200) 1300 Peruaner bei Saraguro voͤllig geschlagen haͤtten und Gen. Lamar noch in Itron mit vier Bataillonen und fuͤnf Schwadronen, dem Reste der 7700, mit welchen er in Columbien eingefallen, stehe. Bolivar war am 8. Maͤrz un⸗ ter allgemeinem Jubel in Pasto eingezogen. Obando soll die Amnestie angenommen haben.
Briefe aus Pernambuco melden wiederholt, daß die Ruhe und gute Ordnung hergestellt sey.
Auf dem Getreide⸗Markt hatten sich ziemlich viel Kaͤu⸗ fer aus dem Innern eingefunden, und schoͤner Weizen be⸗ hauptete sich im Preise; so auch Gerste und Hafer.
1“ Deitschland. I1I1“ Heamburg, 1. Juni. Die Graͤfin von Nesselrode ist mmit dem Dampfschiffe in Luͤbeck angekommen, so wie Baron vpon Stieglitz auf der Reise nach Hannover, und eine große Anzahl Reisender.
Vorgestern traf mit dem Dampfschiffe „Prinzessin Wil⸗ helmine von Kopenhagen“ unter Andern der K. Daͤnische Gesandte am Koͤnigl. Franz. Hofe, Herr von Juel, nebst Gattin, in Luͤbeck ein. 8— Das Dampfschiff „Georg IV.“ ist gestern Morgen aus St. Travemuͤnde angekommen, und wird Mittwoch Morgen
n
um 11 Uhr wieder seine Reise nach St. Petersburg antreten.
8 Fevanien.
— — Madrid, 18. Mai. Gestern Mittag um 12 Uhr
wurde von der, auf dem Huͤgel von Buen⸗Retiro, wo die Artillerie-Kaserne von der reitenden Garde⸗Artillerie liegt, stationirten Batterie mit den, wegen des Ablebens der Koͤ⸗ nigin angeordneten Trauer⸗Salven begonnen. Diese werden drei Tage hinter einander bei Tag und Nacht alle Viertel⸗ stunden wiederholt. — Die Leiche ist ohne allen Pomp, und nur unter Begleitung eines Detaschements Gardes du Corps gestern um Mitternacht von Aranjuez hierher gebracht wor⸗ den, wo sie zwei Tage hindurch im Koͤniglichen Pallast aus⸗ gestellt, demnaͤchst aber in der Nacht vom 19ten und 20sten mit großen Feierlichkeiten nach Galapajar und in der dar⸗ auf folgenden Nacht nach dem Escurial gebracht wird, wo die Beisetzung den 21sten erfolgen soll. — Das heutige Dia⸗ rio enthaͤlt zwei Verordnungen, deren eine die Hoftrauer auf 6 Monate feststellt (waͤhrend der ersten Haͤlfte die⸗ ser Zeit wird tief getrauert); die zweite enthaͤlt die er⸗ wäͤhnten Verordnungen wegen des Transports der Leiche hieher und nach dem Evscurial. Ueber die letzten Stunden der Hochseligen Koͤnigin erfaͤhrt man Folgendes: Bis zum 16ten um 3 ½⅞ Uhr Nachmittags war Sie noch bei vollem Bewußtseyn, und zeigte eine bewunderungswuͤrdige Resignation und Kraft der Seele. Um 5 Uhr Nachmittags trat wieder das Delirium ein, und waͤhrte bis um 11 Uhr Abends, waͤhrend die Entschlafene sich im kraurigsten Zustande befand. Im hoͤchsten Grade ruͤhrend und erschuͤtternd soll der Augenblick gewesen sein, wo Sie von Ihrem Koͤniglichen Gemahl Abschied nahm. Die Agonie war lang und fuͤrch⸗ terlich. — An welcher Krankheit dieses Muster Fuͤrstlicher Frauen im noch nicht vollendeten 25sten Lebensjahre gestor⸗ ben ist, laͤßt sich schwer bestimmen. Hoͤchst merkwuͤrdig ist es, daß die taͤglich zweimal erschienenen, von zwei Aerzten des Koͤnigs unterzeichneten Bulletins von der Art der Krank⸗ heeit mit keiner Sylbe Erwaͤhnung thun, woraus denn natuͤrlich die Meinung entstanden ist, daß die Aerzte die Krankheit oder die Krankheiten, denn das Uebel mag wohl sehr complicirt gewe⸗ sen seyn, selbst nicht gekannt haben. Die Bulletins selbst sind als solche in jedem Falle merkwuͤrdig, und es duͤrfte sich schwerlich etwas Aehnliches aufweisen lassen. Der Marquis von Valmediaro, Grand von Spanien
—.—
der ersten Klasse, ist, wie man sagt, von Sr. Katholischen Majestaͤt beauftragt worden, den Trauerfall der Koͤniglich⸗ Saͤchsischen Familie anzuzeigen, weshalb sich derselbe unver⸗ zuͤglich nach Dresden begeben wird. — Das Journal des Déöbats meldet aus Madrid vom 17. Mai: „Der Staats⸗Rath hat sich in mehreren
Sitzungen mit der beabsichtigten Expedition gegen Mexiko beschaͤftigt. Graf Ofalia hat uͤber diese Angelegenheit Nit⸗ 3 theilungen von hoher Wichtigkeit erhalten. Die Regierung erhaͤlt haͤufig von Herrn Zea. Bermudez, dem Spanischen Gesandten am Londoner Hofe, Depeschen, die sich auf die Portugiesischen Verhaͤltnisse beziehen.“”“ 1111“
3 5
Der Oesterreichische Beobachter theilt folgendes — Schreiben aus Konstantinopel vom 11. Man 1a6.] 8,Dg
EgeS O — „Das militairische Hoflager des Sultans wird morgen aus der Kaserne von Ramis⸗Tschiftlik nach Tarapia (am. Europaͤi⸗
L1A1““ e.
I
schen Gestade des Bosphorus) verlegt werden, wo bereit Alles zur Aufnahme Sr. Hoheit in Bereitschaft gesetzt is Der Sandschaki⸗Scherif — die Fahne des Propheten
wird im feierlichen Zuge eben dahin uͤbertragen und in den nahe bei Tarapia gelegnen, Großherrlichen Kiosk von Kalg der aufgestellt werden. Unter den Ursachen, welche den Su tan zu dieser Veraͤnderung seiner Residenz bewogen habe wird theils die Ungesundheit des Aufenthalts in Rami Tschiftlik in der heißeren Jahreszeit, theils der Wunse Sr. Hoheit, sich in der Naͤhe der Flotte zu befinden, ang geben. Diese Flotte, 6 Linienschiffe, 8 Fregatten und Ch vetten, und eben so viele Briggs und Goeletten, stark, lie fortwaͤhrend in der Bay von Bujukdere vor Anker, und wal tet nur auf guͤnstigen Wind, um ins Schwarze Meer an⸗ zulaufen *). Mehrere der auswaͤrtigen bei der Pforte accn ditirten Gesandten, haben bereits dem Kapudan⸗Pascha
1,500 Mann Besatzung, ihre Abschiedsbesuche abgestattet. Mehrere Russische Kriegsschiffe kreuzen in der 9esahe d Bosporus; einige Fregatten haben die erst unlaͤngst aufg worfenen Verschanzungen am Vorgebirge von Karaburn 30 Seemeilen von der Einfahrt des Bosporus, an der E. ropaͤischen, und bei Schilah, ungefaͤhr in gleicher Entfernm von jener Meerenge, an der Asiatischen Kuͤste des Schwa zen Meeres, durch ihr Kanonenfeuer zerstoͤrt; andere hah mehrere aus den Asiatischen Haͤfen mit Getreide fuͤr Ko
thiget, sich an die Kuͤste zu werfen. — Der bisherige Kiaja⸗I oder Minister des Innern, Hadschi Said Efendi, ist auf sein Nh suchen und in Betracht seines hohen Alters, in den Ruhestand ve setzt und der Defterdar Ali⸗Nedschib⸗Bei, Bruder des bekannten im vorigen Winter gestorbenen Hußni⸗Bei, zum Kiaja⸗B. ernannt worden. Die Stelle eines Defterdars oder Finan Ministers erhielt der bisherige Tersane Emini Sadik⸗Effende dieser ward als Intendant der Admiralitaͤt durch den bislhe rigen Intendanten der Stuͤckgießerei Elhadsch⸗Ali⸗Bei, un Letzterer durch einen gewissen Schakir⸗Effendi ersetzt. Dm Seraskier Hussein⸗Pascha ist zum Commandanten und Pe scha von Ruschtschuck, nebst Verleihung der Sandschacks vof Tirhala und Mentesche, ernannt worden; an dessen Stele hat der ehemalige Statthalter von Bosnien, Abdurrahman
dem, bekanntlich mißlungenen Versuche der Tuͤuͤken, sich die ses letzteren Platzes wieder zu bemeistern **), nichts weitn. vorgefallen zu seyn scheint; uͤberhaupt hat hier, seit Abgam 9 üö. 1“ 11“ weder aus Bulg n, noch von den Balkans, noch aus den schaliks i Ahe. s. 8 derlauter 1 “ Durch die am 3ten d. M. hier eingetroffene Wieme Post hat man sichere Nachrichten von 8 Feheen Ruͤckkehr der Botschafter von Großbritanien und Frankreit nach Konstantinopel erhalten; die Ernennung von Mihmen dars oder Geleits⸗Commissairen der Pforte, und zwar eine Mihmandars vom Range eines Kapidschi⸗Baschi fuͤr dar neuen Großbritanischen Botschafter, Hrn. Robert Gordon, und eines Salachors, zum Empfang des bereits fruͤher hie
als nahe angekuͤndigt; die Absendung dieser Commissatre nag den Dardanellen wird jedoch erst beim Eintreffen der officik! len Anzeige von der Annaͤherung jener Botschafter erfolgen. Inzwischen ist gestern ein Perstscher Abgesandter, Namen⸗ Abdullah Mirsa, in Skutari angelangt, wohin demselbe sogleich ein Empfangs⸗Commissair von Rang entgegengeschich worden ist.
In den letzten Tagen des Aprils war der Russische Vin Admiral Graf von Heyden mit dem groͤßeren asesc seiner Flotte — 5 Linienschiffe, 2 Fregatten, 1 Corvette und1 Brigg — bei Tenedos angekommen, waͤhrend der Contraf Admiral Ricord mit einem Linienschiff, zwei Fregatten un mehreren kleineren Fahrzeugen fortwaͤhrend an der Suͤdkäͤste von Rumelien kreuzt. Aus den Gewäͤssern von Kandia bü Budrun waren die Russischen Kriegsschiffe großentheils ver⸗ schwunden; mehrere in der letzteren Zeit aus Alexandrien zi Smyrna eingelaufene Schiffe waren auf ihrer ganzen Fahl! keinem einzigen Russischen Kriegsschiffe begegnet.)
8
v. M. ist bereits gemeldet
1
gelt ist. — Vergl. auch den Artikel Kriegs⸗Schauplaͤtz in Beo⸗ treff der Vorfaͤlle zwischen beiden Flotten⸗ I1616“
2*n9) Vergl. die. Staats⸗Zeitung vom 20. Mi.
Bord seines Admiralschiffes Selimie von 110 Kanonen, m
stantinopel bestimmte Fahrzeuge weggenommen, oder sie gentt
9
Pascha, das Commando uͤber die in der Gegend von Bum gas und Sisipolis aufgestellten Truppen erhalten, wo seit
accreditirt gewesenen Generals Grafen Guilleminot, wit.
worden, daß Admiral Greigh der Tuͤrkischen Flotte entgegenges⸗
tsetzung des gestern abgebrochenen Aufsatzes 8 uͤber den Sultan Mahmud.
Wahr ist es, daß die Janitscharen bereits so tief in der ffentlichen Meinung gefallen waren, daß kein rechtlicher Nuselmann sich mehr an ihre Spitze zu stellen wagte, und die brigen Abtheilungen der Tuͤrkischen Heeresmacht jeden An⸗ ag, gemeinschaftliche Sache mit ihnen zu machen, mit Un⸗ billen verwaͤrfen — ebenfalls wahr, daß der Mangel an chtigen und einflußreichen Anfuͤhrern viel zu ihrer Nieder⸗ ge beigetragen hat — Thatsache ist es aber auch, daß Mah⸗ aud da durchgedrungen ist, wo seine Vorgaͤnger alle scheiterten
Thatsache, daß der Sieg uͤber die tausendkoͤpfige Hydra heder das Werk des Zufalls noch des blinden Gluͤcks, son⸗ ern eines seit Jahren wohl berechneten, und mit ununter⸗ rochener Beharrlichkeit durchgefuͤhrten Planes war — That⸗ ische endlich, daß der Sultan, als die Empoͤrung ausbrach, st bei seiner Ueberfahrt von Beschik⸗Tasch (Großherrliches Pommer⸗Palais, unfern der Stadt auf dem Europaͤischen fer des Bosphorus) nach Konstantinopel, in einem Kahne on nur zwei Personen begleitet, dann bei Anordnung aller Naaßregeln zur Bekaͤmpfung der Rebellen, und zuletzt, nach ollbrachtem Siege, indem er sich von hoͤchstens zwei bis drei hersonen umgeben, voͤllig unbewaffnet, jeder Gefahr troz⸗ ind, in allen, selbst den verdaͤchtigsten Stadt⸗Vierteln, igte, seltene Unerschrockenheit, große Besonnenheit und
zerschuͤtterliche Festigkeit bewiesen hat *6). Am 17ten
uli ward der Beschluß, den Namen der Janitscharen im unzen Osmanischen Reiche fuͤr ewige Zeiten aufzuheben, ihre eichen zu vernichten und an die Stelle dieser entarteten Niliz eine neu zu disciplinirende Armee unter dem Namen s siegreichen muhamedanischen Heeres (Arsakiri- anssurei-Muhammedijè) treten zu lassen, im großen Rathe er Minister einstimmig angenommen, und der desfalsige ufhebungs⸗Ferman *²¹²) öffentlich verlesen. Von diesem Tage mhat sich der Sultan den Beinamen Féthy **) (Sieger) bei⸗ elegt, welcher seitdem seinem Namenszuge (Tughra) *⁹) eigefügt wird **). Daß bei diesem Kampfe, so wie
““
16) In welchem Sinne uͤber das Verfahren und das Beneh⸗ nen des Sultans, waͤhrend und nach der Krisis, welche der Kampf geen die Rebellen herbeigefuͤhrt hatte, von Konstantinopel aus siciell nach Paris berichtet wurde, entnehmen wir aus des Gra⸗ n Andreossy's lehrreichem Werke: Constantinople et le Bosphore
Thrace pendant les années 1812, 13, 14 et 26, Paris 1828, elches Chap. VI. p. 69 die nachstehende Stelle enthaͤlt:
„Dès que Sultan Mahmoud a pu se délivrer des entraves Xquelles HessusEtissale la forme du Gouvernement des Osmanli, a montré toute bénergie d'un caractère trop long tems com- rimé par la réserve que lui imposait la profondeur de ses eseins, et ses ménagemens envers des usages consacrés. Le hangement survenu depuis dans sa personne a frappé les esprits: „Jamais, Ccrivait- on officiellement de Constantinople, le 27. nin 1826 et d'après le témoignage de personnes qui voyaient burnellement Sultun Mahmoud, on n'avoit remarqué tant de ré- blation, de fermeté, d'activité, de courage dans ce prince, que eepuis les jours de crise que Fon vient de passer. Il pénèitre
but ce qui l'entoure de yenthousiasme qui Fanime lui-même;
si cela se soutient, on ne pourrait sans injustice lui refuser hommage dü aux souverains de la race ottomane qui ont acquis
e grande renommée.““
11 10) Dieses wichtige Actenstuͤck wurde von dem damaligen aiserl. Kanzlei⸗Direktor und gegenwaͤrtigen Minister der aus⸗ Partigen Angelegenheiten, Pertew⸗Efendi, der den Ruf eines ganz orzuͤglichen Stylisten genießt, abgefaßt. 1 nn 5 Siehe Andreossy: Constantinople et le Bosphore. Chap.
19) Alle gus der Kaiserl. Staats⸗Kanzlei ergehende, von den Ptaats⸗Secretäͤiren und Ministern paraphirte Berate (Anstellungs⸗ Piylome) und Fermane (Kaiserl. Befehle) haben nur dann erst uͤltigkeit, wenn sie mit dem Kaiserlichen Monogramm, Tughra, Persehen sind. Die Ertheilung desselben ist einem der hohen Be⸗ üemten der Pforte uͤbertragen, welcher selbst dem Minister der gus⸗ partigen Angelegenheiten im Nange vorgeht und den Titel Ni⸗ llchandschi Baschi, Staats⸗Secretair fuͤr den Namenszug, fuͤhrt. hm ist ein Gehuͤlfe, Tughrakesch, Tughraschreiber, zugege⸗ Alen, welcher allen Aüusfertigungen das Monogramm oben in der
Ritte des Bogens voransetzt, d. h. mit der Feder malt. Der amenszug des jetzt regierenden Sultans enthaͤlt die küͤnstlich ver⸗ lungenen Worte: „Sultan Mahmud Chan, Sohn des Sultans bdul Hamid Chan.² u“ b
20) Das dringende Beduͤrfniß einer gaͤnzlichen Umbildung
er Janitscharen⸗Cohorten, die Reich und Religion an den Abgrund
es Verderbens gebracht hatten, und wie ein boͤses Geschwuͤr an em Marke des Heeres nagten, war schon seit mehr als hundert
Fahren von den Osmanischen Herrschern anerkannt worden. Meh⸗
ere derselben versuchten sich an der schweren Aufgabe, diese Re⸗
orm ins Werk zu setzen. .
Mahmud dem Ersten koͤmmt das Verdienst zu, diesen Gedan⸗
“ .“ “ 8. 8
Widerspenstigkeit dieser privilegirten Praͤtorianer zu besiegen,
fruͤher beim Ausbruche der Griechischen Empoͤrung zu
Konstantinopel im Jahre 1821, wo es sich fuͤr den Sul⸗ tan um Thron und Leben, fuͤr die Regierung um Bewah⸗ rung ihrer Unabhaͤngigkeit und die Erhaltung des Reichs, ja in gewisser Beziehung selbst fuͤr die Nation um Freiheit und Glauben, die beiden hoͤchsten Guͤter, handelte, Stroͤme von Blut vergossen worden sind, ist leider nur zu wahr; wer moͤchte sich aber daruͤber wundern, da uns die Geschichte al—
ken zuerst aufgefaßt, Mahmud dem Zweiten gebuͤhrt der Ruhm, ihn zur Ausfuͤhrung gebracht zu haben.
Eine gedraͤngte Ueberstcht der verschiedenen Fecsuche die uͤrfte
hier nicht am unrechten Orte stehen. Mahmud I. (regierte von 1730 — 1754), dem es weder an Einsichten noch an Festigkeit des Charakters mangelte, wagte es zuerst, den kuͤhnen Gedanken, die bewaffnete Macht nach neuen Grundsaͤtzen zu reguliren, laut werden zu lassen. Er ließ eine Abhandlung uͤber diesen Gegenstand, unter dem Titel: „Grundsaͤtze der Herrschaft in der Reguͤlirung der Voͤlker“ drucken und ver⸗
breiten, und mehrere die Kriegskunst betreffende Denkschriften gus
dem Italiaͤnischen ins Tuͤrkische uͤbersetzen. Der Tod uͤbereilte ihn, ehe er seine Absicht zur Ausfuͤhrung bringen konnte.
Der Graf von Bonneval, bei den Tuͤrken unter dem Namen Achmet Pascha bekannt, vom Sultan Mahmud zum Pascha von zwei Roßschweifen und zum Befehlshaber der Bombardtere er⸗ nannt, der manche wesentliche Verbesserung bei der Tuͤrkischen, Artillerie einfuͤhrte, und dessen Talente und Thaͤtigkeit der Pforte weit nuͤtzlicher haͤtten werden koͤnnen, wenn man ihm mehr Ver⸗ trauen geschenkt haͤtte, soll schon damals versucht haben, ein Corps Albaneser auf Europaͤische Weise zu exerciren; gewiß ist, daß die⸗ ser erste Versuch ohne allen Erfolg blieb. 4 t
Mustapha III. (regierte 1754 — 1774), ein Fuͤrst von großem Geiste und ungewoͤhnlicher Charakterstaͤrke, dessen Unternehmun⸗ gen aber fast alle an dem wilden Ungehorsam und der Widerspen⸗ stigkeit der Janitscharen scheiterten, wuͤrde ohne Zweifel die Art mit starker Hand an die Wurzel des Uebels gelegt, und die Re⸗ form des Heeres nach dem Plane, den ihm der Freiherr von Tott entworfen hatte, bewerkstelligt haben, wenn ihn nicht die unun⸗ terbrochene Dauer der Kriege und inneren Unruhen, die seinen Schatz erschoͤpft hatten, und seine ganze Aufmerksamkeit erforder
ten, daran verhindert haͤtte⸗ 5 doch, mit Tott’s Huͤlfe, viele sehr
Indessen gelang es ihm doe wesentliche Verbesserungen einzufuͤhren, welche gleichsam als der
Grundstein des unter der jetzigen Regierung aufgefuͤhrten Gebaͤu des zu betrachten sind. In jene Zeit faͤllt die Gruͤndung der neuen Stuͤckgießerei und der mathematischen Schule, die verbes⸗ serte Befestigung der Dardanellen und die Anlegung neuer Schloͤs⸗ ser im Bosphorus, die erste Bekanntschaft der Tuͤrken mit der An⸗ wendung des Bajonets, und die in ihren Folgen hoͤchst wichtige Formirung eines Lehr⸗Bataillons fuͤr die Artillerie. Zweitausend Artilleristen, einfoͤrmig uniformirt und regelmaͤßig besoldet, wur⸗ den, unter Ober⸗Aufsicht des Groß⸗Veziers, dem unmittelbaren Be⸗ fehle Tott's untergeordnet, und bildeten ein eigenes Corps, dem der Name Suratschis, d. h. die Schnellen, beigelegt wurde. Aus ihm ist spaͤter der Kern der Topdschis, Kanoniere, hervorgegangen, welche heut zu Tage noch die bestexereirten und disciplinirten Truppen der Tuͤrkischen Armee sind. 8
Abdulhamid (regierte von 1774 — 1789), fuͤr alles Große empfaͤnglich und seiner Leutseligkeit wegen allgemein beliebt, gber schwach und schuͤchtern, theilte die Ansicht seiner Vorfahren uͤber die unerlaͤßliche Nothwendigkeit, den Uebermuth der Janitscharen unter das Joch des Gehorsams zu beugen. Er war der erste, der ihnen das Thronbesteigungs⸗Geschenk verweigerte, ein kuͤhner
seit Bajesids Zeiten unerhoͤrter Schritt, und die großen Nieder⸗ lagen, welche ihre Widerspenstigkeit im Kriege mit Rußland
den fuͤr die Pforte so nachtheiligen Frieden von Kgi⸗
* beendigt ward) herheifuͤhrte, belehrte ihn hinlaͤnglich uͤber das dringende Beduͤrfniß, eine gaͤnzliche Reform in der Armee einzuleiten; auch erzaͤhlt man, daß der damalige Englische Botschafter, Ritter Ainslie, der das besondere Vertrauen des Divans genoß⸗ dem Sultan zuerst die Idee beigebracht haben soll, die bisherigen unregelmaͤßigen Mili⸗
(der durch die nardschi, am 5. Juli 177
zen durch regulaire, auf Europaͤische Weise disciplinirte und erera⸗
cirte Truppen zu ersetzen. Wahrscheinlicher ist, daß dieser Mo⸗ narch nur die Ausdehnung und Vervollkommnung der unter sei⸗ nem Vorgaͤnger durch Tott begruͤndeten neuen Einrichtung beab⸗
ichtigte. 8 sic Kedenfalls mußte die Ausfuͤhrung dieses Projektes spaͤteren Zeiten vorbehalten bleiben, da Abdulhamid waͤhrend seiner funf⸗ zehnjaͤhrigen Regierung stets mit ung vor j Unterdruͤckung der Unruhen in Morea, mit Baͤndigung der zuͤgel⸗ losen Lewendis (einer anderen irregulatren Miliz) und mit Bekaͤm⸗ pfung der Anmgaßungen der Aegyptischen Emirs beschaͤftigt war. Er beschraͤnkte sich daher darauf, die neuen Einrichtun⸗ gen, so viel es die Umstaͤnde exlaubten, zu schuͤtzen, und beguͤn⸗ stigte besonders das Corps der Topdschis. . — Selim III. (regierte von 1789 — 1807) knuͤpfte den seit Mustapha's Tode abgerissenen Faden wieder an, und ward in der Ausfuͤhrung seines Vorhabens von der Franzoͤsischen Republik unterstuͤtzt, welche ihm im Jahre 1796 durch ihren Botschafter, den General Aubert Duͤbayet, mehrere Feldstuͤcke zum Geschenk
Fuͤhrung von Kriegen, mit