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Blaͤtter melden aus Lissabon vom 15ten
neue Spanische Gesandte am hiesigen Hofe,
Montealegre, ist in der Erfuͤllung seines Auf⸗
trages bei Dom Miguel und dessen Mutter gluͤcklicher als sein Vorgaͤnger, Herr von Campuzano, gewesen. Auf seine Vorstellungen solk Dom Miguel eingewilligt haben, sich mit der Koͤnigin Donna Maria zu vermaͤhlen. Der Spanische Diplomat hat sich beeilt, diese Nachricht dem Madrider Eabinet anzuzeigen, welches dieselbe dem Cabinet von St. James zugehen lassen wird. — Der Franzoͤsische Kupfer⸗ stecher Jubois und der Ffeos Uhrmacher Guillermont sind noch im Gefaͤngnisse; auf Verlangen des Franzoͤsischen Consuls ist eine gerichtliche Untersuchung gegene sie eingelei⸗ tet worden. — Am 12ten d. M. sind fuͤnf Schiffe der Por⸗ tugiesischen Marine in den Tajo eingelaufen, welche Expedi⸗ tions⸗Truppen nach der Insel St. Michael gebracht haben, und naͤchstens mit einer neuen Sendung eben dahin abgehen werden, da jene Insel der Sammelplatz der gegen Terceira bestimmten Streitkraͤfte ist. Von den zwoͤlf in Porto zum Tode Verurtheilten sind nur 10 hingerichtet worden; zwei davon werden nach den Portugiesischen iiaeexeabrg. in
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Afrika deportirt.“ H 116“ EEEETEEEE6
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Der Courrier de Smyrne meldet aus Alexan⸗ vete vom 2. und 11. April: „Die Englische Bombarde „Infernal“ ist von Malta hier eingelaufen; sie soll, wie man glaubt, von dem Pascha von Saint Jean d Aerc, fuͤr die Beleidigung, welche die Englische Kriegsbrigg „Weazle“ an der Syrischen Kuͤste erfahren, Genugthuung verlangen. Der Pascha wollte naͤmlich nicht erlauben, daß jene Brigg sich dem Ufer naͤhere, und ließ von dem Fort auf sie feuern. — Der Franzoͤsische General⸗ Consul Drovetti hat im Auf⸗ trage seiner Regierung die von Herrn von Saint Leger be⸗ gonnene Loskaufung Griechischer Sklaven in Aegypten mit menschenfreundlichem Eifer und mit dem besten Erfolge be⸗ endigt. Hundert dieser Ungluͤcklichen sind in Kairo in Frei⸗ heit gesetzt worden, und sollen durch ein Franzoͤsisches Schiff von hier nach Aegina gebracht werden. — Der Vice⸗Koͤnig wird hier erwartet; er wollte Kairo unmittelbar nach dem Bairamsfeste verlassen. Wahrscheinlich wird sein Sohn Ibrahim⸗Pascha ihn begleiten. Zu derselben Zeit wird auch das Heer nach Armenien aufbrechen. — Die Nachricht, daß die Getreidepreise in Smyrna und dem Archipel gesunken sind, hat den hiesigen Spekulationsgeist gedaͤmpft, und meh⸗ rere Sendungen, fuͤr welche bereits alle Anstalten getroffen waren, werden nunmehr unterbleiben. Bei dem Herannahen der schoͤnen Jahreszeit und der neuen Aerndte befuͤrchtet man, das die Preise noch mehr sinken werden. Die Aerndte wird sehr ergiebig ausfallen und die Regierung genoͤthigt seyn/ viel Getreide fuͤr eigene Rechnung abzusenden, um die Ma⸗ gazine noch vor dem Eingange der neuen Vorraͤthe zu leeren.”“ Vom 11. April. In den letzten Tagen sind drei Schiffe aus Marseille hier angekommen, unter ihnen der „Cygne“, Capttain Freyeinet, welcher den vom Vice⸗ Koͤnige angestellten Marine⸗JIungenieur von Cerisy mit seiner Familie hierher gebracht hat; derselbe soll die Ar⸗ beiten im neuen Arsenal leiten. So, sehr auch Regierung den Abmarsch der Armee von Kairo zu beschleu⸗ nigen sucht, so wird dieser dennoch der bedeutenden Vor⸗ bereitungen wegen erst in vierzehn Tagen statt finden koͤn⸗ nen. Die Seemacht des Vice⸗Koͤnigs besteht in diesem Augenblicke aus zwei Linienschiffen, die in Ausbesserung liegen, 5 Fregatten in gutem Zustande, 6 Corvetten und 10 Briggs.“ . 1 Dasselbe Blatt enthaͤlt folgendes Schreiben aus Cairo vom 29. März: „Ibrahim Pascha, der die Einzie⸗ hung der ausstehenden Schuldforderungen des Schatzes uͤber⸗ ommen hat, verfolgt alle Schuldner desselben mit der aͤu⸗ ßersten Strenge. Seine Forderungen sind zwar rechtmaͤßig, aber dieses Verfahren vernichtet fuͤr den Augenblick den Handel, und wird viele Individuen in das bitterste Elend ersetzen. — Ueber Abdallah, den Pascha von Saint⸗Jean dAcre, erzaͤhlt man sich hier hoͤchst sonderbare Dinge; er soll allen Tuͤrken, Christen und Juden die Gelder zuruͤckgezahlt Hhaben, die er von ihnen seit mehreren Jahren erpreßt hatte. Dem Sohne des beruͤchtigten Juden Muhlem Kaim, der in St. Jean d'Acre das war, was Boghos in Alexandrien ist, hat er 25,000 Mahmudié's (eine 40 Piaster geltende Muͤnze) zuruͤckgezahlt, die er dem Vater desselben, den er
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thuͤmern zuruͤckgegeben worden, und hiesige Levante⸗Fahrer
erhalten auf unerwartete Weise das von ihnen laͤngst auf⸗ gegebene Besitzthum ihrer Vaͤter wieder. gen scheinen kaum glaublich, gruͤnden sich aber auf zuver⸗ laͤssige Angaben. — Die Ruͤstungen fuͤr die Expedition nach Klein⸗Asien setzt. Man glaubt, daß sie unterweges irgend etwas unternehmen wird. Der Vice⸗Koͤnig soll mit Abdallah sehr unzufrieden seyn, weil er ihm in Konstantinopel zu scha⸗ den gesucht hat, weshalb er vorhaben soll, ihn fuͤr seinen Verrath zu bestrafen. Das milde Benehmen Abdallah's ge⸗ gen sein Volk ist vielleicht ein Mittel, durch das er sich der Treue desselben fuͤr kritische Zeiten zu versichern gedenkt. — Der Sardinische Consul Boloni ist gestern nach Alexandriä abgereist, von wo er sich nach Genua begiebt. Seine Lands⸗ leute, so wie alle hier lebende Franken, bei denen er seht geachtet ist, besorgen, daß er einen anderen Posten erhalten moͤchte und wuͤrden ihn sehr ungern verlieren. — Der Viee Koͤnig ist noch immer mit seinem Sohne hier. An der Bit dung der sieben nach Franzoͤsischer Art equipirten Cavallerie Regimenter wird unabläͤssig gearbeitet; eines derselben is schon vollstaͤndig und wird mit der Expedition abmarschiren — Auch in Aegypten ist jetzt die Gaserleuchtung eingefuͤhrt Vor einigen Tagen wurde in dem eine Stunde von hin entfernten Lustschlosse des Vice⸗Koͤnigs, Schubra, in Gegen wart mehrerer Europaͤer, ein Versuch damit gemacht; einig Zimmer und ein Theil des Gartens wurden erleuchtet; eim, vollstaͤndige Beleuchtung soll am Bairamsfeste statt finden.
Schluß des gestern abgebrochenen Aufsatzes
s1ber den Sultan Mahmud.
Die vorstehenden, wenn gleich nur fluͤchtigen Andeutmm gen der wesentlichsten Verbesserungen, welche die unter Su ran Mahmud begonnene Regenerations⸗Epoche der Tuͤrke bezeichnen, werden doch hinreichen, um zu entscheiden, ob de Vorwurf, seine Zeit in kleinlichen Beschaͤftigunggen zu verlieren, den Fuͤrsten treffen koͤnne, der in dem ku zen Zeitraume von drei Jahren so Vieles, so Schweres und verhaͤltnißmaͤßig so Großes unternommen hat.
Mahmud ist thaͤtig Auge auf alle Staatsgeschaͤfte, und fuͤhrt eine strenge Agf sicht uͤber den Divan ²³) sowohl als uͤber den Groß⸗Westn dem er nur noch das Schattendild jener fast unumschraͤnkten Gewalt gelassen hat, welche die Stellvertreter der Sultam fruͤher ausuͤbten. Kurz nach seiner Thronbesteigung hat d eine, den obersten Staatsbehoͤrden lange unbekannt 9o bliebene geheime Polizei organisirt*⁶ο), deren noch for dauernde Wirksamkeit ihn allerdings oft schneller und best⸗ unterrichtet, als es die Minister seyn koͤnnen, die ihn aF auch haͤufig zu gewaltsamen, mit den Beschluͤssen des Mui steriums im Widerspruch stehenden, nur selten wohlthaͤtiza Eingriffen in das Raͤderwerk der Regierung verleitet. M. aus dem Cabinet des Sultans ausgehenden Befehle sind ve ihm selbst mit vorzuͤglicher Reinheit und Buͤndigkeit in Ausdrucke ³*) abgefaßt, und haͤufig sogar mit eigene Hand geschrieben, da er die bald nach seinem Regi rungs⸗Antritte durch den Tod des Inhabers erledige Stelle eines Kaiserlichen Privat⸗Secretairs (Sirkiatib)“ absichtlich unbesetzt gelassen, und, indem er das Amt eine Geheim⸗Schreibers selbst uͤbernommen, die minder wesent!
oder der oberste Reichsral der oberste Kriegsrath. S. Andrecs-
35) Divan, das Ministerium, ehemals auch bei den Janitscharen Hammer's Stagts⸗Verf. B. II. Nr. 197, 412, 13. Chap. NIIE77. h8.
36) S. Andreossy Discours prélim. XXVI. Chap. V. 48,
37) Ueber das Urtheil, welches der, als einer der gruͤndlicht Orientalisten der neuern Zeit bekannte, in Constantinopel ve bene Franzosische Geschaͤftstraͤger Herr Ruffin, uͤber des Suln Mahmud's tiefe Kenntniß der Tuͤrkischen Sprache, und seine Styl gefaͤllt hat, s. Andreossy Chap. J. 4. b
38) Sirkiatib, Cabinets⸗Secretair des Kaisers, der von len geistlichen und geistigen Aemtern des Serais bei weitem; wichtigste bekleidet. In seinen Haͤnden liegen die Register! ganzen Reichs, die Cataster der Provinzen, die Rollen der Tum pen, die Ausweise der Einkuͤnfte und Ausgaben des Reichs / Regeln des Ceremoniels, die Gesetz⸗Sammlung der verschiedene Zweige der öffentlichen Staats⸗Verwaltung, endlich das Protah der Vortraͤge des Groß⸗Wesirs und der Handschreiben des 9 tans, welche er nach den Befehlen desselben dekretirt, entw und ihm zur Beisetzung seiner eigenen Handschrift uͤbergiebt. v. Hammer's II. 41. Andreossy Discours)
ermorden ließ, geraubt hatte. Alle von dem Pascha con⸗ fiscirten Haͤuser und Besitzungen sind den fruͤheren Eigen⸗
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Diese Erzaͤhlun,
werden mit großer Thaͤtigkeit fortge,
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hen Geschaͤfte dieses Postens, der so viele Bewerber fand, unter die hat **). Seit der Aufhebung der Janitscharen laͤßt er haͤufig bie Minister zu Conferenzen in seinem Gemache berufen; haͤufig auch erscheint er seitdem in den großen Divans⸗Ver⸗ ammlungen, woselbst er die bisherige 6 Etikette gemil⸗ bert hat, und den Ministern gestattet, in seiner Gegenwart itzend uͤber alle Staatsgeschaͤfte zu berathschlagen *0). Taͤg⸗ ich wird ihm von der Pforte ¹*) uͤber jede nur etwas erhebliche Angelegenheit Bericht erstattet, und taͤglich werden die des⸗ alsigen Berichte, mit dem meist -e. beigesetzten Be⸗ eide versehen, aus dem Kaiserlichen Cabinette zuruͤck ex⸗ edirt. Nicht den Vorwurf, seine Zeit in kleinlichen Beschaͤfti⸗ ungen zu verlieren, verdient der Sultan, wohl aber den Kadel, viel zu tief in die Einzelheiten der Staats⸗Verwal⸗ ung einzudringen, den Gang der Geschaͤfte durch seine meist uͤrmische Einmischung zu stoͤren, seinem eigenen, oft befan⸗ enen Urtheile zu viel zu vertrauen, mit einem Worte, zu jel selbst zu regieren, und auf den Ruhm, besonders ber auf die Popularitaͤt seiner Minister, die in seiner eiser⸗ en Hand nur als willenlose Werkzeuge gebraucht werden, ffersuͤchtig zu seyn. Er duldet zwar in einzelnen Faͤllen ge⸗ essenen Widerspruch, nimmt auch wohl Rath an, keiner iner Rathgeber darf es aber wagen, sich das mindeste Ver⸗
jenst an dem Erfolge irgend einer Maaßregel zuzuschreiben,
nd in den meisten Faͤllen hat die nur zu haͤufige Absetzung er Minister keinen andern Grund, als den zu lauten Bei⸗ all der oͤffentlichen Meinung, oder das zu offene Streben er Betheiligten nach Selbststaͤndigkeit in der Leitung der nen anvertrauten Verwaltungs⸗Zweige. Vollkommen unwahr ist die Behauptung: seine Re⸗ ierungs⸗Art bestehe darin, alle Koͤpfe, die ihm tgegen sind, zu opfern. Thatsache dagegen ist, daß on den 15 Groß⸗Wesiren, 15 Groß⸗Admiralen, 12 Mufti's,
95 Janitscharen⸗Aga's, 23 Ministern fuͤr das Innere, 9 Mi⸗
listern der auswaͤrtigen Angelegenheiten, 10 Ministern der Finanzen und 18 Reichs⸗Marschaͤllen, welche seit Mahmud's Thronbesteigung bis heute auf einander gefolgt sind, nur ein Proß⸗Wesir timmter Befehle), und ein Minister des Innern (Seid lbdurrahman Bey, 1819, wegen Veruntreuung im Muͤnz⸗ Uebrigen aber alle nur it der Verbannung bestraft oder in Gnaden entlassen, ja ie meisten selbst wieder angestellt worden sind.
Daß Mahmud sein gegebenes Wort in Staats⸗Angele⸗ enheiten gebrochen, und in den politischen Verhandlungen it den Gesandten der auswaͤrtigen Maͤchte, die dem Reis⸗ Ffendi im Augenblicke einer guten Laune gemachten Be⸗ illigungen wieder zuruͤckgenommen habe, davon ist uns kein
Beispiel bekannt.
Den großen Unternehmungen, den kraͤftigen Reformen vd den heilsamen Institutionen gegenuͤber, welche Sultan Nahmud's Regierung zu einer der glorreichsten in der Reihe⸗ olge der Osmanischen Kaiser erheben, stellen sich aber un⸗ erm Blicke duͤstere Schattenseiten, schwere Irrthuͤmer, grobe ehler und beklagenswerthe Verirrungen in Menge dar. Bei vielen derselben , vielleicht selbst bei der Mehrzahl,
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39) S. Andreossy Discours prélim. XXVI. 40) S. Andreossy Chap. VI. 68. 1“
41) Die Benennung Pforte (Kapu) oder Schwelle des Thors, belche eigentlich nur den Hof des Fuͤrsten bedeutet, ward, nach⸗ em sich dieser von den Regierungs⸗Geschaͤften zuruͤckgezogen und nsichtbar im Harem verschlossen hatte, von ihm auf die Residenz er sichtbaren Stellvertreter seiner Macht uͤbertragen, und gar ald blos in dem Sinne eines hohen Landes⸗Collegiums gebraucht. Der Regierungs⸗Pallast des Groß⸗Wesirs und der Verein der ihm umittelbar untergebenen drei Departements, des Kiaja⸗Beys (Mi⸗ ister des Innern), Reis⸗Efendi's (Minister der auswaͤrtigen An⸗ elegenheiten) und Tschausch⸗Baschi's (Reichs⸗Marschall) wird vor⸗ uigsweise die hohe Pforte oder auch Pascha⸗Kayussi, die
orte des Finanz⸗Ministers, Defterdar⸗Kapussi und die Pforte es Janitscharen⸗Aga's Aga⸗Kapussi genannt. An die Stelle 9 Letzteren ist die Pforte des Seraskiers, Seraskier⸗Kap ussi, reten. Alle Statthalter im Reiche haben ihren eigenen Hof, pforte, und ihr militairisches Gefolge wird mit dem Namen apu⸗Chalkt, d. i. Pforten⸗Gefolge, bezeichnet. S. v. Ham⸗
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Subalternen⸗Beamten des Secretariats vertheilt
(Aly Benderly, 1821, wegen Uebertretung be⸗
treffen **); viele sind Werk seiner Umgebung, neuesten Tuͤrkischen Ange
duͤrfte die Schuld den Sultan allein aber auch bestimmt nur das 85 2 nur irgend hit den egenheiten vertraut ist, weiß zur Genüͤge sentlichen Antheil die verderblichen Reatz chlane ber bei den Guͤnstlinge Mahmud's, des beruͤchtigten Halet⸗Sfen⸗ di³²) und des fruͤheren Berber Baschi's (Ober⸗Barbier), jetzt Silihdar (Schwerdttraͤger), an den theils verkehrten, theils unzeitigen Maaßregeln, an den grausamen Beschluͤssen und dem schonungslosen Verfahren gehabt haben, welche die blutige Periode der letztern 10 Jahre bezeichnen. Die von Jahr zu Jahr erneuerte Verminderung des inneren Muͤnz⸗ Werthes, — die unmaͤßige Erhoͤhung der Kopfsteuer, welche die Raja's unterworfen sind, — die zuerst an den Griechen dann an den Juden und zuletzt an den Armeniern veruͤbte Erpressungen, — die Beschraͤnkungen und die Plackereien, welchen Handel und Schifffahrt aller Nationen unterworfen sind, — die eben so unredliche als nutzlose Uebertretung der vermoͤge Tractaten fuͤr den Russischen Handel auf bas ge⸗ naueste festgesetzten Bestimmungen, — der unkluge Angriff gegen Ali Pascha von Janina, — die grausame Verfolgun und Vertilgung seiner Soͤhne und Enkel, — die nicht zu rechtfertigenden Mord⸗ und Blut⸗Scenen in der Haupt stadt und in mehreren Provinzen, beim Ausbruche der Grie chischen Empoͤrung, — die graͤßlichen Verwuͤstungen in Grie chenland, — die halsstarrige, trotzige Verwerfung des unci⸗ gennuͤtzigen Anerbietens der verbuͤndeten Maͤchte, den Frie⸗ den mit den Insurgenten zu vermitteln, — endlich die uͤbel⸗ berechnete Saumseligkeit in Erfuͤllung der durch den Tractat von Akerman gegen Rußland eingegangenen Verbindlichkei⸗ ten, — bilden eine fortgesetzte Reihe von Mißgriffen, Irr⸗ thuͤmern und Fehlern, ja selbst von schweren Vergehungen gegen Staatsklugheit und Menschlichkeit, deren Folgen das Osmanische Reich noch in spaͤten Jahren ohne Zweifel auf das Schmerzlichste empfinden und dem jetzigen Sultan mit vollem Rechte 8 Last legen wird. 8 Als Resultat *¹⁴) einer voͤllig unbefangenen, nur au
1412) Wir verweisen in dieser Beziehung unsere Leser auf die im Eingange gemachte Bemerkung uͤber die Nachthbeile einer rein⸗ Orientalischen Erziehung, Nachtheile, deren Umfang und furcht bare Macht sich in dem unbiegsamen Charakter Mahmuds auf di 8.9. CPes⸗ Fragen
3) Halet⸗Efendi, fruͤher untergeordneter Schreiber, na her Kanzellist in der Kaiserlichen Staats⸗Kanzlei, hatte sich 2z seine ausgezeichneten Talente, sein kluges, umsichtiges und schlaues Benehmen schon unter Selim's Regierung emporgeschwungen, und den wichtigen Posten eines Botschafters in Paris bekleidet. Nach Mahmuds Thronbesteigung erhielt er erst die Stelle eines Ministers der auswaͤrtigen Angelegenheiten (29. Mai 1807 — 5. Mäaͤrz 1808), dann das Departement des Innern (13. Juni 1811—22. Jan. 1814), hierauf zog er sich dem Scheine nach von den Geschaͤften ee. uͤbte aber fortwaͤhrend einen eben so ent schiedenen als schaͤdlichen Einssuß auf den Sultan aus. Im Jahr 1821 vbernahm er das Amt eines Nischandschi⸗Baschi’s (Staats Secretairs fuͤr den Namenszug) und war zum unermeßlichen Scha den des Reichs bis zum hoͤchsten Gipfel der Gunst gestiegen, als der ehemalige Groß⸗Admiral, Abdullah⸗Pascha, mit dem Beina⸗ men der Verwegene, Deli, unterstuͤtzt von mehreren Minister und Ulema's, dem Sultan die Augen uͤber die Verbkechen, die La ster und die Raͤnke seines Guͤnstlings oͤffnete. Halet ward Ende Novembers 1822 nach Conia (Jconium) verhannt, und bald darauf am 2. Dec. enthauptet. S. Andreosnsy Chzp. I. VI. 39 und Notes 189.
44) Als Seitenstuͤck zu der von uns entworfenen Schilderung des Sultans Mahmud fuͤhren wir nachstehend woͤrtlich das Ur⸗ theil eines, uͤber den Einfluß blinder Partheilichkeit oder gekraͤnk⸗ ter Eigenliebe weit erhabenen und mit dem fein gesponnenen Ge⸗ webe Fanariotischer Kabglen, so wie mit den zahllosen Fehden der blutigen Intriguen des Sergis genau bekannten Mannes an. Dies ist der als ausgezeichneter Militair, gruͤndlicher Gelehrter und ge schickter Diplomat allgemein bekannte Koͤniglich Franzoͤsische Gene-⸗ ral⸗Lieutenant der Artillerie und Botschafter bei der hohen Pforte (vom 25. Juni 1812 bis 14. November 1814), Graf Andreossy, wel⸗ cher sich in seinem oft erwaͤhnten Werke: Constantinople et le Bos phore pendant les années 1812, 13, 14 et 26. Paris, 1828, (Discours bréliminaires XXIV.— XXVII.), JpbUer diesen Monarchen in folgen⸗ er Art aͤußert: „Jaloux de recouvrer ses droits, le Grand- Seigneur actuel, Mahmoud II., prince du plus grand caractère a, Jana 'espace de deux années, par des actes de vigueur, en- tièrement coömprimé les Janissaires, et a détaché de cette milice
le corps des Oulema, qui, dans les r olut rail, faisait
Thatfachen gegruͤndeten Beobachtung der Regierungs⸗Weise 8