1829 / 124 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

111I1“

in Ladung liegenden Fahrzeuge Firmane ertheilen, da sich aber 8 vadu ben Augenblücke das Geruͤcht verbreitete, daß alle in Odessa befindlichen Schiffe, mit oder ohne ihren Willen, von der Russischen Regierung in Beschlag genommen wor⸗ den waͤren, so verweigerte der Reis⸗Effendi die Ausfertigung der Firmane, und scheint bis zum Eintreffen bestimmterer Nachrichten dabei beharren zu wollen. Die Ankunft dieses Schiffes hat die etwas zu leicht gefaßte Hoffnung auf das Wiedererscheinen des Parlamentairs einer Auswechslung der Gefangenen noch von Friedens⸗Vor⸗ schlaͤgen mehr die Rede; im Gegentheil scheint es, daß die Russen sich von allen Seiten in Bewegung setzen.

Gestern fruͤh ging das Geruͤcht, die Russen haͤtten Sisipolis und Missivria (Mesambri) verbrannt. Au sagte man, vier Kriegsschiffe haͤtten sich nahe bei Fa⸗ naraki an der Muͤndung des Kanals gezeigt und waͤ⸗ ren von den Telegraphen signalisirt worden. Einige Stun⸗ den darauf lief aber eine in Sinope neu erbaute Fregatte ein, welche durch das nach der Muͤndung des Bosporus geschickte Dampfschiff am Schlepptau gezogen wurde; worauf die Be⸗ sorgnisse sich zerstreuten. Seit einigen Tagen setzten sich die regulairen Regimenter in Marsch, mit Musik⸗Choͤren, ganz nach Art der Europaͤischen, an ihrer Spitze; sie werden nach Rodosto uͤbergeschifft und marschiren von dort aus nach dem Lager. Ein bedeutender und gut organisirter Artillerie⸗ Train hat denselben Weg eingeschlagen. Die Flotte liegt aauf der Rhede, und wird in den naͤchsten Tagen unter Se⸗ gel gehen. Der Sultan setzt bei allen seinen politischen und kriegerischen Beschaͤftigungen unermuͤdet die Reform der Nationaltracht fort, um sie einem kriegerischen Volke ange⸗ messener zu machen. Die alte Tracht der Kavuks, großer mit Musselin umwundener Muͤtzen, welche nach dem Stande der Personen und nach der fuͤr die verschiedenen Hof⸗Cere⸗ monieen vorgeschriebenen Etikettte, verschiedene Formen ha⸗ ben, ist abgeschafft; eben so die Saricks, große Turbans, welche das Volk allgemein trug. Hohe und Niedrige, die Edeln, wie das Volk, Alle sollen in Zukunft ohne Unterschied das rothe Kaͤppchen mit dem blauseidenen Buͤschel tragen. Die Laͤden der Verfertiger der Kavuks sind geschlossen, und diese im Naͤhen geuͤbten H an den Vorsteher der Schneider zu wenden, um bei der Anfertigung der militairischen Kleider beschaͤftigt zu werden. Diesem Beschlusse des Großherrn zufolge umgeben sich alle Ridgials, Staatsminister, und Großen des Neiches das Haupt nicht mehr, wie bis auf diesen Tag geschah, mit einem Shawb, sondern tragen alle das einfache Fes oder das rothe Kaͤppchen. Nur den Ulemas ist gestattet worden, auch fernerhin ein Tuch von weißem Musselin um den Kopf tra⸗ gen zu duͤrfen, und diejenigen, welche in gerader oder in einer Seiten⸗Linie vom Propheten abstammen, werden gruͤnen Musselin tragen. Der einzige unterscheidende Schmuck der Minister und der Großen wird eine Decoration von Bril⸗ lanten an dem Fes oder auf der Brust seyn. Auch der Großherr selbst wird, wie man sagt, auf dem einfachen Kleide, das er angelegt hat, ein großes mit Brillanten besetztes Band tragen. Diese neue Kleider⸗Ordnung wird bei dem Bairamsfeste in volle Kraft treten, und die ganze Muselmaͤnnische Bevoͤlke⸗ rung alsdann in der vorgeschriebenen neuen Tracht erscheinen. Durch eine bei dem Oesterreichischen Internuntius angekom⸗ mene Estaffette ist die Thron-Rede des Koͤnigs von England bekannt geworden und hat auf den Divan einen guͤnstigen Eindruck gemacht. Herr Jaubert begab sich vor einigen Ta⸗ gen nach der Pforte und ist, wie man sagt, nicht unzufrie— den zuruͤckgekehrt. Die Lebensmittel sind sehr theuer, mangeln aber nicht. Besonders ist die Armee reichlich da⸗ mit versehen, und uͤberall, wo Truppen stehen, sind Maga⸗ ine errichtet und finden regelmaͤßige Austheilungen statt. lus Asien kommen fortwaͤhrend Getreide⸗Sendungen und Truppen an.“

Im neuesten Blatte enthaͤlt der Courrier de Smyrne unter Anderm folgende Meldungen aus Konstan⸗ tinopel, vom 18. Maͤrz: „Die Pfeorte setzt ihre Ruͤstungen fort. Die Brander, welche an den Dardanellen lagen, sind hierher zuruͤckgekehrt und werden mit der Flotte, welche in diesem Augenblicke aus zehn vollstaͤndig bemannten und se⸗ gelfertigen Linienschiffen besteht, nach dem Schwarzen Meere abgehen. Die Truppen in dem Lager von Ramid werden bei Tag und bei Nacht eingeuͤbt. Die Officiere haben den Eifer der Soldaten bei den Uebungen eher zu maͤßigen als anzuregen. Die Gegenwart des Sultans belebt Alles, und die Details, mit denen er sich beschaͤftigt, hindern ihn nicht, alle wichtigen Anordnungen fuͤr die Vertheidi⸗ gung des Reiches mit einer Geistesgegenwart zu treffen, die sich nie verlaͤugnet. Die organisirte und disponi⸗

zerstoͤrt. Es ist weder von

andwerker angewiesen worden, sich

8

ble regelmaͤßige Macht besteht aus: 25

Cavallerie, welche in den verschiedenen Lagern der Ar

zerstreut sind und aus 6 Schwadronen in Ramid; e Schwadron ist 100 Mann stark; ferner aus 15 Bataillom Infanterie, jedes zu 1000 Mann, welche in den hiesige Kasernen liegen, und aus 45 Bataillonen bei der Arm Bei der Artillerie ist das alte System beibehalten worde aber alle Topschis und Bombardiere sind dem Sultan se dem sie bei mehreren Gelegenheiten und namente Beweise ihrer Ty

ergeben, bei der Vernichtung der Janitscharen gegeben haben. Nur sechs Europaͤische Lehrmeister sind bei den d

kischen Truppen angestellt, naͤmlich der Capitain Kalosso, der

Cavallerie gebildet hat und zu dem militairischen Hof⸗Staaten Großherrn gehoͤrt. Die ürn. Gaillard und Righini fuͤr Infanterie; Rizzi fuͤr die reitende Artillerie, N... fuͤr Artillerie zu Fuß, Barras fuͤr die Infanterie, welche Alep eingeübt wird, wohin sie durch den Sultan gesch worden ist. Es ist EI. die Staͤrke der unregelmt gen Macht auch nur annaͤherungsweise zu berechnen, da keine Angaben daruͤber vorhanden sind. Im vorjaͤhrt Feldzuge wurden in Schumla mehrere Monate lang 107 Rationen ausgetheilt, woraus sich fast auf einen Effektin stand von 100,000 Streitern schließen laͤßt. Nimmt n die in den andern Stellungen von der Donau bis zum I kan zerstreuten Truppen auf 50,000 Mann an, 2 haͤt

die Tuͤrken im vorigen Jahre 150,000 Mann im Felde

habt. Beim Beginn des Winters kehrten der Sitte gen die unregelmaͤßigen Truppen in ihre Heimath zuruͤck; werden aber alle wieder bei ihren Fahnen erscheinen. 6 drei Monaten kommen fortwaͤhrend Truppen hier an, werden in Masse nach Adrianopel geschickt. Auch Bosmt scheint gesonnen, sein Contingent zu stellen, was im v gen Jahre nicht geschehen ist, und man kann nach A annehmen, daß der Sultan in diesem Jahre eine doppelt starke Armee wird ins Feld stellen koͤnnen, wie im vorig Am letzten Sonntage des Carnevals gab der Kaiserl. Oe reichische Internuntius einen Maskenball, auf welchem Sardinische Gesandtschaft sich durch glaͤnzende Ritter⸗Costt auszeichnete. Inmitten des Festes erschienen ploͤtzlich! sehr einfach aber doch reich gekleidete Masken; sie begrüͤß nur den Internuntius als Herrn des Hauses, und anty teten auf keine der an sie gerichteten Fragen. Nachdem

einige Zeit mit vielem Interesse die verschiedenen Mase

welche einen hoͤchst anmuthigen Anblick gewaͤhr betrachtet hatten, entfernten sie sich. Ein starkes Tuͤrkiß Gefolge erwartete sie an der Thuͤre. Die Wuͤrde in Haltung, ihr Anstand und ihr Gang ließen keinen Zw daruͤber uͤbrig, daß es Tuͤrken und zwar von sehr hi Range waren, da sie bei ihrem Scheiden Zeichen einert gewoͤhnlichen Freigebigkeit in den Haͤnden der Dienersc zuruͤckließen. Alles, was man uͤber diese beiden Masken erfahren koͤnnen, ist, daß ein, mit einer groͤßeren Zahl Ruderern, als Privatleute haben koͤnnen, besetztes . am Abend mit den beiden Unbekannten, welche durch goldene Pforte gekommen waren, die Spitze des Se verlassen, und sie nach demselben Orte zuruͤckgebracht hu Die Pforte ertheilt keine Firmane fuͤr das Schn. Meer. Auf einen Augenblick war davon die Rede Deponirung von 410,000 Piastern und Buͤrgschaft fuͤr gleiche Summe fuͤr jedes einzelne Schiff, die Durchfahrt dem Schwarzen Meere zu erlauben, um gewiß zu seyn, die Schiffe nicht zur Disposition der Russischen Regie gestellt wuͤrden; fuͤr jetzt aber ist jede Erlaubniß aufgesch Von Trapezunt ist eine große Quantitaͤt Getreide angeh men, und fast taͤglich segeln große beladene Kaͤhne laͤnge! Ufer hin, ohne daß die Russischen Fahrzeuge es erhad koͤnnen.“ .

gruppen,

8 Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika. New⸗York, 29. Maͤrz. Mehrere unserer Tagesbl enthalten eine Adresse des Repraͤsentanten von New⸗⸗ pshire, Herrn Healy, an seine Constituenten, in welche sich uͤber die jetzt beendigte Verwaltung des Herrn Ad folgenbermaaßen aͤußert: „Die letzte Verwaltung hatt⸗ Augenmerk bestaͤndig auf den großen Gegenstand der M. rung der oͤffentlichen Schuld gerichtet; im Laufe von 4 3 I111 v *) Der Oesterreichische Beobachter erklaͤrt die obige Erzaͤh von den beiden Masken, mit Abrechnung der angeblich von 1n in den Haͤnden der Dienerschaft zuruͤckgelassenen Zeichen 1 woͤhnlicher Freigebigkeit, fuͤr gegrundet; dagegen aber die der Allgemeinen Zeitung und anveren oͤffentlichen Blaͤttern getheilte Nachricht, wonach jene Masken der Großherr un Berber⸗Baschi gewesen seyn sollten, fuͤr voͤllig erdich

Schwadrom

Pourch einen gerechten Schutz beguͤnstigt,

l % n wurden 45 Milliot Dollars abgezahlt. Jetzt etraͤgt ie ganze Schuld nur noch 58 Millionen, und selbst diese zumme ist theilweise nur nominell, indem sie 7 Millionen in

ch begreift, welche die Vereinigten Staaten der Bank schuldig

nd, waͤhrend erstere zinstragende Bank⸗Stocks fuͤr denselben

betras besitzen. Nach Abzug dieser Summe bleiben nur 51 Mil⸗

onen nach; und von diesen sogar gehoͤren mehr als 13 dillis⸗

en zu den alten Revolutions⸗Stocks, die nur einen jaͤhrlichen ins von 3 pCt. zahlen. Bei Fortsetzung der bisherigen klugen iad folgerechten Verwendung der Staatseinkuͤnfte wird im aufe der naͤchsten 5 Jahre die ganze Schuld abgetragen eyn. Findet man darin etwas Anti⸗republikanisches? Ist ine Verwaltung, die ihren Nachfolgern so leichte Arbeit interlaͤßt, eine treulose zu nennen? Waͤhrend man diese roße Verminderung unserer oͤffentlichen Schuld bewerkstel⸗ igte und die gewoͤhnlichen Verwaltungskosten bestritt, ward ger Congreß durch zweckmaͤßige Benutzung unserer Huͤlfs⸗ nellen und durch verstaͤndige Sparsamkeit in den Stand esetzt, eine bedeutende, nicht weniger als 13 oder 14 Mil⸗ jonen Dollars betragende Summe zu einzelnen, dem all⸗ emeinen Besten gewidmeten Gegenstaͤnden, zu verwenden. Hiezu gehoͤren unter andern die Besriedigung Indianischer nspruͤche auf Laͤndereien; das Reinigen wichtiger Haͤfen ind deren Sicherstellung gegen die Gewalt des Meeres; die erbauung von Molen; und die Verbesserung der Schifffahrt nuf Stroͤmen und großen Seen. Welche Verwaltung that emals mehr fuͤr wichtige oͤffentliche Gegenstaͤnde? Mit vol⸗ er Ueberzeugung kann man sagen, keine! Die militairi⸗ sche Vertheidigung des Landes hat man nicht uͤbersehen; estungs⸗Werke sind rasch und mit unausgesetzter Thaͤtigkeit rrichtet worden, und die Flotte, der Stolz der Nation, so vie ihre Sicherheit, ward fortwaͤhrend verstaͤrkt und vergroͤ⸗ ßert und in den Stand gesetzt, einem Feinde die Spitze zu bieten, der die Absicht haben sollte, uns anzugreifen. Findet man in Allem diesem etwas Tadelnswerthes? Die großen Handels⸗Interessen wurden sowohl durch feste und ehrenvolle Tractate mit verschiedenen Nationen, mit denen wir fruͤher keine hatten, als durch nuͤtzliche und vortheilhafte Gesetze befoͤrdert Unsere, sich noch in ihrer Kindheit befin⸗ denden Fabriken, die dem individuellen Nutzen und der wah⸗ ren National⸗Unabhaͤngigkeit so nothwendig sind, wurden und was noch wich—⸗ tiger ist, das Interesse des Landmanns ein Interesse, das sich auf die große Mehrzahl der Nation bezieht, ist ganz be⸗ sonders beruͤcksichtigt, und Gesetze sind erlassen worden, um es direct und wesentlich zu befoͤrdern. Auch in die⸗ ser Hinsicht frage ich abermals, ob man irgend einen Grund hat, sich zu beklagen? Noch erlaube ich mir, hinzuzufuͤgen, daß die Verwaltung im Allgemeinen eine liberale, edelmuͤthige und wahrhaft republikanische Politik gegen Alle, Feinde sowohl als Freunde, gezeigt hat. Sie hat keines Menschen Freiheit beeintraͤchtigt, keines Menschen Rechte gekraͤnkt, und sich keine Intoleranz, keine Verfolgung zu Schulden kommen lassen. Der Praͤsident war bereit, das Verdienst anzuerkennen, wo er es nur immer fand. Ohne fuͤr sich und seine Freunde Anspruch auf aus⸗ schließliche Klugheit oder ausschließliche Vaterlandsliebe zu machen, uͤbertrug er denen bedeutende Aemter, die seinen Nebenbuhler beguͤnstigt hatten, und wie ein wahrer Repu⸗ blikaner und eine unpartheiische Magistrats⸗Person, sah man ihn immer geneigt, die Rechte Aller zu schuͤtzen, und die Gefuͤhle Aller zu achten. Endlich muß ich noch hinzufuͤgen, daß, so viel ich bemerkt habe oder bemerken konnte, die Ver⸗ waltung sich jederzeit durch vorzuͤgliche Ruͤcksicht auf die Staaten⸗Union und durch aufrichtige Anhaͤnglichkeit an die⸗ selbe, als den Anker unserer Sicherheit, hat leiten lassen. Viele von denen, die mit mir gleichzeitig im Congreß saßen, sind noch gegenwaͤrtig Mitglieder. desselben, und werden ohne Zweifel ihren Grundsaͤtzen getreu bleiben. Sie werden sich nicht gegen General Jackson vereinigen, bevor sie Zeugen seiner Handlungen gewesen sind. Sollten die von ihm zu nehmenden Maaßregeln gerecht, liberal und edelmuͤthig und dazu geeignet seyn, die allgemeine Wohlfahrt, die Einigkeit und das Gluͤck der Nation zu befoͤrdern, so werden sie ihn Alle mit Freuden unterstuͤtzen. Wenn es aber ungluͤcklicher Weise der umgekehrte Fall seyn sollte; wenn man wichtige, jetzt beschuͤtzte Interessen opfern wollte; wenn man saͤhe, daß ein Geist der Uneinigkeit ermuthigt wuͤrde und Intoleranz an die Tages⸗Ordnung kaͤme, dann, bin ich uͤberzeugt, werden sie sich kraͤftig widersetzen, und das wahre Interesse und die wahrhafte Ehre ihres Vaterlandes mit aller ihnen

zu Gebote stehenden Macht vertheidigen.“

* Aus Vera⸗Cruz vom 9. Marz wird gemeldet: „Der Gesetz⸗Entwurf wegen Vertreibung der Alt⸗Spanier ist im Senate durchgefallen, und daher an die Deputirten⸗Kammer wo die Discussion uͤber denselben neuerdings eginnen soll. Vermuthlich duͤrfte die Sache sich bis zum 1. April in die Lange ziehen, an welchem Tage der neue Praͤsident Guerrero 8 Amt angetreten haben wird. Die-⸗ ser soll gegen jene Maaßregel gesinnt seyn, und wird hoffent⸗ lich alsdann seinen Einfluß benutzen, um sie zu hintertreiben und ihr seine Sanction zu verweigern. Mittlerweile sind bereits mehrere wohlgesinnte Schriftsteller gegen dieselbe oͤffentlich aufgetreten. Seit der Conducta, die mit einem Desicit von 15 pCt. hier eingetroffen, ist noch am 2ten d. M. eine andere, mit etwa 450,000 Dollars in baarem Gelde, ohne den mindesten Unfall erfahren zu haben, hier angelangt. Seit den letzten Ereignissen hat uͤberall Ruhe geherrscht, was natuͤrlich sehr zur Wiedererweckung des oͤffentlichen W

Inlan d.

8

Berlin, 4. Mai. Aus Koͤnigsberg in Preußen wird

gemeldet, daß daselbst am 24. April die feierliche Beisetzung

der irdischen Ueberreste der am 3ten dess. M. in Abwesenheit aller Glieder ihrer Familie unerwartet schnell verstorbenen verwittweten General⸗Feldmarschallin, Graͤfin v. Kalckreuth, geb. Freiin v. Rohd, statt fand, und durch die vielen, allen Preußen werthen Erinnerungen, welche sich an diese Frau knuͤpften, durch ihre persoͤnlichen ausgezeichneten Eigenschaf⸗ ten und ihre große Wohlthaͤtigkeit die Theilnahme der Be⸗ wohner Koͤnigsbergs in einem hohen Grade erregte. Aus zarter Ruͤcksicht hatte man mit allen desfallsigen Maaßregeln bis zur Ankunft des juͤngsten Sohnes derselben, Hrn. Fried⸗ rich Graf v. Kalckreuth, Anstand genommen. Den letztwil⸗ ligen Bestimmungen der Verstorbenen gemaͤß, durfte die Beisez⸗ zung nicht vor Ablauf von 14 Tagen nach dem Tode erfolgen, sie wurde erst am 21sten Tage bewirkt. Am Vorabend derselben war die Verewigte in einem schwarz bekleideten Zimmer ihres vaͤterli⸗ chen Hauses, in welchem sie geboren und gestorben, in Parade ge⸗ stellt. Unter Glockengelaͤute setzte sich um9 Uhr Morgens an ge⸗ dachtem Tage der Trauerzug, welcher von dem Musik⸗Chor des Zten Infanterie⸗Regiments mit umflorten Instrumenten eroͤffnet ward, und an den sich viele hohe Personen der da⸗ sigen Generalitaͤt, des Adels und der Buͤrgerschaft anschlos⸗ sen, nach dem Brandenburger Thor in Bewegung. Hier stellte sich das Musik-Chor auf, und ließ den Trauerwagen an sich vorbeiziehen, indem das Gefolge von da nach der Stadt zuruͤckkehrte, waͤhrend der Leichen⸗Conduct, nur allein von dem Leidtragenden begleitet, den Weg nach Haffstrom fortsetzte, wo dann in der dasigen Kirche die Beisetzung in der Fami⸗ lien⸗Gruft der Verstorbenen erfolgte.

Nachrichten aus Memel, vom 28. April, enthalten Fol⸗ gendes: Der Eisgang hat seit drei Tagen aufgehoͤrt, und es sind bereits 54 Schiffe hier eingelaufen und 3 Schiffe aus⸗ gegangen. Es wuͤrden mehrere ausgelaufen seyn, wenn ein starker Nordwind dies nicht gehindert haͤtte. Durch letzteren wird auch die Vegetation aufgehalten, da sich alle Naͤchte Frost bis zu 3 Grad einstellte. Die Gewaͤsser sind uͤberall, aber nur wenig gefallen. Im Haff steht an manchen Orten noch Eis, und am 23. April haben die Nehrunger Fischer noch auf dem Eise gefischt. Die am Haff und auf der Neh⸗ rung belegenen Doͤrfer haben ebenfalls gelitten, da das Was⸗ ser bis 3 Fuß hoch in die Haͤuser drang. Mehrere Gebaͤude sind beschaͤdigt und unterspuͤhlt, und die Haͤuser auf der Suͤ— derspitze (Nehrung) haben bis auf eins abgebrochen werden muͤssen.

8— Nachrichten aus Koͤln zufolge, haben die bedeuten⸗ den Anfuhren sowohl Rhein auf⸗ als Rhein abwaͤrts, den Freihafen⸗Verkehr im Monat April sehr lebhaft gemacht, ob⸗ wohl der Waarenzug in dieser Bedeutung nicht anhalten zu wollen scheint. In den Landes⸗Produkten war nur maͤßiger Verkehr. Im Wechselhandel zeigte sich mehr Geld als Pa⸗ pier. Die taͤgliche Dampf⸗Schifffahrt zwischen Koͤln und Mainz erfreut sich ferner des besten Erfolges fuͤr den Han⸗ del, und giebt dem Verkehr eine unglaubliche Erleichterung. Koblenz sieht nun taͤglich drei Dampfschiffe in seinem Hafen aus⸗ oder einlaufen. Von Mainz bis Koͤln wird die Fahrt, mit Inbegriff des Aufenthalts und resp. Anlandens an 15 Staͤd⸗ ten und Ortschaften, in 10 ½ Stunden zuruͤckgelegt, so sehr haben die Maschinen an Geschwindigkeit zugenommen.

1“