1830 / 68 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 10 Mar 1830 18:00:01 GMT) scan diff

eeen v hervorbringen, die von Vielen auf das sehnlichste gewuͤnscht wird. Eisenbahnen und locomotive Maschinen (heißt es in dem⸗ selben Blatte) haben in der letzten Zeit die Aufmerksam⸗ keit des Publikums sehr leshaft in Anspruch genommen. So erfreulich auch der sich allgemein zeigende Unternehmungsgeist ist, der sich beeilt, neue Erfindungen in s Leben treten zu las⸗ sen, so ist es doch ein Ungluͤck fuͤr unser Land, daß man in dergleichen neuen Unternehmungen weder Maaß noch Ziel kennt und haͤufig, anstatt Nutzen einzuaͤrndten, sich bedeuten⸗ dem Verluste aussetzt. So ist es z. B. mit den Kanalen der Fall, welche, durch die oft blinde Eifersucht der verschie⸗ denen Staaten hervorgerufen, das Land in allen Richtungen durchkreuzen. Es giebt deren freilich, die mit Weisheit an⸗ gelegt und gewinnbringend sind, aber mit wie vielen anderen ist es der entgegengesetzte Fall. Was die Banken in den Vereinigten Staaten betrifft, so ist es allgemein bekannt, daß in dieser Hinsicht derselbe Geist waltete, bis fast keine einzige Pro⸗ vinz mehr uͤbrig war, die nicht ihre eigene Bank besaß. Noch jetzt sind nur zu viele Personen vorhanden, welche in Folge der Verluste leiden, die ihnen aus den Fallissementen dieser gwergaͤhnlichen Anstalten entsprangen. Jetzt scheint es uns, daß die Reihe an die Eisenbahnen und locomotiven Wagen gekommen ist. Schon beschaͤftigen sich mehrere Staaten in dieser Hinsicht mit kostspieligen Plaͤnen, wobei zu befuͤrchten ist, daß die Auslagen groͤßer seyn werden, als die einst zu erwartenden Einnahmen. Wir sind gewiß fuͤr alle inneren Verbesserungen; es kann aber auch des Guten zu viel ge⸗ schehen. Eine Norfolker Zeitung enthaͤlt einen Artikel uͤber ddie Kultur der weißen Mohn⸗Pflanze, in welchem dargethan wird, daß das Klima und der Boden von Virginien, Geor⸗ gien und den beiden Carolina's dem Anbau dieser Pflanze Vvorzuͤglich guͤnstig seyen, und daß man in der Naͤhe von Norsolk von jeder Pflanze beinahe um die Haͤlfte mehr Opium gewonnen habe, als es in der Tuͤrkei gewoͤhnlich der

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ar 9 Berlin, 9. Maͤrz. Die monatliche Sitzung des Ver⸗ eeins fuͤr Gewerbfleiß fand gestern statt. Nachdem sie, wie gewoͤhnlich, durch Vorlesung des Proto kolls und Proclama⸗ tion der neueir Mitglieder eroͤffnet worden, kamen zuvoͤrderst die Berichte der Kommission zur Revision der Rechnungsle⸗ guͤng uͤber den Kassen⸗Abschluß fuͤr das Jahr 1829 und uͤber die Vertheilung der Verhandlungen zum Vortrag, und hier⸗ auf folgten die Berichte der verschiedenen Abtheilungen, naͤm⸗ lich: uͤber einen von dem Herrn Bau⸗Conducteur von Hart⸗

mann gemachten Vorschlag zu einem Rotationsgestaͤnge; uͤber

die von Sr. Exc. dem Herrn Ober⸗Praͤsidenten Sack gemach⸗ ten Mittheilungen, betreffend die Production der reinen Es⸗ sigsaͤure aus Holzessig, den Gebrauch der Thierkohle bei der Rafsinirung des Zuckers, die Fabrication des kuͤnstlichen Wall⸗

raths und die Lithographie und deren Vervollkommnung;

uͤber die von dem Herrn Hanewald zu Quedlinburg einge⸗

reichten Proben von Obstwein und Runkelruͤben⸗Syrup; uͤber

einen Antrag des Kuͤsters und Schullehrers Goͤtze in Stuͤcken,

die von dem Verein herausgegebene Anleitung zum Seiden⸗

bau neu aufzulegen; uͤber zwei von dem Hrn. Moͤckel in Hirsch⸗ berg eingesandte Modelle von Riethen; uͤber eine Anfrage der

naturforschenden Gesellschaft zu Goͤrlitz, in welchen Hitzgraden das

Backen der Cocons geschehen muͤsse; uͤber die Versuche des Spa⸗

nischen Oberst⸗Lieutenants Hrn. Zehnpfenning, die Seidenraupen

mit den Blaͤtrern der Scorzenera hispanica zu fuͤttern, und

die Beschaffenheit einer Probe Seidenzeug aus der Seide

von mit den Blaͤttern des rothen Maulbeerhaums gefuͤtter⸗

ten Naupen. Ferner wurden vorgetragen: ein Schreiben der

Herren Metzges und Soͤhne zu Geldern, womit sie ein Mo⸗

dell zu einem Rahmen zum Trocknen durchnaͤßter Tuche in

einem kleinen Raume eingereicht haben; eine Mittheilung des

Bau⸗Conducteurs Herrn von Hartmann, wegen verschiedener

von ihm gemachten neuen Erfindungen, namentlich eines Dach⸗

verbandes, ohne Balken, um Raͤume zu uͤberspannen, wo

diese hinderlich sind; einer progressiv wiederkehrenden Bewe⸗

gung bei Maschinen, wo die letztere durch Krummzapfen be⸗

wirtt wird, anwendbar; einer Vorrichtung bei Haͤnge⸗ oder

Kettenbruͤcken, um sie weniger, wie bisher, durch ihr eigenes

Gewicht zu belasten; einer Vorrichtung, um doppelte Eisen⸗

bahnen mit drei Parallel⸗Schienen zu konstruiren; Erlaͤute⸗ rungen des Herrn Johannes Rappe zu Dortmund uͤber die n8 88 angegebene Feuerspritzen⸗Einrichtung. Hr. Dr. Wit⸗

89G d. einen Aufsatz uͤber die Bleiglasuren in technisch⸗

hemifcher und polizeilich⸗medizinischer Beziehung, und trug

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Bau⸗Handwerker sind und der

1X““ v“ v v 8 Wesentliche daraus vor. Se. Excellenz der Herr Minister des Innern uͤbersandten dem Verein 40 Exemplare der Baurisse merkwuͤrdiger im Lande ausgefuͤhrter Bauwerke, nebst Text, um solche an diejenigen seiner Mitglieder zu vertheilen, die Hau⸗Handt Baukunst obliegen. Die na⸗ mentliche Liste der hierzu gehoͤrigen Mitglieder wurde bekannt gemacht. Herr Prechtl zu Wien, Ehren⸗Mitglied des Ver⸗ eins, hat demselben den ersten Band der von ihm herausge⸗ gebenen technologischen Enecyklopaͤdie zugesandt. Endlich legte der hiesige Buchbinder⸗Meister, Herr Schwarz, Proben von Gold⸗Borduren aus Papier vor, die sich durch ihre vorzuͤg⸗ liche Beschaffenheit auszeichneten und wohl geeignet erschei⸗ nen, die Franzoͤsischen Fabrikate dieser Art, welche hier bis jetzt allgemein gebraucht werden, zu ersetzen. b

Ueber die traurigen Freignisse, welche der Eisgang der Elbe fuͤr den Torgauer Kreis herbeigefuͤhrt hat, enthaͤlt 2. S 8 aus Oelzschau vom 3. d. M. folgende Nach⸗ richten:

bei flachen Ufern in diesen

„In den vielfachen Kruͤmmungen, welche die Elbe Gegenden macht, bildete sich zwi⸗

schen Belgern und Muͤhlberg am 1. Maͤrz ein Eisschutz, wo⸗

durch das Wasser zu einer noch nie gesehenen Hoͤhe getrieben ward, so daß es Abends 6 Uhr alle Daͤmme uͤberstieg, meh⸗

rere derselben sprengte, und der Strom mit den Eismassen

sich eine neue Bahn brach.

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Stunden weit in das Land hinein

Auf dem rechten Ufer wogte er uͤberschwemmte Ort:

schaften, welche an keine Gefahr dachten, setzte die Elbland⸗

schaft unter Wasser und bahnte sich einen Weg durch die Annaburger Heide nach der Elster. Das Detail von Un⸗

gluͤcksfaͤllen jener Gegend ist, da alle Communication unter⸗

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brochen, noch unbekannt, die Verheerungen muͤssen aber sehr groß seyn. Auf dem linken Ufer sprengte der Strom den im Jahr 1827 neu aufgefuͤhrten Pausnitzer Elbdeich und bil. dere sich, ungeheure Eismassen mit sich fuͤhrend, eine Bahn

uͤber 12 Ortschaften, von gewoͤhnlichen Inundationsbereich liegen und seit Menschen⸗ gedenken nur einmal, im Jahre 1784, ebenfalls am 1. Marz,

welchen die meisten außer dem

durch Ueberschmemmung heimgesucht worden waren, wo je⸗

doch das Wasser 1 ½ Ellen minder der Fall ist. seit den drei Tagen dieses Monats; von den meisten Ort⸗

einer Ortschaft, Staritz, konnte bis jetzt Huͤlfe geleistet wer⸗ den, nachdem von dem Stunden entfernten Stadtchen Bel⸗ gern ein Fahrkahn mit den dortigen Faͤhrleuten herbeigeholt war. Diesen wackern Leuten, die sich bereits bei dem Hoch⸗ wasser von 1828 sehr verdient gemacht haben, wie solches auch damals Allerhoͤchsten Orts belohnend anerkannt worden ist, gelang es mit beispielloser Anstrengung und augenschein⸗ licher Lebensgefahr, 108 Menschen vom Pietzich und Klein⸗

Baͤumen zugebracht; erstarrt vor Kaͤlte und

Unbeschreiblich ist die Noth und Bedraͤngniß

schaften ist noch keine naͤhere Kunde vorhanden, man sieht jedoch die Leute auf den Daͤchern sitzen und mit Tuͤchern wehen, angstvoller Huͤlferuf toͤnt durch die Luͤfte, aber nur

hoch stand, als es dermalen

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staritz zu retten, meist Weiber, Kinder und Greise, da die Maͤnner bei Vertheidigung der Deiche beschaͤftigt gewesen

und sich nur nach dem Rittergute Droͤschkay hatten fluͤchten koͤnnen, wo ihr Schicksal noch ungewiß ist. Jene Ungluͤcklichen hatten zum Theil eine, zum Theil zwei Naͤchte auf Daͤchern und

Hunger, den Todes⸗

krampf in den blassen Gesichtern, dankten sie sprachlos ihren edlen

Lebensrettern und langten mit Heißhunger nach den darge⸗ botenen Erquickungen. Vom Strom ganz weggerissen weiß man 8 Wohngebaͤude mit dazu gehoͤrigen Staͤllen, viele aber sieht man dem Einsturz nahe; an Vieh sind, soviel bis jetzt

bekannt, 82 Stuͤck daselbst ertrunken, in den meisten andern

Orten wird wohl wenig oder gar keines gerettet seyn. Die Vorraͤthe aller Art sind theils weggeschwommen, theils ver⸗ dorben, alle Geretteten besitzen nichts als ihre durchnaͤßten Kleider, und der Nothstand ist daher sehr groß. Auf Ver⸗ anstaltung der landraͤthlichen Behoͤrde sind zwar sogleich meh⸗ rere hundert Stuͤck Brodte herbeigeschaft worden, und von mehreren anderen Seiten, namentlich auch aus dem Koͤnig⸗ reich Sachsen, gehen Unterstuͤtzungen ein, aber die Zahl der Huͤlfsbeduͤrftigen ist zu groß. Auch die Prediger⸗Familie von besagter Ortschaft mußte aus dem obern Stockwerk mit einem noch nicht vom Scharlachfieber genesenen Kinde mit dem Kahn ge⸗ rettet werden und fand bei einem benachbarten Rittergutsbesitzer gleich vielen andern Verungluͤckten freundliche Aufnahme und Huͤlfe. Der Dorfrichter von Staritz war, den erhaltenen Anordnungen gemaͤß, bis auf den letzten Augenblick mit Ver⸗ theidigung der Elbdaͤmme beschaͤftigt gewesen waͤhrend ihm im Dorfe sein ganzer Viehstand 4 Pferde und 8 Stuͤck Rindvieh in den Staͤllen ertrank. Nur mit genauer Noth, bis an die Schultern im Wasser, konnte er seine Frau und das eigene Leben retten. Auf den Daͤchern meh⸗ rerer Haͤuser sieht man maͤchtige Eisschollen Iee. M an⸗

gang der Torgauer Elbbruͤcke fuͤrchten; auch sind in der That

I. fiel das Wasser bei uns gleich um einen Fuß.

ecerhalb Nymwegen, welcher gestern entstanden, wohl veranlaßthat.

hrige Naͤsse verursacht hat, nicht sehr vergroͤtern.

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deren Gebaͤuden welche massiv genug waren, um dem Strome und Andrang der Eisschollen zu widerstehen ist das Schwanken so arg gewesen, daß auf den obersten Dach⸗ ereaͤumen wohin sich die Bewohner gefluͤchtet die Lampe nicht hat auf dem Tisch stehen koͤnnen. Im ganzen Be⸗ reeich des Torgauer Kreises, 5 Meilen an der Elbe entlang, sst die Wassersnoth sehr groß trotz der anhaltendsten kraͤf⸗ tigsten Vertheidigung hat das Wasser ziemlich uͤber alle Daͤmme geschlagen und der Eisgang bei 20 Fuß Wasser⸗ hoͤhe am Pegel in Torgau ließ alle Augenblicke den Unter⸗

2 Joche so beschaͤdigt, daß die Passage gesperrt worden ist. Unterhalb Torgau hatte sich wieder ein Schutz in den vielen dortigen Kruͤmmungen gebildet; das Wasser ist zwar

aaugenblicklich etwas im Fallen, allein noch steht zu besorgen,

daß unterhalb Torgau sich die Schreckens⸗Scenen wiederholen werden, die oberhalb stattgefunden.

Folgendes ist der Auszug eines Schreibens aus Kieve

vom 1. Maͤrz: „Sehr groß waren unsre Besorgnisse; die

schon vor drei Wochen zu Essenberg und Offenberg erfolgten

Deichbruͤche ließen uns ein gleiches Schicksal erwarten, da

sich zu Orsoy, Buͤslich und am Grieter Kanal Eisdämme ebildet hatten und in hiesiger Gegend der Rhein noch so fest zugefroren war, daß noch in voriger Woche schwer belaͤ⸗

dene Wagen denselben passirten. Der Himmel hat uns aber beigestanden, und mit Gewißheit kann man jetzt wohl alle Gefahr gluͤcklich uͤberstanden erachten.“ Am 25. Februar fing der

Strom in der obern Gegend, von Orsoy an, sich mit einer

Wasserhoͤhe von 26 Fuß am Pegel in Bewegung zu setzen,

wogegen er hier nur zu 10 Fuß stand. Am Morgen des 2 ssten zeigte sich hier erst ein unbedeutendes Steigen, andert⸗ vpalb Zoll in der Stunde; allein am Nachmittag stieg das Wasser auf dem Strome schon um mehrere Fuß, uund es setzte sich die Eisdecke von Keeben bis unterhalb Mitlingen in Bewegung. Der Rhein war nun auch von cooben herab mit treibendem Eise bedeckt, welches ungehindert

forttrieb, jedoch mit so vielem Wasser begleitet, daß am 27. Morgens die Hoͤhe desselben bis Nr. 24. am Pegel kam. Indessen zu Nymwegen fand der Strom Widerstand, so daß daselbst das Wasser 4 Fuß hoch uͤber den Deich floß;

und am naͤmlichen Tage zwischen Zyflich und Nymwegen, in der Gegend der Tornschen Muͤhle auf Niederlaͤndischem Ge⸗ biete, einen Durchbruch von 15 Ruthen lang v stand gestern bis Nr. 23 am Pegel, und gegen Mitter⸗ nacht Nr. 22, welches weitere Fallen ein zweiter Deichbruch un⸗

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Nach Mitternacht ist auf dem Strome keine weitere Veraͤnderung eefolgt, und ist derselbe, nach den heutigen vom Deiche einge⸗ gangenen Berichten, nur noch mit wenigem Treibeis versehen. Durch jenen ersten Deichbruch ist unsere niedere Gegend bis

an die hiesige Stadt hin uͤberschwemmt worden. Dieses

Wasser wird aber nicht vielen Schaden anrichten, da in der Niederung wegen Naͤsse des vorjahrigen Sommers und Herb⸗

stez fast gar keine Wintersaat hat gesaͤet werden koͤnnen; wenn auch das wenige eingesaͤete durch das Wasser verdorben

werden moͤchte, so wird dies den Schaden, welchen A vor⸗ jen⸗ seits Deichbruͤche stattgehabt haben, ist hier noch unbekannt. Diesseits haben wir, aller Wahrscheinlichkeit nach, keine mehr

zu befuͤrchten, da unsere Deiche alle eine Hoͤhe bis Nr. 26

des Pegeis haben, und das Wasser durch die entstandenen Deichbruͤche genug Spielraum erhalten hat. Ein Schauspiel eigener Art, naͤmlich eine Inundation auf der Hoͤhe, hat sich hier vor drei Wochen bei dem ersten Thauwetter und vor acht Tagen bei dem zweiten dargestellt. Die Bewohner von Materborn *⁴) haben beidemal des vielen Schneewassers wegen, was von den Bergen kam und in die gefrorne Erde nicht eindringen konnte, mit ihrem Vieh die Flucht nehmen muͤssen. Das Wasser kam zu einer solchen Hoͤhe, daß es zwei Fuß hoch uͤber die neue Kunststraße zwischen Bellevue**) und dem Sternenbuͤschchen floß und bis an den oberen Rand der Gartenmauer von Bellevue stand. Die Communication fuͤr Fußgaͤnger mußte durch Karren bewerkstelligt werden.“

Im Verlage der Herrn Gebruͤder Gropius zu Berlin ist so eben ein sehr interessantes Kunstwerk unter dem Titel: „Beschreibung des Festes: der Zauber der weißen Rose“,

erschienen; dasselbe giebt in zwoͤlf schwarzen und ebenso viel

kolorirten Blaͤttern, von denen die ersten 18“ lang, 12“ hoch,

*) Ein nahe bei Kleve auf der Hoͤhe gelegenes Dorf. b

rn aber bei gleicher Laͤnge nur 11“ hoch sind, eine sehr genaue Darstellung des genannten Festes, welches zum Geburtstage Ihrer Majestaͤt der Kaiserin von N gnd, am 13. Juli 1829, zu Potsdam gegeben wurde. er Text, welcher auf 7 Blaͤttern, von der Groͤße der unkolorirten Li⸗ thographieen, auf das sauberste gedruckt ist, enthaͤlt zuerst das Namensverzeichniß der Subskribenten, und in einem Vorworte wird berichtet, daß das Fest aus 3 Abtheilungen bestand *). Die erste Abtheilung, welche im Freien statthatte und einem sehr großen Publikum den Mitgenuß gewaͤhrte, bildete das Caroussel; zur 2ten Abtheilung wurde eine Darstellung alle⸗ gorischer lebender Bilder gewaͤhlt, welche im Schauspielhause des neuen Palais nur dem Hofzirkel gezeigt wurde, und eben so war die 3te Abtheilung, ein Ball in den Festsaͤlen des Palais, nur diesem Kreise bestimmt. Diese 3 Abtheilungen standen in einem solchen Zusammenhange, daß sie ein Gan⸗ zes bildeten, welches den Namen: „der Zauber der wei⸗ ßen Rose“ fuͤhrte, wobei in jener Vorrede bemerkt wird, daß die Kaiserin schon in fruͤher Jugend die weiße Rose zu ihrem Sinnbild erwaͤhlt hatte. 18

Von den unkolorirten Lithographieen stellen die beiden ersten den Platz vor dem neuen Palais dar, mit der voͤlligen Decoration, den er am Tage des Festes erhalten hatte. Diese beiden Blaͤtter sind von der Hand des als Architektur⸗Maler hin⸗ laͤnglich bekannten Herrn E. Gaͤrtner, und wurde bei dem ersten der Standpunkt vor dem neuen Palais, bei dem zwei⸗ ten aber vor den Communs gewaͤhlt. Hieran schließen sich nun die kolorirten Lithographieen, welche die Fuͤrsten und Rit⸗ ter in der Kleidung, wie sie beim Caroussel erschienen, auf das treuste darstellen. Es sind dies 12 Blaͤtter, welche von Stuͤrmer gezeichnet und von Hosemann lithographirt wur⸗ den. Das erste Blatt stellt den Wappenkoͤnig mit seinen beiden Herolden und das zweite den ihm folgenden Zug der Trompeter vor, die uͤbrigen zehn Blaͤtter arhalten ein jedes die Darstellung eines der Fuͤrsten mit seinem Vorreiter, sei⸗ nen Rittern und Pagen. In dem untern Abschnitte jedes dieser Blaͤtter befindet sich in der Mitte das Schild des dar⸗ gestellten Fuͤrsten und zu den Seiten vier andere der ihn beglei- tenden Ritter, mit Gewinden von weißen Rosen zu einem zier⸗ lichen Ganzen verschlungen. Der obere Theil des Blattes ent⸗ häaͤlt in der Mitte das Panier des Fuͤrsten und zu den Seiten die Abzeichen seiner Ritter, wodurch uͤber das Detail der Kostuͤme ein sehr genauer Aufschluß gegeben wird.

Die bei der zweiten Abtheilung des Festes vorgestellten lebenden Bilder sind auf 9 Blaͤttern abgebildet, welche nach Angabe des Geheimen Ober⸗Bauraths Schinkel von J. Schoppe gezeichnet und lithographirt sind. Die Darstellung selbst, de⸗ ren Ausfuͤhrung von Herrn Gropius herruͤhrte, war von der Art, daß saͤmmtliche Bilder sich in einem Spiegel zeigten und eines in das Andere, ohne Fallen eines Vorhangs, uͤber⸗ ging. Zuerst erschien die Crinnerung. Sie ist auf dem ersten Blatte dargestellt. Waͤhrend sie sprach, wurde die Ansicht Berlins kenntlich, vor welcher allegorische Gestalten einen weißen Rosenstock pflegen und warten. Diese Darstellung nimmt das 2te Blatt ein. Das 3te Blatt stellt die Jahres⸗ zeiten vor, welche auf dem Grunde des Spiegels voruͤberflie⸗ gen. Hierauf wurde das Fissech erge sichtbar, um welches Fluß⸗Nymphen lagern, denen Nuͤbezahl erscheint. Diese Dar⸗ stellung ist auf dem 4ten Blatte enthalten. Das 5te Blatt zeigt Bellona, das 6te Helden in einem Lorbeerhain. Nun verwandelte sich die Scene in eine Darstellung von Moskau (Ttes Blatt), uͤber welcher eine Glanz⸗Gestalt schwebt. Alle diese Bilder waren mit erklaͤrenden Worten und Gesaͤngen begleitet, welche das vor uns liegende Werk in seinem Texte angiebt, und die sich auf das Schicksal der gefeierten Herr. scherin beziehen. Da indeß die Gegenwart nicht uͤber ihre Graͤnzen in das Gebiet der Zukunft schweifen darf, so erscheint nun Kronos (auf dem 8ten Blatte dargestellt), welcher sie mit seinem Sternenmantel deckt. Waͤhrend er vorschwebt, wird Aurora sichtbar. Sie ist auf dem 9ten Blatte dar⸗ gestellt. ö

Zur dritten Abtheilung des Festes 8 ein kolorirtes Blatt gehoͤrig, welches die innere Ansicht des sogenannten Grotten⸗ Saales und den Moment, wo die Preise ausgetheilt wurden, darstellt. Dies ist der Inhalt jenes Werkes, welches nicht nur ein schoͤnes Andenken des sinnvollen Festes, sondern auch, und namentlich in den Darstellungen der lebenden Bilder, sehr gelungene Blaͤtter liefert; auch dar wohl nicht die große Billigkeit des Preises unerwaͤhnt bleiben. Derselbe ward naͤmlich bei der Subscription auf 3 Louisd'or festgesetzt, waͤhrend Exemplare ohne Gold und Silber fuͤr 10 Rthlr. erlassen wurden. Jedem

v-») Eine vor dem Nassauer Thore der Stadt Kleve ge

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*) S Nr. 195 der vorjaͤhrigen Staats⸗Zeitung, worin von jenem Feste ausfuͤhrlichere Meldung geschehen ist.