1830 / 67 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

verkuͤndigte bald darauf die Ruͤckkehr Sr. Maj. in die Tui⸗

Re;e-n Gazette de France aͤußert sich uͤber die Thron⸗ Rede in folgender Art: „Wir haben so eben die einfachen aund wuͤrdigen Worte vernommen, in welchen der Koͤnig seine vaͤterlichen Absichten und die Lage der Ang legg heiten des Landes seinem Volke verkuͤndigt hat. So viele Sorgfalt fuͤr das oͤffentliche Wohl darf nur von den gesetzgebenden Gewalten unterstuͤtzt werden, um den Erwartungen eines gu⸗ ten Koͤnigs und den Hoffnungen einer großen Nation in entsprechen. Und doch werden leider Hindernisse zur Errei⸗ chung aller dieser Wohlthaten in den Weg gesteltt. Es gteht nichts Lehrreicheres fuͤr ein Land, wo der Einfluß 4 oͤffent⸗ lichen Meinung sich in dem Gange der Staats⸗Angelegen⸗

heiten verspuͤren laͤßt, als Untersuchungen daruͤber anzustellen,

welche Maͤnner denn eigentlich auf solche Weise den Koͤnig von seinem Volke zu trennen suchen. Haben diese Maͤnner Beweise der Aufrichtigkeit ihrer Gesinnungen und ihrer Liebe fuͤr das allgemeine Beste gegeben? Werden sie nicht vielmehr von dem Parteigeiste, von strafbaren Interessen und verderb⸗

lichen Grundsaͤtzen geleitet? Bieten sie, die sich fuͤr so ver⸗

fassungsmaͤßig, so aufrichtig zugethan den Volksfreiheiten, so unbeugsam in ihren Meinungen und Grundsäͤtzen ausge⸗ ben, durch ihr politisches Betragen Buͤrgschaften fuͤr die Reinheit ihrer Absichten? Welche Vorwuͤrfe hat man denn bisher dem Ministerium machen koͤnnen? Keine, als daß es muthmaßlich die Absicht hege, die Charte zu ver⸗ nichten und auf Staatsstreiche zu sinnen. Werfen wir einen Blick auf die Baͤnke der neuen Opposition, die sich gegen ein tadelloses Ministerium gebildet hat. Das Privatleben unserer Staatsmaͤnner achten wir mehr, als irgend einer, aber uͤber ihr oͤffentliches Leben duͤrfen wir uns frei aus⸗ sprechen, und diejenigen, die seit 6 Monaten in dem: fruͤhe⸗ ren Leben der Minister einen Grund zur Rechtfertigung ihrer vorgeblichen Besorgnisse finden, geben uns selbst das KRecht, in ihrem bisherigen politischen Betragen das Geheim⸗ niß ihres jetzigen zu suchen. Auf den Baͤnken der aͤußersten linken Seite sitzt Herr v. Lafayette, der Mann, der an der Spitze der bewaffneten Pariser National⸗Garde ein Zeuge

aller Verbrechen der Revolution und der Kerkermeister

Louis XVI. war; ferner Hr. B. Constant, der Befoͤrderer der Prosecriptionen des Fructidor, der am 19. Maͤrz noch schrieb, man werde ihn nie als Fluͤchtling von einer Macht zur anderen uͤbertreten sehen, und schon wenige Tage spaͤter in den Kaiserl. Vorzimmern die Freiheit gegen die Tyrannei vertauschte; Hr. Etienne, der Censor unter der Rovigoschen Polizei; Herr Bignon, der Verfechter der Diktatur; Herr Mächin, der bei seiner Anwesenheit in Casn das um Brod bettelnde Volk mit Kolbenstoͤßen behandeln ließ; Herr Söéba⸗ stiani, mit dem Beinamen: der liberale Pascha; Herr Bertin de Vaux, der Mann der Palinodien, von dem man behaupten kann, daß er heute nicht eine Person, nicht eine Sache sobt, die er nicht gestern getadelt haͤtte; Herr Dupin der Aeltere, der, nachdem er den Thronhimmel bei der Prozession von Säint Acheul tragen geholfen, die Consultaton gegen die Jesuiten unterzeichnet hat. Wer wuͤßte mit einem Worte hicht, daß fast die ganze linke Seite, die, wo es auf Frei⸗ heit ankommt, so gewaltige Anspruͤche macht, nur aus den Truͤmmern des Kaiserl. Despotismus und der Militair⸗Re⸗ gierung zusammengesetzt ist. Auf den Baͤnken des linken Fencetüme bemerken wir vor allen andern Herrn Royer⸗Col⸗ lard, den Doctrinair ohne Doctrinen, der den Skandal der Palinodien fast eben so weit, als das Journal des Débats, getrieben hat und ein wuͤrdiger Alltirter der Herrn Bertin de Vaux und Benjamin⸗Constant ist. Im rechten Cen⸗ trum endlich erblicken wir den wichtigen Herrn Agier, der, nachdem er sich mehrere Jahre hindurch als Muster des Ultraismus gezeigt, die personifizirte Partei der Ab⸗ truͤnnigen ist. Dies waͤre also die Opposition, welche die Loyalitaͤt eines Koͤnigs von Frankreich in Frage stellt und ihm zu Ministern, an die Stelle gewissenhafter und achtba⸗ rer Maͤnner, Verfechter des Despotismus, der Anarchie und der Palinodien, die alle Parteien verrathen und mit allen

Meinungen ihr Spiel getrieben haben, aufbuͤrden moͤchte.“ In Nantes ist am 28. v. M. der ministerielle Kandi⸗ dat, Baron Dudon, an die Stelle des in die Pairs⸗Kammer eingetretenen Grafen Donatien de Sesmaisons mit 133 Stimmen unter 254 zum Deputirten gewaͤhlt worden; sein Mitbewerber, Herr von Vatimesnil, erhielt 109 Stimmen; die uͤbrigen zersplitterten sich. Einen Auszug aus der Rede des Herrn Dudon bei der Eroͤffnung des T

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Wahl⸗Kollegiums 114*“

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Sn 2 1½11b1N18 E1öq ö’“” 81 * Großbritanien und Irland. Parlaments⸗Verhandlungen. Wir haben ans den

(vorgestern erwaͤhnten) Verhandlungen des Unterhauses uͤber den Antrag des Lord J. Russel, den Staͤdten 2ꝙ

Birmingham und Manchester Wahlrechte zu verleihen, nach⸗ troͤglich noch Einiges aus der sich daran knuͤpfenden Debatte

der Herren Huskisson, Peel und Brougham mitzutheilen.

Herr Huskisson sagte zunaͤchst, er wuͤnsche sich in keine lange Diskussion uͤber den in Rede stehenden Gegenstand aus⸗ zulassen, koͤnne ihn aber nicht ganz mit Stillschweigen uͤber⸗ gehen. Dem Amendement des edlen Lords (Sandon) muͤsse er seine Beistimmung versagen; denn dieser mache, anstatt ein Mittel anzugeben, dem großen und anerkannten Uebel abzu⸗ helfen, den Vorschlag, die Wahlfreiheit den großen Manu⸗ faktur⸗Staͤdten erst dann zu uͤbertragen, wenn sich drei Burg⸗ flecken eines großen Verbrechens wuͤrden schuldig gemacht ha⸗

ben. Es hinge also das Huͤlfsmittel gegen ein anerkanntes

Uebel von der Entdeckung eines großen Verbrechens ab. Er

erlaube sich, den edlen Lord daran zu erinnern, daß beide

Haͤuser uͤber den Punkt, die Entdeckung einer Schuld bei ei⸗ nem Burgflecken zur Bedingung einer Abhuͤlfe zu machen, sich niemals haͤtten verstaͤndigen koͤnnen, wovon Cast⸗Retford und Penryn hinlaͤngliche Beweise geliefert haͤtten. (Hoͤrt, hoͤrt!) Auf diese Art wuͤrde man also nie zum beabsichtigten Zweck gelangen. Ueber die sehr sorgfaͤltig ausgearbeitete Rede seines sehr ehrenwerthen Freundes (Herrn W. Wynn), die sich vorzuͤglich auf die große Gefahr einer Neuerung gruͤnde, brauche er sich nicht weitlaͤuftig auszulassen, da sie groͤßtentheils Stellen enthalte, die man in vielen in den letzten Jahren entweder gegen eine Parlaments⸗Reform oder gegen die Katholische Emancipation gehaltenen Reden schon gehoͤrt habe. (Hoͤrt! und Gelaͤchter). Sleichergestalt halte er es fuͤr uͤberfluͤssig, sich auf das weite Feld der Par⸗ laments⸗Reform zu begeben. In Betreff der aus der Union mit Schottland geschoͤpften Gruͤnde gegen den Antrag des edlen Lords (Russel) koͤnne er nicht umhin, zu bemerken, daß sie nur wenig Aufmerksamkeit verdienten, indem er sich erinnere, daß das Parlament, wo es zum Besten

des und fuͤr die wesentlichen Interessen des Staat

gewesen waͤre, von dem bloßen Buchstaben der Un

jederzeit abgewichen sey, und die Ueberzeugung hege, daß es dem gesunden Menschenverstande entgegen gehandelt seyn wuͤrde, ein anderes Verfahren zu beobachten. Bei der gro⸗ ßen Maaßregel in der vorjaͤhrigen Sitzung haͤtte man dast gethan. Sein sehr ehrenwerther Freund (Herr Peel) so sich erinnern, daß man, hinsichtlich des vom edlen Lord her gemachten Vorschlages, nicht in dem Grade von jener Akte abweichen wuͤrde, als es durch die Einfuͤhrung 100 neuer Mitglieder in das Haus bei Gelegenheit der gesetzmaͤßigen

Union mit Irland der Fall gewesen sey. (Hoͤrt, hoͤrt!) Durch Bewilligung einer Repraͤsentation fuͤr die großen Ma⸗ nufaktur⸗Bezirke, wuͤrde das Haus auf einmal dem gegen⸗ waͤrtig bestehenden Uebel ein Ende machen, und zu einer sol⸗ chen Reform⸗Maaßregel wuͤrde er mit Freuden seine Zustim⸗ mung geben. Gegen eine allgemeine Parlaments⸗Reform und Aenderung der alten Verfassung waͤre er von jeher ge⸗

wesen, und wuͤrde sich ihr, so lange er im Hause saͤße, auf

das allerentschiedenste widersetzen. Er sei uͤberzeugt, daß,

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wenn eine große Reform wirklich zu Stande kaͤme, die Sa⸗

chen wohl in guten und ruhigen Zeiten zwei oder drei Jahre lang recht gut fortgefuͤhrt werden koͤnnten; daß aber, wenn irgend eine große oͤffentliche Aufregung eintraͤte, ein gaͤnzli⸗ cher Umsturz der Verfassung und daraus entspringende Anar⸗ chie und Verwirrung, die entweder in die Tyrannei einer uͤbermuͤthigen Demokratie oder in militairischen Despotis⸗ mus ausarten muͤsse, die nothwendige Folge davon seyn wuͤ ede. Aus diesem Grunde waͤre er gegen eine allgemeine Reform. Leicht moͤge es seyn, alle einzelnen Theile eines so zusammen⸗ gesetzten Systems, wie die Englische Verfassung, von einander zu trennen, er zweifle aber daran, daß es menschlicher Klug⸗ heit moͤglich werden duͤrfte, diese einzelnen Theile wieder zu vereinigen, um so auf das Land einzuwirken, wie jetzt. In diesem Augenblicke frage es sich indessen nur, ob es gefaͤhrli⸗ cher sei, den ausgedehnten Manufaktur⸗Bezirken die Wahl⸗ freiheit zu bewilligen, oder nicht. Nun wuͤrde wohl nicht leicht Jemand bezweifeln, daß es hart fuͤr die Bevoͤlkerung dieser Bezirke sey, keine Repraͤsentanten zu haben, mit denen sie sich taͤglich besprechen, und die uͤber ihre theuersten Inter⸗ essen wachen koͤnnten? (Hoͤrt, hoͤrt) Gewiß wuͤrde die Bewilligung eines so nothwendigen Vorrechtes die Freiheiten Großbritaniens und seine Verfassung nicht in Gefahr bringen. Die Behauptung, diese wichtigen Bezirke seyen im Parla⸗ mente besser vertreten, weil sie im Unterhause keine Repraͤ⸗

haben; dann muͤßte die Sache e tragen und von diesem daruͤber N.

1“ u 8 8 1 sentanten haͤtten, sey ein Paradoxon, das gewiß keiner der edlen Herren vertheidigen werde. Sein sehr ehrenwerther Freund (Herr Peel) habe dem Hause vor einigen Tagen zu verstehen gegeben, daß er vielleicht in spaͤterer Zeit einmal seine Einstimmung dafuͤr geben werde, den Staͤdten Leeds, Birmingham und Manchester die Wahlfreiheit zu ertheilen. Er, (Herr Huskisson), sey der Meinung, daß wenn man dies einmal thun wolle, jetzt der rechte Augenblick dazu gekommen sey. Er fuͤrchte aber, daß, was auch das Haus hierin thun moͤge, es von einer anderen Seite her Widerstand finden wuͤrde. (Hoͤrt!) Er sey voͤllig der hier bereits vernommenen Meinung, daß in den Augen aller einsichtsvollen und wohl⸗ unterrichteten Maͤnner dieser Mangel an Repraͤsentation von Seiten der großen Manufaktur⸗Bezirke der groͤßte Flecken in der Geschichte Großbritaniens sey. Lord Liverpool haͤtte sich bei einer fruͤhern Gelegenheit auch dahin erklaͤrt, daß, wenn es der Krone uͤberlassen wuͤrde, einen Ort zur Ertheilung der Wahlfreiheit zu waͤhlen, diese irgend einer großen und volk⸗ reichen Stadt ertheilt werden muͤsse; der Meinung waͤre er (Herr Huskisson) damals beigetreten, und jetzt auch, glaube er, sollten künstliche Ruͤcksichten wirklichen praktischen Verbesserungen nie⸗ mals im Wege stehen. (Hoͤrt, hoͤrt!) Ihm scheine es nicht rathsam, daß sich das Parlament nicht eher zu wichtigen Maaßregeln entschließe, als bis es durch die Gewalt der Menge dazu genoͤthigt wuͤrde. Der edle Lord sey noch jung und wuͤrde

es wohl erleben, daß die Wahlfreiheit den großen Manufak⸗

tur⸗Bezirken zugestanden werden muͤßte. Er muͤsse offen be⸗ kennen, daß, seiner Ansicht nach, die Zeit sehr nahe sey, wo die Minister dem Hause eine solche Maaßregel, als zur Erhaltung und Sicherheit des Landes noͤthig, anempfehlen wuͤrden. (Hoͤrt!) Er glaube, es sey wenig Aussicht vorhanden, den besagten Staͤdten die Wahl⸗Freiheit durch den Verlust derselben von Seiten der verrotteten Burgslecken zu verschaffen, und wuͤrde dem edlen Lord vorschlagen, daß, wenn er die Erlaubniß er⸗ hielte, eine Bill einzubringen, er auf Ernennung eines Aus⸗

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schusses antragen möge, der uͤber deese Angelegenheit in Zu⸗

kunft zu entscheiden und dem Hause zu berichten haͤtte, wemmn

sich ein Burgflecken einer Bestechung wuͤrde schuldig gemoacht inem zweiten Ausschuß uͤber⸗

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Burgflecken sein Wahlrecht zu entziehen sey, in welchem Fall ohne Weiteres zur Vollziehung dieser Entscheidung geschritten werden muͤsse, ohne zu irgend einer anderen richterlichen Be⸗ hoͤrde seine Zustücht zu nehmen. (Hoͤrt) Dieses Verfahren waͤre nicht neu und faͤnde bei allen Wahl⸗Ausschuͤssen des Unterhauses statt, und ohne Beobachtung desselben saͤhe nicht ein, wie die Manufaktur⸗Bezirke jemals zum Wahir gelangen sollten, was er auf das eifrigste wuͤnsche. Aus angefuͤhrten Gruͤnden unterstuͤtze er des edlen Lords Antra mit dem er noch zufriedener gewesen seyn wuͤrde, wenn d Lord wie er (Herr Huskisson) neulich dem Hanse anem⸗ pfohlen haͤtte darauf wuͤrde angetragen haben, die Wahl⸗

Freiheit von East⸗Retford ohne Weiteres auf Birminghe

zu uͤbertragen; er hoffe indessen, daß, wenn er und der edle

Lord auf dem Wege, den sie betreten, sich auch biswe len von einander trennten, sie doch am Ende ihrer Reise an Einem Punkte wieder zusammentreffen wuͤrden. (Hoͤrt, Hoͤrt!) An die Rede des Hrn. Huskisson schlossen sich die kurzen Bemerkun⸗ gen einiger anderen Mitglieder an, worauf Herr Peel sich erhob und sagte: 88.

„So lange ich im Parlament meinen Sitz einnehme, habe ich, so oft auch das Haus mit einer Diskussion uͤber Reform be⸗ schaͤftigt war, doch selten oder gar nicht an der Debatte uͤber diese Frage Theil genommen Da ich immee bemerkte, daß der Gegen⸗ stand von uͤberaus talentreichen Maͤnnern besprochen wurde, so begnuͤgte ich mich damit, mein stillschweigendes Votum abzugeben. Inzwischen habe ich doch, wiewohl ohne aktive Theilnahme daran, die Frage nicht als Partei⸗Mann behandelt, sondern als Zeuge von allen Seiten erwogen, und wurde dadurch in der Ueberzeugung bestaͤtigt, die mir die maͤchtigen Argumente Burke's und meines Freundes Canning beigebracht hatten. Beide haben bewiesen, daß es hoͤchst gefaͤhrlich fuͤr die Constitution ist, eine Reform einzu⸗ fuͤhren, die auf demokratischen Prinzipien beruht. Canning na⸗ mentlich hat dargethan, daß die Verfassung dieses Hauses auf Vor⸗ schriften begruͤndet ist, welche einen Theil der Constitution aus⸗ machen. Unsere Legislatur besteht aus dreien Zweigen, von denen das Unterhaus nur einen ausmacht; fuͤhren wir nun eine Reform ein, so verleihen wir diesem Hause dadurch ein Uebergewicht und eine Macht, die sich mit der Verfassung des Oberhauses und mit unserer beschraͤnkten Monarchie nicht vertraͤgt. Es ist zwar ge⸗ sagt worden, eine Reform wuͤrde den Erfolg haben, daß eben so⸗ wohl jeder Kriegs⸗Anlaß, als alle unnuͤtze Verschwendung von öͤffentlichen Geldern vermieden wird; ich muß jedoch einen sol⸗ chen Erfolg sehr bezweifeln. Das Beispiel freier Republiken in

fruͤheren Zeiten giebt uns eben keine Beweise davon, daß das

Volk, wo es regiert, immer den Wunsch hege, Krieg zu vermei⸗ den; Genug und Venedig duͤrften uns schwerlich davon uͤberfuͤh⸗ 8 1 1““ u“

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entschieden werden, öb dem

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ren, daß Volks⸗Regierungen immer die besten seyen. Ich kan

auch durchaus nicht glauben, daß die Kriege Sbonzenchihne im Widerspruche mit der allgemeinen Gesinnung gefuͤhrt worden seyen. Es mag wohl Perioden gegeben haben, wo das Volk des Krieges uͤberdruͤssig wurde; im Allgemeinen hat es jedoch immer danach begehrt Ich haobe die schoͤne Rede gelesen, die Burke im Jahre 1780 an seine Konstituenten in Bristol gehalten hat; als Kandidat dort bei der Wahl auftretend, gelang es ihm nicht, die Stimmen der Waͤhler wieder fuͤr sich zu gewinnen, weil ihm zum Vorwurfe gemacht wurde, er habe Alles gethan, die Regierung von einem Kriege abzureden: Burke verlor aus diesem Grunde seine Popularitaͤt und die Vota seiner Konstituenten. Wer wird etwa behaupten wollen, daß im Jahre 1793 der Krieg wider den Willen des Landes gefuͤhrt wurde? Ich erinnere nur daran, daß For eine den Krieg mißhilligende Resolution damals in Antrag brachte und nicht mehr als 36 Mitglieder zu seiner Unterstuͤtzung fand; 278 aber waren wider den Antrag. Dies wird hinreichend be⸗ weisen, daß das Volk den Krieg wuͤnschte, und daß das Parlament es nicht gegen seine Beistimmung in den Krieg hinein zog. Wenn uͤbrigens irgend etwas mich in der Meinung, daß das Haus nicht besser als jetzt konstituirt zu seyn brauche, noch mehr be⸗ staͤtigen koͤnnte, so waͤre es die Rede eines ehrenwerthen und ge⸗ lehrten Mitgliedes, (Dr. Lushington) welches gesagt hat, daß das Haus bei allen Gelegenheiten, wo es auf Verbesserungen ankomme, sich denselben geneigt zeige. Denn wenn das Parlament alle un⸗ sere Institutionen verbessert, ohne bei sich selbst eine Reform ein⸗

zufuͤhren, so ist das nur ein Beweis, daß der Geist eines verstaͤn⸗

digen Fortschreitens und Verbesserns in dieses Haus schon einge⸗ drungen ist, und eine leere Behauptung muß man es nennen, wenn die Meinung aufgestellt wird, daß dazu erst eine Reform des Hauses selbst noͤthig sey. Ich moͤchte sogar behaupten, daß dieses Haus unter keiner andern Verfassung so sehr als jetzt den Wunsch hegen koͤnne,alle in den verschiedenen Verwaltungszwei⸗ gen bestehenden Mißbraͤuche abzuschaffen. Betrachte man in die⸗ ser Hinsicht nur einmal einen andern Staagt, wo allgemeine Volkswahlen eingefuͤhrt sind. mir hat sich diese Betrach⸗ tung erst kuͤrzlich bei einer Frage aufgedrungen, die das ch⸗ renwerthe Mitglied fuͤr Clare (Herr O'Connell') mir vor⸗ legte) und es weeden sich ganz eigene Resultate ergeben. Ich hege die groͤßte Achtung gegen die zunehmende Wohlfahrt

der Vekeinigten Staaten, allein wuͤrde wohl das Britische Unter⸗

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haus jemals eine Parlaments⸗Akte durchgehen lassen, wie die in dem Staate Georgien passirte, die unter dem Vorwande, daß die Gesundheitssicherung es erheische, eine Quarantaine von 40 Tagen allen Schiffen auflegt, die einen Farbigen am Bord haben?“ (Der Minister las hier das in Heorgien erschienene Gesetz vor, worin es unter Anderm heißt, daß Jeder, der einen Sklaven schreiben oder lesen lehrt, durch Auflegung einer Geldbuße, Peitschenhiebe oder Einsperrung beslraft werden soll’. „Schwerlich duͤrfte das Unterhaus Jemanden so bestrafen wollen, der cinen freien Farbigen lesen oder schreiben lehrt. Darum, das heißt, wenn ich die Wirkungen einer popnlairen Repraͤsentation mit denen unserer alten Landes⸗Verfassung vergleiche, kann ich meines Theils mich der Gefahr nicht aussetzen wollen, die Vortheile einzubuͤßen, die das Land von einem in der gegenwaͤrtigen Weise konstitnirten Un⸗ terhause hat, um Neuerungen zu erlangen, deren Nutzeen noch sehr problematisch ist. Wus nun insbesondere den Vorschlag des edlen Lord (Russel) anlangt, so lassen sich dagegen sehr große Einwuͤrfe erheben. Er will dem Hause 6 neue Mitglieder als Repraͤsentan⸗ ten dreier großen und reichen Staͤdte geben, und damit die Zahl der hier befindlichen Mitglieder sich nicht vermehre, will er es dadurch wieder ausgleichen, daß er dreien Burgflecken, die sypaͤter der Corruption uͤberwiesen werden, das Wahlrecht zu nehmen vorschlaͤgt. Nun glaube ich aber in der That, daß es ein nicht zu rechtfertigender Eingriff in die Vorschriften der Schottischen Union seyn wuͤrde, wenn man die Zahl der Englischetz wepraͤsen⸗ tanten vermehrte, ohne denen von Schottland ein aͤhnliches Ge⸗ gengewicht zu verleihen. Wenn Schottland nun auftraͤte und sagte: 2er habt sechs neue Englische Repraͤsentanten gemacht, ich verlange fuͤr mich dasselbe Recht,““ was wuͤrde das Haus wohl dagegen einwenden koͤnnen? Schwerlich duͤrfte es auch in England bei den sechs Mitgliedern allein sein Bewenden haben; andere Sraͤdte wuͤrden bald eben so gut, wie die vorgeschlagenen drei, ihre Repraͤsentanten verlangen. Auch ist des edlen Lords Vorschlag dem Verhaͤltnisse des Unterhauses, als eines Zweiges der Legislatur, durchaus nicht anpassend. Ueberzaͤhlige Parlaments⸗ Mitglleder, im Voraus fuͤr kuͤnftig eintretende Zufaͤlligkeiten be⸗ schafft, kommen mir in der That sehr neu und seltsam vor. Da es fuͤr Ueberzaͤhligkeit keine Norm geben kann, so werden sich da⸗ fuͤr, wie fuͤr andere uͤberzaͤhlige Stellen, eine Masse von Suppli⸗ kanten finden, und es wuͤrde sich dann mit Recht fragen, warum nicht neun und mehr uͤberzaͤhlige eben so gut, als sechs? Dee Red⸗ ner erklaͤrte sich hierauf fowohl gegen den urspruͤnglichen Vorschlag, als gegen das Amendement (des Lord Sandon) und machte endlich dem General Gascoyne, der dem Minister heute wieder seine vor⸗ jaͤhrige Unterstuͤtzung der katholischen Frage vorgeworfen hatte, be⸗ meeklich, daß er seldst (der Generaly seinen fruͤheren Grundsaͤtzen untren geworden sey, indem er heute die Frage einer partiellen Parlaments⸗Reform unterstuͤtze. Schließlich antwortete er auf die Aufforderung, daß er, um popnlair zu bleiben, den gemachten An⸗ trag unterstuͤtzen moͤge: „Ein Minister hat immer die Mittelstraße zu beobachten; er darf weder als Werkzeug einer Partei sich ge⸗

Vergl. Nr. 64 der Staats⸗-Zeitung.

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