1829 / 18 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Berlin. Nach Berichten aus den Rhein⸗Provinzen hat nicht nur (wie bereits gemeldet) die Schiffbruͤcke zu Koͤln, ondern auch die zu Koblenz (nicht minder die zu Mainz), so wie die Gier⸗Ponte zu Duͤsseldorf, wegen des Treibeises auf dem Rheine, abgebrochen werden muͤssen, und die Post⸗ Anschluͤsse sind wegen des vielen Schnee's sehr gestoͤrt wor⸗ den. In gebirgigen Gegenden sind die Wege so verschneiet gewesen, daß die Posten theils haben die Abraͤumung der Fahrbahnen abwarten, theils die Fahrten zur Vorbeugung von Unfaͤllen auf die Tageszeit beschraͤnken muͤssen. Aber auch in ebenen Gegenden hat man nur langsam und mit Anstren⸗ gung der Pferde fortkommen koͤnnen.

Literarische Nachrichten.

Kriegs⸗ und Staats⸗Schriften aus den hinterlas⸗ senen Papieren des Markgrafen Ludwig Wil⸗ helm von Baden⸗Baden, der Roͤmisch Kaiserl. Majestaͤt General⸗Lieutenant, und des Mark⸗ Herrmann von Baden⸗Baden, der Roͤ⸗ misch Kaiserl. Majestaͤt Feldmarschall und Hof⸗ Kriegsraths⸗Praͤsidenten; getreu aus den vor⸗ liegenden Originalien ausgewaͤhlt. Unter diesem Titel uͤbergiebt der Großherzoglich Baden⸗ sche Geheimerath und Direktor des General⸗Land⸗Archivs, Kammerherr, Ritter Philipp Karl Baur von Eyseneck dem wissenschaftlichen Publikum, mit Erlaubniß Sr. Koͤnigl. Hoheit des Herrn Großherzogs, eine Sammlung von Ur⸗ kunden und Actenstuͤcken, welche, wie es in der Ankuͤndigung heißt, die Aufmerksamkeit eines jeden Kenners erregen, den Liebhaber der Geschichte unterhalten, aber auch dem Forscher reichen Stoff darbieten werden, diese Materialien zu wissen⸗ schaftlichen Zwecken zu benutzen. Das Ganze wird in vier Abtheilungen zerfallen. .

Die erste wird die auf den Tuͤrkenkrieg Bezug habenden

Papiere enthalten und mit dem Jahre 1683 beginnen.

Dite zweite wird den Spanischen Successions⸗Krieg, wel⸗ cher sich mit dem Nymweger Frieden geschlossen hat, um⸗ fassen, und mit 1674 beginnen.

Die dritte, welche den zweiten, im Jahre 1689 begon⸗ nenen Krieg mit Frankreich begreift, wird mehrere Acten⸗ stuͤcke vom Anfange des Krieges liefern, hauptsaͤchlich aber des Markgrafen Ludwig Operationen vom Jahre 1693 an enthalten.

Die vierte Abtheilung wird den im Jahre 1702 begon⸗ nenen Spanischen Successions⸗Krieg, bis zum Tode des Markgrafen Ludwig 1707, umfassen.

Jede Abtheilung bildet ein geschlossenes Ganzes, und wird wahrscheinlich zwei Baͤnde, vielleicht auch eine oder die andere einen dritten Band zu 25 bis 30 Druckbogen aus⸗ uͤllen. .

f Der Herausgeber verspricht, die Aectenstuͤcke, und beson⸗ ders die Urkunden, moͤglichst treu und ohne irgend eine fremdartige Beimischung oder Einstreuung, so zu geben, wie sie vorliegen, und zum Beweis ihrer Glaubhaftigkeit jedes⸗ mal zu bezeichnen, ob sie Originalien, eigenhaͤndige Schrif⸗ ten, Conzepte, Abschriften oder was sonst sind; uͤberhaupt aber das, was die diplomatische Wuͤrdigung der Aechtheit erfordert, immer sorgfaͤltig zu erfuͤllen. Ruͤcksichtlich des Styls oder der Art und Weise, wie die Worte geschrieben sind, behaͤlt sich derselbe jedoch vor, die damalige Ortogra⸗ phie in so weit zu aͤndern, daß dieselbe derjenigen, an welche das Auge dermalen gewoͤhnt ist, naͤher gebracht, und die ganz weitschweifigen Wendungen weggelassen werden, Alles aber, ohne daß dadurch etwas Wesentliches von der Eigen⸗ thuͤmlichkeit des Styls, noch weniger aber der Gedanken et⸗ was verloren gehe. u“

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Die Marr'sche Buchhandlung zu Karlsruhe, welch Sammlung in Verlag genommen, hat den Weg der; scription eingeschlagen, und verspricht, das Werk mit lichst typographischer Eleganz erscheinen zu lassen, inde zugleich die Versicherung ertheilt, daß der Band von 25 30 Bogen groß Octav, den Subscriptions⸗Preis 2 Fl. 42 Kr., oder 1 Rthlr. 15 sgr. Preuß., nicht

Koͤnigliche Schauspiele.

Sonnabend, 17. Jan. Im Schauspielhause: N. steins Tod, Trauerspiel in 5 Abtheil., von F. von Gt

Sonntag, 18. Jan. Im Opernhause: Nurmahal, Das Rosenfest von Caschmir, lyrisches Drama in 2 „¾ lungen, mit Tanz, von Spontini.

Im Schauspielhause: Die buchstaͤbliche Auslegu Gesetze, Lustspiel in 1 Aufzug von Broͤmel. Hierauf. Blatt hat sich gewendet, Hriginal⸗Lustspiel in 5 Abtz gen, von Schroͤder.

Dienstag, 20. Jan.

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Im Opernhause: Die Sh von Portici, roße Oper in 5 Abtheilungen, nach dem zoͤsischen: La Muette de Portici, des Seribe zur beie nen Musik von Auber, fuͤr die Deutsche Buͤhne bea vom Freiherrn von Lichtenstein. Ballets vom Koͤnigl letmeister Titus.

Preise der Plaͤtze: Ein Platz in den Logen des 9 Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. Ein Platz in den Log zweiten Ranges 20 Sgr. Ein Platz in den Parquh 1 Rthlr. Ein Platz in den Logen des dritten Ranges Ein gesperreer Sitz 1 Rthlr. Ein Platz im Parterre Amphitheater 10 Sgr.

Der Billet⸗Verkauf zu dieser Vorstellung begim

Sonnabend, 17ten d. M. fruͤh 9 Uhr.

Die Meldungen zu dieser dritten Auffuͤhrung der Die Stumme von Portici, sind, soweit es der Ran stattet, beruͤcksichtigt worden. 111““

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KRddoͤnigsstaͤdtsches Theater.

Sonnabend, 17. Jan. Zum Erstenmale: Torwald Dorliska. Komische Oper in 2 Akten; Musik von N

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Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. Preuss.

WAmT [ZIf.Brie St.-Schuld-Sch. 9271 838 Pomm. Pfandbr. Pr. Engl. Anl. 18 103 102 ¼4 Kur- u. Neum: do. Pr. Engl. Anl. 22 102 ½ 102 ½⅞˖ [Schlesische do. Bo. Ob. incl. Litt. H 99 i [pomm. Dom. do. Kurm. Ob. m. I. C. 1 ½ 91¾ Märk. do. do. Neum. Int. Sch. do. 2 91 [Ostpr. do. do. Berlin. Stadt-Ob. 101 [Rückst. C. d. Kmk dito dito 99 ½ do. do. d. Nmk.] Königshg. do. 91 3⅔˖ [Zins-Sch. d. Kmk. Elbinger do. 101½4 dito d. Nmk. Danz. de. in Th.Z. 33 ¾ 33 et Westpr. Pfdb. A. 95 ½ dito dito B. 5 94 ¼ Grosshz. Pos. do. 99 ½ 99 Ostpr. Pfandbrf. 95 ½ 1 94¾

FNPerzline Börse.

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Holl. vollw. Duc. Friedrichsd'or.

Disconto..

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Auswärtige Börsen.

Hamburg, 14. Jan. Oesterr. 5pCent. Metalliques 96 ⁄. Bank-Actien 1111

Engl. Anl. 918.

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Pearis, 10. Jan. Dem Vorgestern Abend gegen 8 Uhr entstand in der Str Hause Feuer. Die kostbare Gemaͤlde⸗Gallerie des Ei

großer Muͤhe gelang es, einige Gemaͤlde zu retten.

Zu Rive de Gier im Departement der Loire, 4 Posten von Lyon, sind am 2ten d. M.

Messager des Chambres zufolge ging es gestern

von la Ferronnays etwas besser; doch waren Se. Excellenz immer noch sehr schwach. 3 aße Anjou Nr. 21 in dem, dem Herrn Crawfurd gehl

enthuͤmers wurde groͤßtentheils ein Raub der Flammen; nu Als die Spritzen anlangten, stand schon die halbe Gallerie in 5

mit der Gesundheit des

durch Entzuͤndu

Gases in einer Steinkohlengrube 40 Menschen und 30 Pferde umgekommen.

Frankfurt a. M., 12. Jan. Bank⸗Actien 1330. Brief.

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Oesterr. 58 Metalliq. 96 ¼. Loose zu 100 Fl. 158 ½.

Redaeten

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Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages. v1“ De. Majestaͤt der Koͤnig haben dem im Koͤniglichen

sse hierselbst angestellten Schloßknecht Habisch das eine Ehrenzeichen zweiter Klasse z verleihen geruhet.

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1.“ Zeitungs⸗Nachricht Awus Ian,,d.

Ferankrelch.

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11““ vris, 10. Jau. Vargestern arbeitete der Koͤnig hin⸗ lander mit dem Minister des oͤffentlichen Unterrichts, broßstegelbewahrer und dem Handels⸗Minister. us Compieègne schreibt man, daß die dortigen constitu⸗ sen Waͤhler sich dahin geeinigt haben, an die Stelle rstorbenen zu waͤhlen.

havon tragen werde. Die Gazette de France behaup⸗ gr, Letzterer werde hoͤchstens zwei Stimmen erhalten. i einem Aufsatze, welcher die Rubrik: „Aenderung in gen des Ministeriumms“ fuͤhrt, spricht der Globe die aus, daß das jetzige Ministerium, fuͤr dessen Dauer st noch vor Kurzem gesprochen, durch den unguͤnstigen eits⸗Zustand des Grafen von la Ferronnays in eine

Lage komme. Es sey, trotz den Verneinungen der Uen oder halb⸗officiellen Blaͤtter, nicht mehr zweifelhaft, jeser Minister einer Pflege und Schonung beduͤrfe, mit ch eine fernere Amtsfuͤhrung nicht vereinigen lasse. wolle sogar behaupten, seine Entlassung sey schon in aͤnden des Koͤnigs. „Die Wahl eines Ministers waͤrtigen Angelegenheiten“, faͤhrt das genannte Blatt

ist immer schwierig, und jede Veraͤnderung, die den der in diesem Departement begonnenen Operationen ganzen Staat compromittiren. Unter igen Verhaͤltnissen der Europaͤischen Politik wird eine

eraͤnderung aber doppelt schwierig, und das Ministerium,

Fnur mit großer Anstrengung die imposante Neutrali⸗ se Frankreich seit einem Jahre behauptet, aufrecht er⸗ konnte, muß daruͤber Unruhe empfinden. Es hat mit seinem Werke zufrieden zu seyn, und muß leb⸗ ünschen, daß der Koͤnig einen Staatsmann waͤhle, der ey, treulich den Weg des achtungswerthen Ministers olgen, den seine Collegen mit so viel Bedauern aus⸗ sehen. Auch ihm selber kann die Wahl seines Nach⸗ nicht gleichguͤltig seyn, und seine Stimme wird dabei Einfluß haben. Eine andere Schwierigkeit, und zwar Augen des Ministeriums die groͤßte, entspringt dar⸗ jeder Staatsmann, der genug Ansehen und Faͤhig⸗ besitzt, um das Departement der auswärtigen Angele⸗ en zu uͤbernehmen, seine politischen Ansichten und Ver⸗ gen hat, die ihm nicht gestatten, allein und ohne Be⸗ gen in das Cabinet einzutreten. Das Ministerium so durch die Wahl eines einzigen neuen Mitgliedes Gefahr einer gaͤnzlichen Aufloͤsung, oder doch wenig⸗ iner partiellen Umgestaltung gerathen. Die Aufgabe, tes jetzt zu loͤsen hat, besteht sonach darin, einen Mini⸗ nden, der der Stelle gewachsen ist, und zugleich so dasteht, daß er sich mit einem Portefeuille begnuͤgt. eittelweg, den die Minister einschlagen koͤnnten, waͤre, rafen von Rayneval zum Unter⸗Minister, zum inter⸗ hen r.gar nur zum Titular⸗Minister unter der

Herrn Tronchon dessen Sohn zum Depu⸗ In Montbrison dagegen scheint es, daß solutistische Candidat uͤber den constitutionnellen den

den

bemuͤht hat, ihn zu beseitigen.

nern zu unterhandeln, deren Beitritt

erlin, Sonntag den 18tem

. 8 E11712121212“ obern Leitung des Grafen von la Ferronnays und ihm ungefaͤhr dieselbe Stellung zu geben, welche der Baron Mounier neben dem Grafen Siméon hatte; denn daß sie ihn zum wirklichen Minister machen sollten, wie Einige meinen, ist nicht denkbar. Herr v. Rayneval, so be⸗ kannt er auch mit allen Details unserer Diplomatie und so geeignet er auch zur Geschaͤfsfuͤhrung seyn mag, ist kein Mann von politischem Ansehn, und wuͤrde den Kammern so wenig als den Gesandten zusagen. Ungekannt, wie er von dem 8 Franzoͤsischen Publikum ist, hat er auch bei der Euxopaͤischen Aristocratie kein Buͤrgerrecht, und waͤre weder ein Minister fuͤr die Nation, noch fuͤr die fremden Hoͤfe. Ein anderer Staatsmann, an den Einige gedacht haben, ist der Herzog von Mortemart. Durch Freundschaft und Gesinnung mit Herrn von la Ferronnays verbunden, ist er nicht ohne An⸗ sehen in der Pairs⸗Kammor, und er war es sogar, um den sich, beim Beginn der vorigen. Sitzung der Kern der mie⸗ nisteriellen Parthei versammelte. Aber eine wichtige Ruͤckee sicht scheint dieser Wahl, welche uͤbrigens den Absichten des

Ninisteriums wohl entsprechen wuͤrde, entgegen zu stehen. Die Mission, welche der Herzog so eben in dem Kaiserlich Russischen Hauptauartier erfuͤllt hat, leiht ihm naͤmlich in Augen Europa's einen Charakter oder mindestens einen Schein, der sich wenig mit der Unpartheilich⸗ keit vertragen wuͤrde, welche Frankreich bewahran muß. Herr von la Ferronnays selbst stieß deshalb bei der Ueber⸗ nahme seines Portefeuilles auf einige Hindernisse, weil er fruͤher Botschafter in St, Petersburg gewesen war. Dies war nach seiner eigenen Ansicht ein Uebelstand fuͤr ihn, und man muß zu seinem Ruhme gestehen, daß er sich mit Erfolg Es ist daher wahrscheinlich, daß das Ministerium sich genoͤthigt sehen wird, mit Maͤn⸗ schwieriger und mit groͤßeren Opfern verbunden seyn duͤrfte. Unter diesen steht Herr von Chateaubriand obenan. Außerhalb des Cabinets⸗ Raths ist er furchtbar. Ein bedeutendes Talent, einige warme Freunde und ein unbeugsamer Charakter sichern ihm unter allen Umstaͤnden eine Wichtigkeit zu. Gewoͤnne ihn das Ministerium fuͤr sich, so waͤre es von einer großen Furcht befreit, naͤmlich von der Moͤglichkeit, ihn zum Geg⸗ ner zu haben. Es koͤnnte alsdann auf den Beistand derjenigen angesehenen Parthei der Deputirten⸗Kammer rechnen, s unter dem Namen des „Agier⸗Vereins“ bekannt ist. Aber wie viel andere Hindernisse treten hier ein! Als be⸗ ruͤhmter Schriftsteller, der sein politisches Gluͤck der Presse und dem Publikum verdankt, hat Herr von Chaͤteaubriand alle diejenigen zu Gegnern, welche nur den Ruf eines tuͤch⸗ tigen Geschaͤftsmannes gelten lassen wollen, und nicht begrei⸗ fen koͤnnen, wie man Minister werden koͤnne, ohne den Weg

durch die Ausschuͤsse und Buͤreau's durchgemacht zu haben.

Ferner hat er schon im Voraus Bedingungen gestellt und versichert, daß er nur eintreten werde, wenn zugleich einige bedeutende Mitglieder beider Kammern berufen wuͤrden. Eine Vereinigung der Partheien ist seit Jahren sein Lieblingsge⸗ danke, und seinem Talente gebuͤhrt der Ruhm, eine solche moͤglich gemacht zu haben. Seine Freunde versichern, daß er seinen Gesinnungen treu geblieben ist; auch erklaͤrten seine hiesigen Vertreter noch vor einigen Tagen, daß ihnen noch kein Antrag von Seiten der Minister gemacht worden sey, und dies ist ganz natuͤrlich, denn der Eintritt des Herrn von Chaͤteaubriand in das Ministerium scheint mit dessen gegen⸗ waͤrtiger Zusammensetzung unvertraͤglich. Man haͤlt es daher fuͤr wahrscheinlicher, daß dasselbe seine Blicke auf den Baron Pasquier wenden werde. Als ausgezeichne⸗ ter Geschaͤftsmann bekannt, hat er auch Gruͤnde, allein in das Ministerium einzutreten, denn er wuͤrde hier an den Herren Roy und Portalis politische Freunde, und unter den Vertrauten der Minister alte Collegen, wie die Herren Por⸗