1830 / 70 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 12 Mar 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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sogar die Majoritaͤt zu Theil geworden sey. Damals aber habe noch das rechte Centrum mit der rechten Seite gestimmt, waͤhrend dasselbe sich seit dem 8. August der Opposition in die Arme geworfen habe. Der Courrier frangais aͤußert sich uͤber die Zusam⸗ menstellung der Buͤreaus der Deputirten⸗Kammer in folgen⸗ der Art: „Diese Zusammenstellung scheint uns eine feste und ruhige Protestation gegen die Thron⸗Rede. Es ist dies das erstemal, daß an der Spitze der Buͤreaus auch nicht ein mi⸗ nisterieller Name glaͤnzt; kein einziger der Praͤsidenten oder Secretaire gehoͤrt der rechten Seite oder der Minister⸗Bank an. Alle sind aus dem linken Centrum, der linken Seite, oder dem unabhaͤngigen Theile des rechten Centrums genom⸗ mmen. Diesem letztern gehoͤren drei Buͤreaus unter dem Praͤ⸗ sidium der Herren von Bizemont, von Martignac und von St. Cricq an. Das linke Centrum hat zwei Buͤreaus fuͤr sich, welche von den Herren Cas. Périer und Royer⸗Collard praͤsidirt werden. Die vier uͤbrigen Buͤreaus gehoͤren den verschiedenen Nuͤancen der linken Seite, und an ihrer Spitze stehen die Hrn. Laffitte, Lafayette, Baron Louis und Cassaignolles. Die Kammer hat sonach gleich bei ihrem ersten Geschaͤfte eine bestimmte Farbe angenommen; sie hat bewiesen, daß sie fest entschlossen sey, in der Bahn der Verfassung vorzuschreiten, und daß sie sich von den Drohungen der Minister nicht ein⸗ schuͤchtern lasse.“

Die France nouvelle bemerkt uͤber denselben Gegen⸗ stand: „Der geringe Einfluß eines contre⸗revolutionnairen Ministeriums tritt mit jedem Tage deutlicher hervor; je mehr dasselbe seine Reihen zu verstaͤrken sucht, desto lich⸗ ter werden dieselben. In allen Sectionen der Deputirten⸗ Kammer hat sich seit einigen Tagen eine enschiedege Neigung zu der linken Seite gezeigt. Wir koͤnnen mit Bestimmtheit ankuͤndigen, daß mehrere Deputirte von demjenigen Verein des rechten Centrums, welcher sich bisher bei Hrn. v. Ber⸗ bis versammelte, jetzt zu der Fahne des Hrn. Agier geschwo⸗ ren haben; dagegen ist wieder eine Anzahl von Freunden die⸗ ses Letztern der Partei der linken Seite, die ihre Versamm⸗ lungen in der Straße Richelieu haͤlt, beigetreten. Ein sol⸗ ches Abspringen ist ganz natuͤrlich: je diktatorischer eine Re⸗ gierung verfaͤhrt, desto mehr entfernen sich von ihr alle un⸗ abhaͤngig gesinnten Maͤnner.“

Der Pair, Marquis von Lally⸗Tollendal, ist gestern fruͤh vom Schlage geruͤhrt worden. Bei der ihm sofort geleisteten Huͤlfe hofft man indeß, daß der Zufall keine weitern Folgen haben werde; heute Abend befand sich der Kranke in einem ziemlich befriedigenden Zustande. Herr von Lally war einer der sieben Pairs, welche der Kanzler zur Entwerfung der Adresse bezeichnet hatte. Nach dem ihm zugestoßenen Unfalle wurde er sofort durch den Grafen v. Panisse, welcher in der Pairs⸗Kammer mit ihm auf derselben Bank sitzt, ersetzt.

Man glaubt, daß der Graf Siméon den Bericht uͤber die Adresse der Pairs⸗Kammer abstatten werde.

Das Journal du Commerece will noch eine zweite

Abweichung in der Thron⸗Rede, wie solche von Sr. Majestaͤt gehalten, und wie sie durch den Druck bekannt gemacht wor⸗ den ist, bemerkt haben; der Koͤnig habe naͤmlich im letzten Paragraphen gesagt: „Ihr werdet die treulosen Einfluͤsterun⸗ gen, welche Uebelwollende zu verbreiten süuchen, mit Ver⸗ achtung zuruͤckweisen“; in der ersten Ausgabe der Ga⸗ zette faͤnden sich die Worte: mit Verachtung, nicht, wohl

aber in der zweiten, wogegen sie im Moniteur wieder weg⸗

gelassen waͤren. Es scheine hiernach fast, als ob in den Be⸗ rathungen uͤber die Thron⸗Rede jene beiden Worte von der

Maoritaͤt des Conseils verworfen worden waͤren, daß aber

spaͤterhin die Minoritaͤt dem Monarchen gerathen habe, sie nichts destoweniger auszusprechen.

Die constitutionnelle Majoritaͤt der Kammer beabstchtigt, zu Kandidaten fuͤr die Praͤsidentenstelle die Herren Royer⸗ Collard, Cas. Périer, Sebastiani, Delalot und Agier, die ministerielle Minoritaͤt aber die Herren von Pina, v. Chan⸗ telauze, Pardessus und Dupont zu waͤhlen. Der fuͤnfte Kan⸗ didat der letztern Partei ist noch unbekannt. .

Herr Marchal, Deputirter des Departements der Meur⸗ the, hat auf das Buͤreau der Deputirten⸗Kammer 16 Bitt⸗ schriften niedergelegt, die resp. von Bewohnern des Depar⸗ tements der Meurthe, der obern Pyrenaͤen, des Eure und Loir, der Seine, und der Stadt Metz unterzeichnet sind, und worin die Wiederherstellung der National⸗Garde, die Abschaffung des doppelten Votums und der siebenjaͤhrigen Zusammenstellung der Kammer, die Ueberweisung der Preß⸗ vergehen an die Geschwornen⸗Gerichte, eine groͤßere Verbrei⸗ tung des Elementar⸗Unterrichts, die Abschaffung der Todes⸗ krafe u. s. w. verlangt wird. 1

Die vier juͤngsten Mitglieder der Deputirten⸗Kammer,

5 Iu 2 22‿ 2 8 8 8 3 die als solche provisorisch die Sekretariats⸗Geschaͤfte zu besor⸗ gen haben, sind die Herren Berryer, von Lariboissière, von

Cormenin und von Balzac C(nicht Legendre, wie wir gestern

meldeten.)

Ein Schreiben aus Nantes, welches das Journal du Commerce mittheilt, berichtet, daß von dem dortigen Han⸗

delsstande nur neun Wahlmaͤnner dem Baron Dudon ihre Stimme gegeben haͤtten. Von den hiesigen Theatern hatte im Laufe des vorigen

Monats die staͤrkste Einnahme die komische Oper (78,705 Fr.),

die geringste der Cireus der Gebruͤder Franconi (20,800 Fr.).

Folgendes ist ein Auszug aus dem (gestern erwaͤhnten) 8

Schreiben, welches der Baron Mächin an den verantwortli⸗

chen Herausgeber der Gazette de France, Herrn v. Genoude,

erlassen hat: „Mein Herr; als einen Kommentar zu der Thron⸗ Rede haben Sie einen fuͤr die Majoritaͤt der Deputirten⸗ Kammer hoͤchst beleidigenden Artikel geliefert. (S. Nr. 68 der St. Z.) Mehrere meiner Kollegen werden darin nam⸗ haft gemacht, und auch mich nehmen Sie von ihren Laͤste⸗ rungen nicht aus.

das um Brodt bettelnde Volk mit Kolbenstoͤßen behandelt. Ich danke Ihnen, daß Sie eine Verlaͤumdung, die schon

oftmals, aber leider immer in so zweideutigen Worten vor⸗ gebracht worden ist, daß sie mir keine gerichtliche Verfolgung gestattete, endlich klar ausgesprochen haben. Die große Hun-: gersnoth, welche im Jahre 1812 im Departement des Cala herrschte, fuͤhrte

vados, das ich damals verwaltete, am 2. Maͤrz die Ereignisse herbei, die auf eine so seltsame Weise entstellt werden. lang mir Anfangs, die Gemuͤther zu beschwichtigen. aber war ich nach dem Praͤfektur⸗Gebaͤude

von Ihnen

und allerhand Unfug veruͤbte.

der von mir im Jahre 1811 gebildeten Ehren⸗Garde, zu wel⸗

cher noch 400 National⸗Gardisten stießen, gelang es mir end⸗ lich, die Ruhe wiederherzustellen, ohne daß auch nur ein ein⸗

ziger Schuß gefallen waͤre. Von den Unraͤhestiftern wurden sechs mit dem Tode bestraft, die uͤbrigen aber begnadigt.

Dies sind die Thatsachen, die ich nach amtlichen Aktenstuͤcken anfuͤhre, und welche die Richter, vor die ich Sie zu laden Wenn ich im Laufe meiner langen administrativen und politischen Laufbahn einige gluͤckliche Tage aufzaͤhlen darf, so gehoͤrt darunter unbezwei⸗ felt derjenige, an welchem es mir, ohne die Anwendung irgend einer, selbst rechtmaͤßigen, Gewalt⸗Maaßregel, gelang, eine

gedenke, zu wuͤrdigen wissen werden.

große Stadt vor der Pluͤnderung und einen Theil der Be⸗ wohner derselben vor den Folgen seiner eigenen Irrthuͤmer zu bewahren.“

Der diesseitige Botschafter beim Paͤpstlichen Stuhle, M. auf seiner

Graf von la Ferronnays, ist am 16ten v. Reise nach Rom in Turin angekommen.

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Die im Jahre 1750 von dem Koͤnige Stanislaus Lesczinsky in Nancy gestiftote Akademie hat an die Stelle des Generals Sokolniki den Verfasser der Geschichte der Polnischen Legio-

nen in Italien, Herrn Chodzko, zum Mitgliede gewaͤhlt.

Der Advokat Hr. Barthe hat sich gestern nach Tours begeben, um in dem Prozesse der Madame Courrier die Ver⸗

theidigung derselben zu uͤbernehmen. 9 8

W“ britanien und Ir 1a nd. d Parlaments⸗Verhandlungen. Als der Unter⸗

Staats⸗Secretair fuͤr die Flotte, Sir G. Clerk (wie gestern

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erwaͤhnt) die Ausgaben fuͤr die Marine zur Sprache brachte, sagte 8

er unter Anderm, daß seit dem Jahre 1821 folgende Reductio⸗ nen stattgefunden haͤtten: In der Admiralitaͤt seyen 14 Stel⸗

len mit einem Gehalte von 7015 Pfd. eingezogen worden; im Flotten⸗Zahlamte 24 Stellen mit einem Gehalte voon 10,800 Pfd.; im Flotten⸗Amte 37 Stellen mit 12,000 Pfd.; in den Ponton⸗Haͤfen 468 Stellen mit 88,630 Pfd.; in aus⸗ waͤrtigen Ponton⸗Haͤfen 29 Stellen mit 360 Pfd.; im Pro⸗ viant⸗Amte 48 Stellen mit 8000 Pfd.; in den verschiedenen Proviant⸗Magazinen 37 Stellen mit 5280 Pfd.; und endlich im Medizinal⸗Departement 8 Stellen mit 3600 Pfund. Durch diese Reductionen werde nicht weniger als ein Drittel

saͤmmtlicher fruͤheren Ausgaben in diesem Departement er⸗

spart. Auch haben sich die Reductionen nicht bios auf Sub⸗ altern⸗Beamten mit geringen Gehalten beschraͤnkt, denn eben so wie der Ausgaben⸗Betrag sey auch die Beamtenzahl um

ein Drittel vermindert worden. Im vorigen Jahee habe zwar die Anzahl der zum Dienst in der Marine bewi bes Leute nur 30,000 betragen; im Laufe des letzten Herbstes

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Hr. Möchin, sagen Sie, habe in Caön

Kaum zuruͤckge-⸗ kehrt, als das Volk sich aufs Neue zusammenrottete, sich des in den Muͤhlen befindlichen Getreides und Mehls bemaͤchtigte Mir blieben zur Erhaltung der Ruhe und Oroͤnung nur 40 Gendarmen; nichts desto weniger verbot ich den Gebrauch der Waffen, und mit Huͤlfe

habe man es jedoch, wegen der Ereignisse im Mittellaͤndischen Meere, fuͤr noͤthig erachtet, die Britische Macht auf jenem Punkte wesentlich zu vermehren. Daher sey gegenwaͤrtig die Anzahl der dienstthuenden Leute auf 32,000 und daruͤber angewach⸗ sen; inzwischen habe man auch, in Folge der juͤngsten Begebenhei⸗ ten, bereits wieder Befehl zur Zuruͤckberufung der nach dem Mittel⸗ laͤndischen Meere gesandten Verstaͤrkungen ertheilt. Da aber, ehe die Leute zuruͤckkommen und abgedankt werden koͤnnen, noch eine lange Zeit vergehen koͤnne, so habe man fuͤr das gegenwaͤrtige Jahr die Zahl der Dienstthuenden nicht unter 29,000 anschlagen kͤnnen. Auf die Bemerkungen verschie⸗ dener Mitglieder, und namentlich auch auf das Amendement des Herrn Hume, erwiederte Herr Peel: „Man verlangt von der Regierung zu wissen, warum sie die Zahl der dienst⸗ thuenden Leute in der Flotte seit dem Jahre 1817 so ver⸗ mehrt habe? Man duͤrfte indessen auch zugeben, daß es dem Vortheile des Landes nicht entsprechen wuͤrde, wenn die Mi⸗ nister die Ursachen gewisser Vermehrungen in gewissen Jah⸗ ren genau auseinandersetzen wollten. Ist es nicht begreiflich, daß es Gruͤnde geben kann, die, im genauen Zusammenhange mit dem Zustande unserer Seemacht sich befindend, zwar eine Vermehrung in diesem Departement vollkommen rechtfertigen, aber doch Stillschweigen uͤber diesen Punkt gebieten? In⸗ zwischen will ich doch, so weit es meine Pflicht erlaubt, den gewuͤnschten Aufschluß hier ertheilen.“ Der Minister beant⸗ wortete nun zunaͤchst die Frage, warum sich die Zahl der Dienstthuenden in der Flotte seit 1817, in wel⸗ chem Jahre sie nur 19,000 Mann betragen, um 10,000 Mann vermehrt habe. Das Haus, sagte er, haͤtte bereits fruͤher einmal erklaͤrt, es sey nothwendig, das Corps der Seetruppen auf einem kraͤftigen Fuße zu erhalten, wirklich sey auch die Einrichtung und der Charakter dieser Truppen⸗Gattung so eigenthuͤmlicher Art, daß man sie in ihrem gegenwaͤrtigen Zustande erhalten muͤsse, wenn man eine tuͤchtige Marine haben wolle. Ihre Anzahl 3000 mehr als im Jahre 1817 belaufe sich jetzt auf 9000 Mann, wovon 4500 immer zur See und 4500 abwechselnd mit jenen auf dem Lande sich befaͤnden. Hier uͤbten sich diese sowohl im Flotten⸗ als im Militair⸗Dienste und seyen dabei so be⸗ schaͤftigt, daß sie gewoͤhnlich von drei Naͤchten eine außerhalb des Bettes zubringen muͤßten. „Ich bin gewiß“, fuhr Hr. Peel fort, „von der Nothwendigkeit einer weisen Oekonomie auf das vollkommenste uͤberzeugt; allein ich frage: ist das nicht auch weise Oekonomie, und vermehren wir dadurch nicht die Sicherheit des Friedens, wenn wir unsere Seemacht in gutem und kraͤftigem Zustande erhalten? (Hoͤrt, hoͤrt! Ohne etwas von der Eifersucht anderer Maͤchte sagen zu wollen und mit dem groͤßten Vertrauen in ihre friedfertigen Absich⸗ ten, muß ich doch zu bemerken geben, daß das Bewußtseyn von der Macht eines Landes fuͤr Rivale und Gegner das beste Bewegungsmittel zum Frieden ist. Man fordert uns auf, in der auswaͤrtigen Politik eine entschiedene Sprache zu fuͤhren; wie koͤn⸗ nen wir dies aber thun, wenn wir nicht darauf eingerichtet sind, noͤthigenfalls eben so entschieden zu handeln wie zu sprechen? Darum muͤssen wir selbst im Frieden unsere Flotte stets voll⸗ staͤndig erhalten; denn muͤßte ein Land unvorbereitet erst Kriegsschiffe bauen und bemannen, um einen Kampf zu be⸗ stehen, so wuͤrden zwei Jahre und zwar die kostbarsten und wichtigsten in einem Seekriege vergehen, ehe es im Stande seyn wuͤrde, sich gegen einen maͤchtigen Feind kraͤftig zu vertheidigen oder einen Gegner mit Vortheil anzugreifen (Beifall). Seit dem Jahre 1817 sind im Mitteellaͤndischen Meere Ereignisse vorgefallen, die man damals nicht vorher⸗ sehen konnte und worauf man natuͤrlich zu jener Zeit noch nicht eingerichtet war. Auch muß bemerkt werden, daß die Staͤrke unserer Seemacht sich zum Theil nach der anderer Staaten richten muß. Im letzten Sommer hatte Rußland 6, Frankreich 6 oder 7 und England 8 Linienschiffe im Mit⸗ tellaͤndischen Meere; ein solches Verhaͤltniß ist gewiß kein un⸗ richtiges, es kommt Großbritanien als einer Marine⸗Macht zu; besonders, wenn man erwaͤgt, welche kriegerische Stellung Rußland gegen die Tuͤrkei angenommen hatte (Hoͤrt!). Inzwi⸗

schen hat auch die Regierung die erste Gelegenheit wieder wahrge⸗

nommen, ihre Seemacht um 3000 Mann zu vermindern.“ Im Ganzen, fuͤhr der Minister fort, seyen waͤhrend des Sommers 1829 5300 Mann mehr im Mittellaͤndischen Meere gewesen, als im Jahre 1817. Die Kuͤsten⸗Blokade, auf 2200 Mann sich be⸗ Kaufend, die den doppelten Zweck habe, den Schleichhandel u hindern und noͤthigenfalls die Kuͤsten⸗Vertheidigungsschiffe zu bemannen, sey ebenfalls seit dem Jahke 1817 erst entstan⸗

dden, und aus diesen drei Vermehrungen entspringe nun der

Zuwachs von 10,500 Mann seit jenem Jahre. Der Redner

38 Fe alsdann: „Betrachten wir die Ereignisse der letzten zwei

besonders von dem Standpunkte aus, den wir als

muͤsse man schlechtern Thee faͤr schweres Geld kaufen.

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Marine⸗Macht einnehmen muͤssen, blicken wir auf die Bege⸗ benheiten im Mittellaͤndischen Meere, auf die Streitigkeiten in Suͤd⸗Amerika, die leicht auch auf unsere Kolonieen Ein⸗ fluß uͤben kͤnnen, auf die zwischen unseren und Suͤd⸗Ameri⸗ kanischen Fahrzeugen vorgekommenen Kollisionen, auf den Krieg zwischen Brasilien und Buenos⸗Ayres, auf die That⸗ sache, daß die neuen Staaten in Amerika eben nicht sehr ge⸗ wissenhaft an den legitimen Kriegsgebrauch, der ihnen zum Theil unbekannt, zum Theil aber auch gleichguͤltig ist, sich binden, und blicken wir endlich auf die Art der Kriegfuͤhrung in jenen Gegenden, so leuchtet uns wohl die Nothwendigkeit ein, eine starke Schiffsmacht zu konserviren, um auf einem Punkte Ausschweifungen zu verhuͤten und auf dem andern den Gang und das Resultat der Ereignisse wahrzunehmen.“ Schließlich ruͤhmte es Herr Peel, daß der gegenwaͤrtige Lord⸗Lieutenant von Irland, Herzog von Northumberland, sich von selbst veranlaßt gesehen habe, der Regierung eine Reduction seines Gehaltes von 27,000 auf 20,000 Pfd. vor⸗ zuschlagen, eine Bemerkung, die eben so, wie die ganze Rede des Ministers, von dem Haufe mit vielem Beifalle aufge⸗ nommen wurde. (Das Resultat dieser Debatte ist bereits gestern mitgetheilt worden.)

London, 2. Maͤrz. Dem Vernehmen nach wird Prinz Leopold, ehe er nach Griechenland geht, eine Reise durch Frankreich und Deutschland machen.

Das Comité fuͤr die ostindischen und chinesischen Ange⸗ legenheiten hat nun auch einen Herrn Brown und einen Herrn Milne, die bedeutend nach China handeln, vernommen. Ihrer Angabe nach belaufen sich die Privatgeschaͤfte mit China jaͤhrlich auf circa 3 Millionen Pfd. Sterl., und es scheint, daß, wenn das Compagnie⸗Monopol aufhoͤrt, man den Thee in England um 15 pCt. wohlfeiler trinken kann, als bisher. Es ward auch noch darauf aufmerksam gemacht, daß der Thee frisch weit werthvoller sey, als wenn er uͤber⸗ jaͤhrig ist, die Compagnie kehre sich aber daran nicht, ucg so

err Brown sagte, daß sein Umsatz nach Kanton seit 1821 sich

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auf 7 800,000 Pfd. Sterl. belaufe; er glaube aber nicht,

daß ein allgemein freier Handel mit China im Ganzen nuͤtz⸗ lich ausfallen werde. Herr Milne aus Manchester, jetzt zu London privatisirend, macht keine Geschaͤfte mehr, er sagt aber, daß er 30 Jahre lang sein Theegeschaͤft durch Amerika⸗ ner habe betreiben lassen und dieses sehr gesegnet gewesen sey.

Heute zeigte der Kanzler der Schatzkammer im Unterhause an, daß er am 15ten d. das Finanz⸗Budget vor⸗ zulegen denke. Hr. M. A. Taylor machte hierauf sei⸗ nen Antrag in Betreff des Kanzlei⸗Gerichtshofes.

In Essex bemuͤhen sich die Paͤchter des Hrn. Wm. Long Wellesley, der dort große Guͤter hat, um dessen Erwaͤhlung ins Unterhaus.

Unter den hiesigen Blaͤttern spricht sich besonders die Morning⸗Chroniele sehr stark fuͤr das Verlangen der Britischen Unterthanen Mosaischen Glaubens aus, die in den buͤrgerlichen Verband aufgenommen seyn wollen. Das Hof⸗Journal versichert, aus guter Auelle zu wissen, daß der Herzog von Wellington, wiewohl er jene Angelegenheit nicht zu einer Regierungsfrage erheben wolle, doch auch nicht die Absicht hege, sich ihr zu widersetzen, falls sie von dem Unterhause, eben so wie die buͤrgerliche Gleichstellung der Dissenters, mit den noͤthigen Sicherheiten fuͤr die Landes⸗ Kirche versehen, als eine wohlthaͤtige Maaßregel empfohlen werde.

Den seit langer Zeit erloschenen Titel eines Lord Lexing⸗ ton, wird, der Times zufolge, der gegenwaͤrtige Sprecher des Unterhauses (Herr Sutton) erhalten, der alsdann als Pair in das Oberhaus eintritt. Jener Titel hat sich bereits vor einem Jahrhunderte in der Familie Sutton befunden.

Herr Tobbett zeigt in seinem „Register“ an, daß er Gelegenheit habe, noch vor Beendigung der gegenwaͤrtigen Session in das Parlament zu kommen, jedoch muͤßten die „noͤthigen Mittel dazu“ worunter eine Subseription sei⸗ ner Freunde verstanden wird erst herbeigeschafft seyn.

Am 13ten d. M. soll die Dampfboot⸗Verbindung zwi⸗ schen London und Hamburg wieder eroͤffnat werden.

Ein in der Times befindliches Schreiben aus Paris enthaͤlt Folgendes: „Als unsere Minister an das Ruder ka⸗ men, fanden sie die oͤffentliche Meinung gegen sich⸗ gekehrt, und sahen sich von allen unabhaͤngigen Journalen heftig an⸗

gegriffen.

Sie suchten Schutz bei den Gerichtshoͤfen, doch

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fast alle ihre Klagen wurden hier zuruͤckgewiesen. Sie schmei⸗ chelten sich Anfangs damit, daß sie im Stande seyn wuͤrden,

sich in der Deputirten⸗Kammer doch nur zu bald wurden sie ihre Taͤuschur

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eine Majoritaͤt zu bilden,