1830 / 59 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

zu verlangen, ehe jener unwiderrufliche Schritt geschehen sey. Der Lord ging darauf kurz die Geschichte Portu⸗ gals und Brasiliens nach dem Tode Johanns VI. durch und erwaͤhnte dabei besonders des Umstandes, daß der Kaiser Dom Pedro mit dem Britischen Gesandten Sir C. Stuart (jetzt Lord Stuart de Rothsay) die Portugiesische Constitution in Berathung gezogen und sie durch denselben mach Portugal gesandt habe; er erwaͤhnte ferner des Verfah⸗ rens von Dom Miguel, der erst diese Constitution beschwo⸗ en und alsdann alle ihre Anhaͤnger verfolgt habe; fragte, ob es nicht die Ehre Englands erheischr haͤtte, eine Versassung aufrecht zu erhalten, die es durch seinen Gesandten gleich sam anctionirt habe, und bemerkte endlich, daß, wie unangenehm uch das jetzige Verhaͤltniß zu Portugal seyn moͤge, dies doch in keinen Vergleich mit dem Schandflecken zu bringen sey, den eine Anerkennung Dom Miguels auf den National⸗Cha⸗ rakter Englands werfen wuͤrde. „Glauben die Minister“, fuhr der Redner fort, „daß England jemals wieder die fruͤher

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enossene Achtung bei der Portugiesischen Nation erlangen

werde? Auf welche Partei in Portugal blicken sie denn? Etwa auf die Dom Miguels, der sie Verbrechen vorwarfen und sich widersetzten? Oder auf die Constitutionnellen, die sie Anfangs aufmunterten und alsdann im Stiche ließen? Keine Partei hat noch Vertrauen zu ihnen; fremden Maͤch⸗ ten haben sie Portugal uͤberlassen und das lang bestandene Freundschafts⸗Band zwischen beiden Reichen zerrissen.“ Der Lord tadelte alsdann den Grundsatz der Nicht⸗Einmi⸗ schung und suchte nachzuweisen, daß England sich in alle Re⸗ volutionen der neuern Zeit, in die von Spanten, Portugal, Neapel, Griechenland und Suͤd⸗Amerika eingemischt habe. Da, wo die Regierung sich geweigert habe, seyen Geld⸗Unter⸗ stuͤtzungen und Anleihen herzugetreten. Er machte bemerklich,

wie hoͤchst unvollstaͤndig und mager die dem Parlamente von den Ministern fruͤher vorgelegten Papiere seyen; interessant⸗

waͤre es besonders, das Schreiben kennen zu lernen, das dem Kaiser Dom Pedro damals zur Antwort ertheilt worden, als dieser den Koͤnig von England ersuchte, die Ruͤck⸗ kehr Dom Miguel'’s nach Portugal, wo dieser als constitu⸗ tionneller Regent auftreten sollte, so wie die groͤßere Verbrei⸗ tung der Constitution zu befoͤrdern. den Wunsch aus, daß, falls die Anerkennung Dom Miguel'’s wirklich erfolge, mindestens ein solcher Gesandter nach Por⸗ tugal gesandt werde, der ganz unabhaͤngig dastehe und nur

seinem eigenen Vaterlande Verpflichtungen schuldig sey. Das Verfahren des fruͤheren Britischen Gesandten in Por⸗

tugal tadelte er; fruͤher bereits, als es geschehen sey, haͤtte er abreisen muͤssen. Die Regierung scheine ihre Gesandten blos als Zeugen zu gebrauchen; der eine habe in Wien Zeuge seyn muͤssen, als die Constitution von Dom Miguel beschworen, und der andere in Lissabon, als sie von ihm uͤbertreten worden. Ein entschiedener Schritt haͤtte gethan werden muͤssen, wenn auch ein Krieg, der an sich nichts Gefaͤhrliches haͤtte, daraus ent⸗ sprungen waͤre. Gefaͤhrlicher sey es, Schwaͤche zu zeigen; dies thue die Regierung und duͤrfte, fuͤrchte er, fruͤher oder spaͤter einen Krieg uͤber das Land bringen. Er rieth dem Herzog von Wellington, zu dem er uͤbrigens kein Mißtrauen hege, nirgends so aufzutreten, daß man davon sagen muͤsse, so koͤnne nur ein Soldat gehandelt haben, und kam endlich auf die bekannte Begebenheit bei Terceira, die er aus den schon oft gehoͤrten Gruͤnden auf das strengste tadelte. Schließlich trug der Lord auf Vorlegung einer großen Masse von Papieren an, namentlich auf Abschriften aller Korrespon⸗ denzen und amtlichen Verhandlungen mit dem Britischen Botschafter in Lissabon, so wie mit den Hoͤfen von Oester⸗ reich, Frankreich, Spanien und Brasilien, in Bezug auf die Portugiesischen Angelegenheiten. Der Graf von Aber⸗ deen erklaͤrte sich dagegen auf folgende Weise:

„Wenn der edle Viscount sich damit begnuͤgt haͤtte, auf die Vorlegung solcher auf diesen Gegenstand sich beziehender Papiere an⸗ zutragen, die zur gehoͤrigen Aufklaͤrung des Verfahrens der Re⸗ gierung Sr. Majestaͤt, in Beziehung auf die Portugiesischen An⸗ gelegenheiten, erforderlich sind, so wuͤrde ich mit Freuden in sei⸗ nen Antrag eingewilligt haben. Doch es wird gewiß Allen ein⸗ leuchten, daß dieser Antrag aus einer ganz andern Absicht gemacht wurde, als um dem edlen Lord, dem Hause oder dem Lande eine bloße Aufflaͤrung su verschaffen. Auch begreife ich nicht wozu, wenn das der einzige Zweck waͤre, es noͤthig sey, eine so große

Masse von amtlichen Papieren beizubringen, als sie der Antrag 1 bezeichnet. Wenn es die Absicht des edlen Viscount ist, seinem gegenwaͤrtigen Antrage eine Anklage der Minister folgen zu lassen, so bin ich voͤllig bereit, die moͤgliche Nothwendigkeit der Vorle⸗ gung aller verlangten Papiere anzuerkennen; ich erinnere mich aber nicht, daß man jemals, blos um sich Aufklaͤrung zu verschaffen, eine solche Masse von Dokumenten verlangt haͤtte. Ich bitte das Haus, nicht außer Acht zu lassen, daß unsere Verhaͤltnisse mit gol unveraͤndert dieselben sind, seit ihm die

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Der Lord sprach ferner

daß wir fuͤr die von Dom Miguel in Wien eingegangenen 1 bindlichkeiten keine Buͤrgschaft uüͤbernahmen, was uns auch in ei⸗

- 8 8 1I 8 b ziehenden Papicre vorgelegt wurden, die alle Aufklaͤrun ten, welche man billiger Weise sedern konnte. Bevor i dieser 22ꝗ aeabene vFim Gnc⸗

einen Gegenstand zu sagen, hinsichtlich dessen ich auf keine Weise fal verstanden werden moͤchte. Ich bin bereit zu nlchen daß Se- gacsc.

enthiel⸗ 1 indessen hne, wuͤnsche ich einige Worte Aber

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falsch, verraͤtherisch und meineidig ist, und daß ich keine Moͤglichkeit

sche, wie man seine Grausamkeit ableugnen will, und da Grau⸗ samkeit gewöhnlich aus Feigheit entspringt, so mag auch zugege⸗

- verdee⸗ daß 3 Allem beistimmen, was von ihm gesagt wird. Ich bin uͤberzeugt daß in den ihm gemachten Beschuldigungen vieles, vielkgans 18 meiste uͤbertrieben ist; manche sind so stark,

empoͤren muͤßte, wenn man sie glauben sollte. Wir muͤssen uͤbri⸗

daß sich das Gefuͤhl

er feig ist; dennoch aber kann ich keinesweges

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gens nicht zu genau den personkichen Charakter der Fuͤrsten, be⸗

sonders der feemden Fuͤrsten erforschen wollen, freundschaftlichen Verhaͤltnissen zu stehen wuͤnschen. Es ist wenig daran gelegen, ob Dom Miguel ein

mit denen wir in

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Nero oder ein Titus ist.

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Wir haben es nicht mit dem persoͤnlichen Charakter der Regieren-⸗

den, sondern mit den oͤffentlichen Interessen beider Laͤnder zu thun,

Portugiesen koͤnnen am Besten daruͤber urtheilen, wer ihr regic⸗

render Fuͤrst ist oder es seyn sollte; sie sind meiner Ansicht naͤch,

das heißt, mit den wohlverstandenen Interessen derselben. Die

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die wahrscheinlich wenig Widerspruch finden wird, in dieser Hin-⸗

sicht die kompetentesten Richter. Abrede stellen, daß eine große Mehrzahl der Portugiesen sich fuͤr

Man wird, glaube ich, nicht ihlh

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das Recht Dom Miguels auf den Thron ihres Koͤnigreiches ent⸗

schieden hat und der Meinung ist, sondern der rechtmaͤßige Thronerbe sey, und meines Be⸗ duͤnkens wird das Haus darin mit mir uͤbereinstimmen daß von einer solchen Entscheidung keine guͤltige Appellation stattfindet.

daß er kein Usurpator,

Dom Pedro sandte nach Portugal eine Verfassung mit der Vor-

schrift, daß sie von den drei Staͤnden beschworen und dann bekannt gemacht werden sollte. T konnte diese Vorschrift nicht in Erfuͤllung bringen sie fuͤrchtete

sich, die drei Staͤnde zusammen zu berufen; sie kamen nicht zusam⸗

Die Partei, welche damals am Ruder war,

men, und die Verfassung ward nicht, wie es vorgeschrieben war,

beschworen und bekannt gemacht.

Ob die Cortes das gesetzmaͤßige

Tribunal bilden, welches das Thronrecht Portugals zu bestimmen

hat, oder nicht, will ich nicht entscheiden. indessen die Cortes foͤrmlich und nach alter Sitte: gestalt zusammen berufenen Cortes erklaͤrten ihn fuͤr

maͤßigen Thronerben und hekleideten ihn demzufolge mit sonve⸗

Dom Miguel berief die solcher⸗ den recht⸗

rainer Macht; ihnen unterwarf er seine Anspruͤche und von ihnen

wurden dieselben gut geheißen. Allgemein bekannt ist es, daß diese

Cortes eine der zahlreichsten und achtbarsten Versammlungen der

Portugiesischen Staͤnde bildeten, die jemals zusammen gekommen waren, und ich sehe nicht ein, wie ihre spaͤter von der ganzen Ration gebilligte Entscheidung von uns oder von irgend einem an⸗ dern Reiche in Anspruch genommen werden kann, weil ich keinen Grund einsehe, daran zu zweifeln, daß sie die kompetenten Rich⸗ ter in einer Angelegenheit sind, die Dom Miguel ihrem Aussvpruch unterworfen hatte. Ich gehe jetzt zu Dom Miguels Betragen in Wien uͤher, das guf keine Weise zu rechtfertigen und zu verthei⸗ digen ist. Er ließ sich damals in Verbindlichkeiten gegen seinen Bruder, gegen den Kaiser von Oesterreich und geßen Se. Maj. den Koͤnig ein, die er in der Folge auf das groͤblichste verletzte. Diese Verletzung seiner eingegangenen Verbindlichkeiten fuͤhrte das gegenwaͤrtige Verhaͤltniß unseres Landes zu Portugal herbei. Der edle Lord fragt, warum wir nicht unseren Gesandten zuruͤck⸗ riefen? Glaubt der edle Lord im Ernst, daß ein solches Verfahren von unserer Seite klug gewesen waͤre? Muß nicht im Gegen⸗ theil ein Jeder, der alle Umstaͤnde genau kennt und auch nur das Mindeste vom Volkerrecht weiß, vollkommen uͤberzeugt seyn, daß die von unserem Gesandten in Portugal genommenen Maaßregeln die rich⸗ tigsten und angemessensten waren? Er begann mit den ernstlichsten Vorstellungen gegen das in Rede stehende Verfahren; als er diese vergeblich fand, hob er seine Verbindungen mit dem Hofe Dom Miguel's auf, und sein dritter Schritt war, daß er das Reich ver⸗ ließ Was wir weiter haͤtten thun koͤnnen, ohne geradezu Krieg zu erklaͤren, vermag ich, offen gestanden, nicht zu begreifen. Wenn der edle Viscount oder irgend ein anderer edler Lörd sagt, wir haͤtten weiter gehen sollen, so muß er damit gemeint haben, daß wir Gewalt haͤtten anwenden muͤssen, um un fere eigenthuͤmlichen Ansichten von der Regierung eines fremden Staates praktisch ins Leben treten zu lassen. (Hoͤrt, hoͤrt! Wenn sich der edle Vis⸗ count die Muͤhe geben will, die vorgelegten Papiere durchzusehen so wird er die dem Marquis von Barbaceng auf seinen Antrag um Beistand ertheilte Antwort finden; ich bin uͤberzeugt, daß kei⸗ ner von den edlen Lords, der sie durchsicht, zoͤgern wird, einzuge⸗ stehen, daß es die einzige Antwort war, die wir, mit Beruͤcksichtigung

unserer Pflicht als Minister eines neutralen Staats, ertheilen konnten.

Zur Forderung der Anspruͤche derer, die er repraͤsentirte, aͤußerte der Marquis, daß, der bestehenden Vertraͤge ungeachtet, die uns nicht dazu autorisiren, den von ihm begehrten Beistand zu ge⸗ waͤhren, wir zu dem Ende neue Vertvaͤge abschließen muͤßten⸗ Gluͤcklicherweise hielt es Sr. Majestaͤt Regierung nicht fuͤr geeig⸗ net, in diesen Vorschlag einzugehen. Haͤtte sie es gethan, so waͤre die unvermeidliche Folge davon ein Krieg gewesen, der auf uns

allein gelastet haben wuͤrde. Eben so gluͤcklich war es fuͤr vee

Beilage

nen Krieg verwichelt haͤtte. Durch die öffentlichen Blaͤtter

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zur Allgemeinen

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preußischen Staats⸗Zeitung N 60.

ich bekenne, was diesen Punkt betrifft/ keine andere Quelle zu ha⸗ erfahre ich, san pa Brasilianische Regierung nicht nur jede Gelegenheit vermied, uͤber diese Angelegenheit mit Portugal in Feindseligkeiten zu gerathen, sondern sogar großes Mißbehagen blicken ließ, wenn man diesen Punkt beruͤhrte. Wie sehr an un⸗ rechtem Orte also waͤre es gewesen, wenn wir etwas gethan haͤt⸗ ten, was der Regierung Dom Pedro's mißfaͤllig gewesen waͤre. Brasilien lebt mir Portugal eben so sehr im Frieden, wie wir. Weit davon entfernt, sich in die innern Angelegenheiten Portu⸗ gals mischen zu wollen, that die Brasilianische Regierung alles

Mögliche, um so schnell, als es die Umstaͤnde erlaubten, sol⸗

in Europa befindlichen Gesandten zu mißbilligen, die auf irgend eine Weise den Charakter von Einmischung an sich trugen; wegen der großen Entferung von Europa aber wurde es ihren Mittheilungen unmoͤglich, zur rechten Zeit in die Haͤnde ihres Gesandten in London zu gelan⸗ gen. Dem Hause wird es somit klar seyn, daß eine unvorsichtige Einmischung in dieser Angelegenheit uns in schwierige Verhaͤlt⸗ nisse versetzt haben wuͤrde, in denen wir ganz allein dagestanden haͤtten, wogegen wir jetzt, in Folge unserez Entschlusses, in kei⸗ nen Angriff einzuwilligen, die Fruͤchte unserer Vorsicht einarnd⸗ ten. Der edle Visconnt sagt, er fuͤhre Thatsachen, einfache That⸗ sachen an, wogegen ich behaupte, daß nichts den eigentlichen That⸗ sachen widersprechender seyn kann, als das, was er anfuͤhrt; denn so z B. kann nichts gewisser seyn, als daß Herr Canning Alles gethan hat, was in seinen Kraͤften stand, um jede Einmischung von unserer Seite in die inneren Angelegenheiten Portugals zu vermeiden. Ich weiß, daß man mir einwenden wird, Sir Charles Stuart sey der Ueberbringer der Verfassung gewesen; man ver⸗ gesse aber nicht, daß er nur der Bote war und nichts weiter, und daß Herr Canning, sobald er erfuhr, Sir Charles sey der Ueber⸗ bringer gewesen, sogleich an alle Europaͤischen Hoͤfe Umlauf⸗ Schreihen mit der Anzeige erließ, daß der genannte Herr dieses Aktenstuͤck auf seine persönliche Verantwortlichkeit und ohne alle Antorisation der Britischen Regierung nach Europa gebracht haͤtte. Und als ferner die Sendung Britischer Truppen nach Portugal stattfand, wurde sie von der Erklaͤrung begleitet, daß ste nur den Zweck habe, fremden Angriffen Widerstand zu leisten, keinesweges aber den Portugiesen eine besondere Regicrungsform mit Gewalt aufzudringen. Man sagt, wir haͤtten Dom Pedro's nach Portugal gesandte Verfassung wie eine Britische unterstuͤtzen sollen; libefal genug mag sie seyn, aber in Dom Pedro's Kopf und wahrschein⸗ lich in der kurzen Zeit von 3 Tagen ausgesonnen, konnte man sie nicht so leicht fuͤr eine Britische anerkennen. Worauf ich. jetzt aufmerksam machen wollte, ist, daß wir nichts mit dem persoönlichen Charakter des regierenden Monarchen des Smates zu thun haben, mit dem wir auf einen freundschaftlichen Fuß zu stehen wuͤnschen. Die Zeiten unserer innigsten Verbindung mit Portugal waren gerade nicht während der Regierungen seiner liebenswuͤrdigsten Herrscher, und es kann kein Zweifel daruͤber obwalten, daß, wenn die rechte Zeit zu unserer Anerkennung der in Portugal bestehen⸗

che Handlungen ihrer

den Regierung eingetreten seyn wird, unsere Verhaͤlinisse zu die⸗

Reiche eben so innig seyn werden, als sie jemals gewesen fin. 86 Bezug auf Terceira hoffe ich, daß, wenn man diese Angelegenheit offen und unpartetisch betrachtet, man sich uͤberzen⸗ gen werde, daß das von uns beobachtete Verfahren vom Pflicht⸗ gefuͤhl gehoten und auf richtige Beurtheilung des Gegenstandes gegruͤndet war. Nach der von einigen Portugiesen nach Portugal

unternommenen Erpedition, von der sie sich, ohne einen Schwerdt⸗

reich gethan zu haben, nach Spanien zuruͤckzogen, wo sie zwar wurden, jedoch zugleich die Weisung erhielten, das Land im Laufe eines Monats zu verlassen, was unmoͤglich war, verwendeten wir uns zu ihren Gunsten und bewogen die Spani⸗ sche Regierung den Termin zu verlaͤngern und ihnen zur Erlangung ei⸗ nes Zufluchtsortes fernere Huͤlfe zu leisten; viele von ihnen kamen hier⸗

her; 3000 landeten in Plymouth. Der Brasilianische Gesandte bat

1 i füͤr di p Azoren, worauf wir

m eine Convoi fuͤr diese Truppen nach den M Antwort gaben, daß wir von in England anwesenden Portn. giesischen Truppen keine Kenntniß haͤtten; daß die hier befindli⸗ chen Portugiesen als Privatpersonen und nicht als Soldaten be⸗

trachtet wuͤrden, und daß wir ihnen weder als solchen noch als

ivatpersonen eine Conpoi bewilligen koͤnnten. Darauf fanden vichepch udthig, sie in gewissen Ahtheilungen von Plymouth aus in verschiedene Staͤdte des Innern zu senden. Nach den Azoren konnten wir ihnen keine Convoi zugestehen; wir hatten kein Recht dazu, sie auf offener See zu beschuͤtzen; unser Recht, sie gegen Dom Miguel zu schutzen, beschraͤnkte sich auf England. Diesen Ereignissen folgte die Begebenheit in Terceira, doch kann nicht der mindeste Zweifel daruͤber stattfinden, daß bei allem, was

sich bei dieser Gelegenheit zutrug, die von der Englischen Regie⸗

rung genommenen Maaßregeln von Vorsicht und Ehre geboten waren. Vattel sagt in seinem Werke, wo von den Pflichten neu⸗ traler Staaten die Rede ist, daß man Mitgliedern einer in einem Buͤrgerkriege verwickelten Partei einen Zufluchtsort gewaͤhren duͤrfe, daß jedoch der Staat, der sie aufnimmt, die Frriheit habe, zu ver⸗ langen, daß ste ihren Marsch fortsetzen, sobald sie im Stande sind uͤber die Graͤnze des Landes zu gelangen, das sie betreten haͤtten. Auch konnten wir zu den falschen Papieren und unrichtigen Zolldeclarationen mehrerer Portugiesen nicht die Augen schließen.

ie begaben sich nach Terceira, nachdem man ausgesagt hatte,

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daß sie Unterthanen der Koͤnigin von Portugal waͤren, die in

ihren Staaten eine Zuflucht suchten, waͤhrend es sich iu der That auswies, daß unter einer Zahl von 600 sich 300 Daͤnen und Deute. sche bef nden. Erwaͤgt man diese Schritte der Brasilianischen Agenten

und der genannten Truppen, so uͤberrascht es nicht, wenn die Sprache des edlen Herrn an der Spitze der Schatztammer staͤrker war, als sie der Geschmack der edlen Lords von der anderen Seite verlanate⸗ Was man aber auch von dieser Sprache denken moͤge, so behaupte ich: das Betragen der Portngiesen war von der Art, daß es unser Dazwischentreten nicht nur rechtfertigte, sondern dasselbe sogar nothwendig machte. Wie wurden diese Truppen unterhalten uad bezahlt? Vielleicht ist es dem Hause nicht bekannt, daß sie mit Englischem Gelde unterhalten und bezahlt wurden mit dem Gelde, das nach England geschickt worden war, um die den Engli⸗ schen Glaͤubigern schuldige Dividende der Portugiesischen Anleihe zu hezahlen. Dieses Geld ward von den Brasilianischen Agenten

zuruͤckgehalten, und zu welchem Zweck? Zu einem Zweck, den die

Brasilianische Regierung nicht nur mißbilligte, sondern, wenig⸗

stens dem Anscheine nach, ganz verworfen hatte naͤmlich zu

einem Einschreiten der Brasilianischen Regierung in die Angele⸗

genheiten Portugals. Dieses Verfahren der hiesigen Agenten

wurde von dem Brastlianischen Minister getadelt. Oeffentliche

Blaͤtter brachten einen vorgeblichen Bericht uͤber die Verhandlun⸗

gen der Brasilianischen Deputirten⸗Kammer, laut welchem einer

der Deputirten auf seine Frage, was aus dem nach England zur

Bezahlung der Dividende gesendeten Gelde geworden sey, von den

Ministern zur Antwort erhielt, daß die Usurpation in Portugal

nicht die Verbindlichkeit der Nation aufboͤbe, ihre Schulden zu

bezahlen, und daß, da sich in London kein Portugiestscher Agent

befände, Befehle ertheilt worden waͤren, das Geld in der Bank

von England zu deponiren. Das war aber nicht geschehen, und

das Geld zu anderen Zwecken verwendet worden. Das Verfahren

der Brastlignischen Agenten ist ein merkwuͤrdiges Beispiel von

Unredlichkeit gegen ihre eigene Regierung und von Mangel an

Redlichkeit und sogar an Wohlanstaͤndigkeit gegen die unseige.

Haͤtte man es etwa wagen sollen, die Portugiestschen Truypen an

einem Orte vereint und auf eine den ausdrücklichen Vorschriften

Sr. Majestaͤt geradezu widersprechende Weise von hier abgehen zu

lassen? So etwas wird gewiß Niemand behaupten wollen. Der

Grundsatz, dem die Britische Regierung hinsichtlich der Portu⸗

giesischen Angelegenbeiten in der gegenwaͤrtigen Krisis folgte, war

der der strengsten Reutralitaͤt; und so lange unsere Vechaͤltnisse

zu Portugal, diesem Grundsatze gemaͤß, fortbestehen, so lange wer⸗

den die Minister sich in ihrem Verfahren gleich bleiben. Wir ha⸗

ben jederzeit die gewissenhafteste Neutralitaͤt gegen die in Portu⸗

gal bestehende Regierung und gegen ihre Opponenten beobachtet,

und, meiner Meinung nach, hat in dieser Hinsicht die erstere eben

so sehr und vielleicht noch mehr Recht, sich zu beklagen, als letz⸗

tere. Außerdem verboten das Voͤlkerrecht und unser Handels⸗Vertrag

mit Portugal jede Einmischung von unserer Seite. Jeder Schritt,

den wir gethan haben, war eine Folge unseres Pflichtgefuͤhls und

keinesweges durch Belaͤstigungen von Seiten der bestehenden Por⸗

tugiesischen Verwaltung veranlaßt. Da sich indessen in London

eine Regentschaft gebildet hatte, die sich eine Portugiesische nannte,

und die, ich weiß nicht von welcher Antoritaͤt, eingesetzt worden

war, so wurde es unsere Pfticht, mit Vorsicht zu handeln, um

keine rechtmaͤßigen Gruͤnde zu dem Vorwurf zu liefern, daß un⸗

sere Neutralitaͤt nicht eine wirkliche, sondern eine vorgebliche sey.

Ich wuͤßte nicht daß ich mehr auf die Rede des edlen Viscount

zu sagen haͤtte. So lange unsere Verhaͤltnisse mit Portugal blei⸗

ben, wie sie sind, so lange muͤssen wie unsere Neutralitäͤt beibe⸗ halten. Das Haus hat hinlaͤngliche Aufklaͤrung in den ihm vor⸗ gelegten Papieren erhalten, um sich daraus mit diesen Verhaͤlt⸗ nissen bekannt zu machen; sollte irgend eine Veraͤnderung eintre⸗

ten, so wird auch eine fernere Mittheilung gemacht werden.“

Lord Goderich bestaͤtigte, was der Minister uͤber Englands Antheil an der Verleihung der Portugiesischen Constitution gesagt hatte; bei der Trennung Brasiliens von Portugal habe England zwar mitgewirkt, nicht aber bei der Abfassung und Verleihung der Constitution, die Dom Pedro mit seiner Ab⸗ dankung zugleich eingesandt. Sir C. Stuart reiste mit Auf⸗ traͤgen von Johann VI. an Dom Pedro von Portugal nach Brasilien; inzwischen war Koͤnig Johann gestorben und Sir⸗ C. Stuart befand sich in der seltsamen Lage, der Gesandte ei⸗ nes Koͤnigs von Portugal an den andern zu seyn. Er er⸗ theilte Dom Pedro den besten Rath, hatte aber durch⸗ aus nichts mit der Constitution zu thun. Lord G.

war ebenfalls der Meinung, daß An 8 genheiten, die ein Monarch mit seinem Volke zu schlichten

habe, einen auswaͤrtigen Staat durchaus nichts angingen und

keinen Einfluß auf die Verhäͤltnisse zu⸗ 92 haben sollten. Das Betragen Dom Mignels habe unstreitig die harten Beiworte alle verdient, die der edle Graf (von Aberdeen) ihm gegeben habe; sein Verfahren gegen den Koͤnig von Eng⸗

land, dem er das gegebene Versprechen so offenbar nicht ge⸗-—

halten, sey sogar einer Insultation gleich zu achten, die, wenn der Insultirende von groͤßerer Bedeutung oder minder

11“

die Privat⸗Angelen