— nehmen wir unsere Plaͤtze auf denselben Baͤnken wieder ein, 88 welche wir jetzt inne hatten, um zu sehen, ob eine 5monat⸗ liche Buße die Kammer gebessert hat, ob unsre Deputirten auf dem viermaligen Wege von der Hauptstadt nach den Pro⸗ vinzen und von den Provinzen nach der Hauptstadt die Ge⸗ sinnungen der Adresse vergessen haben, und ob sie entschlossen sind, ihre Meinungen zuruͤck zu nehmen. Wird die Kammer
dagegen aufgeloͤst, so begeben wir uns nach den Wahl⸗Kolle⸗
gien, um zu sehen, was Frankreichs Waͤhler von dem Allen denken. Verwerfen sie die Adresse, entscheiden sie sich fuͤr die Auserwaͤhlten des Ministeriums, so wollen wir demuͤthigst eingestehen, daß wir uns geirrt haben. Will endlich das Mi⸗ nisterium zu Gewaltschritten seine Zuflucht nehmen, ja dann mag Gott allein wissen, was aus Frankreich und seiner Dy⸗ nastie werden soll, und es kuͤmmert uns alsdann auch sehr wenig, wo wir bleiben. Bis dahin, und so lange die Red⸗ nerbuͤhne schweigt, wird die periodische Presse ferner dafuͤr Sorge tragen, die Minister im Zaume zu halten, wie sie sol⸗ ches schon seit laͤnger als sechs Monaten gethan hat.“
Da die Kammern blos prorogirt sind, so wird Herr Royer⸗Collard in der naͤchsten Woche von dem ihm als Praͤ⸗ sidenten der Deputirten⸗Kammer zustehenden Hotel am Ven⸗ dome⸗Platze Besitz nehmen.
Von den 221 Deputirten, weiche fuͤr die Annahme der Adresse gestimmt haben, wird hier, wie man sagt, ein Na⸗ mens⸗Verzeichniß im Druck erscheinen.
Die Aufnahme des Dichters Lamartine in die Franzoͤsi⸗ sche Akademie wird in einigen Tagen erfolgen.
Das in Nantes erscheinende Blatt „der Freund der Charte“ behauptet, daß unter den Waͤhlern des dortigen großen Wahl⸗Kollegiums, welches den Baron Dudon in die Kammer geschickt hat, 45 absetzbare Beamten sich befunden häaͤtten, und daß von den constitutionnellen Waͤhlern 12 nicht in die Wahlliste eingetragen, und 7 abwesend gewesen waͤren.
Der Graf von Villèle, welcher morgen hier erwartet wird, kommt blos in der Absicht, das Kind seiner einzigen Tochter, der Frau v. Neuville, uͤber die Taufe zu halten.
Vor dem hiesigen Koͤnigl. Gerichtshofe wurden gestern
die Verhandlungen in dem Prozesse des Herausgebers der
Zeitung „le Glaneur d'Eure et Loir, Sellecque, gegen den Buchdrucker Durand (s. Nr. 81 d. Staats⸗Zeitung) fortge⸗ setzt. Der Advokat Barthe fuͤhrte die Vertheidigung des Erstern, wobei er sich auf zwei Argumente stuͤtzte, naͤmlich 1) daß wenn einige Individuen ausschließlich ein Gewerbe betrieben, sie selbiges auch, in Folge des ihnen bewilligten Privilegiums, zu Gunsten Derer ausuͤben muͤßten, die dasselbe in Anspruch naͤhmen, und 2) daß die Drucker fuͤr den Druck von Zeitungen keine Verantwortlichkeit zu uͤbernehmen haͤtten. Wenn, meinte er, ein Franzose, nach der Erfuͤllung aller ge⸗ setzlichen Foͤrmlichkeiten und Bedingungen das Recht zur Her⸗ ausgabe eines Journals erlangt habe, so muͤsse er entweder, um dieses zu drucken, sich nothwendig seiner eignen Pressen dazu bedienen koͤnnen, oder, falls er genoͤthigt sey, sich an einen privilegirten Drucker zu wenden, muͤsse dieser ihm mit seinem Gewerbe und Patente dazu behuͤlflich seyn. Wollte man dagegen, fuͤgte er hinzu, den Druckern das Recht einraͤumen, ihre Pressen den Zeitungsschreibern aus politischen Gruͤnden vorzuenthalten, so wuͤrde man sie gleichsam zu Censoren der periodischen Presse machen, und diese wuͤrde zuletzt, namentlich in den Departements, gaͤnzlich verstummen. In der Replik des Advokaten Hen⸗ nequin (Anwalts des Herrn Durand) behauptete dieser dagegen, daß, wenn auch die Drucker wegen der Gefahren, die aus einem Mißbrauche ihres Gewerbes fuͤr die oͤffentliche Ruhe entstehen moͤchten, einer besonderen Polizei unterwor⸗ fen waͤren, sie deshalb nicht minder der allgemeinen Freiheit genoͤssen; diese bestehe aber hauptsaͤchlich in dem Rechte, das⸗ senige nicht zu thun, was das Gesetz nicht gebiete; da nun nirgends geschrieben stehe, daß die Drucker ihre Pressen de⸗ naen, die solches verlangten, uͤberlassen muͤßten, so stehe es lihnen auch frei, sie zu verweigern. — Die Fortsetzung der Verhandlung wurde, Behufs des Konklusums des General⸗ Advokaten, auf den naͤchsten Dienstag (23sten) verlegt. Im Schooße der Franzoͤsischen Akademie sind gegenwaͤr⸗ tig zwei Stellen erledigt: die des Herzogs von Lévis und die des Marquis von Lally⸗Tollendal. Als Kandidaten dazu ha⸗ ben sich gemeldet: der Graf Philipp von Ségur, die Herren von Pongerville, Ancelot, Cousin, David und Azais. Auf der Kunst⸗- und Gewerkschule zu Angers haben un⸗ rruhige Auftritte stattgefunden, in deren Folge 14 Schuͤler entlassen worden sind. Der zweite Theil der Erzaͤhlungen E. T. A. Hoffmanns ist in einer Uebersetzung von Löwe⸗Weimars im Buchhandel
In Caen ist unter dem Titel „Revue normande“ ein neues Journal gestiftet worden, welches in vierteljaͤhrlichen Liefe⸗ rungen herausgegeben werden und Aufsäͤtze uͤber alle Erscheinun⸗ gen im Gebiete der Wissenschaften und Kuͤuste, so wie des Ge⸗
Großbritanien und Irland.
London, 19. Maͤrz. fortgesetzten Debatte uͤber den Davenportschen Antrag zur Untersuchung der Landesnoth sprach sich zuerst der Oberst Sibthorpe, im vorigen Jahre bekanntlich einer der heftigsten Gegner der Emancipations⸗Maaßregel, sehr stark gegen die gegierung aus. Die Minister, sagte er, haͤtten fruͤher den Berichten des Herrn Jacob, die alle gleich so eingerichtet gewesen waͤren, um ihnen zu gefallen, allzuvielen Glaͤuben geschenkt; das verdammliche freie Handels⸗System sey allein an dem Ungluͤcke des Landes schuld, und wenn die Mitglie⸗ der des Hauses sich weigerten, dasselbe zu untersuchen, um ihm abzuhelfen, so seyen sie in der That, wie Jemand sich geaͤußert habe, werth, in die Themse geworfen zu werden. Ein anderes ehrenw. Mitglied habe zwar als Beweis von dem Wohlstande des Landes die hohe Summe angefuͤhrt, die durch die Besteuerung des Silberzeugs eingehe; Silberzeug habe jedoch das Volk nicht, dies besitze kaum irdene Gefaͤße, oder, wenn es diese auch haͤtte, so besaͤße es doch nichts, um es in die Gefaͤße hinein zu thun. Daher stimme er fuͤr eine strenge Untersuchung der Landesnoth. Oberst Davies erklaͤrte sich gegen den Antrag, blos weil auch die Landes⸗Valuta als ein Gegenstand bezeichuet worden, der untersucht werden solle; diese wieder zu aͤndern, halte er jedoch fuͤr unzweckmaͤßig. Dagegen wuͤrde er sich fuͤr einen Ausschuß erklaͤren, der blos den Zweck haͤtte, zu untersuchen, wie weit die Besteuerung noch herabzusetzen sey, namentlich von Malz, Zucker, Taback u. s. w.; zur Ausgleichung wuͤrde er eine Reduzi⸗ rung von Armee und Flotte und eine Vermoͤgen⸗Steuer von 2 pCt.
dieser Debatte ist noch nicht bekannt, da spaͤtere Nachrichten aus London, als vom 19ten d., noch nicht hier eingetroffen sind.) Die Times vom gestrigen Tage, die den Verhandlun⸗ gen der Franzoͤsischen Deputirten⸗Kammer fuͤnf ihrer langen Kolumnen widmet, fuͤgt, nach Mittheilung der Adresse, fol⸗ gende Betrachtung hinzu:; „Ungemein begierig ist man, zu er⸗ fahren, welches die Entscheidung des Koͤnigs nach Empfang⸗ nahme dieser Adresse seyn wird. Wird er seine Minister so⸗ gleich entlassen, oder wollen dieselben so lange im Amte be⸗ harren, bis sie eine andere Niederlage erfahren haben? Die Administration des Herzogs von Richelieu wurde in Folge einer Adresse entlassen, die sich bei weitem nicht so stark gegen das Verfahren der Minister ausgesprochen hatte; die Krisis war aber auch damals nicht so schwierig als jest. Zu glei⸗ cher Zeit ist es jedoch erfreulich, zu bemerken, daß die hoͤchste Freiheit der Diskussion zu keiner Stoͤrung der oͤffentlichen Ruhe gefuͤhrt hat, und daß selbst die Staatspapiere, diefer empfindliche Barometer der politischen Atmosphaͤre, durch keine allzustarken Bewegungen von Unruhe gezeigt haben.“ An einer andern Stelle aͤußert sich die Times in Be⸗ zug auf die Vorgaͤnge in Paris: „‚Die Unpopularitaͤt des Polügnacschen Kabinettes — ob mit Recht oder Unrecht, lassen wir dahin gestellt seyn — und die Nothwendigkeit, etwas zum Opfer zu bringen, um die oͤffentliche Meinung zu besaͤnftigen, kann nicht laͤnger mehr durch Sophisterei bestritten oder mit Leichtsinn uͤbersprungen werden. Vergebens duͤrfte man jetzt noch der Welt versichern wollen, daß der in Frankreich waͤh⸗ rend der letzten 7 Monate erhobene Allarm⸗Ruf, daß die Vereine, die sich bildeten, um die constitutionellen Rechte wahr⸗
derung bei Zusammenberufung der Kammern — das bloße Resultat des Journalismus, das Werk eines noch unentdeck⸗ ten Comité⸗Directeurs, die Erfindungen und Visionen einer von der großen Mehrheit der Nation mißtrauisch betrachte⸗ ten und von sich gewiesenen Faction seyen. Zweig der Legislatur, aus Maͤnnern bestehend, die nicht etwa von der Masse gewaͤhlt werden oder den Poͤbel repraͤsenti⸗
— und von 80,000 der groͤßten Eigenthuͤmer zu ihren
Vertretern gemacht sind, Adresse an den Thron widersprochen.
Antagonisten in den verschiedenen von ihnen befolgten und
Umsichgreifen demokratischer Prinzipien fuͤrchtet, oder die Letzteren mit Unrecht besorgt sind vor einer zu 4 dehnung der Praͤrogative, kurz ob eine von⸗ eiden Parteien
werb 81 und Handels in der Normandie, enthalten wird.
Bei der heute im Unterhause
des jaͤhrlichen Einkommens empfehlen. (Das endliche Resultat
zunehmen, daß die Vorhersagungen endlich von einer Verän⸗
Der populaire
ren, sondern selbst zu den beguͤtertsten Leuten in Frankreich
hat jenen Erklaͤrungen durch seine Sache der Auslaͤnder ist es nicht, zu entscheiden, ob das Ministerium oder seine
sich widersprechenden Systemen die Interessen Frankreichs besser wahrnehmen, ob das Erstere nicht allzuviel von einem
u großen Aus⸗
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wirklich all das Schlechte oder das Gute thun kann, das ihnen
8
ihre respektiven Freunde und Feinde zuschreiben; das duͤrfen
wir jedoch wagen, daß wir diejenige Seite positiv bezeichnen, auf welcher die Macht der oͤffentlichen Meinung, der Einfluß
und die Kraft der Nation jetzt ruhen. Der Theil der Presse,
der nur im geringsten eine Macht uͤber die Masse des Volks
ausuͤbt, ist ganz und gar und von Anfang an gegen das
Polignaesche Ministerium gewesen, waͤhrend dieses nur sehr
schwach von den eigenen Journalen unterstuͤtzt worden ist.
In den Versammlungen der beiden Kammern und — was in Paris fast dasselbe sagen will — in den Versammlungen der Salons gab dieselbe antiministerielle Gesinnung sich kund. In der Deputirten⸗Kammer zeugen alle ihre Beamten, ohne eine einzige Ausnahme, zeugen die Adreß⸗Kommission und die Adresse selbst von dem Widerwillen der Majoritaͤt gegen die bestehende Verwaltung. — Uns ziemt es nicht, indem wir diese Thatsachen anfuͤhren, zu eroͤrtern, wie eigentlich eine Franzoͤsische Legislatur zu Werke gehen sollte, wenn die Krone eine unpopulaire Wahl ihrer Diener getroffen hat — das duͤrfen wir jedoch sagen, daß — da, nach dem eigenen Eingestaͤndniß der Liberalen, die Minoritaͤt sich noch keine Handlung der Willkuͤhr erlaubt hat, da sie bisher keine ungesetzliche Maaßregel ausgefuͤhrt, da sie auch noch keine despotische Verletzung der National⸗Institutionen an⸗ gedroht, welche das uͤber sie in der Adresse ausgesprochene Ur⸗ theil erfordert haͤtte oder rechtfertigen koͤnnte — darum auch die groͤßte wider sie vorgebrachte Anklage darin besteht, daß ihre Namen ominoͤs seyen, und daß sie blos deshalb noch nichts Boͤses goͤthan, weil sie vor den moͤglichen Folgen eine allzu⸗ große Fuͤrcht hegen.”“ 8
Der Globe ruͤhmt die Ruhe, die unter den jetzigen Um⸗
staͤnden in Paris herrscht, ebenfalls: „Die Franzosen“, sagt
er, „scheinen endlich ein der ruhigen Reflexion folgendes verstaͤndiges Volk geworden und zu der Entdeckung gekom⸗ men zu seyn, daß es eine Macht giebt, welche „„offentliche Meinung““ heißt. Auf diese Macht sich verlassend, war⸗ ten sie mit sicherm Vertrauen den Ausgang des gegenwaͤrti⸗ gen Kampfes ab und sind sich wohl bewußt, daß, mit Aus⸗ nahme einiger eingewurzelten U'tras, alle Parteien bei der Aufrechthaltung der Ordnung und der constitutionnellen Mo⸗ narchie interessirt sind. Durch eine verstaͤndige Freiheit der Diskussion wird weder das Eigenthum eines Menschen noch seine Person auf das Geringste gefaͤhrdet.“ 1
In Dubiin hat am vorigen Montage eine Versammlung stattgefunden, in der eine Bittschrift an das Parlament um Wiedereinsetzung der Irlaͤndischen 40 Shill. Freisassen in ihre fruͤheren Rechte beschlossen ward. Aber nicht allein diese, sondern eine allgemeine Stimm⸗Berechtigung fuͤr das ganze Volk soll vom Parlamente begehrt werden. Herr Lawleß fuͤhrte den Vorsitz in der Versammlung, die sich in großes Lob uͤber Herrn Ö'Connell ergoß und ihm den Ehren⸗Namen
„O’Connel von den Bergen“ fuͤr die Folge zuerkannte.
Briefen aus Cadix zufolge sollten am 28. Febr. schon 3000 Mann nach der Havana abgehen. Im Ganzen, heißt es in denselben Briefen, wolle die Spanische Regierung 18,000 Mann absenden, um eine neue Expedition gegen eine der Suͤd⸗Amerikanischen Republiken zu unternehmen.
Aus einem Berichte, den die hier bestehende „Britische und auswaͤrtige Schul⸗Societaͤt’ von der Insel Syra erhal⸗ ten hat, geht hervor, daß auf folgenden Inseln des Archipe⸗ lagus Schulen nach dem Lancasterschen Systeme errichtet wor⸗ den sind. In Syra eine mit 500 Kindern, in Zea eine; in Andros zwei, wovon die eine 140 und die andere 120 Kinder zaͤhlt; in Tino eine mit 150 Kindern; in Myconi eine mit 155 Kindern; in Saͤmos zwei; in Kalumns eine mit 80 Kin⸗
dern; in Naxos zwei, wovon die eine 180 und die andere 100 Kinder zaͤhlt; in Paros eine mit 106 Kindern; in Anasi
eeine; in Santorino eine; in Gambusa eine mit 80 Kindern
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und in Thermia zwei. In Morea giebt es ebenfalls schon mehrere solche Schulen, und auch in Aegina besteht eine. “ 11X1X“X“ Aus dem Haag, 23. Maͤrz. Die zweite Kammer der Generalstaaten hat in ihrer gestrigen Sitzung die Berathun⸗ gen uͤber die Kriminal⸗Gerichtsordnung beschlossen und die Titel XIX. bis XXI. angenommen, den XXII. und letzten dagegen mit 90 gegen 5 Stimmen verworfen. Von dem ganzen Gesetz⸗Entwurfe sind also nur 3 Titel, und zwar außer
obigem die Titel II. und III. von der Kammer verworfen worden.
Gestern beschaͤftigte sich die aus den Praͤsidenten der Sectionen bestehende Central⸗Section der Kammer mit dem Gesetz in Betreff des oͤffentlichen Unterrichts.
h und Kammerherr Graf von Lens, Mit⸗
I. Obgleich der Fieberanfall gestern wieder ausgeblieben, so
Kassel, 23 März
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glied der ersten Kammer der Generalstaaten und fruͤherer Gouverneur von Ostflandern ist am 20sten d. M. in Gent am Schlagflusse gestorben.
“ D eut schlandd. Darmstadt, 23. Maͤrz. Die heutige Zeitung ent⸗ haͤlt folgende Berichte uͤber das Befinden Sr. Koͤnigl. Hoh 8 Fünttrt eericht.
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wurden jedoch Se. Koͤnigl. Hoh. des Abends von der Kopf⸗ affection befallen und hatten bis gegen Morgen eine sehr unruhige Nacht. Diesen Morgeu hatten Allerhoͤchstdieselben uͤber Nichts zu klagen, haben mit Appetit das gewoͤhnliche Fruͤhstuͤck außer Bett zu sich genommen, und der Puls schlaͤgt vollkommen ruhig⸗
Darmstadt, den 21. Maͤrz 1830.
DMDr. Frhr. v. Wedekind. Dr. v. Hessert.
8 5 Sechsster Bericht.
Die gestrige Zunahme alter Gichtbeschwerden bei der
Abnahme der katarrhalischen und bei einer dem natuͤrlichen
Zustande aͤhnlichen Beschaffenheit des Pulses, wie auch die Ruͤckkehr einiger Eßlust, schienen eine baldige Wendung zum
Besserwerden anzukuͤndigen, zumal sich nur selten Erscheinun⸗
gen der Kopfaffectionen wahrnehmen ließen; aber Allerhoͤchst⸗ 9 dieselben hatten doch auf die so heftigen Anstrengungen eine unruhige Nacht, und die Kraͤfte haben heute merklich abg nommen.
Darmstadt, den 22. Maͤrz 1830.
(Folgen die Unterschriften.) “X“X“ Se. Koͤnigl. Hoheit der Ku haben den beiden Geh. Finanzraͤthen, Freiherrn C. M. von Rothschild zu Frankfurt und J. von Rothschild zu Paris, bisherigen Rittern des Hausordens vom goldnen Loͤwen, das 1“ zweiter Klasse eben dieses Ordens ver⸗ lehen.
Lauenburg, 18. Maͤrz. Auch unsere Stadt ist bei den durch den diesjaͤhrigen Eisgang angerichteten Verwuͤstun⸗ gen nicht verschont geblieben. Saͤmmtliche Häaͤuser an der Elbseite — fast die Haͤlfte der Stadt — sind durch die ge⸗ waltsam hinangedraͤngten hohen Eismassen und die nachfolgen⸗ den Wasserfluthen betraͤchtlich beschaͤdigt: viele so sehr, daß sie den Einsturz drohen. Der dadurch angerichtete Schaden, welcher sich wegen des noch fortdauernden hohen Wasserstan⸗ des nicht genau bestimmen laͤßt, ist sehr groß; vorzuͤglich em⸗ pfindlich aber ist der Verlust der saͤmmtlichen zum Schutze der Stadt aufgestellten und zu deren Erhaltung unentbehrli⸗ chen Eisboͤcke, die vom Eise fortgerissen worden und nur mit betraͤchtlichen Kosten wieder hergestellt werden koͤnnen.
Wien, 23. Maͤrz. Seine Kaiserl. Maj. hab durch Resignation des Grafen Quirini⸗Stampaglia erledigte Stelle eines Ober⸗Hofmeisters bei Ihrer Kaiserl. Hoheit der Durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Elisabeth, Gemahlin Sr. Kaiserl. Hoheit des Herrn Erzherzogs Vize⸗Koͤnigs, dem K. K. Kaäͤmmerer und Ritter des Ordens der eisernen Krone, Ferdinand Grafen Crivpelli, zu verleihen geruhet.
Nachrichten aus Ofen vom 18. d. zufolge, dauert das Thauwetter bei Tag mehr oder weniger wirksam fort; uͤber Nacht friert es dann. — Die Eisdecke ruht daselbst fortwuͤh⸗ rend fest auf der Donau, so daß noch am 14ten und 15ten in den Morgenstunden Fußgaͤnger es wagten, sie zu passiren; aber eine Strecke weit unter dem Bruck⸗Bade ist freie Was⸗ serbahn, und dort wurde seit dem 13ten mittelst Kaͤhnen und Plaͤtten die Communication zwischen beiden Staͤdten, gepflo⸗ gen. — Aus Komoron vom 14. Maͤrz Nachmittags wird ge⸗ meldet: „Von Neu⸗Szoͤny herab ist der Eisstoß gestern Abend um 5 Uhr in Bewegung gekommen; er hat sich aber nur auf etwa 40 Klafter getrennt. Ebendasselbe ist an der Festung der Fall. Man hofft, daß er nun abruͤcken werde. Das Was⸗ ser ist um 15 Zoll gefallen; dennoch koͤnnen, wegen Ueber⸗ schwemmung der Almäser Felder, die Posten nur auf Umwe⸗: gen befoͤrdert werden. Gegen Neszmély und Aes sind die Straßen beinahe unbefahrbar. Die Fuhrleute kampiren ganze Naͤchte theils mit ihren umgeworfnen Wagen, theils wegen der Unmoͤglichkeit weiter zu kommen. Von Neu⸗Szoͤny ha⸗ ben die Haͤlfte der Einwohner ihre uͤberschwemmten Haͤuser verlassen, und sie koͤnnen dieselben nur zuweilen in Kähnen
he 8 Die Agramer Zeitung vom 15. d. M. meldet: „Obgleich die Privat⸗ und Handels⸗Korrespondenzen aus Jassy das gaͤnzliche Aufhoͤren des Pestuͤbels daselbst behaup⸗ den, so geht doch aus verlaͤßlichen Nachrichten hervor, daß v“ 8
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