1829 / 111 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

und habe auch ein aͤhnlicher Versuch, den man, zur Unterstuͤtzung der Spitzen⸗Fabrikation in Buk⸗ kingham, gemacht, bewiesen, wie unzulaͤnglich er sey. Der Miinister hielt es fuͤr angemessen, den bisher sehr schwan⸗ kenden Zoll vom Werthe der Waaren in gewissen Faͤllen vpon ihrem Gewichte zu erheben. Wenn man, statt 25 pCt. vom 88 Werthe, bei einigen Artikeln 11 Sh. vom Pfund (Gewicht) er⸗ hebe, so wuͤrde dies das beste Mittel zur Vorbeugung der Schmug⸗ gelei seyn. Es wuͤrde auch angemessen seyn, wenn der Zoll aad valorem (nach dem Werthe der Waaren) ferner erhoben werden soll, gewisse Haͤfen zu bestimmen, in welche allein auslaͤndische Seiden⸗Fabrikate eingefuͤhrt werden duͤrfen, und zwar nur in Schiffen, die nicht unter 70 Tonnen Last fuͤh⸗ reen. Die in diesen Haͤfen angestellten Beamten muͤßten dann aauch besser besoldet werden, als bisher. Auch waͤre in Ueberlegung I ziehen, ob nicht die Ostindischen Fabrikate eine zu hohe Abgabe bezah en und ob diese nicht auf 20 pCt. vom Werthe zu re⸗ duziren sey. Die Rede des Ministers wurde mit großer Theilnahme angehoͤrt, und erhielt am Schlusse vielen Bei⸗ fall. Hr. A. Baring beklagte es indessen ungemein, daß die Regierung kein Mittel angebe, um dem traurigen Zu⸗ stande der Fabrikanten abzuhelfen; er prophezeite, daß die Seiden⸗Fabrikation in England ganz und gar eingehen werde. Hr. Huskisson erwiederte jedoch, daß auf diese Prophezei⸗ hung nicht viel zu geben sey; indem er sich sehr wohl er⸗ innere, daß das ehrenwerthe Mitglied dergleichen Vorherver⸗ kuͤndigung schoͤn sehr oft, und zwar immer ohne Grund, ge⸗ macht habe. Hr. H. bestaͤtigte uͤbrigens die von dem Praͤ⸗ sidenten des Handels⸗Buͤreau gemachten Bmerkungen, und trat seinen Argumenten uͤberall bei. Auf den Antrag des Herrn Hume wurde darauf die Fortsetzung dieser Debatte auf den folgenden Tag verschoben, und vertagte sich das Haus um 1 ½ Uhr nach Mitternacht.

Am 14ten wurde die Debatte uͤber Herrn Fylers Antrag fortgesetzt und derselbe schluͤßlich mit sehr großer Ma⸗ joritaͤt (149 Stimmen gegen 31) verworfen. (Das Naͤhere morgen.)

London, 15. April. Am letzten Sonntage hatten der Herzog von Cumberland, der Fuͤrst Esterhazy, der Graf Aberdeen und Herr Gordon die Ehre, bei Sr. Majestaͤt in Windsor zu Mittag zu speisen.

Der Russische Gesandte, Graf Lieven, gab am letzten Se dem Herzoge von Cumberland ein großes Mittags⸗ Mahl. 8

8. Vorgestern hatten der Fuͤrst Esterhazy, der Riederlaͤndi⸗ ssche Gesandte Herr Falck, und der Daͤnische Gesandte, Graf von Moltke, Conferenzen mit dem Grafen von Aberdeen. .“ Gestern und vorgestern erfolgte im Almofen⸗Hause, im

Namen Sr. Majestaͤt, die gewoͤhnliche Almosen⸗Vertheilung

einheimischen erhalten,

8

unter 800 bejahrte Maͤnner und Frauen.

8 Das Paͤcket⸗Boot „der Salamander“ ist von Dover nach Calais abgegangen, und hatte unter anderen Passagie⸗ ren auch den nach Konstantinopel ernannten bevollmaͤchtigten Gesandten Sr. Näajestaät, Herrn Gordon, am Bord.

Am vorigen Sonnabend Morgen hatten die Mitglieder

ddes Geheimen Raths eine Zusammenkunft im Colonial⸗

Amte; Nachmittags uͤberreichten Herr Halcombe und Herr

NKFaaaecson im Ministerium des Innern eine, von 113,000

Bewohnern London's und Westminster's unterzeichnete Vor⸗

stellung, in welcher der Koͤnig um Aufloͤsung des Parlamen⸗

tes gebeten wird; sie richteten zugleich an Herru Peel das

Gesuch, Sr. Majestaͤt diese Bittschrift zu uͤberreichen. Die⸗

selbe war so schwer, daß zwei Personen sie tragen mußten;

Herr Peel schickte dieselbe noch am naͤmlichen Tage an Se.

Majestaͤt nach Windsor ab. 3

Vielleicht“ (heißt es im Standard vom 13ten) „schrei⸗

ben wir heute am letzten Tage der Britischen Verfassung.“—

Die Morning⸗Chroniele bemerkt hierauf ironisch: „Ge⸗

stern also war der letzte Tag der Britischen Verfassung. Der

Herzog von Wellington hat sonach die Britische Verfassung

ganz und gar zerstoͤrt, trotz den Einwendungen der ganzen

Kitrche und sogar der protestantischen Bewohner von London

und Westminster, die beinahe 2 ganze Kutschen anfuͤllten, als

sie vor einigen Tagen *) die Koͤche Sr. Majestaͤt in Wind⸗ sor durch ihre Gegenwart in Erstaunen setzten. Wie sehr wird die bei dieser Gelegenheit gefuͤhrte Sprache in Kurzem befremden! Wie viel Eifer und Thaͤtigkeit, einer besseren

Sache wuͤrdig, sind umsonst verschwendet worden! Zu wuͤn⸗

schen waͤre es, daß man den Theil der Geistlichkeit, der thoͤ— rigt genug war, die Unwissenheit seiner Eingepfarrten zu

benutzen, noͤthigen koͤnnte, die von ihm abgefaßten Bittschrif⸗ 3 L hrif

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worden.

ten bestaͤndig um den Hals zu tragen, damit Nachdenken]

uͤber vergangene Thorheiten ihn von der Nothwendigkeit

Was den Herzog von Wellington anlangt, so stimmen in Betreff seiner bei dieser Gelegenheit errungenen Verze in das Urtheil aller Derer ein, auf deren Meinun zu geben ist.“ 9 Der Herzog von Wellington hat kuͤrzlich ein Landgut fuͤr 250,000 Pfd. Sterl. gekauft.ü 1

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bs CEq1T531I1“ 6 Brruͤssel, 15. April. Die zweite Kammer der Ge staaten setzte vorgestern fruͤh im General⸗Ausschusse 1 rathungen uͤber die Jury fort. Die Herren v. Bru Fockema, v. Meulenaere und Le Hon ließen sih diesen Gegenstand vernehmen. Auf den Vorschlag des sidenten beschloß die Kammer, die Verhandlungen n demselben Abend zu beschließen. Es fand daher eine Sitzung statt, welche um 5 Uhr begann und bis 1† dauerte. Die Herren v. Stassart, van Asch vangz Gosckinga, Fallon, Barthelemy, Demoor un Combrugghe folgten einander auf der Rednerbuͤhne nach dem Schlusse der Discussion uͤber die vorgelegten gen abgestimmt wurde: „Soll die Jury bei den (rin Prozessen vor den Provinzial⸗ und andern (iing Gerichtshoͤfen zugelassen werden?“ ergaben sich 8 men dafuͤr und 66 dagegen; eben so wurden deß andern Fragen: „Ob die Jury bei den Prozesser Preßvergehen, und ob eine Anklage⸗Jury in ihreng schiede von der richtenden zugelassen werden solle?“ mit 57 Stimmen gegen 40, letztere mit 65 gegen NM men verworfen. Die Kammer hat sich also definite die Einfuͤhrung der Jury ausgesprochen.

Bruͤssel, 16. April. Die Sectionen der zweiten mer beschaͤftigten sich gestern mit den Antworten der rung uͤber den Preß⸗Gesetz⸗Entwurf; mehrere Mitg lich schwerten sich daruͤber, daß die Bemerkungen der Sm nicht zugleich mit den Antworten der Regierung alfe worden seyen. Die Kammer ist fuͤr heute zusammenle um den Bericht der Central⸗Section uͤber das Pre⸗ zu vernehmen, von welchem eine neue, einige Verin gen enthaltende Redaction unter die Mitglieder worden ist. Mehrere Deputirte schicken sich an, f kurze Zeit in den Kreis ihrer Familien zuruͤckzukehrg

Deutschland.

Weimar, 17. April. Des Großherzogs Koͤnig haben dem Herzogl. Sachsen⸗Coburg⸗Gothaischen Wirl Geheimen⸗Rathe und Kammer⸗Praͤsidenten, Hrn. v. wiz, zu Coburg, das Großkreuz, sodann dem Kdwigl. zoͤfischen Inspecteur général de la maison du roi, H ron v. Wolbock, zu Paris, das Comthurkreuz, fernz Kurfuͤrstlich Hessischen Finanz⸗Kammerrathe, Hrn.“ lin, zu Kassel, und dem Chevalier Herrn von Pouge Paris, das Ritterkreuz Hoͤchst Ihres Hausordens v ßen Falken zu verleihen geruhet.

Kassel, 16. April. Se. Koͤnigl. Hoheit ders von Cambridge sind gestern, in Begleitung Ihres jutanten Major Davison, von Homburg hier ang und nachdem Hoͤchstdieselben bei Sr. Koͤnigl. He Kurfuͤrsten in Wilhelmshoͤhe gespeist hatten, Abt. Hannover weiter gereist.

Wiesbaden, 14. April.

Sitzung der Landstaͤnde des Herzogthums

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Loondoner Blaͤtter enthalten folgende Nachricht Der Lissaboner Hof⸗Zeitung vom 31. Maͤrz Dom Miguel befohlen, daß die Universitaͤt Coimbra des naͤchsten October⸗Monats wieder eroͤffnet, undt noͤthigen Anstalten im Monat Maͤrz gemacht werde Aus Porto schreibt man unterm 26. Maͤrz, o C. H. Noble, der angeklagt worden war, die 0 welche den Aufstand vom 16. Mai 1828 begannen, muntert zu haben, und den der Richter⸗ Consservalt Brittischen Nation freigesprochen hatte, einem neuen! zufolge aus dem Koͤnigreich Portugal und den dazne gen Besitzungen verwiesen worden ist, bei Strafe, Win derbetretungsfalle nach Indien transportirt zu werden

zeugen moͤge, sich kuͤnftig groͤßerer Maͤßigung zu beflei

90 Pobten laͤßt sich nicht eher bestimmen, als bis man Zeit bir haben wird, sie aus dem Schutt hervorzuziehen.

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G en Preu L1““” he Pee es HOrihuela, 31. Maͤrz. Es ist zwar bereits ei⸗ Maͤhere uͤber die traurigen Ereignisse mitgetheilt wor⸗ eiche das am 21;sten Maͤrz in der Provinz Orihuela abte Erdbeben veranlaßt hat; da aber die Berichte, nen jene Mittheilungen*) beruhten, mitten in dem ken abgefaßt worden sind, welchen die bis zum 27sten derholenden seit dem aber, Gott sey Dank, nicht act findenden Erdstoͤße verursacht hatten: so wird it uͤberfluͤssig seyn, einige dieser Angaben zu berichtigen, man bereits von den verschiedenen Communen folgende Berichte empfangen hat: huela. Der Thurm des Klosters der Dreieinigkeit glich zerstoͤrt, und die Kirche der Dreieinigkeit, die iche Sta. Justa, so wie das Nonnenkloster St. Jo⸗ „und ein Thurm von St. Augustin, haben Risse be⸗ u. Sieben Personen verloren das Leben und 4 wur⸗ zwundet. 5 ardamar. 557 Haͤuser sind gaͤnzlich zerstoͤrt, so Kirche, die Einsiedelei Sta. Lucia, das Fort, in wel— hh das Geschuͤtz befand, die Ueberreste der Mauern z Schlosses, 2 Backoͤfen, 2 Kornmuͤhlen, 2 Vorraths⸗ 3 Oelmuͤhlen u. s. w. Die Hauptbruͤcke uͤber den ist ganz auseinander gerissen. Umgekommen sind 7 en und 25 Stuͤck Hornvieh. afal. Die ganze Stadt mit ihrer Kirche ist zerstoͤrt, e wenigen noch stehen gebliebenen Haͤuser sind ganz einader gespalten; ein Mensch verlor das Leben. ayamuba. Die ganze Stadt mit ihrer Kirche ist und aus den Ruinen hat man 8 Leichname hervor⸗

nebla de Rocamora. Die ganze Stadt und die nden Meiereien sind zerstoͤrt, doch ging dabei kein inleben verloren; es kamen nur 2 Lastthiere um. sgastro. Stadt und Kirche sind zerstoͤrt und alle brig gebliebenen Haͤuser voller Risse.

ransa. Der Thurm der Kirche ist zertruͤmmert, und kann nicht mehr benutzt werden; was auch mit meh⸗

Haͤusern der Fall ist.

ormentera. Diese Stadt ist gaͤnzlich vernichtet, so ach die umliegenden Gebaͤude und Landhaͤuser. 8 Per⸗ erloren ihr Leben und 3 wurden schwer verwundet. olores. Ein einziges Gebaͤude ward zerstoͤrt und dern erhielten bedeutende Risse. 8

an Fulgenico. Die Kirche und viele Haͤuser, wor⸗ nuch das Regierungs⸗Gebaͤude, stuͤrzten zusammen. tenejuzar. Die ganze Stadt nebst ihren Meiereien endhaͤusern ist zertruͤmmert und ein großer Theil ihrer hner unter den Ruinen verschuͤttet worden; die Zahl

Neri. Einige Haͤuser liegen in Truͤm⸗ ind die Kirche ist unbrauchbar geworden. 145 Oeff⸗ haben sich in diesem Bezirk gebildet, und eine große Wasser und Sand von verschiedenen Farben ausge⸗ wobei der besondere Umstand zu bemerken ist, daß diesem Wasser benetzten Pflanzen vertrockneten. lmoradi. Diese Stadt ist mit ihrer Kirche, ihrem ‚mit allen ihren Gebaͤuden, Meiereien und allen üsern zerstoͤrt worden; die Hauptbruͤcke uͤber den Strom all auseinander gesprengt. Bis jetzt zaͤhlt man 180 wozu aber noch diejenigen gerechnet werden muͤssen, sich in verschiedenen Straßen und an den oͤffentlichen mbefanden, und die man, aller Anstrengungen unge⸗ wegen der großen an den genannten Orten befindli⸗ Nassen von Schutt, noch nicht halte auffinden koͤnnen. ersonen wurden schwer verwundet, und groͤßtentheils z; an Vieh kamen 250 Stuͤck um.

ojales. Die Kirche und mehrere Haͤuser sind zer— ert, und der Thurm hat auf allen 4 Ecken große Risse men; 21 Personen verloren ihr Leben und 10 wurden ch verwundet; die umliegenden Meiereien und Landhaͤu⸗ gen als Schutthaufen da. Es sind mehrere Oeffnun⸗ itstanden, die bleifarbigen Sand auswarfen, der einen nzialischen Geruch um sich her verbreitete; und Alles gte, was er beruͤhrte.

Siehe Nr. 10

ß i schen Staats⸗

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Benijofar. Die Kirche und eine große Haͤuserzahl wurden zertruͤmmert, so wie die umliegenden Meiereien und Landguͤter; alle uͤbrigen Haͤuser erhielten Risse und wurden stark beschaͤdigt.

La Mata und Torrevieija. Beide Staͤdbte liegen in Truͤmmern; kein einziges Haus ist stehen geblieben. Eine große Menge von Einwohnern liegt unter den Ruinen be⸗ graben und unter ihnen der dasige Pfarrer; in einiger Zeit erst kann man etwas Bestimmteres uͤber die Zahl der Todten sagen; in der Nacht vom 28sten Maͤrz allein zaͤhlte man deren 57.

Algorfa. wandelt.

In allen genannten Staͤdten sind die Verluste an Geld, Getreide, Hausgeraͤth und andern Gegenstaͤnden, die sich in Haͤusern befunden hatten, gar nicht zu berechnen.

1ö“ 8 1“ J t 8 e n. 1 Am 5ten d. M. des Morgens ver⸗

Alle Haͤuser sind in Schutthaufen ver⸗

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Rom, 7. April. kuͤndeten die Kanonen vom Kastell die bevorstehende Feier⸗ lichkeit, welche durch das schoͤnste Wetter beguͤnstigt wurde. Die sogenannte strada papale, welche vom Quirinal nach St. Peter fuͤhrt, war dicht mit Menschen besetzt, und der Papst wurde uͤberall mit einem Jubel empfangen, der auf Se. Heiligkeit den tiefsten Eindruck zu machen schien. Das Volk war besonders durch den Umstand aufgeregt, daß eine ihm beschwerliche Einrichtung, den Verkauf des Getraͤnkes betreffend, aufgehoben worden war; auch hatte ein Anschlag bekannt gemacht, daß 30 arme Maͤdchen mit 50 Scudi aus⸗ gesteuert, und daß alle Pfaͤnder, deren Werth nicht uͤber 5 Paoli betrage, zuruͤckgegeben werden sollten. Verschiedene Abtheilungen von Cavallerie begleiteten den Zug. Die Kut⸗ sche Sr. Heiligkeit umgab zunaͤchst die adeliche Garde, vor⸗ aus ritt der Crocifero auf einem weißen Maulthiere. Im Vatican angekommen, wurde Se. Heiligkeit mit den Paͤpst⸗ lichen Feier-Gewaͤndern und der Bischofs⸗Muͤtze bekleidet, und auf einem Tragsessel die große Treppe herab in die Vorhalle von St. Peter getragen. Dort war der Porta Santa gegenuͤber ein Thron errichtet, um welchen her Sessel fuͤr die Cardinaͤle geordnet standen, die Kapelle stimmte das Tu es Petrus an (bekanntlich eine sehr schoͤne Composition), der Cardinal⸗Erzpriester und das Kapitel sammt dem uͤbrigen Klerus wurden zum Fußkuß, Handkuß und zur Umarmung gelassen. Alsdann wurde der Papst in die Kirche getragen, wo er zuerst beim Altar des heiligen Sacraments betete, und sich alsdann nach der Ka- pelle von St. Gregorio verfuͤgte, wo nach einem abermaligen kurzen Gebete die Cardinaͤle ihm die Hand, die uͤbrigen Praͤla⸗ ten den Fuß kuͤßten, und er zuletzt dem Volke den Segen er⸗ theilte. Hierauf begann die große Messe, bei welcher der Papst vom Cardinal⸗Diakonus mit dem Pallium bekleidet wird. Drei⸗-⸗ mal waͤhrend dieses feierlichen Zuges wird vor demselben etwas Werg verbrannt, wobei der Ceremonienmeister die Worte aus⸗ spricht: Pater sancte, sic transit gloria mundi. Nach einem F alten Gebrauch empfaͤngt der Papst in einem Beutel von Silberstoff vom Cardinal⸗Erzpriester der Basilika 25 Giulii pro Missa bene cantata. Der Zug ging darauf durch den Portikus auf die große Loggia von St. Peter. Alles eilte nun aus der Kirche auf den Platz, um die Kroͤnung, welche dort geschieht, zu sehen. Auf dem Saͤulengange der Basilika waren für Se. Maj. den Koͤnig von Baiern und fuͤr Ihre Kaiserl. Hoheit die Großfuͤrstin Helena von Rußland beson⸗ dere Logen eingerichtet; eben so fuͤr das diplomatische Corps und fuͤr andere Fremde von Rang. Die Truppen bildeten zunaͤchst an der Treppe ein Quarré, der ganze uͤbrige Platz war dicht mit Menschen und Kutschen angefuͤllt, und gewaͤhrte einen einzigen Anblick. Doch vermißte man sehr die originellen und malerischen Trachten der Lande⸗ leute, die durch den Regen, welcher erst gegen Mitternacht aufgehoͤrt hatte, verhindert worden waren, in die Stadt zu kommen. Nachdem der Papst sich auf den Thron niederge⸗ lassen, schwieg auf einen Wink die Militair⸗Musik, und es begann der feierliche Gesang der Kapelle: Corona aurea su- per caput ejus; weit uͤber den Platz hin hallten diese Toͤne und machten eine wundervolle Wirkung. Die Loggia selbst war mit Purpur und goldenen Teppichen bekleidet. Die brennenden Lichter, die großen Buͤsche von Straußfedern, Al⸗

les trug dazu bei, den Eindruck des Ungewoöͤhnlichen zu er⸗