1828 / 353 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

iimmer die gute Sitte

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1 beschaͤftigt habe.

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. beobachtet, G Personen erhoben, und mit offener Stirn den besten 8 uf angetastet zu haben. Wir wollen jetzt nur wuͤnschen, daß die

gedachte Zeitung bei ihren guten Seheese beharren, vor⸗

zuͤglich aber, daß sie, uͤber die Beduͤr nisse der Zeit und das wahre Interesse der Krone besser unterrichtet, endlich ein⸗ sehen lernen moͤge, daß der rechtmaͤßige Thron und die Verfassung heutiges Tages die Grundpfeiler unsers gesellschaftlichen Zu⸗ standes sind, und daß alle Besorgnisse der Quotidienne vor Revolution und politischen Umwaͤlzungen von der jetzigen treuen und erkenntlichen Generation als bloße Traͤumereien verworfen werden.“ 41 1 Die Capitulationen mit den hiesigen Schweizer⸗Regi⸗ mentern gehen in zwei Jahren zu Ende. Das Journal du Commerce giebt den Wunsch zu erkennen, daß dieselben nicht erneuert werden moͤgen, und will wissen, daß man sich im Minister⸗Rathe bereits mit der Eroͤrterung dieser Frage Es stellt bei dieser Gelegenheit folgende Betrachtungen an: „Um die Anwerbung von Schweizer⸗Re⸗ gimentern zu rechtfertigen, hat man unter andern angefuͤhrt, daß es Frankreich darum zu thun seyn muͤsse, ein inniges

freundschaftliches Verhaͤltniß mit einem Lande zu unterhal⸗

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daß die Berge der Schweiz uns statt Festungen dienten und uuns gegen Angriffe schuͤtzten, die uns von Seiten Italiens

tten, welches an den schwaͤchsten Theil unserer Graͤnze stoͤßt;

oder Deutschlands drohen moͤchten. Dies ist Alles ganz gut; waͤhrend wir aber die Soldaten der Schweiz in die Reihen unserer Armee aufnehmen, weisen wir ihre Kaufleute zuruͤck;

die Graͤnze, die uns von den Kantonen trennt, ist von Fe⸗

stungen entbloͤßt, aber mit Zoͤllnern bespickt, und dieser Krieg, den wir der Industrie Helvetiens machen, ist um so ungerechter, als unsere Erzeugnisse bei unseren Nachbaren Absatz finden, waͤhrend wir den ihrigen den Eingang ver⸗ sperren. Wir wuͤnschen sehnlichst, daß die Frage wegen der Eapitulationen zwischen beiden Regierungen frei und ohne Ruͤckhalt verhandelt, und daß, wie sie auch geloͤst werde,

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ddie kuͤnftigen Verhaͤltnisse durch billige Conventionen geord⸗ naet werden moͤgen;

denn sofern der gegenwaͤrtige Zustand

dder Dinge noch lange dauert, koͤnnen die zwischen beiden

Unterrichts auf Subseription zu gruͤnden.

gen Sitzung den Koͤniglich⸗

noomie“, heißt es im

Laͤndern bestehenden Allianz⸗Tractaten zuletzt nur dazu die⸗ nen, aus den Franzosen und Schweizern die toͤdtlichsten

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Feinde zu machen.“

Der Minister der geistlichen Angelegenheiten ist auf

einige Tage nach Beauvais gereist.

Der General⸗Lieutenant Damas, General⸗Inspector der Gensd’'armerie und ehemaliger Chef des General⸗ Stabes des Generals Kleber in Aegypten, ist am 21. d. M. hieselbst mit Tode abgegangen.

8 In Toulouse erzaͤhlt man sich, daß der Cardinal von Clermont⸗Tonnerre den Verordnungen vom 16. Juni bis jetzt noch nicht definitiv beigetreten sey, sondern daß er dem Erzbischofe von Paris ein Blanquett zugeschickt habe, um dasselbe nach Belieben auszufuͤllen. Durch diesen Ausweg soll indessen die Regierung nicht zufrieden gestellt seyn. 8 Nachdem man endlich in Frankreich die Nothwendigkeit einer groͤßern Ausbreitung des Elementar⸗Unterrichts ernst⸗

lich eingesehen hat, treten in verschiedenen Staͤdten des

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Reichs Vereine zusammen, um Schulen des wechselseitigen Eine solche Sub⸗ seription ist unlaͤngst in Rouen und Bourges eroͤffnet wor⸗ den, und hat zahlreiche Theilnehmer, sogar unter der nie⸗ dern Buͤrger⸗Klasse, gefunden.

Die Akademie der Wissenschaften hat in ihrer vorgestri⸗ Preußischen Geheimen Medizi⸗ nal⸗Rath und Professor Link zu ihrem correspondirenden Mitgliede gewaͤhlt. 1

Die neue Kettenbruͤcke, welche vom Grève⸗Platze nach dem gegenuͤber liegenden Ufer der Seine fuͤhrt, ist vor eini⸗ gen Tagen, nachdem man sich von der Haltbarkeit derselben gehoͤrig uͤberzeugt, dem Publikum geoͤffnet worden.

8 Die neuesten Briefe aus Morea melden, daß der Ge⸗

neral Maison sein Hauptquartier am Bord des „Conquẽé-

rant“ auf der Rhede von Navarin aufgeschlagen habe. Großbritanien und Irland.

London, 20. Dec. „Der Geist der ministeriellen Oeko⸗ G Morning⸗Journal, „beschraͤnkt sich nicht nur auf die Armee, sondern erstreckt sich auf alle Ver— waltungszweige. Diesen Grundsaͤtzen zufolge hat Sir George Murray Erkundigungen einziehen lassen, die zahlreiche Ver⸗ besserungen in seinem Ministerium versprechen.

Die bisher zu tuguez emigrado, enthaͤlt einen Aufsatz, wonach der Be⸗ fehl zur gaͤnzlichen Entfernung der Fluͤchtlinge aus England von der jungen Koͤnigin selbst ausgegangen waͤre. „Auf ihre

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3 11646* sich aber oftmals gegen

Plymouth erschienene Zeitschrift: O Por⸗

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5 1““ E“ 8 11“ Stimme“ (sagt dieses n sich

Blatt) „schicke 3000 Prn birte an, Albion zu verlassen.“ Alle Befehlshaber 8 gimenter haben eine Vorstellung an die Koͤnigin erlassen. welcher sie ihren unbedingten Gehorsam betheuern, und! sichern, kein Opfer sparen zu wollen, um sie auf ihren dh wieder einzusetzen. Man macht die Bemerkung, daß Britischen Regierungs⸗Befehle zu gleicher Zeit, wie zuC mouth, auch in der Hofzeitung Dom Miguel's zu bign bekannt geworden sind. „Die Portugiesischen Fluͤchtlinan heißt es zuletzt, „werden sich bald vor den unsterblichen dro stellen, und mit seinen Truppen nach ihrer Heimatß ruͤckkehren, nicht den Oelzweig, in der Hand.“

In Tyrone versammelten sich vor einigen Tagen vwen stens 30,000 Protestanten, den Ober⸗Sherif an der 0p und einmuͤthig ward die Errichtung eines Braunschu Clubs beschlossen; auch in Londonderry fand eine aühnde Versammlung statt; in Fermanagh hat man ebenfalle; zusammen berufen. Donagal, Cavan und Leitrim paß diesem Beispiele folgen.

So eben ist in London ein Fragment der „Gesche des 19ten Jahrhunderts“ von dem Parlamentsgliede James Mackintosh im Druck erschienen. Der Verfasse vielleicht der ausgezeichnetste unter den vielen großen M. nern der Englischen Opposition, und als Schriftstelle ruͤhmt durch den Reichthum seiner Ideen, und durc Ueberlegenheit seines Verstandes. Dieses Fragment istg Schilderung Cannings, eine unpartheiische Geschichte ti großen Staatsmannes. Vermittelst einer sinnreichen sFich versetzt sich Herr Mackintosh in eine fruͤhere Zeit, lange vor Herr Canning existirte, und solchergestalt außer dem fluß leidenschaftlicher Urtheile seiner Zeitgenossen gestellt, er ein ruhiges Urtheil uͤber seine Verdienste.

Seit 30 Jahren war der Heringsfang in Parmu nicht so gesegnet als dieses Jahr. Im vorigen Jahre huh jedes der Boͤte im Durchschnitt nicht mehr als 12 Lf ruͤck, waͤhrend in diesem Jahre ein Boot 51, mehrere 40 und andere 30 und 40 Last geladen hatten.

Niederlande. unb

Zweite Kammer der Generalstaaten. (SOih vom 23. Dec. Der Finanz⸗Minister war zugegen. M Ordnung ist die Discussion uͤber die 15 Millionen 6. dien fuͤr die Coloniceen. Herr Serruys stimmte dert Herrn van Alphen in der vorigen Sitzung ausgesproche Meinung bei, daß keinem Staate seine auswaͤrtigen Ngh zungen so wichtig seyen, als den Niederlanden die im Indischen Ocean. „Wenn dem so ist, Edelmoͤgende ren“, fuhr er fort, „so scheint mir kein Schwanken Verwerfung oder Annahme des vorliegenden Gesetzes U. lich zu seyn. Der Staat liefe sonst Gefahr, diese wichte Besitzungen zu verlieren, die dann vielleicht unter die ) schaft eines Inselvolkes fallen wuͤrden, das ohnehin scholü diesen Gegenden uͤbermaͤchtig ist, und dann die Schiffe und den Handel auf dem Indischen Archipel gaͤnzlich inss Haͤnde bekommen wuͤrde. Was soll dann aus uns wect Edelmoͤgende Herren? Amsterdam, Rotterdam, Antwem und andere Niederlaͤndische Haͤfen wuͤrden auch nicht me ein Schiff nach Batavia absenden; die Handels⸗Gesellsche diese schoͤne Stiftung unseres Koͤnigs, deren Nutzen tilt fuͤhlbarer wird, waͤre mit einem Schlage vernichtet und⸗ National⸗Industrie verloͤre ihren wichtigsten, vielleicht i einzigen Absatz⸗Ort im Auslande. Als eine nothwentt

sondern das Rachesche

Folge davon wuͤrde unsere Marine, die so lange den M.

unseres Staates ausgemacht hat, gaͤnzlich sinken. Aus! sen Gruͤnden stimme ich fuͤr das Subsidien-Gesetz, um! den Besitz jener Colonieen zu sichern, die von jeher eine Halh quelle der alten Groͤße und Bluͤthe unseres Staates warm Auch die Herren Collot⸗d' Escury, Fontein⸗Verschlg van Boelens und van Genechten sprachen fr! Anleihe. Herr Barthelemy untersuchte die Gruͤnde Krieges in den Colonieen, und entwickelte das System, n welchem dieselben im Jahre 1824 verwaltet wurden; N. habe damals begonnen, einige Laͤndereien anzubauen, und; Indischen Fuͤrsten suchten Gewinn zu ziehen, indem sie Europaͤern Land verpachteten. Die Regierung duldete mals diese Neuerungen, die Capitalien flossen zu, und m. war eben im dritten Jahre der Bebauung und stand b Begriff zu erndten, als ein Befehl des General⸗Gouvernel alle Pachte, welche auf mehr als 3 Jahre abgeschlossen n ren, aufhob. 1 vergnuͤgen, die Capitalien kehrten nach Bengalen zurze Papiergeld, auf welches man 12 pECt. verlor, kam in ag. Wö““ v b anch bedeute kauf, und die Indischen Fuͤrsten, welche dadurch bede⸗

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Diese Maaßregel erregke ein allgemeines M

wolle .

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11“ 1A1X“ 1 ien aus ihrer Mitte nach Europa senden, der ihre Klagen den Fuͤßen des Thrones niederlegen und dem Koͤnige be⸗ isen sollte, daß die Mahomedaner treuer seyen als die hristen. Ein General⸗Commissair wurde nach den Colo⸗ een geschickt, um das Verwaltungs⸗System zu aͤndern, aber ier unserer Agenten hatte ein Indisches Oberhaupt auf ie entehrende Weise verletzt, und das Feuer war nicht ehr zu daͤmpfen. Einer unserer eigenen Beamten verkau fte den nsurgenten von unseren Pulvervorraͤthen. Der Redner

lligte darauf die Maaßregel, daß man, nach dem Beispiele

r Englaͤnder, die Eingebornen anwerbe und im Gebrauch rropaͤischer Waffen uͤbe, und sicherte dem Gesetze seine Stim⸗ zu. Herr Warin lobte den edlen und uneigennuͤtzigen harakter, den Hr. van der Cappellen waͤhrend seiner Ver⸗ altung der Colonieen bewiesen habe, und suchte denselben gen einen indirecten Vorwurf zu schuͤtzen, der ihm in dem ortrage des vorigen Redners zu liegen schien, wogegen sich ser wiederum verwahrte. Herr W arin stimmte gegen das setz. Herr Geelhand della Faille ruͤhmte den Eifer, t dem sein College Warin den ehemaligen General⸗Gou⸗ neur in Indien vertheidigt habe und ließ auch seinerseits edlen Charakter des Herrn van der Cappellen Gerech⸗ keit widerfahren; er haͤtte aber lieber gewuͤnscht, den Schleier ndiesen Angelegenheiten nicht gehoben zu sehen, am we⸗ sten aber duͤrfe man Herrn van der Cappellen auf Kosten nes Nachfolgers, des Herrn du Bus, vertheidigen wollen. sey gegen beide gerecht. Der Erstere habe die Colonieen s den Haͤnden der Englaͤnder bekommen, und sey zu gro⸗ Ausgaben genoͤthigt gewesen, da er alles neu schaffen dorganisiren mußte. Herr du Bus habe dagegen die Fi⸗ zen wieder zu ordnen gesucht und Ersparnisse gemacht. stimmte fuͤr die Anleihe. Nachdem Herr van Alphen, das Gesetz bereits in der vorigen Sitzung vertheidigt te, die Kammer nochmals an die Wichtigkeit der Co⸗ seen erinnert und sie zur Bewilligung der 15 Mil⸗ n aufgefordert hatte, sprachen die Herren Surlet de okier und van Asch van Wyck fuͤr das Gesetz, dessen Vertheidigung sodann der Finanz⸗Minister einen trag von fast einer vollen Stunde hielt, der einen tiefen druck auf die Versammlung machte. Hr. Le Hon er⸗ lte der ministeriellen Rede großes Lob, und dankte dem nister fuͤr die gegebenen Aufschluͤsse, die auch ihn guͤnstig das Gesetz gestimmt haͤtten. Hr. Donker⸗Curtius and auf der Verwerfung des Gesetz⸗Vorschlages. Hr. Fal⸗ machte den Vorschlag, den Vortrag des Ministers, der eich an schaͤtzbaren Nachrichten sey, zum Druck und zur theilung an die Mitglieder der Kammer zu verordnen. Praͤsident, Hr. Reyphins, stimmte dem Vorschlage bei, usgesetzt, daß der Minister das Manuscript dazu erthei⸗ wolle. Dieser dankte der Kammer fuͤr diese schmeichel⸗ le Auszeichnung und uͤbergab dem Praͤsidenten sein Ma⸗ ript. Das Gesetz uͤber die Anleihe von 15 Millionen die Colonieen kam darauf zur Abstimmung und wurde 84 gegen 17 Stimmen angenommen. Die Kammer gte sich sodann bis auf den 19. Januar, worauf die zung aufgehoben wurde. Bruͤssel, 24. Dec. Das Budget fuͤr das Jahr 1828 keulich nicht (wie gemeldet worden) mit der Mehrheit einzigen, sondern mit der von zwei Stimmen ange⸗ men worden. Vorgestern wurde der zweiten Kammer das neue Gesetz n Preßvergehen vorgelegt, da aber die Vacanzen jetzt etreten sind, so wird es erst im Januar debattirt werden. Schweden und Norwegen. Stockholm, 19. Dec. Seine Majestaͤt der Koͤnig n dem Vernehmen nach drei Tage hindurch, in Folge starken Erkaͤltung, die von einem leichten Fieber⸗An⸗ gleitet war, das Zimmer huͤten muͤssen, sind indessen waͤrtig, seit das Fieber sich nicht wieder eingestellt hat, gaͤnzlich hergestellt; doch leiden Allerhoͤchstdieselben noch miger Schwaͤche. Die Anzahl der in den vier Staͤnden gemachten An— hat sich bis zum 15ten d., als dem festgesetzten Ter— auf 600 belaufen. 1X“; 8 T11414“*“ 8 Sa8g art, 24. Dec. Wir haben sichere Kunde er⸗ 7 zaß das neue Jahr 1829 der Universitaͤt Tuͤbingen Säs erwartete Organisation und mit ihr einen bleiben⸗ ton in der Person ihres bisherigen hochverdienten Werkc. Autenrieth bringen wird. Seinen gediege⸗ en verdankt sie ihren Europaͤischen Ruf; er lenkte eegeat mit solcher Klugheit, daß sie vor 3 Jahren mit allgemeinem Beifall aufgenommenen provisorischen

ichtung theilhaftig werden konnte. Man ruͤhmt an die⸗ scher und

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sem Manne den feinen Geschaͤftstakt, die ruhige Umsicht in der Behandlung schwieriger Dinge, seine Partheilosigkeit in Allem, und den klassischen Styl in jeder Zeile, die aus sei⸗ Rom, 18. Dec. In einem am Iian. . M. nen geheimen Consistorium hat der Papst 5 Erzbischoͤfe und 21 Bischoͤfe bestaͤtigt, worunter 1 1 in partihus Insidelium. Unter den Erzbischoͤfen befindet sich der fuͤr Gnesen und Posen er nannte bisherige Propst an der Kathedralkirche zu Gnesen, Dr. Theophilus von Wolicki. Seine Heiligkeit ernannte demnaͤchst 8 Kardinaͤle, worunter der Primas von Ungarn, Monsign. Alex. v. Rudnay und Diveck⸗Uifalu. Am sel bigen Tage hat der Papst auch noch verschiedene andere

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Crnennungen vorgenommen, namentlich ist Monsign. L. del Drago zum Ober⸗Hofmeister und Monsign. C Castracane zum Seecretair der Prepaganda ernannt worden. Tuͤrkei und Griechenland. 1“ Ein in der Allgemeinen Zeitu ung enthaltenes Schrei⸗

ben von der Servischen Gräͤnze vom 4. Dec. theilt den (weiter unten folgenden) Auszug eines von einem Israeli⸗ tischen Handelshause herruͤhrenden Briefs aus Nissa mit⸗, und schickt demselben folgende Bemerkungen uͤber die Be⸗ schaffenheit der fraglichen Quelle woraus: „Die in der Euro⸗

chen Juden sind meist Abkömmlinge der aus Spanien undd Portugal vor dreihundert Jahren Vertriebenen. Diese ha⸗ ben die bei ihrer Verbannung geretteten Schaͤtze zu erhalten, 8 und durch Fleiß zu vermehren gewußt, und da ihre Nach⸗

kommen den National⸗Charakter ihrer Vorfahren, ihren Ge⸗

werbsleiß, mit dem Gebrauch der Spanischen Sprache *)

bis auf unsere Zeit beibehalten haben, sich wenig mit dem niedrigen Kleinhandel abgeben, und in den ansehnlichsten Handels⸗Unternehmungen interessirt sind, so haben sie sich das Zutrauen der Administration erworben, und werden haͤufig

als Paͤchter der oͤffentlichen Gefaͤlle und der Muͤnze, oder als Dolmetscher und Agenten der Regierung und der Pa⸗ 3 scha's verwendet**). Durch diese Aualifikationen, und ver⸗ moͤge ihrer ausgebreiteten Correspondenz, sind sie oft sehr ge⸗ nau von den politischen Conjuncturen unterrichtet, die sie sich gegenseitig mittheilen.“ „Auszug eines Schreibens aus Nissa vom 22. Nov. Der neue Vezier in Bosnien findet. andere Verhaͤltnisse, als er bei seiner Ankunft erwartet haben mag, und sein friedlicher Sinn, der ihm eigentlich zu der Stelle verhalf, reicht nicht zu Beruhigung der Gemuͤther hin. Die Bosnier wissen entweder nicht was sie wollen, oder sie werden durch eine unsichtbare Hand geleitet, welche ewige Unzufriedenheit zu erhalten sucht. Ihre Hauptbeschwer⸗ den waren Anfangs die eingefuͤhrten Neuerungen; jetzt, wo man nach Umstaͤnden abzuhelfen sucht, den altherkoͤmmlichen Gebraͤuchen mit Achtung begegnet, selbst in den Abgaben. Erleichterung verspricht, sind sie unzufriedener als je, und machen Anstalten, um, wie sie sagen, ihre Rechte zu behaup⸗ ten. Der Vezier wird mit seiner Leutseligkeit nicht ausreichen, schon sieht er sich nach Verstaͤrkungen um. Hier hat er keine zu erwarten, er mag sie sich aus Macedonien verschreiben, wo seine Freunde ihn gewiß nicht vergessen haben. Der Fuͤrst Milosch soll auch um Freunde bekuͤmmert seyn, und nicht ohne Absicht das Land durchreisen; er darf aber auf seiner Hut seyn, denn giebt er sich gleich das Ansehen, den Frieden erhalten zu wollen, so wird er doch von den Tuͤrken nicht unter jene Raja's gerechnet, die im Frieden ihr Gluͤck finden. Zu Konstantinopel ist man sehr vergnuͤgt, nur Geld *) Die Juden der niedern Klasse reden ein Kauderwaͤlsch, welches groͤßtentheils aus verdorbenen Spanischen Woͤrtern de- steht, daneben aber einige Hebraͤische und selbst viele Tuͤrkische

enthaͤlt; man kann also nicht sagen, daß sie den Gebrauch der

Spanischen Sprache beibehalten sondern vielmehr, daß sie

sich einen Jargon gebildet haben, der viele, urspruͤnglich 6“ aber jetzt durch die Aussprache sehr entstellte Wortee enthaͤlt. 8

** Seit mehr als 100 Jahren schon sind die Juden d

Intrignen von der Muͤnze entfernt, und letztere besftndet sich in

den Haͤnden der Armenter. So lange die Janitscharen bestan⸗

den, war ein Juͤdisches Haus mit der Wuͤrde eines Banquiers

und Lieferanten dieses Corps bekleidet, und der jedesmalige Besitzer dieser Stelle genoß alle Privilegien der am meisten be⸗ guͤnstigten Raja's, wofuͤr er aber auch dem Obersten und seinen Officieren, ja wohl selbst dem Divan von Zeit zu Zeit ansehn⸗ liche Geschenke machen mußte, um sich zu erhalten. In den Provinzen moͤgen wohl noch heute mehrere Pascha’'s die Juden

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nicht mehr: dasselbe gilt von ihrer Verwendung als Dolmete-⸗ Agenten.

Castruccio

paͤischen Tuͤrkei und zu Konstantinopel verbreiteten zahlreia⸗

als Pachter annehmen, in Konstantinopel aber geschieht dies—