1829 / 60 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

NEEEEE“ 1 11““ 8 * 1 1“ S. LE1“ 4

““ . 5 k. L111“ 2

9

. ö“

e Nachrichten. Kronik des Tages.

Des Koͤnigs Majestaͤt haben den bisherigen außerordent⸗ lichen Professor in der medicinischen Facultaͤt in Breslau, Dr. Klose, zum ordentlichen Professor in der gedachten zacultaäͤt zu ernennen, und die fuͤr ihn ausgefertigte Be⸗ stallung Allerhoͤchstselbst zu vollziehen geruht. 88695

Seine Majestaͤt der Koͤnig haben dem Kammerdiener Voigt, in Diensten der Frau Prinzessin Wilhelm von Preußen Koͤnigl. Hoheit, das Allgemeine Ehrenzeichen erster Kasse zu verleihen geruhet.

B“

5 8

ngs⸗Na AdAuslaäannd. Frankreich.

ö6““ v111“ Deputirten⸗Kammer. In der Sitzung vom 20. Februar trug der Praͤsident ein Schreiben des Grafen von Sainte⸗Aulaire vor, worin dieser der Versammlung den Tod seines Vaters anzeigt und zugleich sein Bedauern zu lerkennen giebt, daß dieses s.. von seinen Collegen ttrenne. Der Graf von Saimte, Anlatre, der Bater, war namlich Pair und durch seinen Tod geht die Pairswuͤrde en seinen Sohn uͤber. Die Deputation des Departements der Maas wird dadurch unvollzaͤhlig, und macht die Zusam⸗ menberufung des Bezirks⸗Wahl⸗Collegiums zu Verdun in⸗ nerhalb zweier Monate nothwendig. Da der Graf von Hainte⸗Aulaire einer der Vice⸗Praͤsidenten der Deputirten⸗ Kammer war, so muß auch diese Stelle, so wie ferner die Stelle eines der Commissarien zur Pruͤfung des Gesetz⸗Ent⸗ swurfes uͤber die Bezirks⸗ und Departements⸗Raͤthe, wozu er gewaͤhlt worden, neu besetzt werden. An der Tages⸗Ord⸗ nung war jetzt die (gestern erwaͤhnte) Proposition des Herrn J. Lefoͤbvre, folgenden Inhalts: „Nach dem Schlusse der allgemeinen Discussion soll keine geschriebene Rede mehr vor⸗ getragen werden koͤnnen, es sey denn, es geschaͤhe, um ein gedrucktes und an die Puͤreaux vertheiltes Amendement zu entwickeln. Als allgemeine Discussion wird diejenige be⸗ trachtet, die den Berathungen uͤber das Budget jedes Mi⸗ nisteriums vorangeht. Jedenfalls soll es den Rednern erlaubt seyn, Notizen, die sie vorher zu Papier gebracht, zu befra⸗ gen.’ Herr J. Lefébvre begruͤndete seinen Antrag da⸗ durch, daß, nachdem bereits im Laufe der allgemeinen Dis⸗ eussion der verhandelte Gegenstand genuͤgend erschoͤpft wor⸗ den, nicht selten auch noch bei den Berathungen uͤber die einzel⸗ nen Artikel lange geschriebene Reden abgelesen wuͤrden, worin in der Regel nur das fruͤher Gesagte wiederholt, und dadurch ein unnuͤtzer Zeitverlust herbeigefuͤhrt wuͤrde. Er bemerkte, daß es allerdings nicht Jedem gegeben sey, eine Rede zu improvisiren; als eine solche duͤrfe man indessen auch die kurzen Bemer⸗ kungen nicht betrachten, die ein Deputirter nach dem Schlusse der allgemeinen Discussion uͤber einzelne Artikel noch zu ma⸗ chen haben moͤchte, und es lasse sich nicht fuͤglich annehmen, baß es unter Frankreichs Abgeordneten nur einen Einzigen gebe, der nicht im Stande seyn sollte, seine Meinung und die Gruͤnde, worauf er dieselbe stuͤtzt, in wenigen Worten klar und dentlich abzugeben. „Verwerfen Sie meinen Vor⸗ schlag“, so schloß der Redner, „so bleibt Ihnen, um den sangweiligen und uͤberfluͤssigen Reden zu entgehen, kein an⸗ deres Mittel uͤbrig, als die Unaufmerksamkeit und die Pri⸗ die Conversationen. Mileelerwekle verfließt aber die Zeit und Ae Beduͤrfgisse des es wer 1i efriedi F

12 8 8* 8

A

reich erwartet von Ihnen die Vervollstaͤndigung der ver⸗ fassungsmaͤßigen Regierung. Wenige vee eeene Augenblicke koͤnnen seine Erwartungen taͤuschen. Sie erzeigen daher, meine Herren, dem Lande einen wesentlichen Dianst, wenn Sie mit Ihrer Zeit haushaͤlterisch umgehen; dies ist der Zweck meines Vorschlages, und ich hoffe, daß Sie denselben in Erwaͤgung ziehen werden.“ Hr. v. Corcelles hielt den Antrag fuͤr unzulaͤssig, da es selbst im Laufe der Bera⸗ thungen uͤber die einzelnen Artikel eines Gesetz⸗Entwurfes

Fälle geben koͤnne, wo eine mit Sorgfalt geschriebene Rede

ersprießlich, ja nothwendig sey. „Die Kammer“, fuͤgte der Redner hinzu, „zaͤhlt ohne Zweifel viele ausgezeichnete Red⸗ ner. Mehrere von ihnen haben sich seit langen Jahren darin geuͤbt, auch uͤber die schwierigsten Fragen aus dem Stegreife zu reden; allein auch die Gewandtesten unter ihnen frage ich, ob sie uͤber alle Gegenstaͤnde ohne irgend eine Vorbe⸗ reitung wuͤrden sprechen koͤnnen. Lassen wir daher die Sachen wie sie sind; gewoͤhnen wir uns an lange Re⸗ den, da, wenn sie uns allzu weitschweifig scheinen, uns ja immer noch uͤbrig bleibt, nicht darauf zu hoͤren.“ (Allgemeines Gelaͤchter.) Hr. F. v. Leyval trat den An⸗ sichten des Urhebers der Proposition bei, und zwar aus den⸗ selben Gruͤnden, welche dieser dafuͤr angefuͤhrt hatte. Der Graf Alexander v. Laborde hielt den Antrag in so fern fuͤr uͤberfluͤssig, als 882 selbst, und zwar ohne irgend eine Reibung, in Frankreichs parlamentarischen Sitten die Aen⸗ derungen hervorbringen wuͤrde, welche Hr. Lefébvre beabsich⸗ tige; im Uebrigen, so haͤtten geschriebene Reden ihre gute wie ihre schlechte Seite; die gute Seite sey die, daß sie den Deputirten Zeit lasse, ihre Reden wohl zu uͤberlegen, und sich allmaͤhlig an die Rednerbuͤhne zu gewoͤhnen, die fuͤr einige Auserwaͤhlte der Dreifuß der Pythia, fuͤr die anderen aber das Medusenhaupt sey (Gelaͤchter)h. „Der buͤndigste Beweisgrund gegen den Ihnen gemachten Vorschlag“, so schloß der Redner, „ist eben die Rede, die ich in diesem Au⸗ genblicke improvisire. Haͤtte ich sie geschrieben, so wuͤrde sie weit besser seyn; ungleich besser aber noch, wenn sie statt meiner von einem Andern abgefaßt worden waͤre, was von dem Reglement eben nicht verboten ist.“ Nach dieser Be⸗ merkung, wodurch mancher der Anwesenden sich getroffen fuͤh⸗ len mochte und die daher auch ein fast allgemeines Gelaͤchter erregte, beschloß die Versammlung mit starker Stimmen⸗ Mehrheit, daß der Antrag des Hrn. Lefébvre nicht in Er⸗ waͤgung zu ziehen sey. Es wurde hierauf zur Wahl eines redigirenden Secretairs an die Stelle des ausgeschiedenen Hrn. Aimé Martin geschritten. Nach Vorschrift des Regle⸗ ments waren dazu 3 Candidaten von dem Buͤreau der Kam⸗ mer in Vorschlag gebracht worden, naͤmlich die Herren La⸗ garde, Delalonde und Guillemot, worunter die Versamm⸗ lung zu waͤhlen hatte. Der Namens⸗Aufruf ergab 338 An⸗ wesende; absolute Mehrheit 170. Hr. Lagarde erhielt 170, Hr. Delalonde 159 und Hr. Guillemot 9 Stimmen; der Erstere wurde demnach zum redigirenden Secretair ausgeru⸗ fen. Der andere Secretair ist Er. v. Silans. Die Siz⸗ zung vom 2lsten war, wie alle Sonnabend⸗Sitzungen, der Berichterstattung uͤber die eingegangenen Bittschriften ge⸗ widmet.

Paris, 22. Febr. Vorgestern vor der Messe machte der Herzog von Luxemburg, dessen Wunde beinahe gaͤnzlich geheilt ist, in Begleitung des Herzogs von Mouchy, dem Koͤ⸗ nige und der Koͤniglichen Familie seine Aufwartung.

Ein hiesiges Blatt hatte unlaäͤngst gemeldet, daß der Graf Pozzo di Borgo das Franzoͤsische Cabinet von der Ab⸗ sicht seiner Regierung, den Krieg gegen die Pforte fortzu⸗ setzen, unterrichtet habe, mit dem Hinzufuͤgen, daß dies der Zweck der kuͤrzlich dem Grafen bewilligten Audienz bei dem Koͤnige gewesen sey, und daß der Graf Portalis dem Bot⸗ schafter Sr. Kaiserl. Maj. Mittheilungen gemacht habe, in

2 *