1829 / 129 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Nach den letzten officiellen Berichten befinden sich im Lieflaͤndischen Gouvernement 53 Gerichtsbehoͤrden wovon 14 auf Riga kommen) 1377 steinerne, und 4892 hoͤlzerne Haͤuser; seit 1827 hatte die Haͤuserzahl um 384 zugenom⸗ men. Riga allein zaͤhlt 977 steinerne, und 2877 hoͤlzerne

aͤuser.

8 eens, 19. Maͤrz. Die Grusinische Miliz der Stadt Tiflis und des dazu gehoͤrigen Kreises, die sich zum naͤchsten Feldzuge ruͤstet, ist dieser Tage dem Ober⸗Befehlshaber, Grafen Paskewitsch⸗Erivansky vor estellt worden. Einige hiesige Buͤrger aus den besten Haͤusern sind in dieses Corps getreten, und erwecken durch ihr Beispiel bei ihren Lands⸗ leuten einen edlen Nacheiferungs⸗Trieb. Gegen 1500 Mann in voller Ruͤstung und der schoͤnen Asiatischen Tracht, die dem kriegerischen Schmucke so sehr entspricht, gaben einen herrlichen Anblick, und das um so mehr, da die Maͤnner hier in der Regel von schoͤnem Wuchs und Aeußern sind. Die Deputirten der Buͤrger von Tiflis trugen in angemesse⸗ nen Ausdruͤcken dem Ober⸗Befehlshaber, Namens der Miliz, den Wunsch derselben vor, an den Beschwerden und Siegen der ruhmgekroͤnten Russischen Truppen Theil nehmen zu duͤr⸗ sen. Auf die schmeichelhafte Antwort des Grafen ward der⸗ selbe vom ganzen Miliz⸗Corps, nach Art der Russischen Krie⸗ ger, mit einem lauten Hurrah, und, der hiesigen uralten Sitte gemaͤß, mit Flinten⸗Salven begruͤßt. Hierauf zog die Miliz, unter dem Zulauf einer zahllosen Volksmenge, und mit bestaͤndigem Abfeuern der Gewehre, durch die ganze Stadt.

Bei Gelegenheit der, dem Allerhoͤchsten Ukas vom 6. Febr. 1827 gemaͤß, projectirten Gruͤndung einer neuen Stadt bei den Kaukasischen Mineral⸗Quellen, statt der Kreisstadt Georgiewsk, ist auf Vorstellung des Ober⸗Befehlshabers von Grusien denjenigen Kaufleuten und Buͤrgern von Georgiewsk, die sich in der neuen Stadt niederlassen wollen, Allergnaͤdigst eine fuͤnfjaͤhrige Steuer⸗Freiheit bewilligt worden, so daß von dem halben Jahre an gerechnet, in welchem sie voͤllig uͤberziehen, den Buͤrgern die Kron⸗Kopfsteuer und den Kauf⸗ leuten die Zahlung der von den Gilden⸗Kapitalien zu ent⸗

richtenden Procent⸗Gelder, erlassen seyn sollen.

Fran e i ch.

Pairs⸗Kammer. In der Sitzung vom 1. Mai wurde die Discussion uͤber das Militair⸗ traf⸗Gesetzbuch bis zum 101sten Artikel fortgesetzt. Achtzehn Redner, wor⸗ unter der Kriegs⸗Minister, bestiegen an diesem Tage die Rednerbuͤhne. Die Artikel 99 und 101 wurden der Com⸗ mission zuruͤckgestellt. Am folgenden Tage sollte auch in der Deputirten, Kammer, Behufs der Erledigung mehrerer bei derselben eingegangenen Bittschriften, wieder eine oͤffent⸗ liche Sitzung stattfinden.

Paris, 3. Mai. Vorgestern ertheilten Se. Maj. dem General⸗Lieutenant Grafen O'Connel eine Privat⸗Audienz.

An demselben Tage statteten der Herzog von Orleans und der Herzos von Chartres dem Koͤnige ihren Abschieds⸗ Besuch ab.

Um die Arbeiten der mit der Liquidation der Emigran⸗ ten-Entschaͤdigungs⸗-Forderungen beauftragten Commission moͤglichst zu beschleunigen, haben Se. Majestaͤt mittelst Ver⸗ ordnung vom 12ten v. M. noch zehn Auditoren im Staats⸗ Rathe ernannt, um gemeinschaftlich mit den dreitig Requsé⸗ tenmeistern im ordentlichen Dienste uͤber administrative und streitige Sachen an die Liquidations⸗Commission zu berichten. Die mit der Pruͤfung des Budgets beauftragte Com⸗

mission hat ihre beiden Berichterstatter ernannt, naͤmlich fuͤr die Ausgaben Herrn Humann, und fuͤr die Einnahme Herrn v. Verbis. In drei auf einander folgenden Sitzungen hat sie sich von dem Finanz⸗Minister und einem Divisions⸗Chef im Ministerium der auswaͤrtigen Angelegenheiten uͤber ver⸗

scchiedene Artikel des Budgets Auskunft ertheilen lassen.

„Die bedeutenden Ausgaben des auswaͤrtigen Departements,“ außert das Journal du Commerce, „haben vorzuͤglich den Tadel der Commission auf sich gezogen. Es ist dies ein Ministerium großer Herren, die sich um das Geld der

Seteuerpflichtigen wenig kuͤmmern.“

8 Das Journal des Débats sucht abermals die Noth⸗ wendigkeit einer Aufloͤsung der Deputirten⸗Kammer zu be⸗ weisen, wobei es die von der Quotidienne und der Gazette de France aufgestellte Behauptung, daß eine solche Maaßre⸗ gel unter den jetzigen Umstaͤnden gefaͤhrlich seyn wuͤrde, zu⸗ ruͤckweist. „Wenn wir uns dagegen“, fuͤgt das gedachte Blatt hinzu, „hierin irren sollten, wenn wirklich zu befuͤrch⸗ ten staͤnde, daß aus den Wahl⸗Collegien, wo achtbare und durch die Erfahrung gereifte Maͤnner in friedlicher Absicht zusammentreten, aufs Neue das Gespenst der Revolution

hervortreten moͤchte, ja dann freilich muͤßte man an dem

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Wozu wollen wir uns

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Heile Frankreichs ganz verzweifeln; dann wuͤrde aber auf eine Aussetzung des Wahlgeschaͤfts wenig oder gar ni fruchten; die Explosion wuͤrde nur um so gewaltsamer sehn aber so beleidigenden und grung losen Vermuthungen hingeben? Wann heäͤtten unse Waͤhler jemals einen Geist der Empoͤrung gezeist? Schlit lich nur noch ein Wort. Dem Koͤnige gebuͤhrt das Negh die Kammer aufzuloͤsen, wann er es fuͤr gut finde wie wuͤrde es aber mit diesem Rechte stehen, wenn man, an Furcht vor den Waͤhlern, die Deputirten, wie sie auch se moͤchten, beibehalten muͤßte? Eine Kammer waͤre aufruͤhn risch; man muͤßte sich aber huͤten, sie aufzuloͤsen, weil Waͤhler eine noch aufruͤhrerische zusammenstellen koͤnnt Eine Kammer wäaͤre ohnmaͤchtig aus Mangel an Einverstan niß; desto besser, so wuͤrde sie, wenn auch nichts Gutes, di wenigstens auch nichts Boͤses stiften. Und dann, wuͤrde nicht unhoͤflich seyn, eine Kammer aufzulssen, die erst d. zweijaͤhrige Existenz hat? Ist es nicht besser, guter Gese zu entbehren, als gegen die Schicklichkeit zu verstoßen? Ne ließe sich hoͤren, wenn hier blos von einem Privat⸗ teresse die Rede waͤre. Die Monarchie verdient es indest wohl, daß wir sie nicht ganz außer Acht lassen; sie bede zu ihrer Befestigung der Gesetze. Fuͤr sie handelt es um mehr als um ein siehenjaͤhriges Leben; die ganze Zukun gehoͤrt ihr an, und wir muͤssen daher Sorge tragen, d 8108 ruͤhmlich und sicher sey.“

Her Messager des Chambres lobt den Courn frangais wegen seiner Ansicht uͤber die abermalige Erhoͤhn der Brod⸗Taxe von 19 auf 20 ½ Sous. Bisher hatte niͤt lich die staͤdtische Behoͤrde durch Unterstuͤtzung der Biͤc stets dafuͤr gesorgt, daß das 4pfuͤndige Brodt nicht hiß als auf 20 Sous zu stehen kam. Der Csurrier franet lobte nun in seinem vorgestrigen Blatte die Verwaltu daß sie solches diesmal nicht gethan, sondern statt dessen! die unbemittelte Klasse Karten hat vertheilen lassen, geg. deren Vorzeigung ihr das Brod zu einem geringeren dem kostenden Preise uͤberlassen wird. „Wir wuͤnschen Behoͤrde Gluͤck,“ aͤußerte derselbe, „daß sie eine Maaßtn ergriffen hat, die einerseits fuͤr die Gemeinde weniger ii spielig als das bisherige Verfahren ist, indem dadurch i der aͤrmeren Klasse eine Erleichterung gewaͤhrt wird, anl rerseits aber auch den Grundsaͤtzen einer weisen Verwaltn besser entspricht, da diese sich stets so wenig als moͤglich m die Feststellung des Preises der Lebensbeduͤrfnisse kuͤnmen muß. Es ist dies ein Schritt zu der voͤlligen Emancipeöen mehrerer Gewerbe, die bis jetzt noch von der Polizer! hemmt werden.“ Hierauf bemerkt der Messagerd Chambres: „Die Grundseaͤtze uͤber den Getreidehandel sth lange Zeit bestritten worden. Der Courrier frangais den Muth und das Verdienst, sich uͤber eine Frage, vilh- die Regierungen schon oft zu falschen Maaßregeln velee hat, ohne Ruͤckhalt und in dem Sinne der Behoͤrde aubt sprechen. Die Rechtlichkeit dieses Blattes tritt noch mehr herm wenn man bedenkt, daß ein anderes Journal auch diese Ge genheit wieder benutzt hat, um die hohen Brodpreise dem Minit rium zur Last zu legen. Durch ein aͤhnliches Betragen, als das Courriers, wird die periodische Presse ihren Auftrag, nicht sowohl darin besteht, Leidenschaften zu erregen, als 0 oͤffentliche Meinung zu berichtigen, wuͤrdig erfuͤllen.

Der bei der hiesigen Post⸗Verwaltung angestellt gen⸗ Graf von Mallarme, welcher, wie man sich erinnern zeipe im vorigen Jahre wegen Unterschlagung von Briefen richtlich eingezogen wurde, ist jetzt vor die Assisen gewe worden, wo der Prozeß gegen Ende d. M. verhandelt den wird.

Der durch den Brand des Bazars Bouffler's verursach Schaden ist jetzt auf 1,200,000 Fr. ermittelt worden, wol etwa der vierte Theil nicht versichert war. Die eingegan nen milden Gaben betragen nur etwa 50,000 Fr.; es soll dah am 9ten d. M. zum Besten der Abgebrannten ein Ball! anstaltet werden, wozu der Eintritts⸗Preis auf 20 Fr. die Person festgesetzt worden ist.

Paris, 4. Mai. Der Vice⸗Admiral von Rigny wl am 1sten d. M. durch den Marine⸗Minister Seiner M. staͤt dem Koͤnige und dem Dauphin vorgestellt. Der Kôh ertheilte darauf dem Erzbischof von Paris eine Privat; dienz. Abends beehrten Se. Maj. die Gesellschaft bei! Herzogin von Berry mit Ihrer Gegenwart. Heute woah der Koͤnig das Denkmal der Opfer von Quiberon in Straße Vaugirard in Augenschein nehmen und sich demnaͤh nach Saint⸗Cloud begeben. 81

Vorgestern uͤberreichte der Praͤsident der Deputitin Kammer dem Koͤnige die beiden von dieser Kammer 1 nommenen Gesetz⸗Entwuͤrfe uͤber die Umschmelzung der q

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nzen und uͤber die Abtretung der Boͤrse und ihre 2 nhen an die Stadt Paris. deer um Die vorgestrige Serchh. der zweiten Kammer, zu wel⸗ rsich nur eine geringe Anzahl von Deputirten eingefun⸗ hatte, war fuͤr das Ausland von keinem besonderen In⸗ isse. ( 88 werden indessen morgen einen kurzen Auszug zus geben.

Noch gestern standen die hiesigen öͤffentlichen Blaͤtter in Meinung, daß der Herzog von Montmorency den ihm rtragenen Minister⸗Posten annehmen und naͤchstens hier reffen wuͤrde. (Siehe unten den Artikel Berlin.) Der essager des Chambres erwartete die Antwort des zogs am 5ten oder 6ten d. M.

Der Messager des Chambres meldet, die junge

igin von Portugal werde London verlassen, um asilien zuruͤck zu begeben.

Am 2ten ereignete sich auf dem Platze Ludwigs XVI tragischer Vorfall. Man bemerkte zwei hinter einander ende Personen. Ploͤtzlich verdoppelte die hinten ge⸗ de ihre Schritte, trat der vorderen in den Weg,

feuerte, nach einem kurzen Wortwechsel, ein Pi⸗ auf sie ab; darauf trat sie einige Schritte zuruͤck erschoß sich selbst. Der Angegriffene, an der Schulter kverwundet, hatte noch Kraft genug, nach einem Wagen ufen, der ihn nach Hause brachte. Es ist Herr Cale⸗ d von la Fayette, Deputirter der Obern Loire und Praͤ⸗ t am Koͤnigl. Gerichtshofe zu Lyon; der Moͤrder ist ein isser Genestet Plaignol, aus dem Departement des Indre der Loire; eine schon seit mehreren Jahren zwischen Beiden andene Feindschaft soll die Veranlassung zu dem Vorfalle sen seyn. Der Verwundete ist noch nicht außer Gefahr. Eines der merkwuͤrdigsten Gebaͤude der Hauptstadt, naͤm⸗ das Haus, welches Franz I. in Moret (Seine und Marne, Lieues von Paris) fuͤr seine Schwester, die Koͤnigin von arra, bauen ließ, und das seitdem stuͤckweise auf der ne hierher gebracht und in den Elysaͤischen Feldern auf⸗ chtet worden ist, wird binnen Kurzem zum Verkauf aus⸗ ten werden.

Großbritanien und Irland.

London, 2. Mai. Gestern besuchten der Herzog von berland, der Herzog und die Herzogin von Gloucester, gessin Sophia und andere Mitglieder der Koͤniglichen Ule die Gemaͤlde⸗Ausstellung der Koͤnigl. Akademie in erset⸗House.

Das Hof⸗Journal, von welchem nun die erste Num⸗ erschienen ist, enthalt, außer einem ausfuͤhrlichen Bericht die letzten Hof⸗Festlichkeiten, auch einen Artikel, der,

es heißt, von einer sehr vornehmen Person herruͤhren und die Ueberschrift fuͤhrt: „Die Allmacht der Mode,

18. dafuͤr, daß die katholische Bill durchge⸗ en ist. In York fand am letzten Montage ein großes Abend⸗ statt, wozu die bedeutendsten Maͤnner aller Partheien jeder Religion gezogen wurden; weshalb man es auch Versoͤhnungs⸗Mahl“ nannte. Praͤses war ein bekannter und Vice⸗Praͤses ein eben so renommirter Whig. Man te die Gesundheit des Herzogs von Wellington aus, auf das Wohl Irlands und O'Connells, und vereinigte Wuͤnsche fuͤr den guten Erfolg der katholischen Eman⸗ ons⸗Bill. Der Morning⸗Herald, das bekannte Ultra⸗Tory⸗ Fenthaͤlt folgende Bemerkungen: „Es ist Zeit, daß der og von Wellington endlich erfahre wenn er es nicht schon weiß daß kein kleiner Theil der Britischen Bevoͤl⸗ g mit Besorgniß auf den Weg hinblickt, welchen er ein⸗ agen hat. Wohl zu merken, ein Haus niederreissen und ieder herstellen, sind zwei ganz verschiedene Dinge. Sehr hon ist der Fall eingetreten, daß Eigenthuͤmer, die ihre er niederrissen, zu ihrem Erstaunen hernach fanden, es ihnen an Material, um sie wieder aufzubauen; wes⸗ sie dann auch viele Jahre lang hauslos und auf die ze hinaus gestoßen blieben. So ist auch in politischen 89 ein himmelweiter Unterschied zwischen Reform und hemng; den letztern Charakter aber scheinen einige von Sr. egecnseeen Maaßregeln und andere, mit denen er das 189 8. zu tragen. Einen „„Einbruch in die Consti⸗ tne hat das Land schon mit angesehen; wie viele sol⸗ ruͤche es noch zu erwarten habe, das muß die Folge sich aber dabei eine scheinbar sehr passive asens etr die wenig Gemeingeist verraͤth, im Allgemei⸗ ßt so koͤnnen wir demunerachtet uns nicht uͤber⸗ 8* ß eben der Gemeingeist aus unserm Lande ganz ver⸗ 88 sey, oder sich nicht wieder zeigen werde, wenn

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eine maͤchtige Veranlassung ihn fordert. Die Abwesenheit alles dessen, was man sonst eine constitutionnelle und kraͤf⸗ tige Parlaments⸗Opposition nennt, ist in der That ein neues und seltsames Dilemma fuͤr das Land. Die Whigs entschul⸗ digen sich, indem sie sagen: „„Was ist uns noch zu opponi⸗ ren geblieben, da der Herzog unsern Rath und unsere Grund⸗ saͤtze angenommen hat?““ Moͤgen uns die Herren ent⸗ schuldigen, wenn wir das nicht recht glauben oder erkennen. Es ist wahr, der Herzog hat ihnen die Hand gereicht, so weit er ihrer zu der katholischen Emancipation bedurfte; wir glauben jedoch, daß selbst die Emancipation nur ein Ba⸗ stard des aͤchten Whigthums sey und daß des Herzogs Haupt⸗ Tendenz sein eigenes Handwerk (das der Waffen) allen buͤr⸗ gerlichen Staats⸗Angelegenheiten voranzustellen, selbst die Whigs der neueren Zeit, wie Mackintosh, Brougham und Burdett, mit Schrecken erfuͤllen muß. Wir vermuthen da⸗ her auch, daß der Herzog, um die parlamentarischen Whigs zum Schweigen zu bringen, noch ein anderes Mittel gefun⸗ den und nicht bloß ein Paar confuse Principien, uͤber die sie sich selbst noch nicht mit einander geeinigt, von ihnen an⸗ genommen habe. Se. Gnaden, denken wir, kennt und uͤbt die Gewalt und die Kunst politischer Coquetterie und Lieb⸗ augelei. Er kennt die Gewalt des Alles anziehenden Mag⸗ netes, der in der Protection liegt und weiß, daß die Whigs, hungrig wie sie als Politiker immer gewesen sind, jenen zahl⸗ reichen Versuchungen, die ihnen Se. Gnaden, damit sie schweigen und sich gut auffuͤhren, entgegen haͤlt, nicht wider⸗ stehen koͤnnen. Je mehr aber das Volk sieht, wie Staats⸗ maͤnner aus diesen oder anderen Gruͤnden ihre Pflicht ver⸗ lassen, um so mehr ziemt es ihm auch, sich selber treu zu bleiben. Es giebt gewisse politische Weichbilder, denen man ohne Gefahr nicht nahe kommen und die man noch viel we⸗ niger uͤberschreiten darf; sollte einmal Se. Gnaden, oder ir⸗ gend ein anderer Minister sich ihnen nahen, oder gar den Versuch machen, sie zu uͤberschreiten, so hoffen wir, daß im⸗ mer eine oͤffentliche Stimme, laut genug, um sich vernehmlich zu machen und in Respect zu setzen, sich finden werde, die den Mi⸗ nistern zuruft: „„So weit duͤrft Ihr, aber nicht weiter!“““ Nach dem Dubliner Freeman's⸗Journal ist es den katholischen Pfarrern von ihren Bischoͤfen untersagt worden, mehr als 30 Shill. jeder fuͤr die National⸗Sammlung zu Gunsten OU Connelts zu unterschrectbennn.

dena 8 Muͤnchen, 3. Mai. Den neuesten hier ein geg ngenen Nachrichten aus Rom zufolge, wollten Se. Maj. der Koͤnig diese Stadt am 2ten d. M. verlassen und am 11ten dahier eintreffen. J. J. K. K. H. H. der Kronprinz und Prinz Otto sind, in Folge der schlimmen Witterung, schon vorge⸗ stern von Ihrer Gebirgsreise hierher zuruͤckgekommen. Hannover, 5. Mai. Se. Maäjestät haben den bisheri⸗ gen Professor zu Leipzig, Hofrath Wendt, zum ordentlichen Professor der Philosophie auf der Universttaͤt zu Goͤttingen, unter Beilegung des Hofraths⸗Charakters, zu ernennen ge⸗ ruhet. Die durch den Abgang des Hofraths und Professors Eichhorn erledigte vierte Stelle in der juristischen Honoren⸗ Facultaͤt ist dem Hofrath und Professor Bergmann uͤbertra⸗ gen worden. „Se. Excellenz der Koͤnigl. Preußische Gesandte, Grand mattre de la Garderobe, Graf von Grote, ist zach Ham⸗

Oesterrei ch. Innsbruck, 28. April. Gestern hat die Eroͤffnung

der Tyrolischen Staͤnde-Versammlung unter den gewoͤhnlichen

Feierlichkeiten statt gefunden.

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Madrid, 23. April. Heute ist der Hof nach Aranjuez abgereist. Am gruͤnen Donnerstage vollzog der Koͤ⸗ nig die Handlung des Fußwaschens an zwoͤlf armen Maͤn⸗ nern, welche dann gespeist und von Sr. Majestaͤt bei Tische bedient wurden. Wegen des schlechten Wetters unterblieb diesmal der Besuch der Stationen in den sieben dazu be⸗ zeichneten Kirchen, welchen die hohen Herrschaften der Sitte gemaͤß zu Fuß machen muͤssen. Von dem gruͤnen Donner⸗ stage fruͤh an bis zum Oster⸗Sonnabend fruͤh um 10 Uhr, bevor das Gloria gelaͤutet worden ist, darf naͤmlich Niemand, selbst der Koͤnig nicht, reiten oder fahren. Der seit zwei Monaten ununterbrochen fortdauernde Regen wurde dhen falls als Grund angegeben, weshalb die große Procession am Charfreitage unterblieben ist. Am zweiten Oster⸗Feiertage begaben sich der Koͤnig und die Infanten nach dem großen Hospital, und stellten sich in ihrer Eigenschaft als aͤlteste

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