd⸗Amerikanischen Staaten in Augen Europa's zu erheben. Es ist indessen jetzt zu uͤber diese Frage discutiren zu wollen. Bolivar hat m Vaterlande treulich gedient, und wenn er gegenwaͤr⸗ unter den Haͤnden von Meuchelmoͤrdern fallen sollte, so he Columbien sich nicht so leicht von der Schande reini⸗ können, mit der es sich dadurch in den Augen der gan⸗ cwvilisirten Welt bedecken wuͤrde. 58

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Am 11. Decbr. Morgens, starb in Berlin ploͤtzlich der hhaͤndler Peter Humblot, Theilhaber der Handlung cker und Humblot, am Nervenschlage. Wenn treue uͤnglichkeit an Koͤnig und Vaterland, wahrer Buͤrgersinn, ssenhafte Pflichterfuͤllung, Aufopferung fuͤr Andere; wenn er Eifer fuͤr Recht und Wahrheit, bei mehr als gewoͤhn⸗ Kenntnissen in der gewaͤhlten Lebensbahn, ein Ehren⸗ al verdienen, so wird es dem Verstorbenen nicht an solchen fehlen. In Berlin im Jahre 1779 geboren, neines durch wackere Gesinnung wie durch Geschicklich⸗ ausgezeichneten Messerschmieds, der (aus Langres in der pagne gebuͤrtig) sich in Berlin niedergelassen hatte und seine Thaͤtigkeit zu bedeutendem Vermoͤgen gelangt widmete Peter Humblot, nachdem er bis in sein 14tes das Friedrich⸗Werdersche Gymnasium besucht hatte, sich Buchhandlung. Nach beendigter Lehrzeit (bei Franke) er (1798) in eine Buchhandlung in Braunschweig, von aber aus dem fuͤr ihn zu beschraͤnkten Wirkungs⸗Kreise in die Deckersche Buchhandlung zu Basel. Von dem asche beseelt, in seiner Vaterstadt ein bleibendes Unter⸗ en zu finden, nahm er nach 2 Jahren eine Stelle in aude und Spenerschen Buchhandlung an, und es ge⸗ zu seinem Lobe, zu bemerken, daß er in dieser Stelle Achtung des wegen seiner Thaͤtigkeit und Einsichten in nvollem Andenken fortlebenden Spener gewann. Humblot glaubte damals in Berlin Gelegenheit gefun⸗ zu haben, sein buͤrgerliches und haͤusliches Gluͤck durch rnahme einer fremden Handlung zu gruͤnden; da sich h die diesfaͤlligen Unterhandlungen zerschlugen, verließ berlin und begab sich von Leipzig aus mit dem Chef Pariser Hauses, der ihn von Basel her kannte und hdaͤterlicher Freund liebte, nach Paris, um daselbst eine lang zu bleiben. Der dasige Aufenthalt war von man⸗ altigem Nutzen fuͤr ihn, und hat zur Vollendung seiner ung wesentlich beigetragen. Hier uͤberzeugte er sich auch der Moͤglichkeit, sich der doppelten Buchhaltung im Buch⸗ el zu bedienen, und er fuͤhrte sie spaͤterhin in sein Ber⸗ Geschaͤft ein. Im Jahre 1806 nach Berlin zuruͤckge⸗ „fand er hier ein Etablissement und einen Freund, in⸗ er sich mit dem damaligen Disponenten der Froͤligschen dlung zu deren Uebernahme vom 1. Januar 1809 an and, und demnaͤchst in treuem Verein mit demselben bis in Lebensende fortwirkte. Auch der Genuß haͤuslicher seligkeit sollte Humblot zu Theil werden; er verheirathete in Jahre 1812 mit der Tochter des Hrn. P. A. Jordan, da⸗ Oberst der Buͤrgergarde, und war ein gluͤcklicher Gatte Vater. Außer der Rechtlichkeit zeichnet die Handlung, Associé der Verstorbene war, sich schon lange durch Nützlichkeit ihrer Unternehmungen, durch die Correctheit, das gefaͤllige Aeußere und die Eleganz Alles dessen, was Firma traͤgt, vortheilhaft aus, wobei Humblot, durch spe⸗ Leitung, wesentlich nutzreich eingriff. Aber seine Thaͤ⸗ it war nicht auf den Kreis der eigenen Geschaͤfte be⸗ ukt. Sein Charakter straͤubte sich gegen alles Unrecht, Alles, was zum allgemeinen Besten, besonders aber zum kluͤhen des Buchhandels in Deutschland beitragen konnte, an ihm einen eifrigen Befoͤrderer. Die in dem Buchhandel

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n Staats⸗Zeitung Nr.

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8g,Sheen Veh und das eschaͤftigten ihn vielfaͤltig, und er hat eine Menge von ie⸗ fen und Denkschriften uͤber die Mittel, ihm ee; 8 schrieben. Der Huͤlfsbeduͤrftige fand ihn stets zum Bei« stand mit Rath und That bereit. Leicht sey ihm die Erde! 1“ Vermischte Nachrichten. Wissenschaftliche Expedition nach Aegypten 1u6“ (Schluß des vorgestern abgebrochenen Aneikele hun vän 8 lobe.) Ein zweiter Brief des Architekten Ch. Lenormant, aus Kairo vom 26. September, enthaͤlt Folgendes: 1 . Sie werden Sich uͤber den großen Zwischenraum zwi⸗ schen diesem Datum und dem des vorigen Briefes wundern, aber man kommt nicht ungestraft nach Kairo. Diese große Metropole des Ostens hat etwas so Verwirrendes, daß man mehrere Tage lang nicht weiß, wo man ist. Da mein Auf⸗ enthalt in dieser Stadt auf sehr kurze Zeit beschraͤnkt ist, so uͤberfuͤlle ich mich mit Moscheen und Namen von Kalifen und Mamelucken, und suche durch Thaͤtigkeit und durch die Masse dessen, was ich aufnehme, die mangelnde Zeit zu er⸗ setzen. Dazu kommt, daß wir grade waͤhrend eines der groͤß⸗ ten Feste des Islamismus hier ankamen und wenigstens zwei Tage darauf verwenden mußten, um die Geburt des Pro⸗ pheten mitzufeiern und die oͤffentlichen Erleuchtungen und Taͤnze anzusehen. Einige drehten sich im Kreise, An⸗ dere heulten, hier blieb Einer ruhig unter den Hufen eines Pferdes liegen, dort zerriß ein Anderer Schlangen mit seinen Zaͤhnen; kurz man tischte uns alle Artigkeiten auf, von de⸗ nen die Reisenden so viel zu erzaͤhlen wissen, die aber auf den ersten Anblick einen abschreckenden und ekelhaften Ein⸗ druck machen. Am 19ten Abends kamen wir in Boulac, einer nicht unbedeutenden Stadt am Nil, an, welche wich⸗ tige Anstalten besitzt, und als der Hafen von dem nur eine halbe Stunde weit entfernten Kairo betrachtet werden kann. Seit dem Morgen jenes Tages hatten wir in einer Entfer⸗ nung von mehr als 8 Lieues die Gipfel der Pyramiden vor uns, die majestaͤtisch aus dem Dufte der Atmosphaͤre empor⸗ stiegen. Je mehr wir uns Kairo naͤherten, desto naͤher ruͤck⸗ ten uns diese ungeheuren Denkmaͤler, und um 3 Uhr Nach⸗ mittags glaubten wir, sie mit den Haͤnden fassen zu koͤnnen. Zu gleicher Zeit erblickten wir zwischen Palmen und Feigen⸗ baͤumen das Dorf Embabeh vor uns, wo die Schlacht bei den Pyramiden angefangen hat; zur Linken lag uns das Lust⸗ schloß des Pascha, Schoubia, vor uns Mokatam und dahinter die Citadelle und die hoͤchsten Gebaͤude von Kairo. Die Pyramiden, die wir nie aus den Augen verloren, ragten im Hintergrunde selbst uͤber die Lybische Kette hervor, und beschlossen so das schoͤnste Gemaͤlde, das die Phantasie er⸗ finden kann. Bis nach Boulae wurde das Bild immer schoͤ⸗ ner, allmaͤhlig aber verbargen sich die Minarets von Kairo hinter den kuͤnstlichen Duͤnen, welche die Stadt umgeben, und zuletzt sa⸗ hen wir zu unserer Linken nur die weißen Mauern der großen Douane von Boulac und die schiefen Daͤcher des veroͤdeten Pallastes Ismaël Pascha's. Hier brachten wir unser Ge⸗ paͤck ans Land und quartierten uns in einem Hause ein, wo wir buchstaͤblich nur die kahlen vier Waͤnde fanden; wir be⸗ schlossen, erst am Abende des naͤchsten Tages in Kairo ein⸗ zutreffen. Ich uͤbbernahm es, am Morgen des 20. Sept., voranzugehen, um Wohnungen in Bereitschaft zu setzen, und war also der Erste, der in dieses zweite Babylon eintreten sollte. Es war eine erstickende Hitze und ich stellte mir, als die Sonne senkrecht auf meinen Scheitel siel, die Quaal Rogers vor, als er zu Logistillen ging, obgleich ich nach Al⸗ lem, was ich sah, eher glauben konnte, daß ich mich Alcinen's Feenschlosse naͤherte. Der festliche Tag hatte der einst so bluͤhenden Stadt einen Theil ihres alten Glanzes wieder gegeben. Die schoͤnen Trachten, die bunten Fahnen der froͤhliche Laͤrmen der Bevoͤlkerung, im Verein mit dem großartigen Style der Denkmaͤler und der frischen Vegeta⸗ tion, gaben dem Platze Esbekié und der schoͤnen Wasser flaͤche, die ihn in dieser Jahres⸗Zeit bedeckt, ein Ansehen, das werth war, in Tausend und Einer Nacht geschildert zu werden. Die intensivste Hitze hinderte das Volk nicht, sich seinen Vergnuͤgungen mit einer Ausgelassenheit hinzugeben, welche kaum durch die Orientalische Schwerfaͤlligkeit etwas gemildert wurde. Mehr getragen, als gehend, wanderten

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Uebel des Nachdrucks