1829 / 158 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

8 Portugal. 8

8 ser Blaͤtter melden aus Lissabon vom b : „Seitdem der Justiz⸗Minister dem General⸗Po⸗ lizei⸗Intendanten den amtlichen Befehl gegen willkuͤhrliche Verhaftungen uͤbersendet hat, sind eine Menge von Perso⸗ nen in Freiheit gesetzt worden. Dom Miguel und seine Mutter empfingen haͤufige Besuche des Spanischen Gesand⸗ ten, Herrn d'Acosta. Vorgestern wurden beim Arsenal ei⸗ nige vierzig aus Spanien kommende Kisten mit Geschenken des Madrider Hofes an Dom Miguel ausgeladen. Der neue Justiz⸗Minister Joao de Mattos verwaltet sein De⸗ partement zur allgemeinen Zufriedenheit. Dom Miguel hat

unter die Fischer an der Muͤndung des Tajo, welche in den rauhen und stuͤrmischen Wintermonaten brodtlos waren, die waͤhrend welcher sie ihr Geschaͤft nicht fuͤr den Kopf aus—

ganze Zeit hindurch, betreiben konnten, taͤglich zwoͤlf Realen theilen lassen.“ 8 ““ 3 . Die letzte in London eingegangene Post aus Jamaica bringt Nachrichten aus Bogota bis zum 21sten Maͤrz. In Columbien schien die innere Ruhe voͤllig wiederhergestellt zu seyn. Der einzige noch uͤbrig gebliebene Insurgenten⸗Chef, General Obando, hat sich in Folge der von Bolivar bewillig⸗ ten Amnestie unterworfen. Zwischen den Armeen von Colum⸗ bien und Peru hat im suͤdlichen Theile Columbiens eine ntscheidende Schlacht statt gefunden; General Suere befeh⸗ ligte die erstere, und General Lamar die letztere, die voll⸗ staͤndig geschlagen wurde. General Sucre war im Verfol⸗ gen des Generals Lamar begriffen, der sich mit dem Rest sei⸗ ner Armee u““ hatte. Außer dem Corps der Armee hatten die olumbier noch eine Reserve von 5,000 Mann. In Bogota sah man diese Schlacht als den Anfang und das Ende des Feldzuges an, und erwartete als Folge derselben inen baldigen Frieden.

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lin, 8. Juni. Der Ankunft Ihrer Majestaͤt der

Kaiserin von Ruͤßland wurde bereits seit laͤngerer Zeit von allen Bewohnern der Residenz mit der freudigsten Erwartung entgegengesehen. Da es fruͤher hieß, daß Ihre Majestaͤt von Charlottenburg aus Ihren Einzug durch das Branden⸗ burger Thor halten wuͤrden, so hatte der hiesige Magistrat um die Erlaubniß nachgesucht, Allerhoͤchstdieselben hier em⸗ pfangen zu duͤrfen. Es waren jedoch von der Erlauchten Mconarchin alle Feierlichkeiten abgelehnt worden; keine Ein⸗ holung sollte veraͤnstaltet werden, und wuͤrde, wie man im Publikum spaͤter vernahm, die Ankunft vom Frankfurter Thore aus durch die Ostseite der Stadt erfolgen. Freiwillig und ohne daß auch nur irgend eine Verabredung, noch we⸗ nijger aber irgend eine amtliche Anordnung statt gefunden, stroͤmten nun vorgestern Abends in der siebenten Stunde unzaͤhlige Menschen zu Fuß, zu Roß und zu Wagen nach jenem Stadttheile; die ganze Strecke vom Schloß⸗Platze an durch die Koͤnigs⸗Straße bis zum Frankfurter Thor und zum Theil auch von da bis Friedrichsfelde war mit Menschen bedeckt. Ein Wunsch, ein Gefuͤhl beseelte Alle, und auch ie Natur schien an der allgemeinen Freude Antheil nehmen zu wollen; denn der Himmel entwoͤlkte sich eben jetzt seit langer Zeit zum erstenmale, und eine heitere Sonne beleuchtete den festlichen Abend. Einzelne Reiter verkuͤndeten bereits, daß sich der Zug der Allerhoͤchsten Herrschaften von Friedrichs⸗ felde aus in Bewegung gesetzt habe, und hier und da ver⸗ breitete sich auch schon in der Stadt die Kunde, daß Se. Miajestaͤt der Kaiser von Rußland die Freude der heißgelieb⸗ ten Koͤniglichen Familie durch Seine unerwartete Ankunft noch vermehrt habe. 8 . b Endlich naͤherten sich gegen Uhr des Abends die sehnsuchtsvoll Erwarteten dem Weichbilde der Stadt. Im Fersten sechsspaͤnnigen Wagen befanden Sich Se. Maj. der Koͤnig, umgeben von Ihren drei Erlauchten Toͤchtern, Ihrer Majestaͤt der Kaiserin von Rußland, J. K. H. der Frau Erb⸗Großherzogin von Mecklenburg⸗Schwerin und J. K. H. der Frau Prinzessin Friedrich der Niederlande. Der lauteste Jubelruf begruͤßte die Ankommenden von allen Seiten; aus den dicht besetzten Fenstern wurden Ihnen von den daselbst befindlichen Damen unter dem Schwenken der Tuͤcher Blu⸗ men entgegen gestreut; es gewaͤhrte einen herrlichen Anblick, besonders als der Zug die Koͤnigs⸗Straße und den Schloß⸗ Platz erreicht hatte. Der Jubel erneuerte sich beim zweiten Wagen, in welchem Sich JIJ. KK. HH. die Frau Kron⸗ prinzessin, die Frau Prinzessin Karl und gegenuͤber Se. Maj.

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sichtbar wurde.

der Kaiser von Rußland und Se. Koͤnigl. Hoheit der prinz befanden; so wie beim dritten Wagen, K. Hoh. der Großfuͤrst Thronfolger von Rußland und 6 K. H. der Prinz Karl saßen. Die uͤbrigen Hoͤchsten Han schaften folgten alsdann noch in einem langen Zuge, da sich unzaͤhlige Menschen zu Wagen, zu Pferde und zu Fu anschlossen. Als Ihre Majestaͤt die Kaiserin die -” wuͤrdige Burg Ihrer Vorfahren, das Koͤnigliche Schloß! blickten, war die Ruͤhrung in den erhabenen Zuͤgen w Freundlichkeit und Milde, mit denen Allerhoͤchstdieselte rechts und links die Bewohner Ihrer Vaterstadt begruͤßte ganz unverkennbar.

Der Zug nahm seinen Weg uͤber die Schloß⸗Freihe und fuhr von der Seite des Lustgartens in den Schloßha) wo eine Compagnie des Grenadier⸗Regiments Kaiser Alexan der mit der Fahne die Wache bezogen hatte. Die Allerhä sten Kaiserlichen Herrschaften stiegen in dem Theile des 8. niglichen Schlosses ab, welcher sich der Breiten Straße genuͤber befindet. Der Schloßplatz, nach welchem der grif Balkon und die Fenster der Kaiserlichen Wohnung hinan gehen, fuͤllte sich nun so sehr mit Menschen, daß auch bi die angraͤnzenden Straßen dicht besetzt waren. Die Mist Choͤre saͤmmtlicher hier garnisonirenden Garde⸗Regiment hatten sich zu einer Abend⸗Musik auf dem Schloß⸗Platze te einigt; kaum aber ließ sich das erste Schmettern der Tro peten vernehmen, als das Volk mit seinem Vivat die du. erfuͤllte und alle Musik uͤbertoͤnte. Der allgemeine In wurde dadurch erhoͤhet, daß Ihre Majestaͤt die Kaiserin der Hand Ihres Sohnes, begleitet von den Koͤnigl. Pr. zen und Prinzessinnen, auf dem Balkon erschienen und Freude des Volks auf die herablassendste und huldreicht Weise anerkannten. Einen wo moͤglich noch hoͤhern n erreichte jedoch die allgemeine Bewegung, als bald darauf ganze erhabene Herrscher⸗Familie den Blicken des Vol Kein Auge blieb trocken, das unsern gelich ten Monarchen im Kreise Seiner ganzen Erlauchten Famil erblickte. Als Se. Majestaͤt mit Ihrem erhabenen Schwit gersohne, Sr. Maäjestaͤt dem Kaiser von Rußland, auf der Balkon erschienen, erneuerte sich der Jubel, er verdoppel sich, als Se. Majestaͤt der Koͤnig Ihren Enkel, den Grif fuͤrsten Thronfolger von Rußland, der mit kindlicher Freund lichkeit sich nach allen Seiten hin verneigte, an Ihr H druͤckten; nicht eher hoͤrte das Jauchzen des Volkes au als bis sich die Allerhoͤchsten und Hoͤchsten Herrschaften wit der zuruͤckgezogen hatten. Das Volkslied: „Heil Dir in Siegerkranz“, das freiwillig angestimmt wurde, ertoͤnte uu von allen Lippen unter Begleitung der Militair⸗Musik; da Andrang des Volkes, das dem Koͤniglichen Schlosse gern se nahe als moͤglich seyn wollte, war dabei so groß, daß i Musiker oft, um von ihren Instrumenten Gebrauch malm zu koͤnnen, diese hoch in die Luft halten mußten. Bei lt dem hat doch kein Ungluͤcksfall, keine Unordnung das seltme Fest, das bis spaͤt in die Nacht hinein dauerte, gestoͤrt. 9e der Einzelne, kann man sagen, hatte das Gefuͤhl, seine Freme auf eine der Gelegenheit angemessene Weise auszudruͤcken.

Bei der Illumination, die Abends statt fand, und w bei sich zunaͤchst die Umgebungen des Koͤnigl. Schlosses g merklich machten, zeichnete sich besonders das Koͤllnische Ratt haus aus; es war mit Blumenkraͤnzen reich geschmuͤckt u nach seinen architectonischen Verhaͤltnissen mit Lampen setzt, die ihren Glanz weithin verbreiteten. Vor dem G baͤude loderten auf colossalen Candelabern, die den Namens zug Ihrer Majestaͤt der Kaiserin trugen, zwei große Feut Becken, waͤhrend auf den Zinnen desselben eine weiße Fahl mic dem Preußischen Adler wehete. Das Berlinische Ra⸗ haus in der Koͤnigs⸗Straße, das Post⸗Gebaͤude, so wie i rere Pallaͤste unter den Linden zeichneten sich ebenfalls duß geschmackvolle Erleuchtung aus.

Gestern statteten Ihre Majestaͤt die Kaiserin un Seine Kaiserliche Hoheit der Großfuͤrst Thronfolger schon! der Fruͤhstunde Sr. Majestaͤt dem Koͤnige Allerhoͤchst Ihrn Besuch ab. Bei dieser Gelegenheit, so wie uͤberall, wo il Verlaufe des Tages die geliebte Koͤnigstochter sich blickn ließ, ertoͤnte der laute Jubel des Volks.

Gegen Mittag begaben sich, vom Koͤllnischen Rathhall aus, Deputationen des hiesigen Magistrats und der Stadt

Kreh

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verordneten⸗Versammlung, den Ober⸗Buͤrgermeister Buͤschimg

an der Spitze, zu Ihrer Majestaͤt der Kaiserin auf das Koͤnigl. Schloß, um die Freude der hiesigen Einwohner üͤbe- Allerhoͤchst Ihre gluͤckliche Ankunft an den Tag zu legen und im Namen der Stadt ihre ehrerbietigsten Gluͤckwuͤnsche darzl bringen. Dieser Deputation hatten sich die Toͤchter mehre rer angesehenen hiesigen Buͤrger, 72 an der Zahl, angeschlo sen, um Ihrer Kaiserlichen Majestaͤt einen (von Fr. Föl

8 ““ 8 ““] 1.“

worin Se.

edichteten) Fest⸗Gesang, begleitet von einem symbolischen

zu uͤberreichen. Das auf Atlas gedruckte Ge⸗ sich auf einem Kissen von drap d'argent und ar in einem reich verzierten Umschlage, auf dessen Vorder⸗ eein vom Professor Voͤlker gemalter, durch das Gedicht erlaͤuterter, Blumenkranz angebracht war, dessen Ruͤck⸗ „aber die Estrade darstellte, wie solche fuͤr den fruͤher be⸗ chtigten feierlichen Empfang Ihrer Kaiserlichen Majestaͤ⸗ angegeben worden war. Nachdem sich die Allerhoͤchsten und Hoͤchsten Herrschaf⸗ zum Diner bei Ihrer Majestaͤt der Kaiserin versammelt ten, geruhten Allerhoͤchst Dieselben zunaͤchst die Jungfrauen ich kommen zu lassen, und von der Tochter des Stadt⸗ uraths Langerhans, die den Kranz uͤberreichte, das Ge⸗ zt entgegen zu nehmen. Allerhoͤchstdieselben ließen Sich vann mehrere der Jungfrauen namentlich vorstellen, und heten, Sich auf das Huldreichste gegen sie zu aͤußern. raͤchst hatten sich auch die staͤdtischen Deputirten des ckes zu erfreuen, von Ihrer Majestaͤt der Kaiserin sehr dig empfangen zu werden. Die Wuͤnsche, welche sie dar⸗ chten, wurden auf die wohlwollendste Weise entgegen ge⸗ en. Se. Majestaͤt der Koͤnig, Allerhoͤchstwelche, nebst allen inzen und Prinzessinnen des Koͤnigl. Hauses, dieser Au⸗ zFbeiwohnten, geruhten in Bezug auf die von der Stadt dieser Gelegenheit auf's Neue bewaͤhrte Anhaͤnglichkeit Liebe fuͤr das Koͤnigliche Haus, Ihre Allerhoͤchste Zu⸗ denheit dem Ober⸗Buͤrgermeister Buͤsching, der darauf Ehre hatte, zur Tafel gezogen zu werden, zu erkennen eben. gein neues Fest ward den Bewohnern unserer Residenz den gestrigen Abendstunden durch die Anwesenheit der erhoͤchsten und Hoͤchsten Herrschaften in der Oper „die umme von Portici“ bereitet. Se. Majestaͤt der Koͤnig rten die Kaiserlichen Majestaͤten in die große Koͤnigliche e ein, wo Sie gleich beim ersten Erscheinen von dem raus zahlreich versammelten Publikum mit dem lautesten bel begruͤßt wurden. Die anmuthsvolle und huldreiche ise, womit beide Majestaͤten diese Begruͤßungen auf⸗ hmen, bewegte Aller Herzen, und in den Zwischen⸗Acten en die Blicke unausgesetzt auf die Loge gerichtet, die in em Augenblick Rußlands und Preußens hoͤchstes Gluͤck sich vereinigte. Auch der Großfuͤrst Thronfolger wurde, Se. Kaiserliche Hoheit nach bereits begonnener Ouver⸗ e in die Koͤnigliche Loge traten, mit einem einstimmigen arrah empfangen. Se. Majestaͤt der Koͤnig trugen die assische Generals⸗Uniform und das Band des St. An⸗ kas⸗Ordens, hhe Generals⸗Uniform und das Band des Schwarzen ser⸗Ordens. Auch die Prinzen des Koͤniglichen Hauses

umenkranz, ht befand

üren mit dem St. Andreas⸗Orden geschmuͤckt. Nach Beendi⸗

g der Vorstellung brach der Jubel der versammelten Menge er Einstimmung des Orchesters von Neuem aus. Ihre iserlichen Majestaͤten verneigten Sich huldreichst, und ver⸗ zen mit den uͤbrigen Hoͤchsten Herrschaften das Haus.

Heute Vormittags um 11 Uhr hatte die hiesige Garni⸗

unter Beguͤnstigung des schoͤnsten Wetters große Parade

Ehren Sr. Majestaͤt des Kaisers von Rußland. Die erhoͤchsten Herrschaften wurden bei Ihrem Erscheinen von

Truppen mit dem lautesten Jubel und Hurrahrufen em⸗ ngen, in welches die zahlreich versammelten Zuschauer freu⸗

mit einstimmten. Nachdem Se. Majestaͤt der Kaiser,

n Sr. Majestaͤt dem Koͤnig gefuͤhrt, und von dem Groß⸗ sten Thronfolger Kaiserl. Hoheit, den saͤmmtlichen hier vesenden Prinzen des Koͤniglichen Hauses K. K. H. H. und em zahlreichen Officier⸗Corps begleitet, die auf dem Platze

dem Koͤniglichen Palais und dem Opernhause aufgestell⸗ Regimenter in Augenschein genommen hatten, setzten Sich 2. Majestaͤt der Koͤnig selbst an die Spitze der Truppen,

solche vor Sr. Majestaͤt dem Kaiser vorbeizufuͤhren. hre Mäjestaͤt die Kaiserin, und IJJ. KK. HH. die Kron⸗ nzessin, so wie die uͤbrigen Prinzessinnen des Koͤniglichen üses, befanden sich nebst Allerhoͤchst und Hoͤchstdero Hof⸗ gten in den Zimmern der Frau Fuͤrstin von Liegnitz urchlaucht, um von hier aus diesem Schauspiel mit zuzu⸗ hen. Se. Majestaͤt der Kaiser war in Preußischer Gene⸗ sUnisorm und Se. Kaiserl. Hoheit der Großfuͤrst Thron⸗ iger trug die des Garde⸗Kosacken⸗Regiments.

Heute um 3 ½ Uhr Nachmittags sind die Allerhoͤchsten d Hoͤchsten Herrschaften von hier nach Potsdam gefahren, v Hoͤchstdieselben mit Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Großher⸗ ge von Sachsen⸗Weimar und dessen Gemahlin Kaiserliche oheit zusammentreffen und morgen das Durchlauchtigste ragtpaar bei dessen Einzuge in Potsdam begruͤßen werden.

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Se. Majestaͤt der Kaiser dagegen die Preu⸗

40 Rthlr. 20 Sgsr. und 15

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In dem hier angekommenen Gefolge J. M. der Kaiserin von Rußland befinden sich die Hof, und Staats⸗Dame, Graͤ⸗ fin Orlowa Tschemenskaia, die Hof⸗Fraͤuleins, Graͤfin Mo⸗ dene, Fuͤrstin Urusoff und Fuͤrstin Wolkonsky; der Leib⸗Arzt, Wirkliche Staats⸗Rath Dr. Crichton, und der Hof⸗Staats⸗ Secretair, Staatsrath Chambeau. Im Gefolge Seiner Kaiserl. Scheit des Großfuͤrsten bemerkt man den Erzieher S. K. H., Staatsrath Schukoffski, den Garde⸗Capitain Jur⸗ jewitsch, den Collegien⸗Rath Dr. Bograjenski und den Titu⸗ larrath Gille. 3

Ihre Koͤnigl. Hoheit die Prinzessin Friedrich von Preußen ist am 1sten d. M. von Duͤsseldorf nach dem Alexis⸗ bade im Anhaltschen abgereist.

Die Anwesenheit der fremden Allerhoͤchsten Herr⸗ schaften ist auch den Gebruͤdern Gropius eine Veranlassung gewesen, einige neue Ansichten in ihrem geschmackvollen Dio⸗ rama⸗Gebaͤude aufzustellen. Eine Aussicht aus den Ruinen der Werners⸗Kapelle bei Bacharach am Rhein stellt das eine Gemaͤlde, und das andere das sogenannte Eismeer auf dem Grindelwald⸗Gletscher in der Schweiz dar. Dem Publikum werden diese Gemaͤlde, neben denen auch ein aͤlteres der Hafen von Genua vorlaͤufig noch aufgestellt bleibt, bin⸗ nen einigen Tagen ebenfalls zugaͤnglich gemacht werden.

Der Westphaͤlische Merkur enthaͤlt ffolgenden ebenfalls fuͤr das vaterlaͤndische Schulwesen interessanten Auf⸗ satz aus Muͤnster vom 4. Juni: „Freudig bluͤht in unserer Mitte ein neues Institut auf, dessen große Wohlthaͤtigkeit allgemein anerkannt wird. Es ist die von der hiesigen hoch⸗ loͤbl. Regierung unter dem 20. Maͤrz l. J. angekuͤndigte Sonntagsschule fuͤr Handwerks⸗Lehrlinge und Gesellen. Diese ist vorschriftsmaͤßig am ersten Mai⸗Sonntag mit 46 Schuͤlern eroͤffnet worden, und seitdem schon uͤber 70 angewachsen, de⸗ nen im Kurzen noch mehrere folgen werden. Es war daher schon nothwendig, mehrere Lehrzimmer einzurichten, und meh⸗ rere Lehrer heran zu ziehen. Unter den Schuͤlern sind viele Tischler und Zimmerleute, auch Steinhauer, Maurer und Schlosser, Kupfer⸗ und Blechschlaͤger, Silberarbeiter, Glaser, Lackirer, Wagenmacher, Buͤchsenmacher, Kunstdrechsler, Blau⸗ faͤrber, Buchbinder. Ueberhaupt werden alle Handwerker aufgenommen, denen das Zeichnen in ihrem Geschaͤfte dienen kann. Diejenigen der Aufgenommenen, die noch keinen oder nur Maa esen Unterricht im Zeichnen genossen haben, werden zuerst in den Elementen der Zeichnenkunst unterrichtet und geuͤbt, bis sie darin einige Fertigkeit erlangt haben. Alle, die uͤber die Elemente fortgeschritten sind, werden mit solchen Zeich⸗ nungen beschaͤftiget, welche in ihr Gewerbe einschlagen, und zwar zuerst mit den einfachen, dann mit den zusammenge⸗ setztern, so daß ein bestaͤndiges Fortschreiten innerhalb der Graͤnzen der verschiedenen Gewerbe unterhalten wird. Schon sind zu diesem Zwecke die mannigfachsten Vorlegeblaͤtter der schoͤnsten Art von den hohen Behoͤrden der Anstalt uͤbermacht worden, und mehrere werden ohne Zweifel uͤbermacht wer⸗ den, so daß es nie an Stoff zur Beschaͤftigung fehlen wird. Dem Zeichnen sind zwei vormittaͤgige und zwei näͤchmittaͤgige Stunden gewidmet, wodurch offenbar anhaltende, gleichfoͤr⸗ mige Uebung, mithin desto schneller und sicherer Fertigkeit bewirkt wird. Dazu kommt eine vormittaͤgige und eine nachmittaͤgige Stunde fuͤr Uebungen im Recht, und Schoͤn⸗ schreiben, dann auch im Anfertigen von Kostenanschlaͤgen, Rechnungen, Quittungen, Bescheinigungen, Briefen und an⸗ dern im Handwerkswesen vorkommenden gewoͤhnlichen Auf⸗ saͤtzen. Diejenigen, welche noch im Rechnen zuruͤck sind, werden hierin besonders unterrichtet und geuͤbt. Die Arbei⸗ ten der Schuͤler werden aufbewahrt, um bei oͤffentlicher Pruͤ⸗ fung vorgelegt zu werden, wo sich dann jeder von den Lei⸗ stungen dieser Anstalt uͤberzeugen kann.“ 1

Bei dem am 28sten v. M. in Liebenwerda (Reg. Bez. Merseburg) abgehaltenen Wollmarkt sind 105 Centner einschuͤrige und 26 Centner zweischuͤrige Schaafwolle einge⸗ gangen, und davon 90 Centner einschuͤrige zum Preise von

Centner zweischuͤrige zu 36

Rthlr. 20 Sgr. verkauft worden.

Aus Breslau wird unterm 2. Juni uͤber den dor⸗ tigen Wollmarkt ferner gemeldet: „Die Vermuthung, daß der diesjaͤhrige Fruͤhjahrs⸗Wollmarkt bedeutend weniger Wolle den Kaͤufern darbieten werde, als in fruͤheren Jahren, scheint sich zu bestaͤtigen. Im vorigen Jahre betrug die Masse des aufgelagerten Produktes 52,365 Centner; bis heute aber, wo die Zufuhr im Großen als beendigt angesehen werden darf, berechnet sich die ganze zu Markt gebrachte Wolle erst auf 43,574 Centner. Auslaͤndische Kaͤufer befinden sich in gro⸗ ßer Anzahl hier und ist die Stadt uͤberhe Fremden

seit einigen Tagen sehr besucht.“

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