1829 / 80 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Peoaderborn.

behrlichsten Lebensbeduͤrfnissen gehoͤren: das

Paderborn, Herr von Hommer zu Trier, so wie der Weih⸗ bischof Freiherr von Beyer zu Koͤln, nebst mehreren anderen hoͤheren Geistlichen, Superintendenten und Dechanten beider Provinzen. 8 UFe n 1 84 Koͤnigl. Hoheit der Prinz Friedrich von Preußen, in seiner hiesigen Residenz mit der Wirksamkeit der Gesell⸗ schaft vertraut, hat in einem huldreichen Schreiben an die Gesellschaft vom 15. 8e d. J. das Protectorat dersel⸗ en anzunehmen geruhet. 18 Der rntral⸗-Ausschuß der Gesellschaft, als deren Praͤ— sident der Hr. Graf von Spee gewaͤhlt worden ist, bildet zugleich das Comité fuͤr das hiesige Gefaͤngniß. Fuͤr die Provinzial⸗Straf⸗Anstalt zu Werden besteht eine Tochter⸗ Gesellschaft. In Muͤnster, Koͤln und Trier ist man im Be⸗ griff, ebenfalls Tochter⸗Gesellschaften zu errichten. 1

Hertliche Huͤlfs⸗Vereine der Gesellschaft bestehen bereits in Elberfeld, Barmen, Duisburg, Ruhrort, Crefeld, Neuß, Langenberg u. a. g. Orten. 3 8

Bei dem Gefaͤngnisse zu Duͤsseldorf hat der evangelische Pfarrer Schmidt seine Wirksamkeit mit sichtbarem Erfolge begonnen. Ein katholischer Hausgeistlicher fuͤr diese Anstalt, so wie ein katholischer und ein evangelischer Hausgeistlicher fuͤr die Straf⸗Anstalt zu Werden, sind berufen. Die Mitglieder des Gesellschafts⸗Ausschusses sind bemuͤht, durch abwechseln— den Besuch der Gefaͤngnisse die elben forschen, und fuͤr deren Abhuͤlfe, insbesondere aber fuͤr das Unterkommen der Gefangenen nach ihrer Entlassung, zu wirken.

Die Anzahl der Mitglieder und Theilnehmer der Ge⸗ sellschaft ist bereits zu mehrexen Tausenden angewachsen und vermehrt sich noch taͤglich. Der Ausschuß wird in der naͤch⸗ sten General-Versammlung (12. Mai l. J.) Rechenschaft uͤber seine bisherige Wirksamkeit ablegen, welcher alle theil⸗ nehmende Menschenfreunde begierig entgegensehen.

Benrath, 9. Maͤrz. Vorgestern erlebten wir hier ein hoͤchst trauriges Ereigniß. Zwei starke, schoͤne und hoffnungs⸗ volle Knaben wollten sich auf dem Eise des langen Fischweihers bei dem neuen landesherrlichen Schlosse belustigen. Das Eis war bereits muͤrbe geworden, und der Eine, ein Knabe von 17 Jahren, brach durch. Der Zweite, ein Knabe von 11 Jahren, wollte seinen Mitgespielen retten, und stuͤrzte eben⸗ falls in die durchbrochene Eisgrube. Der im Koͤnigl. Train⸗ Depot wohnende Hauptmann Huͤrche vernahm in seinem nahe daran liegenden Geschaͤfts⸗Zimmer das Angstgeschrei die⸗ ser beiden Knaben und uͤbrigen Kinder. Er eilte sogleich mit allen Rettungs⸗Anstalten den Ungluͤcklichen zu Huͤlfe. Sie wurden mit Muͤhe herausgebracht, aber schon leblos. Alle demnaͤchst in der Wohnung des genannten Hauptmans, wo⸗ hin derselbe die Verungluͤckten bringen ließ, unter Zuziehung eines schleunigst herbeigerufenen Arztes angestellten Wiederbe⸗

“”“ʒ

8 8

E6 LI1“

111““ 1

Der Rheinische Westfaͤlische Anzeiger enthaͤlt in seiner Nr. 14 vom 18ten Februar 1829 eine „Uebersicht von der Lage des Schiffbarmachungs⸗Geschaͤfts der Lippe“, un⸗ terzeichnet von dem Oberpraͤsidenten der Provinz Westfalen, dem wuͤrklichen geheimen Rathe, Herrn von Vincke. Zuver⸗ laͤßiger, als der hochverdiente Begruͤnder und unermuͤdliche Befoͤrderer dieser großen Landesverbesserung, kann das Pu⸗ blikum Niemand uͤber deren Zweck, Fortschritte und Erfolg belehren. Die nachstehende kurze Angabe der Thatsachen und Verhaͤltnisse, deren Kenntniß zur richtigen Wuͤrdigung der⸗ selben unentbehrlich sein 89 kann daher nur die Be⸗ stimmung haben, auf die Belehrungen, welche jene Zeitschrift enthaͤlt, auch in den Landestheilen, worin sie minder bekannt ist, aufmerksam zu machen.

Die Gegend zwischen Unna und Paderborn besitzt einen großen Reichthum an zwei Erzeugnissen, die zu den unent⸗ alz von Koͤ⸗ Sassendorf bei Soest, Western⸗ kotten bei Lippstadt und Salzkotten; nebst dem Getreide der

nigsborn bei Unna, Werl,

Spcoester Boͤrde, und der gesegneten Fluren des Fuͤrstenthums

Fuͤr beide ist der Niederrhein der natuͤrliche Die preußische Rheinprovinz ist fast ganz ohne eige⸗

nes Salz: denn der geringe Betrieb von Muͤnster am Stein

4

bei Kreuznach, und von Rilchingen bei Saargemuͤnd kann

en

nicht als Aushuͤlfe erwaͤhnt werden bei einem Bedarf von

mehr als einer Viertelmillion Zentnern. Auch die arme Sole von Theodorshalle und Klemenshalle bei Kreuznach, welche

zureichendes und viel zu kostbares Huͤlfsmittel. neuesten Zeiten haben daher die Niederlande den

das Großherzogthum Hessen jetzt benutzt, ist ein gaͤnzlich un⸗

Bis in die Niederrhein

großentheils mit raffinirtem Seesalze versorgt. Der hohe

Beduͤrfnisse derselben zu er⸗

1

Preise maͤßig zu halten.

Anbau, worin sich der noͤrdliche Theil der Rheinlanz, der Eiffel bis an die niederlaͤndische Graͤnze befindet zwingt allerdings reiche Erndten von einem Boden, da Natur nur sparsam beguͤnstigte. Wenn aber auch das Erzeugniß hinreichte, die Rheinprovinz zu ernaͤhren, auszufuͤhren in guten Jahren: so scheint dennoch in Lande, das fuͤnf bis sechstausend Menschen auf der ge phischen Quadratmeile hat, nachbarliche Zufuhr nicht fluͤssig; waͤr es auch nur, um Vorraͤthe zu sichern, umn Jedenfalls beut der Rheimg Mittel zur weitern Versendung. Allein der Scheffel zen wiegt uͤber dreiviertel, die Tonne Salz fast drei viertel Zentner; wird jener in Mitteljahren mit drei lern, diese im Verkaufe durch die landesherrliche Verwe mit funfzehn bezahlt: so gilt der Zentner von beiden Thaler; und eine Fracht von nur zwanzig Silbergm⸗ vom Zentner zehrt schon ein Sechstheil des Marteh auf. Es wird hieraus augenscheinlich, daß Salz um treide nur zu Wasser mit Vortheil aus dem oͤstlichen falen an den Niederrhein gebracht werden koͤnnen.

Die deutschen Eichen der obern Lipp⸗ und Emot den „wo Herrmann den Varus schlug“— nicht nur in der Geschichte, sondern auch noch in Nachwuchse, der auf den Schiffswerften der Niederle schaͤtzt wird, aber gleichfalls nur zu Wasser dahin werden kann.

Endlich entbehren die Salinen, die Brandwei reien, die Wirthschaften uͤberhaupt an der oberen Lip. wohlfeilen Feurung, die der Reichthum an Steinkohl schen der Ruhr und der Lippe leicht gewaͤhren kann, es moͤglich wird, ihn von Luͤne aufwaͤrts bis uͤber I zu verschiffen.

Daß vorhandne Wasserverbindungen auch gern werden, um Erzeugnisse wohlfeiler zu verfuͤhren, die wohl auch einen weitern Landtransport vertragen, is angenehme Zugabe zu den Vortheilen neuer Wassen und es mag daher wohl erwaͤhnt werden, daß die des Mittel- und Ober⸗Rheins und der Mosel, die Fab

des Niederrheins und die uͤberseeischen Waaren aus den derlaͤndischen Haͤfen wohlfeiler auf eben dem Wexge in

oͤstliche Westfalen eingefuͤhrt werden koͤnnen, auf we sich dasselbe seines Ueberflusses an Salz und Gereeef ledigt.

88.8. ga ast konnte zu keiner Zeit werden, daß die dem oͤstlichen Westfalen eine Wasserstraße in den durch die Lippe darbeut; allein die volle Benutzung des ward erst moͤglich, als auch in Westfalen die zerstreute zerstuͤckten Landestheile zu groͤßern Massen zusammenw Bis dahin giengen Fahrzeuge aus dem Rheine bei die Lippe hinauf, Dorsten und Halteren vorbei, bis Muͤhle bei Dahl, welche auf dem Landwege fuͤnf telmeilen von der zunaͤchst oberhalb liegenden Stadt entfernt ist, und ersparten damit einen Landtransyort hoͤchstens acht Meilen, freilich auf Wegen, die damss bei trockner Witterung fahrbar waren. Auch war diese sehr muͤhselig. Bei Kruidenburg und Dorsten lagen muͤhlen im Flusse, die bei Sommerwasser mit Zeitverl Kosten seitwaͤrts gezogen werden mußten, um den Fh gen den Durchgang in dem tiefern Theile des Str tes, der das Muͤhlengerinne bildete, zu gestatten. aufwaͤrts oberhalb Halteren bei Vogelsang setzten Felse queer durch den Fluß, und bildeten Stromschnellen, welche die Fahrzeuge mit großer Anstrengung strom zogen, oder stromabwaͤrts hinabgelassen werden mußten, lich sperrte das Muͤhlenwehr bei Dahl den Fluß gaͤn

Auf der großen Le⸗Cogschen Karte von Westfale die Landstraßen bezeichnet, welche auf beiden Seit⸗ Stroms unterhalb der Muͤhle bei Dahl zu den Lad fuͤhrten, allein es befindet sich kein Ortsnamen dabei. vorliegenden Angaben nach gieng die Schifffahrt a bis „Fork“; aber der Namen Fork steht weder au Spezialkarte, obwohl sie einen Maaßstab von mehr 4 Zollen fuͤr die geographische Meile hat, noch in de schaftsverzeichnissen der Regierungen. Indessen ergit aus andern Nachrichten, daß diejenige Ladestelle dal meint ist, die auf dem linken Lippeufer ohngefaͤhr eine Viertelmeile unterhalb der Muͤhle bei Dahl liegt, uüg Namen Fork ist wahrscheinlich nur der Namen ihres zers. Hier befand sich eine Salzniederlage, wohin daß aus Koͤnigsborn zu Lande drei Meilen weit ange wurde. Auch nur bis Fork war die Schifffahrt kostb beschwerlich, nicht nur durch die vorhin bezeichneten nisse, sondern auch durch oͤftern Mangel an hinlaͤ Wassertiefe, durch die große Anzahl und Enge der

W

gen des Flusses, und durch den tiefen Verfall der

E1I111 Fberhalb Dahl lagen Muͤhlen auf dem Lippeflusse zei Horst, nur wenig uͤber eine Viertelmeile in grader einie aufwaͤrts; bei Luͤnen nicht ganz drei und eine halbe Viertelmeile über Horst; bei Beckinghausen, nicht ganz drei Achtel Meilen uͤber Luͤnen; bei Werne, nicht ganz eine Meile uͤber Beckinghausen; ei Stockum, eine halbe Meile uͤber Werne; bei Hamm, eine Meile uͤber Stockum; bei Heessen, drei Achtel Meilen uͤber Hamm; bei Uentrop, nicht ganz eine Meile uͤber Heessen; il Keßler, fast 1 ⅞˖ Meilen uͤber Uentrop; bei Benninghausen, fast fuͤnf Viertelmeilen uͤber eßler; I11“ beinahe eine Meile uͤber Bennighausen. Die vorstehend angegebnen Entfernungen beziehn sich rade Linien von einer Muͤhle zur andern gezogen, so bieselben auf der Le⸗Cogschen Karte verzeichnet sind. Sie en zusammen von Dahl bis Lippstadt 9 ¾ Meilen. Der erweg auf dem Strome selbst ist wegen dessen Kruͤm⸗ en viel laͤnger; aber diese Laͤnge ist veraͤnderlich, und t ab, so wie die Kruͤmmungen theils durchgestochen, durch zweckmaͤßige Strombauten vermindert werden. saͤrkste Gefaͤlle liegt zwischen Vogelsang und Hamm, ischer Strecke auch die Muͤhlen am dichtesten auf ein⸗ folgen. Be'eder der vorbenannten Muͤhlen war der Strom durch Pehr voͤllig verschlossen, und also nur Schifffahrt auf dem henraume von einer Muͤhle zur andern moͤglich. Obwohl Muͤhlen einerseits die Fahrt hemmten; so beruhte doch rseits die Moͤglichkeit einer Schiffahrt auf der Lippe hrem Daseyn: denn sie hemmten den Abfluß des Wassers er trocknen Jahreszeit, und erhielten zwischen jedem e Wehre den zur Schiffahrt noͤthigen Wasserstand. Es daher kein andres Mittel, den Fluß bis uͤber Lippstadt is schiffbar zu machen, als die Anlage einer Schiffschleuse eder Muͤhle. Nur die bei Luͤnen konnte man wegen geringen Gefaͤlles ganz eingehen lassen, und die Schiff⸗ gse dabei ersparen. Dagegen ist bei Vogelsang, neun heil Meilen in grader Linie unterhalb Dahl, ein neues durch den Fluß gezogen worden, um ihn soweit auf⸗ jen, daß die Felsenbänke, welche ihn dort durchkreuzen, nglich mit Wasser uͤberdeckt bleiben, um eine ruhige ge⸗ se Fahrt zu gewaͤhren. Neben diesem Wehr ist eine schleuse erbaut, und die Anlage einer Muͤhle vorberei⸗ orden. Alle diese Schiffschleusen haben einen gemauerten Bo⸗ bder unmittelbar mit dem Felsengrunde zusammenhaͤngt, em sie saͤmmtlich ruhen. Fast uͤberall ist deshalb eine tiefe Gruͤndung noͤthig geworden in deren Folge auch Schwellen der Schleusenthore so tief gelegt sind, daß ein erstand auf denselben, der die Fahrt erschweren koͤnnte, bei einiger Senkung des Strombettes in Folge der fer⸗ Verkuͤrzung der Kruͤmmungen, nicht leicht zu besorgen Auf diesem festen Boden sind die Schleusenwaͤnde mas⸗ on Backsteinen aufgefuͤhrt, die ausdruͤcklich dazu mit be⸗ r Sorgfalt gebrannt wurden. Nur in den Schleusen ahl und Horst ist der Theil der Waͤnde, welcher zwi⸗ beiden Thoren die Schleusenkammer bildet, vorerst von aufgesetzt worden. Anfangs war uͤberhaupt die Absicht oͤtzerne Schleusen gerichtet, nicht allein der Ersparniß ‚sondern auch um den Bau zu beschleunigen, und der inz einige Jahre fruͤher die Wohlthat des neuen Was⸗ ges zu gewaͤhren. Als aber der vorgefundne Felsen⸗ einen hoͤlzernen Grundbau unmoͤglich machte, fand so wenig Ersparniß an Geld und Zeit bei hoͤlzernen hen, daß diese zum großen Vortheile der ganzen Unter⸗ ung aufgegeben wurden. Die Schleusen fassen bequem Fahrzeuge, die 75 Fuß nd 13 ½ Fuß breit sind. Nur die drei untersten Schleu⸗ ben eine groͤßere Laͤnge und Breite, und koͤnnen von eugen, die 110 Fuß Laͤnge und 19 Fuß Breite haben, en werden. Der Salztransport von der Hauptsaline oͤnigsborn, stromabwaͤrts von Luͤnen nach dem Rheine t hierdurch des Vortheils, mit groͤßern Kaͤhnen, und vohlfeiler betrieben zu werden. Ein Lippe⸗Fahrzeug, lang, 13 ½ Fuß breit, 2 Fuß tief im Wasser gehend, ohngefaͤhr 640 Zentner oder 70,000 Pfund preußisches t, und gewäaͤhrt hierdurch einen großen Vortheil ge⸗ n Landtransport, selbst bei Chausseen, wo man be⸗

2 8

9

Strom⸗

ich mehr, als die auf gemeinen Landwegen gewoͤhnli⸗

chen zwoͤlf Zentner auf ein Fuhrmannspferd ladet. Aller⸗

dings waͤre der Vortheil noch viel betraͤchtlicher, wenn die obre Lippe mit eben so großen Fahrzeugen, als die untre, beschifft werden koͤnnte: dazu scheint es aber in dem groͤßten Theile des Jahres an hinlaͤnglichem Fahrwasser zu mangeln,

und es duͤrfte daher keinem Tadel unterliegen, daß die neun

obern Schleusen nicht die Laͤnge und Breite der drei untern erhalten haben; selbst wenn die sehr vermehrten Baukosten nicht haͤtten beachtet werden duͤlten, welches doch in der That sehr noͤthig war.

Mur kuͤnstliche Wasserwege, worin der Zufluß und Ab⸗ fluß ganz in menschlicher Gewalt ist, sind fuͤr die Schiffahrt, was Chausseen fuͤr das Fuhrwerk, und halten sich das ganze Jahr hindurch, so lange sie frei vom Eise bleiben, gleichmaͤ⸗ ßig fahrbar. In den natuͤrlichen Strombetten ist der Was⸗ serstand so veraͤnderlich, daß sehr viele groͤßere Fluͤsse, als die Lippe, bei anhaltender Duͤrre fast ganz unfahrbar wer⸗ den. In der Regel verdanken die Fluͤsse ihre Fahrbar⸗ keit im Sommer nur den vielen Kruͤmmungen ihrer Bahn, welche den schnellen Abfluß des Wassers hindern: allein diese Kruͤmmen verlaͤngern nicht nur den Weg, welchen die Schiffer zuruͤckzulegen haben; sondern erfordern auch eine unausgesetzte Aufmerksamkeit und Verwendung auf die Un⸗ terhaltung der Ufer, worin der Strom auf seiner auswaͤrts gekruͤmmten Seite unaufhoͤrlich einzubrechen trachtet, waͤhrend er von dem Ufer an seiner einwaͤrts gekruͤmmten Seite sich fortwaͤrend zuruͤckzieht. Dort unterwuͤhlt der Strom das hohe Land, das ohne kuͤnstliche Deckung immer weiter nach⸗ stuͤrzt; hier setzt er ab in Sand⸗ und Schlambaͤnken, was er dort raubte. Tritt die Kunst nicht helfend hinzu: so werden diese Kruͤmmungen immer staͤrker, und die Verwuͤstungen wachsen mit ihnen. Es giebt allerdings ein Maaß fuͤr die Kruͤmmen, und eine Staͤrke der Uferbefestigungen, wobei ein gewisser Grad von Beharrlichkeit erreicht wird; doch nur fuͤr gemaͤßigte und der Natur des Stroms angemeßne Forderun⸗ gen. Aehnliches laͤßt sich von Beschraͤnkungen der Strom⸗ breite nachweisen, wodurch das Sommerwasser zusammenge⸗ halten, die Fruͤhlingsflut aber auch reissender wird. In bei⸗ den Beziehungen, so wie auch fuͤr die Entfernung von zu⸗ faͤlligen Hindernissen, Stubben und Steinen, aus der Strom⸗ bahn, und fuͤr die Erhaltung eines bequemen Leinpfades laͤngs dem Ufer, ist bereits sehr viel fuͤr die Lippe geschehen; und es wird durch eine ruͤhmliche Aufsicht unausgesetzt fuͤr Abstellung der Maͤngel gesorgt, die sich ferner zeigen. Das Protokoll der letzten Strombereisung vom 7ten bis 11ten Oktober 1828 enthaͤlt nicht weniger als 286 einzelne Bemer⸗ kungen, wozu die Ansicht des Stroms von Lippstadt bis Wesel Veranlassung gab.

Die Genehmigung Sr. Majestaͤt des Koͤnigs zur Schiff⸗ barmachung der Lippe von Dahl ab aufwaͤrts, und die An⸗ weisung einer Summe von 217,879 Thalern dazu aus Staats⸗ fonds erfolgte am 6ten Junius 1819, und mit derselben be⸗ gannen die naͤhern Vorbereitungen zur Ausfuͤhrung der Schleu-⸗ senbauten. 8

Die Schiffschleusen bei Dahl und Horst wurden am lsten Julius 1823 der Schiffahrt eroͤffnet; wenige Wochen nachher auch die Schiffschleuse bei Beckinghausen; noch in demselben Jahre am 13ten November die bei Werne, und am 25sten August 1824 die bei Stockum. Hierdurch war die Schiffahrt bis Hamm eroͤffnet, und die Vortheile derselben zeigten sich in solchen Ersparnissen bei den landes⸗ herrlichen Salztransporten, und in einer solchen Zunahme des Privatverkehrs auf der Lippe, daß auf den Ertrag der durch einen Tarif vom 19ten Mai 1823 unter Nr. 802 der Gesetzsammlung angeordneten Schiffahrtsabgaben ein Anlehn gegruͤndet werden konnte, wodurch die Fortsetzung dieser Ar⸗ beiten gesichert wurde. In Folge derselben wurden die Schleu⸗ sen bei Hamm am 3ten August 1826, bei Heesen am 15ten Oktober desselben Jahres, bei Uentrop im September 1827, bei Keßler am 3ten August 1828 und bei Benninghau⸗ sen am 28sten Oktober desselben Jahres der Schiffahrt eroͤff⸗ net, welche hierdurch bereits Lippstadt erreicht. Die Schif⸗ fahrtsabgaben betragen fuͤr die ganze Strecke von Wesel bis Lippstadt sowohl stromauf, als stromabwaͤrts vom Zentner

Salz, Steinkohlen, Brennholz und Bausteine 8 Pfennige Bau, und Mutzbhalz auch Lohe .... Getreide, Roheisen und Muͤhlsteine.... 18 Fabrikate und Kaufmannsguͤtrer. .30 und von unbeladnen Fahrzeugen von jeder Last ihrer Ladungs⸗ faͤhigkeit 96 Pfennige, oder 8 Silbergroschen, 30 auf den Thaler gerechnet. Fuͤr einzelne Theile dieses Weges werden verhaͤltnißmaͤßige Theile dieser Abgaben gezahlt, die der Tarif naͤher nachweist. Die schnelle Zunahme der Lippeschiffahrt beweist, daß diese Saͤtze fuͤr jetzt nicht zu hoch gestellt sind:

88

1 8 4 3 8