1830 / 105 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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11“ 8 11“ reechts und links auf die Estrade an den Kopf des Sarges. Die ober⸗Hof⸗Chargen treten vor den Sarg auf die Estrade.

82 Bei dem Eintritt des Kondukts in die Kirche wird eine feierliche Trauermusik angestimmt, welche so lange fortwaͤhrt, bis der Sarg auf der Estrade steht und der gesammte Kondukt sich an die bestimmten Plaͤtze begeben hat. Nach deren Be⸗ endigung spricht der Hofprediger Zimmermann ein Gebet. Nach diesem treten auf ein gegebenes Zeichen die Leichentraͤ⸗ ger an den Katafalk und tragen die Allerhoͤchste Leiche, un⸗ ter Vortretung des Oberceremonienmeisters, der Hofgeistlich⸗ lichkeit, sodann des Ministers des Hauses, in die Gruft. Nach erfolgter Beisetzung wird die Gruft von dem Minister des Hauses geschlossen. Seine Koͤnigliche Hoheit der Groß⸗ herzog und die Prinzen des Hauses verfuͤgen sich nun auf die Großherzogliche Emporkirche, worauf, dem Willen des verewigten Großherzogs entsprechend, von der Großherzog⸗ lichen Hof-⸗Kapelle das Requiem von Koslovsky gesungen wird. Muͤnchen, 5. April. (Aus der Allgem. Zeitung.) In der Augsburger Allgem. Zeitung wird in einem Artikel aus Muͤnchen vom 3ten d. *) bei der Erzaͤhlung des am 2ten d. erfolgten Einsturzes eines neuerbauten Hauses in der Karls⸗ raße in Muͤnchen bemerkt, daß die Lokal⸗Bau⸗Kommission ieses Haus bereits zum Abbruche bestimmt gehabt, der Ei⸗ genthuͤmer gegen diese Entscheidung den Rekurs an die Re⸗ gierung ergriffen habe, und, noch ehe die Bestaͤtigung jenes eschlusses erfolgte, der Unfall eingetreten sey. Wir sind er— Berichtigung dieses Artikels zu erklaͤren, daß ge⸗ Abbruch fraglichen Hauses anordnende Verfuͤ⸗ gung der Lokal⸗Bau⸗Kommission ein Rekurs zur Koͤnigl. Re⸗ gierung des Isar⸗Kreises weder vorgelegt, noch uͤberhaupt er⸗ gsriffen worden ist. 1.“

maͤchtigt, zur gen die den

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1 PNortug all. Pariser Blaͤtter berichten aus Lissabon vom 24. Naͤrz. „Zu den Bedingungen, von denen England die Anerkennung Dom Miguels abhaͤngig macht, gehoͤrt nicht nur die Bewilligung einer Amnestie, sondern es verlangt auch, daß der fuͤr Portugal sehr unguͤnstige Vertrag, der im Jahre 1810 zwischen England und Johann VI. in Brafilien abgeschlossen wurde, wieder in Kraft gesetzt werde. Der Graf von Pombeiro wird noch einige Tage hier bleiben; die Depeschen, welche er fuͤr den Vicomte von Asseca nach London bringen sollte, sind abgeschickt worden. Graf Basto ist noch immer krank, und der Herzog v. Cadaval interimi⸗ stisch mit den Portefeuilles des Innern und der Marine beauftragt. Das Marine⸗Ministerium hat dem Gesandten der Vereinigten Staaten eine Abschrift der Verordnung uͤber⸗ sandt, durch welche die Zuruͤckgabe der von dem Portugie— 1 Blokade⸗Geschwader vor Terceira gekaperten Nord⸗ Amerikanischen Schiffe und die Freilassung der in Haft be⸗ findlichen Mannschaft befohlen wird. Der Amnestie⸗Ent⸗ wurf, welcher vor einigen Tagen eirkulirte, ist unter dem Vorwande verworfen worden, daß er die Gemuͤther noch mmehr aufreizen wuͤrde, statt sie zu besaͤnftigen. Aus der pei der Vorstadt der heiligen Barbara gelegenen Engelskirche sind in der Nacht vom 21sten auf den 22sten d. M. saͤmmt⸗

heilige Gefaͤße entwendet worden.“

Aus einem in der Allgemeinen Zeitung enthaltenen Aufsatze uͤber die Franzoͤsischen Expedition gegen Algier ent⸗ lehnen wir Nachstehendes: „Auf der westlichen Seite der Rhede von Algier erhebt sich die Stadt dieses Namens, mit ihren blendend weißen Haͤusern, (ungefaͤhr 15,000 an der Zahl), amphitheatralisch an dem vom Mittelmeere bespuͤlten gebirgigen Ufer. Die Straßen sind uneben und eng, mit Ausnahme der die Stadt von Nordwest nach Suͤdost durchschneidenden, ungefaͤhr 30 Fuß breiten, mit Buden besetzten Hauptstraße. Unter den Terrassendaͤchern der (meist von Backsteinen erbauten) Haͤu⸗ ser ragen zehn große Moscheen, einige christliche Kapellen und Hospizien, das Arsenal und eine Reihe Kasernen hervor, in denen die Besatzung der Stadt, die Tuͤrkische Miliz, haust. Der von einigen Porphyrsaͤulen getragene Pallast des Deys liegt in der Spitze des Dreiecks, das die Stadt bildet. Die setztere hat etwas uͤber eine Stunde im Umfang und ist von einigen vermauerten und sechs offenen Thoren umschlossen, von welchen letztern sich drei auf der Landseite befinden: Babazon gegen Osten, (von welcher Seite Karl V. 1541 die Belagerung eroͤffnete), das Neuthor gegen Suͤden (das zum Kaiserfort [Sultansfort] fuͤhrt) und gegen

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*) S. Nr. 102 der Staats⸗Zeit.

S. Nr. 93 der Staats⸗Zeitung.

(brasses),

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Westen Babaluette (der

sten).

des Arsenals, das fuͤnfte die Pforte des Molo, und das

sechste, am westlichen Meeresufer, das Thor Pescada. Auch innerhalb der Stadt befinden sich viele Thore, weiche F.ö 8

verschiedenen Quartiere von einander trennen, und die des 16

Nachts

v--EFeeeeee2— ist das b 8

aiserschloß (Sultansfort), das von Karl V. ange⸗

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legt wurde, und auf der Krone eines die Stadt beherrschen⸗ So wie aber die Stadt selbst von den umliegenden Anhoͤhen dominirt wird, so soll, nach dem

den Berges gelegen ist.

(im Semaphore de Marseille enthaltenen) Bericht eines Fran⸗ zosen, *) der mehrere Jahre in Algier lebte, von dem Gar⸗ ten des Niederlaͤndischen Konsuls und den Umgebungen des Schwedischen Konsulathauses aus auch das Kaiserschloß be⸗

1 Hinrichtungsplatz der Chri⸗ 8 Das vierte Thor, Alkazava (Alcassade), ist die pforte .

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herrscht seyn; es sollen jene Punkte so hoch liegen, daß man in den inneren Hof der Citadelle hineinsehen koͤnne, was um

so wichtiger waͤre, als an diesem Fort Algiers Schicksal haͤngt. Die Stadt ist ganz nach alter Art befestigt, d. h. blos mit

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einer dreißig Fuß hohen Mauer umgeben, vor der ein trocke⸗

ner Graben gezogen ist, der durch eine zweite, 4 Fuß hohe und 3 bis 4 Fuß dicke, oben spitz zulaufende Mauer gedeckt wird. Die geneigte Lage der Graͤben macht es unmoͤglich, sie mit Wasser zu fuͤllen, und die hohe Ringmauer selbst wird von unbefestigten Wohnhaͤusern unterbrochen. Indessen laͤuft von einem bis zum andern Ende des die Rhede von Algier bildenden Halbzirkels eine fast ununterbrochene Reihe von Bastionen, Schanzen und Batterieen, von denen manche erst seit Lord Exmouths Angriff aufgeworfen wurden, und die mit einer furchtbaren Artillerie besetzt sind. Zu den am staͤrk⸗ sten befestigten Punkten gehoͤrt die Alkazava (worin sich fruͤ⸗ her der Schatz befand) und der Molo. Auf den Klippen, die den Molo umgeben, befindet sich gleichfalls ein Fort, das von Zoͤglingen der polytechnischen Schule in Paris erbaut worden seyn soll, die 1815 bei einer Purification jenes Instituts ver⸗ trieben wurden. Die Zahl der von diesen Befestigungen und Batterieen aus gegen die Seeseite gerichteten Feuerschluͤnde betraͤgt nach der geringsten Angabe 800, nach der hoͤchster uͤber 1800, waͤhrend die Landseite nur von 100 bis 120 Ka nonen beschuͤtzt seyn soll. Vom Kaiserschloß aus, wo 1611 eine reiche Quelle entdeckt wurde, fuͤhrt ein offener Aquaͤdukt in gemauerten Roͤhren den vielen an den Straßenecken be⸗ findlichen Brunnen das Wasser zu, das, wenn es abgeschnit⸗ ten wuͤrde, in der Stadt durch nichts ersetzt werden koͤnnte, da sich daselbst außer jenen Brunnen blos Cisternen befin den. Auf einer felsigen Insel (Al Je Zeire) vor dem Ha⸗ fen der Stadt erbaute 1509 Ferdinand der Katholische ein Kastell, aus dem Khair Eddyn, des beruͤchtigten Horuc Bar⸗ barossa's Bruder, die Spanier vertrieb und die Inse durch einen Steindamm mit dem festen Lande verband Auf diesern, nun stark befestigten, und mit einen Springbrunnen und Leuchtthurme**) versehenen Insel lie gen die fuͤr das Seewesen bestimmten Gebaͤude. Die bei einer Expedition hoͤchst wichtige Frage, ob die Umgegend von Algier nicht zu arm an Wasser sey, wird von den verschie⸗ denen Berichterstattern verschieden beantwortet. Von eint⸗ gen wird das Gestade als durchaus wasserarm bezeichnet, und die in der Stadt an jedem Hause befindlichen Cisternen schei⸗ nen fuͤr diese Angabe zu sprechen, daher bereits einige Jour⸗ nale aͤußerten, man wuͤrde auf der Kuͤste artesische Brun⸗ nen *) graben, um das Franzöͤsische Lager mit Wasser zu versehen. Da aber die diesfaͤlligen Uutersuchungen und Gra⸗ bungen, deren Resultat noch zweifelhaft waͤre, immer einige Zeit erforderten, so muͤßte den Truppen das Wasser zugefuͤhrt werden. Bedenkt man die ungeheure Quantitaͤt, die fuͤr eine Masse von wenigstens 40,000 Menschen taͤglich erfor⸗ dert wuͤrde, so wird man es begreiflich finden, daß die Fran⸗ zoͤsischen Seeleute unter dieser Bedingung die Expedition fuͤr

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** Die Polhoͤhe des Leuchtthurms (Fanal), welche ewoͤhn⸗ lich als die der Stadt angenommen wird, ist 360 49 30 ⁄¼..

2) Nach einem so eben in Toulon erschienenen Werke uͤber Algier waͤren solche Brunnen im noͤrdlichen Afrika schon seit un⸗ denklicher Zeit bekannt. Es heißt darin: „Tuggurt ist die Haupt⸗ stadt von Wadreag, eines Algier zinspflichtigen Distrikts der Sa⸗ hara. Dieser Ort, der in seiner Nachbarschaft weder Fluͤsse noch Baͤche hat, wird durch wahrhafte grtesische Brunnen mit Wasser versorgt. Man graͤbt auf eine Tiefe von 100 bis 2 zuerst durch verschiedene Sand⸗ und Kiesla einer Art Schiefer, unter welchem das von den Argbern nannte Bahar⸗Taht⸗el⸗Erd (das unterirdische Meer) sich befend von wo das Wasser, so wie der Stein durchbrochen 4 mit Ge⸗ walt herausstuͤrzt, nicht ohne oft das Leben der Arbe ter in -

fahr zu setzen.“ 1n

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unnmoͤglich erklaͤrten.

das Klima, die Vegetation

FJFahreszeit, von dem Algier ist keinesweges

Indessen scheinen die anfaͤnglichen An⸗ gaben zum mindesten etwas uͤbertrieben. Andere Berichte versichern ausdruͤcklich, es gebreche nirgends an Wasser, und man die einstimmigen Schilderungen der Reisenden uͤber S Landstriches 8e 889 nicht umhin, in ihnen eine Be tigung jener Angabe zu in⸗ 4 zNan spricht uns“ (heißt es im Aviso de la Medi⸗ terrannée) „von dem brennenden Himmel Afrika's, von dem versengenden Winde der Wuͤste, von Sandgestaden, von gaͤnzlichem Mangel an Wasser und Lebensmitteln; die mei⸗ sten dieser Behauptungen sind falsch oder uͤbertrieben. Alle, die dieses Land beschrieben, sagen einstimmig, daß das Klima der Berberei mild und gesund sey. Die Jahreszeiten folgen sich in regelmaͤßiger Ordnung, und obgleich im Herbste die Hitze sehr groß ist, so wird sie doch meist, selbst in dieser Nordwinde gemaͤßigt. Die Kuͤste von duͤrr und unfruchtbar; die Hoͤhen, welche die Stadt umgeben, sind mit zahlreichen Obstgaͤrten bedeckt, mit Weinreben, Orangen und Oliven beflanzt und die schoͤn⸗ sten und verschiedenartigsten Landschaften darbietend. In den Umgebungen der Stadt zaͤhlt man nicht weniger als zwanzigtausend Gaͤrten und Weinberge. Der Boden bringt im Ueberfluß Gerste, Weizen und alle zur Nahrung des Menschen noͤthigen Dinge hervor. Es handelt sich also nicht davon, hinzugehen, um in einer Wuͤste zu lagern und zu manoͤvriren; wenn man Gefahren zu fuͤrchten hat, so ist dies viel mehr von Seiten der Menschen als des Klima’s, und nicht die Menschen sind es, die je der Franzose fuͤrchtete.“ Suͤd⸗Amerika. 8 Nach den neuesten in England eingelaufenen Nachrichten aus Bogota (bis Mitte Januar) war Bolivar daselbst an⸗ gekommen und hatte alsbald eine Proclamation erlassen, worin es heißt, daß, nachdem er 20 Jahre dem Staate als Patriot gedient, man ihn in den Verdacht bringe, als wolle er sich eine Krone aufsetzen. Weit entfernt davon, forderte er das Volk auf, sich dem National⸗Kongresse anzuschließen, und ihn mit ganzer Kraft zu unterstuͤtzen. Dem Kongresse hat Boli⸗ var folgende Botschaft zugehen lassen: 1 „Es ist eine schwere Aufgabe, einer Nation, die durch Krieg von der Unterdruͤckung befreit worden, ohne fuͤr die Einfuͤhrung freier Institutionen geschickt gemacht zu seyn, eine Verfassung zu geben. Ihr habt jedoch, als. so viele Leuchtthuͤrme, die Beispiele der Geschichte in Europa, und hier die Erfahrung von 20 Revolutions⸗ Jahren vor euch. Euer Urtheil wird, wie ich hoffe, hin⸗ reichend seyn, die Leidenschaften Einiger und die Unwissenheit der Vielen zu uͤberwinden. Vier Jahre sind es, seit Un⸗ ruhen im Innern mich aus Peru zuruͤckriefen und bewogen, den ersten Platz als obrigkeitliche Person anzunehmen; ich durfte mich nicht bedenken, da ich unsere Institutionen in der groͤßten Gefahr und die Gesetze außer Kraft sah. Mein

Dekret vom 27. August 1828 zeigte meinen sehnlichen Wunsch,

die Verantwortlichkeit einer unbeschraͤnkten Gewalt niederzu⸗ legen, und in der Republik vermittelst ihrer Repraͤsentanten eine Verfassung eingefuͤhrt zu sehen. Bald darauf ward ich wieder an unsere suͤdliche Graͤnze gerufen, um einen unge⸗ rechten Angriff abzuschlagen. ies ist gluͤcklich zu Stande Febracht und vor vier Monaten der Friede zwischen beiden aͤndern geschlossen worden. Die machthabende Partei in Peru ist gewechselt worden, und die jetzige Regierung be⸗ kennt, daß wir hinterlistig zum Kriege gereizt waren. „Waͤhrend meiner Abwesenheit in Peru sind Gen. Cor⸗ dova und seine Anhaͤnger gefallen; ihre Bestrafung kam vom Allmaͤchtigen; von unserer Hand wuͤrden sie Gnade erhalten haben, die wir den Ueberlebenden auch erzeigt haben. Wir haben wenigstens den Trost, daß keine dieser inneren Er⸗ schuͤtterungen uns zugeschrieben werden koͤnne; moͤgen sie als Warnungen dienen und als Heimsuchungen der Vorsehung angesehen werden. Euch, ihr Repraͤsentanten Columbiens! kommt es zu, heilsame Fruͤchte von diesem herben Baume zu aͤrndten, oder Euch wenigstens fern von seinem giftigen Schat⸗ ten zu halten. Alle Provinzen warten auf Euren Entschluß; in allen Gegenden sind die Versammlungen mit Achtung ge⸗ gen die Regierung und Hoffnung auf den konstituirenden Kongreß gehalten worden; in Caraccas allein haben wir ein Verfahren zu beklagen, das zu einem Aeußersten gefuͤhrt hat; Eure Sache wird es seyn, daruͤber mit Klugheit und Weis⸗ heit zu richten.“ r Indem ich von meinem Entschlusse, die Praͤsidentschaft niederzulegen, spreche, mag meine Aufrichtigkeit bezweifelt werden; aber ich bitte Euch zu erwaͤgen, daß es Eurer Ehre zuwider waͤre, mich zu diesem hohen Posten in Vorschlag zu

worben.

bringen, und der meinige entschieden zuwider, ihn anzunehmen.

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Wenn Ihr mich aufs neue ernenntet, wüuͤrde es der Welt nicht so erscheinen, als haͤtte ich mich selbst ernannt? Ihr werdet nicht in Verlegenheit kommen, Maͤnner zu finden, welche die Pflichten eines Praͤsidenten zu erfuͤllen im Stande sind, Maͤnner, die nicht wie ich, unter dem Verdachte der Ehrsucht stehen. Ein neuer erster Beamter ist jetzt fuͤr Co⸗ lumbien unentbehrlich geworden, denn Viele unserer Lands⸗ leute wuͤnschen zu wissen, ob ich je aufhoͤren werde, sie zu beherrschen. In Amerika wie in Europa fuͤrchten Viele, daß ich eine Rolle spielen moͤchte, die mit der Freiheit meines Landes unvertraͤglich waͤre. Waͤhlt einen andern Buͤrger, und er wird durch seine Stellung werden, was ich nicht seyn kann, der Vereinigungspunkt zu innerer Eintracht. Diesem legitimen Beamten will ich von Herzen gehorsamen. Ich will ihn mit meinem Schwerdte und meinem ganzen Ein⸗ flusse aufrecht erhalten. Buͤrger! Ihr habt viel zu Stande zu bringen; die National⸗Finanzen verlangen Eure Beach⸗ tung, insonderheit die oͤffentliche Schuld, dieser Krebsschaden Columbiens. Das Heer hat viele Anspruͤche auf das Land und muß reorganisirt werden; die Rechtsverwaltung ist zu bessern. Unabhaͤngigkeit ist ich schaͤme mich, es zu sagen der einzige Segen, den wir errungen haben, und es ist auf Kosten jedes andern geschehen; allein er oͤffnet auch der Er⸗ ringung alles Guten unter Eurem Schirm die Thuͤr.“

Ein Schreiben aus la Guayra vom 31. Jan. (im New⸗York⸗Mercantile Advertiser) meldet: „Es heißt allge⸗

mein, Bolivar habe eine Unterredung mit Paez verlangt. Ist

dies der Fall, so kann man eine Beilegung erwarten, welche uns das Unheil eines Buͤrger⸗Krieges ersparen wuͤrde. Wenn Bolivar ploͤtzlich in Caraccas erschiene, so wuͤrde ihn die Menge mit Freuden empfangen. Es ist unmoͤglich, hier die Verraͤther und die Treuen zu unterscheiden. Paez ist in ho⸗ hem Grade verdaͤchtig; bei der ganzen Angelegenheit der Tren⸗ nung hat er sich kein Wort entschluͤpfen lassen und keine Handlung begangen, welche ihn kompromittiren und Bolivar verletzen koͤnnte.“

Der Courrier francgais enthaͤlt folgendes Privat⸗ schreiben aus Caraccas vom 1. Februar: „Maracaibo hat sich endlich mit dem uͤbrigen Venezuela gegen die Regierung Bolivar's erklaͤrt. Ueber 6000 Mann stehen an der Graͤnze von Venezuela und Cundinamarca unter den Befehlen von Marino und Masero. In Valencia sind 4000 Mann ver⸗ sammelt, welche mit einer Verstaͤrkung von 200 Mann, die man aus Maturin erwartet, unter Bermudez und Gomez ab⸗ marschiren werden. Pena ist zum Minister des Innern und der Justiz, Urbaneja zum Minister der auswaͤrtigen Angele⸗ genheiten und der Finanzen, Soublette zum Kriegs⸗ und Marine⸗Minister ernannt. Santos Michelena ist Unterstaats⸗ Secretair und Lacuna Intendant. Der Kongreß wird sich am 30. April in Valencia versammeln.“ ö

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April. In Nr. 103 der St. Z. (Art. London) ist von Mammuthsknochen und Zaͤhnen Erwaͤhnung geschehen, die das Schiff „Blossom“, Capitain Beechy, von der Esch⸗

scholtzbucht, (Amerikanische Kuͤste im Norden der Behring⸗

straße) zuruͤckgebracht hat, und von den mit Vegetation be⸗ kleideten Eisbergen dieser Bucht. Das Koͤnigl. mineralo⸗ gische Museum in Berlin besitzt verschiedene Exemplare von Mammuthshau⸗ und Backenzaͤhnen von der Eschscholtzbucht, ein Geschenk von Hrn. Adalbert v. Chamisso, der als Natur⸗ forscher der Romanzoffischen Entdeckungs⸗Expedition, Schiff „Rurick“, Capitain Kotzebue, bei der Entdeckung dieser Bucht und ihrer Eisberge im Jahre 1816 gegenwaͤrtig war. Ueber die geognostischen Verhaͤltnisse dieser Gegenden und das Vorkommen der Mammuthsknochen daselbst findet man in „Adalb. v. Chamisso's Bemerkungen und Ansichten, Kotze⸗ bue's Reise, 3 Theil,“ weitere Nachricht.

Aus Greifswald schreibt man 1 Gestern fruͤh starb hier der Professor der altklassischen Lite⸗ ratur, Christian Wilhelm Ahlwardt, nach kurzem Kranken⸗ lager, im beinahe vollendeten siebenzigsten Lebensjahre. Sei⸗ nem Namen sichern ausgezeichnete Leistungen in verschiede⸗ nen Faͤchern der Literatur ein ruhmvolles Andenken. Als Lehrer hat er sich theils um das hiesige Gymnasium, dem er zehn Jahre als Rektor vorstand, und das unter ihm zu einer Bluͤthe gelangte, wie nie vorher, theils um die Universitaͤt, an der er die ordentliche Professur der altklassischen Literatur seit dem Jahre 1819. bekleidete, unvergeßliche Verdienste er⸗ Zahlreiche Schulen ehren dankbar sein Andenken, seine Amtsgenossen verlieren in ihm einen eifrigen und un⸗ ermuͤdeten Mitarbeiter, seine Freunde einen redlichen Freund, und die Universitaͤt eine ihrer vorzuͤglichsten Zierden.

unterm 13ten d.: