1830 / 58 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Herr von Sesmaisons in seinem Schreiben, „mit der Regie⸗ rung nicht einerlei Sinnes zu seyn; aber ich mag nicht eine Buͤrger⸗Krone, deren Zuerkennung uns gesetzlich zusteht, mei⸗ nen Landsleuten entziehen, um damit die Stirn eines Fremd⸗ lings zu schmuͤcken, der mit dem Departement, in welchem er als Kanbidat auftritt, nicht in der entferntesten Beruͤhrung eht.“ 28 Der Moniteur meldete vor einigen Tagen, daß Herr Mangin den Pariser Polizei⸗Kommissarien in einem Rund⸗ schreiben anempfohlen habe, alle Bettler, die solches wuͤnsch⸗ ten, dem neuen ÄArmenhause zuzuweisen. Gegen diese Be⸗ hauptung protestirt jetzt der Polizei⸗Praͤfekt mit dem Bemer⸗ ken, daß er seinen Untergebenen eine solche Anweisung nicht haͤtte ertheilen koͤnnen, ohne gegen die Gesetze zu verstoßen und mit sich selbst in Widerspruch zu gerathen. Zugleich theilt er das obgedachte Rundschreiben woͤrtlich mit; es erhellt dar⸗ aus, daß er die Polizei⸗Kommissarien blos aufgefordert hat, diejenigen Bettler, die in dem neuen Armenhause aufgenom⸗ men zu werden wuͤnschen, direkt dorthin zu befoͤrdern, und nur solche Individuen zuvor nach der Polizei⸗Praͤfektur zu fuͤhren, die es vorziehen, in die Armen⸗Anstalten zu Saint⸗ Denis oder Villers⸗Cotterets einzutreten.

Die von dem hiesigen Advokaten⸗Stande bejahend ge⸗ loͤste Frage: „ob, wenn ein Pfarrer einem Verstorbenen die kirchlichen Ceremonien verweigere, der Maire berechtigt sey, die Kirchthuͤren oͤffnen zu lassen, um die Leiche in der Kirche aufzustellen“, hat den Staatsrath von Cormenin veranlaßt, einen Aufsatz in das Journal des Débats einruͤcken zu lassen, worin er eine dem Ausspruch des Advokaten⸗Standes entge⸗ gengesetzte Ansicht ausspricht und zu der Schlußfolge gelangt, daß eine solche Dazwischenkunft des Maire in der Theorie gesetzwidrig, in der Ausfuͤhrung aber unthunlich, Frieden⸗ stoͤrend, den Gesetzen der Kirche zuwider, und verletzend fuͤr die liberalen Grundsaͤtze der Charte seyn wuͤrde. Das ge⸗ dachte Blatt bemerkt bei der Mittheilung dieses Votums: „Die Frage, worum es sich handelt, ist eine von denen, woruͤber die aufgeklaͤrtesten Koͤpfe verschiedener Meinung seyn koͤnnen; die eines Mannes, wie Herr von Cormenin, ist von großem Gewichte. Wir eilen daher, sie bekannt zu machen. Ueberlassen wir es den Fanatikern, auf die Ent⸗ scheidung der Advokaten durch Schimpfreden und grobe Verlaͤumdungen zu antworten dies ist ihre Gewohnheit und bemuͤhen wir uns dagegen unsererseits, dergleichen wich⸗ tige Fragen gruͤndlich zu eroͤrtern, um zu einer richtigen Loͤ⸗ sung derselben zu gelangen.“ 6

Schon im Jahre 1828 hatte der Koͤnig, auf den Vor⸗ schlag des Barons von la Bouillerie, den Ankauf der dem ehemaligen Professor an der Universitaͤt zu Padua, Herrn Marsand, zugehoͤrigen, in Italien unter dem Namen der Biblioteca petrarchesca bekannten, Buͤcher⸗Sammlung ange⸗ ordnet, welche in etwa 900 theils gedruckten Baͤnden, theils Mannskripten, eine vollstaͤndige Reihefolge der verschiedenen Ausgaben, Kommentare und Uebersetzungen der Gedichte Petrarkas enthaͤlt. Verschiedene Hindernisse hatten sich bis⸗ her der Uebersendung dieser interessanten Sammlung entge⸗ gengestellt; jetzt ist dieselbe durch den bisherigen Eigenthuͤ⸗ mer, Herrn Marsand selbst, welcher zu diesem Behufe mit Genehmigung seines Monarchen die Reise nach Paris un⸗ ternommen hat, dem Konservator der Privat⸗Bibliotheken Karls X., Herrn Valéry, eingehaͤndigt worden.

Der Globe will wissen, daß morgen ein Kapitel des Heiligen⸗Geist⸗Ordens gehalten und der Graf Roy bei die⸗ ser Gelegenheit mit dem blauen Bande geschmuͤckt werden wuͤrde.

Eine Koͤnigliche Verordnung vom 3ten v. M. verfuͤgt, daß den Salpetersiedern der von ihnen in die Staats⸗Ma⸗ gazine gelieferte veine Salpeter vom 1. Jannar d. J. an mit 1 Fr. 80 Cent. fuͤr das Kilogramm bezahlt werden soll.

Der Bataillons⸗Chef Chambaud und der Hauptmann von Esprémenil, beide zu der Expedition gegen Algier bestimmt, sind nach Lyon abgegangen, um daselbst die Organisation des Ingenieur⸗Materials zu leiten. Nach Metz ist der Befehl ergangen, unverzuͤglich vier Compagnieen des dort garnisoni⸗ venden 1sten Ingenieur⸗Regiments, so wie zwei Compagnieen von jedem der beiden andern Ingenieur⸗Regimenter mobil zu machen. Der General Valazé steht im Begriffe, sich nach Metz 1 begeben, um fuͤr die Anschaffung des Proviants fuͤr diese Waffe Sorge zu tragen. Drei Fregatten⸗Capitaine sind auf der Brigg „la Floche“ nach Italien abgereist, angeblich um daselbst Transportschiffe zu miethen.

Vorgestern Mittag fand das Leichenbegaͤngniß des Her⸗ zogs von Levis statt. Nach Beendigung der religioͤsen Feier in der Kirche zu Mariaͤ Himmelfahrt wurde die Leiche nach Piepus gebracht, um in dem dortigen Familien⸗Begraͤbniß

Opposition fuͤrchten zu duͤrfen, h

beigesetzt zu werden.

zog von Damas⸗Crux, der Marquis von Lévis und der Her⸗ zog von Reggio.

und Groß⸗Offiziere der Ehrenlegion, Sebastiani, Belliard, Lemarois und Excelmans die Zipfel des Leichentuches. Am

Grabe wurden zwei Reden von dem General Sebastiani und

dem Grafen Montlosier gehalten. „Herr Fontan hat von dem Urtheile des hiesigen Koͤnig⸗ lichen Gerichtshofes, der ihn im vorigen Sommer in contu⸗

maciam zu fuͤnfjaͤhrige Haft und einer Geldbuße von 10,000 1

Fr. condemnirte, appellirt; er war dazu noch befugt, da jenes Erkenntniß ihm erst jetzt nach seiner Arrestation kund ge⸗ macht worden ist.

Der Prozeß des Herrn Chaͤtelain, Geschaͤftsfuͤhrers des

Courrier fraugais, wegen Verunglimpfung des Zuchtpolizei⸗

Gerichts in der Rechtssache dieses Blattes mit Hrn. Mangin, ist um acht Tage verschoben worden.

Die Ausfuhr der Hauptstadt belief sich, den Zoll⸗Registern zufolge, im Jahr 1824 auf 48,411,591 Fr., im Jahr 1826 auf 38,369,838 Fr. und im Jahr 1827 auf 42,493,341 Fr.

„Der Aufenthalt eines Brasilianischen Marine⸗Offiziers, des Herrn Offsmith, in dieser Hauptstadt“, sagt der Con⸗ stitutionnel, „hat zu dem Geruͤchte Anlaß gegeben, der Kaiser Dom Pedro habe zwei große Indienfahrer gemiethet, um auf denselben die in Brastlien befindlichen Portugiesischen Fluͤchtlinge nebst einigen im Dienste des Kaisers stehenden Deutsche Truppen nach Terceira zu transportiren. In Rio⸗ Janeiro behauptete man, der Kaiser werde auch einige Kriegs⸗ schiffe nach Europa schicken. Aber obgleich der Plan einer foͤrmlichen Expedition gegen Portugal unter den Mitgliedern des neuen Ministeriums entschiedene Anhaͤnger hatte, so war doch bis zum 19. Dez. uͤber diesen Punkt noch nichts Festes entschieden.“

Herr Paganini ist hier eingetroffen und wird sein erstes

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Konzert gteich nach Beendigung der Karnevals⸗Festlichkeiten 8 112.— 1“X“

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Großbritanien und Irland.

Parlaments⸗Verhäandlungen. In der Sitzung des Unterhauses vom 16. Febr. wurden angekuͤndigtermaßen von Lord John Russell die Angelegenheiten Grie⸗ chenlands zur Sprache gebracht. „Es ist“, sagte der Lord, „meine Absicht, nicht sowohl eine feindselige Diskussion über diesen Gegenstand, als eine Erklaͤrung des sehr ehrenwerthen Herrn (Peel) zu veranlassen. Die in der juͤngsten Zeit statt⸗ gefundenen Ereignisse und die von den Ministern im Ober⸗ hause ertheilten Aufschluͤsse haben theilweise den Zweck des von mir angekuͤndigten Antrages bereits erledigt. Es ist mir besonders angenehm, dadurch der Pflicht entbunden worden zu seyn, meinen Antrag auf die Geschichte des letzten Krie⸗ ges zwischen Rußland und der Tuͤrkei zu begruͤnden, denn ungemein schwierig wuͤrde es gewesen seyn, diesen Gegenstand zu behandeln, ohne zugleich die Aktenstuͤcke zu kennen, in deren Besitz sich fuͤr jetzt die Regierung allein befindet. Es giebt jedoch außer⸗ dem, und zwar in Bezug auf die definitive Regulirung der Grie⸗ chischen Angelegenheiten eine Regulirung, die binnen wenigen Tagen vollendet seyn muß ein oder zwei Punkte, uͤber die ich gern Aufschluß haben moͤchte. Zunaͤchst ist es die dem Griechi⸗ schen Staate zu verleihende Regierungsform, welche meine Auf⸗ merksamkeit beschaͤftigt; duͤstere Geruͤchte sind in dieser Hinsicht mit Bezug auf die von den verbuͤndeten Maͤchten gehegten Plaͤne verbreitet worden; eine despotische Regierung, heißt es, wollen diese in Griechenland einfuͤhren. Gluͤcklicherweise sind diese Geruͤchte durch die von einem der Minister kuͤrz⸗ lich abgegebenen Erklaͤrungen etwas zerstreut worden; ich hoffe, der sehr ehrenwerthe Herr werde keinen Anstand neh⸗ men, diese Erklaͤrungen zu bestaͤtigen und uns zu versichern, daß die Regierung nicht die Absicht hege, die Griechen daran zu verhindern, sich ihren Wuͤnschen und Beduͤrfnissen gemaͤß zu regieren. Zu gleicher Zeit kann ich jedoch, als Englaͤnder und als Buͤrger eines freien Landes, den Wunsch nicht un⸗ terdruͤcken, daß, indem ein neuer Staat gegruͤndet wird, Frei⸗

heit, politische Freiheit einen integrirenden Theil der Prin⸗

zipien ausmachen moͤge, nach welchen die Regierung dort eingerichtet wird. Zweifelhafter ist der andere Punkt noch, den ich jetzt beruͤhren will: ich meine die Gebiets⸗Ausdehnung, die man Griechenland uͤberweisen will. Ich kann wohl, ohne

ier den Satz aufstellen, daß,

3 Die Zipfel des Leichentuchs hielten 1 Herr Etienne, Direktor der Franzoͤsischen Akademie, der Her⸗

Der erstere wollte an der Gruft eine Lei⸗ chenrede halten; da indessen solches an jenem Begraͤbniß⸗Orte nicht uͤblich ist, so unterblieb es, wogegen der Moniteur heute die Rede schriftlich zur Kenntniß des Publikums bringt.

Bei der vor einigen Tagen stattgefundenen Beerdigung

des Generals Lavalette trugen die vier General⸗Lieutenants seitung des Traktates vom 6. Juli erwaͤhnt sind.

nachdem die Griechische Frage von den verbuͤndeten Maͤchten aufgenommen ward, nachdem sie der Gegenstand eines Trak⸗ tates und feindseliger Operationen geworden, die Feststellung des neuen Staates und seiner Regierung von der Art seyn muͤßte, daß man sie als permanent ansehen kann, so wie die Graͤnzen Griechenlands auch so zu bestimmen waͤren, daß es im Stande sey, seine Unabhaͤngigkeit zu behaupten, ohne jemals die Uebel wieder fuͤrchten zu duͤrfen, die in der Ein⸗

Wenn es fest staͤnde, daß die Regierung ebenfalls von dieser Ansicht ausgeht, so wuͤrde ich es wohl fuͤr unnuͤtz halten, einen An⸗ trag in dieser Hinsicht zu machen, allein mir ist von sehr glaubwuͤrdigen Personen versichert worden, daß es vor eini⸗ ger Zeit noch die Absicht der verbuͤndeten Regierungen war, den neuen Griechischen Staat auf Morea zu beschraͤnken. Eine solche Gebietsbeschraͤnkung wuͤrde ihn jedoch eher zum Zu⸗

fluchtsort fuͤr Freibeuter und Seeraͤuber machen, als zu einem Lande, das alle Elemente besitzt, sich selber zu regieren und zu

leiten. Meine Besorgniß in dieser Hinsicht wurde zwar zum Theil beseitigt, als ich durch das bekannt gewordene Proto⸗ koll erfuhr, daß Arta und Volo, die beiden im Norden be⸗ zeichneten Graͤnzpunkte des neuen Staates werden sollen; ich freute mich noch mehr, als Sir F. Adam, der in dieser Sache

eeiin beachtungswerthes Urtheil abzugeben vermag, die Ver⸗ sicherung ertheilte, diese

Punkte seyen genuͤgend, um dem Lande eine gute Vertheidigungs⸗Graͤnze zu verschaf⸗

fen; inzwischen habe ich spaͤter, und zwar, ich muß es

zu meinem großen Leidwesen gehoͤrt, daß an⸗

gestehen, z 1— 1 wonach Arta und Volo nicht die

dere Anordnungen, ) 1— eiden Graͤnzpunkte werden sollen, getroffen worden sind.

In Bezug auf Kandien ist im Oberhause Einiges gesagt wor⸗

den, dem ich ein Wort hinzufuͤgen moͤchte. Ich will zwar nicht behaupten, daß Kandiens geographische Lage von der Art ist, daß es dem Griechischen Staate einverleibt werden muͤßte; wenn es jedoch wahr ist, daß dort ein Krieg wuͤthet, und daß die Griechen im Besitze des groͤßten Theils der In⸗ sel sind, so wird unbezweifelt die Ruhe und Konsolidirung Griechenlands auf das Spiel gesetzt, wenn man nicht auch Kandien einen festen Zustand zu geben sucht. Irrthuͤmlich war besonders die Behauptung, daß Kandien nicht blos, als der Traktat vom 6. Juli abgeschlossen wurde, noch nicht im Besitze der Griechen gewesen, sondern daß auch die erst spaͤ⸗ ter dort ausgebrochene Insurrection lediglich eine Folge jenes Traktats sey. Kir ist naͤmlich gesagt worden und ich

nehme keinen Anstand, den zu nennen, der es mir gesagt hat Sir Edward Codrington hat mir versichert, daß, als

er im Mittellaͤndischen Meere anlangte, Cap Buso schon im Besitze der Griechen gewesen, die von jener Zeit auch in Kandien insurgirten. Ob Kandien in den Traktat vom 6. Juli mit einbegriffen war, will ich zwar nicht behaup⸗ ten, allein eben so wenig moͤchte mit Bestimmtheit zu erweisen seyn, daß es nicht darein begriffen war. Die Worte des Traktats besagten „die Inseln von Griechenland“, ohne zu bestimmen, welche Inseln; ich moͤchte sogar behaupten, daß man zwar Kandien hierunter nicht verstanden haben mag, aber Samos, und doch soll auch diese letztgenannte Insel in

den jetzt vorgeschlagenen Arrangements nicht begriffen seyn.

Man hat ferner von Fox und den guͤnstigen Gesinnungen gesprochen, die er in Bezug auf die Tuͤrkei gehegt haben soll; nun hat es zwar seine Richtigkeit, daß Fox, oder diejenigen, die mit ihm am Ruder waren denn ich glaube, es geschah in der letzten Zeit seiner Krankheit in einen Vorschlag willigten, die Integritaͤt der Tuͤrkei zu garantiren, damit

weder Frankreich von einer, noch Rußland von der andern

Seite jenes Land angreifen, doch geschah dies zu einer Zeit, da Frankreichs feindselige Aggressionen uͤberhand genommen

hatten, da es eben erst in Aegypten einen Feldzug versucht

hatte, und lediglich, um ein gewisses Gleichgewicht zu erhal⸗ ten, willigte Fox in den Vorschlag. Dagegen erklaͤrte der⸗ selbe im Jahre 1791 ganz unverhohlen, daß ihn Rußlands Angriffe der Tuͤrkei durchaus nicht beunruhigten. Ich kann

229 5 . G 3 Ero diese Bemerkungen nicht beschließen, ohne meine Freude

Karuͤber an den Tag zu legen, daß durch die Erreichung des im Traktate vom 6. Juli vorgesetzten Zweckes ein neuer

Staat der Europäaͤischen Voͤlker⸗Familie sich anschließt, und das Volk, welches Jahrhunderte lang unterdruͤckt und allen

Fgastern preisgegeben wurde, die durch Unterdruͤckung und

Sklaverei herbeigefuͤhrt werden, jetzt dem freien Verkehr mit Kuͤnsten und Wissenschaften, wie sie die Sitten anderer Voͤl⸗ ker verbessert haben, wiedergegeben werden soll. Die Mei⸗ nung derjenigen, welche diese Pacification Curopa's fuͤr ein Ungluͤck ansehen, kann ich nicht theilen. Unsere Zeit ist nicht

mehr dazu geeignet, durch kostspielige Kriege die fruͤher gel⸗

tend gemachten Theorieen vom Gleichgewichte Europa's auf⸗

8 8 2 8 8 . 8 8 8 8 8 ¹ 8 4 8 8

recht zu erhalten. Erfahrung hat uns gelehrt, wie gefaͤhrlich 8 dies sey, und blicken wir auf die Vortheile, die bereits fuͤr

die Moldau, Wallachei, Servien und endlich auch fuͤr Grie⸗ chenland gewonnen worden find, sehen wir, wie hier Freiheit

aus Unterdruͤckung hervorgeht, welche Aussichten fuͤr die groͤ-

ßere Verbreitung des Handels und der Wissenschaften sich err oͤffnet haben, so koͤnnen wir es auch unmoͤglich bedauern, daß jene Gleichgewichts⸗Theorie einen Stoß erhalten hat. 8

England, der freie Handels⸗Staat, wird von dem Frieden im Osten gewiß ebenfalls großen Vortheil ziehen. Nie kann

8

es dem Interesse Großbritaniens zuwider seyn, wenn in ir⸗

gend einem Theile der Erdkugel die Bildung des Menschen⸗ geschlechtes Fortschritte macht.“ Lord Rusß sel brachte hier⸗ auf folgende Resolutionen in Vorschlag: mit Vergnuͤgen erfahren, daß Se. Majestaͤt in Gemeinschaft

„Das Haus hat

mit Ihren Verbuͤndeten, Maaßregeln zur Pacification und

endlichen Feststellung Griechenlands kuͤrzlich getroffen haben;

es hegt die Hoffnung, Seine Majestaͤt werden bald in den

Stand gesetzt seyn, dem Hause Aufschluͤsse uͤber das Verfah⸗

ren zu ertheilen, das in dieser wichtigen Angelegenheit beobe;

achtet worden ist. Das Haus giebt sich ferner vertrauensvoll

der Hoffnung hin, diese endliche Regulirung von Griechenlands

Angelegenheiten werde der Art seyn, daß diesem Lande das zu sei⸗

ner Vertheidigung noͤthige Gebiet gesichert wird; sowie, daß die Regierung hinlaͤngliche Macht erhalten werde, diejenigen In-: stitutionen einzufuͤhren, die den Wuͤnschen und Beduͤrfnissen des Vorkes angemessen sind.“ Herr Peel erhob sich und

sagte, daß er, wiewohl genoͤthigt, diesem Antrage sich zu

widersetzen, doch solche allgemeine Aufschluͤsse zu ertheilen

im Stande sey, daß der Antrag von selbst uͤberfluͤssig erscheinen duͤrfte. Aufschluͤsse jetzt schon zu ertheilen, da Se. Majestaͤt eben noch im Begriffe waͤren, in Ge⸗ meinschaft mit Hoͤchstihren Verbuͤndeten, den Theil des Trak⸗ tates vom 6. Juli auszufuͤhren, wodurch die Angelegenheiten Griechenlands auf einen vom uͤbrigen Europa voͤllig unab⸗ haͤngigen Fuß regulirt werden. „Was,“ fuhr der Minister fort, „die kuͤnftigen Institutionen Griechenlands betrifft, so

als ganz 1 Naͤhere ins Detail gehende wuͤrde unpassend seyn,

kann ich dem edlen Lord (Russel) versichern, daß in den noch der Deliberation unterliegenden Anordnungen auch nicht der

geringste Versuch gemacht worden, eine despotische Monar⸗

chie in Griechenland zu errichten, oder uͤberhaupt eine gewalt⸗ same, direkte oder indirekte Kontrolle uͤber die inneren Ange⸗

legenheiten desselben auszuuͤben (Hoͤrt, hoͤrt). Fuͤr Großbri⸗

tanien kann ich es mit Gewißheit beantworten, und auch fuͤr

Frankreich und Rußland darf ich wohl hinzufuͤgen, daß die

verbuͤndeten Maͤchte durchaus nicht das Verlangen hegen, 8 durch ihrerseitige Einmischung die Institutionen Griechenlands auf einer gegebenen Grundlage zu errichten. In Bezug

auf die Graͤnzbestimmungen steht es mir noch nicht frei, eine genauere Erklaͤrung abzugeben.

Der edle Lord hat des durch

die Zeitungen bekannt gewordenen Protokolls vom 22. Maͤrz

erwaͤhnt und die Besorgniß zu erkennen gegeben, daß man von

den Bestimmungen desselben spaͤter abgewichen sey. In Antwort

darauf kann ich die Versicherung ertheilen, daß man die jetzt zu be⸗ stimmenden Graͤnzen gewiß als dem Interesse, dem Gluͤck und der

Sicherheit des Griechischen Staates entsprechender finden

werde. Ich gebe zu, daß sie weniger ausgedehnt seyn wer⸗

den, doch ist dies in anderer Hinsicht und zwar zu großem

Vortheile fuͤr Griechenland ausgeglichen. Wir sind an die Ausfuͤhrung des Traktates vom 6. Juli ganz in dem Geiste der Politik gegangen, die ihn entworfen hat, und ich darf wohl behaupten, daß die vorgeschlagenen Graͤnzen jenem Trak⸗

tate ganz angemessen sind angemessener, als die fruͤher ent⸗

worfenen, weil sie leichter zu vertheidigen sind und den Um⸗ staͤnden des Landes mehr zusagen.

Aber auch keine so be⸗

schraͤnkten Graͤnzen, wie der edle Lord zu glauben scheint, 8

wird der neue Staat erhalten; man wird sie gewiß ausge⸗ dehnter finden, als Manche sie erwarten. Alle diejenigen Orte mindestens, an die sich unsere historischen und klasst⸗ schen Erinnerungen unmittelbar anknuͤpfen, werden darin be⸗

griffen seyn.“ Der Minister fuͤgte hinzu, daß ihm diese

Frage uͤberhaupt von geringerer Bedeutung erscheine,

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die maͤchtigen Staaten, unter deren Schutz die junge Nation

erstehe, so viel Interesse an ihrer wachsenden Wohlfahrt neh; men wuͤrden, daß sie ihre Vertheidigung uͤbernehmen und jeden

ungerechten Angriff von außen abwehren duͤrften. (Hoͤrt, hoͤrt!) Er wolle zugeben, daß die Regierung gegen eine Zer⸗ stuͤckelung der Tuͤrkei sey, allein mit Unrecht knuͤpfe man daran einen Vorwurf. Um zu beweisen, daß dieser Grundsatz in

der Britischen Politik nicht neu sey, wies der Minister eben⸗

falls nach, daß Fox ihn gehegt habe, und zwar widersprach er den gegen diesen letztern Umstand von mehreren Seiten er⸗ hobenen Einwendungen. Nichts, fuͤgte er alsdann hinzu⸗

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