1829 / 104 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

dahin erreichte sie dieser Befehl; unterdessen hatten die Tuͤr⸗ kischen Truppen, welche diese Anhoͤhen besetzt hielten und us 1600 Albanesischen Arnauten, unter dem Befehl Der⸗ wisch⸗Agas, bestanden, als unsere Truppen gelandet waren, über Hals und Kopfz diese Plaͤtze verlassen, und wa⸗ en nach der Richtung von Konstantinopel entflohen; un⸗ terweges hatten sie ein metallenes mit Kartaͤtschen geladenes Feldstuͤck, einige Munition, Kleidungsstuͤcke und Mundvor⸗ rath im Stich gelassen. Die Floͤtte⸗Equipagen und ein

Bataillon des Kamtschatkaschen Regiments besetzten die Stadt;

das 1ste Bataillon dieses Regiments, eine Compagnie des

Selenginskischen und die Pioniere besetzten die Befestigun⸗ gen auf den Anhoͤhen und die Redoute am Brunnen, und schritten sogleich, unter der Leitung des sie commandirenden Oberst⸗Lieutenants Keck, zur Ausbesserung der Tuͤrkischen Be⸗ festigungswerke. Dieselben Arbeiten wurden auch in der Stadt, nach der Landenge zu, ausgefuͤhrt, die vorgefundenen Kanonen gehoͤrig vertheilt, und die Kriegsbeduͤrfnisse aufge⸗ Drei Kanonierboͤte sind laͤngs der Landenge auf halbe Kartaͤrschenweite vor Anker gelegt, so daß sie den gan⸗ Isthmus bestreichen koͤnnen. Den Befehl uͤber die die befestigten Hoͤhen und die gelandeten Trup⸗ der Oberst⸗Lientenant Lißetzki; zum einstwei⸗ ist der Capitain vom 3ten Range

1 4 1. 8 nommei

171 Stadt, pen hat

ligen Commandanten

Koschkin von der See⸗Artillerie ernannt, und ihm aufgetragen,

Allles aufzuzeichnen, was in der Festung angetroffen wird. Bei der Einnahme der Stadt wurden zu Gefangenern gemacht: der Pascha von zwei Roßschweifen Benderli⸗Halil; 4 Obristen; 2 Capitains; 13 Beamte von der Suite des Pascha und 32 Mann seiner Truppen; ferner wurden ge⸗ nommen 2 Fahnen, von denen die eine die des Pascha, 11 Kanonen, unter diesen 2 Stuͤck Feldgeschuütz; 2000 Ku⸗ geln, 500 Granaten, 150 Kartaͤtschen, 80 Pud Pulver, 38,000 Patronen, verschiedene Waffen und eine nicht ge⸗ ringe Anzahl Pferde, gegen 700 Pud Zwieback und einiges Getreide. Der Pascha ist mit den Tuͤrken, den Schluͤsseln der Festung und den Fahnen, auf der Fregatte Raphael, nach Varna zum General von der Infanterie Roth, abgefertigt wor⸗ den. Der Contre⸗Admiral Kumany beschließt seinen Bericht mit

der Empfehlung derjenigen Officiere, die sich bei dieser Gelegen⸗

heit am meisten ausgezeichnet haben.

Zugleich mit diesem Berichte hat Admiral Greigh einen andern vom 2. Maͤrz eingesandt, durch welchen der Contre⸗ Admiral Kumany die Vernichtung einiger Tuͤrkischen Kauf⸗ fahrteischiffe meldet. Auf die eingegangene Nachricht, daß in der Bucht von Pharos sich mehrere Tuͤrkische Fahrzeuge zwischen Pharos und Burgas verborgen hielten, und daß da⸗ selbst ein Prahm gebaut werde, um auf dem Suͤdlichen Ufer der Bucht den Transport zu Lande, der etwa 60 Werst be⸗ traͤgt, abzukuͤrzen, schickte Contre⸗Admiral Kumany eine Brigg und einige bewaffnete Schaluppen ab, um sich jener Fahr⸗ euge und des Prahmes zu bemaͤchtigen. Dem hartnaͤckigen

iderstande der Tuͤrken zum Trotze eroberten unsere Ruder⸗ fahrzeuge den Prahm und zwei zweimastige Schiffe, die uͤbrigen sieben, welche die Tuͤrken der groͤßeren Sicherheit wegen ans Land gezogen hatten, konnten nicht weggefuͤhrt werden, wurden aber von unserm Commando in Brand ge⸗ steckt. Auf den zur Escadre gebrachten zwei Schiffen befan⸗ den sich zwei eiserne Kanonen und andere Waffenstuͤcke; auf dem Prahm fand man einen Vorrath Zwieback, der fuͤr die Tuͤrkischen Truppen bestimmt war. Diese Unternehmung ist ohne den mindesten Verlust unserer Seits ausgefuͤhrt worden. RNRugktand. 1 4

St. Petersburg, 4. April. Se. Majestaͤt haben den General⸗Major Minitzky zum Vice⸗Admiral, mit Bei⸗ behaltung seiner Functionen als General⸗Gouverneur und

Ober⸗Befehlshaber des Hafens von Archangel, zu ernennen geruhet. v

erner geruhten Se. Maäjestaͤt, dem Civil⸗Gouverneur on Astrachan, Wirklichen Staatsrath Ossipoff, Allerhoͤchst Ihre Zufriedenheit mit dem Eifer und der Thaͤtigkeit bezei⸗ gen zu lassen, die er bei dem Ankauf und der Absendung 5* 8929 Kameelen zur Russischen Armee an den Tag ge⸗ legt hat. Der Erzbischof von Naͤsan, glied des dirigirenden Synods ernannt worden.

Am 10ten v. M. starb auf seinem Landsitze im Pultava⸗ schen Gouvernement der wirkliche Geheime⸗Rath und Ritter mehrerer Orden, Demetrius Troschtschinsky, im 76sten Jahre sei⸗ nes Alters. Er gehoͤrte zu den ausgezeichnetesten Maͤnnern Rußlands, indem er des besonderen Vertrauens dreier auf⸗

Gregorius, ist zum Mit⸗

an der inneren Verwaltung. Paul I. bestaͤtigte ihn 1- sem Posten. Unter Alexander I. war er gleichfalls St Secretair und zuletzt 3 Jahre lang Justiz⸗Minister, bG seiner schwaͤchlichen Gesundheit wegen sich genoͤthigt sah nen Abschied zu nehmen. ) Im heutigen Blatte der hiesigen Handels⸗Zeit liest man Folgendes: „Es wird so Vieles und Mancher auslaͤndischen Blaͤttern von Russischen Anleihen gesprag daß es unmoͤglich waͤre, jedem Aufblitzen dieses Wetter, tens mit kritischem Auge zu folgen. Indessen halten fuͤr diesmal nicht fuͤr uͤberfluͤssig, zu bemerken, daß 5 kuͤrzlich aufgeschossenen Nachricht von einer Anleihe dn Millionen kein wahres Wort ist. Die Realisirung der ten Serie der Hollaͤndischen Anleihe widerlegt dies Ge schon mit der That. Uebrigens haben dergleichen Be Geruchte um so weniger Richtigkeit, da man es hoffn der Russischen Finanz⸗Verwaltung zutrauen wird, da jederzeit gerade, offen, unzweideutig und consequent ve v“ Die St. Pe burgische Zeitung theilt seoe Kriegs⸗Anekdoten mit: 1 - „Waͤhrend eines Gefechtes vor den Mauern vyf listria fiel eine feindliche Bombe mit brennender Ll- eine unserer Redouten. Der Bombardier Rudnstz. jvon der ersten Batterie⸗Compagnie der 16ten Artilleneh gade, sah die drohende Gefahr, ergriff die Bombe umdt sie so geschickt uͤber die Brustwehr hinaus, daß sie nich als im Graben platzte, wo sie weiter keinen Schaden ten konnte. Fuͤr diese kuͤhne That ward er von dem Befehlshaber mit dem Militair⸗Ehrenzeichen belohnt Einige Tage spaͤter hatte Rudnitschenko abermals Gel heit, ein auffallendes Beispiel seiner Geistes⸗Gegenwmf geben, indem er naͤmlich eine 20pfündige feindliche Grn im Augenblicke ihres Niederfallens, aus der Redoute! Auf den hieruͤber eingegangenen Bericht haben Majestaͤt der Kaiser ihn zum Feuerwerker befoͤrdern, ihm eine Belohnung von 1000 Rubel auszahlen lassen, Allerhoͤchst befohlen, daß er das Doppelte seines Ges⸗ beziehen solle. Einen aͤhnlichen Beweis von Unerschrockenheit vor Schumla der Feuerwerker Kirila Tschernowanom der 11ten Artillerie⸗Brigade, der, als er mitten in der doute eine Granate niederfallen sah, sie sogleich aufhob uͤber die Brustwehr schleuderte, wo sie im Graben losgi Als, ebenfalls vor Schumla, in der Nacht vom auf den 28. August der Feind unsere Verschanzungen v lich angriff, und mit Uebermacht schon in die Gaͤbee

drungen war, nahm der Feuerwerker von der 11ten X. rie⸗Brigade, Fedor Wedernikow, auf Befehl des Unter tenants Mertens, mit kaltem Blute eine Granate, zuͤ sie an, und warf sie in den Graben, woselbst sie unter stuͤrmisch anlaufenden Tuͤrken nicht wenig Unheil anrich Der kuͤhne Feuerwerker ward dafuͤr vom Ober⸗Befehlsh mit dem Militair⸗Ehrenzeichen belohnt. 1 Dem Unterofficier Iwan Nesterow verwug beim Sturm von Brallow, am 3. Juni, den er als williger mitmachte, eine matte Kugel die Brust. In selben Augenblicke sah er seinen Bataillons⸗Comma Oberst⸗Lieutenant Dobrowolski 3., fallen; sogleich eil seiner schwindenden Kraͤfte ungeachtet, ihm zu Huͤlfe trug ihn in die Transcheen. I In einem der Feld⸗Lazarethe an der Donau paig sich Symptome der Pest. Ohne Ruͤcksicht auf die ah

Todes, erbot sich der Ordinator des Lazareths, Soh

ters. Leider hatte ihn seine Ahnung nicht getaͤuscht, nach einigen Tagen gewissenhafter Erfuͤllung seiner

starb dieser Menschenfreund als Opfer der furchtbaren 8 heit. Einen Augenblick vor seinem Eintritt in das.

Chef, daß er sich seines bejahrten Vaters, des Protoh Andreas Sokolow, im Baloschowschen Kreise des Sarmt schen Gouvernements, annehmen moͤchte.“ „Im Anfange des jetzigen Winters war bekann durch stuͤrmisches Wetter und Eisgang, alle Verbindung dem jenseitigen Donau⸗Ufer unterbrochen, und das zu! Zeit, wo Transporte von Lebensmitteln in Hirsowa erwe wurden. Das anhaltend unguͤnstige Wetter verursachte den Vorposten in Tschernowody einigen Mangel an und Zwieback. Kaum hatte der als Marketender in Hirst

. böö1 Herrscher gewuͤrdigt ward. Unter II. SehhsPereiate⸗ und nahm thaͤtigen Antheil

*

anwesende Buͤrger aus Orlow, Nikolai Plotnikow, dies

de aun, dies kuͤmmere uns wenig

Lazareth bat er, fuͤr den von ihm als gewiß voraus tiilllarunter zu leiden hat: das Land, das Land allein, wel⸗ * ech daß 6 Krankheit 609 hinrasfen ee s hvon dem Centralisations⸗Systeme befreit werden konnte,

n, als er ohne Zeitverlust auf seinen eigenen Fuhren pfund gebackenes Brod und 2000 Pfund Zwieback nach ernowody schaffte, und sie unter die dortstehenden Trup⸗ unentgeltlich vertheilte. Se. Majestaͤt der Kaiser, uneigennuͤtzigen That in Kenntniß gesetzt, haben dem Plotnikow eine Medaille mit der Inschrift öJE141X“ L811““ 3IIE1111*“ paris, 7. April. Vorgestern vor der Messe hatte der al. Preußische Gesandte, Freiherr von Werther, die Sr. Majestaͤt dem Koͤnige in einer Privat⸗Audienz Rotisications⸗Schreiben seines Souverains, wegen der it der Prinzessin Marie Louise Anne, Tochter des Prin⸗ Karl von Preußen Koͤnigl. Hoheit, zu uͤberreichen. 1 Ole Gazette de France hatte vor einigen Tagen, auf der Ernennung des Generals Clausel zum Deputirten Departements der Ardennen, aus dem Moniteur vom ril 1815 einen Artikel abgedruckt, worin uͤber die im ate Maͤrz jenes Jahres zu Bordeaux statt gefundenen

zdieser het,

Eifer“, zu ertheilen.“

nisse, und unter Anderm auch uͤber die damals zwischen

gedachten General und dem jetzigen Minister des Innern ggenen Unterhandlungen ausfuͤhrlich berichtet wurde. den nachtheiligen Folgerungen vorzubengen, welche publikum aus dem angefuͤhrten Artikel uͤber das „Betragen des Vicomte v. Martignac ziehen moͤchte, der Moniteur in seinem neuesten Blatte: „Es ist undig, in dieser Hinsicht eine Erklaͤrung zu geben; sie hen so kurz als deutlich seyn. Alles was Hr. v. Martig⸗ nMonate Maͤrz 1815 in Bordeauyx gethan hat, ist unter Zu⸗ ung oder auf Befehl der Herzogin v. Angouléme geschehen. Bericht, den der Moniteur daruͤber abgestattet hatte, ch eine gedruckte, und am 20. April 1815 zu Bordeauyx pu⸗ e Protestation feierlich widerlegt worden. Bei der ehr des Koͤnigs erhielt Herr von Martignac das Kreuz Chren⸗Legion, und diese Gunstbezeigung wurde ihm, als Belohnung fuͤr das von ihm beobachtete Benehmen, auf Jorschlag der Herzogin zu Theil.“ Das Journal des Doébats beleuchtet in einem lan⸗ lufsatze den gegenwaͤrtigen Stand der Berathungen das Departemental⸗Gesetz. „Nur zwei Redner“, sagt de unter Anderm, „wird die Kammer noch hoͤren, den mge v. Laboulaye und Hrn. B. Constant. Wie waͤre es moͤglich, daß diese beiden letzten Erben einer schon er⸗ ften Diseussion noch neues Licht daruͤber verbreiten en? Alles was sich uͤber die Sache sagen laͤßt, ist be⸗ gesagt und die Frage, ob das Gesetz ein demokratisches ein aristokratisches seyn solle, von allen Seiten beleuch⸗ vorden. Nur an eine Sache hat man nicht gedacht, scheint sie taͤglich mehr zu vergessen, naͤmlich, ob es ßlich uͤberhaupt ein Gesetz geben solle oder nicht? In hat, einerseits ein Ministerium, welches versichert, daß ch Pflicht und Gewissen nicht weiter nachgeben koͤnne; erseits eine Commission, die hartnaͤckig bei ihren Amen⸗ ts beharrt; noch andererseits die rechte Seite der Kam⸗ die das Gesetz weder so will, wie das Ministerium rgelegt, noch so, wie die Commission es veraͤndert was soll das Resultat von diesem Allen seyn? Daß ar kein Gesetz bekommen; denn die Freunde des Mini⸗ ius werden den Entwurf der Commission, die Freunde Commission den Entwurf des Ministeriums, und die n von der rechten Seite das Ganze verwerfen. Wir holen es daher: es wird gar kein Gesetz geben. Es sch nun, ist dieses ein Uebel oder nicht? Wir glauben,

scheinliche Gefahr und das eigene Vorgefuͤhl des 9 Denn es hat Jedermann geschienen, daß es eine Wohl⸗ freiwillig zu dem gefahrvollen Geschaͤfte eines Krankeolkes an der Wahl ihrer Bezirks⸗ und Departements⸗

üi Lheil nehmen zu lassen. Ülman, wenn wir diese Wohlthat nicht erhalten? Die Ministeriums oder die der Commission? Ei was, meine

aec, unsere Provinzen zu emancipiren, und einen Theil

Wessen Schuld ist es nun,

Bedenken wir vielmehr,

s nicht wird. Man wird uns vielleicht antworten, daß das Gesetz nicht durchgeht, das Ministerium fallen Hier bieten sich uns aber zwei wichtige Fragen dar: das Vergnuͤgen, das Ministerium fallen zu sehen, die heile des Gesetzes auf? Und wenn dieses Ministerium n ist, wer wird sein Nachfolger seyn? Die Geburt die Fehlgeburt des Gesetzes interessirt ganz Frankreich, eben oder der Tod des Ministeriums nur die Nach⸗ desselben. Wer wuͤrden diese aber seyn? Maͤnner von nken Seite? sie wissen am besten, daß sie solches nie ffen haben. Maͤnner von der Rechten? sie wuͤrden nur

durch Staatsstreiche regieren koͤnnen. Bedenken wir daher

wohl, daß die Verwerfung des Gesetzes zwar den Sturz des Ministeriums herbeifuͤhren kann, daß dieser Sturz selbst aber kein Vortheil fuͤr uns ist, waͤhrend die Verwerfung des Ge setzes fuͤr das Land die groͤßten Nachtheile darbietet. Das Gesetz koͤnnte besser sehn, wir geben es zu. Warum wollen wir aber, aus Unmuth daruͤber, daß wir das Bessere nicht erlangen koͤnnen, auch das Gute zuruͤckweisen? Warum

wollen wir Alles oder Nichts, warum Freiheit oder Knecht⸗

schaft? Fuͤrchten wir etwa, morgen schon zu sterben, und giebt es denn keine Zukunft fuͤr uns? Nehmen wir daher das Gesetz immer an, nicht als ein vollkommenes, sondern als ein solches, welches es uͤber kurz oder lang wer⸗ den kann. Das Beispiel, das England uns in diesem Au⸗ genblicke giebt, moͤge uns zur Lehre dienen. Dort wie bei uns ist eine Emancipation vorgeschlagen worden. Lord Wellington's Bill ist nicht vollkommen; sie laͤßt vielmehr noch Manches zu wuͤnschen uͤbrig; aber die eifrigsten Ver⸗ theidiger der Katholiken nehmen sie nichts desto weniger an; von allen beschraͤnkenden Klauseln absehend, haben sie nur das Princip der Bill im Auge. Machen wir es eben so; denken wir nur an das Princip des neuen Gesetzes, wonach den Bewohnern der Provinzen ein Antheil an der Wahr⸗ nehmung ihrer theuersten Interessen eingeraͤumt werden soll, ud vergessen wir, was dieses Gesetz uͤbrigens an Beschraͤn⸗ kungen enthaͤlt. Wohl ist uns bekannt, daß Minister und De⸗ putirte, jede fuͤr sich, sagen: „„Wenn wir uͤberwunden werden, so geschieht es wenigstens mit Ehren.“ Als ob wir seit acht Jahren nicht schon Unfalle genug erlitten, und fuͤr die Ehre und die gute Sache nicht stets hoffnungslos gekaͤmpft haͤt⸗ ten! Sollen wir, seitdem das Gluͤck uns wieder laͤchelt, denn nicht endlich einen Sieg erringen, welcher der Freiheit zu statten koͤmmt. Moͤgen die Goͤtter um mit den Rednern der Alten diese Worte zu schließen unsern Fese dasjenige einfloͤßen, was dem Staate am nuͤtzlichsten ist.“ 8 Der Messager des Chambres enthaͤlt uͤber die Er⸗ hebung des Cardinals Castiglioni zur Papstwuͤrde Folgendes: „Es giebt in dieser Welt seltsame Liebhabereien. Einige un⸗ serer Politiker erblicken uͤberall nur Niederlagen fuͤr die Mi⸗ nister. Was auch geschehen moͤge, gleich rufen sie aus: „„die Minister haben den Kuͤrzern gezogen!““ Diese abgenutzte Tak⸗ tik wird von der Gazette noch immer angewandt; kaum ist der Cardinal Castiglioni zum Papste ernannt, als sie auch schon ausruft: „„Alle Vorhersehungen des Herrn von Chaͤteau⸗ briand sind getaͤuscht worden! Der Cardinal Zurla, Frank⸗ reichs Candidat, hat nur eine einzige Stimme gehabt.““ Wenn es erlaubt waͤre, an die religioͤsen Gedanken, welche die Wahl eines Papstes stets einfloͤßt, profane Vermuthungen zu knuͤpfen, so wuͤrden wir die Gazette foͤrmlich Luͤgen strafen, und dem Allerchristlichsten Koͤnigreiche anzeigen, daß es in dem Cardinal Castiglioni einen Freund unserer religioͤsen Frei⸗ heiten und den Papst gefunden habe, welchen Frankreich nur immer wuͤnschen konnte, und den Herr v. Chateaubriand in seiner Rede auch bezeichnet hatte. Der gedachte Cardi⸗ nal, der Freund und Vertraute Pius VII., hat sich in der Kirche durch seine Einsichten und seine große Froͤmmigkeit beruͤhmt gemacht. Als er im Jahre 1816 den Cardinalshut erhielt, wurde er zugleich der vertrauteste Rathgeber des Cardinals Consalvi, welcher so lange Zeit eine so gemäaͤßigte und schuͤtzende Macht uͤber Rom ausgeuͤbt hat. Wollte man noch ein Factum hinzufuͤgen, so ließe sich bemerßen, daß der Cardinal Castiglioni bei der Wahl des Cardinals della Genga, (Leo's XII.) der Candidat Frankreichs war und diesem ge⸗ genuͤber gestellt wurde. Herr von Chaͤteaubriand hat daher seinen Auftrag bei dem heiligen Collegium wuͤrdig erfuͤllt. Das katholische Frankreich hat nicht bloß einen Oberhirten, sondern auch einen Verbuͤndeten gewonnen, und weit ent⸗ fernt sich uͤber eine solche Wahl zu betruͤben, koͤnnen die Freunde der Freiheiten der Gallikanischen Kirche derselber ihren Beifall zollen.“ E111“q“

Großbritanien und Irland.

London, 4. April. Das vorgestrige Concert in Guild⸗ hall, zum Besten der hier anwesenden Spanischen Ausge⸗ wanderten, ist sehr glaͤnzend und ergiebig ausgefallen; der beabsichtigte Ball zum Besten der nothleidenden Weber aber ist bis nach Ostern verschoben worden. 8

In einem Morgenblatte heißt es: „Wir hoͤren, daß fremde Schiffe durch die Agenten der jungen Koͤnigin von Portugal befrachtet worden sind, um den Rest der verfolg⸗ ten Unterthanen Ihrer Majestat, die sich gegenwaͤrtig in Plymouth befinden, von England nach den Niederlanden uͤberzufuͤhren.“ Indem dasselbe Blatt hinzufuͤgt, daß es nicht wahrscheinlich sey, daß die Englische Regierung etwas

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