1830 / 65 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

im Quartlry⸗Review soll sie

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sich daher die Regierung der Volksmeinung zuweilen wider⸗ fetze, so geschehe es nur, um nicht voreilig zu handeln und um das oͤffentliche Wohl mit größerer Sorgfalt wahrzuneh⸗ men. Nach einigen Bemerkungen des Gen. Gascoyne und des Hrn. W. Wynn, von denen der eine fuͤr und der andere gegen den Antrag war, ließ Hr. Huskisson sich in einer ausfuͤhrlicheren Rede da fuͤr vernehmen. Wir behalten uns vor, hiervon, so wie von den Vortraͤgen des Hrn. Peel, der sich gegen den Antrag aussprach, und des Hrn. Broug⸗ ham, der am Schlusse der Diskussion seine Meinung dafuͤr abgab, ein Mehreres noch mitzutheilen, und bemerken vorlaͤu⸗ sig nur, daß der Antrag von 188 gegen 140 Stimmen, mit⸗ hin durch die kleine Majoritaͤt von 48 Stimmen verworfen wurde. Das Haus vertagte sich um 1 ½ Uhr Nachts.

vLondon, 26. Februar. Vorgestern war beim Koͤnig im Pallast von Windsor Cour, und ertheilte Se. Maj. dabei dem Preuß. Gesandten, Hrn. v. Buͤlow, demnaͤchst auch dem Ge⸗ neral⸗Auditeur Audienz, welcher letzterer Sr. Majestaͤt Vor⸗ trag uͤber mehrere von verschiedenen Kriegsgerichten gefaͤllte Urtheile erstattete. Demnaͤchst hielten Se. Maj. Geheimen Rath und ertheilten sodann dem Lord Kanzler, dem Herzog von Wellington, dem Grafen Bathurst und dem Minister Peel Audienz. Hierauf war bei Sr. Maj. große Mittags⸗ Tafel, an welcher der Herzog und die Herzogin von Clarence, der Preußische Gesandte, saͤmmtliche Kabinets⸗Minister und eine bedeutende Anzahl anderer ausgezeichneter Personen Theil nahmen.

Das Koͤnigliche Dampf⸗Packetboot „Meteor“” hatte am 23sten dieses Monats das Ungluͤck auf seiner Ruͤckkehr von den Inseln Guernsey und Jersey nach der Englischen Kuͤste, auf den Strand zu gerathen, wobei indessen die Besatzung, die Passagiere, so wie alles Gepaͤck und alle Briefschaften gerettet wurden; auch hofft man die Maschinerie zu bergen, das Fahrzeug selbst aber wird wahrscheinlich aufgegeben wer⸗ den muͤssen. gagn49

zHssEd.

London, 26. Febr. Es giebt vielleicht keine Re⸗ gierung in der Welt, bei welcher Staats⸗Geheimnisse seltener verrathen werden, als bei der unsvrigen, und es ist daher auch kaum glaublich, daß die Dokumente, welche das Foreign Quarterly Review, hinsichtlich der Griechischen Angelegenhei⸗ ten, mitgetheilt hat, aus den hiesizen Buͤreaus gekommen seyen. Aber wo diese Zeitschrift dieselben auch herbekommen haben mag, so darf man nicht an der Aechtheit derselben zweifeln; Lord Holland baute bei seinem neulichen Vorschlage im Oberhause alle seine Gruͤnde auf jene Aktenstuͤcke, und die Minister erklaͤrten keine der von ihm angefuͤhrten Thatsachen, welche er aus dieser Quelle gezogen hatte, fuͤr falsch. Die eben erschienene (10te) Nummer dieser Zeitschrift enthaͤlt wieder einen Aufsatz uͤber Griechenland, in welchem ein Schreiben des Admirals Codrington an die Redaction ange⸗ fuͤhrt ist, das, waͤhrend es die Genauigkeit jenes Artikels im Ganzen anerkennt, einige Berichtigungen hinzufuͤgt, die der kuͤnftige Geschichtsschreiber nicht uͤbersehen darf. Es laͤßt sich denken, daß seit 3 Monaten, wo jener Aufsatz erschienen ist, die Unterhandlung uͤber die kuͤnftige Beherrschung Griechen⸗ lands fleißig fortgesetzt worden; auch ist es nicht unwahr⸗ scheinlich, daß man sich anfangs Seitens Rußland durch den Friedensschluß von Adrianopel gewissermaßen verletzt glaubte. Der Kaiser hat es sich indeß gefallen lassen, daß die Verhandlungen daruͤber nach London verlegt wuͤrden, und der ultan nicht gezwungen seyn solle, Bevollmaͤchtigte zu schicken; auch hatte jener Monarch die Großmuth, seine Stimme, in Hinsicht der Wahl des kuͤnfti⸗ gen Beherrschers von Griechenland, gaͤnzlich an Frankreich zu uͤbertragen; und diese Macht gab sie nebst der ihrigen

dem von England vorgeschlagenen Femnzen von Koburg, wel⸗ cher auch bereit ist, das schwierige Amt zuuͤbernehmen. Unsere Minister haben bereits eingestanden, daß der Pforte zum Ersatz dafuͤr, daß Griechenland die gaͤnz⸗ liche Unabhaͤngigkeit zugestanden, nicht so viel von ihrem Gebiete entrissen werden solle, als fruͤher beabsichtigt worden, wo man jenes Land zu einem von der Pforte abhaͤngigen Staat machen wollte; wo aber die eigentliche Graͤnze seyn soll, haben sie nicht gesagt. Nach Inhalt jenes Aufsatzes sich vom Golf von Zeituͤni nordwestlich nach dem Achelous oder Aspropotamos ziehen und sodann dem Flusse bis zu seiner Vereinigung mit dem Meere bei dem Cap Skropha, auf der Nordseite des Meer⸗ busens von Patras und westlich von Missolunghi, folgen. Anfangs wollte man sogar Negropont von dieser engen Graͤnze ausschließen; man besann sich jedoch hieruͤber eines

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in diesem erneuerten Freiheitslande eine solche Volksmenge und solche Huͤlfsmittel vereinigt haben werden, daß ihm, auch ohne fremden Schutz, seine alten Bedruͤcker nichts wuͤr⸗ den anhaben koͤnnen. Der Reformationsvorschlag des Lord John Russel, welcher den drei ersten Handelsstädten im Lande Stellvertreter im Unterhause geben sollte, ist zwar, wie man erwartet hatte, verworfen worden, aber durch eine so unbedeutende Mehrheit, daß, wie man mit Zuversicht glauben darf, gewiß noch vor Ablauf der naͤchsten 10 Jahre, nicht nur Manchester, Leeds und Birmingham, sondern alle großen Handels⸗ und Fabrikstaͤdte, die jetzt keine Mittel haben, ihre Interessen selbst im Parlamente verfechten zu lassen, die Ernennung derjenigen Mitglieder haben werden, welche jetzt im Namen verfallener Ortschaften dasitzen und kein an⸗ deres Interesse zu vertreten haben, als ihr eigenes und das ihrer Patronatsherrn. Hr. Peel wenigstens hatte nichts ge⸗ gen den Grundsatz einzuwenden; und man darf wohl anneh⸗ men, daß er sich dem Vorschlage nicht widersetzt haben wuͤrde, wenn er haͤtte voraussehen koͤnnen, daß aus 658 Mitgliedern nur 188 es noͤthig finden wuͤrden, gegen denselben zu stim⸗ men, waͤhrend 140 dafuͤr stimmten. Auch ist es gar nichts unmoͤgliches, daß der Vorschlag unter einer andern Form noch in dieser Session wiederholt werde. Im Unterhause hat sich sonst in den letzten Tagen nichts Wichtiges weiter ereignet; aber im Oberhause hat die Opposition aufs neue einen Versuch gemacht, wenn auch nicht die Administration

von ihrer Stelle zu treiben (denn diese Hoffnung hat sie

wohl aufgegeben) aber doch sich selbst populair und geltend zu machen. Lord Stanhope schlug naͤmlich vor, das Haus solle den ganzen Zustand der Nation in Untersuchung ziehen, und entwarf dabei eines der duͤstersten Bilder von diesem freilich nicht beneidenswerthen Zustande. Der Herzog von Richmond, sonst ein genauer Freund des Herzogs von Wel⸗ lingron, unterstuͤtzte ihn nach allen Kraͤften, und hatte den Erfolg, seinen alten Freund etwas in Harnisch zu bringen; doch erlangte der Minister schnell seine Fassung wieder, und bewies in seiner Rede auf der einen Seite, daß der Druck nicht so ausgebreitet sey, als man ihn darstellen wolle, und 1 der anderen, daß das Parlament nichts dagegen thun koͤnne. s enrschiedene Mehrheit. Zu Lissabon soll die Polizei einen Englischen Handlungsdiener, der sich, dem Vorrechte gemaͤß, welches Britische Unterthanen lange dort genossen haben, mit Briefen an Bord des Englischen Packetbotes begeben wollte, mit denselben verhaftet haben. Zwar gab man ihn nebst den Briefen am anderen Tage wieder frei; aber die Regierung hatte beim Abgang der letzten Post die vom General⸗Konsul

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verlangte Satisfaction noch nicht gegeben.

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Hannover, 2. Maͤrz. Durch das ploͤtzlich eingetretene mit Regen begleitete Thauwetter ist ein schnelles Anwachsen der Baͤche und Fluͤsse herbeigefuͤhrt und hierdurch, so wie durch die rasche Abloͤsung der Eisdecken, eine Ueberstroͤmung und die Zerstoͤrung oder Beschaͤdigung mancher Bruͤcken ver⸗ anlaßt. In allen Richtungen hin ist daher die Verbindung der Posten theils ganz gehemmt, theils sehr verzoͤgert, und es fehlen aus mehreren Directionen noch die bestimmten Nach⸗ richten uͤber die Art und die Groͤße der durch den Eisgang und die Ueberschwemmungen entstandenen Nachtheile. Die Brief⸗ und Fahrposten, welche vorgestern und gestern aus dem Suͤden haͤtten eintreffen muͤssen, fehlen noch hier heute Mittags, und man weiß nur soviel, daß schon am 26sten v. M., in Folge des Austritts der Werra und Fulda, die Communi⸗ cation von Muͤnden sowohl nach Drausfeld, als wie nach Kassel, nur mittelst Kaͤhnen zu bewerkstelligen war. Auch hier ist in der vorgestrigen Nacht, bei dem Anschwellen der Leine und Ihme, ein Theil des Schutzdammes in der Gegend des neuen Parade⸗Platzes vom Wasser durchbrochen und dadurch der Stadtgraben zu einer solchen Hoͤhe angewachsen, daß die Stadtgegend vom Ende der Kalenberger⸗Straße bis nahe an das Thor unter Wasser gesetzt wurde, und die groͤßte Besorgniß einer gaͤnzlichen Ueberschwemmung der Neustadt entstand. Das Wasser ist jedoch seit gestern Abend wieder gefallen und die Sperrung der Stadt am Ende der

konnten die Posten, in der Richtung nach und von Goͤttingen, Hameln, Nenndorf, nur zu Schiffe transportirt werden.

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Auch verwarf das Haus den Vorschlag durch eine

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Kalen⸗ berger⸗Straße seit heute Morgen wieder aufgehoben. Gestern

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Von mehreren Seiten her sind die betruͤbendsten vorlaͤu⸗ Februar bei Koͤln vorbei. Die Leinpfade zwischen Mainz und

sigen Nachrichten uͤber Verwuͤstungen durch Wasser eingegan⸗ gen. Zwischen Celle und Bergen, auf der Straße nach Ham⸗ burg und Bremen, ist durch das Wegreißen von Bruͤcken die Communication gehenmt; bei Nienburg war die Weser weit⸗ hin ausgetreten; bei Uelzen ist der Dannenberger Postwagen im Wasser umgeschlagen und der Begleiter ertrunken. 8

In der hiesigen Residenzstadt sind im Jahre 1829 886 Kinder geboren (inel. 8. todtgeborner), gestorben sind 778 Menschen, 82 mehr als im Jahre 1828; konfirmirt sind 345 Kinder, und 176 Chepaare sind kopulirt. Im Bezirke der Landdrostei Osnabruͤck sind (nach Abzug von 273 todtgebor⸗ nen) 8400 geboren, gestorben hingegen 6238, mithin mehr geboren als gestorben 2162. Kopulirt sind 2017 Paare. Un⸗ ter den Gebuͤrten finden sich 62 Zwillings⸗Geburten und eine Drillings⸗Geburt. Im Landdrostei Bezirke Aurich sind 4649 Kinder geboren, 56 weniger, als im Jahre 1828; es starben 3242 Personen, kopulirt wurden 1051. 2* 1 1828, und konfirmirt wurden 2788 Personen, im Jahre vorher. e

1 Birasilien.

In Häavre sind, wie das Journal du Commerce melder, Briefe aus Rio Janeiro aus den letzten Tagen des Dezember eingegangen, welche die befriedigendsten Nach⸗ richten uͤber den Gesundheitszustand des Kaisers enthalten. Bei Abfahrt des „Courrier du Bresil“ befand der Kaiser sich in voͤlliger Genesung, und hatte trotz der Pflege, welche sein Zustand erheischte, haͤufige Besuche angenommen. Es geht allgemein die Rede, daß der Marquis von Barbacena, der bei der letzten Ministerial⸗Veraͤnderung das Finanz⸗Mi⸗

Paare, 35 weniger als im Jahre 18 mehr, als

nisterium erhalten hatte, wieder ausscheiden werde; als seinen

Nachfolger nennt man Herrn Martin d Andrade, dessen finanzielle Kenntnisse sehr geruͤhmt werden. Einem andern Briefe zufolge hatte der Kaiser Herrn von Mascaregno den Auftrag gegeben, nach Europa zu gehen. Bei Hofe glaubte man, daß die geheime Mission dieses Diplomaten sich auf die theuersten Interessen der Koͤnigin von Portugal beziehe.

Vereinigte Provinzen vom la Plata.

Die letzten in England eingelaufenen Zeitungen aus

Buenos⸗Ayres (bis zum 13. Dez.) melden die voͤllige Wie⸗ derherstellung der Ruhe, das Zusammentreten der gesetzgeben⸗ den Versammlung, die Wiedereinfuͤhrung der alten Regie⸗ rungsform und folglich die Aufhebung der dem Berathungs⸗ Senat und der provisorischen Verwaltung ertheilten beson⸗ deren Vollmachten. Ein Schreiben von eben daher vom 12. Dez., welches das oben angefuͤhrte bestaͤtigt, erwaͤhnt der Ernen⸗ nung des Don Juan Manuel Rosas zum Gouverneur, des Don Thomas Guido zum Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten, des Don Manuel Garcia zum Finanz⸗Mi⸗ nister und des Don Juan Romoso Balcarce zum Minister des Krieges und der Marine. Diese Veraͤnderungen, wird hinzugefuͤgt, wurden ohne die mindeste Unterbrechung der oͤffentlichen Ruhe bewerkstelligt, und man erwartete, daß sie der Regierung Gewicht und Staͤrke geben wuͤrden. In den Provinzen des Innern wuͤthet jedoch, nach Inhalt jenes Schreibens, der Buͤrgerkrieg fort. Am 4. Dez. hatte das in Umlauf gekommene Geruͤcht von einer neuen Umwaͤlzung lebhafte Besorgnisse erregt; es wies sich aber aus, daß es durch einen in Diensten von Buenos⸗Ayres stehenden Eng⸗ laͤnder, Obersten Smyth, entstanden war, der es versucht hatte, uͤber ein an der Graͤnze aufgestelltes Kavallerie⸗Regi⸗ ment die Oberhouͤnd zu gewinnen, um sich mit General Paez in Cordova zu vereinigen. Was aus dem Obersten geworden war, hatte man nicht erfahren.

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Berlin, 6 MaJrz. Nach Inhalt des heutigen Mili⸗ tair⸗Wochenblattes haben des Koͤnigs Majestaͤt dem General⸗ Major und Chef des zweiten Landwehr⸗Regiments, Fuͤrsten von Putbus, den Charakter als General⸗Lieutenant zu er⸗ theilen geruht.

Aus Koͤln vom 1. Maͤrz wird gemeldet: Der Rhein hatte gestern die Hoͤhe von 22 Fuß 9 Zoll des hiesigen Pe⸗ gels erreicht. Seitdem ist das Wasser um 1 Fuß 5 Zoll ge⸗ Das Eis des Mains und ein Theil der Eisdecken der Nacht vom 27sten auf den 28.

des Oberrheins kam in

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145 weniger, als im Jahre zuvor;

St. Goar sind theils sehr beschaͤdigt, theils hoch mit Eis be⸗ legt. Zu Mainz war gestern die Ueberfahrt uͤber den Rhein schon wieder hergestellt; man war schon beschaͤftigt, die Bruͤcke wieder aufzuschlagen. Das Eis des Mains und des Oberrheins war ruhig, und zwar letzteres in kleinen Stuͤcken, vorbeigetrieben. Alle Eisberge auf den Ufern waren wie weg⸗ gezaubert. Der Niederrhein ist jetzt frei von Eis. Der Aufbruch der Eisdecke bei Wesel soll daselbst nicht nur den Krahn zertruͤmmert, sondern auch sonst große Verheerungen angerichtet haben. Von Nymwegen haben wir Bericht, daß dort in der Nacht vom 26sten zum 27. Februar das Eis der Waal sich in Bewegung setzte und ruhig forttrieb, ohne wei⸗ teres Ungluͤck, als daß das Wasser in den unteren Theil der Stadt drang. Am 27sten um 11 Uhr Vormittags stand das Wasser 22 Fuß hoch und war im Fallen. . E1ö1“ 1 In der Beilage zu Nr. 62 dieser Zeitung befindet sich ein ans der Koͤnigsberger Zeitung entlehnter Aufsatz „uͤber die Schwalben“, worin die Richtigkeit der Behauptung, daß sich die Schwalben im Herbste ins Wasser versenken und nach gehaltenem Winterschlafe wieder aus demselben hervor⸗ kommen, bezweifelt wird. In Folge dieses Aufsatzes ist uns von sehr verehrter Seite ein Schreiben zugegangen, welches wir im Nachstehenden, seinem ganzen Inhalte nach, zur Kenntniß unserer Leser zu bringen uns verpflichtet halten: „Ich kann Ihnen uͤber den Winterschiaf der Schwalben aus eigener Erfahrung einige Mittheilungen machen, die auf das Bestimmteste allen Zweifel daruͤber loͤsen. Zweimal sind mir Schwalben gebracht worden, die beim Fischen unter dem Eise mit herausgezogen waren. Das erstemal war es, glaube ich, eine Hausschwalbe. Sie befand sich ganz in dem Zu⸗ stande der Erstarrung. Ich legte sie in eine etwas erwaͤrmte Ofenroͤhre und blieb dabei stehen, um zu beobachten, ob sie wohl ins Leben zuruͤckkehren wuͤrde. Dies geschah auch wirk⸗ lich; denn nicht lange Zeit darauf kam die Schwalbe aus der Ofenroͤhre herausgetaumelt und flog gegen das Fenster, lebte aber nur eine halbe Stunde. Ein oder zwei Jahre darauf erhielt ich auf gleiche Weise wieder eine Schwalbe. Dies war eine Hausschwalbe. Da man mir gesagt hatte, daß dergleichen Schwalben, wenn man sie im Wasser und allmaͤlig ins Leben rufe, auch lebend blieben: so nahm ich eine Schuͤssel mit kaltem Wasser, legte die erstarrte Schwalbe hinein uͤnd setzte sie in die nur wenig erwaͤrmte Ofenroͤhre. Etwa nach einer Stunde lebte die Schwalbe auf und blieb mehrere Tage am Leben. Aus welcher Ursach sie demnaͤchst starb, weiß ich nicht; vielleicht vor Hunger. Eine dritte Erfahrung bestaͤtigt die beiden ersten aufs vollkommenste. Im Fruͤhling, nachdem vorher lange sehr kuͤhles und trocknes Wet⸗ ter gewesen war, und sich bis dahin immer nur noch ein⸗ zelne Schwalben gezeigt hatten, die keinen Sommer aus⸗ machen, wie man zu sagen pflegt, fuhr ich an einem gro⸗ ßen Landsee vorbei, um das Gras auf den Wiesen in Augen⸗ schein zu nehmen, von welchen dieser See umgeben war. Der erste schoͤne Morgen war es, das Wetter ganz still und der Himmel heiter. Gegen Mittag indeß bewoͤlkte sich der Himmel und es fiel ein sehr sanfter, warmer Regen. Etwa eine Stunde hatte dieser gedauert, als ich zufaͤllig wieder an die Ufer des Sees zuruͤckkam. Hier fand ich nun eine große Menge Schwalben, waͤhrend ich vorher nicht Eine gesehen hatte; sie saßen hart am Rande des Wassers und sahen ganz rauh und krank aus; keine flog in die Luft, und erst dann flogen sie auf, wenn ich ganz nahe an sie heran kam, setzten sich aber auch gleich wieder. Den folgenden Tag war die ganze Gegend mit Schwalben angefuͤllt. Es war die Haus⸗ schwalbe. Alle meine Beobachtungen, die ich in der Folge hieruͤber anstellte, haben es mir bestaͤtigt, daß die Schwal⸗ ben im Wasser den Winterschlaf halten, und mir ist keine Erscheinung bekannt, die das Gegentheil vermuthen ließe. Noch muß ich bemerken, daß die Schwalben sich hoͤchst wahrscheinlich nicht blos im stehenden Gewaͤsser, sondern auch in Stroͤmen im Herbste untertauchen, und daß ich beobachtet habe, wie die aus den Stroͤmen zeitiger aus ihrem Winter⸗ schlafe hervorgehen, als die anderen; auch daß ich die ersten Schwalben, welche sich oft 14 Tage fruͤher zeigen, als die große Masse, haͤufig da zuerst gesehen habe, wo sich zusam⸗ mengelaufenes Regenwasser in große Seen oder Fluͤsse er-⸗

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