1829 / 121 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 02 May 1829 18:00:01 GMT) scan diff

zehnsherren als Vasallen; dn großes Freigut, und alle Franzosen seyen hinsichtlich ihrer Rechte unter sich gleich. „Was will man also,“ fuhr der Redner fort, „mit geistlichen Pairs sagen; es giebt so wenig geistliche als militairische Pairien, wohl aber Geistliche, welche die Pairs⸗Wuͤrde erhalten haben. Der Koͤnig kann deren ernennen, so viel er will; er kann es aber auch ganz lassen, wenn erz. B. die Verordnung eines seiner Vorfahren (Philipps des Langen) vom Jahre 1319 wieder in Kraft setzt, worin es hieß: „„Kuͤnftig sollen keine Praͤlaten mehr im Parlamente sitzen, weil der Koͤnig sich ein Gewissen w. aus macht, sie von der Verwaltung ihrer Dioͤcesen 1 ehn ten.““ (Gelaͤchter.) Ich widersetze mich daher der Bewil⸗ ligung eines permanenten Fonds fuͤr eine durchaus tempo⸗ raire Ausgabe. Der Grund, den man anfuͤhrt, daß 5 eint⸗ gen dieser Pairs an hinreichendem Vermoͤgen zur B ihres Ranges fehle, ist unhaltbar; unsere Praͤlaten Iüehen betraͤchtliche Gehaͤlter, mitunter doppelte und dreifache, 8 haben im Allgemeinen durch die ihnen von den Fheten. Conseils bewilligten Zuschuͤsse ein groͤßeres Einkommen, als man fuͤr die weltlichen Pairs festgesetzt hat. So lange diese General⸗Conseils fortdauern, wird es ihnen gewiß an nichts fehlen. Die Pensionen der uͤbrigen Pairs sollen nur auf den ersten Erben uͤbertragbar seyn, und fuů üt will man dagegen einen Fonds auf ewige Zeiten bilden. Ich sage: auf ewige Zeiten, denn wie auch hinfuͤhrs die Lage des Schatzes seyn moͤge, nie, nie wird man jenen Fonds wieder einziehen koͤnnen, ohne von tausend Stimmen den Bannfluch gegen den Verwegenen ausstoßen zu hoͤren, der den Vorschlag machte, an die heilige Arche, welche das Geld fuͤr die Dotationen der geistlichen Pairs enthaͤlt, Hand anzulegen. (Gelaͤchter zur Linken, tiefe Stille zur Rechten.) Man will aus einer Geldsache eine Sache der Politik machen und behauptet, die Staats⸗Klugheit erfordere, die Geistlich⸗ keit fuͤr das verfassungsmaͤßige System zu gewinnen. Ich verwerfe diese Ansicht im Namen saͤmmtlicher Praͤlaten. Fuͤr ihre Anhaͤnglichkeit an die Verfassung buͤrgt uns ihre Eigenschaft als Franzosen, und ihre Ergebenheit fuͤr den Koͤnig. Noch hat man sich in dem vorliegenden Falle hinter das Interesse der Religion verschanzen wollen, wie man sich so oft hinter den Namen des Koͤnigs verschanzt. Die Re⸗ ligion hat aber mit der Frage, die uns beschaͤftigt, nicht das Kindeste zu schaffen; sie unterstuͤtzt die Armen und liebt es nicht, daß das Volk mit Abgaben erdruͤckt werde. Hat man wirklich im Schatze 120,000 Fr. zu viel, so kann man sie nuͤtzlicher anwenden, wenn man sie unter die unbemittelten stellvertretenden Pfarrer, unter die alten Geistlichen aus den Zeiten der constituirenden Versammlung, und unter die Non⸗ nen der saͤcularisirten Kloͤster, welche mit Mangel kaͤmpfen, vertheilt.“ Der Baron von Montbel meinte, daß, da

alle Interessen im Schooße der Pairs⸗Kammer revpraͤsentirt

wuͤrden, es eine Beleidigung fuͤr die Geistlichkeit seyn wuͤrde, wenn man diese davon ausschließen wollte; was die von Hrn. Dupin bezeichnete sogenannte Bischofsbank betreffe, so habe Niemand Ursache, sich davor zu fuͤrchten, da von den verlang⸗ ten 120,000 Fr. nur etwa 12 Praͤlaten eine Pension von 10,000 Fr. erhalten wuͤrden. Der Graf von Sade stimmte Hrn. Dupin bei, und verlangte die gaͤnzliche Weg⸗ lassung des in Rede stehenden Artikels; er tadelte namentlich den Unterschied, den man zwischen den weltlichen und geist⸗ lichen Pairs machen wollte. Durch Geld, meinte er, wuͤrde man das Ansehen der Pairs⸗Kammer nicht erhoͤhen. „Was wuͤrden Sie dazu sagen, meine Herren,“ fuͤgte er hinzu, „wenn die Minister dem Koͤnige vorschlagen wollten, diejenigen von Ih⸗ nen, die am verdientesten sind, und am besten stimmen, dafuͤr zu belohnen.“ (Gelaͤchter.) Nach Hrn. v. Sade bestieg der Mini⸗ ster der geistlichen Angelegenheiten die Rednerbuͤhne. Er aͤußerte sich im Wesentlichen wie folgt:

„Aus Gruͤnden des Zartgefuͤhls, die Sie, m. H, zu wuͤrdi⸗ gen wissen werden, habe ich mich bisher enthalten, in einer An⸗ gelegenheit das Wort zu ergreifen, welche das weltliche Interesse des Episcopats zu nahe betrifft, als daß sie mir nicht die groͤßte Behutsamkeit auflegen sollte. Meine achtungswerthen Collegen im Episcopat uͤberlassen sich mit Vertrauen Ihrer Weisheit hin⸗ sichtlich des, Ihrer Berathung uͤbergebenen 5ten Artikels des Ge⸗ setzes; sie werden die Annahme desselben als einen Beweis Ihres Wohlwollens, welcher ihren lebhaftesten Dank erheischt, aufneh⸗ men. (Murren zur Rechten; „man sollte meinen, es handelte sich um ein Allmosen fuͤr die Geistlichkeit’) Ich wuͤrde daher geschwie⸗ gen haben, wenn ich es nicht fuͤr Pflicht hielte, auf einige Ein⸗ wendungen, die im Laufe dieser Discussion vorgebracht worden sind, zu antworten⸗ Der Minister untersuchte hierauf die beiden Fragen, ob Bischdfe in der erblichen Kammer Sitz und Stimme haben muͤssen, und ob es in diesem Falle angemessen sey, ihnen Pensionen zu bewilligen. Die Eutscheidung der ersten Frage, be⸗ merkte er unter Anderm, gebuͤhre allein dem Koͤnige, welcher ohne

““ das ganze Franzoͤsi⸗ Zweifel, wie bereit

fuͤr die Praͤlaten

mH/ auf die Beweggruͤnde, die ich die Ehre

11X“ sein Vorgaͤnger, der Meinung , die Religion, als das hoͤchste Interesse der Gesell chaft, glei allen anderen Interessen, ihre Organe in der erblichen Kammer haben muͤsse. Der Redner fuhr dann fort: „Ein Vorwurf, den man der Geistlichkeit nur zu oft macht, und der stets ein schmerz⸗

.

liches Gefuͤhl in mir erregt, ist der, daß sie eine geheime Abnei⸗

egen die Verfassung hege. Leisten nicht alle Bischoͤfe, wenn e8 Lehesg gis. Nnefasse eintreten, den Eid auf die Charte? Wer wollte behaupten, daß rechtliche und tugendhafte Maͤnner ihrem Schwure zuwider daͤchten und handelten. Bekennt das Episco⸗ pat nicht laut, daß es die geistliche Macht von der weltlichen wohl unterscheide, daß es in allen weltlichen Dingen dem Koͤnige unterthan sey, daß Demuth und Sanftmuth zu seinen vornehm⸗ sten Pflichten gehoͤrten? Hat es solches nicht noch juͤngst durch seinen Beitritt zu einer von der Regierung verfuͤgten Maaßregel bewiesen? Aber, sagt man, wenn die Geistlichkeit auch die Charte beschworen hat, so ist sie doch keinesweges eine Freundin der In⸗ stitutionen, die daraus hervorgegangen sind, wenigstens nicht in dem Maaße, als ein Theil dieser Kammer. Ich meinerseits, m. H., glaube, daß die Bischoͤfe, mitten unter ihren heiligen und friedlichen Verrichtungen, sich um die Fragen, die hier verhandelt werden, wenig kuͤmmern. Wenn sie zuweilen geglaubt haben, an ihre Gemeinden ernste Mahnungen ergehen lassen zu muͤssen, so ist dies bloß deshalb geschehen, weil sice, wenig gewohn an die Bewegun⸗ gen, die jede neue Regierungsform zu erregen pflegt, Besorgnisse hegten und Religion und Moral in Gefahr glaubten; als wach⸗ same Huͤter bezeichneten sie diese Gefahr, wo sie ihnen als solche erschien. Man wirft den Dienern des Herrn vor, daß sie unter sich uͤber manche Dinge uneinig waͤren. Bestehen dergleichen Meinungs⸗Verschiedenheiten aber nicht in allen Klassen der Ge⸗

sellschaft? Wir Alle wollen die Charte; aber gestehen wir, daß dieselbe

in ihrer Entwickelung sehr verschiedenartig verstanden wird. War⸗ um ist man auf Maͤnner erbittert, die gleichfalls die Wahrheit

zu ergruͤnden suchen. (Hr. Marchal: „Wir sind nicht erbittert’ )

und den Ruhm und das Gluͤck des Landes eifrigst wuͤnschen! Sind wir nicht Alle im Irthume befangen? Lassen Sie uns so⸗ nach auf die Sprache der Ueberzeugung hoͤren, von woher sie auch kommen moͤge, und sparen wir unsern Unwillen fuͤr solche Maͤnner auf, welche in boͤser Absicht verderbliche Grundsaͤtze zu verbreiten suchen.“ Der Minister ließ sich hiernaͤchst uͤber die zweite Frage: ob es angemessen sey, den geistlichen Pairs Pensionen zu bewilligen, aus. Nur solche Praͤlaten, aͤußerte er, die ein Gehalt von 25,000 oder 15,000 Fr bezoͤgen, sollten Pensionen erhalten; ein Bischof sey, wie Jedermann wisse, genoͤthigt, die vornehmsten Familien seines Sprengels bei sich zu sehen, kostspielige Reisen zu machen, die Armen, Kranken und Verungluͤckten zu unterstuͤtzen, und hierzu beduͤrften sie des Geldes. „Ich hoffe“, so schloß der Redner, „daß Sie, ehabt habe, Ihnen vorzule⸗ gen/ Ruͤcksicht nehmen werden; es handelt sich nicht darum, die Bischoͤfe zu bereichern, sondern denjenigen von ihnen, die der Koͤnig mit der Pairswuͤrde bekleidet hat, die benoͤthigten Mittel an die Hand zu geben, diese Wuͤrde zu behaupten und den Sitzungen beizu⸗ wohnen“

jes⸗ vgochj⸗ Diese Rede wurde von der rechten Seite und dem rech⸗

ten Centrum mit dem lebhaftesten Beifalle aufgenommen. Hr. Marchal ruͤgte es, daß der Minister von einer Erbit⸗ terung gegen die Geistlichkeit gesprochen habe.’ Dieser be⸗ hauptete inzwischen, er habe sich dieses Wortes nicht bedient, da ihm der Ausdruck jedenfalls als beleidigend fuͤr die Kam⸗ mer geschienen haben wuͤrde. Nachdem noch Hr. v. Maus⸗ sion zu Gunsten des von der Commission amendirten Arti⸗ kels aufgetreten war, bestieg der Minister des Innern die Rednerbuͤhne; er wisse sehr wohl, aͤußerte er unter An⸗ derm, daß die Erzbischoͤfe und Bischoͤfe zu ihren Gehaͤltern von 25,000 und 15,000 Fr. noch Zuschuͤsse von resp. 10,000

und 5000 Fr., welche die General⸗Conseils ihnen bewilligten, bezoͤgen, ja daß manche Conseils diese Summen sogar noch

uͤberstiegen haͤtten; er habe diese indessen aufgefordert, ihre Bewilligungen kuͤnftig auf den obigen Betrag zu beschraͤnken. Nur eine Bemerkung, fuͤgte der Minister hinzu, habe er noch zu machen, naͤmlich die, daß es schon jetzt geistliche Pair⸗ gebe, die Dotationen bezoͤgen; diese Dotationen seyen in dem ersten Artikel des vorliegenden Gesetzes nicht mit begriffen, und es sey daher nothwendig, derselben in einem besonderen Artikel

zu erwaͤhnen. Herr Mauguin machte jetzt den Vorschlag:

bloß festzusetzen, daß die geistlichen Pairs ihre jetzigen Pensionen behalten sollten. Hr. Dupin der Aeltere schloß sich diesem Antrage an, der indessen keine Unterstuͤtzung fand. Es sollte jetzt uͤber den 5ten Artikel, wie derselbe von der Commission in Antrag gebracht worden, abgestimmt werden. Zwei Abstimmungs⸗Versuche blieben zweifelhaft; es mußte daher wieder zum Namensaufrufe geschritten werden, wor⸗ auf dieser Artikel mit 172 gegen 163, also nur mit einer Mehrheit von 9 Stimmen angenommen . einem unbedeutenden Unter⸗Amendement des Marquis v. Cordoue, naͤmlich in dem gedachten Artikel statt: geist li⸗ chen Pairs zu setzen: zu Pairs ernannten Geistlichen, hatte die Versammlung schon fruͤher ihre Zustimmung gegeben. Der 8te Artikel des urspruͤnglichen Entwurfes ist

8 ewesen sey

Wir

zuch das Recht, zu verlangen, daß alle diejenigen, welche

Der

wurde. Zu

8

8 6“*“ ““ 8 in den 1sten mitbegriffen. Der 9te, welcher, wenn er durch⸗ 19hen⸗ jetzt der 6te geworden waͤre, lautete folgender⸗ maaßen:

„Durch ein Diplom, welches von beiden Kammern verifi⸗

cirt worden, kann denjenigen Pairs, welche dem Staate

Dienste geleistet haben, eine Dotation bewilligt werden.“ Die Commission hatte eine andere Abfassung in Vorschlag gebracht. Allein diese sowohl, als der Artikel der Regierung selbst, wurden nach einer unerheblichen Diseussion mit star⸗ ker Stimmen⸗Mehrheit verworfen und die Fortsetzung der Discussion auf den folgenden Tag anberaumt.

Paris, 25. April. Vorgestern praͤsidirten Se. Maj.

im Minister⸗Rathe, an welchem außer dem Dauphin auch Hr. Hyde de Neuville wieder Theil nahm. Das Journal

des Débats behauptet, daß in dieser Conferenz die Er⸗

nennung des Herzogs von Laval⸗Montmoreney zum Mini⸗ ster der auswaͤrtigen Angelegenheiten unterzeichnet worden sey.

Der Constitutionnel enthaͤlt uͤber diese angebliche Er⸗ nennung des Herzogs Folgendes: „Es ist zuverlaͤssig, daß heute fruͤh ein Minister fuͤr die auswaͤrtigen Angelegen⸗ heiten ernannt worden ist; gestern schien man allgemein zu glauben, der Baron Pasquier wuͤrde es werden; man ver⸗ sichert aber, der edle Pair habe auf die ihm gemachten An⸗ eerbietungen nicht eingehen wollen. Er ist in der That zu verstaͤndig, um in ein Ministerinm zu treten, welches nicht einmal von seinen eigenen Anhaͤngern unterstuͤtzt wird, und bis jetzt den Kammern noch kein Gesetz vorge⸗ legt hat, das nicht fast ganz haͤtte umgearbeitet werden muͤssen, ein Ministerium, welches, allen in der Sitzung des vorigen Jahres gegebenen Versprechungen ungetreu, ohne Kraft und Stuͤtze gleichsam nur vegetirt. Herr Pasquier hat, wie man sagt, bestimmt ausgesprochen, daß es nach seiner Ansicht unmoͤglich sey, Gutes zu wirken, wenn man sich auf die rechte Seite stuͤtzen wolle; uͤberdies entsprach er nicht den Wuͤnschen der Minister, ein Umstand, welcher hin⸗ laͤnglich beweist, von welchem Geiste die Mehrheit im Mini⸗ ster-Rathe beseelt ist. Der Herzog von Montmorency ist definitiv ernannt worden; die Minister haben nur einen Mann von hohem Range und einen Freund der Congrega⸗ tion gewuͤnscht. Ihr Wunsch ist erfuͤllt und diese Wahl zeigt uns, daß sie sich ganz in die Arme der aͤußersten Rech⸗ en werfen, was uns ihre Reden und Handlungen schon aͤngst verrathen hatten. Den constitutionnellen Deputirten

bleibt nichts uͤbrig, als sich eng zu verbinden und zu

riner loyalen und energischen Opposition gegen die Nach⸗ folger des Villèleschen Ministeriums zusammenzutreten. benutzen diese Gelegenheit, um uns uͤber die Ab⸗ besenheit einer großen Anzahl von Mitgliedern der linken Seite zu beklagen; es sind deren uͤber vierzig, die auf hrem Posten fehlen und ihre Abwesenheit ist Schuld daran, daß die Steuerpflichtigen, von denen sie gewaͤhlt wurden, mit 400,000 Fr. fuͤr die kuͤnftigen geistlichen Pairs belastet vorden sind. Es ist hoͤchst betruͤbend, daß so viele Urlaub achsuchen und in ihren Geschaͤften abreisen. Alle in der etzten Sitzung anwesende Deputirte aͤußerten den lebhaftesten Schmerz uͤber diese Desertion. Wer seine eigenen Angelegen⸗ eiten denen des Landes vorzieht, der mache keinen Anspruch uf den Beifall desselben; er ziehe sich zuruͤck, wenn er seine öflichten nicht erfuͤllen kann. Bald wird das Budget zur Hiscussion kommen, und die Steuerpflichtigen haben alsdann

on ihnen erwaͤhlt worden ehmen.“ Der Messager des Chambres enthaͤlt Folgendes: Lin Morgenblatt (der Courrier frangais) scheint in der Meinung zu stehen, daß der Großsiegelbewahrer zu seinem Gehalte als Justiz⸗Minister auch noch das des Ministers er auswaͤrtigen Angelegenheiten bezieht, dessen Geschaͤfte er terimistisch versieht. Mit gleichem Rechte koͤnnte man üch annehmen, daß er, außer diesen Gehaͤltern, auch noch as eines Kammer⸗Praͤsidenten beim Cassationshofe erhalte. lle diese Voraussetzungen wuͤrden aber voͤllig irrig seyn. Graf von la Ferronnays hat seit seiner Abreise sein Ge⸗ alt als Minister⸗Staats⸗Secretair fuͤr die auswaͤrtigen ugelegenheiten nach wie vor bezogen. Auch hat der Groß⸗ egelbewahrer, seitdem das Vertrauen des Koͤnigs ihn in ber Ministerium berufen hat, nie das Mindeste von seiner⸗ 1 oldung als Kammer⸗Praͤsident beim Cassationshofe ver⸗ 1gr. „Als im Jahr 1820 Ludwig XVIII. dem Grafen Por⸗ lis die Functionen eines Unter⸗Staats⸗Secretairs im Ju⸗ t⸗Ministerium anvertrauete, enthielt dieser sich gleichfalls

er fernern Erhebung seines Gehaltes als Rath beim Cassa⸗ onshofe.“

sind, auch ihre Interessen wahr⸗

mit den

Verhandlungen der Deputirten⸗Kammer nimint mit jedein Sitzungs⸗Tage zu. In seinem neuesten Blatte aͤußert er uͤber die Veraͤnderungen, welche die Kammer in dem Gesetze wegen Dotation der Pairs⸗Kammer bewirkt hat, Folgendes;: „Vorgestern bestaͤtigte die Kammer die Anhaͤufung der Ge⸗ haͤlter, gestern die Erblichkeit der Pensionen, heute (23.) die kortdauer der Dotationen fuͤr geistliche Pairs; das ist eine gut angewendete Woche und eine Reihe von Verhandlun-: gen, welche fuͤr die Steuerpflichtigen sehr befriedigend sind. Diejenigen, welche hofften, die Kammer wuͤrde, nachdem sie so lange Zeit gegen die Minister nachgiebig gewesen, nach der Zuruͤcknahme des Communal⸗Gesetzes strenger verfahren, haben sich sehr getaͤuscht; sie bestraft die Minister dadurch, daß sie ihnen mehr giebt, als sie verlangen; sie geht mit dem Gelde der Steuerpflichtigen wie mit den Departemen⸗ tal⸗Freiheiten um. Dank sey es ihrer Thaͤtigkeit, wir wer⸗ den eine Pairie haben, deren Vorrechte noch durch Gehaͤlter erhoͤht worden; wir werden Cardinaͤle und Bischoͤfe haben, welche im vollen Glanze ihrer doppelten und dreifachen Be⸗ soldungen und ihrer Pensionen strahlen! Diese Verhandlungen sind von ihrem Beginn an das Traurigste gewesen, was man sich nur irgend zum Nachtheil der Pairie erdenken kann; sieht es nicht fast aus, als ob die Deputirten⸗Kammer sich blos aus Zartgefuͤhl auf Kosten der anderen Kammer nicht habe populair machen wollen, und daß sie aus diesem Grunde einen Theil der Ungunst, welche das Dotations⸗Gesetz trifft, auf sich genommen habe, damit das Publikum unschluͤssig bleibe, welche von beiden Kammern sich durch jene Verhand⸗ lungen am meisten geschadet habe.“

Auch der Constitutionnel ist uͤber das Resultat der vorgestrigen Sitzung sehr ungehalten und kuͤndigt in einer Anmerkung an, daß er kuͤnftig die Namen derjenigen De⸗ putirten, welche, ohne Urlaub genommen zu haben, den Sitzungen nicht beiwohnen, bekannt machen werde.

Das zweite Bezirks⸗Wahl⸗Collegium des Departements der Maas (zu Verdun) hat an die Stelle des Grafen von Sainte⸗Aulaire, welcher die Pairswuͤrde geerbt hat, den con-⸗ stitutionnellen Candidaten, Herrn Génin, mit 173 gegen 220 Stimmen, die sein Mitbewerber erhielt, zum Deputirten gewaͤhlt. 8

Der erste Praͤsident des Cassationshofes, Herr Henrion de Pansey, liegt so gefaͤhrlich krank darnieder, daß er bereits vorgestern die letzte Oelung empfangen hat.

„Aus Toulon schreibt man unterm 18. April: „Das Linienschiff „le Conquérant“ erhielt gestern die freie Prac⸗

Die Unzufriedenheit des Courrier frangai

tica. Kaum hatte der Vice⸗Admiral von Rigny den Quatl mit seinem Fuße beruͤhrt, als eine ungeheure Menschenmasse sich um ihn draͤngte, um den tapfern Vertheidiger der Grie⸗ chischen Freiheit zu begruͤßen.“

Von dem „Kriegs⸗Schauplatz in Griechenland,“ einem Werke des Koͤnigl. Preußischen Majors von der Armee, Herrn von Ciriacy, ist hier eine Uebersetzung erschienen, welche den General Ravichio zum Verfasser hat.

„Von 776 jungen Leuten aus der Klasse von 1828, welche unlaͤngst zu Issengeaux im Departement der Obern Loire Behufs des Eintritts in den Militair⸗Dienst looseten, konn⸗ ten 425 weder lesen noch schreiben. Das gedachte Departe⸗ ment ist eines von denen, die der Statistiker Herr Dupin als besonders verwahrlost schildert. s

er hiesige Buchhaͤndler Bossange, der Vater, hat fuͤr die Landbauer der vier, die Hauptstadt umgebenden Depar⸗ tements eine Preisbewerbung eroͤffnet, um sie zum Anbau

des Tuͤrkischen Weizens aufzumuntern, und zu diesem Zwecke dem Gartenbau⸗Verein 1000 Fr. uͤbersandt, die demjenigen

zuerkannt werden sollen, der in diesem Jahre eine Hectare

Landes am Erfolgreichsten mit Mais bebauen wird. Der genannte Verein hat eine Anweisung zum Maisbau nebst dem Programme der Bewerbung bekannt gemacht, wovon der Minister des Innern den Praͤfekten der Departements der Seine, der Seine und Oise, der Seine und Marne und der Oise 2000 Exemplare uͤbersandt hat, um sie unter die Maires der 2000 Gemeinden dieser Departements zu verthei⸗ len. Einen zweiten Preis von 1400 Fr. hat Herr Bos⸗ sange bei der Koͤniglichen medizinischen Akademie fuͤr die beste Abhandlung uͤber den Nutzen des Mais als Nah⸗ rungsmittel, namentlich fuͤr saͤugende Muͤtter und Kinder, niedergelegt. Auch die Herzogin von Berry K. H. wird im laufenden Jahre auf ihrem Gute Rosny mehrere Morgen mit Mais bebauen lassen; fuͤr denselben Zweck hat Hr. Ter⸗ naux auf seinem Besitzthume in St. Huen zehn Morgen zubereiten lassen, und Hr. Laffitte wird gleichfalls den Anbau dieser nuͤtzlichen Getreide⸗Art auf seinem schoͤnen Gute Maisons foͤrdern. Man hat berechnet, daß hier in Paris der laͤng

ste Tag