ler Revolutionen, und zunaͤchst die des Volkes, welches dem Gipfel Europaͤischer Civilisation am naͤchsten gekommen zu seyn glaubte, den traurigen Beweis liefert, daß da, wo Par⸗
theiwuth sich der gereizten Gemuͤther bemächtigt, und der
politische oder religioͤse Fanatismus die Oberhand gewinnt, die Menschheit mit Fuͤßen getreten wird. Um so erklaͤrba⸗ rer ist es, daß ein Orientalischer Fuͤrst, der gewohnt ist, das Leben seiner Sklaven fuͤr nichts zu achten, der uͤber ein
schickte, und zugleich eine Anzahl Officiere, Soldaten, Feuerwer⸗ ker und Ererciermeister von allen Waffen zu seiner Verfuͤgung stellte. Allein der entschiedene Widerstand der Janitscharen gegen alle Neuerungen setzte der Benutzung dieser trefflichen Elemente unuͤberwindliche Hindernisse entgegen. Alle Bemuͤhungen, die oͤffentliche Meinung fuͤr die beabsichtigte Reform zu gewinnen, blieben ohne Erfolg, und Selim mußte sich mit der Formation einer Schwadron Cavallerie und eines Bataillons regulairer In⸗ fanterie, groͤßtentheils aus Renegaten zusammengesetzt, begnuͤgen, welche auf Europaͤische Weise organisirt, bewaffnet und exercirt wurden. 1
Auch diese wurden bald nachber wieder aufgeloͤst, und diefer Versuch hatte fuͤrs erste keinen weiteren Erfolg. Hussein Pascha, der beruͤhmte Groß⸗Admiral und der eigentliche Gruͤnder der, seit seinem Tode wieder in Verfall gerathenen Tuͤrkischen Ma⸗ rine*), sammelte die zerstreuten Ueberbleibsel der gufgeloͤsten Trup⸗ pen um sich, und bildete mit Huͤlfe sehr ansehnlicher Handgelder ein kleines Corps von 5 bis 600 Mann, halb aus Muselmaͤnnern, halb aus Renegaten bestehend, das er der Marine voͤllig einver⸗
leibte, und das sich bald darauf im Juli 1799, mit Unterstuͤtzung des
Englischen Commodores Sidney Smith, durch die glorreiche Ver⸗
theidigung von St. Jean dAcre gegen die Franzoͤsische Armee
unter Buonaparte, aufs glaͤnzendste auszeichnete. Als diese Helden neuer Art, mit Ruhm gekroͤnt, nach Konstantinopel zuruͤckkehrten und vom Volke mit lautem Jubel empfangen wurden, beschloß
Selim, der sich im Stillen zum Kampf gegen Rußland ruͤstete, die Abwesenheit der bei der Armee in Syrien befindlichen Ober⸗
haͤupter der Janitscharen zu benutzen, um die neue Truppe zu vermeh⸗
ren, und ein abgesondertes, regelmaͤßig besoldetes Corps daraus zu formiren, das er nicht nur den aͤußern Feinden, den Russen, son⸗
dern noͤthigenfalls auch den innern, den Janitscharen, mit Zuver⸗ V 1 Der Mufti **), Salih⸗Zads Efendi,
sicht gegenuͤberstellen koͤnne. G 1 und der Groß⸗Admiral Hussein Pascha, waren die eben so eifrigen als maͤchtigen Befoͤrderer dieses Beschlusses, und vereinigten ihren Einfluß, um die Besorgnisse der Ulema's und der in Konstantino⸗ pel gnwesenden Janitscharen zu beschwichtigen. Das neu ange⸗ worbene Corps, aus Cavallerie, Infanterie und reitender Artillerie bestehend, dessen Staͤrke sich auf 15 bis 16,000 Mann belief, ward ganz aguf Europaͤischen Fuß organisirt, und erhielt den Namen Nisami-dschedid Askeri, d. h. Soldalen der neuen Einrichtung; zwei Regimenter nur wurden in Konstantinopel errichtet, die uͤbri⸗ gen in Klein⸗Asten, wo Kadi⸗Pascha, der Statthalter von Kara⸗ manien, allein die Errichtung von acht Regimentern zu Stande brachte. Selim's heilsame Absicht, mittelst des Nisami⸗Dsche⸗ did's den Kern eines neuen Heeres zu bilden, die bewaff⸗ nete Macht in der Hauptstadt und den Provinzen an Ord⸗ nung, Zucht und Gehorsam zu gewoͤhnen, und der Raub⸗ sucht trotziger Statthalter einen Zuͤgel anzulegen, war eines großen Fuͤrsten wuͤrdig, allein sie scheiterte in der Ausfuͤhrung,
weeil weder der Sultan noch die Heerfuͤhrer die neuen Truppen
8
nung der Dinge beschleunigte und befestigte.
gehoͤrig zu verwenden verstanden, weil zur Erhaltung dersel⸗
ben nicht nur betraͤchtliche neue Steuern ausgeschrieben, son⸗
dern auch mehrere Lehne und Pachtungen eingezogen wurden,
weil man an der Stelle der bisher uͤblichen Anwerbung der Re⸗ kruten gegen Handgeld, die Conscription einzufuͤhren suchte (1805), weil man endlich gegen die Rechte und Anspruͤche der Ulema's verstieß und auf diese Weise die geheime Verbindung dieser maͤch⸗ tigen Kaste mit den Janitscharen zum Umsturz der neuen Ord⸗ Mißgriffe haͤuften
sich auf Mißgriffe und Gefahren auf Gefahrn, seitdem der Tod
den Sultan seiner beiden treusten Rathgeber und seiner beiden kraͤftigsten Stuͤtzen bergubt hatte. Hussein Pascha und der Mufti Salih Zadè waren Beide vom Schauplatz abgetreten Der wohl⸗ wollende, edelgesinnte aber kraftlose Selim, war von Schwach⸗ koͤpfen und Verraͤthern umgeben. Bosheit und Unklugheit reich⸗ ten sich die Hand, um ihn ins Verderben zu stuͤrzen. Die, sechs Jahre hindurch immer hoͤher gesteigerte Unzufriedenheit, brach endlich in offene Empoͤrung aus, deren geheime Oberhaͤupter der
») Bekannt unter dem Namen Kütschük Hussein (der kleine Hussein) vrsnen60 aus Georgien, ward er in Konstantinopel als Sklave vertauft, erhielt aber bald seine Freiheit, schwang sich in kurzer Zeit zu den höchsten Würden empor, und ward der Gemahl einer Cousine . Sultanin, geb. den 16. Juli 1788, Schwester Sultan Mahmud’s) seines Wohlthaäͤters Selim, dem er bis zu seinem Tode (1803) die treueste Anhanglichkeit widmete. Seine unermüdliche Thatigkeit, seine Freigebigkeit, seine unerschütterliche Festigkeit
und seine bisweilen grausame Strenge waren Ursache, daß seine Freunde ihn
anbeteten, während seine Feinde und Widersacher vor ihm zitterten.
2*) Mufti, der Berather, oder auch Scheich ol Islam, der Scheich des Islams, bekleidet die oberste geistliche Wurde im Stkaate, wie der Groß⸗ Wesir die oberste weltliche. Muhamed II. raumte zuerst dem Mufti der
auptstadt den Vorrang über alle andere Mufti's des Reichs ein, und ver⸗ lieh ihm den Titel Scheich des Islams. Unter Suleyman erhielt der Mufti von Konstantinopel auch noch die Oberherrschaft über das ganze Corps der llema's, und den Rang über die Heeres⸗Richter (Kadi Askere), ünd selbst 8 e des Sultans.
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Feigheit verwechselt, und seit Jahrhunderten den Nacken ter ein eisernes Joch beugt, Rebellen, die seinen T) und sein Leben bedrohen, mit Feuer und Schwerdt vert Grausamkeiten lassen sich nie rechtfertigen, nicht einmal; schuldigen, aber selbst indem er diese unbedingt verdam darf der unbefangene Beobachter solcher Krisen, wie die ren, auf welche wir uns beziehen, nicht unterlassen, in saͦ
neue Mufti, Scherif Zade Attaullah Efendi und Mussa Pas der Kaimakan (Stellvertreter des Groß⸗Wesirs) waren. Mit Janitscharen verbanden sich die Jamacks (Albaneser und Lazen, den Nisami⸗Oschedidden zum Dienste in den Schloͤssern des phorus beigesellt worden waren). An ihrer Spitze stellte sich baktschi Oglu. Am 31. Mai 1807, nach einer blutigen Reu tion, die fuͤnf Tage dauerte und 17 der ersten Wuͤrdentraͤger Reichs das Leben kostete, mußte Selim, der schon 2 Tage fit (29. Mai), in der eitlen Hoffnung, den Aufruhr zu daͤmpfen, voͤllige Aufloͤsung der neuen Truppen mittels eines Chattischen verordnet hatte, vom Throne steigen, den sein Vetter Musn einnahm. Die aufgeloͤsten Truppen zerstreuten sich allmaͤhlig, kehrten in ihre Heimath zuruͤck. Mahmud 11, dem die geheimen Triebfedern der beiden! schwoͤrungen, welche Selim und Mustapha vom Throne gelt hatten, alle bekannt waren, konnte sich eben so wenig uͤben Unmoͤglichkeit einer Wiederherstellung des Nisami⸗Dschedid's
schen, als er das dringende Beduͤrfniß verkennen konnte, ir eine Maagßregel zu ergreifen, um die Janitscharen zur Ordng
und Zucht zuruͤckzufuͤhren. Er billigte daher den Vorschlag se Groß⸗Wesirs, Mustgpha Bairgktar, aus dem Janitscharen⸗C selbst eine Art von Elite auszuheben. Die Errichtung dieses ne Corps, dem der Name regulaire Seymen'’s (Seymen, Verst
melung von Segban, urspruͤnglich Hundewaͤchter, unter we
Benennung die Regimenter der Janitscharen vom 61sten bis g—. begriffen waren) beigelegt wurde, ward in einer großen Na Versammlung, zu der alle Pascha's, Beylerbey's“r) und Aian's umliegenden Provinzen einberufen worden waren, foͤrmlich besch sen, und durch ein Fetwa“*) des Muftis feierlich bestaͤtigt. A schon wenige Monate nachher (18. November 1818) noͤthigte gegen Mustapha Bairaktar ausgebrochene Revolution den Sul die Seymens, welche, durch ihren tapfern Widerstand gegen
Rebellen, den Haß der uͤbrigen Milizen auf sich geladen hat
aufzuloͤsen. Die vorige Ordnung der Dinge kehrte zuruͤck, ihr die zahllosen Mißbraͤuche, deren Menge und Umfang die gierung in allen ihren Unternehmungen hemmte; die Janitscht wurden in die fruͤher ertrotzten Privilegien wieder eingesetzt, Mufti sprach den Fluch aus gegen Jeden, der es wagen wi die verhaßten Fraͤnkischen Neunerungen in Erinnerung zu brimz und der Sultan mußte sich der traurigen Nothwendigkeit un werfen, diesem Ruͤckschritte zu der alten Verderbtheit wenigst scheinbar den Stempel seiner Genehmigung aufzudruͤcken. Ie zehn Jahre verflossen, ehe Mahmud einen zweiten Versuch wah die Saat, die seine Vorfahren so erfolglos gesaͤet hatten, Reife zu bringen. Endlich, nachdem er sich der Ulema's geheim versichert und die oͤffentliche Meinung hinlaͤnglich de⸗
bereitet hatte, faßte er den Entschluß, seine Armee, es koste es wolle, zu discipliniren. Die Veranlassung dazu gewaͤhrten
die wiederholten Unfaͤlle und Demuͤthigungen der gegen die 0 chischen Insurgenten gesendeten Truppen, die glaͤnzenden ee schritte der in Aegypten eingefuͤhrten neuen Organisation,” die von den Janitscharen in der Hauptstadt veruͤbten Ert In den am 25. und 28. Mai 1826 abgehaltenen großen Na Versammlungen ward die Aushebung einer neuen Armee aus
Janitscharen unter dem Namen Eskindschis (freiwillige regultz
Truppen) und ihre Anweisung in der Kriegskunst nach einem stimmten Reglement beschlossen. Dieser Beschluß wurde di einen Fetwa des Muftis sanctionirt, von den Janitscharen fa lichst angenommen, und die desfalsige, von 208 Individuen um⸗ zeichnete Urkunde vom Sultan ratiftcirt. Die Weihe der Waf die Einsetzung der Officiere und die Verlesung des neuen Nah ments wurden anscheinend unter lautem Beifall der Truppen! zogen, doch ehe noch ein Monat verflossen war, brachen dire nitscharen schon ihr feierlich gegebenes Wort, und verschworens zu einer Empoͤrung, die nichts Geringeres beabsichtigte, als Entthronung, noͤthigenfalls auch die Ermordung des Sultans, Hinrichtung aller Wuͤrdentraͤger des Reichs, die Pluͤnderung Hauptstadt, und die Vertilgung aller christlichen Einwohl mit Ausnahme der Frauen und Maͤdchen, welche als Sklavigt verkauft werden sollten. In der Nacht vom 14. auf den 15. 9 brach die Empoͤrung aus, endete aber, wie bekannt, mit der g0 lichen Vertilgung dieser furchtbaren Miliz, welche vom Sll Orchan 1328 unter dem Namen Jenitscheri, neue Truppen, ern tet, ihre eigentliche Organisation von Murad I. 1362 erhielt,
Siehe von Hammer’s Staats⸗Verfassung
*) Kaiserliches Handschreibern. d1 0n Sstedalter in den Provinzen, früher von 2, jetzt meistens nur v schweifen. 8 Hetp a Entscheidung des Muftis, oder Antwort über vorgelegte en un smanischen Gesetzgebung. Siehe von Hammers Staats⸗Verfassung Be 11. B. H. 376. D’'Ohsson tableau génér. de PEmp. Ottoman, T. IV. 510—
wo die berühmtesten derselben angegeben sind. Zweite
weifel. Die Sammlung der Fetwas gehört unter die Quellen
Beild
Beurtheilung der handelnden Personen, den Zustand der Kultur im Allgemeinen, den Einfluß der religioͤsen Vorur⸗
theile und den Drang der Umstaͤnde in Anschlag zu bringen.
So wenig sich die Orientalische Autokratie uͤberhaupt lob⸗ preisen laͤßt, eben so wenig lassen sich die in den angefuͤhr⸗ ten beiden Epochen durch den Sultan und seine Minister angeordneten Blut⸗Urtheile und graͤßlichen Verfolgungen recht⸗ fertigen, wobei haͤufig den Unschuldigen das Loos des Schul⸗ digen getroffen haben mag. Von den fuͤrchterlichen Wirkun⸗ en, welche muselmaͤnnischer Fanatismus, angefacht durch die Partheiwuth der christlichen Secten, im Orient hervorbringt, eugen uͤbrigens neuerlich noch die grausamen Verfolgungen, welche die friedlichen, treuergebenen katholisch⸗armenischen Un⸗ terthanen der Pforte erlitten haben, und wenn auch den Sultan kein anderer Vorwurf traͤfe, als der, der erbarmungs⸗ losen Haͤrte und der habsuͤchtigen Willkuͤhr seiner Minister keine Graͤnzen gesteckt zu haben, so wuͤrde doch diese Unter⸗ lassungs⸗Suͤnde hinreichen, um ihn fuͤr die Thraͤnen, das Elend und das Verderben so vieler tausend Ungluͤcklichen verantwortlich zu machen. Indessen muß zur Steuer der Wahrheit bemerkt werden, daß Sultan Mahmud persoͤnlich und aus eigenem Antriebe bisher nur da mit grausamer
Strenge verfahren ist, wo Politik und Nothwendigkeit sol⸗
ches nach Orientalischen Ansichten erheischten; daß er diese grausame Strenge nur gegen diejenigen angewendet hat, welche Rebellen waren oder die Neigung verriethen, es zu werden, und nur in solchen Faͤllen, wo seine eigene Sicher⸗ heit und das oͤffentliche Interesse sich gegenseitig als Bedin⸗ gung voraussetzten. Nur dann wuͤrde er verdienen, in der Zeitgeschichte mit dem Namen eines grausamen, wilden, bar⸗ barischen Machthabers gestempelt zu werden, wenn es erwie⸗ sen waͤre, daß er wissentlich und absichtlich unschuldiges Blut zur Befriedigung seiner Privat⸗Zwecke vergossen haͤtte. Da⸗ gegen ist notorisch, daß er das Todes⸗Urtheil uͤber seinen Bru⸗ der Mustapha erst dann aussprach, als die Erhaltung seines eige⸗ nen Lebens und der oͤffentlichen Ruhe, von diesem fuͤrchterlichen Beschlusse abhing **¹), — daß er nach der Katastrophe Mu⸗ stapha Bairaktar's, den Urhebern der Unruhen, die Mittel gewaͤhrte, aus der Hauptstadt zu entfliehen * ²), anstatt sie der Wuth des Volkes preis zu geben, wie dies von seinen Vorfahren bei aͤhnlichen Vorfaͤllen fast immer geschehen war, — daß er Molla Pascha, dem Nachfolger Paswan Oglu’'s in Widdin, das Leben schenkte und seine Schaͤtze ließ ³⁸) — daß er selbst Staatsverbrecher meist nur mit dem Exil, sel⸗ ten mit dem Tode bestrafte — daß er von dem schrecklichen
uͤber vier und ein halbes Jahrhundert bestanden hat. Nur kurze Zeit hindurch die Stuͤtze, weit laͤnger aber die Geisel des Staagts, waren die Janitscharen nicht mehr der Schrecken der Feinde des Reichs, wohl aber der Schrecken ihrer Mitbuͤrger, und die unver⸗ soͤhnlichen Widersacher aller das Gemeinwohl bezweckenden Anord⸗ nungen und Reformen; ihre Widerspenstigkeit hat das Reich im Kriege und im Frieden an den Rand des Verderbens gebracht, und ihre wiederholten Aufstaͤnde haben die Grundpfeiler des Staats⸗ gebaͤudes erschuͤttert. Hundert Tausende von friedlichen Buͤrgern, die hochherzigsten Staatsmaͤnner und die tapfersten Feldherren bluteten unter dem Mordschwerdte dieser, jedes Gesetz verhoͤhnen⸗ den Barbaren; vier Sultane, die dem Reiche Ruhe schenken woll⸗ ten, fielen, ein Opfer ihrer Verruchtheit, und abermals vier Sul⸗ tane*) verloren den Thron durch die Janitscharben. (Die hier zusammengestellten Angaben und theilweise selbst der Terxt, sind entlehnt aus ö4“ Mémoires du Baron de Tott; 1 “ Tableau général de l'Empire Oltoman, par M. D'Ohsson:; Histoire de l'Empire Ottoman, par M. de Salaberry; 1b Révolutions de Constantinople en 1807 et 1808, par M Ja- chereau de St. Denis; — Constantinople et le Bosphore, par M. le Comte Andreossy; Geschichte der Aufhebung der Janitscharen durch Sultan Mahmud, von Essaad Efendi, Historiograph des Os⸗ manischen Reichs, ins Deutsche uͤbersetzt durch E. von Adelburg.) 21) Révolations de Constantinople en 1807 et 1808, par. Juchereau de St. Denis. T. II. p. 231. 32. b 22) Am angefuͤhrten Orte T. II. p. 235. Constantinople et le Bospnore, par Andreossy, Chap I. 13. 1 c23³) Molla Pascha zog sich mit seinem Harem und seinen Reichthuͤmern nach Skutari zuruͤck, dem Serai von Konstantino⸗
pel gegenuͤber, woselbst er, ohne die mindeste Belaͤstigung von der
Regierung⸗erfahren zu haben, im Jahre 1812 an der Pest starb. Der Gra Andreossy sagt in seinem oft angefuͤhrten Buche, wo er diese Thatsache erzaählt: „on pourralt citér nombre de saits de ce genre.“
») Mustapha I. 1618. Osman II. 1622. Ibrahim 1649. Muhamed I. 1687. Mustapha II. 1703. Achmet 1II. 1730. Selim 111. 1807. Mustapha 1V. 1808.
1u“
zusteht, taͤglich
“ “
aats⸗Zeitung Nr. 154.
Institutionen des Reichs gerichtliche Procedur oder
Rechte, welches ihm vermoͤge der 14 Personen ohne 11““ öö zum
usnahme der reckens⸗Tage waͤhrend der Griechi⸗ schen Empoͤrung und der Vernichtutsg der . nie Gebrauch gemacht hat — daß er endlich von seinen Um⸗ gebungen allgemein gelieht und verehrt wird, und daß selbst
seine Feinde nicht eine einzige beglaubigte Handl Jäͤhzorns von ihm anzufuͤhren wissen. Handlung des
Tode bringen zu lassen 24),
Der Aufhebung der Janitscharen folgte die Auf⸗ 8
loͤsung der aus sechs Corps bestehenden, besoli i⸗ terei“*), welche ebenfalls den Keim der di tehesn 2 588 innersten Natur trug, und wegen ihrer Theilnahme an fast allen Empoͤrungen der Janitscharen mit der neuen Ordnung unvertraͤglich war.
Auch die Jamack's, obgleich sie an der letzten Ver⸗ schwoͤrung keinen Antheil genommen hatten, wurden auf⸗ geloͤst, da ihre Treue nicht auf sicherem Grunde zu ruhen schien, und theilweise den neuen Truppen einverleibt, theil⸗ weise aber in ihre Heimath zuruͤckgeschickt.
Um das große Werk der Vertilgung des Janitscharen⸗ Stammes mit allen seinen Neben⸗Zweigen zu vollenden, muͤßte noch der Orden der Begtaschi's 25) vernichtet werden, dessen Mitglieder nicht nur als Feinde des Reichs betrachtet wurden, wegen ihrer Verbruͤderung mit den Janitscha⸗ ren, sondern auch als Feinde der Religion, wegen Verfaͤlschung der Dogmen, Einschiebung unoͤchter Traditionen und Entstellung der reinen Lehre, wegen Fraß und Voͤllerei, wegen Wein⸗ Gelage statt vorgeschriebener Fasten, endlich wegen Ueber⸗ tretungen, Ausschweifungen und Laster aller Art. Nach Abhaltung eines großen Rathes wurden die uͤbelberuͤchtigte⸗ sten Glieder des Ordens oöͤssentlich hingerichtet, und am 10. Juni 1826 erschien ein Großherrlicher Ferman, der den Or⸗ den fuͤr ewige Zeiten aufzuheben, die Kloͤster, Zellen und Grabstaͤtten, wie auch die Buͤcher zu vernichten, die Moͤnche selbst aber nach Maaßgabe ihrer Schuld, theils mit dem Tode zu bestrafen, theils in die entferntesten Provinzen zu exiliren gebot. Mit Vollziehung dieses Befehls wurde der Anfang in der Hauptstadt gemacht, und zur Ausfuͤ hrung desselben in den Provinzen eigene Commissaire nach Rume⸗ lien und Anatolien abgeschickt. ö1“
(Fortsetzung folgt.) 8
1“ “
24) D'Ohsson, Tableau général de 'Empire Ottoman — Toderini de la littérature des Tures — besonders aber das oben angefuͤhrte klassische Werk von Juchereau de St. Denis, T. I. p. 192. 25) Die Sipahis, Reiter, die Silihdare, Waffentraͤger
die Ulefadschiani Jemin und Jessar, Soͤldlinge dls recir und linken Fluͤgels, dann die Ghurebai Jemin und Jessar, Fremdlinge des rechten und linken Fluͤgels. Ihre erste Einrich⸗
8 . —
tung war, wie jene der Janitscharen, das Werk Sultan Orchan's
(1328), ihre weitere Ausdehnung faͤllt ebenfalls wie die jenes Corps in die Regierung Murad's I. (1362).
26) Hadschi Begtasch, ein frommer Scheich *), der im Rufe der Wunderthaͤtigkeit stand. Nach seinem Tode bildeten dessen Schuͤler ei⸗ nen Moͤnchs⸗Orden, und legten sich, das Andenken ihres Meisters eh⸗ rend, den Namen Begtaschi's bei. Unverbuͤrgten Erzaͤhlungen zufolge soll Hadschi Begtasch, auf das Ersuchen des Sultans Orchan, der damals errichteten neuen Truppe den Namen Jenitscheri gegeben und den Aermel seines Kleides auf den Kopf eines der neuen Soldaten gelegt haben, weshalb die Ceremonien⸗Muͤtze der Jani⸗ tscharen bis zuletzt die Form eines auf den Kopf gesteckten, hinten herabhaͤngenden Aermels behalten hat. Diese und andere aͤhnliche Sagen waren der Grund zur Verbruͤderung der zwei Koͤrperschaf⸗ ten der Janitscharen und der Begtaschi's, welche zusammen die große Familie des Hadschi Begtasch bildeten. Ein soge⸗ nannter Stellvertreter desselben hielt sich bestaͤndig in einer der 49 Kasernen der Janitscharen auf. Der Scheich des Ordens war zugleich Oberster der 99sten Dschemaat (Compagnie), und acht Derwische waren bestimmt, Tag und Nacht fuͤr die Wohlfahrt des Reichs und den Erfolg der Waffen zu beten. Die Begtaschi's waren der eigentliche Bettel⸗Orden der Tuͤrkei. Sie bearbeiteten ihre Bruͤder, die Janitscharen, auf eine fuͤr Reich und Glauben hoͤchst verderbliche Weise, und die Regierung betrachtete sie nicht mit Unrecht als die Haupt-Urheber des revolutionairen Geistes derselben. (S. v. Hammer'’s Staats⸗Verfassung B. II. 193. 406. E. v. Adelburg's Uebersetzung der Tuͤrkischen Denkschrift des Es⸗ saad Efendi.) “ 8
*) Der Name Scheich, d. h. Greis, wird überhgupt jedem, durch sein Alter, sein einsames Leben, seine Tugend verehrten Manne beigelegt. Bei den Arabern ist er Ehren⸗Name des Hauptes des Stammes der Famtlie, und sogar der Teufel heißt bei ihnen der Scheich von Nedschd. und im Osmanischen Reiche wird dieser Name ausschließlich nur den Predi⸗ gern und den Obern der verschiedenen Derwisch⸗Orde mer's Staats⸗Verfassung B. II. 392.)
“
Bei den Türken
beigelegt. (S. v. Ham⸗
5 k